Erste Hilfe im Straßenverkehr, die FAQ...
Hallo zusammen,
nach diesem Thread habe ich mich dazu entschlossen, eine FAQ zum Thema "Erste Hilfe im Straßenverkehr" zu erstellen. Um damit Erfolg zu haben bin ich aber auf Eure Hilfe angewiesen.
Ich selber fahre Rettungsdienst und kann mich oft schlecht in die Situation der Ersthelfer hineinversetzen. Für mich ist das alles schon zu einer gewissen Routine geworden.
Welche Fragen und welche Ängste schnellen Euch durch den Kopf wenn Ihr zu einem Unfall dazu fahrt? Bei was seid Ihr Euch unsicher? Bitte schreibt alle Fragen die Euch da so einfallen hier in den Thread rein. Zum Beispiel "muß der Helm beim Motorradfahrer abgenommen werden?" Irgendwas in dieser Art eben. Die FAQ soll ja möglichst umfassend sein.
also, haut rein!
ciao
EDIT am 01.03.2005: Die Beta-Version der FAQ ist online, und zwar auf meiner Homepage unter "Erste Hilfe".
91 Antworten
So, nach langer Arbeit ist die Beta-Version der Erste-Hilfe-FAQ fertig und im Netz.
Und zwar auf meiner Homepage unter "Erste Hilfe".
Viel Spaß beim Lesen!
ciao
Zitat:
Original geschrieben von Caravan16V (auf seiner HP)
Also, niemals den eigenen Kopf zwischen Airbag und patient halten oder in der Nähe des Überrollbügels herumturnen!
Damit meinst du bestimmt die Überrollbügel bei Cabrios, die bei einem Überschlag rausgeschossen kommen, oder?
Wie ist das eigentlich bei Seiten-, Kopf- und Knieairbags, wenn die bei einem verunfallten Auto noch nicht ausgelöst wurden?
Da kann man es doch nicht vermeiden, in den gefährlichen Berreich zu kommen - oder soll man nur seinen Kopf aus dem Gefahrenbereich raus halten? Obwohl ich mir auch das schwierig vorstelle, denn wenn man den Gurt lösen will, hat man doch automatisch den Seiten- oder Kopfairbag vor der Nase.
Ansonsten ist die FAQ sehr gut gelungen!
Es ist in der Tat immer schwieriger, in modernen Autos zu "retten". Manchmal sind in Neufahrzeugen ja 10 oder noch mehr Airbags drin. Die sind auf jeden Fall alle gefährlich!
Bei den Überrollbügeln meine ich diese automatisch rausklappenden Teile bei Cabrios (z. B. Mercedes SL, ...).
Wenn man da jemandem helfen will, dann am besten von der Seite (Kopf außerhalb des Fahrzeuges lassen).
ciao
Erstmal Respekt dafür das du das hier alles so machst!!!!!!!!
Hab mir alles durchgelesen auf deiner HP aber ich kenn die Schocklage so rein gar nicht.
Kann ja sein das ich es überlesen habe was das ist.
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Zitat:
Original geschrieben von Halbgott
Hab mir alles durchgelesen auf deiner HP aber ich kenn die Schocklage so rein gar nicht.
Klar kennst du die, die kennt jeder. Siehst du:
Das ist ja ne Superidee mit der EH im Strassenverkehr!
Auch ich möchte meinen Teil beisteuern. 🙂
Wurde schon was zur psychologischen Betreuuung gesagt? Bisher habe ich eigentlich nur etwas über die Versorgung von Verletzten gelesen.
Der mit wichtigste Part eines Ersthelfers ist (aus mangelnder Ausrüstung und Ausbildung) die Betreuung. Es ist ganz wichtig einfach nur für die Menschen da zu sein anstatt groß irgendwelche Wunden zu versorgen. Wichtig ist beim zugehen auf einen Patienten sich im Blickfeld zu nähern. Also wenn jemand vor euch liegt geht man nicht von einer Seite ran wo man ihn nciht gehen kann, nach Möglichkeit. Ansprechen ist ganz wichtig. Von vornherein kurz mit Namen vorstellen. Das vermittelt ein Gefühl der Persönliche Beteiligung. Falsch ist es dahin zu kommen und neben den Patienten zu setzen und einfach nur ne Wunde zu versorgen.
Beim vorstellen, so hab ichs beim Sanitätshelfer-Kursus gelernt, gibt man am besten noch die Hand. Dadurch kann man zB feststellen ob die Person eisig kalt ist oä. Und beim Händeschütteln direkt der Griff zum Handgelenk bzgl Pulsmessen (aber das sei einem jeden selber überlassen, die Thematik wird ja groß besprochen, Ersthelfer wird bei uns beigebracht (JUH) sie sollen nicht mehr Puls messen, bei allen höheren Ausbildungen schon).
Wenn ihr was macht, egal was, ansagen! Es ist schon schlimm genug wenn man inmitten einer Menschenmenge sitzt und da fummelt irgendwer an eurem kaputten Bein herum ohne das ihr das wisst/wollt.
Auch ganz wichtig: Wenn der Patient sein 60.000 € Porsche vor den Baum gesetzt hat, setzt ihn so hin, dass er den Wagen NICHT sieht. Das kann nur zu noch mehr Panik und Schockzuständen führen.
Steigt auch bitte nicht über die Patienten und wenn ihr neben jmd kniet, dann KNIET auch, sprich: Auf Knie und Füße hocken, dass die Knie ganz auf dem Boden sind. Aus einfachem Hocken ist kann man keine gute Versorgung leisten und wenn ihr das Gleichgewicht verliert landet ihr in euren Patienten.
Das Knien erfüllt einen weiteren psychologischen Effekt: Ihr begebt euch auf die Ebene des Patienten und zeigt "Ich bin hier unten bei euch, ich helfe".
Wild umherlaufende Beteiligte werden am besten eingefangen und erstmal in Ruhe ein zB das Auto eines Helfers gesetzt werden, da haben sie ihre RUhe und ihr könnt sie im Auge behalten und die laufen nicht wieder auf die Strasse.
Noch ganz wichtig: Patienten die Brüche haben und bei Bewusstsein sind sollen so liegen gelassen werden, wie sie liegen, es sei denn ihr habt eine bessere medizinische Ausrüstung und Ahnung vom Fach. Jeder Mensch sucht die für sich "beqeumste" Lage in seiner Notsituation raus. Außerdem sind Patienten in dem Fall direkt beschäftigt. Also fangt nicht an ne wilde Schiene zu basteln, lasst den Patienten den Arm oä selber halten.
Ein kleiner Bodycheck kann euch einen Überblick verschaffen. Also nach den allgemeinen Lebensfunktionen einmal alle Knochenpartien abtasten und nach abnormer Beweglichkeit oder falscher Gelenkbildung sehen/tasten. Auch den Bauchraum, ist dieser verhärtet gibt es wohl eine schwerere Verletzung im Bauchraum.
Nochmal zum rechtlichen: Wer nicht hilft macht sich strafbar. Wenn im dichtesten Schneegestöber nachts auf der BAB ein Unfall passiert oder ihr mitten im Wald einem Unfall (vielleicht sogar als Frau ganz alleine) kann niemand verlangen zu helfen. Aber ihr MÜSST den Nutruf/Polizei anrufen. Damit sprecht ihr euch von aller Verantwortung frei. Einfach Bescheid sagen was passiert ist, am besten mit eurem Namen und Kennzeichen. Das wird notiert und ihr seid aus dem Schneider.
Auch wenn soetwas wohl niemals passieren wird: Wenn ihr jmd habt der sich umbringen will und dies auch versucht, so seid ihr dennoch verpflichtet zu helfen. Man geht davon aus, dass er selbst wenn er vorher gesagt hat er will nicht gerettet werden oder das sogar schriftlich in der Tasche hat er im Moment seiner Bewusstlosigkeit/seines Todes sich umentscheidet und doch leben will. Es klingt paradox aber von dieser Rechtslage geht man aus.
Und noch eine letztes: Wenn ihr bei der Ersten Hilfe euren Sachen beschädigt, sei es euer Auto wird platt gefahren, eure Jacke ist blutverschmiert oder ihr versaut euch eure sündhaft teure Hose, so habt ihr Anspruch auf Schadensersatz. Bin mir nicht ganz sicher aber ich glaube ihr müsst in dem Fall der Polizei Bescheid geben, die notieren das und ihr bekommt über die Versicherung des Patienten alles ersetzt ggf gereinigt etc.
Wenn ihr Gaffer oder Passanten um Hilfe bittet, so bittet ruhig mehrere Leute unabhängig den Notruf zu verständigen oder macht es selber. Aus Gewohnheit wird die Hälfte enfach gehen und kein Bock haben zu helfen. Bei Helfern die evtl auf BAB zu Hilfe kommen kann man sich sicherer sein, da die ja mit dem Ziel zu helfen anhalten.
Und noch eine Sache aus der Wirtschaft, gerade bei einem MANV (Massenanfall von Verletzten um mal Fachidiotisch zu sprechen 😉) ist es wichtig, dass EINER die Kontrolle und Übersicht hat und sich um nix anderes kümmert. Koordniation ist nicht einfach und man darf sich nciht auf einen Patienten konzentrieren sondern muss Aufgaben verteilen, das ist nützlicher und die Helfer sind sich sicherer da sie feste Aufgaben bekommen und nicht selber Entscheidungne fällen müssen.
Bzgl dem rechtlichen Kram kann ich in meinem schlauen Buch nachlesen wegen dem ganzen Paragraphen, das mich treu durch den SanH begleitet hat.
Hoffe das war jetzt nicht zu speziell und hat geholfen. 🙂
PS: Notruf: 112, Polizei: 110 - KOSTENFREI, auch über Handy. Passanten können sich nicht retten durch "kein Geld auf dem Handy".
*edit* Megapost! 🙂
Ich außerdem in meinem Auto eine von der Gold/Silber-Knisterdecke (3€ ATU, werd bald ne zweite holen) und jede Menge Handschuhe. Bevor irgendwas gemacht wird: Handschuhe anziehen und pro Patient ein paar Handschuhe. Als letzten Zusatz hab ich noch so ein Anhänger in dem ein Beatmungstuch ist, was man dem Patienten übers Gesicht legen kann, damit man nicht allzu viel aus seinem Inneren sehen/riehcen/abbekommen muss, aber eine Beatmungsmaske ist sicherlich empfehlenswert(er).
@caravan16V: Alle Achtung, klasse gemacht. Die Maske werd ich mir zusätzlich in meinen Kasten legen.
@arn-e-conda: Klasse Post! Auch der psychologische Effekt ist nicht zu verachten. Zudem hilft es den Verletzten oft alleine nur das Gefühl zu haben, dass jemand da ist der einem hilft.
Zu den Airbags: Das ist gerade bei älteren Wagen ein Problem dass bei Kurzschlüssen in den Leitungen beim Unfall die Airbags noch nachträglich auslösen konnten. Bei neueren Airbags ist das mittlerweile anders Konstruiert damit das Auslösen bei der Rettung höchst unwahrscheinlich ist. Man sollte den Leuten dahingehend keine Angst machen so dass sie dann aus Angst vor dem Airbag nicht helfen.
Gruß Meik
Also den Aspekt mit der Psychischen Hilfe werde ich auf jeden Fall noch mit in die FAQ einbinden! Danke @arn-e-conda!
Hm, aus Angst vor Airbags nicht helfen, das ist vielleicht die eine Seite. Aber bei dem Versuch, einem anderen zu helfen selbst ums Leben zu kommen ist auch nicht so toll. Man sollte halt die Regel beachten, sich selbst nie ZWISCHEn einen nicht ausgelösten Airbag und den Verletzten zu bringen. Dann dürfte auch nix passieren.
ciao
Vieleicht das Suchen des Druckpunktes bei der HLW noch einbinden.
Und darauf hinweisen, daß man auch da jemanden hinzuziehen sollte, also einen Passanten oder sowas.
Airbag ist ein schwieriges Thema.
Ganz neue Autos (der neue 5er BMW z.B.) haben eine Kapsel, die nach den Öffnen eines Airbags (es öffnen nicht mehr alle jederzeit, nur noch nach Bedarf, wie das der Computer eben entscheidet) den Pluspol der Batterie absprengt und das Fahrzeug stromlos macht.
Auch sonst habe ich noch nicht selber erfahren, daß ein Airbag später ausgelöst hätte. Vielleicht, wenn wir von der Feuerwehr irgendein Kabel zerschneiden, das zu einem Sensor führt? Aber wir machen sowieso vorher stromlos.
Also ich persönlich halte die Airbaggefahr für vernachlässigbar. Wie ist die offizielle Lermeinung? Und was meint beispielsweise der ADAC? Keine Ahnung.
Außerdem wäre vielleicht ein Bild von der stabilen Seitenlage, und eine kurze Anleitung zum Abnehmen des Helms sinnvoll. Aber dann gehts wohl von der FAQ zum Erstherlferhandbuch.
Schön gemacht!
Gruß
Texas-Jim
Das Problem bei einer bebilderten Anleitung ist ja immer, daß Bilder nie so viel sagen können wie eigentlich nötig. Stabile Seitenlage und Helmabnahme sind praktische Dinge, die man am besten in einem EH-Kurs trainiert.
Suche des Druckpunktes wird mit in die FAQ aufgenommen, merci.
ciao
Der FAQ is auf jedenfall ganz gut gelungen, werd den auch gleich mal ( denk mal das sollte kein Problem sein) Linken. Apropo links, bin mir rechtlich nicht ganz sicher, aber vorsichtshalber kann es nicht schaden in den Links zu medida noch nen target:="blank" einzufügen, damit die sich auf ner neuen seite öffnen. Meine gelesen zu haben dass das zu problemen führen kann. Die Unterste von den Masken werdich mir demnächst mal bestellen oder gucken ob ich die noch wo anders finde, weil bei der Vorstellung jemanden beatmen zu müssen dem ich gerade noch das erbrochene ausm Mund gepult habe stellen sich mir die Nackenhaare auf.
Wenn sich ein paar findige Poster mit ner Digicam finden würden könnten die ja ihr eigenes kleines Lehrvideo drehen. 😁
*edit* Freut mich was beigesteuert und geholfen zu haben. Viellicht fällt mir ja noch was ein, das Thema hat mich wieder zum grübeln gebracht. 🙂
@caravan und all die anderen fleissigen Poster: Riesenlob!! Ist echt genial bisher geworden, hab mir schon gewünscht, den Thread früher entdeckt zu haben 😉 Hätte noch einen kleinen Hinweis zu machen: eine derzeit propagierte Lehrmeinung beim BRK geht für den Ersthelfer davon aus, bei der Kontrolle von BAP auf folgendes zu achten: 1. Atmung nur noch per Sichtkontrolle, also Heben und Senken des Thorax 2. Puls/Kreislauf auch nur per Sichtkontrolle, also Rötung des Gesichts bzw. evtl. Zyanose. Meiner Meinung nach sind diese Empfehlungen (auch für (Laien-)Ersthelfer zu einfach gestrickt. Zum Punkt 1: Es mag ja im Sommer evtl. noch nachprüfbar sein, wenn jemand mit nacktem Oberkörper am Strand liegt. Aber gerade in der jetzigen Zeit, in der die Leute dicke Daunenjacken und Wintermäntel tragen, ist es schlicht und einfach nicht zu erkennen, ob sich eine Bewegung des Thorax abzeichnet. Deswegen würde ich auch zur Kontrolle mit Hören/Fühlen/Tasten raten. Zum Punkt 2: auch hier bin ich der Meinung, dass das Ganze etwas unkritisch betrachtet wurde. Ich kann (auch gerade wieder wegen der aktuellen Temperaturen) nicht an der Hautfärbung erkennen, ob ein Kreislaufstillstand vorliegt (auch hier wieder Stichwort Zentralisation). Auch möchte ich denjenigen sehen, der des Nachts auf einer Landstraße einen kreislaufstabilen Patienten von einem mit Stillstand unterscheiden kann. In der Dunkelheit schlicht unmöglich.
Was mir noch eingefallen ist (ich hoffe, ich habe es nicht überlesen): nicht jede Person, die torkelt und/oder verlangsamte Reaktionen zeigt und eine verwaschene Aussprache hat, ist gleich ein Betrunkener. Auch Unfallmechanismen, die zu einer Quetschung des Gehirns führen, können solche Symptome auslösen. Auch ein nicht zu verachtender Punkt in diesem Zusammenhang sind Personen, die eine leichte bis mittlere Unterzuckerung haben, auch bei diesen können solche Reaktionen beobachtet werden. Deswegen auch immer bei der Lagebeurteilung mit abchecken "Was könnte zu einer evtl. Verletzung/Symptomatik eines Betroffenen geführt haben? Dabei die Umgebung mit einbeziehen. Ist klar, im Straßenverkehr werden wir es dabei meistens mit Unfällen zu tun haben, aber man kann ja auch fürs Leben als Fußgänger noch was mitnehmen von hier 😉
So, ich hoffe, dass ich doch noch wenigstens ein bißchen was beitragen konnte, biete natürlich gerne meine Hilfe bei weiteren Fragen oder Vorhaben an 🙂
Gruß Tecci