Dehnschrauben Achsträger - konstruktiver Sinn...
Aufgrund eines Artikels über eine neuartige Schraube mit Spannkraftsensor habe ich dann nochmal über Dehnschrauben ein wenig gelesen und mir ein paar Gedanken dazu gemacht. Warum sie im Zylinderkopf benutzt werden, leuchtet mir spontan ein, da gibt es einfach ordentliche thermische Längenänderungen abzufedern.
Aber welchen Zweck verfolgen die Konstrukteure beim Achsträger damit? Warum genau tut es an der Stelle keine stinknormale Schraube? Versteht Ihr das?
Besten Dank!
24 Antworten
Zitat:
@Peter.Pan schrieb am 26. April 2022 um 22:34:21 Uhr:
Was ist so schwer daran, seine Frage auch so zu formulieren?warum werden schrauben mit drehmoment und drehwinkel angezogen
Sowohl startpage als auch google liefern gleich bei den ersten beiden Ergebnissen gute Erklärungen.
wikipedia ist nicht wirklich eine zuverlässige Quelle - ebensowenig wie Foren. Da darf Jeder sein vermeintliches Wissen abliefern.
Genau !
Problem ist nur, daß Fachforen von Geben und Nehmen leben und durch unsinnige und wertlose Beiträge ihren Reiz verlieren. Offensichtlich verstehen aber gerade die Adressaten diese Hinweise nicht sondern ignorieren gut gemeinte Ratschläge.
Ich habe Wikipedia nicht als QUELLE angegeben. Ich habe gezeigt, was ich gelesen habe. Das ist ein kleiner, aber entscheidender Unterschied. Hätte sich bestens vermeiden lassen, indem gleich ein Link auf nen Fachartikel gepostet worden wäre, stattdessen mal wieder Angriffe wie blöde ich eigentlich bin, etc.
Ich entnehme Deiner Aussage, daß Du dieses Forum als DEIN Forum betrachtest, schaudin, weil Du ja irgendwie Fachmann bist und sich alle Deppen in Deinen Augen möglichst zu entfernen haben, mindestens jedoch den Mund zu halten und Dir andächtig zu lauschen haben - ungefähr so trittst Du auch regelmäßig auf. Äußerst sympathisch.
Daß Du Fachkompetenz hast, merke ich. Deshalb nehme ich im Normalfalle auch ernst, was Du zur SACHE sagst.
Das berechtigt Dich aber nicht zu irgendwelchen Allüren und Unfreundlichkeit. Bleib einfach bei der Sache und fertig. Meine Frage wäre von jedem Fachmann kurz und bündig zu beantworten gewesen, ich habe in meiner Zusammenfassung exakt zwei Absätze gebraucht. Aber Stänkern macht halt mehr SPASS, nicht? Dieser Thread hätte theoretisch aus meiner Frage und exakt einer passenden Antwort, mutmaßlich noch eines Dankes meinerseits bestehen können.
Es könnte auf der Welt alles so einfach und auch so friedlich sein, wenn nicht überall die Polterer das Hausrecht für sich reklamieren würden. Sie die Alleswisser in Unfehlbarkeit und alle anderen die Volltrottel. Die Dehnschraube ist mit der hier behandelten Schraubverbindung ausreichend nahe verwandt, als daß deren Erwähnung nun nicht sinnfrei ist, zumal auch bei Dehnschrauben oft eine kleine plastische Verformung einkalkuliert ist, um eine definierte Spannung zu erreichen, wo also das wirklich identische Prinzip vorliegt.
Die Unterschiede sind FEIN. Um sich darüber zu unterhalten, bedarf es dann einer gewissen Feinheit im Umgang. Vielleicht legst Du Dir die irgendwann noch zu. Würde mich freuen, dann wären Deine Sachbeiträge nämlich zehnmal wertvoller, weil man sie auch noch GERNE lesen würde. Und nicht jedes Mal der Ton verrutschen würde, wenn Du aufkreuzt.
Nachtrag zur Sache:
Letztlich liegt die Verständnisproblematik in der Begrifflichkeit "Dehnschraube", die zwar in ihrer Entstehung nachvollziehbar ist, die aber das Verständnis erschwert. Denn: In Wahrheit ist quasi JEDE Schraube ein Ding, welches seine Wirkung über eine Dehnung erzeugt. Jede Spannung, die eine Schraube jemals aufgebaut hat, entstand aus einer winzigen Dehnung. Ergo ist letztlich jede Schraube eine "Dehnschraube".
Das, was als Dehnschraube bezeichnet wird, müßte man vom Aspekt der Verständlichkeit her vielleicht eher als "Schraube mit speziellen und erweiterten Dehneigenschaften durch Ausdünnung und Verlängerung des Schaftes" bezeichnen.
Letztlich geht es bei allen Schrauben immer und ausschließlich um die Erzielung einer Dehnung. Meist reicht es, diese über die Variante "Drehmoment" zu erzeugen, manchmal nicht ganz, bzw. müßte man die Schraube dann halt dicker machen, so daß man aus Gewichtsspargründen zu "Drehmoment plus Drehwinkel" in der Praxis greift.
Und manchmal braucht man eine Dehnung in größerem Maßstabe, die sich auch mit der Temperatur in Maßen verändern darf, wo man dann eben eine sehr spezielle Schraube nutzt, die man ebenfalls per "Drehmoment plus Drehwinkel" einbaut, die sich aber von der normalen Schraube durch ihre Form und ihren Einsatzzweck dann eher deutlich unterscheidet und deshalb einen eigenen Namen bekommen hat, der leider am Ende ein wenig Verwirrung für den Laien stiftet, der ins Thema einzusteigen versucht.
Die EIGENTLICHE Antwort auf meine ursprüngliche Frage nach dem konstruktiven Sinn der Schraubverbindung des Achsträgers an der Karosse unter Verwendung der Einbauart "Drehmoment plus Drehwinkel" besteht also darin, daß man Gewicht und Platz sparen wollte bei Audi. Mit einer dickeren Schraube und entsprechend voluminöseren Teilen hätte man die Sache auch nur mit Drehmoment lösen können - das wollte man aber nicht und hatte gute Gründe dafür.
Sollte ich mich da irren, mag mich gerne ein Fachmann FREUNDLICH von meinem Irrtum unterrichten und seine Aussage sinnvoll begründen.
Danke, ClassicForever, dass du dieses Thema aufgebracht (und gelöst) hast. Ich habe mir diese Frage auch schon vergeblich gestellt. Aber ich war zu faul zum recherchieren 🙂. Und ich hätte die Schrauben übrigens auch als "Dehnschrauben" bezeichnet. Wieder was gelernt.
Übrigens habe ich, mangels besseren Wissens, die vorderen beiden Aggregateträger Schrauben über Jahre hinweg mehrfach (!!) aus- und wieder eingeschraubt. Angezogen habe ich sie "nach Gefühl" um die 120 Nm. Also praktisch die maximale Dummheit. Gehalten haben sie sie aber trotzdem bis ich irgendwann meinen Fehler bemerkt und neue Schrauben verbaut habe... Manchmal hat man echt mehr Glück als Verstand auf dem Weg zum älter werden.
Übrigens sind (echte) Dehnschrauben an meinen alten Amis ein absolutes Fremdwort. Wenn man da die Köpfe abnimmt macht man die Schrauben sauber und haut die wieder rein. Aber vermutlich sind die Guss-Blöcke und -Köpfe weniger thermisch aktiv.
Danke auch Dir, S6Avant, das ging runter wie Öl - hatte eher mit dem nächsten Angriff gerechnet, der nächsten Abhandlung über meine Dummheit und Gemeinheit im Umgange mit anderen...
Bezüglich Deiner Aussage, ob Du nun „dumm“ gewesen bist, würde ich sagen „Klares JEIN.“. Das, was Du gemacht hast, war sicherlich weit genug von „richtig“ entfernt, um unterm Strich die Bezeichnung „falsch“ zu verdienen, andererseits hat es wunderbar funktioniert und war aus dem Blickwinkel dann wohl doch nicht so wahnsinnig falsch - der berühmte Unterschied zwischen Theorie und Praxis. Und wenn selbst Werkstätten das erfolgreich regelmäßig so praktizieren, wird sich die Praxisrelevanz dann wohl doch in Grenzen halten. Hier wird meines Erachtens manches miteinander vermengt, was einer differenzierten Betrachtung dann nur mäßig standhält.
Ein paar Anmerkungen dazu, die für diejenigen gedacht sind, die GERNE differenziete Ausführungen lesen – alle anderen mögen hier mit dem Lesen aufhören. Gleich vorneweg sei angemerkt, daß ich als gelernter Chemielaborant eine recht profunde Ahnugn von sicherheitstechnischen Überlegungen habe und meine differenzierte Betrachtung ganz explizit kein Aufruf dazu ist, gängige Vorschriften zu ignorieren oder sonstwie geringzuschätzen.
Diese Vorschriften sollen Leben und Gesundheit schützen und sie sind RELEVANT. Und TROTZDEM unterscheiden sich Theorie und Praxis dann an der einen oder anderen Stelle und zur sinnvollen Vorschrift gesellt sich mit steigender Erfahrung eben auch noch genau jene plus einem daraus resultierenden GEFÜHL, welches man nicht im eigentlichen Sinne lehren kann, welches sich halt einstellt und mit welchem man bei Gretchenfragen oft einen guten Weg findet, der der Theorie nach kein guter ist. Die Welt ist nunmal nicht schwarz-weiß, sondern bunt in sämtlichen Schattierungen. Wer absolut keine Ahnung von etwas hat, möge sich bitte sklavisch an die Vorschriften halten, wer eine profunde hat, kann dann schon auch mal abweichen, wenn er sich dabei gut überlegt, was er tut und seine Ideen in der Praxis überprüft durch Vorabtest oder fortwährende Kontrolle.
Als sehr kleines Kind habe ich einen „Metallbaukasten“ ohne Metall geschenkt bekommen - die Lochleisten bestanden aus Holz, die dicken Schrauben und Muttern aus Kunststoff, dazu gab es einen Schraubenschlüssel ebenfalls aus Kunststoff. Mir wird glaubhaft versichert, daß ich nicht zum Aufsuchen des Bettes zu bewegen war, ohne daß ich meinen Schraubenschlüssel dorthin mitnehmen durfte - eine gewisse Affinität zu dieser Art Werkzeug scheint bei mir also quasi „genetisch“ vorhanden zu sein, ebenfalls beginnt mein benutzungstechnischer Erfahrungsschatz also entsprechend früh. Das Gefühl für Schraubverbindungen wächst bei mir also seit einer Ewigkeit.
Später folgte dann ein echter Metallbaukasten, mit welchem ich auch begeistert diverse Dinge gebaut habe, beispielsweise mal ne Seilbahn, deren größtes Problem das Gewicht der Kabine dann leider war. Auch da habe ich viel Erfahrung und Gefühl gesammelt zum Thema „wie ist das nun mit den Schrauben“ und zwar vor allem in der PRAXIS. Das Ergebnis ist, daß ich in meinem Leben sehr viele Schraubverbindungen hergestellt und gelöst habe und dabei recht wenig schiefgegangen ist. Weder habe ich viele Schrauben rundgemacht, noch haben sich Verbindungen einfach gelöst, noch habe ich welche weggerissen. Die einzige Schraube, an deren Wegreißen ich mich konkret erinnern kann, habe ich mit einem DREHMOMENTSCHLÜSSEL weggerissen, den ich falsch eingestellt hatte. Hätte ich diese verdammte Schraube nach GEFÜHL angezogen, würde sie mutmaßlich wunderbar halten und wäre noch intakt. Soviel zum Thema „Drehmomentschlüssel“ - seit diesem Tage habe ich eine sehr differenzierte Meinung zu diesen Dingern. Das einzige, was man mit ihnen macht, ist, auf das verdammte Klicken zu warten und bis dahin gnadenlos die Kraft zu erhöhen - was mächtig auf der Strecke bleibt, ist das GEFÜHL.
Im Gefühl steckt in Wahrheit nämlich genau die Variante „Drehmoment plus Drehwinkel“ drinnen, man schraubt quasi fest, bis man das Gefühl hat, daß die Schraubverbindung eine gewisse Grundfestigkeit hat und dreht anschließend gefühlvoll nach und überprüft dabei das noch vorhandene Losreißdrehmoment. Die Schraube gibt einem also FEEDBACK über ihren Einbauzustand, exakt das, was beim Drehmomentschlüssel MÄCHTIG auf der Strecke bleibt. Wenn man nicht vollkommen gefühllos dabei vorgeht, geht man eben genau noch nicht in die plastische Verformung der Schraube hinein und wenn doch, dann so minimal, daß sie VIELE Einbauvorgänge mitmacht, ohne wegzureißen, ausreichend viele, daß es schon mit dem Teufel zugehen müßte, wenn daraus am Ende ein tödlicher Unfall gleich welcher Art resultiert, weil jede schlaue Konstruktion so ausgelegt ist, daß im Normalfalle mehr als ein Teil versagen muß, damit die Katastrophe eintritt, also mehrere Schrauben oder ein Bauteil auf seiner ganzen Breite, etc.
Auf der Welt dürften jeden Tag mehrere zig Millionen Schraubverbindungen hersgestellt und gelöst werden - der mit Abstand größte Teil davon dürfte nach Gefühl gehandhabt werden, denn gerade in ärmeren Ländern, wo man sich durchaus Schrauben leistet, weil es ohne die nicht geht, niemand sich Drehmomentschlüssel leistet, weil das Geld dafür einfach vorne und hinten fehlt. Nun mag es in solchen Ländern aufgrund dieses Mangels den einen oder anderen Unfall mehr geben als hierzulande und doch dürften die meisten Schraubverbindungen auch dort tadellos ihren Dienst verrichten und zwar ohne unsere tollen Vorschriften, sondern einfach basierend auf der Praxiserfahrung desjenigen, der die Verbindung herstellt.
Desweiteren muß man prinzipiell zwei Dinge unterscheiden: Das, was Audi in seinem WERK tut und seinen Werkstätten vorschreibt und das, was jemand selber tut, der sein Auto SELBER überwacht. Da klaffen in meinen Augen nämlich himmelweite Unterschiede: Audi baut von einem Typ mehrere Millionen Stück, wenn alles gut läuft - und kann sich wahrlich was besseres vorstellen als einen Rückruf wegen sich lockernder Achsträger und vor allem als „Unfall aufgrund eines gelockerten Achsträgers“. Ergo überlegen die sich SEHR genau, was sie machen, damit sie in der Serie keinen gigantischen Reinfall erleben, bauen also Sicherheitsmargen, die uns klein vorkommen mögen, die in Wahrheit aber wohl eher deftig sind (Tendenz abnehmend, darf ja nix kosten und wiegen). Und selbstredend schreibt man diese Dinge auch in seine Reparaturleitfäden hinein, was sollte man auch sonst hineinschreiben, vielleicht „Geneigter Mechaniker, machen Sie doch einfach, was sie wollen, machen Sie es nach Ihrem Gefühl, egal, ob Sie nun seit fünf Jahrzehnten Autos reparieren oder seit drei Monaten.“.
Audi verkauft seine Fahrzeuge an LAIEN und die Werkstätten reparieren diese für eben jene LAIEN. Die haben oft absolut keine Ahnung von ihren Autos und können insbesondere Absonderlichkeiten ihres Gefährts nicht einordnen, nehmen sie oft wahrscheinlich nichtmal wahr. Schwer vorstellbar, daß an einem Achsträger ohne jede Vorwarnung nun vier Schrauben gleichzeitig versagen, selbst wenn sie falsch eingebaut wurden. Sehr viel wahrscheinlicher ist ein schleichender Ausfall, der dann zu Dingen wie Scheppern, schwammiges Fahrgefühl, seitenabhängiges Verhalten oder, oder, oder führen, welche einem Fachman ein Fingerzeig sind, sein Fahrzeug zu überprüfen und dabei mutmaßlich dann den Fehler auch zu finden. Wenn wir also unsere EIGENEN Autos reparieren, KANN man das nicht mit dem vergleichen, was Audi und angeschlossene Werkstätten tun, dazwischen verlaufen ganze Welten. Exakt deshalb passieren in der Praxis wohl auch nicht allzu viele Unfälle aufgrund solcher Dinge, weil plötzliches, vollkommenes und unkontrollierbares Versagen dann doch nicht die Regel sind, sondern sich im Normalfalle ein Fehler erstmal deutlich sanfter und ungefährlicher bemerkbar macht und vom nicht völlig ignoranten Laienschrauber dann auch beseitigt wird.
Die Wahrheit liegt in meinen Augen also irgendwo zwischen den Extremen „sklavisch alles nach Vorschrift“ und „mir doch egal, was irgendwo geschrieben steht“. Zu WISSEN, was geschrieben steht und Erreichung der Ziele dessen sollte stets unsere Maxime sein - aber in der konkreten Erreichung sind dann doch Spielräume, die jeder ein wenig anders nutzt und darin sehe ich auch kein NoGo, sondern das ist gelebte Praxis in sämtlichen Autowerkstätten, oftmals wahrscheinlich gar in den Vertragswerkstätten, wo mit ziemlicher Sicherheit am Ende auch nicht exakt das gemacht wird, was Audi vorgibt, sondern oftmals nur näherungsweise mit der gewissen Erfahrungswertnummer von wegen „paßt schon, hat immer gepaßt, paßt auch diesmal“.
Nochmal: Das ist KEIN Plädoyer gegen die Befolgung sinnvoller Vorschriften, ganz im Gegenteil. Es ist nur eine Abahndlung darüber, wo deren Grenzen verlaufen und wo ein sinnvolles Gefühl am Ende vielleicht gar ÜBERLEGEN ist.
Ich hab mir übrigens konkret überlegt, daß ich Drehmomentschlüssel in Zukunft möglicherweise anders verwende als bisher: Statt an der konkreten Schraube ihn anzusetzen, setze ich ihn an einer Testschraube an und bekomme in der Situation ein KONKRETES MOMENTANGEFÜHL dafür, wie stark die Kraft ist, die das korrekte Drehmoment dann erzeugt beim entsprechend langen Werkzeug - und zieh die Schraube dann mit einem normalen Werkzeug gleicher Länge und dem korrekten Gefühl an, welches ich aber wirklich direkt vorher konkret nochmal „trainiere“, weil mans ABSOLUT eben eher nicht im Gefühl hat, siehe „absolutes Gehör“, welches nur wenige Musiker zum Beispiel haben, obwohl es welche gibt, die es haben.
Auf diese Weise verliere ich nämlich nicht mein Gefühl, habe die konkrete Verschraubung quasi unter meinen Fingern, merke konkret, was die Schraube tut oder nicht tut und kann ihr einen ganz kleinen Dreh darüberhinaus verpassen, der exakt das tut, was bei „Drehmoment plus Drehwinkel“ zu erreichen versucht wird, nur eben möglichst ohne in den Bereich der plastischen Verformung zu gelangen.
Am Ende sind die Dinge eben nie so einfach, wie Vorschriften sie suggerieren. Ein Profi mit Erfahrung und Gefühl für die Dinge, wird jeden Anfänger, der streng nach Vorschrift arbeitet, wohl mühelos an die Wand spielen in der Güte seiner Arbeit. Und irgendwie wäre es auch schlimm, wenns nicht so wäre.
:-)
"...Das, was Du gemacht hast, war sicherlich weit genug von „richtig“ entfernt, um unterm Strich die Bezeichnung „falsch“ zu verdienen..." wunderbar formuliert 😁
Ansonsten bin ich persönlich bei dir, die beiden wichtigsten Dinge (meiner bescheidenen Meinung als "Fachfremder" nach) hast du gesagt:
- zum einen müssen die Hersteller jeden nur erdenklichen Einsatzfall, der nicht durch Recht und Gesetz aus der Haftung ausgeschlossen ist, berücksichtigen. Sprich mein S6 muss(te) dem härtesten Einsatz durch den dümmsten Vollpfosten klaglos standhalten.
- zum anderen muss der Hersteller zwingend normieren, um ÜBERHAUPT Reparaturen ermöglichen, trotz derer die volle Produkthaftung übernommen werden kann. Die Komponente Mensch, in ihrer Situationsabschätzung fehleranfällig wie kaum eine andere, muss so weit wie möglich eliminiert werden. Das heißt dann: neue Schrauben, exakte Vorgaben für ihren Einsatz und welche Kräfte zu nutzen sind. Alles andere wird zum Blindflug und schnell zum Desaster.
Was aber eben auch nicht heißen muss, das bei Missachtung das Ausfallrisiko zwingend dramatisch steigt.
Natürlich gibt es auch Dinge, bei denen die Missachtung unweigerlich zum Schaden führen wird - bei meinem A2 werden speziell beschichtete Stahlschrauben in die Alukarosse geschraubt und die sind wegen iher Beschichtung nur 1x verwendbar. Muss man halt wissen. Kontaktkorrosion im Gewinde ist was wunderbares...
Andererseits muss man aber auch sagen, dass insbesondere bei Audi die vorgeschriebene Einmaligkeit der Verwendung auch einen bitteren Beigeschmack hat. Denn wie wir alle wissen, kostet gerade solcher Kleinkram unverschämt viel Geld. Und wenn ich 6-10 Euro für eine einzige Schraube zahle, die vielleicht einen Querlenker hält, dann könnte man für das Geld sicher auch eine Schraube bauen, die man 10x verwenden kann, die dafür aber nur 1x produziert werden muss.
Bedenkt man, dass die Schrauben an den Radnaben, Bremssätteln, Sattelträgern, etc. alle bei Reparaturen zu ersetzen sind wird da über ein Autoleben hin eines an teurem Schrott produziert.
Aber von irgendwas wollen die ja auch leben, wie wir alle 🙂
Und nur gut, dass das noch keiner gemerkt hat sondern alle nur glauben, Autos würde die Ressourcen des Planeten nur durch ihren Benzinverbrauch und Schadstoffausstoß verbrauchen 😁
Ich freu mich, daß wir das sehr ähnlich sehen, S6Avant. :-)
Genau so ist es: Audi muß auch das unwahrscheinlichste auf dem Schirm haben. Die können beispielsweise nicht wissen, daß es auch Menschen wie mich gibt, die irgendwann in ihrem Leben begriffen haben, daß Endgeschwindigkeit (bis auf seltene Ausnahmefälle vielleicht) völlig überbewertet wird. Zum einen kommt man nur unverhältnismäßig früher an und zum anderen erhöht sich das Sicherheitsrisiko so dramatisch, daß ich meist nur kopfschüttelnd dastehe, wenn ich die Leute um mich herum durch die Welt rasen sehe.
Nehmen wir gestern als Beispiel: Ich bin mit dem A3 meiner Freundin dessen Räder ich gewechselt hatte, bei Dämmerung in einen Wald gefahren und gegen 23:00 Uhr zurück. Ich bin da ganz entspannt und die Gegend genießend vormichhingerollt und hab mich über die Tiere gefreut, die ich in den Wäldern und teilweise der Stadt gesehen habe. Wäre ich gefahren wie andere Leute, hätten die Viecher mich erschreckt oder gar gefährdet, ganz sicher ich aber die. So hatte ich gestern das Vergnügen mit zwei Hasen, einem Igel, vier Katzen, einem Marder und einem Fuchs, letztere drei sogar quasi beieinander, als ob sie mitten in der Stadt miteinander gespielt hätten - ich traute meinen Augen kaum, als ichs sah. :-D
Ich sags mal ganz platt: Wer mit mehr als 60 abends oder nachts durch einen Wald fährt, fährt mit nichtangepaßter Geschwindigkeit, weil die Tiere mit höheren Geschwindigkeiten mangels Erfahrung einfach nicht umgehen können und der Wald nunmal voll von denen ist und die nachts auch alle sehr aktiv werden und auch seltenst die StVO gelesen haben und wenn überhaupt nur Paragraph 1 verstanden haben, der mit der Rücksichtnahme. Ich hab auf derselben Strecke auch schon nen Waschbären gesehen, der dann vor mir auf nen Baum flüchtete, aber schön langsam und drollig...
Und man hört dann immer: Ach, der arme Autofahrer, jetzt liegt er im Krankenhaus und er konnte ja nun WIRKLICH nicht ahnen, daß da aus dem WALD ein REH kommen könnte. Ich weiß da schon lange nicht mehr, ob ich da Mitleid haben soll oder lakonisch "Selbst schuld, du WOLLTEST es so!" sagen soll. Das Gefühl tendiert zu ersterem, der Verstand zu letzterem.
Was heißt das fürs vorliegende Thema? Nun, die Belastungen, die auf meine Fahrzeuge wirken, dürften um mindestens eine Größenordnung unter denen liegen, die Audi dimensioniert hat. Ich könnte also mein Fahrwerk theoretisch auch mit Kaugummi zusammenkleben, ums mal etwas verrückt auszudrücken, würde auch funktionieren.
By the way: Ich bin kein Verkehrshindernis. Ich lasse all das Rasevolk immer an mir vorbei, da wird keiner ausgebremst, erst recht nicht lange. Gott bewahre, daß die auch noch meinen, mich überholen zu müssen...
Bezüglich der irren Preise und des Wahnsinns überhaupt, daß alles zum Wegschmeißen produziert wird, muß ich Dir leider komplett beipflichten. Ich kann bezüglich dieses Umstandes gar nicht soviel futtern wie ich ... will.
Bezüglich der Kontaktkorrosion machts Du ein SEHR interessantes Thema auf. Zum einen, weil das nen Chemiker natürlich sowieso interessiert und zum anderen, weil ich mir das mal näher ansehen muß. Bisher hatte ich als grobe Regel im Kopf, daß Alu und Stahl konstruktiv sehr wohl recht problemlos zusammenpassen. Entweder liegt hier ein Sonderfall vor oder ich muß mich da grundlegend nochmal schlau machen, weil ich nämlich gerade an Alu-Edelstahl-Konstruktionen tüftle, weil ich mir meine Schränke selber bauen will und zwar aus diesen Materialien, weil Holz für mich ein konstruktiver NoGo-Werkstoff ist, weil er tut, wonach immer ihm ist. Holzoptik ist ne andere Sache und dafür langt ein Furnier, welches man auf ne Aluplatte klebt, da brauch ich kein Vollholz für. Außerdem brauche ich als Außenhaut eh Spiegel, weil alles andere den Raum kleiner macht, wohingegen der Spiegel ihn optisch sogar größer macht. :-)
Den Chemiker hab ich übirgens "nur" gelernt und das Wissen stets vertieft - momentan bin ich eher Informatiker, Konstrukteur, Reparateur und auch noch etwas Philosoph. Was machst Du beruflich?
Besten Gruß!
Zur Alukarosse und den beschichteten Schrauben: Wirklich ein äußerst interessantes Thema, dessen Komplexitätsgrad eher unter "heftig" laufen dürfte. Da hat man bei Audi wahrscheinlich lange getüftelt und manches getestet. Gerade das Auto könnte hier aber tatsächlich ein Spezialfall sein, weil es mit Salzlösungen in Kontakt kommen kann und zusätzlich in der Karosse ein Strom fließt.
Ich habe soeben nochmal nachgelesen: Wenn man kleine Verbindungselemente in große Bauteile einbringt, dann passiert bei vielen Materialkombinationen nur mäßig viel bis gar nichts, auch wenn es an sich eine Potenzialdifferenz gibt. So kann man wohl Edelstahlschrauben in Aluminiumteilen benutzen ohne im allgemeinen zu große Probleme befürchten zu müssen. Erst wenn die Bauteile nicht mehr sehr unterschiedlich große Oberflächen aufweisen, aggressivere Elektrolyte beteiligt sind und vielleicht gar gewollt Ströme fließen, werden die Dinge wohl zunehmend haarig.
Ich werde demnächst also mal Edelstahlschrauben in Aluminiumteststücke schrauben, deren Oberfläche im Vergleich groß ist und die in Wasser und ne Salzlösung tauchen und Tage/Wochen/Monate stehen lassen und schauen, was passiert. :-)
Gelesen hab ich das übrigens in der bösen Wikipedia, in der niemals etwas steht, das stimmt. Weil Restzweifel bestehen, probier ichs aus. Sollte irgendwer Fachmaterial kennen, welches man nicht so leicht findet, kann er gerne Links posten...
Naja, auch hier gilt wieder: es muss publikumsfest sein. Wenn dank Salz und Hitze und Sand und wasweißich ein paar der Verschraubungen so festgammeln, dass beim ausschrauben ein Stück Karosserie abreißt, wird es sehr, sehr blöd.
Ich habe vor Jahren bei meinem Allroad 4F die Bremse auf S-Line umgerüstet. Da waren die Schrauben, welche die Sattelträger halten, dermaßen fest rein gegammelt, dass ich pro Träger mehrere Stunden gebraucht habe bis die beiden Schrauben raus waren. Und das war Stahl auf Stahl. Da kam über die Jahre immer wieder Salzwasser rein und hat die Teile dermaßen fest zusammengekittet, dass alles zu spät war.
Nun kann man da bei Stahl mit reichlich Kraft und Hitze ran, irgendwann gibt die Sau schon auf. Wenn ein Teil davon Alu ist, sieht das anders aus. Wenn das Teil die Karosserie selbst ist... Viel Spaß...
Ich kann nur sagen, dass die beschichteten Schrauben Bein A2 nie irgendwelche Probleme gemacht haben. Von daher bin ich geneigt zu glauben, dass zumindest an dem Mythos was dran ist.
An dem Mythos ist ganz bestimmt was dran. Ich hab ja gesagt, daß die da bestimmt lange getüftelt haben, bis sie meinten, daß es paßt. Mein Schrank ist nicht als Masseanschluß geplant und ich werde im Zimmer auch keine Salzlösungen verspürhen - insoweit meinte ich, daß das Auto wahrscheinlich einen besonders schweren Fall von "Stahl-in-Alu-Konstruktion" darstellt, der wirklich nach speziellen Lösungen schreit, in diesem Falle also die Beschichtung. Wäre interessant, woraus die ist, denn sie muß ja irgendwie das Anziehen weitgehend überleben... Ne kaputte Karosse wär echt nix und ne, da sollte man keine Experimente machen. Wieder was gelernt!