Erfahrungsbericht: Wechsel vom V220CDI zum EQV
Hallo zusammen,
Nachdem ich lange, lange überlegt habe, unseren Diesel-V durch ein Elektrofahrzeug zu ersetzen, hat mir ein Unfall mit wirtschaftlichem Totalschaden unseres 2016er V220 im April 2022 dann die Entscheidung erleichtert: Wir haben Ende Mai 22 einen EQV Avantgarde als Tageszulassung ohne Kilometer gekauft. KM-Stand heute knapp 14500km.
Wir nutzen das Auto im Alltag mit vielen Kurzstrecken als Pendelfahrzeug ins Büro und Kindertaxi zu Schule, Kita & Sport und auch für berufliche Fahrten im Umkreis von meist bis 150km, 3x im Jahr fahren wir in den Urlaub 660km one way.
Verbrauch
Aufgrund der vielen Kurzstrecken hatten wir beim V einen Durchschnittsverbrauch von 9,17L/100km über etwa 70.000km.
Der Wagen hatte auch regelmässig zu hohen Ölstand, sodass ich mindestens jährlich Öl gewechselt habe.
Der EQV liegt nach jetzt knapp 9,5 Monaten und 14.500km bei imsgesamt 30kwH/100km; Sommers zwischen 22-25kwh, Winterbetrieb 32-40kwH. Die Betriebskosten damit nach heutigem Stand mit der Mercedes Me charge-Karte (0,39€) ca. 11,7 €, beim Laden zuhause (0,28€) 8,60€/100Km zu etwa 16 € beim Diesel.
Der Stomverbrauch des EQV entspricht ungefähr 2,9L Diesel (!) (Laut rechneronline.de) und zeigt, wie effizient sich so ein Dickschiff mit E-Motor bewegen lässt. Besonders im Stadtverkehr ist der Energieverbrauch im Vergleich zum Verbrenner erheblich geringer durch die Energierückgewinnung beim Bremsen.
Langstrecke
Unsere erste längere Reise mit dem Auto haben wir in den Herbstferien auf unserer Standardstrecke absolviert. Mit dem Diesel haben wir es im Idealfall (Abends gefahren, Kids schliefen, Tank voll, keinStau) in 5h geschafft, regelmäßig aber mit Pausen zwischen 6 und 7 Stunden gebraucht. Auf der Hinfahrt mit dem EQV habe ich den Naviempfehlungen vertraut, das die Ladepausen aber viel zu früh kalkuliert, so dass wir dreimal für je etwa 25-50 Minuten Pause machen mussten. Bei Tempo 120-130 war der Durchschnittsverbrauch bei knapp über 30 Kwh, dh. alle 250km an die Säule. Die Reisezeit betrug etwa 8,5 Stunden. Auf der Rückfahrt bin ich mit zwei Ladestopps hingekommen und wir haben 8 Stunden gebraucht.
Im Winter bei 3 grad und Regen habe ich dann weil mit 6 Personen unterwegs noch eine Langstreckenfahrt unternommen, 500km an einem Tag, 250km hin, 250km zurück. Aufgrund des Wetters lag der Durchschnittsverbrauch dann bei 40 KwH, sodass ich auf der Strecke 3x laden musste, da ich am Zielort nicht aufladen konnte. Das hat nur wenig Spass gemacht.
Über die Langstreckentauglichkeit habe ich mir im Vorfeld am meisten Sorgen gemacht und muss klar sagen, dass das Auto m.M.n. für jeden, der regelmässig lange Strecken von über 300km fährt, nicht das richtige ist.
Für uns und unser Anforderungsprofil mit 2-3 wirklichen Langstrecken im Jahr passt es hingegen wider Erwarten insgesamt gut.
Kosten
Der Betrieb des Elektroautos ist ganz erheblich günstiger: Wartungen sind für vier Jahre inklusive, die Steuer entfällt, und man kann noch die Emissionsquote verkaufen (350€ im Jahr Einnahme) und auch die Spritkosten sind erheblich niedriger, siehe oben. über den Wertverlust können wir uns dann in drei bus vier Jahren unterhalten.
Nachteile EQV
Gegenüber der V Klasse hat der EQV eigentlich nur zwei Nachteile:
Man merkt das hohe Gewicht am Fahrwerk, es schaukelt besonders hinten deutlich mehr; und an den Bremsen, die waren beim Verbrenner besser, vmtl. auch ein Gewichtseffekt.
An beides habe ich mich aber schnell gewöhnt und vermisse den Diesel gar nicht mehr, die Vorteile, das geräuschlose Gleiten, die Effizienz und der kostengünstige Betrieb wiegen die Nachteile für mich absolut auf. Wir haben allerdings auch noch langstreckentaugliche Autos im Fuhrpark.
Grüße
Christopher
50 Antworten
Da schreibt jemand einen wirklich guten und sachlichen Erfahrungsbericht (danke!), viele finden diesen gut, und was passiert kurze Zeit später?
Es werden wieder die üblichen abgedroschenen Argumente für/wieder Elektromobilität ausgetauscht, wie beispielsweise dass die Akkus nach 6-7 Jahren platt sind.
Ich finde dieses ständige rumgeeiere ohne neue Erkenntnisse ziemlich ätzend.
Ich bin nach 2 Diesel V-Klassen vor 2 Jahren auf den EQV umgestiegen und kann mich dem TE nur anschließen. Wenn man zu Hause laden kann, ist das Konzept aus meiner Sicht komplett alltagstauglich. Ich fahre 20Tkm im Jahr und spürbar langsamer bin ich nur auf Strecken ab 400km bzw. ab dem 2. Ladestop.
Die laufenden Kosten sind nach meiner Rechnung trotz Strompreiserhöhung immer noch geringer als beim Diesel. Was aber in Bezug auf die Kosten ein absolutes Totschlagargument ist, ist die Steuerersparnis von 0,5% anstelle 1% für die Privatnutzung - das ist übers Jahr eine Menge Geld, für die ich gern ein wenig langsamer fahre...
Das einzige was ich vermisse, ist der Allradantrieb.
Martin
Sparen hin sparen her..Wenig Steuern, sparsam, leise. Alles okay. Aber erklär mal einer 4jährigen das sie 3 Stunden an der Tanke warten muss weil keine Säule gerade frei ist. Und das bei ca. 2000km One Way. z.b nach Griechenland, Spanien, Portugal, Türkei oder Italien (Sizilien). Und dann noch 4 oder 5 solcher Stops. Und lauter 22Kw Säulen unterwegs. Da bekommt man doch ne Meise.
80.000€ für ein nicht ausgereiftes Urlaubsauto. Das geht mal garnicht. Weil nur für die Stadt oder zum Bier transportieren holt man sich sowas nicht.
Hatte 2 Jahre 2 verschiede GLE Hybrid`s gehabt. Nach jeweils 9 Monaten hatte ich nur noch Akku für 60km. Im Winter gerade 40km. Da schleppst du den Akku nur mit rum. Hast keine Lust zum laden für 60Km. Kostet auch 80.000€ so eine Kiste. Nie wieder. Bekomme dieses Jahr einen Vito Tourer nächstes Jahr die V-Klasse schon eingeplant. So lange es geht Sprit Sprit Sprit.
Danke für den guten und objektiven Bericht. Ich bin überrascht über den niedrigen Strompreis zu Hause. Nach den letzten Entwicklungen bin ich auf 42ct. Da ich über PV 75% selbst generiere nicht dramatisch. Welchen Anbieter hast Du? Wie kommst Du mit dem Frontantrieb zurecht? Da hört man auch öfters mal negative Stimmen. Wie sieht es mit der zulässigen Zuladung aus? War das nicht so, dass man bei voller Personenbesetzung kein Gepäck mehr mitnehmen kann?
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@rgies: schau mal bei einem bekannten Discounter nach "Grünstrom", ~36Cent/KWh für Ökotrom.
Abgesehen davon ist der goldene Weg wohl gerade Leasing bzw. Finanzierung mit der Möglichkeit das Auto zurückzugeben. So trägt man nicht die wertverlust Risiken.
Die ganze Kostensache wird sich noch mächtig ändern, aktuell sind die E-Autos im Unterhalt wegen massiver Subventionen billiger. Ich denke, dass es in 10 Jahren genau so wie jetzt bei der Mineralölsteuer eine Stromsteuer geben wird, wenn der Strom zum Fahren verwendet wird. So wie jetzt auch bei Diesel / Heizöl. Auch wird es KFZ Steuern geben etc. Der Staat nimmt ~50 Mrd durch KFZ Steuer + Mineralölsteuer ein, das wird er sich nicht entgehen lassen, nur weil irgendwann alle mit Strom fahren. Und dann wird sicherlich auch für den eigenproduzierten Solarstrom eine Steuer gezahlt werden müssen, wenn er im Auto verbraucht wird. Wieso sollte ein tendenziell schwereres E-Auto auch nicht an der Finanzierung der Infrastruktur beteiligt sein. Die Realverbräuche müssen bei neu Zugelassenen Autos jetzt schon online übertragen werden, für eine Besteuerung ist also schon alles vorhanden.
Grüße,
Da der EQV auf 3,5t aufgelastet ist, gibt es bei der Zuladung keinen nennenswerten Unterschied zum Diesel (ich hatte vorher einen V 250 lang mit Allrad und da waren es auch ungefähr 700kg) und das ich den Allradantrieb vermisse, ist eher meiner Abneigung gegen das Gefummel mit den Schneeketten geschuldet. Ich habe in den letzten beiden Jahren nur wenige Male umgeräumten Nebenstraßen ausweichen müssen, wirklich hängengeblieben bin ich nie.
Die Beschleunigung bis Tempo 50 ist dafür elektrospezifisch beeindruckend. Im Stadtverkehr muß man keinen Ampelsprint fürchten.
Martin
Zitat:
@rgies schrieb am 19. März 2023 um 09:48:06 Uhr:
Danke für den guten und objektiven Bericht. Ich bin überrascht über den niedrigen Strompreis zu Hause. Nach den letzten Entwicklungen bin ich auf 42ct. Da ich über PV 75% selbst generiere nicht dramatisch. Welchen Anbieter hast Du? Wie kommst Du mit dem Frontantrieb zurecht? Da hört man auch öfters mal negative Stimmen. Wie sieht es mit der zulässigen Zuladung aus? War das nicht so, dass man bei voller Personenbesetzung kein Gepäck mehr mitnehmen kann?
Ich hab noch einen Festpreisvertrag bei einem lokalen Versorger bis 2024, wir bekommen aber nächsten Monat auch eine PV-Anlage.
Der Frontantrieb ist überhaupt kein Problem, und ich kann Frontantrieb überhaupt nicht leiden eigentlich. Hat kaum Schlupf. Zuladung ist um die 800kg, das reicht uns dicke.
Eqv ein Auto dass die Welt nicht braucht. Ich hatte ihn ein paar Wochen. Praktisch sieht anders aus. Würde ihn nie gegen meinen 300 d tauschen. Letzter Urlaub alleine 3000 km durch Italien. Möchte ich mir mit nem eqv gar nicht erst vorstellen.
Zitat:
@Tigger874 schrieb am 26. März 2023 um 14:51:50 Uhr:
Eqv ein Auto dass die Welt nicht braucht. Ich hatte ihn ein paar Wochen. Praktisch sieht anders aus. Würde ihn nie gegen meinen 300 d tauschen. Letzter Urlaub alleine 3000 km durch Italien. Möchte ich mir mit nem eqv gar nicht erst vorstellen
Wieso soll der unpraktisch sein!? Der ist bis auf das tanken und die Reichweite genauso eine vollwertige V-Klasse wie jede andere auch.
Wie oft fährst du im Jahr 3000km nach Italien.? Ist es notwendig unnütz 3000km Sprit zu verschwenden.?
Ps: we mag sarkastisch Klingen, aber deine Aussagen sind so doch nicht mehr wie Stammtischparolen. Nur weil das Auto für dich nicht funktioniert.
Der EQV ist in mehreren Punkten unpraktisch : AHK nicht möglich, Zuladung, Beschleunigung, Endgeschwindigkeit, Wenderadius, kein Marco Polo, reelle Kilometerkosten ….
Und wohin bzw. warum Tigger874 sein sauer verdientes Geld aussiebt, geht hier überhaupt keinem was an. Scheint aber gegenwärtig woke zu sein, anderen Menschen den eigenen Lebensentwurf aufdrücken zu wollen und abweichende Meinungen als Stammtischparolen zu bezeichnen. Ich stimme Tigger874 zu, dass der EQV für meine Belange absolut ungeeignet ist.
Er hat aber nicht nur geschrieben, dass das fahrzeug nichts für ihn ist, sondern, dass der ‚eqv ein auto ist, das die welt nicht braucht‘. Und diese Pauschal-Aussage darf man kritisieren.
Zitat:
@MB213AMG schrieb am 27. März 2023 um 10:35:09 Uhr:
Der EQV ist in mehreren Punkten unpraktisch : AHK nicht möglich, Zuladung, Beschleunigung, Endgeschwindigkeit, Wenderadius, kein Marco Polo, reelle Kilometerkosten ….(..)
Noch ein Versuch, weil ich die Begrifflichkeit nicht kenne:
Was sind "reelle Kilometerkosten"? Anders gefragt: Wie unterscheiden sich "normale" Kilometerkosten von "reellen" Kilometerkosten?
Der EQV ist sicher kein Auto, dass für alle passt. Genausowenig ist ein 213er AMG oder ein V300d für alle das passende Auto.
Wie man aber daraus einen kausalen Zusammenhang ableiten kann, dass der EQV generell für alle unpraktisch ist und die Welt so ein Auto nicht braucht, das bleibt mir ein Rätsel und hat deutlich mehr von Stammtisch- oder Scheißhausparole, denn von einer sachlich fundierten und an notwendiger Stelle differenzierenden Meinungsäußerung.
Die Kritik an Tigger874 war, dass er außer "der EQV ist doof" kein einziges inhaltliches Argument aufgeführt hat, warum das seiner Meinung nach so sei. Genauso könnte man hier auch schreiben, der 300d sei nicht mehr zeitgemäß und nicht zukunftsfähig. Beide Statements sind, wie GT bereits geschrieben hat, Stammtischparolen - und damit keine sachliche Diskussion sondern nur gegenseitiges Bashing. Bringt keiner Seite was.
Noch ermüdender ist nur, wenn jede Meinung gegen Denkweisen aus den 80er Jahren sofort als woke bezeichnet wird.
Moin, faszinierende Stammtischargumentation von Rednern, die entweder nie ein E länger als 3 Wochen gefahren sind, oder sich mit dem Thema des eigenen Nutzungsprofils nicht beschäftigt haben.
Einen EQV schwerpunktmäßig für lange Strecken und/oder Reisen nutzen zu wollen, sollte vorab überlegt werden - unmöglich ist es nicht, aber herausfordernd. Und für die üblichen Streckenprofile ist halt ein wenig Planung (vulgo "nachdenken"😉 erforderlich. Also über die angebliche Untauglichkeit zu meckern lässt nur mangelnde Kenntnis erkennen.
7 Jahre Twizy haben das Thema Reichweite zur Gewohnheit werden lassen und auch meine Frau vermisst nach anfänglicher (Reichweiten) Skepsis den Smart nicht mehr und gibt den E-Up nicht mehr raus...
Jeder hat seine individuellen Anforderungen, daher sind pauschale und undifferenzierte Statements tatsächlich eher fürs Klo.
Übrigens: Der Twizyakku war bis zum Schluss ohne erkennbaren Verlust, was bei ca. 70km Reichweite schon auffällig gewesen wäre.
Gruß, Mike