Drehmoment-Schlüssel
Hallo zusammen
Wollte ein wenig am Motorrad schrauben, traue mir das aber nicht zu, da ich keinen Drehmoment-Schlüssel besitze.
Nun… wie macht ihr das so? Habt ihr immer einen solchen Schlüssel zur Hand und welcher könntet ihr empfehlen. Am Besten einer mit einem grösseren Bereich? Mit welchen Kosten müsste man rechnen?
Danke und Grüsse
73 Antworten
Zitat:
@TDIBIKER schrieb am 7. März 2023 um 16:30:19 Uhr:
Dremos von 20 - 200 NM sollter jeder zuhause haben. PKW Radmuttern werden idR mit 100 - 130 NM über Kreuz angezogen.
Das ist bei Radwechsel sinnvoll, denn wenn sie wie in mancher "Fachwerkstatt" mit dem pneumatischen Schlagschauber angeballert werden, kriegt man sie im Platten Fall (meist nachts im Regen am Strassenrand) mit dem normalen 17er oder 19er Kreuzschlüssel nicht auf. Und dann steht man da im Hemd. Daher habe ich normalerweise solch ein Teil im Fahrzeug. Ist nicht die beste Qualität, hat einen langen Hebel, kostet ungefähr 50 Euronen, aber macht den Job.
Es ist auch egal ob das nun 100 NM oder 120 sind...es muss nur ungefähr passen. Aber mit dem Schlagschrauber hat man oft weit mehr als 200.
Dafür habe ich einen Accu-Schlagschrauber mit 2000Nm Lösemoment. Der hat bis jetzt alles aufbekommen. ;-)
Zum Anziehen hat der zwar nur 3 Stufen, aber mit der kleinsten Stufe bist halt wirklich schnell über 200-230Nm.
Zitat:
@TDIBIKER schrieb am 7. März 2023 um 16:30:19 Uhr:
Dremos von 20 - 200 NM sollter jeder zuhause haben. PKW Radmuttern werden idR mit 100 - 130 NM über Kreuz angezogen.
Teilweise sogar noch weniger. Kenne auch Vorgaben im KFZ Bereich da reden wir von Drehmomentvorgaben im einstelligen Bereich! An der Einspritzung von meinem Caprice sollten die Schrauben mit maximal 3 oder 5 NM angezogen werden. Da musst du ja per Hand schon extrem vorsichtig sein.
Und Zündkerzen sind auch so ein Thema, da hab ich auch schon Vorgaben im Bereich unter 20 NM gesehen. Am besten hat man da einmal was in 1/2 Zoll bis um die 200 NM und noch was kleineres im 1/4 oder 3/8 Bereich (besser bei Zündkerzennüssen) Da darf es dann ruhig was feiner zugehen. Da hab ich noch einen kleinen der von 5-25 NM geht, ist aber nur 1/4 Zoll. Irgendwann gönn ich mir mal was im 3/8 Zoll Format was noch so den Rest dazwischen abdeckt. So 10-60 oder 20-100.
Zündkerzen Drehmoment ist Temperatur abhängig. Nämlich wenn man am noch warmen Motor schraubt und eine noch kalte Zündkerze in den noch warmen ZK dreht...die leidvolle Erfahrung eines 19 Jährigen an seiner heissgeliebten R 60/5. Natürlich ohne Drehmo (wer hatte schon sowas tolles?) und richtig angeballert für eine höhere Verdichtung...😰
Auch bei Kunststoffen, Verkleidungsteilen, Windschutzscheiben ist das Drehmoment im einstelligen Bereich. Wenn man Nm meint. Bei Ncm ist das anders.
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Die kleinsten Drehmomente, die der Hobbyschrauber eventuell exakt einhalten möchte, liegen bei 2 Nm. Allerdings weniger beim Motorrad, sondern bei Fahrrädern, z.B. bei einem Schalthebel.
Das feinste, was mir am Motorrad einfällt, wären Schrauben und Düsen am Vergaser. Mir sind aber ausgerechnet da gar keine Anzugsmomente bekannt, obwohl man in relativ weichem Aluguss herumschraubt. Habe da aber auch nicht umfassendes Wissen. Vielleicht gibt es schon Vorgaben.
Wer sich in seiner Freizeit Zahnimplantate setzt oder mechanische Uhrwerke baut, der benötigt natürlich Ncm oder gar Nmm.
Ist aber das falsche Forum hier.
Zitat:
@TDIBIKER schrieb am 9. März 2023 um 17:38:45 Uhr:
Zündkerzen Drehmoment ist Temperatur abhängig. Nämlich wenn man am noch warmen Motor schraubt und eine noch kalte Zündkerze in den noch warmen ZK dreht...die leidvolle Erfahrung eines 19 Jährigen an seiner heissgeliebten R 60/5. Natürlich ohne Drehmo (wer hatte schon sowas tolles?) und richtig angeballert für eine höhere Verdichtung...😰
So ein Spezialist hatte sich wohl mal an meiner Gixxer ausgetobt. Lief plötzlich wie ein Sack Nüsse. Als ich den Kerzenstecker vom Zyl 3 abziehen wollte, hatte ich die Kerze gleich mit in der Hand. War ein echt teurer Spaß.
An der SV hast Du teilweise nur 2Nm Anzugsdreh-Mo. sh Tabelle https://www.svrider.de/index.php?seite=SV1000FAQ#anzugsmomente
Die Ölleitungen meiner KH 250, 4-5 Nm, ansonsten Gewinde im Pumpengehäuse "weich" und Verbindung nicht mehr dicht.
Die Antriebswellen vom Auto gerne mal mit 285 Nm, beim Käfer das Schwungrad mit 400 Nm (oder so, ist länger her).
Von allem etwas dabei und selbstverständlich nicht mit einem Werkzeug abzudecken.
Zähne kommt demnächst.
Mfg
Zitat:
@twindance schrieb am 09. März 2023 um 19:56:48 Uhr:
So ein Spezialist hatte sich wohl mal an meiner Gixxer ausgetobt. Lief plötzlich wie ein Sack Nüsse. Als ich den Kerzenstecker vom Zyl 3 abziehen wollte, hatte ich die Kerze gleich mit in der Hand. War ein echt teurer Spaß.
Auch das kenne ich von einem 750er Gixxermotor. Da habe ich den verbleibenden Gewinderest mit einer eingesteckten Rundfeile einfach herausgedreht.
Man braucht nicht für alles einen Drehmo. Aber wir leben in einer Zahlen hungrigen Gesellschaft. Vorteil von Zahlen ist, die Drehmomente sind standartisiert und reproduzierbar, sofern der Drehmo funzt und korrekt eingestellt ist.
Aber Gefühl ist auch wichtig. Stellt euch vor, da ist ein Druckfehler im Handbuch, oder eine Falschinformation, und dann wird die Radmutter mit 10 und die Zündkerze mit 200 Nm angezogen...also ich bin kein grosser Mechaniker, nur ein einfacher Bastler und schraube meistens ohne Drehmo, ausser bei sensiblen Sachen oder eben wenn ich mir unsicher bin.
Zylinderbolzen, Schwinge usw, da muss der Drehmo her, das mache ich auch sehr selten und eher ungern, das ist mir suspekt, da brauche ich den Rückhalt und die Sicherheit der Zahl.
Aber Standard Sachen mach' ich nach Gefühl, besonders die kleinen Drehmomente. Ist bisher immer gut gegangen.
Ausser natürlich die "Anfängerfehler"....
460 NM Zentralachraube Riemenscheiben Aufnahme an KW beim e34 war bisher das Höchste. Musste ich mir leihen.
oft werden gerade bei japanischen Moppeds besonders 'hochwertige' Schrauben aus 'Chinesium' dem weichsten Metall der Welt verbaut, da is der Kopf vor allem wenns Kreuzschlitz is ratzfatz rund :-)
Zitat:
@TDIBIKER schrieb am 09. März 2023 um 20:9:55 Uhr:
. Stellt euch vor, da ist ein Druckfehler im Handbuch, oder eine Falschinformation
Genau das ist im Handbuch zur KH der Fall, allerdings an anderer Stelle. Ein Glück gibt es noch den gesunden Menschenverstand.
Trotz allem Gefühl arbeite ich sehr gerne mit nem Drehmomentschlüssel. Aus Erfahrung kann ich sagen, dass es nicht immer auf den korrekten Wert aufs letzte Zehntel ankommt, mehr auf die Gleichmäßigkeit. Ich könnte hier jetzt ne kpl. Abhandlung zu dem Thema schreiben, aber das spare ich mir.
Mfg
Ein schöner Anhaltspunkt zum verträglichen Drehmoment beim Lösen einer Schraube ist die Werkzeuglänge. Kann man mit normalen Kraftaufwand mit einem Gabelschlüssel eine Schraube nicht lösen, dann sollte man diesen nicht irgendwie verlängern. Sehr wahrscheinlich wird nur der Schraubenkopf leiden.
Ringschlüssel sind länger, weil sie den Kopf besser umschliessen und höhere Kräfte übertragen können. Aber auch da wird eine Verlängerung eher zu einem Abriss führen, wenn's ohne nicht geht.
Die Werkzeuglänge hat einen Grund und sollte nicht verlängert werden.
Lieber den Grund beseitigen, warum eine Schraube fest ist. Vor dem Schrauben an rostigen Teilen präventiv Rostlöser verwenden kann viel Arbeit ersparen. Oder Erhitzen. Oder Schlagschrauber, aber nicht unbedingt mit maximalem Drehmoment, sondern angepasst. Selbst ein paar Hammerschläge können helfen.
Auch wenn eine Verlängerung schon mal geholfen hat, es muss eigentlich immer ohne gehen. Verlängern ist Glücksspiel.
Ein Drehmomentschlüssel, der auch links herum ein Moment anzeigt, ist zum Lösen nicht verkehrt. Spätestens wenn man beim Lösen das doppelte Anzugsmoment erreicht, sollte man aufhören und überlegen, ob man die Schraube nicht lieber etwas vorbehandeln sollte.
Einfach gut abstützen und mit beiden Armen und vollen Körpereinsatz reissen kann zumindest beim Motorrad selten die Lösung sein. Bei LKW Radschrauben oder Schiffsdieseln mag das anders sein.
Die berühmte Hinterradschwinge ist mit irgendwas um 200Nm fest. Das sind bei einem Meter Hebel 20kg oder einem halben Meter 40kg Gewichtskraft.
Wer da mit seinem ganzen Körpergewicht und einer Rohrverlängerung herumreisst, der darf sich nicht wundern, wenn da was kaputt geht.