4 Gang Automatikgetriebe plötzlich ohne Funktion in allen Gängen
Hallo Leute,
ich hab mal ne kleine Kopfnuss:
Der Wagen ist ein S124 300D von 92 mit 113 PS.
Ich hab ein frisch überholtes 4 Gang Automatikgetriebe, dass nach der Überholung ca. 5000km einwandfrei funktioniert hat.
Nun fahre ich eine Kurzstrecke und schalte am Zielort in den Rückwärtsgang und fahre rückwärts. Dann nochmal vorwärts und auch nochmal rückwärts. Dann passiert es: Als ich wieder in den Vorwärtsgang schalten will, sind plötzlich alle Gänge komplett ohne Funktion. Alle Gänge sind wie N. Das Ganze kam ohne Vorwarnung und ohne Geräusche.
Was kann das sein? Laut Recherche sind zwei Dinge am wahrscheinlichsten:
1.) Kein Öldruck: Primärpumpe ist defekt. (Ich werde morgen die Ölleitung zum Kühler abtasten bei laufendem Motor. Das habe ich leider vorhin verpennt.)
2.) Der Regelschieber für den Arbeitsdruck klemmt im Getriebe.
Beide Sachen halte ich für eher unwahrscheinlich, da die Dinge gerade überholt wurden und auch gut funktioniert haben. Hat vielleicht jemand eine Idee was das noch sein könnte?
Mein erster Verdacht war ein loser Wählhebel. Aber der ist mit dem Getriebe verbunden. Die Sperre vom P-Gang geht auch rein und wieder raus.
Der Wandler dreht und die Kardanwelle ist auch fest am Getriebe. Sonst würde ja auch der P-Gang nicht mehr sperren.
Ich bin für alle Ideen dankbar. Besonders für jemanden, der mit das mit Regelschieber mal erläutern könnte. Das Schaltschiebergehäuse zerlegen traue ich mir ohne weiteres zu.
Beste Antwort im Thema
Für die die es interessiert:
Die Primärpumpe ist es nicht. Das ganze kann folgendermaßen auch ohne Ausbau des Getriebes getestet werden:
Es gibt beim mechanisch geregelten Automatik 4 Gang Getriebe (722.4 und 722.3) eine Sekundärpumpe, die im Bedarfsfall mit der Welle des Fliehkraftreglers angetrieben wird. Diese Pumpe ist daher mit der Antriebswelle und somit den Hinterrädern verbunden. Die Sekundärpumpe gewährleistet beim An- und Abschleppen, dass das Getriebe einen Öldruck aufbaut. Die Pumpe wird wie folgt aktiviert:
Der Wagen wird mit aktivierter Zündung im Gang N auf Geschwindigkeit gebracht. Der Motor ist dabei aus, und die Primärpumpe befindet sich somit in Ruhe. Solange die Primärpumpe keinen Öldruck liefert, ist die mechanische Verbindung der Sekundärpumpe mit der Antriebswelle hergestellt. Das Getriebe baut dadurch Öldruck auf. Der Wahlhebel wird nun in Position 2 gebracht. Das Getriebe sollte einkuppeln und der Motor durch die Antriebswelle angetrieben werden. Tut er dies nicht, wird das Problem nicht durch den mangelnden Öldruck hervorgerufen.
Leider ist das Problem bei mir nun noch viel mystischer geworden. Ich habe bereits die Regelschieber 28 und 56 auf Funktion geprüft. (Diese findet man im Regelschieberkasten hinter der Getriebeölwanne). Ich werde als nächstes einen anderen Regelschieberkasten einbauen, um diesen auch auszuschließen.
Ich habe ein defektes Rückschlagventil in Verdacht. Dieses verhindert, dass die Primärpumpe nicht das Öl in die Sekundärpumpe fördert und umgekehrt. Das würde bedeuten, dass das Öl zwar zirkuliert, jedoch die Pumpe das Öl zur im Kreis pumpt, ohne dass sich Druck aufbaut.
Ich werde hier berichten, wenn ich das Problem gefunden habe für die Nachwelt.
45 Antworten
Zitat:
@E300TDT schrieb am 3. März 2017 um 20:29:34 Uhr:
Zitat:
Ich habe ein defektes Rückschlagventil in Verdacht. Dieses verhindert, dass die Primärpumpe nicht das Öl in die Sekundärpumpe fördert und umgekehrt. Das würde bedeuten, dass das Öl zwar zirkuliert, jedoch die Pumpe das Öl zur im Kreis pumpt, ohne dass sich Druck aufbaut
Wäre theoretisch möglich. Kannst man testen, denn in diesem Fall müsste ja die Sekundärpumpe funktionieren, d.h. sobald man die Karre anschiebt müsste das Getriebe Öldruck bekommen und bei eingelegter Fahrstufe den Motor mitdrehen.
Bin mir da nicht so sicher ob man durch das Funktionieren der Sekundärpumpe darauf schliessen kann
Meine Idee war: Wenn die Primärpumpe wegen einem Rückschlagventil zur Sekundärpumpe keinen Druck aufbauen kann, dann kann die Sekundärpumpe definitiv Druck aufbauen (eine von beiden Pumpen muss ja).
D.h. beim Anschieben hat man auf jeden Fall Öldruck, wenn das Getriebe dann funktioniert liegt es bei stehendem Fahrzeug an fehlendem Öldruck.
ja , verstehe worauf Du hinaus willst , allerdings sind das 2 verschiedene Pumpen welche unter verschiedenen Bedngungen arbeiten , Wenn der Wagen bei laufendem Motor steht passiert nichts mit der S Pumpe , ganz klar , auch nicht wenn die P Pumpe keinen , oder nur geringen Druck aufbauen sollte ...
Zitat:
@chrisjost schrieb am 3. März 2017 um 21:23:08 Uhr:
ja , verstehe worauf Du hinaus willst , allerdings sind das 2 verschiedene Pumpen welche unter verschiedenen Bedngungen arbeiten , Wenn der Wagen bei laufendem Motor steht passiert nichts mit der S Pumpe , ganz klar , auch nicht wenn die P Pumpe keinen , oder nur geringen Druck aufbauen sollte ...
Ja, korrekt.
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Wenn das Ventil offen ist, sind beide Kreisläufe nicht voneinander getrennt, egal in welche Richtung.
Zitat:
@derFlup schrieb am 4. März 2017 um 15:58:50 Uhr:
Wenn das Ventil offen ist, sind beide Kreisläufe nicht voneinander getrennt, egal in welche Richtung.
Welches Ventil meinst du genau?
Ich hatte doch den Link zur Funktionsbeschreibung gepostet. Da ist das Schema mit den Rückschlagventilen gezeichnet. Ich kann es gerade nicht aufrufen, da ich unterwegs bin. Wenn dass aber nicht geht, dann funktioniert die Trennung der Kreisläufe nicht. Da gehören aber auch zwei Ventile dazu. Die müssten beide dann nicht gehen.
EDIT: Der Link muss in den Browser kopiert werden. Alternativ nach "funktionsweise automatik 722.4" googlen und den ersten Treffer nehmen. Es wird Flash benötigt.
hat bei mir nicht geklappt
Zitat:
@derFlup schrieb am 8. März 2017 um 17:01:27 Uhr:
Ich hatte doch den Link zur Funktionsbeschreibung gepostet. Da ist das Schema mit den Rückschlagventilen gezeichnet. Ich kann es gerade nicht aufrufen, da ich unterwegs bin. Wenn dass aber nicht geht, dann funktioniert die Trennung der Kreisläufe nicht. Da gehören aber auch zwei Ventile dazu. Die müssten beide dann nicht gehen.
Ja, genau.
im letzten Post hast du noch von einem Ventil gesprochen:
Zitat:
Wenn das Ventil offen ist, sind beide Kreisläufe nicht voneinander getrennt, egal in welche Richtung.
Deshalb war ich mir nicht sicher wie du das genau meinst, da es ja eigentlich 2 Ventile sind, bzw. noch ein Schaltschieber. Die Funktionsbeschreibun habe ich ausführlich gelesen, auf Basis dieser auch meine Theorie mit dem Anschieben.
Davon abgesehen:
Gibts inzwischen neue Infos von der Front? Ich bin wirklich gespannt was das Problem ist. Bitte unbedingt Lösung posten!
So.....
Er geht wieder und ich habe das Problem gefunden. Ich habe einen Schaltschieberkasten aus einem anderen baugleichen Getriebe eingesetzt. Dabei ist mir sofort ein fehlendes Ventil aufgefallen. Ich konnte dieses Ventil nicht vermissen, da ich den Vergleich zu dem anderen Schieberkasten beim Überprüfen der Regelschieber nicht hatte. Es fehlte das Rückschlagventil der Primärpumpe 24. Es kann in der Funktionsbeschreibung auf Seite 32 in den Kontext gesetzt werden. Dieses Ventil verhindert genau das was ich bereits zuvor beschrieben hatte. Ich kann jetzt natürlich nicht komplett ausschließen, dass das Problem nicht auch irgendwo anders im Regelschieberkasten gelegen haben kann, aber es sieht verdammt danach aus. Alle bisherigen Beobachtungen würden passen.
Meine Vermutung:
Die Sekundärpumpe ist aus irgendeinem Grund angelaufen und hat die entsprechenden Rückschlagventile geöffnet. Dadurch dass das Ventil 24 fehlt, konnten beim anschließenden Anlaufen der Primäpumpe die Kreisläufe nicht voneinander getrennt werden, und das Öl lief zwischen Primär- und Sekundärpumpe im Kreis.
Um noch weiter in die Spekulationen einzutauchen:
Ich habe in einer Reparaturanleitung den Hinweis gefunden, dass dieses Ventil in späteren Baureihen nicht mehr verwendet wurde, da die Sekundärpumpe weggelassen wurde. Vielleicht hat der Getriebebauer hier einen Fehler gemacht. Ich habe noch nicht mit ihm Kontakt aufnehmen können.
Einen Haken hat meine Geschichte leider noch:
Das Ventil 24 verhindert, dass das Öl von der Sekundärpumpe in die Primärpumpe gedrückt wird. Andersherum sorgt dafür das Ventil 67. Es sollte also bei funtktionierender Primärpumpe trotzdem alles gehen. Ich vermute daher, dass auch dieses Ventil bei der Überholung weggelasen wurden. Leider ist das auch nur spekulativ. Ich habe den Schieberkasten ja nicht geöffnet, sondern nur getauscht. Ich werde den Kasten bei Gelegenheit mal öffnen.
Umso länger ich darüber nachdenke, umso mehr Fragen stellen sich mir. Ohne das Ventil 67 hätte das Getriebe nicht funktioniert. Ich gehe daher von einem fehlenden Ventil 24 aus, weshalb die Sekundärpumpe nicht mehr ging und zusätzlich von einem defekten Ventil 67. Das könnte eine mögliche Lösung sein. Ich muss also den Kasten öffnen um das Problem eindeutig zu identifizieren.
Ich bearbeite den vorherigen Post mit Absicht nicht, um euch an meinem Gedankenprozess zu beteiligen.
Es wird leider noch diffuser... Das Ventil 67 sitzt scheinbar nicht im Regelschieberkasten. Ich habe es nicht in der Beschreibung finden können. Ich tappe also doch weiter im Dunkeln. Das Problem ist ja eindeutig auf den Regelschieberkasten begrenzt.
Wie erklärst du dir dann, dass das Getriebe 5.000Km gefahren ist?
Die Sekundärpumpe könnte 5000 km nicht angelaufen sein. Aber wie ich schon zuletzt geschrieben habe, sind das alles Spekulationen.
Die Fakten sind:
Das Ventil 24 fehlte und das Problem ist im Regelschieberkasten gewesen.
Die Regelschieber 58 und 26 habe ich im defekten Regelschieberkasten auf Freigängigkeit geprüft.
Das nenne ich mal einen Forumsbeitrag !!! So stelle ich es mir vor !! Ausgezeichnete Kommentare und Schilderungen , auch geäusserte Gedanken und Ideen !! So sollte es sein .......