Preisschraube bei Porsche: Ab wann ist sie überdreht?

Porsche

Vor ein paar Tagen sah ich einen jetzt 12 Monate alten Test des neuen Cayenne S Coupé. Listenpreis ab € 113 k. Das war schon nach der stattlichen Preiserhöhung zum Modellwechsel auf das Facelift-Modell. 1 Jahr später steht das gleiche Fahrzeug sogar mit € 124 k in der Liste, also ca. 10% Mehrpreis, ohne dass sich irgendetwas geändert hätte (mit Ausnahme des Preisschilds).

Was sich im Vergleich zum Vorgänger allerdings geändert hat, ist der Qualitätseindruck, speziell im Interieur. Drei Beispiele: Schaltkulisse und Schaltknauf wurden durch einen fitzeligen Plastiknippel ersetzt. Die Türöffner innen waren bisher aus Aluminium, jetzt sind das billigste Plastik-Hebelchen, wie sie auch bei Seat und Cupra verbaut werden. Die Abdeckung der Armaturen wurde nicht durch eine billigere Lösung ersetzt, nein, sie wurde gleich ganz gestrichen. In der Fachsprache nennt man solche Maßnahmen De-Contenting.

Preiserhöhung bei Mehrleistung und/oder besserer Ausstattung: gekauft. Deftige Preiserhöhungen bei gleichzeitiger Produktabwertung: unangemessen.

Viele Teilnehmer in diesem Forum können sich einen Porsche leisten. Die Frage ist: Ab wann springen Kunden ab, weil sie der Preispolitik überdrüssig sind?

1867 Antworten

@Eselvieh:

Einverstanden, das sind Deine Beobachtungen. Meine Erfahrungen unterscheiden sich von Deinen. Ich kann mich nicht erinnern, dass

  • GT-Modelle mit Tageszulassungen und 17% Einschlag beim Händler standen,
  • GT3 rabattiert auf der Porsche HP zu finden waren,
  • Cayenne mit bis zu 12% Nachlass auf der Porsche HP angeboten wurden,
  • funkelnagelneue 911er monatelang wie Blei im Showroom standen und
  • ein neuer Cayenne turbo e-Hybrid III.2 über 12 Monate im Berliner PZ stand.

Meine Meinung: Das hat mit der E-Strategie rein gar nichts zu tun (alle oben genannten Fahrzeuge sind ICE oder PHEV), auch nicht mit der Freundlichkeit im PZ, den Zugaben bei der Abholung oder was auch immer, sondern: Die Kunden können und/oder wollen, manche (Dienstwagenfahrer) dürfen nicht mehr. Wenn man die Eigenzulassungen rausrechnet, hat Porsche im ersten Hj. 25 rund 50% der deutschen Kunden verloren. Das kann man drehen und wenden, wie man will: Es liegt hauptsächlich an den Leasing-Konditionen sowie den Preisen.

"Geändert hat sich nichts, wollte ich nur sagen." Das unterschreibe weder ich noch diejenigen, die Aktien der Porsche AG halten.

Gab es alles schon mal, Anfang der 70ziger Ölkrise. 911R Kundenrennfahrzeuge standen wie Blei. Diese konnte man mit entsprechenden Motor auch straßenzulassen. Auch der neue Motor des 911R fiel damals dem Rotstift zum Opfer und man baute die alte Version mit einer statt 2 obenliegenden Nockenwellen pro Zylinderbank weiter. Die 911R wurden damals als Leichtbauversion ohne Motor ausgeliefert. Meist kam der Motor des 906 zum Einsatz. Heute gesuchte Stücke.

Anfang der 90ziger nach Einbruch der Verkaufszahlen in den USA durch den Dollarkurs. Und Irankrieg.

Und dann kam Wendelin Wiedeking. Er mutete den Porsche Stammkunden damals viel zu: Boxter (Barbie-Porsche), Wasserkühlung (Sakrileg), den Cayenne und den Panamera (das sollen Porsche sein???).

Muss ich, glaube ich, nicht weiter kommentieren.

Anscheinend hat es geholfen!!

Und wer Erfolg hat, hat Recht.

Die Luftkühlung mußte der Wasserkühlung wegen der Geräuschentwicklung weichen. Die wasserummantelten Zylinder strahlen deutlich weniger Geräusch ab. Dadurch konnte die Kapselung des Luftgekühlten entfallen und er war im Außengeräusch trotzdem leiser. Damit konnte man die neuen Lärmvorschriften einhalten und dürfte den 911 weiterhin verkaufen.

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Aber das ist doch das normale Spiel von Angebot und Nachfrage. Bei jedem Produkt. Natürlich ärgert sich der Kunde, wenn dieser zum falschen Zeitpunkt kauft. Aber dieser Kunde sollte weiterhin auch den Zeitpunkt seiner Kaufentscheidung hinterfragen.

Vielleicht wurde das Fahrzeug auch als Invest betrachtet. Aber Investment gibt es halt selten ohne Risiko.

Den Frust eines überhöhten Kaufpreises, alleine auf die PAG zu schieben empfinde ich als zu einfach.

Das meinte ich nicht, mir ging es um die von Porsche früher errichteten Zugangsbarrieren zu den Sondermodellen. Das hat sich Porsche von Ferrari abgeguckt. Und das wurde anscheinend auch akzeptiert. Jetzt gibt es diese Modelle ohne dieses Brimborium und die, die damals für einen GT3RS einen Taycan nehmen mussten, ärgern sich schwarz. Mit diesem Hin- und her verprellt man eben auch Kunden.

Und Porsche dürfte wohl kapieren, dass die nie in einer Liga mit den Kollegen aus Maranello spielen werden.

Ironischerweise ging der vermeintlich letzte Dakar an einen italienischen Porschesammler. Mit allem PiPaPo des Marketings und Werbung für Sonderwunsch wurde er gewürdigt. Sollte Porsche den Dakar wie erwartet fortführen, steht eine Porschesammlung zum Verkauf.

Zitat:
@St80249 schrieb am 18. August 2025 um 19:23:42 Uhr:
Das meinte ich nicht, mir ging es um die von Porsche früher errichteten Zugangsbarrieren zu den Sondermodellen. Das hat sich Porsche von Ferrari abgeguckt. Und das wurde anscheinend auch akzeptiert. Jetzt gibt es diese Modelle ohne dieses Brimborium und die, die damals für einen GT3RS einen Taycan nehmen mussten, ärgern sich schwarz. Mit diesem Hin- und her verprellt man eben auch Kunden.
Und Porsche dürfte wohl kapieren, dass die nie in einer Liga mit den Kollegen aus Maranello spielen werden.

Mir hat ein hochrangiger Porsche-MA verraten, dass die Unsitte der Koppelgeschäfte aus den USA kommt und von Porsche adaptiert wurde. Dort scheint es wohl schon länger Usus zu sein, begehrte Produkte via Koppelgeschäft noch mehr zu vergolden.

Ist also keine europäische Erfindung. Das Gier Hirn frisst, sieht man ja öfter in den USA.

Zitat:@knolfi schrieb am 19. August 2025 um 08:26:55 Uhr:

Mir hat ein hochrangiger Porsche-MA verraten, dass die Unsitte der Koppelgeschäfte aus den USA kommt und von Porsche adaptiert wurde. Dort scheint es wohl schon länger Usus zu sein, begehrte Produkte via Koppelgeschäft noch mehr zu vergolden. Ist also keine europäische Erfindung. Das Gier Hirn frisst, sieht man ja öfter in den USA.

Interessant, ich hatte mitbekommen, dass die amerikanischen Händler mit Aufpreisen agieren (ADM, additional dealer markup). So legen die bei einem GT3 noch zusätzlich 100 k USD ADM obendrauf - inzwischen sehr zum Ärger der Kunden.

Zitat:
@St80249 schrieb am 19. August 2025 um 10:14:27 Uhr:
Zitat:@knolfi schrieb am 19. August 2025 um 08:26:55 Uhr:
Interessant, ich hatte mitbekommen, dass die amerikanischen Händler mit Aufpreisen agieren (ADM, additional dealer markup). So legen die bei einem GT3 noch zusätzlich 100 k USD ADM obendrauf - inzwischen sehr zum Ärger der Kunden.

Gibt beides, Ferrari treibt es auf die Spitze.

15 individualisierte Ladenhüter um einen Limitierten zu bekommen, kein Tippfehler.

Na ja, wenn man 3 Haupt- und 12 Nebenfrauen hat und alle gleich gut versorgt, kann ein solches Angebot durchaus Sinn ergeben 😂.

Bei Koppelgeschäften war wohl Porsche UK der absolute Krösus.

Ich erinnere mich an einen Leserbrief aus 22 oder 23 ( Autocar) dessen Porsche Center wohl PTS Taycans (mehrere) für eine GT3 Bestellung verlangt hat.

Dagegen waren die Amerikaner harmlos.

Zitat:
@Swissbob schrieb am 19. August 2025 um 13:45:10 Uhr:
Gibt beides, Ferrari treibt es auf die Spitze.
15 individualisierte Ladenhüter um einen Limitierten zu bekommen, kein Tippfehler.

Nicht nur die Automobilehersteller, alle Hersteller von begehrten Luxusartikeln treiben es auf die Spitze. Bsp.: Rolex, PP, AP, Hermes, usw.

Aber vielen haben mittlerweile gemerkt, dass die Blase, die in der Coronazeit entstanden ist, geplatzt ist. Es werden nicht mehr Unsummen für gehypte und künstlich verknappte Artikel bezahlt. Ausnahmen gibt es natürlich weiterhin, diese wurden aber schon immer künstlich verknappt (Bsp.: Rolex Daytona Stahl, Royal Oak, besondere Kleineserien und GT/RS-Modelle)

Deshalb sind auch viele bereit, beim Grauhändler das Doppelte des Listenpreises zu zahlen, um an ein begehrtes Modell heran zu kommen. Weil sie zum einen nicht warten wollen oder weil sie nicht Unsummen für (nutzlose) Beikäufe ausgeben wollen.

Wer sich auf solche Kompensationen einlässt wird seine Gründe haben.

Es könnte aber auch passieren, dass irgendwann dieses Geschäftsgebaren sauer aufstößt.

Aber es ist gängige Praxis in allen Branchen; jetzt der gute, fette Deal. Zukunft egal.

Manche glauben das sei Shareholder Value.

"Absurd hohes Preisniveau". Kommentar von Jens Dralle über den in ams 17/25 getesteten 911 GT3 (Testwagenpreis € 273.580,-).

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