Führerschein Klasse A und dann?
Servus,
erstmal: hoffentlich ist es das richtige Forum für meine recht generelle frage.
ich spiele schon länger mit dem Gedanken einen Motorrad Führerschein zu machen, fand es aber "sinnlos" A2/A1 zu bezahlen und später nochmal für A zahlen zu müssen...
da ich Anfang Januar 24 werde, würde ich die Klasse A machen wollen.
Nun stellt sich mir die Frage, was für ein Bike es wird.
Es soll etwas sportliches aber auch gemütliches sein, sofern sich das unterbringen lässt.
Ich möchte für den Anfang kein Supersportler oder Unmengen an Leistung, es soll was vernünftiges mit genug Leistung sein um ordentlich fahren zu "lernen" aber auch für die nächsten paar Jahre noch spaß bringen.
gibt es generelle Empfehlungen und infos in welcher preisklasse ich mich da bewegen werde?
61 Antworten
Probieren geht über studieren...
Ist mein Motto seit über 25 Jahren und hat immer Spaß gemacht!
Und mit probieren meine ich nicht Probefahren... 😉
Hallo,
zum Start würde ich mir keinen Supersportler oder schweren Chopper holen. Das verdirbt einem Anfänger eher die Laune.
Die leicht zu fahrenden Naked-Bikes finde ich persönlich für den Beginn und natürlich auch fürs ganze Motorradleben gut.
Ich werfe mal Yamaha MT 03 (ab ca. 3.000 Eur) und MT 07 (ab ca. 4.500 Eur) in den Ring.
Bei kleinerem Budget sind auch ältere Suzuki Bandit nicht verkehrt.
Die Kawasaki Zephyr finde ich auch fein. Ein sehr schönes Motorrad in klassischer Optik und guter Qualität, aktuell noch zum Schnäppchenpreis.
Alternativ kommen die 500er und 600er Enduros in Frage. Mein erstes Motorrad nach Jahren auf der 80er Vespa war eine Kawasaki KLR 650. Billig, solide, sehr gut zu fahren, urlaubs- und stadttauglich. Das verblichene Giftgrün war kein Problem, habe die 5 lackierten Teile in schwarzer Farbe lackieren lassen und schon sah das alte Schätzchen gut aus.
ABS empfinde ich für meinen Teil(!) als heillos überbewertet und überteuert.
Nice to have, aber in meinen Augen für einen vernünftigen Fahrer nicht lebenswichtig. Zumal in Deutschland sowieso kaum jemand bei jedem Wetter mit dem B ike in die Arbeit pendelt. Die Schönwetter-Hobbymaschine braucht m.E. v.a. gute Reifen, gewartete Bremsen, funktionstüchtige Stoßdämpfer und einen Fahrer mit Hirn.
Egal was es wird, es sollte kein Nischenmodell sein, denn wenn Dir das Mopped doch nicht gefällt, sollte man es leicht wieder verkaufen können.
Die Moppeds aus den 80ern und 90ern werden einem aktuell hinterhergeworfen. Wunderschöne Kawasaki ZZR Sporttourer in top Pflegezustand kosten keine 2.500 Eur.
Yamaha XJ will auch keiner. Wenn man unter 185cm ist, kann also durchaus auch mit einer top gepflegten XJ 600 Diversion für 1.000 Eur, wie sie hier letztens angeboten wurde, anfangen. Das ist halt nicht "cool", aber vernünftig.
Da kann man sich auch beide hinstellen und je nach Stadt- oder Urlaubsfahrt wechseln.
Viele von diesen Dingern wie Kawasaki GPZ1100, Yamaha XS u.ä. sind allerdings schwere "Eisenschweine", die einen Anfänger nicht glücklich machen. Die Dinger will keiner, deswegen sind sie billig.
In Deutschland dürfen Männer aus irgendeinem mir unerfindlichen Grund nur Enduros fahren, wenn die Maschine unter 1.000 cc haben soll.
Davon würde ich mich frei machen und mit einem schön zu fahrenden, einigermaßen leichten Bike anfangen. Die MT03 z.B. kann weit mehr als 90% der deutschen Motorradfahrer. 660ccm und 50 PS sind eigentlich nicht zu wenig, außer man wiegt 120 Kg. Die Dinger wetzen um enge Kurven wie ein Fahrrad, lassen sich leicht rangieren, sind im Unterhalt günstig und die Bremsen sind über jeden Zweifel erhaben.
Das ist jetzt natürlich meine rein persönliche Meinung als jemand, der beim Motorrad nicht immer höher, schneller, weiter braucht und stets moderat gefahren ist. Andere meinen, man wolle auf dem Bike nur auf der letzten Rille unterwegs sein und brauche deshalb die maximale Power fürs Budget.
Du wirst schon rausfinden, was für ein Typ Fahrer Du bist.
Mit einem schönen aber schwer zu fahrenden Mopped in der Garage wird man möglicherweise gar kein Biker, weil man keine Freude daran entwickelt.
Wenn Du keine Ahnung von Technik hast, kaufe ein Motorrad von einem wirklich seriösen Händler. Wartungsstau ist bei Motorrädern eher die Regel als die Ausnahme, es gibt viel illegales Tuning und öfter als man denkt auch gefährlichen Pfusch von sich selbst überschätzenden Hobbybastlern.
Die originale, gepflegte Maschine gewinnt.
Viel Spaß!
XS
Das ewige gestern in einer langen langen Geschichte versteckt ...
Also ich finde gerade für einen Anfänger ABS wichtig.
Der meisste Bremsweg geht verloren, wenn man anfängt zu bremsen (die Geschwindigkeit ist noch hoch) und man aus Mangel an Erfahrung oder Übung den optimalen Bremspunkt zwischen fast blockieren und blockieren langsam ertasten muss. Ich fahre sein fast 40 Jahren Motorrad. Ich habe die Erfahrung, aber die Übung habe ich nur wenn ich das jeden Tag 'übe'. Also wohl nie als normal Sterblicher.
Zum Thema SV und XJ habe ich mich schon oft ausgelassen. XJ ein alter 'Hobel' aus den 80ern, mit schlechtem Fahrwerk und grausigen Bremsen.
Die SV: man liebt oder haßt den V2. Ich hasse ihn und bin ein Fan von Reihenmotoren.
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Zitat:
@XS750 schrieb am 16. November 2021 um 05:57:40 Uhr:
1. ABS empfinde ich für meinen Teil(!) als heillos überbewertet und überteuert.
Nice to have, aber in meinen Augen für einen vernünftigen Fahrer nicht lebenswichtig. Zumal in Deutschland sowieso kaum jemand bei jedem Wetter mit dem B ike in die Arbeit pendelt. Die Schönwetter-Hobbymaschine braucht m.E. v.a. gute Reifen, gewartete Bremsen, funktionstüchtige Stoßdämpfer und einen Fahrer mit Hirn.2. In Deutschland dürfen Männer aus irgendeinem mir unerfindlichen Grund nur Enduros fahren, wenn die Maschine unter 1.000 cc haben soll.
3. Davon würde ich mich frei machen und mit einem schön zu fahrenden, einigermaßen leichten Bike anfangen.
4. Das ist jetzt natürlich meine rein persönliche Meinung als jemand, der beim Motorrad nicht immer höher, schneller, weiter braucht und stets moderat gefahren ist.
5. Andere meinen, man wolle auf dem Bike nur auf der letzten Rille unterwegs sein und brauche deshalb die maximale Power fürs Budget.
6. kaufe ein Motorrad von einem wirklich seriösen Händler. Wartungsstau ist bei Motorrädern eher die Regel als die Ausnahme, es gibt viel illegales Tuning und öfter als man denkt auch gefährlichen Pfusch von sich selbst überschätzenden Hobbybastlern. Die originale, gepflegte Maschine gewinnt.
1. das sehe ich aber ganz anders! Hast Du schon einmal im Rahmen eines Trainings Bremsproben gemacht? Auf trockenem griffigem Untergrund habe ich mit den ABS Maschinen IMMER erheblich früher gestanden als JEDER ohne ABS. Und da waren wirklich sehr sehr erfahrene Leute dabei, sehr viel erfahrener tw als ich. Und mit erheblich meine ich nicht nur 2 oder 3 m. Und ich kann den kürzesten Bremsweg immer reproduzieren, auch wenn ich jetzt nach einer Zeit des Aussetzens und aus der Übung wieder aufs Bike steige bremse ich mit ABS direkt und sofort mit allem was geht. Und dass man mit Hirn fahren sollte auf einer Maschine in ordentlichem Zustand - das sollte selbstverständlich sein.
2. diese Meinung ist mir nie begegnet.
3. dem stimme ich zu, wobei man da evtl etwas zur Statur des TE wissen müsste - ein Bike das für mich mit am wunderbarsten passte (Varadero 1000), war für meine Frau der Alptraum.
4. ja, da kommt es auch mit auf die bevorzugten Strecken an. Ich brauche das genauso wenig. Ich war immer gerne auf kleinen winkligen Landstraßen unterwegs (B habe ich vermieden, K+L waren meine Straßen). Da nützen einem die dollen Supersportler oft auch nix und man ist mit ner 08/15 600er uU müheloser und teils auch schneller ums Eck.
5. siehe 4. - die Power nützt oft nix, dicke Hinterreifen sind oft auf den winkligen Gassen nicht so willig, Supersportler-Sitzposition taugt auch nicht für alles. Meinen schlimmsten Sonntag habe ich mit einer Fireblade verbracht - Tagestour 450km, nach dem ersten Drittel hätte ich die am Liebsten in den Graben geschoben.
6. hier möchte ich mich anschließen.
Zum Glück gibt es ja viele verschiedene Motorräder, so dass für jede Meinung eins da ist.
Hi!
Zitat:
@Papstpower schrieb am 16. November 2021 um 08:30:10 Uhr:
Das ewige gestern in einer langen langen Geschichte versteckt ...
Das Heute ist eine Elektronikattacke mit lauter anfälligem Spielzeug, Monsterreifen und x "Mappings" zum Höchstpreis.
Das Morgen ist Elektro mit 100 Km Reichweite.
Da bleibe ich doch gerne beim Gestern und genieße die Alpen auf der XS oder auch gerne mal auf einer alten Enduro mit Allround-Bereifung.
Wenn Du das anders siehst, ist das für mich völlig ok.
XS
Anfälliges Spielzeug mit "Elektronik" gibt's seit min 30jahren. Es gäbe also genug Zeit mit der Entwicklung zu schwimmen, statt sich öffentlich bloß zu stellen, nicht gelernt zu haben.
Hi!
Zitat:
@Papstpower schrieb am 16. November 2021 um 10:24:00 Uhr:
Anfälliges Spielzeug mit "Elektronik" gibt's seit min 30jahren. Es gäbe also genug Zeit mit der Entwicklung zu schwimmen, statt sich öffentlich bloß zu stellen, nicht gelernt zu haben.
Na, na, na. Nun mal langsam.
Was das BMW - ABS den Käufern beschert hat, wissen wir ja.
Dass kein Mensch ESP und elektronische Fahrprogramme an einem Freizeitmotorrad für den öffentlichen Straßenverkehr braucht und auch ABS entbehrlich ist, ist für mich(!) gesetzt.
Komplexe Abgasreinigungssysteme sind vorgeschrieben, bringen dem Halter aber nur Kosten.
Komplexe Mappings, die man in manchen Fällen schon beim Wechsel auf eine andere Luftfiltermarke anpassen muss, bringen ebenfalls beim Motorradfahren gar nichts.
Ein Motorrad mit einem guten Fahrwerk, ausreichend Kraft und vernünftigen Bremsen reicht vielen Fahrern völlig aus, um an schönen Tagen Spaß zu haben. In Deutschland fährt so gut wie niemand im Alltag Motorrad, aber es wird technisch aufgerüstet, als ob man täglich 400 Km auf Schotter oder auf Rennstrecken zurücklegen würde.
Ich für meinen Teil mag eine altbackene Einstellung zu Motorrädern haben, aber sie funktioniert. Mit den 50 ähnlich Denkenden im Bekanntenkreis habe ich viel Freude an den alten Moppeds. Sie lehren einen zudem Demut. Ich hatte einen einzigen Unfall in 33 Jahren: ein Sturz mit dem Roller auf einer Ölspur mit 30 Km/h in 1989. Dieser war mein bislang neuestes Gefährt. Bei Kauf 2 Jahre alt. Das jüngste Motorrad das ich hatte war 8 Jahre alt. So wenig bin ich in den ganzen Jahren gar nicht gefahren, aber günstig, mit netten Leuten (die amn auf neuen BMW GS nicht immer antrifft) und stylish...
Ich möchte niemanden bekehren und beleidige auch niemanden, der anderer Ansicht ist.
Da musst Du wohl erst noch hin, weshalb Du Dich mit Deinen despektierlichen Kommentaren mir gegenüber "bloßgestellt" hast, nicht ich.
Bin gespannt, was der TE machen wird.
XS
Den Spruch. "da kann man ja nichts mehr selbst dran machen - ist ja alles voller Elektronik" gibt es seit den 80er Jahren.
Im Grunde wird mit diesem Spruch nur die eigene Unfähigkeit zum Ausdruck gebracht.
Zitat:
@XS750 schrieb am 16. November 2021 um 10:58:38 Uhr:
Hi!
Zitat:
@XS750 schrieb am 16. November 2021 um 10:58:38 Uhr:
Zitat:
@Papstpower schrieb am 16. November 2021 um 10:24:00 Uhr:
Anfälliges Spielzeug mit "Elektronik" gibt's seit min 30jahren. Es gäbe also genug Zeit mit der Entwicklung zu schwimmen, statt sich öffentlich bloß zu stellen, nicht gelernt zu haben.1. Was das BMW - ABS den Käufern beschert hat, wissen wir ja.
2. Dass kein Mensch ESP und elektronische Fahrprogramme an einem Freizeitmotorrad für den öffentlichen Straßenverkehr braucht und auch ABS entbehrlich ist, ist für mich(!) gesetzt.
3. Komplexe Abgasreinigungssysteme sind vorgeschrieben, bringen dem Halter aber nur Kosten.
Komplexe Mappings, die man in manchen Fällen schon beim Wechsel auf eine andere Luftfiltermarke anpassen muss, bringen ebenfalls beim Motorradfahren gar nichts.
4. In Deutschland fährt so gut wie niemand im Alltag Motorrad, aber es wird technisch aufgerüstet, als ob man täglich 400 Km auf Schotter oder auf Rennstrecken zurücklegen würde.
5. Ich für meinen Teil mag eine altbackene Einstellung zu Motorrädern haben, aber sie funktioniert.
6. So wenig bin ich in den ganzen Jahren gar nicht gefahren, aber günstig, mit netten Leuten (die amn auf neuen BMW GS nicht immer antrifft) und stylish...
7. Ich möchte niemanden bekehren und beleidige auch niemanden, der anderer Ansicht ist.
1. ich habe das Gerücht gehört, dass es noch andere Hersteller mit ABS-Motorrädern gibt ...
2. ich lade Dich ein, mit mir Bremsübungen zu machen auf einem abgesperrten Platz. Du solltest vielleicht einfach mal sehen, wie viel weiter Dein Bremsweg ist ohne ABS. Ich würde wetten - trotzdem es keine Gefahrensituation ist und Du üben kannst, Du wirst auch mit mehreren Übungsbremsungen nicht an meinen Bremsweg mit einer ordentlichen ABS-Maschine heran kommen. Ich habe das schon viele Male durch ... mit einem Kumpel habe ich das in den Trainings gern gemacht, wir haben aus teils hohem Tempo (zB 100 statt der üblichen Übungsgeschwindigkeit 50) gebremst. Dort wo ich mit ABS stehe, rauscht Du noch ins Hindernis
3. Dir vielleicht nicht - aber der Umgebung um Dein Motorrad herum
4. tja, also passieren nahezu alle Motorradunfälle in D in der Freizeit beim entspannten Wochenendtrip. Was soll das für ein Argument sein? Ich kann 5km von meinem Wohnort von einem mir die Vorfahrt nehmenden Überrascht werden. Immer, auch in meiner Freizeit
5. sie funktioniert - aber in engeren Grenzen.
6. wie schon zu 1. gesagt, es gibt auch andere Marken. Und ich habe tatsächlich auch schon nette GS-Fhrer getroffen (und Arschlöcher auf anderen Marken)
7. Deine Ansicht sei Dir unbenommen. Aber man hat den Eindruck, Du wärest der Meinung ohne ABS ganz genauso gut und sicher unterwegs zu sein. Aber das stimmt eben einfach im Fall der Fälle nicht. Deine Aussagen implizieren, man brauche das nicht weil es Unsinn ist. Es wäre etwas völlig anderes, wenn man den Eindruck gewinnen würde dass Du Dir des höheren Risikos bewusst bist und es (aus welchen Gründen auch immer) bewusst eingehst. Aber diejenigen die immer sagten "ich kann bremsen, ich brauche kein ABS" waren in meinem Umfeld fast immer die mit dem langen Gesicht beim Training. Und einmal hatte ich das auch auch auf der Straße: Pferde stürmten plötzlich von der Wiese auf die Straße - der Fahrer hinter mir (der also einen längeren Weg ohnehin zur Verfügung hatte) rollte noch an mir vorbei als ich schon stand (der hat dann mal Bremsübungen gemacht mit meiner ABS-Maschine und war sehr verwundert ...)
Zitat:
@kandidatnr2 schrieb am 16. November 2021 um 11:09:47 Uhr:
Den Spruch. "da kann man ja nichts mehr selbst dran machen - ist ja alles voller Elektronik" gibt es seit den 80er Jahren.
Im Grunde wird mit diesem Spruch nur die eigene Unfähigkeit zum Ausdruck gebracht.
Der Mensch neigt dazu, das als unnötigen Blödsinn abzustempeln, was er selber nicht versteht.
Die Logik dahinter ist eigentlich ganz einfach:
"Ich konnte bisher auch damit leben, ohne mich damit bewusst auseinander setzen zu müssen. Wozu also soll das gut sein?"
Oder es ist deswegen gut, weil es einfach ist und selbst ich verstehe das.
Kann ich es nicht verstehen, dann ist es zu kompliziert und keiner kann das mehr händeln. Natürlich können das andere, die das z.B. gelernt haben. Die kosten aber Geld. Das ist das eigentliche Problem.
Einfaches Argument: Immer mehr Städte und Regionen in Frankreich sind für Motorräder EZ vor 06-2000 schlicht gesperrt.
Muss man nicht hinfahren, klar. Wenn aber doch, sollte man das berücksichtigen bei der Moppedauswahl.
Moin!
Zitat:
@Vulkanistor schrieb am 16. November 2021 um 11:51:59 Uhr:
Zitat:
@kandidatnr2 schrieb am 16. November 2021 um 11:09:47 Uhr:
Den Spruch. "da kann man ja nichts mehr selbst dran machen - ist ja alles voller Elektronik" gibt es seit den 80er Jahren.
Im Grunde wird mit diesem Spruch nur die eigene Unfähigkeit zum Ausdruck gebracht.Der Mensch neigt dazu, das als unnötigen Blödsinn abzustempeln, was er selber nicht versteht.
Die Logik dahinter ist eigentlich ganz einfach:
"Ich konnte bisher auch damit leben, ohne mich damit bewusst auseinander setzen zu müssen. Wozu also soll das gut sein?"Oder es ist deswegen gut, weil es einfach ist und selbst ich verstehe das.
Kann ich es nicht verstehen, dann ist es zu kompliziert und keiner kann das mehr händeln. Natürlich können das andere, die das z.B. gelernt haben. Die kosten aber Geld. Das ist das eigentliche Problem.
Ich würde sagen, die Wahrheit liegt irgendwo in der Mitte: Klar ist, dass es früher (als alles natürlich noch besser war, einschließlich der Zukunft) für jemanden der ansatzweise eine Ahnung von Mechanik hatte, aber keine von Elektronik, zu der Aussage kam. Und klar: Hier sind dann einige dahingehend abgehängt worden, dass sie nun mal eben nicht mehr "schnell" umfangreichere Arbeiten an der Elektronik selbst durchführen konnten - wie auch, wenn ich keine Ahnung von Plus und Minus habe (mal ganz simpel gesagt).
Heute liegt die Sache aber ein wenig anders: Die immer höhere Integration von komplexen ICs führt ja nicht dazu, dass es einfach nur reicht, den feineren Lötkolben zu kaufen. Ein Kabel, eine elektronische Schaltung o.ä., hast du auch so immer bekommen oder konntest es ggf. sogar nachbauen.
Und jetzt nehmen wir mal eine aktuelle Maschine: LC-Display, 6-Achsen-IMU, CarPlay, ... Selbst wenn du den Chip in 15 Jahren runterlöten kannst, ist die Frage, ob du diesen überhaupt bekommst.
Das ist das gleiche bei Autos: Man kann heute noch wunderbar ein Auto von 1930 restaurieren. Weil du quasi nahezualles auf mechanischem Weg nachbauen kannst, mit genügend Zeit. Setz dich aber mal in die aktuelle S-Klasse oder einen Taycan - glaubst du wirklich, dass du dafür in 70 Jahren noch alle Teile bekommst? Geschweige sie denn austauschen könntest?
Und dann kommen da noch Softwareaspekte hinzu: Thema Komponentenschutz. Selbst WENN du den Chip aus einer anderen Garagenfund-GS oder einem 70-Jahre-alten Taycan ausbauen könntest - kannst du ihn evtl. nicht einbauen, weil der Komponentenschutz das nicht zulässt, weil dieser Chip nicht registriert ist. Meinst du, dass dir BMW, Porsche, KTM oder Triumph da in auch nur 20 oder 30 Jahren noch weiterhelfen können?
Zitat:
@SoulBS schrieb am 16. November 2021 um 18:37:42 Uhr:
Ich würde sagen, die Wahrheit liegt irgendwo in der Mitte: Klar ist, dass es früher (als alles natürlich noch besser war, einschließlich der Zukunft) für jemanden der ansatzweise eine Ahnung von Mechanik hatte, aber keine von Elektronik, zu der Aussage kam. Und klar: Hier sind dann einige dahingehend abgehängt worden, dass sie nun mal eben nicht mehr "schnell" umfangreichere Arbeiten an der Elektronik selbst durchführen konnten - wie auch, wenn ich keine Ahnung von Plus und Minus habe (mal ganz simpel gesagt).
Klar, der typische afrikanische oder indische Dorfschmied, den man auf seiner Weltreise trifft, ist mit der Elektronik ein bißchen sehr gefordert.
Der typische Motorradfahrer hat sich bis dahin aber auch längst um den Baum gewickelt!
Mein indischer Onkel hat einen uralten Morris Minor, mit manueller Zündzeitpunktverstellung (je nach Drehzahl) und Karbidlampen. Es ist aber nicht so, dass das sein völlig problemloses Alltagsfahrzeug wäre. Ja, er hat Ahnung, er schmiedet Dir eher eine neue Felge aus einer alten Achse als dass er einen 64 Bit Prozessor aus einem Holzstamm schnitzt. Aber so ganz realistisch betrachtet ist die moderne Technik der Handwerkskunst selbst in einem Land, wo Handwerksarbeit noch sehr billig ist, vielfach überlegen.
Übrigens werden nicht nur in Fankreich und den Niederlanden die alten Knatterstinks verboten. Auch Indien hat schon längst äquivalente Fahrzeugbeschränkungen. Afrika wird nachziehen...
Deutschland ist eine steinzeitliche Ausnahme, weil das Auto hierzulande als heilige Kuh gilt.
Aber: Wie lange noch?!