Ladedruck Problem OM642

Mercedes Viano W639

Hallo liebe Gemeinde,

mein Viano von 2012 mit dem 3.0 Liter CDI Motor bringt mich so langsam um den Verstand. Seit einiger Zeit begibt sich das Auto sporadisch in den Notlauf (ohne MKL). Fehler Auslesen mit drei verschiedenen Geräten ergibt immer den Fehler 1239, der besagt, dass der Ladedruck zu gering sei.
Heute habe ich eine Testfahrt mit angeschlossener Delphi-Diagnose gemacht. Ich habe mir die Ist-Werte von Abgasgegendruck, Ladedruck und Ladedrucksteller anzeigen lassen. Hier die Maximal- und Minimalwerte:

Abgasgegendruck: 1058 hPa im Leerlauf; 3819 hPa bei Beschleunigung Vollgas

Ladedruck: 753 hPa bei ca. 1400 U/min und 65 km/h; 2566 hPa bei Beschleunigung Vollgas

Ladedrucksteller: meistens 78% bei wenig Last, 12% bei Beschleunigung Vollgas

Bei dieser Testfahrt ist der Fehler nicht aufgetreten.Was mich am meisten verwirrt, sind die 753 hPa Unterdruck bei geringer Last. Sobald ich vom Gas gehe, stehen sofort wieder ca. 1100 hPa an. In der Werkstatt wurde bereits das Ladedrucksystem für Dicht befunden.
Ich freue mich über jeden Hinweis, der zur Lösung des Problems beiträgt.

Beste Grüße!

98 Antworten

Hallo @dieseltester,

wenn der Sensor ein Originalteil wäre - sicher. Ich kann nach so einem Test aber nicht davon ausgehen, dass der aktuell verbaute Zubehörsensor in allen Zuständen sauber arbeitet (heiß, kalt, temporäre Aussetzer).
Für 66 € ist mir meine Zeit auch zu schade, da will ich lieber sicher sein, dass ich das Teil ausschließen kann.

Ich bin auch kein Freund davon wild Teile zu tauschen ohne vorher zu prüfen. Aber wenn ich nicht sicher sein kann, dass der Sensor sauber arbeitet, brauche ich nicht woanders zu suchen.

Melde mich wieder nach dem Tausch und erneuter Probefahrt mit den von dir genannten Messgrößen.

Gruß
Frank

Das Thema hier triggert mich etwas. Da ich in der Vergangenheit viele Daten aufgezeichnet habe rund um das Thema Tuning, denke ich schon, dass ich ein wenig weiß, wie das beim OM642 läuft. ;-)
Gerade der Abgasgegendruck hat da immer wieder eine zentrale Rolle gespielt (verschiedene Turbolader, Abstimmungen mit und ohne MAF und Drosselklappe, experimentieren mit Turbo „PID“ maps, VNT maps, AGR off, DPF off, Lambda off usw.)

Dieseltester hat recht. Du kannst im Soll/Ist Vergleich sehen, ob der Abgasdrucksensor im ausgeschalteten Motor, atmosphärischen Druck anzeigt. Dazu musst Du den Sensor nicht einmal ausbauen, dafür gibt es zumindest in XENTRY ein Menü.
Ich habe in der Vergangenheit beim OM642 einmal fünf verschiedene gebrauchte Abgasgegendrucksensoren mit verschiedener Teilenummer getestet. Alle haben das gleiche gemacht. Dieses Bauteil ist neben der Funktion als Sicherheitsschalter „nur“ ein Bestandteil innerhalb der „emissionsrelevanten“ Luftmassenberechnung (air mass model calculation). Im Zusammenspiel mit Drosselklappe AGR Luftmassenmessern, Differenzdrucksensor, NOX Sensor und Co. geht es hier alleine um die Umwelt und das Thema Abgasrückführung. Es geht darum, dem chronisch magerlaufendem Diesel, effizient NOX zu entziehen. Der Abgasgegendrucksensor steuert aber nicht den Ladedruck in irgendeiner Weise. Never. Die Messwerte des Gegendrucksensors haben Einfluss auf die VNT-Position für den Notfall, um den Gegendruck und die Einspritzmenge zu begrenzen, da 5bar Abgasgegendruck zu einer Einspritzunterbrechung führen. Und Deine Logs sind leider auch nicht aussagekräftig.

Bei der Datenaufzeichnung mit dem Autel Gerät ist man leider ziemlich begrenzt. Ich meine, Du kannst auch Injektormenge, Raidruck und Mengenventil mit dem Autel loggen? Mir war so. Man bräuchte auf jeden Fall eine Lastfahrt von 1000 bis 3500 Umdrehungen, am besten Gang4, oder 5 um zu erkennen, was los ist. Ich verwende übrigens meist Vediamo bei der Datenaufzeichnung und beim Abstimmen. Mit Vediamo kann man Einspritzmenge Soll/Ist vergleichen und sehen, ob überhaupt der Spritdruck-/ Spritmenge anliegen, die angefordert werden.
Dann kann man entscheiden, ob es Sinn macht den Raildrucksensor zu tauschen und oder man Bauteile wie Y74 / Y94 überprüfen muss. Falls überhaupt ein Spritproblem vorliegt.

In Deinem Fall bin ich mir ziemlich sicher, dass Du auf der falschen Fährte bist.
Zieh mal die LMM ab und schaue, wie sich das Fahrzeug dann verhält. Dann fährst Du auf rein MAP basierten Kennfeldern, ohne Abgasrückführung und kannst den Fehler besser eingrenzen ohne den ganzen Rattenschwanz, der da dran hängt. Es werden zwar ein paar Fehler abgelegt, aber die kannst Du dann wieder löschen. Für mich könnte es nach wie ein Problem mit dem Turbolader und oder Ladedrucksteller sein. Ich kann mir zwar nicht vorstellen, dass die Druckseite ein Problem hat, aber auch das würde ich mal checken ab Turboausgang inklusive LLK. Ferndiagnose ist immer schwierig. Sensoren muss man und kann man gut mit XENTRY auf Funktion prüfen. Bevor man Bauteile tauscht. Viel Glück und LG

Hallo @No2fast,

Danke für deinen ausführlichen Beitrag! Tut mir Leid, wenn dich das triggert. Ich weiß einfach nicht genau wie das System funktioniert und deswegen bin ich dankbar für jeden Hinweis.

Den Abgasgegendrucksensor habe ich eben geliefert bekommen, kann den aber auch wieder zurückgeben wenn die Ursache eine andere ist. Danke auf jeden Fall für deine ausführliche Erklärung!

Ich schaue mir später die auslesbaren Messgrößen an, eine SD habe ich auch da und da ist auch Vediamo drauf. Leider kenne ich mich mit Vediamo noch nicht so gut aus, als dass ich damit eine Datenaufzeichnung durchführen könnte. Gibt es irgendwo eine Anleitung die man mir zukommen lassen könnte oder ein YT-Tutorial?

Wenn ich die LMM abziehe, wird dann trotzdem noch der Ladedrucksteller angesteuert? Oder geht er dann direkt in den "Limp Mode"?

Habe bereits bei einem S211 mit OM642 den Ladedrucksteller mal erneuert, da muss man ja auf den Buchstaben oder die Zahl achten, damit man den passenden wählt. Da muss ich mich dann nochmal einlesen. Damals war der aber auch im Fehlerspeicher abgelegt, weil die Kontakte innen sich "losgeruckelt" hatten.

Vielleicht war auch jemand schonmal an dem Turbo dran und hat den falschen Ladedrucksteller eingebaut, könnte das eine mögliche Ursache sein? Werde die Teilenummern später abgleichen und prüfen.

Danke erstmal!

Gruß

Frank

Also, hier mal eine Kurzanleitung. Du musst Dich da etwas durchfummeln. Wenn Du es schaffst, eine sogenannte Servicegruppe zu erstellen, dann kannst Du Dir auch selber helfen.
https://easyupload.io/98pfji

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Beim OM642 gibt es grundsätzlich so viele Dinge, die man vorab machen muss, damit er auf Dauer problemfrei läuft.
Das Reinigen von Verkokungen nach Turbolader (Ansaugbrücken, Mischgehäuse, Drallklappen, Einlasskänale, AGR Ventil/Kühler sowie das Abdichten dieser Bauteile ist erstmal obligat, bevor man überhaupt anfängt, Fehler einzugrenzen. Ebenso müssen die Injektoren einwandfrei funktionieren.
Turbolader prüft man vor Einbau mindestens immer auf Freigängigkeit der VNT und auf Nebengeräusche. Dazu muss der Clip am Ladedrucksteller entfernt werden, damit der Hebelarm beweglich ist. Kannst Du auch im eingebauten Zustand machen. Gebrauchte Turbolader aus unbekannter Herkunft, behandelt man immer wie defekte Lader ;-)
Kurzes Video defekt vs in Ordung
https://youtu.be/u-XxD1ocqV0

Hab ich überlesen. Sorry. Nein. Der Motor geht nicht in Notlauf mit abzogenen Luftmassenmessern. Nach einer kurzen Fahrt kommt nur die Checklight. Das hat mit dem Ladedrucksteller nichts zu tun.

Vielen Dank dafür @No2fast!

Hallo nochmal,

so wird aus einer "kurzen Probefahrt" ein 2-Stunden-Stau-Aufenthalt... Bin schön in den Stau nach einem Unfall auf der A61 bei Mendig geraten. Aber anderes Thema ??

Kurzfassung: Abgasgegendrucksensor durch Originalteil "Messwertumformer" ersetzt und festgestellt, dass eine Dichtbeilage (Unterlegscheibe) am Sensor gefehlt hatte. Beim Zubehörsensor war eine dünne Gummi-Unterlegscheibe montiert, die schon ein bisschen angegriffen war.
Zusätzlich das Gestänge vom Stellmotor für den Turbolader geschmiert. Auf der Probefahrt trat dann der Fehler solange ich freie Fahrt hatte nicht auf, auch auf dem Rückweg nicht. Aber das muss nichts heißen, der Langzeittest wird zeigen ob der Fehler nun weg ist.

Ich habe wie @No2fast empfohlen hatte auch geprüft, ob das ausgehangene Gestänge frei beweglich und ohne Geräusche ist. Das war der Fall, allerdings konnte sich das Gestänge an den gelagerten Umlenkpunkten leicht verhaken, weil es ziemlich trocken war. Ich habe vor dem Einfetten ein Video gemacht, ich hänge es gleich zur Referenz an: https://youtube.com/shorts/ooPlrtu7xNs

Was mir aufgefallen ist: am Turbo, am Steller und am Gestänge sind blaue Markierungen. Sind die ab Werk dort, oder lässt das auf einen neuen Turbo schließen? Bilder hierzu anbei.

Ich werde berichten ob der Fehler noch mal auftritt. Möchte an der Stelle allerdings auch bemerken, dass subjekt/gefühlt der Messwert des Abgasgegendrucksensors 'schneller' bei Gaswechsel reagiert hat. Kann/wird aber mit dem Problem, wie @dieseltester schrieb, gar nichts zu tun haben.

Beste Grüße

Frank

Turbo OM642
Ladedrucksteller OM642

@Paul-R26
Es hat funktioniert! Mit einer gebrauchten Drosselklappe im Motorraum läuft der Wagen wie eh und je! Vielen Dank für den Tipp. Jetzt muss ich nur noch schauen, wie aus diesem Provisorium eine Dauerlösung werden kann.

Hallo @lmu74 wie hast du es gemacht, liegt die gebrauchte Drosselklappe elektrisch parallel zur verbauten oder ist die verbaute Drosselklappe komplett getrennt und dauerhaft offen?

Gruß Frank

Habe den Stecker an der verbauten Drosselklappe gezogen und die gebrauchte an den nun freien Stecker gesteckt. Die beiden Drosselklappen sind also elektrisch getrennt voneinander, wobei die verbaute dauerhaft offen steht.

.@Imu74
Super, Gern geschehen. Wenn ich das Downgrade gemacht habe, werde ich hier noch mal berichten.

Zitat:

@lmu74 schrieb am 29. März 2025 um 10:49:37 Uhr:


Habe den Stecker an der verbauten Drosselklappe gezogen und die gebrauchte an den nun freien Stecker gesteckt. Die beiden Drosselklappen sind also elektrisch getrennt voneinander, wobei die verbaute dauerhaft offen steht.

Und was davon ist legal? Ich frage für einen Freund.

Gute Frage, keine Ahnung, ob das Probleme machen könnte. Das soll ja auch keine Dauerlösung sein, sondern hat jetzt erstmals dazu geführt, dass der Fehler zweifelsfrei erklärt werden konnte.

mit der "Lösung " zerstörst du mit Sicherheit den DPF (wenn vorhanden)

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