BMW 5er/i5 (G60/61) – wenn bei der Entwicklung der Rotstift regiert
Eins vorweg. Wir fahren in der Familie seit Mitte der 90er Jahre BMW, beginnend mit dem E39. Daher denke ich, dass ich mir zu dem ein oder anderen Punk eine Meinung erlauben kann.
Ich war heute (21.10.23) bei der BMW-Niederlassung vor Ort, um mir den neuen BMW 5er anzuschauen.
Aber beginnen wir mal mit den präsentierten Fahrzeugen. Es waren drei BMW i5 eDrive 40 als „Händlererstausstattung“ vorhanden. Jedoch ausschließlich Fahrzeuge mit „M Sportpaket Pro“. Es war weder ein Fahrzeug mit „normalen“ Sportpaket vorhanden, geschweige denn mit der „Serienoptik“. Also Zierleisten, Grill und Schweller alles schwarz. Sehr schade. Hier hätte ich mir eine optische Vielfalt erhofft.
Da die Optik, Materialauswahl und Maße schon im Vorfeld kontrovers diskutiert wurden, habe ich die für mich wichtigen Punkte herausgenommen und will sie zur Diskussion stellen.
Materialanmutung / Wertigkeit des Innenraus
Um es gleich vorwegzunehmen. Hier bin ich total enttäuscht. Früher war der 5er BMW von der Wertigkeit der Materialien immer nah am 7er. Gefühlt hat der neue 5er einen eklatanten Rückschritt in Richtung 3er gemacht.
Man sieht an vielen Kleinigkeiten, wie massiv BMW die Kosten gedrückt hat. Und wenn ein Kunde sowas auf den ersten Blick feststellt, dann hat es BMW übertrieben.
Positives
Armaturenbrett, Lenkrad und Sitze machen einen guten Eindruck. Die Sitzposition ist super und man fühlt sich gleich wohl. Man hat nicht den Eindruck, dass aufgrund der Traktionsbatterie Kompromisse bei den Sitzen oder dem Fußbereich gemacht wurden. Das Lenkrad (M-Paket) fasst sich toll an und macht optisch was her. Ich persönlich finde die neue Designsprache im Innenraum gelungen und auch den Bildschirm in Ordnung. An der Reaktionsgeschwindigkeit des Menüs und des Navis gibt es nicht auszusetzen.
Aber kommen wir mal zu den vielen Kleinigkeiten, die mir so aufgefallen sind.
Schließgeräusch der Tür / Griffe innen und außen
Verglichen mit älteren 5ern klingt das Schließgeräusch beim i5 metallisch und hart. Früherer war es ein dumpfes, sattes und eher weiches Schließgeräusch. Mir gefällt es beim neuen i5 nicht.
Die neuen flachen Griffe außen, greifen sich deutlich schlechter als die Bügelgriffe der älteren Modelle. Die Innengriffe sind für meinen Geschmack zu flach. Das führt dazu, dass man beim Ziehen der Tür immer mit den Fingernägeln am Boden des Innengriffs kratzt. Siehe Bilder im Anhang.
Materialauswahl der Türverkleidung innen
Einer meiner Meinung einer Hauptkritikpunkte. Im unteren Bereich nur Hartplastik und das nicht mal gut gemacht. Den Vogel schließt das untere Lautsprechergitter ab. Das sieht aus wie von einem Transporter - einfach aufgesetzt. Billigste Paste. Und das ausgestellte Fahrzeug hatte die Bowers & Wilkins Soundanlage! Und genauso sieht die Lautsprechverkleidung auf der Hutablage aus. Die vom BMW E90 sieht da deutlich wertiger aus. Siehe Fotos.
Ein eigenes Kapitel sind die Bedienelemente für die Scheibenheber und Griffe. Hartplaste, die auch optisch meiner Meinung nicht gut aussieht. Siehe Bilder im Anhang.
Die Türtaschen sind dann folgerichtig auch in glänzender Plastik ausgeführt. Keine Auskleidung, nichts. Ein BMW F10 war dagegen ein Handschmeichler.
Sonnenblenden
Ich konnte es selbst nicht glauben. Aber die sind tatsächlich aus Hartplaste und haben den Charme eines IKEA-Essbretts. Ich möchte ja nicht wieder den Vergleich mit einem BMW E90 bemühen. Aber dort sind diese mit Stoff bespannt und fassen sich weich an.
Türeinstiegsleiste
Es gibt schlicht keine mehr. Wer die Füße nicht richtig hebt, bekommt sehr schnell unschöne Kratzer im Lack des Schwellers. Also immer nur mit Sneakern fahren oder auf eine Nachrüstlösung oder Schutzfolie hoffen. Siehe Foto im Anhang.
Gitter neben dem Head-Up-Display
Hier weiß ich nicht, ob ich lachen oder weinen soll. Hat der Designer ein Faible für den Kubismus? Sieht für mich eher aus wie eine Lautsprechverkleidung eines Röhrenfernsehers aus den 80er Jahren…. Einfach das Bild im Anhang anschauen und eine eigene Meinung bilden.
Ladeport des i5
Der BMW i4 und iX haben vor dem Ladeport eine elegante Schutzklappe mit Scharnier für AC- und DC-Laden. Der BMW i5 ein billige Plastekappe die an einem Gummiband befestig ist und beim Laden den Lack zerkratzt. Ich habe auch keine Halterung gefunden, an der man die Tülle einhängen könnte. Ich verstehe es nicht. Siehe Bild.
Rückfahrkamera
Warum gibt es immer noch keine elektrisch versenkbare Rückfahrkamera wie bei anderen Herstellern? Die aufgesetzte Rückfahrkamera sieht deplatziert aus und erweckt den Anschein, als ob es sich um eine billige Nachrüstlösung handelt. Und von der zusätzlichen Verschmutzung will ich nicht mal sprechen. Siehe Bild.
Das andere Extrem ist der BMW i7. Da wurde die Rückfahrkamera „overingeniert“ und hat sogar noch eine eigene, aus dem BMW-Emblem ausfahrbare, Reinigungsdüse.
Länge des Fahrzeugs
5,06 m sind schon eine Ansage. Aber im Innenraum oder garn im Kofferraum kommt davon gefühlt nichts an. Viel Spaß beim Rangieren in der nächsten Tiefgarage oder auf dem vollgeparktem Supermarktparkplatz. Da helfen die Kameras nur bedingt.
Achtung Reifenpanne
Serienmäßig ist das Fahrzeug so ausgestattet, dass man im Falle einer Reifenpanne nicht aus eigener Kraft weiterfahren kann und den Pannendienst rufen muss. Es gibt keine Runflat-Reifen, keine Notrad und auch keine Reifen-Pannenset ab Werk. „Optional“ kann man bestenfalls ein Reifenreparatur Set mitbestellen. Ein Schelm wes böses denkt.
Sicherheitsausstattung
Beispiel gefällig? Wie viele Airbags hat das Fahrzeug und wo befinden sie sich? Da schweigt sich BMW aus. Auch der Verkaufsberater konnte mir die Frage nicht beantworten. Hat das Fahrzeug einen Knieairbag? Keiner weiß es….
ConnectedDrive Dienste
Ich habe nirgends eine Info gefunden, was beim Kauf an ConnectedDrive-Diensten inkludiert ist und wie lange die Laufzeit beträgt. Welche Dienste kann optional an dazubuchen? Vielleicht habe ich es übersehen. Gefunden habe ich nichts.
Mein Fazit
Ich hatte beim Besichtigen des Fahrzeugs oft den Eindruck das viel Potential aufgrund Kostendrucks verschenkt wurde. Wirklich schade. Die Wertigkeit hat einen deutlichen Schritt zurück gemacht und das sieht man. Das reduzierte und moderne Innendesign verstärken diesen Eindruck.
Hätte BMW etwas mehr Geld für bestimmte Interieur-Komponenten in die Hand genommen, würde es deutlich besser aussehen und sich auch wertiger anfassen. Wie so immer wird aber der Markt entscheiden. Alle anderen Interessenten dürfen auf das Facelift (LCI) hoffen.
Beim Fahrwerk und Antrieb bin ich guter Hoffnung, dass es BMW typisch gut sein wird. Aber das ist eine andere Story.
1459 Antworten
Sehr peinlich...
Hab ich schon garkeine Lust mehr auf meinen bestellten M60.
Also wenn das wirklich stimmen sollte mit der Leistung unter 50%.
Finde es aber komisch, weil der M50 vom i4 ja auch nicht unter 50% die Leistung wegnimmt, oder?
Zumindest nicht bei über 30% dachte ich
Genialer Bericht von Grip. Der i5 reduziert die Leistung u. braucht deutlich mehr Energie. Genau dass ist das Problem meines i4 M50… keine Weiterentwicklung beim i5 zzgl. der bekannten Ausstattungsthematik.
Qualmedie selbst spricht von einer Watschen für BMM. Schade!
Den G31 M550d werde ich so wohl noch eine Weile fahren.
Zitat:
@sasch85 schrieb am 11. Februar 2024 um 19:41:08 Uhr:
...Dann weiß ich nun, weshalb der i5 im nächsten Jahr bereits ein großes Update erhält. Wird Zeit, dass BMW auch Fahrzeuge auf reiner E-Plattform bringt.
Was wie großes Update? Zum Modelljahrwechsel oder wovon sprichst du?
Zitat:
@Schottenrock schrieb am 11. Februar 2024 um 20:14:02 Uhr:
Den G31 M550d werde ich so wohl noch eine Weile fahren.
Tu das. Es kommt nichts vergleichbares mehr!🙁
Ähnliche Themen
Zitat:
@Non3 schrieb am 11. Februar 2024 um 21:00:24 Uhr:
Was wie großes Update? Zum Modelljahrwechsel oder wovon sprichst du?
i5 Auffrischung in 3/25. Was da kommt, weiß nur MUC.
Zitat:
@OHV_44 schrieb am 11. Februar 2024 um 21:10:07 Uhr:
i5 Auffrischung in 3/25. Was da kommt, weiß nur MUC.
Ist das in irgendeiner Form bestätigt?
Nein, ist erst mal nur so im Netz von relativ sicherer Quelle zu lesen. Der weiß aber bis jetzt auch noch nicht was kommt.
Der Vergleichstest hat’s mir auf jeden Fall noch mal so richtig gezeigt, den 50er zum Leasingende zurückgehen zu lassen war ein Fehler.
Zitat:
@OHV_44 schrieb am 11. Februar 2024 um 21:10:07 Uhr:
i5 Auffrischung in 3/25. Was da kommt, weiß nur MUC.Zitat:
@Non3 schrieb am 11. Februar 2024 um 21:00:24 Uhr:
Was wie großes Update? Zum Modelljahrwechsel oder wovon sprichst du?
Ich orakel mal rum.
Zu der Zeit kommt auch das LCI vom iX. Kann mir vorstellen dass sich da bei beiden technisch was bei Akkus, aber auch bei Ausstattungen, Farben, Stoffen, iDrive etc tut.
Ich bleibe dabei, am Ende kochen alle mit Wasser. Der EQE kostet ca. 15k Euro mehr, ggü. dem i5. Im Bereich von 130-135 ist der i5 effizienter als der EQE 53, von fehlender Leistung bei unter 50% habe ich während der Probefahrt nichts gemerkt. Es gibt auch ein Video von Autotopnl wo diese Behauptung aufgestellt wird, nur damit er ein paar Sekunden später wieder Gas gibt und kann in der Anzeige rechts sieht, dass er doch wieder die 600 PS hat, obwohl er weiterhin bei unter 50% rumfährt. Ich finde es auch sehr bedenklich, wenn man Punkte vergibt, weil man am Ende des Tests noch mehr Batterie hat, obwohl man ja eine größere Batterie verbaut hat. Die Kalkulation der Restreichweiten hängt ja auch davon ab, wie viel ist man insgesamt schon gefahren, wie waren die Gebräuche vorher usw. Wenn man auf die Testrecke gemütlich hinfährt, dann ist die Reichweite am Anfang höher und nimmt rapider ab. Auf der Rennstrecke haben sich beide Autos nicht zu suchen, da sie dafür nicht geeignet sind, meiner Meinung nach.
Ich bin schon gespannt, wechsel in zwei Wochen vom Mercedes zum i5 und wenn man sich den Vergleich von Carmaniac von EQE 350/i5 40/ID7 anschaut, war es eine nicht ganz so schlechte Entscheidung.
Zitat:
@Shark1705 schrieb am 12. Februar 2024 um 08:08:07 Uhr:
Ich bleibe dabei, am Ende kochen alle mit Wasser. Der EQE kostet ca. 15k Euro mehr, ggü. dem i5. Im Bereich von 130-135 ist der i5 effizienter als der EQE 53, von fehlender Leistung bei unter 50% habe ich während der Probefahrt nichts gemerkt. Es gibt auch ein Video von Autotopnl wo diese Behauptung aufgestellt wird, nur damit er ein paar Sekunden später wieder Gas gibt und kann in der Anzeige rechts sieht, dass er doch wieder die 600 PS hat, obwohl er weiterhin bei unter 50% rumfährt. Ich finde es auch sehr bedenklich, wenn man Punkte vergibt, weil man am Ende des Tests noch mehr Batterie hat, obwohl man ja eine größere Batterie verbaut hat. Die Kalkulation der Restreichweiten hängt ja auch davon ab, wie viel ist man insgesamt schon gefahren, wie waren die Gebräuche vorher usw. Wenn man auf die Testrecke gemütlich hinfährt, dann ist die Reichweite am Anfang höher und nimmt rapider ab. Auf der Rennstrecke haben sich beide Autos nicht zu suchen, da sie dafür nicht geeignet sind, meiner Meinung nach.Ich bin schon gespannt, wechsel in zwei Wochen vom Mercedes zum i5 und wenn man sich den Vergleich von Carmaniac von EQE 350/i5 40/ID7 anschaut, war es eine nicht ganz so schlechte Entscheidung.
Ist auch meine Hoffnung dass der waren bei Grip einfach geprügelt wurde wie ein Benzinerrennwagen, was er eben nicht ist und dementsprechend irgendwann runterregelt.
Werde mir die Tage jetzt einen M60 ausleihen und schauen was er unter 50% macht
Wenn der i5 M60 sich analog i4 M50 verhält (Batterie gleich?), dann regelt der i5 M50 genau wie im Grip Test runter u. das passiert nicht nur beim „prügeln“ sondern z.B. bei Leistungsanforderung auf der Autobahn (z.B.bergauf). Gleichzeitig = bei niedriger Leistung steigt der Verbrauch unpassend zur Leistungsabgabe an. Das ist absolut ärgerlich u. für einen BMW i Performance Modell nicht angemessen. Ich habe das mit meinen i4 M50 gerade auf A71 Erfurt wieder „erfahren dürfen“ u. finde es Klasse, dass dieser Umstand bei Grip ertestet u. auch berichtet wurde. Welch Leistungspotenzial im i5 M60 steckt - zeigt dieser bei voller Leistungsabgabe. Der i5 M60 schafft bei 0-400m eine um 10kmh bessere Höchstgeschwindigkeit vs. Mercedes.
Schöner Test bei Grip, hat aber wenig mit Alltag zu tun, wenn ich regelmäßig auf abgesperrten Strecken im Anschlag fahren will, bleibe ich aktuell beim Verbrenner. Für mich gehören dann Sound etc. zum Spaß.
Für den Alltag finde ich den Vergleich hier besser und da ist der Mercedes der am wenigsten effiziente, der ID.7 hingegen überrascht sehr positiv:
https://youtu.be/3rg_n63fv3M?si=S_9JVf1jas0WhUv1
Btw. in keinem Test höre ich nennenswerte Nörgelei wegen Qualität (Außer 1x wegen Plastik an der B-Säule), im Gegenteil.
Wenn man den gestrigen Bericht bei GRIP nochmals so überdenkt gibt es mir den Beweis Vollelektronisch ist immer noch in den Kinderschuhe. Es ist noch zu früh. Solange das Ziel nicht erreicht ist z.B Ladezeit so lang wie eine Betankung eines Verbrenner und Reichweite kommt mir kein E-Mobil ins Haus.
Völlig utopisch wenn man denkt dass man in 5 Minuten einen solchen großen Akku laden kann.
Dein Handy lädst du auch mindestens eine halbe Stunde an der Steckdose.
Der neue Taycan schafft 10 auf 80% in 18 Minuten. Und das selbst bei kaltem Akku. Gegenüber aktuellen Modellen nochmal eine deutliche Steigerung. Da sind die 10 Minuten vermutlich auch nicht mehr weit.