Motorradfahrer und Rettungsgasse
Mich würde mal die Denkweise von Motorradfahrern zu folgendem Thema interessieren:
Im Stau neigen Motorradfahrer ja oft dazu zwischen den Autos hindurch zu fahren. Ob erlaubt oder nicht, soll mal nicht die Frage sein - rein argumentativ könnte man sagen, dass sie aufgrund des geringeren Platzbedarfs und der besseren Wendigkeit einfach bessere Möglichkeiten haben durch den Stau zu kommen.
Jetzt ist es so, dass in letzter Zeit immer erfolgreicher Rettungsgassen auf der Autobahn gebildet werden. Da passen nun Autofahrer genauso wie Motorradfahrer durch. Ich denke kein Autofahrer würde auf die Idee kommen da durchzufahren, selbst wenn genügend Platz da ist, wohingegen es für Motorradfahrer völlig normal ist den zusätzlichen Platz für eigene Zwecke zu nutzen. Wodurch kommt diese unterschiedliche Denkweise zustande?
Beste Antwort im Thema
NEIN. Denn dann existiert keine Rettungsgasse mehr.
Einfach akzeptieren: Autos müssen eine Rettungsgasse bilden. Punkt.
Motorradfahrer sind oft gezwungen, sich durchzuschlängen, trotz der Gefahr.
Luftgekühlte Motorradmotoren können nicht minutenlang im Stand laufen.
Man kann die schweren Maschinen nicht stundenlang im Gleichgewicht halten.
Als Motorradfahrer ist man den Unbilden des Wetters direkt ausgesetzt und hat keinen Sicherheitskäfig.
Und Motorräder verstopfen nichts.
Fang' bloss nicht so an, Freundchen...
125 Antworten
Generell sehe ich es so, dass das bilden einer Rettungsgasse Ausdruck einer Kultiviertheit der Verkehrsteilnehmer ist, genau wie das Einfädeln im Reißverschlussverfahren oder das warnen anderer Verkehrsteilnehmer am Stauende durch Warnblinklicht, etc.
Völlig unabhängig der rechtlichen Bewertung empfinde ich das Befahren der Rettungsgasse durch Motorradfahrer zumindest als unkultiviert, was ich wie folgt begründen möchte:
Eine Rettungsgasse ist das Ergebnis eines (geringen) zusätzlichen Aufwands, den jeder Verkehrsteilnehmer bereit ist aus einem einzigen, sinnvollen sozialen Grund zu erbringen, nämlich dass Rettungsfahrzeuge auch in Stausituationen Leben retten können.
Der hindurchfahrende Motorradfahrer beteiligt sich nun nicht nur nicht an dieser Maßnahme, er mißbraucht das Ergebnis der anderen Verkehrsteilnehmer auch noch zum eigenen Vorteil.
Zitat:
@Jens Zerl schrieb am 5. September 2019 um 13:43:21 Uhr:
Generell sehe ich es so, dass das bilden einer Rettungsgasse Ausdruck einer Kultiviertheit der Verkehrsteilnehmer ist, genau wie das Einfädeln im Reißverschlussverfahren oder das warnen anderer Verkehrsteilnehmer am Stauende durch Warnblinklicht, etc.Völlig unabhängig der rechtlichen Bewertung empfinde ich das Befahren der Rettungsgasse durch Motorradfahrer zumindest als unkultiviert, was ich wie folgt begründen möchte:
Eine Rettungsgasse ist das Ergebnis eines (geringen) zusätzlichen Aufwands, den jeder Verkehrsteilnehmer bereit ist aus einem einzigen, sinnvollen sozialen Grund zu erbringen, nämlich dass Rettungsfahrzeuge auch in Stausituationen Leben retten können.
Der hindurchfahrende Motorradfahrer beteiligt sich nun nicht nur nicht an dieser Maßnahme, er mißbraucht das Ergebnis der anderen Verkehrsteilnehmer auch noch zum eigenen Vorteil.
Fährst Du selbst überhaupt Motorrad ???
Zitat:
@taunusheini schrieb am 5. September 2019 um 14:33:57 Uhr:
Zitat:
@Jens Zerl schrieb am 5. September 2019 um 13:43:21 Uhr:
Generell sehe ich es so, dass das bilden einer Rettungsgasse Ausdruck einer Kultiviertheit der Verkehrsteilnehmer ist, genau wie das Einfädeln im Reißverschlussverfahren oder das warnen anderer Verkehrsteilnehmer am Stauende durch Warnblinklicht, etc.Völlig unabhängig der rechtlichen Bewertung empfinde ich das Befahren der Rettungsgasse durch Motorradfahrer zumindest als unkultiviert, was ich wie folgt begründen möchte:
Eine Rettungsgasse ist das Ergebnis eines (geringen) zusätzlichen Aufwands, den jeder Verkehrsteilnehmer bereit ist aus einem einzigen, sinnvollen sozialen Grund zu erbringen, nämlich dass Rettungsfahrzeuge auch in Stausituationen Leben retten können.
Der hindurchfahrende Motorradfahrer beteiligt sich nun nicht nur nicht an dieser Maßnahme, er mißbraucht das Ergebnis der anderen Verkehrsteilnehmer auch noch zum eigenen Vorteil.Fährst Du selbst überhaupt Motorrad ???
Ich schüttle bei solchen sich selbst überhöhenden Zeitgenossen auch immer den Kopf. Ich bin der erste, der alles gibt, was er kann, um ein herannahendes Einsatzfahrzeug so wenig wie möglich zu behindern. Aber eine breite Schneise nicht zu nutzen, nur deshalb weil es verboten ist, das ist eine Gesslerhut-Mentalität.
Ich glaube übrigens, dass in meinem Fall der Polizist deshalb sehr zurückhaltend mit Bußgeld war (er hat ja nur dudu gesagt und wollte noch nicht mal meine Papiere sehen), weil es sich in dem Fall wohl gar nicht um einen Rettungseinsatz gehandelt hat. Die haben einfach aus irgendeinem Grund (war sicher notwendig) die Autobahn gesperrt, und die Autofahrer haben offenbar ohne Anleitung der Polizei eine Rettungsgasse gebildet. Zu retten gab es da aber nichts. Während der ca. 30 Minuten, die wir dumm auf der AB herumstanden, hat kein einziges Rettungsfahrzeug die Gasse befahren. Ich weiß nicht, was die da gemacht haben, vielleicht einen havarierten Überlängetransport von der Bahn geholt. Hätte man mir jetzt ein hohes Bußgeld wegen Verkehrsgefährdung aufdrücken wollen, hätte vermutlich mein Anwalt nur gefragt: "Welche Gefährdung?"
Ich finde, es macht auch einen Riesen- Unterschied, ob ein Motorradfahrer durch eine Rettungsgasse fährt, plötzlich merkt, dass er im Weg ist und mal eben zwischen zwei Autos verschwindet - oder ob das ein Sattelzug macht, der eben nicht einfach so verschwinden kann. Aber für manche Leute ist es ja das Wichtigste, immer genau gesetzeskonform unterwegs zu sein - und noch wichtiger ist es für sie, darauf zu achten, dass alle anderen das bitteschön auch zu machen haben.
PS: Durch meinen Stunt mit der Rettungsgasse stand ich natürlich auf der Pole Position. Irgendwann sammelte die Besatzung des Streifenwagens ihre Hütchen ein und fuhr los. Wir alle fuhren hinterher, und irgendwann haben sie ihr Blaulicht abgeschaltet und sind abgebogen - und dann habe ich stramm Gas gegeben und hatte die A99 für Minuten für mich ganz allein. Auch ein schräges Gefühl.
Zitat:
@Jens Zerl schrieb am 5. September 2019 um 13:43:21 Uhr:
Der hindurchfahrende Motorradfahrer beteiligt sich nun nicht nur nicht an dieser Maßnahme, er mißbraucht das Ergebnis der anderen Verkehrsteilnehmer auch noch zum eigenen Vorteil.
und? Pareto-optimal ist ein Zustand, in dem einer einen Vorteil hat und die Anderen keinen Nachteil. Übersetzt: der Durchfahrende nimmt ja niemandem etwas weg.
Zitat:
@sampleman schrieb am 5. September 2019 um 15:25:46 Uhr:
Aber für manche Leute ist es ja das Wichtigste, immer genau gesetzeskonform unterwegs zu sein - und noch wichtiger ist es für sie, darauf zu achten, dass alle anderen das bitteschön auch zu machen haben.
Nee, ich glaube das verhält sich anders!
Gesetzeskonform sind die nur solange, wie das Gesetz nicht der eigenen "Befindlichkeit/ Bequemlichkeit" im "Wege" steht, ansonsten wird das Gesetz dem eigenen Gutdünken untergeordnet!
Bestes Beispiel dafür: Die Mamis und Papis die sich über die rücksichtslose Raserei vor Schulen beschweren und bei entsprechenden Kontrollen vor der Schule, selbst durch überhöhte Geschwindigkeit auffallen ...!! 🙂
MfG Günter
Sagt eigentlich alles.
Alles andere geht auf Kappe desjenigen. Was ich durchaus verstehen kann. Nur die Gasse würde ich nie benutzen. Standstreifen jederzeit wenn mir danach ist. Hab ich selbst mit dem Auto schon gemacht. Upps, durfte ich das jetzt sagen😉
Der Vorteil: wenn man einen nicht BMW 125cc fahrt auf der Rettungsgasse und wird mit Busgeld gefangen kann man das Teil abgeben (etwa 400,-) und eine vernünftige Maschine kaufen.
In dem Moment, wo der Verkehr zum Stehen kommt, können nur die wenigsten Verkehrsteilnehmer erkennen, warum sich der Stau bildet. Umso wichtiger ist es, dass wir uns angewöhnen, soviel Platz zu lassen, dass eventuell anrückende Einsatz- und Rettungsfahrzeuge ungehindert so zügig wie möglich den Einsatzort erreichen. Da kann jedes Hindernis, egal wie groß, wichtige Sekunden kosten. Auch wenn ich als neuer alter Biker noch nicht bei sommerlichen Temperaturen auf der Bahn im Stau stand und nicht wirklich beurteilen kann, wie lange mein Körper das aushält, habe ich selbst aus eigenen beruflichen Erfahrungen mehr als einmal erleben müssen, was es heißt, auf Verkehrsteilnehmer zu treffen, die nicht wissen, was sie tun müssen, wenn ein Einsatzfahrzeug naht und uns aufhalten. Das Gefühl, am Einsatzort zu erleben, wie lang Sekunden sein können, in denen man auf Unterstützung warten muss, ist auch nicht von Pappe. Daher würde ich als Biker rechts ranfahren und wie alle anderen warten. Wenn es zu warm wird, Helm absetzen und Jacke öffnen. Weiter kommt man im schlimmsten Fall an der Spitze auch nicht und wartet dort.
Sind das Rettungsgassen? Ich dachte immer dass das nur freundliche Autofahrer sind. Also ich fahre immer mittig durch den Stau, egal ob der verbleibende Fahrstreifen 1.5m oder 3m breit ist. Sobald die Geschwindigkeit des Verkehrs wieder über 80km/h liegt, reihe ich mich vorschriftsmäßig in den Verkehr ein. Ein lauter Klappen-Auspuff hilft in der Regel um die ignoranten Nichtrettungsgassenbilder an ihre gesetzliche Verpflichtung zu erinnern. Mit meiner Harley klappt das immer.
Moin,
total behämmert werden Rettungsgasse. Vor einer Woche noch erlebt. A44 hatte es einen Unfall gegeben. Als ich dort ankam, war vermutlich die Autobahn erstmal gesperrt gewesen. Die Rettungsgasse war da und alle hatten ihre Autos aus und standen draußen an ihren Fahrzeugen. Keiner wird dann wohl die Rettungsgasse wieder schließen. Ich bin dann dort im 25-30 Km/h durchgefahren, ca. 10 Min. Dann kam ich an die Unfallstelle, dort wurde der Standstreifen gerade freigeben.
Seit 89 fahre ich durch die Mitte und Toi Toi Toi, alles gut. Sogar 2 x an einer Zivilstreife vorbei gehuscht.
Zitat:
@sampleman schrieb am 5. September 2019 um 15:25:46 Uhr:
Ich schüttle bei solchen sich selbst überhöhenden Zeitgenossen auch immer den Kopf. Ich bin der erste, der alles gibt, was er kann, um ein herannahendes Einsatzfahrzeug so wenig wie möglich zu behindern. Aber eine breite Schneise nicht zu nutzen, nur deshalb weil es verboten ist, das ist eine Gesslerhut-Mentalität.
ich habe nicht mit dem Verbot argumentiert, ich habe geschrieben, dass ich persönlich das Nutzen der Rettungsgasse zu eigenen Zwecken als unkultiviert empfinde. Es muss aber ja auch nicht jedermans Anspruch sein auf mich kultiviert zu wirken. 😉
Aber mit der Begründung, dass es unsinnig sei eine breite Schneise nicht zu nutzen könnte auch jeder ´Verkehrsteilnehmer zu jeder Zeit den Standstreifen als Fahrspur benutzen.
Die Endausbaustufe dieser Denkweise kann jeder sehen, der mal mal Indien besucht:
https://www.youtube.com/watch?v=EBYjxZjgu8g
Zitat:
Ich finde, es macht auch einen Riesen- Unterschied, ob ein Motorradfahrer durch eine Rettungsgasse fährt, plötzlich merkt, dass er im Weg ist und mal eben zwischen zwei Autos verschwindet - oder ob das ein Sattelzug macht, der eben nicht einfach so verschwinden kann. Aber für manche Leute ist es ja das Wichtigste, immer genau gesetzeskonform unterwegs zu sein - und noch wichtiger ist es für sie, darauf zu achten, dass alle anderen das bitteschön auch zu machen haben.
Nochmal –ich argumentiere nicht mit dem Gesetz, sondern mit sozialen Umgangsformen.
Im Prinzip hat auch jedes Auto ohne das Bilden einer Rettungsgasse auf der Autobahn die Möglichkeit innerhalb von 2 Sekunden zur Seite zu fahren, wenn der Abstand zum Vordermann mindstens eine Autolänge beträgt, was so gut wie immer der Fall ist. Das Bilden einer Rettungsgasse ist also eine reine Vorsichtsmaßnahme um einen gewissen „Headroom“ zu erzeugen. Das Missbrauchen dieses „Headrooms“ für eigene, egoistische Zwecken empfinde ich persönlich als nicht richtig.
Zitat:
@Thunder.storm schrieb am 6. September 2019 um 02:48:20 Uhr:
Ein lauter Klappen-Auspuff hilft in der Regel um die ignoranten Nichtrettungsgassenbilder an ihre gesetzliche Verpflichtung zu erinnern. Mit meiner Harley klappt das immer.
Dieses Posting fasst eigentlich die Denkweise, die ich kritisiere sehr gut zusammen: man mahnt andere Verkehrsteilnehmer das Gesetz einzuhalten, nur um es selbst dann leichter übertreten zu können. 😉
Dass das Befahren der Rettungsgasse oder Mittelgasse mit dem Motorrad nicht optimal ist, sollte wohl einhellige Meinung sein. Ich käme auch nie auf die Idee, andere durch Hupen o.ä. dazu aufzufordern, mir eine Lücke zu schaffen.
Dass es für Motorradfahrer manchmal aber nicht anders geht, ist zumindest den meisten Motorradfahrern bewusst. Das fängt an mit den technischen Schwierigkeiten des ständigen Anfahren und Anhalten (Kupplung, Gefahr der Überhitzung des Motors) und geht weiter zu den körperlichen Schwierigkeiten (kuppeln, Hitze, Nässe, Abgase, Konzentrationsschwierigkeiten). Ist im bequemen Auto mit Automatik, Klima und einer Flasche im Getränkehalter alles einfacher.
Dabei gäbe es eine wirklich optimale Lösung: Keine Unfälle verursachen, in Engpässen das Reißverschlussverfahren beherrschen, schon gäbe es keinen Stau.