angeblich unfallfreien Passat gekauft - jetzt doch Schäden
Hallo allerseits,
ich bräuchte mal Euren Rat. Ich habe mir vor 2 Monaten einen gebrauchen Passat gekauft. 4 Jahre alt, rund 50.000km. Wichtig war mir, dass das Fahrzeug unfallfrei und ohne Nachlackierungen ist. Das wurde mir auch zugesichert. Der Händler will mit dem Lackdickenmessgerät dran gewesen sein und keinerlei Unregelmäßigkeiten festgestellt haben. Im Kaufvertrag steht jetzt "Vorschäden/Nachlackierungen: ohne lt. Vorbesitzer" und "Nachlackierungen/Instansetzungen von Beschädigungen im Bagatellbereich sind nicht auszuschließen".
Bei der Besichtigung war lediglich eines merkwürdig: Die Kontour der Beifahrertür fluchtet nicht ganz mit dem Kotflügel. Die Tür ist etwa 2mm zu tief. An den Scharnieren war nichts zu erkennen, dass die schonmal abgeschraubt worden wären. Die müssten ja sonst an der A-Säule 2mm tiefer sitzen und es hätte die unlackierte Auflagefläche drunter rausgeguckt. Wir sind dann zu dem Schluss gekommen, dass das nur ab Werk schlecht eingestellt gewesen sein kann.
Inzwischen habe ich aber einige andere beunruhigende Dinge gefunden: Die Türscharniere sind beim Passat 2-teilig. Die Scharnierbolzen werden mit kleinen Klemmschrauben mit E-Torx Kopf gehalten. Nach lösen der Schrauben lassen sich die Türen einfach aushängen. Jetzt habe ich festgestellt, dass eben diese Schrauben an allen! Scharnieren schonmal geöffnet wurden (sieht man leider erst wenn man die Platikkappen entfernt). Man sieht an den Scharnieren auch Lackabplatzer, die mit Lackstift zugepinselt wurden. Die lassen sich eigentlich nur so erklären, dass die Türen tatsächlich ausgehangen wurden und man beim Wiedereinbau nicht gleich richtig getroffen hat. Oder werde die Schrauben in der Fertigung nach der Lackierung nochmal gelöst? Kann mal jemand an seinem Passat nachsehen ob er unter den Plastikkappen auch Werkzeugspuren (abblätternden Lack) an den Schraubenköpfen hat.
An der Tür hinten rechts wurde aber so richtig rumgemurkst. Hier wurde offensichtlich nachlackiert (Lack deutlich dicker als an den übrigen Türen). Vermutlich hat der Lacker die Tür dazu ausgebaut aber nichts von den Klemmschräubchen gewusst. Also erstmal Schraube Scharnier <-> B-Säule rausgedreht und mit grobem Werkzeug versucht, das Scharnier abzubekommen. Das hat aber nicht geklappt, da das noch von innen mit einer Schraube befestigt ist. Also wieder festgeschraubt aber total schief und dabei natürlich den Scharnierbolzen unter Spannung gesetzt. Anschließend türseitig beide Scharnierhälften abgeschraubt und später wieder dran. Zwischen Scharnier und Tür bzw. B-Säule ist natürlich der Lack aufgerissen und nicht nachbehandelt worden (Korrosionschutz und so). die lackierten Schraubenköpfe sehen auch aus wie sau. Dann hat er wohl auch die äußere geklebte Türdichtung entfernt und nicht fachgerecht wieder drangeklebt. Beim aufkleben der neuen (sofern es eine neue war) hat er die so gespannt, dass sie sich in den Ecken flach hinlegt (und dort auch nicht wirklich abdichtet) und unten rum dann natürlich Material über war, das er einfach rausgeschnitten hat. Im Reparaturleitfaden ist ganz klar beschrieben, dass die Dichtung ohne Zug aufzukleben ist, dass es von der Länge her aufgeht (ist ein geschlossener Ring). Bei genauem hinsehen, erkennt man auch an der Türinnenverkleidung und an der Fensterführung Aus- und Einbauspuren. Ich will garnicht wissen was er hinter der Verkleidung alles kaputt gemacht hat.
Dann sind mir später noch ungleichmäßige Spaltmaße im hinteren Bereich der rechten Schwellerverkleidung aufgefallen und Bingo: Auch ausgebaut gewesen und nachlackiert! Die hinteren Clips halten nicht mehr und zieht man die etwas raus sieht man, dass die mitlackiert wurden. Das doppelseitige Klebeband mit dem die Verkleidung an der Oberkante an die Karosserie geklebt ist hält auch nicht. Das wurde vermutlich einfach abgerissen und dann nicht ersetzt.
Ich könnte Echt kotzen. Wollte mir mal was gönnen, hab einen Haufen Geld hingelegt für ein gut ausgestattetes Auto, um mal wieder für einige Jahre Ruhe zu haben. Wirklich Freude hatte ich an dem Auto noch nicht.
Was würdet ihr an meiner Stelle machen? Was kann ich von dem Händler verlangen? Ich würde zumindest gerne die vermurksten Teile ersetzen, und um die Scharniere herum wieder versiegeln um den Korrosionsschutz wieder herzustellen. Das sind schon Meterialkosten von über 300€, die ich eigentlich nicht selbst zahlen will. Noch lieber würde ich den Bock einfach wieder zurückkgeben.
Macht es Sinn das Auto einem Gutachter vorzustellen? Ich habe eine Verkehrsrechtschutzversicherung, die auch Vertragsrecht abdeckt, weiss aber nicht ob die hier hilft.
Jemand eine Idee warum an dem Auto alle Türen ausgebaut worden sein könnten?
Was kann das mit der Beifahrertür sein, dass die zu tief hängt? Hat von Euch jemand sowas schonmal ab Werk gesehen?
Was ich bisher gemacht habe: Den 1. Vorbesitzer kontaktiert. Das war ein Autohaus bei dem das Auto als Vorführwagen zugelassen war. Laut deren Aussage sind keine Vorschäden bekannt. In der VW Datenbank ist auch nichts eingetragen. Die 2. Vorbesitzerin habe ich freundlich angeschrieben und um ein Telefonat gebeten (habe nur die Postanschrift), hat bisher nicht geantwortet. Dann noch die Werkstatt angerufen, die die letzte HU gemacht hat. Die haben mir bestätigt, dass das Auto mal einen Schaden an der rechten Seite hatte, konnten sich aber nicht mehr an Details erinnern. Der Schaden wurde wo anders behoben.
Kann ich gegen die Vorbesitzerin ansprüche geltend machen, wenn herauskommt, dass die den Händler über den Zustand im unklaren gelassen hat?
Danke Euch schonmal für Eure Meinungen und sorry für den vielen Text.
24 Antworten
Zitat:
@Digger-NRG schrieb am 13. Oktober 2023 um 13:48:22 Uhr:
Nene. Solche Stellen werden nachlackiert.
Hast Du bei deinem nachgesehen? Wäre interessant wenn das beim einen so, beim anderen anders aussieht.
Ich hab mir mal bei Youtube Videos von der Produktion angesehen. Das sieht man deutlich, dass die Türen nach dem Lackieren wieder abgenommen werden. Das kann an so einer Schraube nicht spurlos vorbei gehen. Oder meintest du nur die vermackten Stellen an dem Scharnier selbst?
Zitat:
@Drucklufteimer schrieb am 15. Oktober 2023 um 01:25:13 Uhr:
Zitat:
@8SoA6 schrieb am 13. Oktober 2023 um 20:53:48 Uhr:
Die sehen bei allen so aus, mal mehr mal weniger und die werden auch nicht nachlackiert aus dem grund sind eben die plaste Kappen drauf damit das sauber aussieht.
Alles andere bei deinen Bildern da war jemand dran man sieht ja auch das die Tür anders drin hängt als ab Werk sonst würde die Grundierung bei dem einem bild nicht oben raus schauen.
Weißt du ob der lackiert wurde hast du Lack dicken gemessen?
Hast du den Händler einfach mal damit konfrontiert was da gemacht wurde?
Beim Kauf hab ich ihn aber schon auf die zu tiefe Beifahrertür angesprochen. Hat er auch gesehen aber keine Erklärung dafür. Laut Vorbesitzerin keine Vorschäden, keine Nachlackierungen.
Und was hast du da mit ihm vereinbart? Nachbesserung? Nichts?
Wenn die Vorbesitzerin sagt es gab keinen Vorschaden und auch bei VW nichts dokumentiert ist, wird es schwierig. Vielleicht hat der Wagen auch vor Auslieferung einen leichten Schaden/Schrammen abbekommen, die vor Auslieferung (nicht ordentlich) behoben wurden und sich die Vorbesitzer aber nicht beschwert haben.
Zitat:
@Team TDI schrieb am 15. Okt. 2023 um 12:28:59 Uhr:
Wenn die Vorbesitzerin sagt es gab keinen Vorschaden und auch bei VW nichts dokumentiert ist
Wie gesagt nicht jeder Schaden ist meldepflichtig erst bei karosseriearbeit, kann also gut sein das der vorbesitzer zb einen kleinen parkrempler hatte die Tür lackiert wurde und gut das muss keiner angeben, leider.
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Hallo zusammen,
erstmal Danke Euch allen für Eure Beiträge und sorry dass ich mich nur so sporadisch zurückmelde, hab grade viel um die Ohren.
Ich würde das jetzt mal so zusammenfassen: Als Schäden, auf die ich beim Kauf nicht hingewiesen wurde bleiben die nachlackierte Tür hinten rechts und die Schwellerverkleidung rechts. Hier kann der Händler sagen das sind Bagatellschäden und auf den Satz im Vertrag verweisen: "Nachlackierungen/Instansetzungen von Beschädigungen im Bagatellbereich sind nicht auszuschließen".
Da gibt es ja die grobe Regel < 1000€ = Bagatellschaden. Kann jemand einschätzen wo bei sowas die Reparaturkosten liegen, wenn es nur oberflächlich verkratzt war und nachlackiert wurde?
Ich will das Auto ja eigentlich nicht zurückgeben und nochmal suchen müssen, zumal ich die Erfolgschance für ziemlich gering halte. Kann ich eine Wertminderung geltend machen, und wo würde die liegen?
Was ich aber tatsächlich als Mängel ansehe, sind die durch den Ein- und Ausbau vermurksten Teile (Türscharnier, Dichtung, Verklebung und Clips der Schwellerverkleidung, nicht wiederhergestellter Korrosionschutz um die Scharniere). Kann ich mir hier einen Kostenvorschlag für die Beseitigung bei einer Vertragswerkstatt in der Nähe machen lassen und den Betrag von ihm verlangen auch wenn ich die Sachen dann selber mache? Der Händler ist 300km entfernt, kann er verlangen, dass ich ihm das Auto vorbeibringen?
Die Rostschutzgarantie wird bei den nachlakierten Teilen auch später nicht greifen, weil nicht von VW gemacht.
Was würdet ihr konkret von dem Händler verlangen (außer Rücknahme)?
Ich würde mich generell erstmal entweder mit dem Händler zusammen setzten und raus finden was nun generell gemacht wurde an dem Wagen, vielleicht weiß der ja doch mehr als er gesagt hat, eventuell gibt's ja auch noch Bilder oder Rechnungen.
Oder mal in eine andere Werkstatt des vertrauens schauen, das die eventuell über Historie bzw Begutachtung des Autos eventuell raus bekommen was da gemacht wurde.
Wenn du was in der Hand hast kannst du dir dann überlegen wie es weiter geht wurde viel gemacht handelt sich nicht nur um einen kleine Reparatur und du hast auch ein recht auf Rückgabe, sind es sachen mit denen du leben kannst und du willst vom Händler nur das er die schönheitsreparaturen noch übernimmt.
Vielleicht war es ja auch mehr und du hast wirklich einen Unfallwagen gekauft.
Das solltest du zu erst einmal rausfinden entweder mit dem Händler oder eben mit jemand anderem eventuell musst du aber auch erstmal selber Geld in die Hand nehmen.
Ich würde erstmal den Weg über den Verkäufer gehen und es erst einmal im guten versuchen, das ihr euch den Wagen und die Schäden gemeinsam anschaut, vielleicht kann und will er dann selber rausfinden was er sich da auf den Hof geholt hab, wobei seriöse autohäuser schauen sich vorher an was sie einkaufen spätestens wenn der Wagen auf dem Hof landet werden die mal durchgecheckt das sollte ihm aufgefallen sein.
Erstmal sprechen, wenn du nicht weiterkommst, Schiedsstelle des Kfz-Handwerks in deinem Gebiet kontaktieren. Oder vom ADAC oder anderem Club juristisch beraten lassen. Das, was du beschreibst, ist keinesfalls mehr ein Bagatellschaden. 1.000 Euronen sind schnell beisammen.
Hallo zusammen,
ist schon etwas her. Inzwischen hab ich Rückmeldung vom Händler, nachdem ich ihm schriftlich die ganzen Mängel angezeigt habe mit Fotos etc. Er stellt das alle schonmal nicht in Abrede, das ist gut. Er konnte aber auch nicht klären wie es zu den Schäden kam. Der Vorbesitzer ist nicht zu erreichen.
Jetzt will ich mal mit ihm telefonieren um das weitere Vorgehen zu besprechen. Ich hab aber nicht wirklich einen Plan was ich von ihm verlangen kann.
Eine Option wäre Rückgabe, ggf. mit einem Abschlag für den bereits gezogenen Nutzen. Oder eine Entschädigungszahlung. Die müsste hoch genug sein um die verpfuschten Reparaturen nachzubessern und den verbleibenden Wertverlust auszugleichen. Ein Unfallwagen bleibt es ja trotzdem.
Wenn würde ich die Sachen selber ausbessern. Nochmal eine Werksstatt daran rumbaststeln lassen will ich nicht, dafür hab ich schon zuviel gesehen. Das Material kostet mich schon rund 300€, dann brauch ich noch einen Lacker der mir den Bereich um die Scharniere wieder schön macht.
Ich würde jetzt mal schätzen 1000€ für die Reparaturen (in der Werkstatt wäre es wahrscheinlich deutlich teurer) + 1000€ für die nicht zu beseitigende Unfalleigenschaft.
Ich will mich hier nicht bereichern, ich will mich aber auch nicht übers Ohr gehauen fühlen. Viel lieber wäre es mir, ich hätte einfach ein unfallfreies Auto. Das Auto fährt zwar, aber richtig Spaß hatte ich bis jetzt nicht daran mit den ganzen Macken.
Wie würdet ihr in so eine Verhandlung gehen? Kann der Händler verlangen, dass ich ihm das Auto vorbei bringe (ist 300km entfernt)
Wenn er einen Nachweis über die Mängel will, wo lass ich das am besten begutachten? Händler? Sachverständiger? Kosten? Ich wüsste auch gerne ob nicht noch mehr kaputt war.
Kann jemand abschätzen mit was für einem Abschlag ich bei einem Wiederverkauft rechnen muss, wenn ich es als Unfallwagen angebe (was ich ja muss) bei einem Wert von rund 27k?
Bin für jeden Tipp dankbar.
Zitat:
@Drucklufteimer schrieb am 10. Jan. 2024 um 16:31:56 Uhr:
Kann jemand abschätzen mit was für einem Abschlag ich bei einem Wiederverkauft rechnen muss, wenn ich es als Unfallwagen angebe (was ich ja muss) bei einem Wert von rund 27k?
Laut (m)einem Gutachter soll man wohl 10% der Schadenhöhe als Wertminderung ansetzen. Dem Händler musst du (meines Wissens) den Reparaturversuch (dreimalig) gewähren. Andernfalls könntest du, wenn er "auf Streit" aus ist und er auf sein Recht der Nachbesserung beharrt auf den Kosten sitzen bleiben. Was die Entfernung zw. Verkäufer und dir angeht ist es leider dein Risiko beim Autokauf - du müsstest das Fahrzeug zu ihm bringen. (Den Fall hatte ich leider auch schon einmal.) Mein Händler war damals weniger Kulant, er könnte in deinem Fall auch einfach sagen "bring das Auto zur nächsten Werkstatt."
Ich wünsche dir auf jeden Fall viel Erfolg und Nervenstärke.
Ich musste mich mit solchen Fragen zum Glück länger nicht auseinandersetzen, aber bei einem als unfallfrei verkauften aber tatsächlichen Unfallwagen scheinen mir Nachbesserungsversuche unmöglich, den geschuldeten Zustand als mangelfreies Fahrzeug zu erreichen. Zudem dürften die Kosten der Nacherfüllung, wozu auch Fahrtkosten zählen dürften, vom Verkäufer zu tragen sein.
Letztlich würde ich die Unzufriedenheit erklären und die Varianten Rücknahme oder Zahlung nach deiner Vorstellung freundlich ansprechen.