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Sun Jun 30 14:59:45 CEST 2019    |    notting    |    Kommentare (35)    |   Stichworte: E-Auto, Geringverdiener, Grüne, SPD

E-Autos, SPD, Grüne und GeringverdienerE-Autos, SPD, Grüne und Geringverdiener

Hallo!

Der Umweltbonus ist gerade nur leicht verändert verlängert worden (https://www.electrive.net/.../), da werden schon wieder die nächsten Ideen diskutiert trotz oder wegen nahender Sommerpause. Und wieder geht es auch um Geringverdiener (da war mal was mit VW: https://www.motor-talk.de/.../...und-die-geringverdiener-t6578757.html).
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Wir rufen uns in Erinnerung:
- Geringverdiener können sich oft nicht wirklich weiter finanziell einschränken um Geld zu sparen bzw. sie haben oft gerade bei größeren Anschaffungen Probleme. D.h. müssen dann oft notgedrungen was billigeres kaufen was höhere Folgekosten hat und/oder nicht so gut nutzbar ist, es also unterm Strich teurer wird – ein Teufelskreis.
- Daraus resultiert auch, dass sie eher Probleme haben als ausreichend solvent zu gelten für Leasing bzw. längerfristigere Mietverträge abseits der Wohnung.
- Geringverdiener haben eher keinen eigenen Stellplatz wo sie laden könnten (ggf. eben an einer auf eigene Kosten installierten Wallbox, aber wenn man eben nicht mal einen eigenen Stellplatz hat...). D.h. vom Zeitaufwand her macht es eigentlich Sinn, wenn sie (auch aus anderen Gründen) mind. für 2-3 Tage genug Reichweite hätten und dann schnellladen könnten. Ggf. 2-3 Tage Reichweite bezogen auf die genutzte Kapazität wo der Schnellladevorgang massiv langsamer wird. Aber gerade Schnellladen ist pro kWh besonders teuer -> https://www.motor-talk.de/.../...en-das-neue-super-plus-t6577987.html. Bzw. dort sieht man auch, dass selbst Normalladung gerne 50-100% teurer ist als Haushaltsstrom :-(
- Geringverdiener können sich eher nicht die Mieten in Großstädten leisten (bzw. wenn dann eher die Gegenden mit schlechter ÖPNV-Anbindung) und müssen daher eher weiter mit dem Auto pendeln (eben insb. als wenn man in dem schon etwas teureren Bereich mit gutem ÖPNV wohnt).

SPD:

https://www.heise.de/.../...soll-sozial-gestaffelt-werden-4456264.html

Zitat:

Käufer eines E-Autos mit einem Listenpreis bis 30.000 Euro sollen demnach einen „doppelt so hohen Bonus erhalten wie beim Erwerb eines hochpreisigen Modells“, heißt es in einem Zehn-Punkte-Plan zum Klimaschutz, den die SPD-Spitze am Donnerstag (27. Juni 2019) beschlossen hat.
„Damit wollen wir Käuferinnen und Käufer mit einem niedrigeren Einkommen gegenüber Reichen, die sich teurere Fahrzeuge kaufen, bevorzugen“, schreiben die Sozialdemokraten.

Für 30kEUR lt. Preisliste (also Brutto ohne Förderung) kriegt man z. B. gerade mal einen komplett nackten Zoe mit 22kWh Kaufakku der lt. Hersteller bei kalten Temperaturen, max. 90km/h und brandneuem Akku gerade mal etwas mehr als 100km Reichweite hat - wobei nur 66% der Akkukapazität garantiert werden und bei 12% Ladezustand schon rumgenervt wird.
Beim Zoe II kostet das Basis-Modell gleich viel wie beim Zoe I, hat aber Motorisierung und Akku vom bisherigen Top-Modell, also 41kWh Akku, 80kW P_max und vermutl. wie der entspr. Zoe I ca. 200km Reichweite im Winter bei max. 90km/h - wenn der Akku brandneu ist... Der Kaufakku ist allerdings 90EUR teurer.
Renault bietet sogar Akku-Miete an, wo man dann aber wieder bei der Solvenz des Mieters etc. wäre - die beim Zoe II mind. 74EUR/Monat beträgt (inkl. Laufleistung ist noch unbekannt).

Sowas taugt wenn überhaupt nur als Luxus-Zweitwagen. Man muss auch daran denken, dass das Erstfahrzeug mal in der Werkstatt steht und wenn man schon einen Zweitwagen hat der sonst nicht wirkl. anderweitig gebraucht wird (s.o.) eben die Pendelei von/zur Arbeit auch bei jahrealtem Auto schaffen muss. Und es ist eben nicht umweltfreundlich ein Auto zu haben, dass man nur extrem eingeschränkt verwenden kann. Jedes Auto verschlingt bei der Produktion Resourcen (insb. was E-Auto-Akkus angeht). Dazu muss es gewartet werden bzw. ggf. z. B. bröselige Reifen trotz gutem Profil weggeworfen werden müssen = Resourcen-Verschwendung.
Fahrzeug-Miete (inkl. Car-Sharing) ist meist auch nicht wirkl. eine gute Lösung weil
- Umwege bis man das Mietfahrzeug geholt und wieder abgegeben hat.
- Höhere Unfallgefahr weil man sich mit dem Fahrzeug nicht so gut auskennt.
- Wenn "alle" das machen steht man leicht blöd da, weil die Anbieter nicht für Spitzenzeiten einen Haufen Autos kaufen wollen. Insb. wenn man eine AHK will um den Einkauf vom Bau-/Möbelmarkt heimzuholen, Grünschnitt/Bauschutz den man in der Menge nicht im Auto haben will, etc.

D.h. gerade so ein für heutige Verhältnisse eher primitives E-Auto (insb. mit ca. 20kWh-Akku) wird dann auch wg. der techn. Weiterentwicklung sehr schnell an Wert verlieren.

Sehe da z. B. einen Zoe mit ca. 40kWh-Akku als Minimum. Bzw. wenn man mehr Akku-Kapazität braucht, kommt gerade der Zoe II 50kWh (und schnellerer CCS-Ladung - mit dem Akku wird er aber garantiert >30kEUR kosten) bzw. die Konkurrenz von PSA, die ähnl. viel Kapazität haben, über CCS etwas schneller und über Typ2 nur halb so schnell laden soll. Ggf. eben auch z. B. Hyundai/Kia die auch mit 64kWh zu haben sind. Z. B. der Kona 64kWh kostet mit Wärmepumpe (wg. Reichweite) lt. Liste ab 42.500EUR (die wohl demnächst aktualisiert wird, angebl. kommt u.a. 11kW-Typ2-Ladung).

Trotz allem sind selbst 20kEUR für solche Leute immernoch ein riesiger Batzen Geld (bei einer angenommenen verdoppelten Förderung, Renault legt auf die staatl. Prämie nochmal 1kEUR drauf, die ich hier mitverdoppelt habe).

Leider haben alle der genannten E-Autos keine AHK-Option bzw. als Zubehör in der Hersteller-Preislsite, die eben öfters nützl. ist -> https://www.motor-talk.de/.../e-auto-mit-anhaenger-oje-t6427731.html (von teuren Graubereich-Lösungen (weil der Hersteller keine Anhängelast definiert hat) rede ich gerade nicht).

Zitat:

Auch ein CO2-Preis, also ein Preis auf den Ausstoß des Treibhausgases Kohlendioxid, ist Teil des SPD-Konzepts. Allerdings bleibt das Papier dabei vage. Die Bepreisung der Emissionen solle „klimafreundlichere Technologien gerade in den Bereichen Wärme und Verkehr flankieren“, heißt es. Eingenommenes Geld solle den Bürgern zurückgegeben werden. „Wir haben im Blick, dass gerade Bezieherinnen und Bezieher kleiner und mittlerer Einkommen keine finanziellen Mehrbelastungen erfahren dürfen.“ Ziel sei, dass künftig diejenigen Menschen „mehr Geld in der Tasche“ hätten, die klimafreundlich handelten.

Wie gesagt, es klemmt meist bei der Anschaffung von Dingen, mit denen man etwas längerfristig spart und nicht bei den laufenden Kosten.

Die Grünen sind da konkreter:

https://www.heise.de/.../...00-EUR-Energiegeld-fuer-jeden-4457520.html

Zitat:

Die Grünen wollen für den Klimaschutz den Treibhausgas-Ausstoß beim Autofahren und Heizen um 40 Euro pro Tonne Kohlendioxid (CO2) verteuern. Zugleich soll die Stromsteuer so gut wie abgeschafft werden und jedem Bürger pro Jahr ein „Energiegeld“ von 100 Euro gezahlt werden. Der Staat solle mit diesem CO2-Preis keine zusätzlichen Einnahmen bekommen.
[…]
Benzin oder Dieselkraftstoff würden verschiedenen Berechnungen zufolge rund 10 Cent pro Liter teurer. Das Modell sei sozial ausgewogen, weil Menschen mit geringerem Einkommen in der Regel weniger Energie verbrauchten – etwa wegen kleinerer Wohnungen und Autos.

Um den schleppenden Absatz von Elektroautos zu fördern, schlagen die Grünen vor, die bisherige Kaufprämie durch ein Bonus-Malus-System in der Kfz-Steuer zu ersetzen: E-Autos sollen demnach eine Gutschrift erhalten, „Spritschlucker“ teurer werden.

Lies:
- Wie bereits ganz oben angesprochen: Es wird ignoriert, dass Menschen mit geringerem Einkommen sich oft keine sparsamen Geräte/Autos/Wohnungen leisten können und/oder Jobs haben, die mit dem ÖPNV schlecht erreichbar sind bzw. weiter mit dem Auto pendeln müssen (z. B. weil Leben in der Großstadt zu teuer -> noch mieserer ÖPNV, dazu allg. evtl. noch dazu Schichtarbeit).
Auch kein Wort zum Thema Förderung bei der Anschaffung eben z. B. von sparsameren (ggf. auch (E-)Autos. Das ist eben ein viel riesigerer Batzen als hinterher de Kfz-Steuer.
Wenn man alleine lebt weil man Schwierigkeiten hat einen Partner zu finden weil man Geringverdiener ist (bzw. nicht mit Fremden zusammenleben will), hat man zwar formal eine kleinere Wohnung, zahlt aber pro Nase besonders viel, weil man als Einzelperson z. B. ca. 40m² braucht, zu zweit aber nicht unbedingt 80m² weil man sich div. Sachen teilen kann.
- Feinstaub- und NOx-arme Fahrzeuge mit haltbareren Motoren wie Saugbenziner werden gezielt besonders stark verteuert obwohl die bereits am meisten Steuern auf den Sprit (und auch Kfz-Steuer bez. auf Fahrzeuge des EZ-Jahres) bzw. bei vergleichbaren Fahrzeugen auch pro km Fahrt zahlen. Bzw. ein altes Auto länger zu nutzen ist eben generell eher umweltfreundlicher, weil die Produktion eines neuen Autos viel Resourcen verschlingt (nicht nur ein großer E-Auto-Akku).
- Dazu noch eher geringe "Ausgleichspauschalen" (->vermutl. hoher Verwaltungsaufwand im Verhältnis zu den Betragen) ohne Sozialausgleich. Wenn man schon soviel Aufwand treibt, macht das den Kohl auch nicht mehr fett. Bzw. Steuersenkungen in dem Bereich werden mit Sicherheit nicht an die Kunden weitergegeben, schon garnicht wenn der Sprit gleichzeitig teurer wird.
- Stichwort eigener Abstellplatz zum Laden (s.o.).
- Die Erkenntnisse der ISI-Studie (https://www.motor-talk.de/.../...tos-und-klimafreundlich-t6581233.html) werden auch ignoriert, wonach E-Autos erst eine ganze Weile mit CO2-freiem Strom fahren müssen, weil der CO2-Ausstoß bzw. Energieaufwand der Akkuproduktion erstmal kompensiert werden muss - je größer der Akku umso länger dauert das. Man hätte also auch einen CO2-Anteil auf E-Autos abh. von der Akkugröße aufschlagen müssen. Dabei muss man aber den durchschn. Strommix betrachten, um Umdeklarationsbeschiss zu verhindern.
Allerdings ist man auch als Fernpendler (egal ob tägl. oder nur Wochenende) gearscht, wenn hohe Reichweite teuer wird (bzw. wenn mnan nicht die komplette Akkukapazität nutzt wg. Schnellladung die dann langsam wird bzw. nicht ständig die komplette Kapazität ausreizen erhöht auch die Lebensdauer des Akkus = erhöht Umweltfreundlichkeit). Danke Zeitvertrag & Co. landet man gerne mal in der Situation, dass man nicht weiß ob sich ein Umzug lohnt - locker mal 8-10 Jahre lang. Bzw. ggf. eben familiäre Gründe. Da wäre wieder das mit den Anschaffungskosten…
Außerdem wird so getan, als ob der Strom heute schon CO2-frei wäre bzw. man wg. regenerativer Energien nicht auch viel Resourcen-intensiv hergestellte Akku-Kapazität bräuchte um Schwankungen auszugleichen. Bei sowas sind die Anforderungen an den Akku ganz anders als im E-Auto-Betrieb, d.h. Zweitverwertung von E-Auto-Akkus ist nur die zweitbeste Lösung. Desweiteren muss auch dann eben der Resourcen-Bedarf für die ursprüngl. Herstellung dieses Gebraucht-Akkus da ebenfalls mit eingerechnet werden entspr. seiner Abnutzung.

Fazit: Der angebliche Ausgleich für Geringverdiener ist offensichtlich bestenfalls halbherzig :-(

PS: Das Umweltbundesamt denkt an verwaltungstechn. einfachere Entlastungen in der Richtung: https://www.heise.de/.../Diskussion-um-CO2-Preis-4458153.html

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