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Launch Control Physik

Audi A4 B9/8W Allroad

Sehr viele Beiträge wurden zu diesem Thema verfasst.
Die Meinungen gehen überwiegend in Richtung Verschleiß beziehungsweise Materialmord oder gar Fassungslosigkeit darüber dass man diese Funktion überhaupt nutzt.
Da ich einen A4 50 TDI fahre, dürfte einigen klar werden, weshalb ich mich für das Thema so interessiere. Im Dynamik Modus mit den vielen Updates von Audi ist die gedenk Sekunde größtenteils verschwunden, Beziehungsweise kaum bemerkbar, doch um die volle Leistung aus dem Stand auszukosten führt an einem vorspannen nichts vorbei, sonst passiert 1-1,5 Sekunden lang nichts. Auch kommt man nur so an die Werksangabe von circa 5,5 Sekunden heran.
Zum wissenschaftlichen Teil, bei dem ich mir qualitativen Input erwünsche, um den Informationsgehalt für andere interessierte, so genau wie möglich darzustellen.
Damit auch diese kein schlechtes Gewissen beim ausnutzen ihrer Kraftfahrzeuge haben müssen.
Sicherlich ist es für den Antriebsstrang am besten Richtgeschwindigkeit und nur unterhalb vom WLTP Verbrauch zu fahren. Launch Control (LC) wird dahingehend natürlich beanspruchender sein. Im Folgenden möchte ich herleiten, dass jeder, der auf der Autobahn auch mal gerne Vollgas gibt genauso gut seinen Wandler vorspannen kann, ohne wie andere meinen sein KFZ so schlimm zu fordern/zerstören wie auf der Rennstrecke. Wenn ich LC schreibe meine ich die vom Computer gehaltene Drehzahl bis zu +-3000 RPM. Wenn ich vorspannen schreibe, meine ich die manuelle Ansteuerung der optimalen Drehzahl. Bei meinem Diesel und im folgenden Beispiel sind das etwa 2200 Umdrehungen, wo der Turbo hörbar hochdreht und meine Motorkennlinie 600Nm zeigt.
Das LC aus RS/AMG/M etc. welches mehrere Sekunden anhält ist eine, ohne Zweifel um vielfach höhere Beanspruchung als mein kurzes Vorspannen, auch wenn das als Verkaufsargument beim Kfz angeführt wird.
https://www.youtube.com/watch?v=diGvF_D6pfk
Aber nun zu den Zahlen.
Als Beispiel ziehe ich wegen den Daten im Display und dem verwendeten echten LC einen RS 7 2021 mit 441 kW heran. Im Video wird LC für 5 Sekunden durchgeführt, bis die Bremse losgelassen wird. Dabei ist im Display zu erkennen, dass in der ersten Sekunde im Schnitt nicht mehr als 15 % der Leistung anlegen und in den vier weiteren Sekunden jeweils 20 %, bis dann endlich die Bremse losgelassen wird. Die einfach betrachtete Physik dahinter bedeutet, dass 95 % (15+20+20+20+20) der Leistung für diesen Zeitraum am Antriebsstrang anliegen und zu 100 % in Wärme umgewandelt werden.
Dass der Wandler nicht 100% dieser Energie absorbiert, sondern auch der Motor, bzw. der restliche Antriebsstrang lasse ich außer Acht, da es sogar weniger Belastung im Wandler bedeutet, aber mehr Rechenaufwand.
Das wären hier (441kW*95%=) 419 kW /3600 Sekunden =0,116kW.
Durch LC Würden hier 116W in 5 Sekunden im Wandler verbraten werden.
Da jedoch schon nach der ersten Sekunde bereits die 2200 RPM anliegen, würden durch meinen Vorspannen hier maximal 18W Hitze im Wandler entstehen.
Demnach würde weniger als 15 % der Hitze entstehen, wie beim vom Hersteller „freigegebenen“ Prozess. Hier ist im Hinterkopf zu behalten, dass dieser sich bei keine Marke länger als die Anschlussgarantie ein Kopf über den Materialverschleiß macht.
Was nun aber nach wie vor fehlt ist der Kontext, in denen die 116W beziehungsweise 18W zu setzen sind.

Anmerkung: ich fahre oft 150-180 und wenn es sich ergibt, auch Tacho 260, jedoch bin ich durch vorausschauendes Fahren immer noch bei meinen ersten Bremsbelägen nach 74.000 km und werde vermutlich die 100.000 erreichen. Mein Verbrauch über 25.000 km liegt bei 6,9 l, wobei darauf 70 % auf die Autobahn 30% auf Stadt entfallen. Ich halte diese Angaben sinnvoll damit jeder versteht, dass ich weder konservativ fahre, noch wie ein Draufgänger meinem Vordermann im Nacken hänge, aber die Leistung häufig und ausgiebig abrufe.
Nach dem Exkurs aber nun zum Kontext. Wenn ich den RS 7 aus dem Beispiel aus einer Baustelle mit 80 Km/h auf der Autobahn auf 230 mit Vollgas beschleunige, habe ich eine durchschnittliche Leistung von circa 420 kW für 15 Sekunden. Wenn ich dann einen Wirkungsgrad von 90 % beim Wandler Getriebe annehme, denn ich gehe davon aus, dass die Überbrückungskupplung dabei nicht schließt.
Bei einer solchen Beschleunigung habe ich ein Verlust von circa 10 % was zu einer verlorenen Energie von 420kW*10%*15s/3600s=0,175kW = 175W in 15 Sekunden führt. Somit würde bei einer solchen Beschleunigung deutlich mehr Energie im Antriebsstrang verbraten werden, als beim LC oder bei meinem Vorspannen, selbst wenn die Getriebeölpumpe nicht mit dem Wandler zusammen dreht (das konnte ich nicht herausfinden), kommt es mindestens bei meinem Vorspannen zu keinem Wärmestau.
Die Kräfte die während dem LC wirken sind vergleichbar (aber natürlich höher als) mit dem Anfahren bei einer vollen Beschleunigung. Einzig die Möglichkeit von Kavitation im Drehmomentwandler könnte zum Problem werden. Wandler sind jedoch für den Gebrauch so ausgelegt, dass keine Kavitation Auftritt, welche Schäden hervorrufen kann. Was das beim verbraten von der Angenommenen enormen Energie bedeutet, kann ich nicht herausfinden. LC ist RPM begrenzt. Ich denke dass die Hersteller, da sowieso vorgesorgt haben, damit der RS7 nicht bei der Probefahrt gekocht werden kann. Sowieso sollte der Computer die Leistung m.E. zurücknehmen wenn Grenzwerte überschritten werden. Ausprobieren sollte das jedoch niemand.
Bei meinem Landstraßentest (0-100) ist beim Vorspannen das Getriebeöl (G) von 52°C und Kühlmittel (K) 87°C in den 1-2 min. danach auf G 61°C und 5 min später auf der Landstraße G 70°C die K Temperatur hat geschwankt, sich aber nicht wesentlich verändert.
Damit halte ich das Vorspannen unterhalb einer Sekunde, als tragbar für jeden der moderne, geeignete Wandler fährt und mindestens gelegentlich sein Gaspedal voll durchtritt. Jedoch bitte immer mit warmen Motor. Vielleicht hat der 50 TDI sogar das gleiche Getriebe von ZF wie der S4, der offiziell LC hat.
Was die trockene Doppelkupplung angeht, würde ich von LC abraten. Die Kupplungen vertragen m.E. höchstens ein kurzes Vorspannen. LC langfristig aber nur auf dem Papier. Ich sehe den Sinn von LC nur bei 1/4 Mile rennen beziehungsweise überall da wo man eine ampelartige Starterlaubnis antizipieren kann, da man den LC, kurz vorher einrichten kann und dann Perfekt startet.
Im öffentlichen Straßenverkehr sollte die Umgebung generell so einsehbar sein, dass ein kurzes Vorspannen ausreicht. Wenn schon im Vorspannen die Drehzahl erreicht ist, dann kommt danach nicht mehr mit LC. Das LC wurde entwickelt um ggü. Der Konkurrenz messbare, niedrigere 0-100 Werte anzubieten. Das Getriebe, das Überleben müssen ist klar. Dass die Diskrepanz zwischen antizipierter Laufleistung von Hersteller und Käufer offensichtlich ist, muss jedem klar sein.
Wie immer im Leben ist eine gesunde Mitte meistens der richtige Weg. Wer also gerne stark beschleunigt, darf auch mit gesundem Menschenverstand kurz Vorspannen, ohne seinen Antriebsstrang/Fahrwerk signifikant mehr zu belasten.
Wer immer 130 fährt, macht sich keine Gedanken über LC.
Wer auf der Rennstrecke verkehrt sollte höchstens für wenige Sekunden und nicht schnell hintereinander seine Kupplung/Wandler erhitzen.
Ich hoffe Jedem mit Öl in der Kupplung ein besseres Gewissen beim Austesten seiner Leistung verschafft zu haben und diejenigen mit trockenen Doppelkupplungen vom verschleifen dieser mit LC davon abgebracht zu haben.
Das hier ist noch nicht als „guter Rat“ anzusehen. Ich hoffe hier einen Austausch anzustoßen, da ich in den diversen bisherigen Beiträgen zu viel unterschiedliches gelesen habe und meine Ansicht validieren bzw. anpassen möchte bevor ich ggfs. meinen oder eure Wandler zerstöre. Ich habe in den letzten 2 Jahren ca. 10 mal kurz (1s) Vorgespannt.

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8 Antworten

Vielen Dank für deinen sehr interessanten Artikel.
Sehr gut, welche Gedanken und Rechnungen Du dir da gemacht hast.
Und tut mir leid, dass sich offensichtlich so wenige dafür interessieren.
Ich hab einen RS4 und die Launch Control vielleicht 5mal genutzt. Und immer nur zu Demonstrationszwecken.
Ich hab vor langer Zeit mal Kfz gelernt und auch ne ganze Zeit im Motorsport gearbeitet. Somit kann ich abschätzen was da für Kräfte entstehen. Ich hab genug abgescherte Antriebswellen etc. gesehen.
Aus diesem Grund möchte ich das meinem Auto einfach nicht zumuten.
Wenn Du manche Videos anschaust, gerade von getunten Autos, siehst Du beim Vorspannen oft sehr deutlich wie sich Spur und Sturz an der Hinterachse verändern. Derart hart wird der ganze Antrieb vorgespannt. Für die Antriebswellen und Getriebe ist dieser Teil-Schlupf garantiert auch kein Zuckerschlecken.
Natürlich gehts hier nur um Beschleunigungszeiten für die Verkaufszahlen, schon fast wie im Motosport um Zehntelsekunden...
Auf der anderen Seite wird der Hersteller den größeren Verschleiß wohl einkalkulieren.
Als Käufer solcher leistungsstarken Autos sollte man aber vor dem Kauf diese "Starts" mal zählen und auslesen lassen.
Ich würde jedem davon abraten ein Auto mit zig solcher Starts zu kaufen.
Das geht mit Sicherheit auf Verschleiß!
Beschleunigungsfahren mit Vollgas halte ich für weniger Kritisch, weil sich der Antrieb viel leichter "anpassen" kann und nicht hemmungslos auf Anschlag fährt.
Viel kritischer sehe ich da V-Max Fahrten.
Wer jemals an einem Prüfstand neben einem Auto gestanden hat was 300km/h gefahren ist, kann sich das ansatzweise vorstellen.
Im Auto selbst bekommst Du davon ja fast gar nichts mehr mit.

Zitat:

@mmik schrieb am 21. August 2023 um 20:05:58 Uhr:



Und tut mir leid, dass sich offensichtlich so wenige dafür interessieren.
Für die Antriebswellen und Getriebe ist dieser Teil-Schlupf garantiert auch kein Zuckerschlecken.
Viel kritischer sehe ich da V-Max Fahrten.
Wer jemals an einem Prüfstand neben einem Auto gestanden hat was 300km/h gefahren ist, kann sich das ansatzweise vorstellen.

Das rege Interesse rührt vielleicht auch daher, dass der eher allgemeine Beitrag ins A4 Forum verschoben wurde.

Genau bei Antriebswellen und Getriebe war ich mir nicht sicher, in wie weit dort die Belastung schadet. Im ersten Moment ist vermutlich durch die Trägheit der Fahrzeugmasse und der Übersetzung beim Anfahren, auch ohne Vorspannen, die Belastung am höchsten. Also was den normalen Beschleunigungsvorgang (Vollgas) angeht. Das Vorspannen erhöht das für einen Augenblick zusätzlich deutlich.

Das mit dem V-Max ist je nach Dauer sicherlich noch belastender, was die Strukturelle Belastung und Hitzeentwicklung im Antriebsstrang / Fahrwerk angeht, besonders bei 300km/h. Da hast du mir etwas die Augen geöffnet. Ich dachte, dass dabei fast ausschließlich der Motor leidet. Die AB ist bei mir selten so leer und grade, dass ich hier für mehr als paar Sekunden V-Max halten kann.

Zitat:

@mmik schrieb am 21. August 2023 um 20:05:58 Uhr:


Vielen Dank für deinen sehr interessanten Artikel.
Sehr gut, welche Gedanken und Rechnungen Du dir da gemacht hast.
Und tut mir leid, dass sich offensichtlich so wenige dafür interessieren.
Ich hab einen RS4 und die Launch Control vielleicht 5mal genutzt. Und immer nur zu Demonstrationszwecken.
...
Als Käufer solcher leistungsstarken Autos sollte man aber vor dem Kauf diese "Starts" mal zählen und auslesen lassen.
Ich würde jedem davon abraten ein Auto mit zig solcher Starts zu kaufen.

Das geht mit Sicherheit auf Verschleiß!
Beschleunigungsfahren mit Vollgas halte ich für weniger Kritisch, weil sich der Antrieb viel leichter "anpassen" kann und nicht hemmungslos auf Anschlag fährt.
Viel kritischer sehe ich da V-Max Fahrten.
Wer jemals an einem Prüfstand neben einem Auto gestanden hat was 300km/h gefahren ist, kann sich das ansatzweise vorstellen.
Im Auto selbst bekommst Du davon ja fast gar nichts mehr mit.
Wo und wie kann man dies auslesen?
Geht dies mit OBDeleven?

Wo und wie kann man dies auslesen?
Geht dies mit OBDeleven?

Ja bei Modellen mit echtem LC geht das. Bei mir mit dem Vorspannen zumindest nicht mit dem ODB, ob Audi da was anderes loggt weiß ich nicht.
Steht bei Getriebe, einfach nach Launch Control Counter suchen.

ODB

Na dann werde ich mal bei meinem RS4 nachschauen, ob ich da etwas finde.

Also die US/UK RS4 und S4 User launchen jedes Mal wie blöde mit den Autos, oft mit Semis auf dem preparierten Track. Das meiste was da vor die Hunde geht sind die Antriebswellen.
Ich kenne jedoch keinen normalen daily driver, der einfach an jeder Ampel mitm LC loslegt. Das ist ja höchst assozial und da würde mein Mitleid auch sehr stark in Grenzen halten :D

Zitat:

@a4b9turtle schrieb am 24. August 2023 um 22:06:39 Uhr:


Wo und wie kann man dies auslesen?
Geht dies mit OBDeleven?

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Ja bei Modellen mit echtem LC geht das. Bei mir mit dem Vorspannen zumindest nicht mit dem ODB, ob Audi da was anderes loggt weiß ich nicht.
Steht bei Getriebe, einfach nach Launch Control Counter suchen.

Also bei meinem RS4 ist die Funktion auch nicht verfügbar...

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