Das "Dickschiff" S 320 CDI "erfahren"
So gänzlich neu ist ein S 320 CDI ja nun nicht – mitgefahren bin ich auch schon mal, nur selber und mit Gelegenheit zur intensiveren Erprobung untersucht hatte ich den Wagen noch nicht.
„Hatte“, weil seit gestern habe ich.
Wie war’s nun?
Ein noch sehr jungfräulicher 320 CDI in staatstragendem obsidian-schwarz, kurzer Radstand und schon recht lecker ausgestattet hat mich 24 Stunden und runde 180 km begleitet.
Wichtigste Frage zuerst (wie immer bei unseren Nobelherstellern): „Was war denn so drin?“ Einiges – sinnvolle Extras und meiner Meinung nach lässig weglaßbare Dinge. Sinnvoll waren Navi, Parksensoren, Sitzmemory vorne, Schiebedach, Xenons mit Kurvenlicht, schwarze Ledersitze mit Heizung und Belüftung vorne und nur Heizung hinten, Isofix hinten. Ohne Notwendigkeit aber des Raumeindrucks wegen sinnvoll „Ambientelicht“ und Walnußwurzelholz dunkel. Meiner Meinung nach überflüssig Servoschließung der Türen, 18“-Felgen mit 45er-Breitreifen auf Neunspeichen-Felgen, DVD-Wechsler (jedenfalls für mich) und Heckdeckelfernschließung.
Heckdeckel-was ???
„Än Modoa macht de Deggel uff un’ uff Knoppdruck widda zu.“
Als Leckerli: Nachtsichtassistent (! Dazu noch mehr).
Wie isser so?
Ganz ehrlich und vorweg: Sehr gut (alles andere wäre auch ein Desaster), MIR hat er mit seiner Anmutung und seinem Fahrgefühl äußerst zugesagt.
Als erstes natürlich mal die Karosse inspiziert. Noch bei der E-Klasse „weniger geschickte“ Lösungen sind hier weitgehend optimiert. Das betrifft sowohl die Paßform der Karosserieteile wie auch die Abdichtungen der Kunststoffanbauteile, die Lackqualität, die Ebenheit der Blechflächen, die verwendeten Materialien innen und außen (sowohl die chrombelegten Teile, die Gummis, das Leder und auch der Kunststoff), die Leitungsführungen sowohl im Motorraum wie auch unter dem Fahrzeug, die Verarbeitung innen (und die scheint’s robuste Ausführung von Gelenken und Scharnieren) und auch im Kofferraum. Etwas anderes darf man wohl auch gar nicht erst erwarten. Teppiche sind von schön dichtem und noch praktisch langem „Flausch“, Kofferraumverkleidung „wertiger“ als im E.
„Downpoint“: Die Verkleidungen des Sitzgestells fallen vorne qualitativ gegen den Rest ab und sind exakt so billig und kratzempfindlich wie an meinem alten E. Daran ändert auch AMG nix – sieht billig aus und ist billig. Und den schönen Blechtankdeckel hat’s auch gerissen, das Dingen ist jetzt aus Plastik. Hmmnaja.
Wie fährt er sich?
Schlappe 1920 kg (wenn ich mich richtig erinnere), dazu eine 7-Gang-Automatik und ein „nur“ drei Liter großer Turbodiesel – da sind die Erwartungen nicht mehr wirklich hoch. Weit gefehlt: Der Motor ist maximal noch halb so laut (innen wie außen) wie mein alter 320 CDI. Das Getriebe schaltet nahezu unmerklich, die weite Spreizung über sieben Gänge ermöglicht sowohl flottes Anfahren wie niedrigtouriges Cruisen. Bei Bedarf werden schnell die Gänge gewechselt. Der Wählhebel am Lenkrad ist etwas zu ruppig geführt, schnell ist von D aus nicht N sondern gleich R drin und das Auto fährt überraschend rückwärts statt gar nicht … und anfangs fummelt man beim Fahrstufenwechsel im Nichts der Mittelkonsole herum. Gewöhnungssache. Feine Lenkradschalttasten erleichtern die Bedienung und kommen gut zupaß. Nur sehr grob mit der Armbanduhr ge“messen“ und gefühlt ist er ein bißchen schneller als mein E. Selbst bei 180 geht’s noch richtig vorwärts, Wohlfühlfahrbereich ist so bis 210, „ohne auf den Tacho zu gucken“ fährt man bei freier Strecke automatisch so um die 190 bis 200.
Das Getriebe ist im 7. jesusmäßig lang übersetzt – 2500/min sind 160. Bei der Wohlfühlgeschwindigkeit liegen so +/- 3000/min an. Nenndrehzahl ist 3800, also gute Reserven nach oben und von Vollgas weit entfernt. Dafür rollt er ewig aus, wenn man im 7. wegen Vorausfahrender vom Gas gehen muß – manuelles Runterschalten vermeidet, daß man dann alle Nase lang auf der Bremse steht und nutzt vor allem die Schubabschaltung besser aus.
Das luftgefederte Fahrwerk kann man anschärfen mit „S“, das macht aber eigentlich keinen Sinn. In „C“ steckt es ab Schritttempo alles oberhalb kurzer Kanaldeckelkanten nahezu geräuschlos und unmerklich weg. Das unerwartet relativ harte Anfedern auf ganz kleinen kurzen Unebenheiten bei langsamem Tempo führe ich darauf zurück, daß de Wagen 255er Reifen von Bridgestone drauf hatte – die sind per se sehr flankenhart und die vergrößerte Aufstandsfläche nahezu ohne bedeutende Eigenfederung des Reifens macht so was sehr schwer zu lösen.
Das schwere Schiff ist natürlich seiner Größe und seinem Gewicht nach kein Kurvenräuber – das soll er ja auch nicht sein. Aber wenn’s denn mal flott sein soll, darf es ruhig auch beherzter werden, ohne daß Reifen quietschen oder das ESP eingreifen muß. Dazu kommt eine sehr straffe Dämpfung nahezu ohne beunruhigende Aufbaubewegungen wie noch im 126/140er S – insgesamt ein unglaublich „mercedesmäßiges Fahrgefühl“ ohne Schwammigkeiten oder irgendwelche Irritationen. Dazu passend äußerst fein dosierbare Bremse mit sehr angenehmem Pedalgefühl (nicht so „taub“ wie z.B. in Audis) und bester Bremswirkung – so soll das sein. Mit einer „elektronischen Parkbremse“ werde ich mich wohl nie anfreunden, aber immerhin tut sie, was sie soll (nein, nicht das Auto beim Parken bremsen, sondern im Stillstand festhalten). Man braucht sie auch sonst nicht mehr, denn er hat eine „Hold-Funktion“ der Betriebsbremse, die vor Rückwärtsrollen am Hang und Kriechen im Stau schützt.
Die Lenkung ist sehr feinfühlig auch in ihrer Rückmeldung, angenehm schwergängiger werdend bei hohem Tempo. Gut zurückstellend und sehr gut zentriert – so soll das sein. Überraschend kleiner Wendekreis in etwa derselben Größe wie mein E, dadurch insoweit handlich und sehr leicht zu rangieren.
Die von außen (vor allem in der Ansicht Heck und schräg von hinten) so wuchtig erscheinende Karosse ist effektiv kaum breiter als der E, nur etwa 20 cm länger. „Geschmack ist, was schmeckt“ – man kann sich dran gewöhnen, ohne daß ich in der Form die ruhig-elegante Linie des Vorgängers wiederfände. Der Vorderwagen immerhin scheint mir recht gelungen und gut proportioniert. Deshalb ist die Fahrbarkeit in der Innenstadt und in Autobahnbaustellen auch kaum anders als im E und für die Fahrzeuggröße leicht.
Leider ist der Wagen hinten unübersichtlich geworden. Vorneheraus ist er tadellos überschaubar und läßt sich auf Anhieb zentimetergenau fahren. Anekdote am Rande: Wann ist der Fahrersitz beim S richtig eingestellt? Wenn der Stern vorne vollständig über der Haubenkante zu sehen ist. Immerhin: Hier ist’s noch einer wie er sich an einer Limousine gehört.
Die Außenspiegel sind klein und auch noch tropfenförmig – einerseits nett, weil keine Elefantenohren, andererseits könnte ein bißchen mehr Rücksicht sicher nicht schaden. Oder soll der Absatz des „Totwinkelassistenten“ gefördert werden? Beim Rückwärtsfahren reicht die Sicht noch gerade so, um zusammen mit der Parktronic Sicherheit zu geben. Megageil und nur praktisch: „Rückfahrkamera“ im Heckdeckel. Durch den hoch bauenden Abschluß nicht sichtbare Dinge werden ins Command-Display eingeblendet und zusammen mit Parktronic ist das die optimale Abhilfe für ein meiner Meinung nach an sich vermeidbares Problem.
Kofferraum ist zwar vollkommen unvariabel (im E habe ich genau ein einziges Mal auf 100tkm die Rücksitze umgeklappt, das vermißte ich also nicht wirklich), dafür wieder besser geformt. Mehr Ladehöhe (ich weiß, ich weiß, der hohe Heckabschluß …), sehr praktische Ladebreite und breite Ladeöffnung, noch angenehm erreichbare Ladetiefe und dazu noch unter dem Boden praktische Staufächer sowie seitliche Netze – gut, sauber verarbeitet und praktisch brauchbar.
Der Innenraum eigentlich riesig – luftig hoch, luftig breit. „Eigentlich“, weil die Unart der Aerodynamiker dazu führt, daß die A-Säule sehr flach ist und der obere Windschutzscheibenrahmen recht nah vor dem Kopf verläuft. Sollen die Hutträger vergrämt werden und sich hinkünftig in B-Klassen vergnügen?
Türen öffnen leicht und sehr weit, bequemer Einstieg vorne, „noch bequemer“ hinten. Nein, keine Steigerungsform, sondern ein „minus“ zu vorne. Ohne „L“ ist der Fußraum beim Einsteigen etwas eng beim Einfädeln und man sitzt leicht hinter dem Türausschnitt. Ältere Passagiere werden ihre Probleme haben. Sitze mannigfaltig elektrisch einstellbar vorne und äußerst bequem. Endlich Sitze „für Kingsize-Katzen“! Breit, hoch, lang, beheizt und bei Hitze belüftet – da habe ich schlicht gar nix zu bekritteln. Die weichen Komfortkopfstützen lassen sich fast wie ein Kissen zurechtformen – sehr nett (und aufpreispflichtig).
Die Schalter in kaltem und vielleicht wirklich echtem, mindestens aber sehr echt aussehendem Metall wirken hochwertig, sind aber nicht ganz bediensicher. Vor allem die Fensterheberschalter in den Türen hat sich einer ausgedacht, der selber so was nie bedienen mußte. Sitzverstellung mit der immer noch unschlagbaren „Benz-Mimik“ leicht und mit sehr feiner Dosierbarkeit der Verstellwege.
Aussehen tut alles sehr nobel, vor allem mit dem dunklen Wurzelnußholz. Auch der an sich riesige Instrumentenkasten ist recht gut optisch integriert. Ablagen, wo ich sie nicht vermutet hätte (in den Armauflagen der Türen, sogar mit Fachunterteilung??), ansonsten ordentlich aber ohne Glanzpunkt. Die beim A8/Phaeton störend breiteste Mittelkonsole fällt hier sehr zurückhaltend aus und sorgt vorne für ein ausgesprochen gutes Raumgefühl. Das stimmt auch mit dem nochmals im Vergleich zum E deutlich größeren Fußraum überein. Sportliche Enge ist das glatte Gegenteil – dafür habe ich ja meinen Triumph.
Das Ambientelicht ist eine Show für sich – des nächtens ist eine zart glimmende Lichtleiste entlang der Oberkante der Holzverkleidungen durchs Auto geführt und taucht das ganze in eine Art-deco-Atmosphäre. Dazu noch die Analog-Uhr in diesem Design – mir hat das richtig gut gefallen.
Hinten sitzt man etwas eingemauerter als vorne, da die Gürtellinie ansteigt. Die Sitzfläche ist großzügig, die Lehne hoch, das Raumgefühl gut ohne Opulenz. Dafür braucht’s dann einen „L“. Im Dachhimmel beleuchtete Schminkspiegel für beide Rücksitzpassagiere – „Ferz mit Krigge“. Für fünf ist’s unbequem, denn der Mittelpassagier kann seine Beine nicht vernünftig unterbringen.
Die Instrumente sind tadellos ablesbar, das elektrisch verstellbare Lenkrad faßt sich nett an und ist optimal „hinzurücken“. Für einen „windowserobten“ Fahrer sind die Menüsysteme leicht und intuitiv erfaßbar. Der Bedienknopf (neudeutsch: „Controller“) ist gut geführt mit eindeutiger Schaltpositionierung, liegt auch gut zur Hand. Nenene, „wasmadaalleseinstellenkann“ – überflüssige und überflüssigste Gimmicks wie „Nachleuchtzeit Innenraum“ und solchen Unsinn. Alles mal gleich abgeschaltet, weil sinnloser Schwachfug für Detailverliebte. Nur weil ein Steuerungssystem das Steuern ermöglicht, muß man noch lange nicht alles steuern! Radio empfängt Sender wie sonst auch, serienmäßige Lautsprecher reichen mir dreimal. In manchen Foren steht „Keine Stationstasten mehr, so ein Mist!“ – ist aber falsch. Man kann Stationen programmieren und über das Lenkradmenü aufrufen.
Herr, laß Abend werden!
Nein, nicht wegen des Textes, sondern um den „NACHTSICHTASSISTENT“ auszuprobieren. Von aktiv in das Fahrgeschehen eingreifenden Systemen halte ich prinzipiell wenig, ein „Aktiver Abstandsregeltempomat“ käme mir nie ins Auto. Sichthilfen haben aber was – und wie! Nächtens auf der Landstraße das Ding eingeschaltet (es geht im Hellen nicht!) und man glaubt es kaum: Statt Tacho nun großes Kino, nämlich die Fahrbahn vor einem gleichmäßig erfaßt und alle Hindernisse deutlich sichtbar. DAS hat mich wirklich überzeugt (wie auch die Rückfahrkamera), man muß sich nur einen konzentrierten Blick auf den dann zum Balken degradierten Tacho angewöhnen und darf nicht ausschließlich im „Instrumentenflug“ herumfahren. Ein deutlicher Gewinn an Sicherheit, den vorneheraus auch die extrem hellen und leuchtstarken Bi-Xenons mit Kurvenlicht sehr gut unterstützen. Das war wirklich ein Highlight im wahrsten Sinne des Wortes. Haar in der Suppe: Das geschwindigkeitsadaptive Leuchtsystem aus dem „C“ gibt’s nicht – das wäre das Tüpfelchen auf dem „i“, dürfte aber der Modellpflege vorbehalten sein.
Hatte ich schon von der Innenbeleuchtung erzählt? Das ist wirklich sehr nett gemacht und freut das Herz der Insassen.
Naja – geregnet hat’s auch und (oh Wunder): Die Wischer wischen. Sogar automatisch und nun mit zwei Empfindlichkeitsstufen für den Sensor. Wer’s braucht … Bei „wenig Wasser“ laufen die Wischer etwas laut über die Scheibe, aber sie wischen gut und ein großes Feld wird geräumt. Doch – was sehe ich da? Seit 1976 (!!!) rühmt sich Mercedes, die Wasserführung über die Karosserie optimiert zu haben und so für stets klare Außenspiegel und Seitenscheiben zu sorgen. Das ging seit dem -8er wirklich famos. GING, denn jetzt geht’s nicht mehr. Um die Außenspiegel wird Wasser herumgeblasen und landet auf Spiegelglas und Seitenscheiben. Mist und änderungsbedürftig!
Zum guten Schluß: Heizen und Lüften tut er vorbildlich. Das Schiebedach ist aerodynamisch ausgefeilt, in Hubstellung kann man selbst bei Tacho 200 keine gegenüber 120 ansteigenden Windgeräusche beklagen. Das Glasdach macht’s noch mal heller und großzügiger innen und erstmals passe ich in einem Benz noch unter das Schiebedach und habe ca. 2 cm Luft! Im „E“ war da gar nicht dran zu denken … Geräusch ist sonst ein völlig verdrängter Faktor der Lästigkeit des Fahrens. Der Motor ist außen und innen leise, der Wagen ist selbst bei vollem Beschleunigen sehr ruhig innen und bei Dauertempo stimmen Lautstärke und Frequenz aufs Feinste – Wohlfühlatmosphäre pur.
Ganz zum Schluß: Bei gemischter Fahrweise sowohl Stadt wie Landstraße und Autobahn auch mal mit Tempo 210 waren am Ende im „Reiserechner“ (das Dingen hat nun ausgerechnet KEINEN englischen Namen bekommen, weil sich das auf deutsch wohl distinguierter anhört) knappe 9 L/100 km fällig. Das ist dann der letzte Gesichtspunkt, der mein geiziges Schottenherz erfreute – zumal bei sehr ruhigem Gleiten auf der Landstraße durchaus auch die "6 L/100 km“ in greifbare Nähe rücken.
Markus
Beste Antwort im Thema
So gänzlich neu ist ein S 320 CDI ja nun nicht – mitgefahren bin ich auch schon mal, nur selber und mit Gelegenheit zur intensiveren Erprobung untersucht hatte ich den Wagen noch nicht.
„Hatte“, weil seit gestern habe ich.
Wie war’s nun?
Ein noch sehr jungfräulicher 320 CDI in staatstragendem obsidian-schwarz, kurzer Radstand und schon recht lecker ausgestattet hat mich 24 Stunden und runde 180 km begleitet.
Wichtigste Frage zuerst (wie immer bei unseren Nobelherstellern): „Was war denn so drin?“ Einiges – sinnvolle Extras und meiner Meinung nach lässig weglaßbare Dinge. Sinnvoll waren Navi, Parksensoren, Sitzmemory vorne, Schiebedach, Xenons mit Kurvenlicht, schwarze Ledersitze mit Heizung und Belüftung vorne und nur Heizung hinten, Isofix hinten. Ohne Notwendigkeit aber des Raumeindrucks wegen sinnvoll „Ambientelicht“ und Walnußwurzelholz dunkel. Meiner Meinung nach überflüssig Servoschließung der Türen, 18“-Felgen mit 45er-Breitreifen auf Neunspeichen-Felgen, DVD-Wechsler (jedenfalls für mich) und Heckdeckelfernschließung.
Heckdeckel-was ???
„Än Modoa macht de Deggel uff un’ uff Knoppdruck widda zu.“
Als Leckerli: Nachtsichtassistent (! Dazu noch mehr).
Wie isser so?
Ganz ehrlich und vorweg: Sehr gut (alles andere wäre auch ein Desaster), MIR hat er mit seiner Anmutung und seinem Fahrgefühl äußerst zugesagt.
Als erstes natürlich mal die Karosse inspiziert. Noch bei der E-Klasse „weniger geschickte“ Lösungen sind hier weitgehend optimiert. Das betrifft sowohl die Paßform der Karosserieteile wie auch die Abdichtungen der Kunststoffanbauteile, die Lackqualität, die Ebenheit der Blechflächen, die verwendeten Materialien innen und außen (sowohl die chrombelegten Teile, die Gummis, das Leder und auch der Kunststoff), die Leitungsführungen sowohl im Motorraum wie auch unter dem Fahrzeug, die Verarbeitung innen (und die scheint’s robuste Ausführung von Gelenken und Scharnieren) und auch im Kofferraum. Etwas anderes darf man wohl auch gar nicht erst erwarten. Teppiche sind von schön dichtem und noch praktisch langem „Flausch“, Kofferraumverkleidung „wertiger“ als im E.
„Downpoint“: Die Verkleidungen des Sitzgestells fallen vorne qualitativ gegen den Rest ab und sind exakt so billig und kratzempfindlich wie an meinem alten E. Daran ändert auch AMG nix – sieht billig aus und ist billig. Und den schönen Blechtankdeckel hat’s auch gerissen, das Dingen ist jetzt aus Plastik. Hmmnaja.
Wie fährt er sich?
Schlappe 1920 kg (wenn ich mich richtig erinnere), dazu eine 7-Gang-Automatik und ein „nur“ drei Liter großer Turbodiesel – da sind die Erwartungen nicht mehr wirklich hoch. Weit gefehlt: Der Motor ist maximal noch halb so laut (innen wie außen) wie mein alter 320 CDI. Das Getriebe schaltet nahezu unmerklich, die weite Spreizung über sieben Gänge ermöglicht sowohl flottes Anfahren wie niedrigtouriges Cruisen. Bei Bedarf werden schnell die Gänge gewechselt. Der Wählhebel am Lenkrad ist etwas zu ruppig geführt, schnell ist von D aus nicht N sondern gleich R drin und das Auto fährt überraschend rückwärts statt gar nicht … und anfangs fummelt man beim Fahrstufenwechsel im Nichts der Mittelkonsole herum. Gewöhnungssache. Feine Lenkradschalttasten erleichtern die Bedienung und kommen gut zupaß. Nur sehr grob mit der Armbanduhr ge“messen“ und gefühlt ist er ein bißchen schneller als mein E. Selbst bei 180 geht’s noch richtig vorwärts, Wohlfühlfahrbereich ist so bis 210, „ohne auf den Tacho zu gucken“ fährt man bei freier Strecke automatisch so um die 190 bis 200.
Das Getriebe ist im 7. jesusmäßig lang übersetzt – 2500/min sind 160. Bei der Wohlfühlgeschwindigkeit liegen so +/- 3000/min an. Nenndrehzahl ist 3800, also gute Reserven nach oben und von Vollgas weit entfernt. Dafür rollt er ewig aus, wenn man im 7. wegen Vorausfahrender vom Gas gehen muß – manuelles Runterschalten vermeidet, daß man dann alle Nase lang auf der Bremse steht und nutzt vor allem die Schubabschaltung besser aus.
Das luftgefederte Fahrwerk kann man anschärfen mit „S“, das macht aber eigentlich keinen Sinn. In „C“ steckt es ab Schritttempo alles oberhalb kurzer Kanaldeckelkanten nahezu geräuschlos und unmerklich weg. Das unerwartet relativ harte Anfedern auf ganz kleinen kurzen Unebenheiten bei langsamem Tempo führe ich darauf zurück, daß de Wagen 255er Reifen von Bridgestone drauf hatte – die sind per se sehr flankenhart und die vergrößerte Aufstandsfläche nahezu ohne bedeutende Eigenfederung des Reifens macht so was sehr schwer zu lösen.
Das schwere Schiff ist natürlich seiner Größe und seinem Gewicht nach kein Kurvenräuber – das soll er ja auch nicht sein. Aber wenn’s denn mal flott sein soll, darf es ruhig auch beherzter werden, ohne daß Reifen quietschen oder das ESP eingreifen muß. Dazu kommt eine sehr straffe Dämpfung nahezu ohne beunruhigende Aufbaubewegungen wie noch im 126/140er S – insgesamt ein unglaublich „mercedesmäßiges Fahrgefühl“ ohne Schwammigkeiten oder irgendwelche Irritationen. Dazu passend äußerst fein dosierbare Bremse mit sehr angenehmem Pedalgefühl (nicht so „taub“ wie z.B. in Audis) und bester Bremswirkung – so soll das sein. Mit einer „elektronischen Parkbremse“ werde ich mich wohl nie anfreunden, aber immerhin tut sie, was sie soll (nein, nicht das Auto beim Parken bremsen, sondern im Stillstand festhalten). Man braucht sie auch sonst nicht mehr, denn er hat eine „Hold-Funktion“ der Betriebsbremse, die vor Rückwärtsrollen am Hang und Kriechen im Stau schützt.
Die Lenkung ist sehr feinfühlig auch in ihrer Rückmeldung, angenehm schwergängiger werdend bei hohem Tempo. Gut zurückstellend und sehr gut zentriert – so soll das sein. Überraschend kleiner Wendekreis in etwa derselben Größe wie mein E, dadurch insoweit handlich und sehr leicht zu rangieren.
Die von außen (vor allem in der Ansicht Heck und schräg von hinten) so wuchtig erscheinende Karosse ist effektiv kaum breiter als der E, nur etwa 20 cm länger. „Geschmack ist, was schmeckt“ – man kann sich dran gewöhnen, ohne daß ich in der Form die ruhig-elegante Linie des Vorgängers wiederfände. Der Vorderwagen immerhin scheint mir recht gelungen und gut proportioniert. Deshalb ist die Fahrbarkeit in der Innenstadt und in Autobahnbaustellen auch kaum anders als im E und für die Fahrzeuggröße leicht.
Leider ist der Wagen hinten unübersichtlich geworden. Vorneheraus ist er tadellos überschaubar und läßt sich auf Anhieb zentimetergenau fahren. Anekdote am Rande: Wann ist der Fahrersitz beim S richtig eingestellt? Wenn der Stern vorne vollständig über der Haubenkante zu sehen ist. Immerhin: Hier ist’s noch einer wie er sich an einer Limousine gehört.
Die Außenspiegel sind klein und auch noch tropfenförmig – einerseits nett, weil keine Elefantenohren, andererseits könnte ein bißchen mehr Rücksicht sicher nicht schaden. Oder soll der Absatz des „Totwinkelassistenten“ gefördert werden? Beim Rückwärtsfahren reicht die Sicht noch gerade so, um zusammen mit der Parktronic Sicherheit zu geben. Megageil und nur praktisch: „Rückfahrkamera“ im Heckdeckel. Durch den hoch bauenden Abschluß nicht sichtbare Dinge werden ins Command-Display eingeblendet und zusammen mit Parktronic ist das die optimale Abhilfe für ein meiner Meinung nach an sich vermeidbares Problem.
Kofferraum ist zwar vollkommen unvariabel (im E habe ich genau ein einziges Mal auf 100tkm die Rücksitze umgeklappt, das vermißte ich also nicht wirklich), dafür wieder besser geformt. Mehr Ladehöhe (ich weiß, ich weiß, der hohe Heckabschluß …), sehr praktische Ladebreite und breite Ladeöffnung, noch angenehm erreichbare Ladetiefe und dazu noch unter dem Boden praktische Staufächer sowie seitliche Netze – gut, sauber verarbeitet und praktisch brauchbar.
Der Innenraum eigentlich riesig – luftig hoch, luftig breit. „Eigentlich“, weil die Unart der Aerodynamiker dazu führt, daß die A-Säule sehr flach ist und der obere Windschutzscheibenrahmen recht nah vor dem Kopf verläuft. Sollen die Hutträger vergrämt werden und sich hinkünftig in B-Klassen vergnügen?
Türen öffnen leicht und sehr weit, bequemer Einstieg vorne, „noch bequemer“ hinten. Nein, keine Steigerungsform, sondern ein „minus“ zu vorne. Ohne „L“ ist der Fußraum beim Einsteigen etwas eng beim Einfädeln und man sitzt leicht hinter dem Türausschnitt. Ältere Passagiere werden ihre Probleme haben. Sitze mannigfaltig elektrisch einstellbar vorne und äußerst bequem. Endlich Sitze „für Kingsize-Katzen“! Breit, hoch, lang, beheizt und bei Hitze belüftet – da habe ich schlicht gar nix zu bekritteln. Die weichen Komfortkopfstützen lassen sich fast wie ein Kissen zurechtformen – sehr nett (und aufpreispflichtig).
Die Schalter in kaltem und vielleicht wirklich echtem, mindestens aber sehr echt aussehendem Metall wirken hochwertig, sind aber nicht ganz bediensicher. Vor allem die Fensterheberschalter in den Türen hat sich einer ausgedacht, der selber so was nie bedienen mußte. Sitzverstellung mit der immer noch unschlagbaren „Benz-Mimik“ leicht und mit sehr feiner Dosierbarkeit der Verstellwege.
Aussehen tut alles sehr nobel, vor allem mit dem dunklen Wurzelnußholz. Auch der an sich riesige Instrumentenkasten ist recht gut optisch integriert. Ablagen, wo ich sie nicht vermutet hätte (in den Armauflagen der Türen, sogar mit Fachunterteilung??), ansonsten ordentlich aber ohne Glanzpunkt. Die beim A8/Phaeton störend breiteste Mittelkonsole fällt hier sehr zurückhaltend aus und sorgt vorne für ein ausgesprochen gutes Raumgefühl. Das stimmt auch mit dem nochmals im Vergleich zum E deutlich größeren Fußraum überein. Sportliche Enge ist das glatte Gegenteil – dafür habe ich ja meinen Triumph.
Das Ambientelicht ist eine Show für sich – des nächtens ist eine zart glimmende Lichtleiste entlang der Oberkante der Holzverkleidungen durchs Auto geführt und taucht das ganze in eine Art-deco-Atmosphäre. Dazu noch die Analog-Uhr in diesem Design – mir hat das richtig gut gefallen.
Hinten sitzt man etwas eingemauerter als vorne, da die Gürtellinie ansteigt. Die Sitzfläche ist großzügig, die Lehne hoch, das Raumgefühl gut ohne Opulenz. Dafür braucht’s dann einen „L“. Im Dachhimmel beleuchtete Schminkspiegel für beide Rücksitzpassagiere – „Ferz mit Krigge“. Für fünf ist’s unbequem, denn der Mittelpassagier kann seine Beine nicht vernünftig unterbringen.
Die Instrumente sind tadellos ablesbar, das elektrisch verstellbare Lenkrad faßt sich nett an und ist optimal „hinzurücken“. Für einen „windowserobten“ Fahrer sind die Menüsysteme leicht und intuitiv erfaßbar. Der Bedienknopf (neudeutsch: „Controller“) ist gut geführt mit eindeutiger Schaltpositionierung, liegt auch gut zur Hand. Nenene, „wasmadaalleseinstellenkann“ – überflüssige und überflüssigste Gimmicks wie „Nachleuchtzeit Innenraum“ und solchen Unsinn. Alles mal gleich abgeschaltet, weil sinnloser Schwachfug für Detailverliebte. Nur weil ein Steuerungssystem das Steuern ermöglicht, muß man noch lange nicht alles steuern! Radio empfängt Sender wie sonst auch, serienmäßige Lautsprecher reichen mir dreimal. In manchen Foren steht „Keine Stationstasten mehr, so ein Mist!“ – ist aber falsch. Man kann Stationen programmieren und über das Lenkradmenü aufrufen.
Herr, laß Abend werden!
Nein, nicht wegen des Textes, sondern um den „NACHTSICHTASSISTENT“ auszuprobieren. Von aktiv in das Fahrgeschehen eingreifenden Systemen halte ich prinzipiell wenig, ein „Aktiver Abstandsregeltempomat“ käme mir nie ins Auto. Sichthilfen haben aber was – und wie! Nächtens auf der Landstraße das Ding eingeschaltet (es geht im Hellen nicht!) und man glaubt es kaum: Statt Tacho nun großes Kino, nämlich die Fahrbahn vor einem gleichmäßig erfaßt und alle Hindernisse deutlich sichtbar. DAS hat mich wirklich überzeugt (wie auch die Rückfahrkamera), man muß sich nur einen konzentrierten Blick auf den dann zum Balken degradierten Tacho angewöhnen und darf nicht ausschließlich im „Instrumentenflug“ herumfahren. Ein deutlicher Gewinn an Sicherheit, den vorneheraus auch die extrem hellen und leuchtstarken Bi-Xenons mit Kurvenlicht sehr gut unterstützen. Das war wirklich ein Highlight im wahrsten Sinne des Wortes. Haar in der Suppe: Das geschwindigkeitsadaptive Leuchtsystem aus dem „C“ gibt’s nicht – das wäre das Tüpfelchen auf dem „i“, dürfte aber der Modellpflege vorbehalten sein.
Hatte ich schon von der Innenbeleuchtung erzählt? Das ist wirklich sehr nett gemacht und freut das Herz der Insassen.
Naja – geregnet hat’s auch und (oh Wunder): Die Wischer wischen. Sogar automatisch und nun mit zwei Empfindlichkeitsstufen für den Sensor. Wer’s braucht … Bei „wenig Wasser“ laufen die Wischer etwas laut über die Scheibe, aber sie wischen gut und ein großes Feld wird geräumt. Doch – was sehe ich da? Seit 1976 (!!!) rühmt sich Mercedes, die Wasserführung über die Karosserie optimiert zu haben und so für stets klare Außenspiegel und Seitenscheiben zu sorgen. Das ging seit dem -8er wirklich famos. GING, denn jetzt geht’s nicht mehr. Um die Außenspiegel wird Wasser herumgeblasen und landet auf Spiegelglas und Seitenscheiben. Mist und änderungsbedürftig!
Zum guten Schluß: Heizen und Lüften tut er vorbildlich. Das Schiebedach ist aerodynamisch ausgefeilt, in Hubstellung kann man selbst bei Tacho 200 keine gegenüber 120 ansteigenden Windgeräusche beklagen. Das Glasdach macht’s noch mal heller und großzügiger innen und erstmals passe ich in einem Benz noch unter das Schiebedach und habe ca. 2 cm Luft! Im „E“ war da gar nicht dran zu denken … Geräusch ist sonst ein völlig verdrängter Faktor der Lästigkeit des Fahrens. Der Motor ist außen und innen leise, der Wagen ist selbst bei vollem Beschleunigen sehr ruhig innen und bei Dauertempo stimmen Lautstärke und Frequenz aufs Feinste – Wohlfühlatmosphäre pur.
Ganz zum Schluß: Bei gemischter Fahrweise sowohl Stadt wie Landstraße und Autobahn auch mal mit Tempo 210 waren am Ende im „Reiserechner“ (das Dingen hat nun ausgerechnet KEINEN englischen Namen bekommen, weil sich das auf deutsch wohl distinguierter anhört) knappe 9 L/100 km fällig. Das ist dann der letzte Gesichtspunkt, der mein geiziges Schottenherz erfreute – zumal bei sehr ruhigem Gleiten auf der Landstraße durchaus auch die "6 L/100 km“ in greifbare Nähe rücken.
Markus
16 Antworten
" persönlich würde ich evtl. Nachtsichtassistent und Rückfahrkamera je nach Budget weglassen, da der Alltagsnutzen je nach Fahrprofil nicht erheblich ist und es eigentlich nur Showeffekte für den Stammtisch sind. Am Rande: mit Nachtsichtassistent wird das Fernlicht schlechter, da die zusätzlichen Fernscheinwerfer den Infrarotscheinwerfern weichen müssen... "
Wie schon erwähnt, finde ich den Nachtsichtassistent nicht praxistauglich. Was mir erst später bewusst wurde, ist dadurch das Fernlicht sichtbar schlechter wegen den Infrarotscheinwerfern. Im Vergleich zu unserem CLK500 fällt die Leuchtstärke (Fernlicht) beim 221 gravierend schlechter aus. Ein weiteres Argument auf den Nachtsichtassistent zu verzichten. Fahre seit 18 Monaten und benütze den NA nicht mehr.
So, die ersten 10.000 km sind rum - eine flotte Tour an die Nordsee macht's möglich.
Hinfahrt (da tidenabhängig, gibt's in der Nebensauson genau eine Fähre nach Juist, also: Pünktlichkeit ist Gebot der Stunde) morgens ab 8.00 Uhr hier los. Meine Vorhersage, um 12.30 in Norden beim Grükohl zu sitzen, ist leider nicht eingetroffen. Hier war bis zur A63 richtig dichter Verkehr und vor Köln hat uns ein Bautellenstau behindert. Es wurde 12.45 Uhr ...
Auf der A31 ab Oberhausen muß der Diesel sein Geld hart verdienen, wenn möglich sind mehr als 200 gefragt. Bis etwa 220 geht's inzwischen flott voran, drüber merkt man, daß die Puste etwas wegbleibt. Reicht ja auch dreimal, zumal beim Gaswegnehmen im 7. Gang nahezu kein Bremseffekt eintritt. Man muß wirklich kilometerweit vor dem Überholen einer Gruppe Gas wegnehmen, damit man mit beherrschbaren 180 draufzurollt. So einladend die A31 auch ist, die Ureinwohner da oben sind von einer gewissen Begriffsstutzigkeit in unangenehmer Kombination mt Starrhalsigkeit - auf diese Art ist es deutlich bremsenschonender! In Norddeich wollte ich ihm was gutes tun und habe für 1 € pro Tag mehr eine "Einzelbox" angemietet. Das Wort "Box" hätte mich warnen sollen - die Dinger sind sanfte 30 cm breiter als das ganze Auto, der Rangierraum ist *räusper* bescheiden (ca. knappe 4 m Fahrstraßenbreite). In die erste Box mit Gepiepe vom PDC aus allen Lautsprechern und der genialen Rückfahrkamera reingwuchtet - MIST: Box ist 4,99 lang , Auto steht raus. Schiebetore auch der Nachbarbox müssen vor dem Auto herpassen - also wieder raus und in eine sogenannte "lange" Box reingwuchtet. Gottseidank ist der Wendekreis mit knapp über 11 m auf Golf-Niveau und die Übersichtlichkeit vorne per se und hinten mit Kamera tadellos. Nach Gewöhnung kann ich das Auto auf einen halben Zentimeter kontrolliert an ein Hindernis heranfahren - sonst hätt's peinlich ausgesehen - so ist's mit zweimal Rangieren erledigt.
Schöne Rückfahrt mit erstem Zwischenhalt in Leer (sehr sehenswertes kleines Städtchen). Um Köln des Bahnstreiks wegen das totale Chaos, dafür im Haus Töller als Entschädigung das beste "Hämchen" (gekochtes Eisbein) mit Sauerkraut und Pürée und ab nach Hause. Locker des nächtens zu fahren.
Diesesmal muß ich von 10 L/100 km berichten. Hinfahrt mit der flotten A31 wegen 142 km/h im Mittel, Rückfahrt mit 114 (der "Stadtbummel" wegen). Windig war's auch noch - das und die kalten Temperaturen senken den Verbrauch nicht gerade. Der Geradeauslauf ist jedenfalls auch bei "steifer Brise" selbst bei sehr hohem Tempo beriúhigend unbeeinträchtigt.
Solche Touren sind ihm quasi auf den Leib geschneidert. Völlig unangestrengt, bester Geradeauslauf, völlig vibrationsfreies Fahren mit geringstmöglichem Innengeräusch, gute Heizung und sehr bequeme Sitze sorgen dafür, daß ich auf diese Art auch bis zu 1.500 km pro Tag ohne Zweifel in Angriff nähme.
Die Salzstreifen auf dem Blech zeugen von einer optimalen Aerodynamik - keine Verwirbelungen, sondern nur lange anliegende Streifen in Fahrtrichtung. Was immer noch funktioniert: Die Heckscheibe bleibt frei und trotz häufigen Gebrauchs der geradezu erschreckend viel Wasser fördernden Scheibenwaschanlage blieb sogar das Glasdach sauber. Das Waschwasser wird drumrum geführt!
Ernsthafte "Mängel" oder Minuspunkte (außer prinzipbedingte) habe ich schlicht nicht feststellen können bis dato. Wer Microsoft kennt, weiß um das Problem gelegentlich ausfallender Funktionen (Radio läßt sich nicht mehr bedienen - trat einmal auf, Tankuhr fällt komplett aus - trat einmal auf). Diese Dinge erledigen sich teilweise ebenso wundersam von alleine oder spätestens beim Wiederstart. Die zirpende Verkleidung der Schiebedachjalousie wurde anstandslos beruhigt.
Die Heizleistung auf der AB ließ anfangs zu wüsnchen übrig - bei schneller Fahrt wurde es zu kalt. Man kann die Heizkurven umprogrammieren; Problem gelöst. Die Standheizung erweist sich sowohl als höchst wirksame Abtauhilfe wie auch als willkommene Zuheizquelle bei frostigen Temperaturen. Bis zu einer Dreiviertelstunde nach Fahrtantritt ist sie noch beschäftigt!
Ach ja - etwas habe ich bemerkt, das eine Anmerkung wert ist: Bei sehr langwelligen und mit hohem Tempo befahrenen Autobahnkurven kommt in der Komfortstellung ein "Rollen um die Längsachse" vor, wie wenn der Wagen zum falschen Zeitpunkt eine nicht mehr vorhandene Welle ausgleichen will. In Stellung "Sport" (unsinnige Bezeichnung bei einer Limousine) ist der Effekt nahezu unmerklich. Meine Frau hat's erst gemerkt, als ich sie darauf aufmerksam machte ... also sicher nur etwas für Übersensible?
Selbst kurzstreckiger Alltagseinsatz beeindruckt: Geniale Wendigkeit, Leichtigkeit der Bedienung und selbst im Stadtverkehr müheloser Umgang machen jede Fahrt zu einer Freude. Mit vier Erwachsenen ist die Raumgröße innen mehr als ausreichend, ein paar Mal mußte ein fünfter passagier an dem vermaledeit-großen Mitteltunnel leiden. Bei aller Liebe: Für Langstrecken ist das kein Fünfsitzer! Ehrlich gesagt: Hinten "sitzt" in der Regel meine Aktentasche und mehr als drei Passagiere habe ich alle paar Jahre mal im Auto, das sind also keine wirklichen Punkte der Abhilfe.
Nach einem halben Jahr bleibt mein Fazit: Die beste Limousine, die ich in dieser Klasse kaufen konnte! (So auch ADAC-Testnote 1,7 - keiner ist bis heute unter den aktuellen Fahrzeugen besser bewertet).
Markus