Tesla Model S als Taxi von Intax - Umrüstung ab Werk
Oldenburg – In der Taxibranche regiert der Diesel.
Doch es gibt Bewegung unter foliertem Dauerläuferblech. Der Hybridanteil stieg zuletzt stark. Und wie der Umrüster Intax mitteilte, dürfen künftig auch Elektroautos von Tesla Fahrgäste auf deutschen Straßen befördern. „Ab sofort kann parallel zum Neuwagenkauf eines Tesla Model S das Taxi- oder Mietwagen-Paket gleich mitbestellt werden“, erklärte das Unternehmen aus dem niedersächsischen Oldenburg. Intax ist einer der führenden Anbieter auf dem Markt und baut unter anderem den Toyota Prius für das deutsche Taxigewerbe um.
Eine EU-Reform des Eichgesetzes hatte eine Konkurrenz durch Tesla bislang verhindert. Durch ein neues „Konformitätsbewertungsverfahren für eingebaute Taxameter und Wegstreckenzähler“ war es
Taxi- und Mietwagenunternehmen seit 2016 nicht mehr gestattet, bestimmte Fahrzeuge nachträglich zum Taxi umrüsten zu lassen. Die Autos mussten als Taxi fertig vom Hersteller kommen, was Tesla momentan nicht anbietet - anders als etwa Mercedes, VW oder auch Toyota.
Es wird neue Tesla-Taxis geben
„Bis 2016 konnten Sie hierzulande noch irgendein Auto nehmen und zum Taxi umrüsten“, sagte Intax-Geschäftsführer Marco Kimme im Gespräch mit MOTOR-TALK. Das neue EU-Eichgesetz betrifft nicht nur Taxameter, sondern viele andere technischen Geräte – von der Küchenwaage bis zum Wasserzähler.
Die Hersteller solcher Geräte müssen neuerdings eine sogenannte Konformitätserklärung abgeben, dass ihre Messgeräte korrekt funktionieren. Ziel ist eine Entlastung der Eichämter, wo jährlich unzählige Messanlagen – darunter Taxameter – vorgeführt und neu geeicht werden müssen.
Für die Autohersteller bedeutet die Konformitätserklärung viel Aufwand, weil viele Fahrzeugdaten übermittelt werden müssen, die teils unter Firmengeheimnisse fallen.
Offenbar sei es den deutschen Herstellern zusammen mit den Importeuren gelungen, bei den Behörden eine rechtliche Liberalisierung zu erwirken, erklärt Kimme.
Er ist überzeugt davon, dass Hybrid-, Elektro- und Brennstoffzellentaxis einen wichtigen Beitrag zur Emissionsverminderung in den Städten leisten können. Auf dem privaten Automarkt habe der E-Auto-Pionier Tesla mit seinen Fahrzeugen bereits für mächtig Schwung und Impulse gesorgt. „Auf das Taxigewerbe lässt sich das sicherlich 1:1 übertragen.“
Hybridprämie und Elektrotaxis
Tatsächlich scheint das Potenzial groß, zumindest in den Großstädten und Ballungsräumen. Allein in Berlin gibt es 8.000 Taxis. Erst vergangene Woche beschloss der Senat ein Förderprogramm für Hybridtaxis, um möglichst schnell die Belastung der Luft mit Stickoxiden zu reduzieren und drohende Fahrverbote zu vermeiden.
Berliner Taxiunternehmen können ab dem 1. März bis zum 30. Juni 2018 eine
einmalige Kaufprämie in Höhe von 2.500 Euro pro Fahrzeugbeantragen, wenn sie ein Benzin-Hybrid-Fahrzeug erwerben und gleichzeitig ihr altes Dieseltaxi stilllegen und verschrotten. Folgen soll ein Förderprogramm zur Umrüstung gewerblicher Fahrzeugflotten auf Elektroantriebe.
Hybridtaxis verdrängen schon jetzt viele Dieseldroschken, solche mit reinem Elektroantrieb sind dagegen noch selten.
Tesla-Taxis gibt es Deutschland im Moment nur knapp zwei Dutzend– wohl wegen des hohen Anschaffungspreises, aber auch wegen des strengeren Eichgesetzes. Die wenigen Ausnahmen waren noch vor Inkrafttreten der Reform 2016 zugelassen worden. So war
das Model S des Berliner Taxifahrer Martin Dollder letzte Tesla, der vor knapp zwei Jahren erfolgreich beim Eichamt vorgeführt wurde.
Tesla-Taxi: Die ganze Schicht ohne Zwischenladung
Doll fuhr 20 Jahre lang nur E-Klassen von Daimler mit Diesel.
Seitdem er auf das Tesla Model S umgestiegen ist, spart er nach eigenen Angaben pro Jahr bis zu 6.000 Euro an Spritkosten. An Teslas Supercharger-Ladesäulen (120 kW) tankt der Taxifahrer derzeit noch kostenlos. Die nutzt er auf langen Strecken. Von Berlin nach München fährt er in sieben Stunden, inklusive 30 Minuten Ladepause.
In Berlin lädt er sein Elektroauto aber meist an einer der herkömmlichen, kostenpflichtigen „Schnellladesäulen“ auf. Die in seinem Bezirk leistet 11 kW. Das heißt: Nach acht Stunden Nachtladezeit ist der Akku wieder voll.
Doll fährt am Tag durchschnittlich 200 Kilometer, kommt also locker mit einer Ladung aus.
Selbst mit kostenpflichtigem Strom kommt Doll nur auf durchschnittlich 50 Euro Ladegebühren im Monat. Das sei etwa ein Zehntel gegenüber den entsprechenden Spritkosten für einen Diesel, rechnet er vor. Für eine volle Ladung Strom, also 400 Kilometer Reichweite für sein Model S, muss er circa sechs Euro bezahlen.
Das sind 1,50 Euro auf 100 Kilometer.
„Da ist jedes Taxiunternehmen doof, wenn es nicht auf Elektroantrieb umstellt“, meint Doll. Hinzu kommt, dass Ölwechsel und andere für Verbrennermotoren typische Inspektionsarbeiten wegfallen. Auch der Bremsenverschleiß fällt bei Elektroautos deutlich geringer aus.
Nun könnten demnächst weitere Tesla zu den Kunden am Taxistand rollen. „Sieht so aus, als verlöre ich meinen traurigen Rekord, das letzte in Deutschland umgerüstete Tesla-Taxi zu haben“, meinte Martin Doll. „Wird auch Zeit.“
*****
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Zitat:
@Quakfrosch schrieb am 23. Februar 2018 um 15:25:49 Uhr:
Und die Fahrzeugwahl sollte nicht von irgendwelchen Subventionsmodellen abhängig sein. Hier sollte der freie Markt entscheiden.
DAFÜR!
Dann könnte doch gleich mal die sehr hohe Subvention auf Diesel in der Energiesteuer fallen und auf den Wert von Benzin (7,4 ct/kWh + MwSt = 8,8 ct/kWh) angehoben werden. Dann wäre 1 Liter Diesel (mit MwSt) etwa 30 Cent teurer. Und auch LPG und CNG wären erheblich teurer.
Und bei Autostrom für Privatkunden würden die Steuern+Abgaben damit sinken (auch auf 7,4 ct/kWh + Steuer), und Strom für Privatkunden wäre dann mit ca. 24 ct/kWh Gesamtpreis günstiger als die heutigen 29 ct/kWh.
Es würde einen deutlich Wechsel zu BEVs bedeuten. Also: die Subvention von Diesel und die erhöhten Steuern+Abgaben auf Privatstrom in Deutschand sind es, die die Dieselautos und Hybridbenziner am Leben erhalten.
Die letzten 3 Off-Topic-Kommentare wurden entfernt, bitte bleibt beim Thema Tesla-Taxi.
ballex
MT-Team | Moderation
Zitat:
@Mino-Loge schrieb am 24. Februar 2018 um 04:43:31 Uhr:
........
Aber ich fände es wirklich interessant zu wissen was die Vor und Nachteile bei einem Tesla im realen Taxibetrieb sind...
Energiekosten etwa 1/3 bis 1/5. Wenn es draussen sehr kalt ist und man einen Standplatz mit Stromanschluss hat, kann man innen das Fahrzeug heizen ohne einen Verbrenner - sei es den Motor oder eine Benzinheizung - laufen zu lassen. Natürlich auch ganz banale Dinger wie weniger Unterhalt und natürlich keine Abgas-Manipulationen bei sehr kalten Temperaturen.
... und das Beste: mit etwas Glück benötigt in 1-2 Jahren der Tesla keinen Taxifahrer mehr

.
Wie lange werden die Akkus bei täglicher Ladung halten und was kosten die dann beim Tausch ?
Neben dem hohen Anschaffungspreis (1 Tesla teurer wie 2 Prius plus) würde ich nach Jahren mit einem Prius-Taxi immer noch günstiger fahren und hätte auch keine Reichweitesorgen. Die Taxe soll ja Geld einfahren zum Leben und nicht nur den Kaufpreis.
Nebenbei, mit Erdgas brauche ich im Staddtverkehr 4,50-5,50 € für 100km.
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Warum sich das Taxigewerbe schwer tut mit Hybriden und Elektroautos liegt daran, dass die größeren Unternehmer rechnen können:
Die Fahrzeugkosten sind nur ein kleiner Teil der Gesamtkosten. In einer üblichen 10 Std.-Schicht sind die Lohnkostenvorteil bei Mindestlohn 88,40€ plus 21% Sozialkostenanteil. Macht 107€. Der Diesel für die 200km einer Schicht kostet 18€. Der Service-/Verschleißteileanteil pro Schicht ist 6€. Der Wertverlust bei 2 Jahren im 2 Schichtenbetrieb ist in der eh subventionierten Mercedes E-Klasse überschaubar, liegt bei 14€. Dagegen sind Verwaltungskosten/Versicherung und Werbung/Taxizentrale 55€. Der Unternehmer hat also Kosten pro Schicht von 200€.
Gewinn macht er erst bei mehr als ca. 80 km abrechenbar. Gute Kunden bevorzugen eine neue E-Klasse, diese Vorbestellungen bzw. Direktbestellungen verbessern die abrechenbaren Kilometer mehr als man an Kraftstoff und Wartungskosten je sparen könnte. Denn das ist der kleinste Hebel...
BTW: In einem Tesla S sitzt man hinten wegen des hohen Wagenbodens wie ein Affe auf dem Schleifstein.
Zitat:
@sestiphatis schrieb am 24. Februar 2018 um 22:08:40 Uhr:
Gute Kunden bevorzugen eine neue E-Klasse
[...]
BTW: In einem Tesla S sitzt man hinten wegen des hohen Wagenbodens wie ein Affe auf dem Schleifstein.
Genau, und bestimmt keinen Tesla

Ja, kaum auszuhalten da hinten drin

unabhängig der ganzen Diskussionen, sollte auch der Verschleiß und Reparaturen betrachtet werden....es bringt mir wirtschaftlich keinen Mehrwert wenn die Stromkosten/km günstig sind und ich dann teure Reparaturen haben bei denen ich Tesla ausgeliefert bin und die mich abzocken...da gibt es genug Bsp wo die nach 90tsd Km die ganze Antriebseinheit tauschen mussten...da ist die wirtschaftlichkeit relativ schnell im Eimer...wie sieht das den aus bei Reparaturen an den Fzg. weis das jemand?Wie ist das Händlernetz?Kommt man selber aucha n Ersatzteile ran oder ist man gnadenlos der Marke ausgeliefert?
VG Jürgen
Zitat:
@dummyb schrieb am 25. Februar 2018 um 09:29:32 Uhr:
unabhängig der ganzen Diskussionen, sollte auch der Verschleiß und Reparaturen betrachtet werden....es bringt mir wirtschaftlich keinen Mehrwert wenn die Stromkosten/km günstig sind und ich dann teure Reparaturen haben bei denen ich Tesla ausgeliefert bin und die mich abzocken...da gibt es genug Bsp wo die nach 90tsd Km die ganze Antriebseinheit tauschen mussten...da ist die wirtschaftlichkeit relativ schnell im Eimer...wie sieht das den aus bei Reparaturen an den Fzg. weis das jemand?
Meines Wissens kam das zwar vor, aber bezahlt hat der Tesla Halter dafür idR nicht. Ausserdem wurde nicht nur einfach getauscht, sondern den Ursachen auf den Grund gegangen, sprich: die Wahrscheinlichkeit, dass einen Tesla soetwas betrifft, die ist nicht konstant, sondern sinkend.
Zitat:
@dummyb schrieb am 25. Februar 2018 um 09:29:32 Uhr:
unabhängig der ganzen Diskussionen, sollte auch der Verschleiß und Reparaturen betrachtet werden....es bringt mir wirtschaftlich keinen Mehrwert wenn die Stromkosten/km günstig sind und ich dann teure Reparaturen haben bei denen ich Tesla ausgeliefert bin und die mich abzocken...da gibt es genug Bsp wo die nach 90tsd Km die ganze Antriebseinheit tauschen mussten...da ist die wirtschaftlichkeit relativ schnell im Eimer...wie sieht das den aus bei Reparaturen an den Fzg. weis das jemand?Wie ist das Händlernetz?Kommt man selber aucha n Ersatzteile ran oder ist man gnadenlos der Marke ausgeliefert?
VG Jürgen
Wenn ich mich recht erinnere: 8 Jahre Garantie auf die Antriebseinheit inkl. Akkus. Das waren aber Schäden in der Anfangszeit. Ich meine hier bei MT erst einmal davon gelesen zu haben und es gibt inzwischen möglicherweise 10.000 Teslas in Deutschland.