Die Insignia-Plattform - Chancen und Beschränkungen

Opel Insignia A (G09)

In anderen Threads wird ja eifrig über das ein oder andere Detail des neuen Insignias diskutiert.
Ich vermute, dass einige der Sachen eventuell in der verwendeten Plattform begründet liegen?

Deshalb meine Frage als Laie: Was ist eine „Plattform“? Wo fängt sie an, wo hört die auf? Beim Grundgestell? Bei der Karosserieform, oder bei irgendwelchen Innereien? Gehört zur Plattform auch irgenwelche Elektronik?

Welche Beschränkungen bei der Innenraumgestaltung verursacht sie (Beispiel: Kofferraum geht gar nicht breiter und länger weil für irgendein anderes General Motors-Auto an gewissen Stellen irgendwelche Teile hin müssen, nur Vermutung).
Welche Chancen bietet sie (Beispiel: man könnte in kürzester Zeit eine total eckige Karosserie aufsetzen oder ein SchlechtWege Fahrwerk a la CrossGolf einbauen, nur sinnfreie Vermutung)

Und schließlich: Welche Fahrzeuge sollen noch auf der Insignia-Plattform basieren und vor allem wodurch werden sich diese Autos voneinander unterscheiden?

Viele Grüße,
Fren

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Sehr interessantes Thema.

Im Endeffekt ist die Plattform nichtmehr wirklich viel, da es ja selbsttragende Karosserien gibt, sprich Du hast kein wirkliches Fahrgestell mehr wie einen Leiterrahmen oder soetwas.

Vielmehr ist es die Definition von verschiedenen Maßen wie z.B. dem Radstand oder div. Aufnahmepunkten für Teile des Fahrwerks, des Subframe ("da wo der Motor draufsitzt"😉...
Sprich es wird einfach ein "Grundgerüst" konstruiert, ohne irgendein Design, welches einfach sagt, "die Plattform" hat den und den Radstand, hat solche und solche Achsen drin (z.B. Hyperstrut, McPherson, Starrachse, Mehrlenker...), hat solche und solche Aufnahmen für die Räder (4-Loch/5-Loch, Stehbolzen/Gewindebuchsen...)

So wenn ich jetzt verschiedene Sachen festgelegt habe als Plattformkonstrukteur ergeben sich daraus automatisch neue Fakten. Gleichzeitig habe ich mit der Lage der Achsen eben die Lage der Räder und damit die Lage der Bremsanlage bestimmt.
Mit der Lage und Dimension des Subframe habe ich bestimmt, welche Motoren und Getriebe eingesetzt werden können (quer/längs).
Wenn ich Vorder- und Hinterwagen (dazu gehören z.B. Längsträger und Radhäuser) festgelegt habe, habe ich vielleicht im Zusammenhang mit dem Subframe auch festgelegt, wie die Abgasanlage zu verlaufen hat. Wenn ich die Radhäuser festgelegt habe, ergibt sich dadurch mehr oder weniger automatisch der Tank.

Dies sind dann so gut wie fix definierte Positionen, die ein Fahrzeugkonstrukteur schon vorgegeben hat und auf denen er "aufbauen" kann.
Der Vorteil ist klar. So muss nicht für jedes einzelne Fahrzeug von Grund auf völlig neu konstruiert werden, sondern ich habe schon eine sehr genau definierte Grundlage auf die ich die Anforderungen von Design und Entwicklung draufsetzen kann. So spart man einiges an Zeit und Geld, denn der Konstrukteur muss sich nicht mehr über alles selber Gedanken machen, das wurde für sein Fahrzeug und für einige andere Fahrzeuge schon erledigt.

Das macht Sinn, denn für den Endkunden ist die Plattform eher uninteressant und dass man eine gleiche Plattform hat heißt nicht, dass ich automatisch nur Gleichteile verwenden muss. Nur weil die Aufnahmepunkte für eine Bremsanlage schon vorgegeben sind, ist ja noch nicht gesagt welche Bremse draufkommt. Das kann dann für jedes Fahrzeug völlig unterschiedlich sein.

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Zitat:

Original geschrieben von Fren



Und schließlich: Welche Fahrzeuge sollen noch auf der Insignia-Plattform basieren und vor allem wodurch werden sich diese Autos voneinander unterscheiden?

Viele Grüße,
Fren

Mit Inisignia Karroserie, Buick Regal für Asien(1), Chevrolet Vectra für Mexico und Chile(2), entweder Buick Regal oder Saturn Aura oder vielleicht Insignia für die USA und Kanada.

Mit eigenem Styling und längerem Radstand, Buick Lacrosse (3) und Saab 95 (2)

(1) Shanghai GM, PRC
(2) Werk Rüsselsheim, D
(3) Werk Fairfax, USA

Grüsse aus Santiago, Chile
Roberto

Sehr interessantes Thema.

Im Endeffekt ist die Plattform nichtmehr wirklich viel, da es ja selbsttragende Karosserien gibt, sprich Du hast kein wirkliches Fahrgestell mehr wie einen Leiterrahmen oder soetwas.

Vielmehr ist es die Definition von verschiedenen Maßen wie z.B. dem Radstand oder div. Aufnahmepunkten für Teile des Fahrwerks, des Subframe ("da wo der Motor draufsitzt"😉...
Sprich es wird einfach ein "Grundgerüst" konstruiert, ohne irgendein Design, welches einfach sagt, "die Plattform" hat den und den Radstand, hat solche und solche Achsen drin (z.B. Hyperstrut, McPherson, Starrachse, Mehrlenker...), hat solche und solche Aufnahmen für die Räder (4-Loch/5-Loch, Stehbolzen/Gewindebuchsen...)

So wenn ich jetzt verschiedene Sachen festgelegt habe als Plattformkonstrukteur ergeben sich daraus automatisch neue Fakten. Gleichzeitig habe ich mit der Lage der Achsen eben die Lage der Räder und damit die Lage der Bremsanlage bestimmt.
Mit der Lage und Dimension des Subframe habe ich bestimmt, welche Motoren und Getriebe eingesetzt werden können (quer/längs).
Wenn ich Vorder- und Hinterwagen (dazu gehören z.B. Längsträger und Radhäuser) festgelegt habe, habe ich vielleicht im Zusammenhang mit dem Subframe auch festgelegt, wie die Abgasanlage zu verlaufen hat. Wenn ich die Radhäuser festgelegt habe, ergibt sich dadurch mehr oder weniger automatisch der Tank.

Dies sind dann so gut wie fix definierte Positionen, die ein Fahrzeugkonstrukteur schon vorgegeben hat und auf denen er "aufbauen" kann.
Der Vorteil ist klar. So muss nicht für jedes einzelne Fahrzeug von Grund auf völlig neu konstruiert werden, sondern ich habe schon eine sehr genau definierte Grundlage auf die ich die Anforderungen von Design und Entwicklung draufsetzen kann. So spart man einiges an Zeit und Geld, denn der Konstrukteur muss sich nicht mehr über alles selber Gedanken machen, das wurde für sein Fahrzeug und für einige andere Fahrzeuge schon erledigt.

Das macht Sinn, denn für den Endkunden ist die Plattform eher uninteressant und dass man eine gleiche Plattform hat heißt nicht, dass ich automatisch nur Gleichteile verwenden muss. Nur weil die Aufnahmepunkte für eine Bremsanlage schon vorgegeben sind, ist ja noch nicht gesagt welche Bremse draufkommt. Das kann dann für jedes Fahrzeug völlig unterschiedlich sein.

Zur Plattform gehört aber faktisch auch ein guter Teil der Elektronik, also Struktur der CAN-Busse usw.

Gruß
Michael

Wobei man das dann wieder Architektur nennt, die theoretisch auch mehrere Plattformen überspannen kann.

Aber klar, die Plattform bestimmt für welche Leistungen und Antriebe die Modelle ausgelegt werden können, wieviele Sitzplätze und Türen es geben kann, welche Komfortausstattungen und Gewichte möglich sind, etc. pp. damit ergeben sich auch für die Elektronik Limitierungen bzw. Funktionalitäten. Eine Plattform die z.B. Allrad ermöglicht muss das auch in der Elektronik berücksichtigen. Bsp. von welchem Rad nimmt man die angezeigte Geschwindigkeit, für wieviele Fensterheber muss die Elektronik ausgelegt sein wie schwer sind die Scheiben, wieviele Airbags kann es maximal geben. Also nicht nur rein mechanische Vorgaben. Wieviel davon wirklich in einem Modell ist, entscheidet das Marketing, also _was_ muss man anbieten um es zu _welchem_ Preis verkaufen zu können.

MfG BlackTM

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Zitat:

Original geschrieben von BlackTM


Wobei man das dann wieder Architektur nennt, die theoretisch auch mehrere Plattformen überspannen kann.

Ja, natürlich. Ich wollte damit nur sagen, dass heute zur Plattform selber in der Praxis auch noch ein guter Teil Elektronik hinzugezählt wird.

Gruß
Michael

Danke für eure Antworten,
was hat das Entwicklungszentrum eigentlich dazu bewogen, die verwendete Plattform in zwei verschiedenen Radständen zu entwickeln? Und warum hat man sich beim Insignia letzlich für die kürzere (aber trotzdem noch stattliche) entschieden? Gibt es schon genug Fakten zum Saab 9-5, der wohl die längere verwenden soll, um einen Vergkleich zu ermöglichen? Kann man auf einen verlängerten Insignia spekulieren? (Auf letzte Frage bitte nicht herablassend anztworten, so was ähnliches soll ja auch von Ford kommen, beim neuen Focus, C-Max in zwei verschiedenen Längen, gleiches beim VW Caddy, und die Mercedes R-Klasse gibts schon seit ewig trotz verschwindend kleinen Verkaufszahlen in zwei verschiedenen Längen, somit gibts das in den unterschiedlichsten Klassen...)
Viele Grüße,
Fren

Das ist eine gute Frage. Offensichtlich ist es auch kostentechnisch möglich, die Plattform mit verschiedenen Radständen zu entwickeln und zu produzieren. Das machen viele Autobauer u.a. die komplette VAG-Gruppe inkl Seat u. Skoda. Warum Opel den Insignia mit so einem Längenwachstum einen so kurzen Radstand spendiert interessiert mich brennend. Den einzigen Vorteil, den ich sehe, ist der kürzere Wendekreis. Allerdings überwiegen m.E. die Nachteile: engerer Innenraum, schlechterer Geradeauslauf und Spurstabilität. Wie gesagt, wir sprechen hier von einem Auto der (oberen) Mittelklasse. 

Also zumindest optisch und von den äußeren Proportionen halte ich den Radstand schon für absolut ok, ohne freilich den anderen jemals vergleichen zu können. Wie groß ist denn eigentlich der Unterschied?

Möglich, dass Opel bei Erfolg des Insignias wirklich noch den Plan einer oberen Mittelklasse hat, dann wäre der lange Radstand für dieses Modell fällig und eine Abgrenzung zum Insignia in all deinen Punkten definitiv gegeben und deutlich genug um zu sagen: Jawoll, das ist noch eine Klasse höher. Aus Kostengründen kann man dann die fertige Plattform nehmen und nur das drumherum entsprechend neumachen. Dies alles ist zwar bei der derzeitigen Lage mehr als unwahrscheinlich, aber man muß sich das ganze ja nicht von vornherein verbauen. Will sagen: Die Innenraumgröße bleibt ganz bewußt unter den Möglichkeiten der Außengröße, und zwar um noch Spielraum nach oben zu haben ohne dabei - und das ist der Vorteil - im Mittelklasse-Durchschnitt unterzugehen! Wenn das der Grund wäre - Respekt vor dieser Strategie!

Kann das sonst noch ein Autobauer, mit einer Plattform zwei Klassen bedienen? DAS wäre mal innovativ!

Und seien wir ehrlich, die meiste Kundschaft wird es einen feuchten Kehrricht interessieren wie groß der Radstand und dessen Auswirkungen sind. Das Ergebnis zählt.

PS: Für innovativ halte ich es übrigens auch, das Navi serienmäßig zu verbauen (ab einer Austattungsvariante, auch wenn mans doch abwählen kann)
PSS: Schreib lieber "schlechterer Geradeauslauf auf hohem Niveau" sonst folgt hundertprozentig wieder die "Miesmacher-Klatsche" 😉

Möglich wäre die Verlängerung des Radstandes schon. Angesichts der Wirtschaftskrise und der Absatzregion des Insignias halte ich das allerdings für sehr unwahrscheinlich, die 4,91 sind für eine Mittelklasse schon heftig. Ob diese Verlängerung für eine neue Fahrzeugklasse reicht, ich glaube nicht. Allerdings hat der Focus die gleiche Plattform wie der Volvo V50 oder der Golf V wie der Skoda Octavia. Wenn Du mehr Informationen darüber möchtest schaust Du hier
Sicher sind die Rechenbeispiele sehr theoretisch und interessieren nur marginal. Ein kleinerer Innenraum von 10 cm ist jedoch spürbar. Auch ist der Radstand nicht allein verantwortlich für das Fahrverhalten, jedoch habe ich für mich persönlich festgestellt, dass ein längerer Radstand sich wesentlich angenehmer bei hohen Geschwindigkeiten auf der AB fährt. Wenn wir noch kurz zurückblicken, die Vectra C Limo / GTS haben einen kürzeren Radstand als der Caravan. Das war oft der Hauptgrund, dass in Vergleichen die Limo /GTS schlechter abschnitt (enger) als der Caravan.

Wegen der Diskussion um einen potentiellen Omega-Nachfolger: Bietet denn die Insignia-Plattform denn eigentlich die theoretische Möglichkeit eines Heckantriebs? (Vermutlich ja, denn beim Allrad kommt ja auch Kraft nach hinten...)
Und bietet so ein Allrad-Antrieb die theoretische Möglichkeit nicht wie z.Z. gehandhabt bis zu 95% auf die Vorderräder zu leiten, sondern umgekehrt bis zu 95% auf die Hinterräder?
Und letztenendes: Kann man den Allrad-ANtrieb überhaupt so ohne weiteres mit dem längeren Radstand kombinieren? Will heißen könnte es theoretische einen Saab 9-5 X (oder wie die Allrads bei Saab auch immer heißen) geben?

Es gibt zumindest Gerüchte die besagen, daß die Epsilon II auch Heckantriebsfähig sein soll (siehe Link). Eine Bestätigung habe ich bisher aber nicht gefunden.

GM Inside News - Platform Guide

Ich schätze aber das mit einer RWD-Epsilon eigentlich die in Entwicklung befindliche Alpha-Platform gemeint ist.
Die Kombination des Allradantriebs mit dem verlängerten Radstand dürfte kein Problem darstellen, entsprechende Möglichkeiten werden in der Entwicklung bereits berücksichtigt. Die Epsilon II wurde ja von Anfang für zwei verschiedene Radstände vorgesehen.

Gruß Oli

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