Langzeittest BMW i5 eDrive40
Wegen einer kleinen Unfallreparatur meines X5 50e fahre ich seit zwei Wochen einen BMW i5 edrive40 mit M-Paket und Vollausstattung, soweit erkennbar. Ich stehe kurz vor der Bestellung des Nachfolgers für den X5 und vielleicht helfen meine Eindrücke dem einen oder anderen bei der Entscheidungsfindung.
Der Erstkontakt:
Als ich den i5 am Freitagnachmittag nach einer langen Arbeitswoche in unser Tiefgarage übernommen habe, dachte ich zunächst, was für ein Mist. Es dauerte ungefähr 15 Minuten bis ich mich erstmal soweit eingerichtet hatte, dass ich einigermaßen sicher starten konnte. Die Bedienung ist nochmal leicht anders als in meinem 2024er X5 und das nicht im besseren Sinne. Drei Beispiele: die verschiedenen Ebenen des Bordcomputers im Kombiinstrument lassen sich nicht mehr über den BC-Button am Blinkerhebel wechseln (weggespart), sondern nur über die Live Vehicle App. Die Fahrmodi müssen über den Schalter in der Mittelkonsole aufgerufen und dann angewählt werden. Kein Kippschalter oder Einzeltasten die erfühlt werden können. Und für das Heckrollo habe ich auch irgendwo mal etwas gesehen, aber bei flüchtiger Suche nicht wiedergefunden. Das fahre ich nun mit der Sprachbedienung hoch und runter. Was in fünfzig Prozent der Fälle beim ersten Anlauf klappt.
Ansonsten ist die Bedienung wie bei allen aktuellen BMWs – eher ablenkend denn intuitiv. Ich saß gestern zwei Stunden im eigenen Saft, drehte die Lüftung immer höher, bis ich begriff, dass meine Frau auf den Slidern über den Lüftungsdüsen diese verschlossen hatte. Wer denkt sich so etwas aus? Und gegen das Ablesen des Kombiinstrumentes (verschiedene Schriftgrößen, Animationen statt Darstellungen) ist das Tippen einer Nachricht auf dem Handy bei voller Fahrt ein Beitrag zur Verkehrssicherheit. Nochmal die Frage: Wer denkt sich so etwas aus?
Die Fahrt nach Hause verlief unauffällig, bis auf einen weiteren aber unbedeutenden Aufreger: Das Abrufen der vollen Beschleunigung ist nunmehr auch zu einem zweistufigen Prozess geworden. Ich trete das Gaspedal voll durch UND ich ziehe parallel an der Wippe hinter dem Lenkrad, um das zu erreichen, wofür schon bei meinem seligen 5er der ersten Baureihe (E12) ein einziger Arbeitsschritt ausreichend war – das Gaspedal zum Anschlag zu bringen. In Anlehnung an seine grandiose Motorradtradition könnte BMW doch auch verlangen, dass Fahrer und Beifahrer die Köpfe etwas einziehen müssen, um die volle V-Max zu erreichen. Entschuldigt, aber solche Mätzchen haben mich in den 90er an meinen PC-Rennspielen vielleicht begeistert. Aber als erwachsener Mann erwarte ich von einer Businesslimousine nicht solchen Firlefanz.
Beim Parken zuhause viel mir dann die große Dimension des Wagens ins Auge. Auch neben unserem VW T7 Multivan mit langem Überhang ist der i5 eine richtig dicke Nummer. Mein Fazit am Freitagabend: so ein Ding brauche ich nicht.
Der Perspektivwechsel:
Nun bin ich den Wagen zwei Wochen und gut 1.000 km gefahren und was soll ich sagen, ich habe einen fundamental anderen Blick auf den i5. Ich habe noch kein Auto gefahren oder besessen, was dermaßen gut fuhr. Der Wagen liegt einfach nur satt und sauber auf der Straße – egal in welchem Zustand diese ist. Kein Zittern, kein Wanken, kein Schaukeln, keine Fahrwerksgeräusche, keine Abrollgeräusche, einfach nur Ruhe. Trotzt 20 Zoll Rädern überflauscht der i5 alles was er unter die Räder bekommt. Google Maps führte mich gestern über einspurige Kreisstraßen in Brandenburg und Sachsen-Anhalt, durch Ortschaften mit üblem Kopfsteinpflaster und im i5 herrscht einfach nur Ruhe. Das fährt sich um zwei Welten besser als mein X5 oder mein ehemaliger Q7 – beide mit Luftfederung. Deren Ansprechverhalten war nie so gut und selbst im Sportmodus sind diese SUV immer etwas taumelig unterwegs. Nicht so der i5. Auch nach Bodenwellen oder Spurwechseln mit Lastwechseln (scharfes Bremsen) liegt der Wagen wie ein Granitblock auf der Straße. Wirklich unglaublich gut.
Und auch bei der Handlichkeit gibt es für mich nix zu meckern. Ich bin allerdings auch kein Rennfahrer und bewege meine Fahrzeuge zumindest absichtlich nie auch nur in der Nähe des Grenzbereiches. Für meinen Alltag ist der i5 erstaunlich handlich und man vergisst die Größe beim Fahren.
Der Antrieb bietet ebenfalls keinen Grund zur Klage. Der Punch fühlt sich nach mehr als 430 (?) NM an. Wenn die V-Max etwas höher liegen würde, wäre dieser Antrieb für mich völlig ausreichend. Wegen der V-Max und der Fahrstabilität würde ich aber wahrscheinlich lieber den xdrive40 nehmen. Denn das Heck kommt beim flotten Abbiegen schon mal leicht in Unruhe. Manche werden das mögen, ich bleibe bei meinem Verweis auf die Jugend in den 90er von oben.
Dafür lässt sich der i5 sehr sparsam bewegen. Auf meiner Pendelstrecke von Potsdam nach Berlin habe ich zwischen 14.5 und 16.5 kwh verbraucht. Gestern habe ich einen Ausflug in den Harz gemacht, abgefahren mit 90% SOC, am Abend nach 430 km angekommen mit 2% (die Schildkröte kam beim Sprung von 3 auf 2% etwa 200 Meter vor dem Heimathafen). Der Durchschnitt lag bei 85 km/h, auf der BAB bin ich auf dem Hinweg 125 Tempomat gefahren, auf dem Rückweg nur noch 115, sonst hätte ich es wahrscheinlich nicht ganz geschafft. Im Schnitt waren das 16.4 kwh. Ich war zufrieden, auch wenn 20 kwh mehr Akkukapazität schön wären. Dann könnte man schneller oder weiter fahren mit einer Füllung.
Sehr überzeugt hat mich der Autobahnassistent. Das Lenkverhalten ist wirklich das Beste, was ich hierzu bisher erlebt habe. Ich hatte die Arme meist im Schoss und habe Spurwechsel mit dem Blinker ausgelöst – aber das macht mein X5 auch. Die Spurwechsel sind für meinen Geschmack noch etwas eckig und natürlich muss die Lücke größer sein, als man das als menschlicher Fahrer bei relativ geringem Tempounterschied machen würden, aber dennoch: Hut ab. Allerdings ist diese Assistenz nur entspannend, wenn es wenig Verkehr hat oder man zu den langsamen Fahrzeugen gehört. Schwimmt man im Verkehr mit 120-130, dann hat man ziemlich viel zu tun. Da ist das gelernte Autofahren irgendwie einfacher. Macht man halt nebenbei und nicht als Überwacher einer Technik. Dennoch bin ich überzeugt, dass wir in 10 oder 20 Jahren richtig gute automatisierte Systeme haben werden.
Den letzten Punkt, den ich rausgreifen möchte, betrifft die Qualität und Verarbeitung. Hierzu gibt es ja viele Themen im Forum und ich gehöre auch zu den Qualitätsfetischisten wenn es um Autos geht. Auch hier hat der i5 eine beeindruckende Vorstellung abgeliefert. Dieses Auto ist fest wie eine mittelalterliche Burg. Es knistert und knackt nichts. Gelegentlich schlägt der Gurt des Beifahrersitzes an die B-Säulenverkleidung, aber darüber hinaus habe ich keine Störgeräusche wahrgenommen. Selbst auf üblen Kopfsteinpflasterstraßen nicht. Auch hier ist ein deutlicher Unterschied zu meinem X5 aber auch einem Audi A8 spürbar. Das hat mich beeindruckt. Und ja, die optische Materialanmutung war schon besser bei BMW. Die Plastiklichtleiste durchs Cockpit ist wieder so eine Reminiszenz die 90er Jahre – diesmal Aiwa Stereo-Anlagen, der Klavierlack in der Mittelkonsole ist Mist und weiter unten könnte man geschäumte Kunststoffe einsetzen. Aber vieles von dem nimmt man während der Fahrt nicht wahr und es stört mich deshalb nicht wirklich.
Und doch noch ein Punkt vergessen: Das Bowers & Wilkins Soundsystem kann sich wirklich hören lassen. Nicht einfach nur laut, sondern auch klar und druckvoll bei mittleren Lautstärken. Auf jeden Fall besser als die H/K-Systeme, die BMW sonst anbietet. Allerdings auch noch nicht auf dem Niveau der grandiosen Systeme bei Tesla.
Das Fazit:
Vor der langen Testfahrt stand meine Entscheidung für den Nachfolger des X5 eigentlich schon fest: i4 M50. Jetzt bin ich noch einmal ins Grübeln gekommen, ob es nicht doch ein i5 werden sollte. Allen voran wegen der grandiosen Fahrkultur. Hier war ich zwar auch vom i4 M50 sehr positiv überrascht, aber der i5 ist da mE unerreicht. Und auch das Soundsystem ist ein Argument.
Andererseits bietet der i4 etwas weniger von diesem Bedienungsnonsens, hat deutlich mehr Power, etwas mehr Variabilität wegen der Heckklappe, braucht weniger Platz und hat ein Schiebedach. Außerdem bleibt man sicher unter 95 BLP, was sich steuerlich lohnt.
Very First World Problems….
223 Antworten
Geht mir ähnlich ohne die eigene Wallbox, aber ich muss dazu sagen, dass ich mittlerweile ganz gute Rahmenbedingungen habe und 3 AC Lader in maximal 5 Minuten, zu Fuß, erreiche. Die Nächste davon ist nur 150 Meter entfernt und nach dem Laden muss ich mir keinen Parkplatz suchen, sondern parke ihn auf seinem Stellplatz in der TG.
Ansonsten ist die Taktik ihn nebenbei zu laden (beim Einkaufen etc.) auch wenns dann mal auch nur +20 Prozent sind. Trotz "Tankkarte" versuche ich die HPCs zu vermeiden und auf die AC Lader daheim zu gehen. (Langstrecke und Geschäfte mit HPC Säulen natürlich ausgenommen)
Gestern (Sonntag) waren die besagten 3 AC Säulen häufig in beschlag, so dass ich auch nicht sonderlich viel von meinem 22kw Port hatte. Da werde ich künftig versuchen den Sonntag zu meiden.
Gerade für die parallel zur Fahrbahn aufgestellten AC Lader wäre es mir deutlich lieber, wenn der Ladeport an der A-Säule verbaut wäre. Durch das lange Auto, wirds manchmal echt eng ihn an zu stöpseln, wenn der optimale Parkplatz schon belegt ist.
Alleine würde ich ihn vermutlich auch noch häufiger am Limit fahren und seltener und dafür länger anhängen, aber bei 80 Restkilometern wirds auf dem Beifahrersitz schon hibbelig. ;-)
Ich freue mich schon auf den Frühling, ich denke dann wird alles auch nochmal leichter als "Laternenparker".
Ich habe auch keine Wallbox und keinerlei Probleme bisher. Mache es ähnlich wie Feivel, 150m bis zu Edeka Charging Station. Bisschen schade, dass mein Budget nicht für den 22kW Port gereicht hat, das merke ich schon. Dann würde das anklemmen beim Einkaufen für 30-40 Minuten schon sinnvoller sein.
Ich freue mich auf den 15.01., wenn die neuen Preise für den BMW Charging Tarif kommen. Dann gibt’s in direkter Nähe HPC für 37 Ct - was dann eine gute Alternative zu zwei mal drei Stunden am AC vor Langstreckenfahrten ist.
BMW hätte das Typ 2 Kabel gerne ein oder zwei Meter länger machen können… das ist mir jetzt schon zwei mal passiert, dass es echt knapp war beim Laden an Laternen, weil auf der anderen Seite der Laterne ne Einfahrt oder schon belegt war.
Und einmal konnte ich gar nicht laden, weil der Charger in einer Einbahnstraße auf der linken Seite war und nur hinter dem charger frei war. Hätte das Kabel vermutlich über das Autodach legen müssen, aber das widerstrebt mir 😁
Hängt natürlich von den Gegebenheiten ab, aber gestern musste ich schon trotz der richtigen Seite und obwohl ich bis auf 15 cm an den Metallbügel rangefahren bin, das Kabel über den rechten Seitenspiegel legen, damit es ausreichte. Der Port der Säule war in Summe maximal 50 cm von der vorderen Fahrzeugkante entfernt, hätte die Säule jetzt noch auf der linken Seite gestanden, dann hätte es auch mit übers Dach oder über die "Motor"haube ziehen nicht mehr gelangt. Also länger ist das störrische 22kw Kabel in keinem Fall. :-)
Aber zumindest lag das Kabel dann nicht im Schnee/Matsch, das probiere ich immer zu vermeiden und legs um den Metallbügel. Für den Zweifel habe ich aber auch ein Handtuch hinten drinnen.
Zum Glück kann ich mich mit weiß/schwarz in Kombination bei Fahrzeugen sehr gut arrangieren, sonst wäre das bei mir auch eng geworden mit dem Charging Professional.
Problem kenne ich, habe mir aber Gott sei Dank schon von vornherein ein 10 m Ladekabel gekauft gehabt - damit hat’s bis jetzt immer sehr gut gereicht von der Länge 🙂
Und ja, wie nützlich der 22 KW Lader ist, habe ich mir davor auch nicht vorstellen können !
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Moinsen,
danke für Deinen Bericht! Ich habe mir irgendwann mal ein langes Kabel von afair 10m zugelegt und nutze das, wenn ich unterwegs laden möchte und kein HPC Lader verfügbar ist. Klar, die Ladeverluste sind etwas höher, aber an der ein oder anderen Stelle hat es mit schon mal den Ar..." gerettet.
Zum Thema "Laden ohne eigene Wallbox" hier noch ein interessanter Artikel von Heise zu dem Thema: https://www.heise.de/.../...oeglichkeit-Meist-problemlos-10237601.html
Da muss ich sagen war das mitgelieferte Kabel im VFL Etron echt toll das war schon relativ lang. So kann man halt auch heimlich sparen. Im Audi waren immer auch Ladegeräte mit dabei BMW spart sich die.
Ich würde schätzen, dass es 5 Meter hat, 2,50 mehr wären top. Mal schauen, ob ich mir privat dann noch ein längeres hole, in der Regel wirds wohl reichen, vor allem, weil ich wohl fast ausschließlich "daheim" AC lade.
Ich vermute die 22kw fähigen Kabel sind immer so störrisch, durch den notwendigen Durchmesser oder?
Ladeziegel hatte ich mir auch noch hinzugebucht, als Notfallplan, mal schauen ob der jemals zum Einsatz kommt.
Hier könnte man mal bei Mercedes was abschauen, da kann man für 70€ Aufpreis das 5m gegen ein 8m-Kabel tauschen
Zitat:
@Hoofy schrieb am 13. Januar 2025 um 16:00:38 Uhr:
Da muss ich sagen war das mitgelieferte Kabel im VFL Etron echt toll das war schon relativ lang. So kann man halt auch heimlich sparen. Im Audi waren immer auch Ladegeräte mit dabei BMW spart sich die.
Früher, vor i5 Zeiten gab es bei BMW auch Kabel dazu. Selbst bei den Hybrid. Gingen wohl öfter mal nach 3 Jahren in OVP zum Leasingende zurück.
Also bei meinem war das Typ 2 dabei ohne Aufpreis. Nur für den Ladeziegel musste ich Münzen einwerfen.
Ladegerät ist bei BMW nicht mehr dabei. Das kannste für schlanke 300€ oder so kaufen ?? habe es im iX nicht mitgeordert weil ich dachte brauch ich nicht tja wäre am Gardasee Gold wert gewesen. Finde sowas gehört bei einem E Auto einfach zur Serienausstattung, damit man im Notfall laden kann. Auch beim etron (da war es dabei) hat es mir den A gerettet, da die WB damals noch nicht da war und ich darüber dann an meiner Industriedose laden konnte. Jeden Tag am HPC hängen oder damals bei Aldi Lidl hatte ich keinen Bock und deutlich teurer als zu Hause.
Der Ziegel müsste sogar bei 400 gelegen haben, wenn ich mich recht entsinne. Hatte schon überlegt den privat zu beschaffen und nicht mit übers Leasing laufen zu lassen. Und für den Ziegel gibts dann noch die diversen Kabel für Starkstrom etc..
Das Typ zwei Kabel kriegt man passend für 11 oder 22 kw immer mit dabei, je nachdem wie man ihn ausgestattet hat.
Zitat:
@Feivel schrieb am 14. Januar 2025 um 08:28:29 Uhr:
Der Ziegel müsste sogar bei 400 gelegen haben, wenn ich mich recht entsinne. Hatte schon überlegt den privat zu beschaffen und nicht mit übers Leasing laufen zu lassen. Und für den Ziegel gibts dann noch die diversen Kabel für Starkstrom etc..
Das Typ zwei Kabel kriegt man passend für 11 oder 22 kw immer mit dabei, je nachdem wie man ihn ausgestattet hat.
Korrekt. Mein Beitrag oben war unpräzise. Mit "Kabel" meinte ich den Ziegel. 11kW war dabei.