Kreisverkehr-Blinkfaulheit in Deutschland

Hallo,

nach vielen Jahren im Ausland bin ich seit einem Jahr wieder in Deutschland, wo ich Mitte der 90er meinen Führerschein gemacht habe. Ein paar Jahre habe ich dann noch in Deutschland gewohnt, bin aber nicht sonderlich viel gefahren, da ich kein Auto hatte. Mehr gefahren bin ich dann in Großbritannien, Holland und Frankreich. Eine Sache, die mir in Deutschland im letzten Jahr aufgefallen ist, ist die Kreisverkehr-Blinkfaulheit der Deutschen.

Das einzige, was zu 75% funktioniert, ist, dass beim Ausfahren der Blinker rechts betätigt wird, aber oft auch so spät, dass man sowieso schon sieht, dass der Fahrer ausfährt.

Wieso hält sich fast niemand an die Regeln, die ich sowohl in der Fahrschule gelernt habe und an die sich die meisten Fahrer in Großbritannien, Holland und Frankreich problemlos halten können?

Ich beschreibe das regelgerechte Fahren mal an einem normalen Kreisverkehr mit 4 Straßen und Rechtsverkehr (in GB natürlich alles spiegelverkehrt):

A. Vor dem Einfahren in den Kreisverkehr mit dem Blinker anzeigen, in welche Richtung man ausfahren will:

  • 1. Ausfahrt rechts blinken
  • 2. Ausfahrt nicht blinken
  • 3. Ausfahrt links blinken
  • 4. Ausfahrt (=U-Turn) links blinken

B. Nachdem man im Kreisverkehr die letzte Ausfahrt passiert hat, an der man nicht ausfahren will, den Blinker auf rechts ändern, d.h.:

  • wenn man an der 1. Ausfahrt abfahren will, das Rechtsblinken vom Einfahren beibehalten
  • wenn man an der 2. Ausfahrt abfährt, rechts blinken, sobald man die 1. Ausfahrt passiert hat
  • wenn man an der 3. Ausfahrt abfährt, von links auf rechts blinken umstellen, sobald man die 2. Ausfahrt passiert hat
  • wenn man an der 4. Ausfahrt (=U-Turn) abfährt, von links auf rechts blinken umstellen, sobald man die 3. Ausfahrt passiert hat

(Um ehrlich zu sein, glaube ich mich zu erinnern, dass mir mein Fahrlehrer dies nicht als "Muss-Regel", sondern als sinnvolle "Sollte-man-Regel" erklärt hat. Es könnte also sein, dass dies in Deutschland nicht vorgeschrieben ist - wobei man ja denken sollte, dass sowas irgendwann einmal zwischen den europäischen Staaten harmonisiert wird.)

Hier in Deutschland ist das echt ärgerlich, dass sich niemand daran hält. Wie habe ich schon dumm am Kreisverkehr gewartet, weil ich dachte, dass jemand die 2. Ausfahrt nimmt; stattdessen wird im letzten Moment doch noch geblinkt (gerne auch alibimäßig, nachdem schon rechts eingelenkt ist) und die 1. Ausfahrt genommen. Oft habe ich dann meine Chance verpasst und kann immer noch nicht fahren, weil schon wieder andere Autos kommen.

Leute, Blinker sind dazu da, benutzt zu werden, und den anderen anzuzeigen, wohin man fährt!

Eine andere Sache, die in Deutschland schlecht funktioniert, ist die Spurbenutzung im Kreisverkehr. Wenn man die dritte Ausfahrt nimmt, soll/muss (?) man die innere Spur benutzen - wozu ist sie sonst da? An einer Kreuzung biege ich ja auch nicht von der rechten Spur nach links ab.

Würde mich sehr für Erklärungen interessieren! Insbesondere dass sich die Franzosen besser an Regeln halten als die Deutschen kommt im Straßenverkehr eigentlich selten vor.

Beste Antwort im Thema

Man blinkt nicht bei der Einfahrt in den Kreisverker, nicht vor der Einfahrt in den Kreisverkehr und man blinkt auch nicht links im Kreisverkehr!

Man blinkt NUR wenn man die Ausfahrt passiert hat die vor Ausfahrt kommt an der man den Kreisverkehr verlassen will. Und zwar blinkt man ab da rechts.

Du beschwerst dich, scheinst aber selber nicht zu wissen wie es geht.

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Zitat:

@zille1976 schrieb am 3. August 2016 um 18:07:41 Uhr:



Die Rückstellautomatik ist nur eine Art Mitnehmer der in der Rückwärtslenkbewegung an einer Position den Hebel mitzieht, aber durch manuelle Batätigung immer "überbrückt" werden kann. Die Mitnehmerfunktion hat soweit ich weis sogar eine Freilauffunktion, damit nichts kaputt geht, wenn man den Blinkerhebel beim Gegenlenken mkutwillig festhält.

Das ist also eine reine Schutzbehauptung für Blinkmuffel.

Ich habe schon mit verschiedenen Fahrzeugen gemerkt, dass wenn man das Lenkrad nach links eingeschlagen hat und rechts blinken will, es zu einem Widerstand im Blinkerhebel führt. Ich arbeite jedenfalls ungern gegen die Mechanik meines Autos. Vor allem bin ich mal leihweise mit einem Auto gefahren, dessen Rücksteller defekt war - das war nervig.

Dennoch bin ich kein Blinkmuffel, ich blinke sogar in der Regel, wenn ich einen Radfahrer überhole. Warum auch nicht, so eine Herausforderung ist das nicht. Auch blinke ich im Kreisverkehr, nur, wenn der Rücksteller des Blinkerhebels auslöst, habe ich aus vorgenanntem Grund keine Lust, den Hebel mit Gewalt "oben" zu halten. Ein weiterer Grund ist, dass ich gern beide Hände fürs Lenkrad habe, wenn ich abbiege.

Zum Thema: Ich bleibe dabei, die frz. Variante ist informativ und gut. Nicht nur, dass andere VT schon wissen, wo man rausfährt, man kann auch davon ausgehen, dass derjenige, der im KV links blinkt, nicht die nächste Abfahrt nimmt. Denn bei uns ist es ja leider so, dass derjenige, der nicht blinkt, eigentlich weiter fahren müsste, aber gern auch mal abbiegt 😉 Wer sich im Moment durch einen links blinkenden Verkehrsteilnehmer im Kreisverkehr verwirren lässt, der sollte etwas souveräner werden.

Zitat:

@där kapitän schrieb am 4. August 2016 um 10:18:02 Uhr:


Dann hast du in kurzer Zeit den kompletten Verkehr lahmgelegt. So viele Autos können die gar nicht rauswinken und anhalten lassen. 😁

cheerio

Wieso, die müssen einfach so lange immer im Kreis fahren (natürlich ohne blinken) bis sie abgefertigt wurden und dürfen dann raus (natürlich blinkend).

😁

Zitat:

@f355 schrieb am 4. August 2016 um 10:19:16 Uhr:



Zitat:

@jottlieb schrieb am 4. August 2016 um 09:29:38 Uhr:


Um mal zum Thema zurückzukommen. Ich wundere mich, warum sich die Polizei nicht mal eine Stunde an einen Kreisverkehr stellt und die bewegungsfaulen Asozialen mit einem Knöllchen beglückt. Im Gegensatz zu normalen Geschwindigskeitskontrollen (oder Gurtkontrollen oder Handy-am-Ohr-Kontrollen) dürfte hier die Erfolgsquote viel höher sein.
Aber ich vermute mal dass die Bußgelder für den Lerneffekt nicht hoch genug sind.

Genau.............weil wir ja in Deutschland sonst keine Probleme haben und die Polizei auch nichts besseres zu tun hat.

Bei dem anderen (Handyverbot, Gurtanelgen) könnte man genauso mit "nichts besseres zu tun haben" argumentieren.

Zumal es um etwas grundsätzliches geht: Wenn man Gesetze erlässt, deren Einhaltung aber nicht überprüft und Vergehen nicht sanktioniert, dann kann man's gleich lassen. Weil dann letztendlich derjenige der Dumme ist, der sich dran hält.

Zitat:

@jottlieb schrieb am 4. August 2016 um 16:30:10 Uhr:


Zumal es um etwas grundsätzliches geht: Wenn man Gesetze erlässt, deren Einhaltung aber nicht überprüft und Vergehen nicht sanktioniert, dann kann man's gleich lassen. Weil dann letztendlich derjenige der Dumme ist, der sich dran hält.

Kann ich so unterschreiben.

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Also ich halte mich nicht für den Dummen, wenn ich mich an (vernünftige) Regeln halte, weil diejenigen, die das nicht tun, nicht bestraft werden. Ich blinke ja nicht, weil ich bei Zuwiderhandlung bestraft werde, sondern weil ich möchte, dass andere Verkehrsteilnehmer wissen, was ich beabsichtige, zu tun. So vermeide ich Risiken für mich und auch andere.

Zitat:

@Bert1967 schrieb am 5. August 2016 um 20:21:36 Uhr:


...wenn ich mich an (vernünftige) Regeln halte,...

Wer legt denn wohl fest was eine venünftige Regel ist und ob sie einzuhalten ist?

Ist 30 vor einem Kindergarten um 3 Uhr morgens vernünftig?
Ist ein allgemeines Tempolimit in D vernünftig?
Ist die Bestrafung von Diebstahl vernünftig, wenn ich Hunger habe?
Ist das Bestrafen von Wildpinkeln vernünftig wenn ich doch gerade ganz nötig muss?
Ist das Vorbot an einer roten Ampel sein Handy in die Hand zu nehmen solange der Motor läuft vernünftig?
Ist das Verbot jemanden tot zu prügeln, wenn er meine 10 jährige Tochter gerade vergewaltigt hat vernünftig?

Wer soll entscheiden, an was man sich halten soll? Geht das nach Tagesform?

Interessante Fragen.
Mir ging es nur ums Blinken - und auch wenn nicht Blinken nicht mehr bestraft wird, werde ich das weiterhin tun.

Ob man jemand tot prügeln darf oder nicht, möchte ich jetzt nicht diskutieren - in einem Autoforum schon gar nicht.

Wenns nur ums Blinken geht: das ist eigentlich fast immer sinnvoll 😉

Totschlagen ist aber heute auch nicht unüblich auf den Strassen. Erst vor einer Stunde hab ich live miterlebt wie eine Frau den Vordermann in guter alter Sherrif Manier stellen wollte und die Fahrertür aufriß weil der Vordermann sie vorher während eines Überholversuchs genötigt hat den Überholvorgang abzubrechen. Zum Abschied hat sie ihm dann noch fast die Tür vor den Kopf geknallt.

Wenn das Bussgeld auf 1000.- Euro und 3 Punkte erhöht werden würde, ja dann würde das mit der Blinkfaulheit auch besser werden. Garantiert. Aber dagegen gibt es ja immer irgendwelche Bedenkentäger, die irgendwelche Scheinargumente haben, warum das nicht realisierbar ist.

rzz

Genau so ist es.
leider geht in D nichts mehr ohne drastische Konsequenzen. Es wird fleissig im Auto telefoniert mit dem Handy, unschuldige totgefahren, rowdyhaft und aggressiv umhergefahren, illegale Strassenrennen mit Todesfolge und und und..

Wenn hier der Staat mal kräftig die strafen erhöhen würde dann wären einige den FS los.

Aber wenn schon das göchste deutsche Gericht die beschwerde der Staatsanwaltschaft gegen das Urteil gegen die Mörderin von Böblingen abweißt und meint, 2 Jahre Jugendstrafe seien "ausreichend", ja dann gute Nacht Rechtsstaat.....

rzz

Zitat:

@Bert1967 schrieb am 5. August 2016 um 20:21:36 Uhr:


Also ich halte mich nicht für den Dummen, wenn ich mich an (vernünftige) Regeln halte, weil diejenigen, die das nicht tun, nicht bestraft werden. Ich blinke ja nicht, weil ich bei Zuwiderhandlung bestraft werde, sondern weil ich möchte, dass andere Verkehrsteilnehmer wissen, was ich beabsichtige, zu tun. So vermeide ich Risiken für mich und auch andere.

Zitat:

@rockyzoomzoom schrieb am 6. August 2016 um 00:03:44 Uhr:


Wenn das Bussgeld auf 1000.- Euro und 3 Punkte erhöht werden würde, ja dann würde das mit der Blinkfaulheit auch besser werden. Garantiert.

Dafür müsste aber mehr kontrolliert werden.

Das intellektuelle Unterschreiten der Stammtischkante in einem geistigen Zustand, der noch entzifferbare Tastatureingaben zulässt, sollte auch intensiv überwacht und massiv bestraft werden. 🙄

Zitat:

@berlin-paul schrieb am 6. August 2016 um 09:57:54 Uhr:


Das intellektuelle Unterschreiten der Stammtischkante in einem geistigen Zustand, der noch entzifferbare Tastatureingaben zulässt, sollte auch intensiv überwacht und massiv bestraft werden. 🙄

Es ist doch in Deutschland leider so, das Verkehrsdelikte "deutlich" zu milde bestraft werden. Vergleicht man das mit den Strafen im europäischen Ausland kann man das als einen lächerlichen Witz bei Seite schieben.
Wer die Forderungen nach höheren Strafen einer Stammtischparole gleich setzt, an dem ging Einiges vorbei.

Zitat:

@Geisslein schrieb am 6. August 2016 um 12:04:07 Uhr:



Zitat:

@berlin-paul schrieb am 6. August 2016 um 09:57:54 Uhr:


Das intellektuelle Unterschreiten der Stammtischkante in einem geistigen Zustand, der noch entzifferbare Tastatureingaben zulässt, sollte auch intensiv überwacht und massiv bestraft werden. 🙄

Es ist doch in Deutschland leider so, das Verkehrsdelikte "deutlich" zu milde bestraft werden. Vergleicht man das mit den Strafen im europäischen Ausland kann man das als einen lächerlichen Witz bei Seite schieben.
Wer die Forderungen nach höheren Strafen einer Stammtischparole gleich setzt, an dem ging Einiges vorbei.

Ich kritisierte jedoch, dass nicht einmal diese niedrige Schwelle von unten kommend überschritten wird. Also streng Dich etwas mehr an. Vielleicht wird's dann was. 😉

Mag sein, dass die Strafen hier recht gering sind. Aber ist die Verkehrssituation in anderen Ländern besser? Wird mehr geblinkt, mitgedacht und Rücksicht genommen?

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