Gutachter einschalten wegen nicht fachgerechter MB-Reparatur?

Mercedes S-Klasse W220

Grundsätzlich bin ich nach über 26 Jahren Erfahrung mit Mercedes sehr zufrieden, sowohl mit den Fahrzeugen, als auch mit der Werkstattleistung der Niederlassungen und Händler.
Letzteres bestätigen ja auch einige Werkstatt-Tests.

Leider wurde ich bei einer Werkstatt stark enttäuscht, ein Mercedes-Händler in Heiligenhaus.
Was ich da erlebt habe, läßt mich vermuten, daß ein Werkstatt-Test dort nicht so gut ausfallen würde.

Ich überlege derzeit, ein Sachverständigen-Gutachten anfertigen zu lassen und bitte dazu um Eure Meinung.

Zur Vorgeschichte:
Mit meinem aktuellen W220 bin ich nach knapp 50.000 km (gesamt 254.000 km) bin ich auch sehr zufrieden.

Mein Vorbesitzer hat den Wagen in Heiligenhaus warten lassen.

1. Am 09.04.05 wurden meinem Vorbesitzer dort Felgen montiert, die zwar laut Gutachten paßten, in Wirklichkeit aber anfangs leicht an den vorderen Bremszangen geschliffen haben, weil der 4MATIC größere Bremszangen und Scheiben hat als der Hecktriebler.
Dieser Fehler hätte bei der Montage auffallen müssen.
Die Felgen wiesen innen Schleifspuren auf.
Diese Felgen hatte ich beim Kauf dazubekommen (mit Winterreifen), habe sie aber nicht mehr montiert.

2. Beim Kauf des Wagens im April 2009 war die Sitzheizung Sitzfläche Fahrersitz defekt, die zu Lasten des Vorbesitzers repariert wurde.
Dazu waren insgesamt sieben (!) Besuche meinerseits beim MB-Händler nötig.
Beim ersten Reparaturversuch wurde der Lederbezug Sitzfläche Fahrersitz getauscht.
Die Sitzheizung funktionierte danach zwar noch immer nicht, dafür war die automatische Gurthöhenverstellung ausgefallen (wodurch diese immer in der niedrigsten Position verblieb), die B-Säule verkratzt und ebenfalls die Mittelkonsole.
Nach dem zweiten Besuch war die B-Säule neu lackiert, die Gurthöhenverstellung funktionierte auch wieder.
Nach dem dritten Besuch funktionierte die Sitzheizung wieder.
Beim vierten Besuch wurde die Mittelkonsole getauscht. Die Bestellung hatte sich hingezogen, da sie in alpacagrau nicht sofort lieferbar war.
Danach funktionierte die Automatikverstellung C/S nicht mehr, weil der Stecker am Schalter links neben dem Wählhebel nicht aufgesteckt worden war.
Das wurde bei meinem fünften Besuch in Ordnung gebracht.
Mir fielen dann beim Beschleunigen und Bremsen undefinierbare Geräusche auf.
Die Ursache wurde bei meinem sechsten Besuch gefunden.
An den Schanieren der Armlehne und Abdeckung des Mittelkosolenfaches sitzen 2 Plastikabdeckungen. Diese waren offensichtlich mit der neuen Mittelkonsole geliefert worden.
Jedenfalls befanden sich 2 dieser Abdeckungen in dem Plastikschacht für die Belüftung, der durch die Mittelkonsole geführt wird und den Fondpassagieren zur zusätzlichen Belüftung dient. Die Plastikabdeckungen waren beim Bremsen und Beschleunigen in dem Plastiklüftungsschacht hin- und hergerutscht und hatten diese Geräusche verursacht.
Nachdem die Plastikabdeckungen aus dem Lüftungsschacht entfernt worden waren, waren natürlich auch die Geräusche weg.
Leider war bei der Fehlersuche das „Rollo“ gebrochen, welches die Schaltkulisse des Automatikwählhebels abdeckt.
Bei meinem siebten Besuch wurde auch diese Abdeckung getauscht.
Kosten wurden mir für diese 7 Besuche nicht berechnet. Ich hatte allerdings Fahrtkosten und einen erheblichen Zeitaufwand eingesetzt, da das Fahrzeug bei den ersten vier Besuchen vor Ort bleiben mußte. Meine Partnerin hat mich jeweils nach Heiligenhaus gebracht und abgeholt.
Danach war fast alles in Ordnung. Erst viel später fiel mir auf, daß vorn rechts am Fahrersitz die Sitzschienabdeckung komplett fehlte. Die habe ich dann selber ergänzt.

3. Beim Kauf 2008 hatte man mir die 16 Zündkerzen getauscht.
Im September 2010/nach 35.000 km wurde bei meinem Gasumrüster in meinem Beisein festgestellt, daß eine Zündkerze lose war und ein Kerzenstecker nicht korrekt saß.
Der Fehler wurde durch die Geräuschentwicklung bei laufendem Motor entdeckt.
Ich habe daraufhin weit vor dem eigentlichen Intervall von 90- 100.000 km die Zündkerzen erneut für mehrere hundert Euro wechseln lassen (siehe Bild 1).
Eine mit korrektem NM-Wert und mit Drehmomentschlüssel angezogene Kerze löst sich nicht!
Ich habe auf diese Weise schon selber viele Zündkerzen montiert (ich verwende dafür meinen HAZET-Drehmomentschlüssel mit einem Verstellbereich von 10 - 60 NM).

4. Ich hatte beim Kauf beanstandet, daß die hintere rechte obere Kennzeichenbefestigung defekt war. Die Schraube war im Gewinde abgebrochen.

Dieser Fehler wurde bei einem meiner vielen Besuche wegen der Sitzreparatur behoben.
Man hatte mich informiert, daß der Reparatur-Aufwand etwas größer sei, da dafür die Heckklappeninnenverkleidung entfernt werden müßte.

Ich erhielt meinen Wagen mit neuem Kennzeichenhalter und Werbung des Händlers.
Ich hatte aber nicht das Kennzeichen entfernt, sondern die erfolgte Reparatur anhand von Ziehen am Kennzeichenhalter überprüft. Der Halter saß jetzt an allen vier Punkten fest.

Leider war die chromartige Beschichtung des Werbe-Kennzeichenhalter nicht besonders langlebig.
Da mein Wagen inzwischen sowieso in Oberhausen betreut wird, fuhr ich dorthin.

Man wechselte zunächst den vorderen Kennzeichenhalter.
Beim Entfernen des hinteren Kennzeichens bot sich dann ein Bild des Grauens.

Der Händler in Heiligenhaus hatte es sich bei der Reparatur des rechten oberen Gewindes sehr leicht gemacht. In Hinterhofbastelbudenmanier hatte man nicht etwa das Gewinde repariert, sondern lediglich in den noch steckenden Schraubenstumpf ein kleines Loch gebohrt und dort behelfsweise eine kleine Blechschraube eingesetzt.

Alle 4 Schraubenköpfe waren extrem verrostet. Der Mechaniker in Oberhausen konnte diese kleine behelfsmäßige Blechschraube lösen, außerdem die Schraube unten links.
Die Schraube links oben brach beim Löse-Versuch ab.
Die Schraube rechts unten kann eventuell mit einem Meißel entfernt werden, oder wird ebenfalls abreißen. Mit einem Schraubendreher konnte sie nicht mehr gelöst werden.
Bild 2 links oben Schraube abgerissen, links unten neue Schraube in Oberhausen montiert
Bild 3 Man sieht das beschädigte Gewinde rechts oben, Blechschraube steht unten neben der Schraube, die sich nicht lösen läßt

Es sind also 3 Gewinde beschädigt.
Die Firma in Oberhausen bot mir daraufhin an, die Reparatur kostenpflichtig vorzunehmen.

Ich fand es allerdings richtig, mich an den Verursacher des Desasters zu wenden, den Händler in Heiligenhaus.
Immerhin hatte man mir dort vor weniger als 2 Jahren den Kennzeichenhalter mit Werbeaufschrift montiert. Ich weiß nicht, ob damals gebrauchte Schrauben verwendet wurden, aber solch einen schlechten Zustand von Schrauben finde ich nach so kurzer Zeit sehr ungewöhnlich .
Außerdem hatte man ja das schon 2009 von mir beanstandete Gewinde nicht einer Mercedes-Werkstatt entsprechend fachgerecht repariert.
Ich hatte selber noch bei keinem meiner bisherigen Mercedes jemals Probleme mit den Kennzeichenschrauben.

Mein persönlicher Besuch beim Händler in Heiligenhaus sowie ein zusätzliches Telefonat blieben aber erfolglos.
Man bot mir ebenfalls nur eine kostenpflichtige Reparatur an, was für mich aber in diesem speziellen Fall völlig inakzeptabel ist.

Ich habe mich aus meiner Sicht durch die weiter oben aufgeführten Punkte finanziell (und bisher auch ohne Murren) schon stark genug an den durch diesen Händler verursachten Fehlern beteiligt.
Üblicherweise sollte der Verantwortliche für seine Fehler einstehen und nicht den Kunden damit belasten!

Ich habe mich dann an per Mail an Mercedes direkt gewandt und bekam auch einen Rückruf.
Leider zog man sich auf die Position zurück, die Reparatur sei schon zu lange her, man könne den Vorgang also nicht nachvollziehen, auch weil der Wagen inzwischen woanders betreut wird.

Ich habe eine Rechnung mit der Position „Kennzeichen befestigen“.
Der Kennzeichenhalter trägt noch die Werbung des Händlers in Heiligenhaus.

Nach einer fachgerechten Reparatur würde wohl kaum jemand erneut ein Schraubengewinde abgebrochen haben und dann die Blechschraube eingesetzt haben.

Ein Gutachten könnte beweisen, daß die mangelhafte Reparatur schon länger zurückliegt.
Natürlich müßte ich einen erheblichen Aufwand betreiben.
Ich könnte mir aber vorstellen, daß ich gute Chancen hätte, Recht zu bekommen.
Es würde mich sehr ärgern, wenn in diesem Fall der „Täter“ ohne Wiedergutmachung davonkäme.

Was meint Ihr?

Natürlich bin ich im Umgang mit Helicoil-Gewindeeinätzen langjährig erfahren und könnte die Reparatur auch selber ausführen.

Rüdiger:-)

Bild-1-2x-kerzenfehler
Bild-2-kennzeichenhalter
Bild-3-kennzeichenhalter
Beste Antwort im Thema

Hallo Rüdiger Ich kann Deinen Ärger gut verstehen,mir würde es sicherlich ähnlich gehen.Einen Gutachter einzuschalten,bringt meiner Meinung nach,außer noch mehr Kosten und noch mehr Ärger nichts.Einfach selbst reparieren,den Händler mit Nichtachtung strafen und einen Doppelten drauf trinken,manchmal hilft es ja.🙂 Gruß Detlef

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Wenn von der MB-Werkstatt keine positive Bewegung zu erwarten ist, dann hak es ab - das schohnt Nerven und das Auto 🙂
Das mit den falschen Felgen auf 4Matic find ich schon finster!

Aloha aus Berlin

Schiedsstelle der KFZ-Innung

Hi,

keiner Weiß, dass es sowas gibt, aber die hauen wenn nötig auf den Putz. Vielleicht gibt es ja auch einen Kompromiss bei der Sache.
Zu MB-Werkstätten: Ich kann dazu nur wenig sagen, außer dass ich weiß, dass es einen großen Unterschied macht, bei welcher Vertragswerkstatt oder Niederlassung eine Reparatur gemacht wird, jede Werkstatt arbeitet anders.
Es gibt auch viele private Werkstätten, die sehr ordentlich arbeiten.

Auf jeden Fall meine ich auch, dass 7 Nachbesserungen zu viel sind. Klar können einem mal Fehler unterlaufen, aber 7 mal hintereinander ist dann doch entschieden zu viel!

Ausnahme sind dann aber technische Mängel, die ihren Grund in der Konstruktion haben. Da kann das schon öfters vorkommen, jedoch sollten die Verantwortlichen dann auch "einen Kopf kürzer" gemacht werden.

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