DAB+ im Radio?
Hallo,
über das eingebaute Radio mit DAB wurde wenig geschrieben. Mich würde interessieren ob das digitale Radio den neuen Standard DAB+ empfangen kann. Ab 01. August 2011 startet der Sendebetrieb.
MfG
Beste Antwort im Thema
Hallo,
komme aus der Hörfunkbranche und bin hier zufällig über das Thema gestolpert. Da ich auch mit DAB+ in meinem Job zu tun habe, gebe ich einfach mal meinen Senf dazu. Ich kann nur empfehlen, dass man mit dem Kauf eines DAB-Endgerätes vorsichtig sein sollte.
- DAB und DAB+ sind nicht kompatibel. Alte DAB Geräte sind im Zweifel nicht per Softwareupdate auf DAB+ zu bringen. Dies dürfte nur auf einen ganz kleinen Teil der DAB-Geräte zutreffen, die in den letzten zwei Jahren verkauft wurden. Ich gehe aber davon aus, dass derzeit kein Hersteller mehr ernsthaft DAB alt verkaufen wird. Die Multiplexe DABalt werden ab- bzw. umgestellt, sodass mittelfristig hier Funkstille besteht
- DAB+ bietet zu Beginn ein bundesweiten Multiplex mit rund 15 Programmen an. Ob dort etwas bei ist, was ihn interessiert, muss jeder selbst entscheiden. U.a. drei Programme von Deutschlandradio und private Anbieter wie 90elf, Bob (aus Hessen) und Remix (alles Regiocast), kiss.fm aus Berlin (Nordwestzeitung/Frank Otto Medien) sowie NRJ, aber auch Klassik Radio und Lounge FM (aus Österreich).
- Teilweise wird es später landesweite MUXe geben. Aber auch hier Vorsicht: Es gibt ein Nord-Süd-Gefälle in Sachen DAB bei den Landesmedienanstalten und öffentlich-rechtlichen Sendern. Im Norden macht man halt so mit und in Berlin findet das Thema faktisch nicht statt und im Süden wird es seit Jahren gepusht.
- Fakt ist auch: Lokale Programme wird es wahrscheinlich nicht geben. Die Bayern basteln zwar an einer Lösung, doch wann die kommt, ist fraglich. In Berlin und NRW eher unwahrscheinlich. DAB+ ist für Lokalfunk eigentlich nicht geeignet, da die Senderkosten sich nur günstig rechnen lassen, wenn man größerer Verbreitungsgebiete "schneidert". In kleinen Kacheln müsste man zudem bis zu 20 Programme packen, was auf lokaler Ebene wirtschaftlich nicht darstellbar ist (und die es dort auch nicht gibt). Bis auf absehbare Zeit wird man also die "UKW-Landschaft" in DAB+ nicht abgebildet haben (ich spreche hier von mtindestens 5-10 Jahren)
- Aus Kostengründen verbreiten die meisten Veranstalter die Programme mit reduzierter Bandbreite - eine besser Klangqualität - die zumindest für das normale Ohr wahrnehmbar ist - dürfte wohl ein Gerücht sein. Der Ursprungsgedanke von DAB (stammt aus Mitte der 80er Jahre) war, dass man Radio auf CD-Qualität hieven wollte. Seitdem hat sich aber viel getan: Digitale Tonträger, digitale Studiotechnik, Optimods und digitale Leitungswege sowie verbesserte Sender und bessere UKW-Empfangsgeräte haben den Sound seit den 80er erheblich verbessert und optimiert.
- Aber Vorsicht: "Bundesweit" ist irreführend. Der Sendernetzausbau geht nur langsam und stufenweise voran. Zunächst besteht nur eine Versorung in Ballungsräumen. Teilweise sind nicht einmal die Autobahnen abgedeckt. Der Ausbau soll bis 2014 stufenweise voranschreiten. Dies wird jedoch davon abhängen, wie erfolgreich oder erfolglos DAB+ diesmal starten wird.
- Die Branche ist gespalten: Regiocast, NRJ, Nordwest-Zeitung/Frank Otto Medien, Klassik Radio une ein paar andere Anbieter setzen auf DAB+ aus unterschiedlichen Gründen. Ein anderer Teil macht nicht mit, da man keine Perspektive mehr in DAB+ als Übertragungsweg sieht, da alternative Übertragungen im Raum stehen: LTE ermöglicht z.B. problemloses mobiles Streaming, zugleich sinken die Traffickosten für Streaming und es entstehen Geschäftsmodelle. Zudem ist die Einstellung von UKW im TKG gestrichen worden. UKW wird also bis mindestens 2025 weiter existieren. Siehe hierzu auch die Pressemitteilungen der Verbände (u.a. VPRT).
- Ein interessanter Artikel, der das Thema auf den Punkt bringt, findet sich hier: http://www.sueddeutsche.de/medien/digital-audio-broadcasting-dab-beleidigung-der-technischen-intelligenz-1.1115111
Ob die paar Programme einen Mehrwert darstellen, muss jeder Käufer für sich entscheiden. Berücksichtigen sollte man aber, dass DAB+ seit Mitte der 90er regelmäßig scheitert. Wie oft habe ich schon auf der IFA gesehen, dass der rote Knopf gedrückt wird - auch diesmal wird er sicher wieder im Herbst gedrückt... Es besteht das Risiko, dass in drei Jahren aber DAB+ gescheitert ist, dann hat man halt einen nutzlosen Empfänger im Wagen. Ach so, ich habe mir gerade einen neuen Dienstwagen bestellt (Mondi Tita 2.0 TDCI) - ohne DAB+ ;-)
Beste Grüße
campus
38 Antworten
Hallo,
ich kann dir zwar im Moment auch noch keine Antwort zu dieser Sache geben, aber, ganz im Gegenteil, ich bin auch neugierig. Ich hoffe doch nicht, dass ich das Geld für den DAB-Teil auch aus dem Fenster hätte werfen können. Vor meiner Bestellung habe ich zwar viel "abgeklopft", aber dass DAB schon wieder der Vergangenheit angehören könnte war mir nicht bekannt.
Vielleicht findet sich ja tatsächlich jemand, der Wissen auf diesem Gebiet hat.
Gruß
Flemming
Kenne mich zwar mit DAB auch nicht aus, habe aber eben folgenden Artikel gefunden: Funkstille
Vielleicht ist das Foto schon mal ein gutes Zeichen 😉
Gruß Michael
Hallo Michael,
vielen Dank für den Link. Vielleicht hat man ja tatsächlich "neue" Radios in die Mäxe eingebaut. Und vielleicht ist die Bezeichnung "DAB1" und "DAB2" im Menü der Unterschied zwischen den Systemen. Vielleicht ...
Um erste Erkenntnisse zu sammeln werde ich wohl heute noch mal einen Sendersuchlauf starten und ihn dann in der nächsten Woche wiederholen.
Gruß
Flemming
Ich wollte im März ursprünglich auch mit DAB bestellen.
Ich habe gegoogelt und war dann nicht mehr so angetan von DAB aufgrund vieler Negativmeinungen und habe es deshalb gelassen.
Ein paar Wochen später tauchte dann DAB auch nicht mehr im Konfigurator auf .... wahrscheinlich Vorsichtsmaßnahme von Ford weil sie wußten das DAB nicht mehr lange leben wird und das bislang angebotene Radio nur DAB und nicht DAB+ hat???? Kann mir vorstellen das Ford zu einem späteren Zeitpunkt wieder DAB anbieten wird, dann aber mit dem DAB+
Will es für euch nicht hoffen, aber ist so meine persönliche Logik.
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Ich hatte auch DAB bestellt, ging aber nicht. Antwort damals: DAB nicht möglich, obwohl es im Prospekt angeboten wurde.
Hallo zusammen,
hier findet Ihr einen Pressebericht von Ford zu diesem Thema:
http://presse.fordmedia.eu/.../
Allerdings erkennt man daraus nicht ob es sich um DAB+ handelt.
Viele Grüße
JVA1898
Hier ein Link von T-Online.
Ich werde mich denn erst mal nicht mit dem Thema beschäftigen.
Scheint ja auch alles noch wie "damals" DVBT in den Kinderschuhen zu stecken.
Hallo,
komme aus der Hörfunkbranche und bin hier zufällig über das Thema gestolpert. Da ich auch mit DAB+ in meinem Job zu tun habe, gebe ich einfach mal meinen Senf dazu. Ich kann nur empfehlen, dass man mit dem Kauf eines DAB-Endgerätes vorsichtig sein sollte.
- DAB und DAB+ sind nicht kompatibel. Alte DAB Geräte sind im Zweifel nicht per Softwareupdate auf DAB+ zu bringen. Dies dürfte nur auf einen ganz kleinen Teil der DAB-Geräte zutreffen, die in den letzten zwei Jahren verkauft wurden. Ich gehe aber davon aus, dass derzeit kein Hersteller mehr ernsthaft DAB alt verkaufen wird. Die Multiplexe DABalt werden ab- bzw. umgestellt, sodass mittelfristig hier Funkstille besteht
- DAB+ bietet zu Beginn ein bundesweiten Multiplex mit rund 15 Programmen an. Ob dort etwas bei ist, was ihn interessiert, muss jeder selbst entscheiden. U.a. drei Programme von Deutschlandradio und private Anbieter wie 90elf, Bob (aus Hessen) und Remix (alles Regiocast), kiss.fm aus Berlin (Nordwestzeitung/Frank Otto Medien) sowie NRJ, aber auch Klassik Radio und Lounge FM (aus Österreich).
- Teilweise wird es später landesweite MUXe geben. Aber auch hier Vorsicht: Es gibt ein Nord-Süd-Gefälle in Sachen DAB bei den Landesmedienanstalten und öffentlich-rechtlichen Sendern. Im Norden macht man halt so mit und in Berlin findet das Thema faktisch nicht statt und im Süden wird es seit Jahren gepusht.
- Fakt ist auch: Lokale Programme wird es wahrscheinlich nicht geben. Die Bayern basteln zwar an einer Lösung, doch wann die kommt, ist fraglich. In Berlin und NRW eher unwahrscheinlich. DAB+ ist für Lokalfunk eigentlich nicht geeignet, da die Senderkosten sich nur günstig rechnen lassen, wenn man größerer Verbreitungsgebiete "schneidert". In kleinen Kacheln müsste man zudem bis zu 20 Programme packen, was auf lokaler Ebene wirtschaftlich nicht darstellbar ist (und die es dort auch nicht gibt). Bis auf absehbare Zeit wird man also die "UKW-Landschaft" in DAB+ nicht abgebildet haben (ich spreche hier von mtindestens 5-10 Jahren)
- Aus Kostengründen verbreiten die meisten Veranstalter die Programme mit reduzierter Bandbreite - eine besser Klangqualität - die zumindest für das normale Ohr wahrnehmbar ist - dürfte wohl ein Gerücht sein. Der Ursprungsgedanke von DAB (stammt aus Mitte der 80er Jahre) war, dass man Radio auf CD-Qualität hieven wollte. Seitdem hat sich aber viel getan: Digitale Tonträger, digitale Studiotechnik, Optimods und digitale Leitungswege sowie verbesserte Sender und bessere UKW-Empfangsgeräte haben den Sound seit den 80er erheblich verbessert und optimiert.
- Aber Vorsicht: "Bundesweit" ist irreführend. Der Sendernetzausbau geht nur langsam und stufenweise voran. Zunächst besteht nur eine Versorung in Ballungsräumen. Teilweise sind nicht einmal die Autobahnen abgedeckt. Der Ausbau soll bis 2014 stufenweise voranschreiten. Dies wird jedoch davon abhängen, wie erfolgreich oder erfolglos DAB+ diesmal starten wird.
- Die Branche ist gespalten: Regiocast, NRJ, Nordwest-Zeitung/Frank Otto Medien, Klassik Radio une ein paar andere Anbieter setzen auf DAB+ aus unterschiedlichen Gründen. Ein anderer Teil macht nicht mit, da man keine Perspektive mehr in DAB+ als Übertragungsweg sieht, da alternative Übertragungen im Raum stehen: LTE ermöglicht z.B. problemloses mobiles Streaming, zugleich sinken die Traffickosten für Streaming und es entstehen Geschäftsmodelle. Zudem ist die Einstellung von UKW im TKG gestrichen worden. UKW wird also bis mindestens 2025 weiter existieren. Siehe hierzu auch die Pressemitteilungen der Verbände (u.a. VPRT).
- Ein interessanter Artikel, der das Thema auf den Punkt bringt, findet sich hier: http://www.sueddeutsche.de/medien/digital-audio-broadcasting-dab-beleidigung-der-technischen-intelligenz-1.1115111
Ob die paar Programme einen Mehrwert darstellen, muss jeder Käufer für sich entscheiden. Berücksichtigen sollte man aber, dass DAB+ seit Mitte der 90er regelmäßig scheitert. Wie oft habe ich schon auf der IFA gesehen, dass der rote Knopf gedrückt wird - auch diesmal wird er sicher wieder im Herbst gedrückt... Es besteht das Risiko, dass in drei Jahren aber DAB+ gescheitert ist, dann hat man halt einen nutzlosen Empfänger im Wagen. Ach so, ich habe mir gerade einen neuen Dienstwagen bestellt (Mondi Tita 2.0 TDCI) - ohne DAB+ ;-)
Beste Grüße
campus
Hallo,
danke Campus für Deine Ausführungen. Ich höre aber bei uns sind die regionalen Privatsender SAW, BROCKEN und Sputnik zukünftig dabei.
Dieses Thema wird genauso tot geschrieben, wie damals HDTV im Fernsehen.
Ich würde mir jedenfalls diese neue Technik mit bestellen.
Gruß
Hi ralop,
ganz so einfach ist es nicht. "Totgeschrieben" wird das Thema sicher nicht. Dafür ist ist die DAB-Pro Lobby einfach zu stark (übrigens macht die MSA (Medienanstalt Sachsen-Anhalt sehr viel Lobbyarbeit mit ihrem Projektbüro). Viele UKW-Lizenzen werden indirekt mit DAB-Aktivtäten der Sender verknüpft, sodass einige Veranstalter sich quasi verpflichtet fühlen, Programme dort zu veranstalten. Die Öffis haben ein Interesse, da ihre Anzahl der Programme im UKW via Rundfunkstaatsvertrag gedeckelt sind, so aber weitere Programme möglich sind. Und die brauchen kein Geschäftsmodell, da sei eins haben: Gebührenerhöhung! Bei den Landesmedienanstalten ist es eine Glaubensfrage - und natürlich möchte keiner die Verantwortung für die 200-300 Mio. Euro übernehmen, die man seit 15 Jahren in DAB gepumpt hat. Einige Betreiber erhoffen sich den Zugang zu Märkten, in denen sie nicht vertreten sind: Regiocast sitzt überwiegend in Randregionen, in NRW, Ba-Wü und Bayern, den wirtschaftlich interessanten Werbemärkten sind sie nicht vertreten. Ähnlich geht es NRJ (keine Flächendeckung, nicht in NRW). Der Sendernetzbetreiber Media Broadcast (ehemalige Telekomtochter) sucht neue Erlösfelder (Miete für Sendernetze). Die Automobilindustrie sah DAB als interessanten Weg für eigene Entertainment und Updatekanäle - jetzt setzen einige aber mehr auf LTE.
Problem bleibt: In 15 Jahren hat sich DAB alt nicht durchgesetzt. Es wird absehbar keine Flächendeckung geben und der weitere Ausbau (Lands-MUXe, Regional-MUXe ist in einigen Ländern völlig offen. Wirtschaftlich ist DAB in England ein Flop. Der (Werbe- und Hörer-)Markt nimmt diese Verbreitung einfach nicht an. Jetzt sitzen rund 150.000 Käufer von DAB-Endgeräten auf Elektronikschrott, da diese nicht mehr mit DAB+ kompatibel sind. Die Interessen werden letztlich auf dem Rücken der Hörer ausgetragen.
Die Diskussion um das Thema läuft ja schon extrem lang und ist arg komplex. In den Medien kommt hiervon (leider) nur wenig rüber. Insofern stimmt das mit dem "totschreiben" nicht wirklich.
Aus Nutzersicht sollte jeder entscheiden, ob ihm die Investition etwas wert ist. Es ist aber - und das wollte ich nur sagen - ein heikles Thema, was jeder bei der Entscheidung wissen sollte. Das wird leider in der öffentlichen Diskussion immer verschwiegen.
Beste Grüße
campus
@campus
danke für die fundierte Information!
Die Frage stellt sich zwar beim C-Max nicht mehr, da DAB aus dem Angebot genommen wurde, trotzdem finde ich die Überlegungen zur Zukunft des Radios sehr interessant.
Welche Rolle spielt eigentlich das Internetradio in diesem Zusammenhang?
monegasse
Na ja zumindest einen Lichtblick habe ich noch, denn der Deutschlandfunk wird zumindest die beiden Angebote D-Radio und D-Radio Kultur bis auf Weiteres auch im alten DAB Standard senden. Zumindest sagte das der Intendant des Deutschlandfunks in einem Interview am 1. August im Radio. Da ich ohnehin nur Radio mit Wortbeiträgen höre komme ich bei der Sache ganz gut weg 😉
Es ist Faszinierend wie leer meine DAB Senderliste geworden ist. Vor dem 1. August hatte ich vorallem in den Ballungszentren jede Menge an Angeboten - jetzt nur noch den Deutschlandfunk.
Heisser Tip für den Deutschlandfunk wenn nichts mehr geht: Die gute alte Kilometerwelle. Die Langwelle kriecht selbst in die entlegensten Täler und für Nachrichten reichts immer noch ganz gut mit der Qualität.
Viele Grüsse
phenry
Hallo,
nach Recherche bin ich auf diesen Artikel gestoßen.
""Digitalradio im Auto
Um im Auto das neue DAB+-Ensemble zu empfangen, ist nicht zwingend ein Austausch des Autoradios notwendig. Der britische Hersteller Pure etwa hat mit dem Modell „Highway“ einen DAB+-Adapter vorgestellt, der die Digitalradio-Signale über einen integrierten Mini-UKW-Sender an das vorhandene Autoradio sendet. INFOSAT hat die Nachrüstlösung in der Praxis getestet.""
Damit kannst du mit dem normalen Radio und Zusatzgerät, DAB+ empfangen!