Fri Apr 22 18:55:25 CEST 2022
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notting
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Ausbildung, E-Auto, Schulabschluss, Studium
Was für Erfahrungen hast du mit dem Thema?[bild=1]Hallo! Wie jedes Jahr machen insb. junge Leute im Frühjahr Schulabschluss-Prüfungen. Dieses Jahr mal wieder Corona-bedingt etwas später als sonst, zumindest in Baden-Württemberg. Den Anstoß zu diesem Artikel gab mir ein Video vom Car Maniac über eine Hochschule mit einem speziellen E-Mobilitäts-Studiengang und eine Artikelreihe auf insideevs.com, die sich offenbar auf die USA bezieht. Zudem habe ich mich daran erinnert, dass ich um diese Zeit schon 2x einen Schulabschluss gemacht habe. Mehr zu diesem „Upgrade“ später im Artikel. Hinweis: Dieser Artikel bezieht sich insb. bei den Schulformen auf die Situation in Baden-Württemberg. Informiere dich, ob es in deinem Bundesland anders ist. Das ist auch eine gute Übung für dich, falls du das Recherchieren im Internet oder dich selbst zu organisieren in welcher Reihenfolge man Dinge tun muss noch nicht so gut kannst. Selbstständiges Arbeiten ist in der Ausbildung bzw. Studium und im Job auch sehr wichtig. Außerdem kenne ich auch nicht alle Änderungen zu heute im Detail ;-) Du machst also dieses Jahr oder in den nächsten Jahren einen Schulabschluss? Reicht mein Schulabschluss? Beispiel: Ich habe an einer Realschule die mittlere Reife gemacht. Damit hätte ich mit diesem Abschluss theoretisch quasi jede Ausbildungsstelle z. B. im Handwerk, Industrie, Handel oder Gesundheitsbereich bekommen, die kein Abitur voraussetzt – wenn man das Auswahlverfahren der jeweiligen Firma besteht. Ausbildungsstellen speziell für Abiturienten gibt’s aber IMHO nicht soviele. Abiturienten gehen zum allergrößten Teil studieren. Heute noch stärker als damals. Kenne aber auch Abiturienten, die eine spezielle Abiturienten-Ausbildung z. B. bei einer Bank gemacht haben und z. B. recht schnell Leiter einer Bankfiliale geworden sind. Ok, die sterben immer stärker aus (die Bank-Filialen ;-)). Aber es gibt auch intern bei den Banken wohl immernoch Stellen für solche Leute, die besser bezahlt sind aber auch entsprechend höhere Anforderungen haben als die Jobs für Leute mit einer Ausbildung, die „nur“ mittlere Reife voraussetzt. Kenne auch Abiturienten, die mit (einem nicht so tollen) Abi Autoverkäufer gelernt haben. Macht das Sinn? Nun, sie haben dadurch Vorteile gegenüber den meisten die kein Abitur haben:
Ähnliches gilt entsprechend wenn man z. B. die Oberstufe abbricht (wobei es immer besser ist, den Abschluss zu machen auch wenn’s schwerfällt, um den Firmen zu zeigen, dass man Durchhaltevermögen hat) oder in einem Jahr die Fachhochschulreife gemacht hat. „Upgrade-Möglichkeiten“ [bild=2] Auf diese „Upgrade-Möglichkeiten“ möchte ich nun genauer eingehen. Und zwar zunächst anhand meines Beispiels. Da ich in meinem Mittlere-Reife-Zeugnis die nötigen guten Noten hatte, bin ich auf ein berufliches Gymnasium. Gab dort sowohl einige Klassenkameraden, die von allgemeinbildenden Gymnasien kamen als auch ehemalige Hauptschüler, die an einer 2jährigen Berufsfachschule mittlere Reife gemacht haben. Letztere hatten Vorteile, weil diese Inhalte hatten, die am beruflichen Gymnasium Pflicht sind, man aber an anderen Schulen sicher nicht hatte. Und die Gymnasiasten hatten meistens den Vorteil, dass sie sich nicht noch in der Oberstufe mit einer zweiten Fremdsprache beschäftigen müssen. Muss zugeben, dass ich in der Realschule in Mathe in der 10. Klasse zu den 1er-Schülern gehört habe und in der 11. Klasse große Probleme hatte, eher Note 3-4. Ging aber viele anderen auch so. Man muss viel Mühe reinstecken. In der 12. Klasse wird’s schon wieder besser. In den anderen Fächern ist es nicht so krass. Zum Teil war ich sogar schon in der 11. Klasse besser als in der 10. Mit einer mittleren Reife gibt’s aber auch andere Wege Richtung Studium, nämlich die Fachhochschulreife. Diese kann man entweder in einem Jahr Vollzeit-Schule erlangen (Berufskolleg) oder in 3 Jahren abends neben der Berufsausbildung. Generell empfehle ich bei der Berufswahl
Berufsausbildung? Was für Berufsausbildungen gibt’s nun für E-Auto-affine Leute, die nicht studieren wollen? Die folgende Liste ist nicht abschließend und die Berufsbezeichnungen sind evtl. nicht aktuell. Ihr solltet durch diese Denkanstöße in Internet die aktuellen Infos finden. Schau euch auch Stellenausschreibungen an.
Die Anforderungen in den technischen Berufen sind meist ähnlich. Gute Noten in bzw. Interesse an Physik und Mathe sind sehr wichtig. Es müssen aber keine Einser im Zeugnis stehen. Wenn’s um handwerkliche Dinge geht, ist handwerkliches Geschick und räumliches Vorstellungsvermögen sehr hilfreich. Höhere Berufsabschlüsse, die kein Studium erfordern? Was ist der Unterschied zwischen einer dualen Ausbildung und Studium? Studium: Welche Hochschulart? (Fach-)Hochschule: Diese Hochschulart hat sich z. B. aus den Ingenieurschulen entwickelt. Dafür dass man studiert, hat man einen relativ festen strukturierten Zeitplan. Das Studium war früher (bis Bologna, siehe unten) etwas kürzer und und ist heute noch etwas praxisnäher als an einer Universität. Berufsakademie: Manche Firmen bieten eine Art von Ausbildungsstellen, die die Fach- oder allgemeine Hochschulreife (Abitur) erfordern. Dort werden die Azubis nicht in die Berufsschule geschickt, sondern auf eine Berufsakademie. Dadurch bekommen sie einen akademischen Abschluss wie z. B. Dipl.-Ing. (BA) (bis Bologna, siehe unten). Universität: Fast alle Studiengänge die es auch an (Fach-)Hochschulen und Berufsakademien gibt, gibt’s auch an Universitäten. Nur mit noch stärkerem wissenschaftlicheren Tiefgang, was eine Promotion erleichtert. Manche Studiengänge gibt’s auch nur an Universitäten. Z. B. angehende Ärzte (die aber nicht zwangsläufig mit einem Doktor-Titel auf dem Grabstein sterben werden, siehe unten) und Juristen kommen an einem Uni-Studium nicht vorbei. Kein Dipl.-Ing. ... & Co. mehr wegen Bologna, sondern Bachelor und Master Will studieren – aber welches Fach? Vermutlich alle MINT-Studiengänge sind am Anfang eher trocken und machen wenig Spaß. Viele haben keinen NC. Es wird also nicht auf die Abi-Note geachtet, sondern in den ersten Semestern heftig ausgesiebt. Später wird’s aber interessanter, das verspreche ich euch. Bologna und die Inflation des Angebots an Studiengängen Diese 1-2 Vorlesungen Unterschied sind für Arbeitgeber meist nicht relevant, außer es passt wirklich gut, wie z. B. ein Ing. mit vertieften Programmier-Kenntnissen, der sich auf eine Stelle für relativ Hardware-nahe Software-Entwicklung bewirbt. Glaube allerdings nicht, dass z. B. Nachhaltigkeit für Arbeitgeber ein großes Argument ist, jemanden einzustellen. Und wie bereits angedeutet: Mit eher klassischen z. B. Ing.-Studiengängen hat man durchaus auch Chancen z. B. was eben Jobs rund um das E-Auto angeht. Man hat sogar eher die Möglichkeit wenn man während dem Studium merkt, dass einem z. B. ein bestimmter Bereich der Elektrotechnik nicht liegt, einen anderen Schwerpunkt auszuwählen ohne gleich den ganzen Studiengang wechseln zu müssen. Kann mich immernoch nicht für ein Fach entscheiden :-( Als ich mit dem Abi fertig war, gab’s noch eine Wehrpflicht, d.h. ich durfte nicht sofort anfangen zu studieren. Hab beantragt Zivildienst machen zu dürfen, was auch geklappt hat. Hatte vor allem mit Kinder mit Down-Syndrom, ADHS und anderen Behinderungen zutun. Hab dabei sehr viel gelernt, was nicht irgendwie mit Technik zutun hat. Wo finde ich noch mehr Infos? Was ist ein Doktor-Titel bzw. eine Promotion? Übrigens: Wer diesen langen Text bis hierher gründlich durchgelesen hat (natürlich mit Pausen), erfüllt eine wichtige Voraussetzung für ein Studium ;-) Wünsche euch viel Erfolg bei den aktuellen Prüfungen und allem was sonst noch auf euch zukommt! notting PS: Als ich meinen Studium abgeschlossen habe, habe ich die Wirtschaftskrise und ihre Folgen Ende der 2000er Jahre bzw. deren Nachwehen mehrfach stark zu spüren bekommen. Es gab nichts wie z. B. das Brückenprogramm Ingenieurwissenschaften des Landes Baden-Württemberg, was wegen Corona eingeführt wurde (https://mwk.baden-wuerttemberg.de/.../), was angeblich schneller wieder vorüber sein sollte als die Wirtschaftskrise. |
Thu Apr 14 13:34:29 CEST 2022
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notting
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E-Auto, Ladesäule, Pflicht, Tankstellen
Was haltet ihr von einer Ladesäulen-Pflicht für Tankstellen?![]() Eine Ladesäulen-Pflicht für Tankstellen war auch schon in Deutschland im Gespräch. Das ist aber wohl im Sande verlaufen. In der kanadischen Großstadt Vancouver ist es nun Gesetz bzw. mit hohen Geldbußen belegt. Was soll man davon halten? Natürlich wünschen sich insb. diejenigen die nicht daheim laden können und diejenigen die gerade irgendwo unterwegs sind, dass sie möglichst viele Möglichkeiten zum öffentlichen Laden haben. In Deutschland hat der damalige Finanzminister Olaf Scholz bereits mit eine Ladesäulenpflicht für Tankstellen gedroht, ist aber wohl im Sande verlaufen -> https://insideevs.de/.../ Aber macht so eine Pflicht überhaupt Sinn? 1. Viele können z. B. daheim oder am Supermarkt laden. Natürlich weiß ich, dass immer mehr sich ein E-Auto kaufen werden, die das leider nicht können bzw. für ihre Fahrleistung und ihr Einkaufsverhalten zu selten an einer Supermarkt-Ladesäule (mit ausreichend Leistung) sind, auch weil sie z. B. viel mit dem Rad einkaufen. Trotzdem sollten bei gleicher Anzahl von Verbrennern und E-Autos sehr wahrscheinlich weniger öffentliche Ladeports als Zapfpistolen nötig sein, obwohl die E-Autos weniger Reichweite als Verbrenner haben. D.h. alle Tankstellen mit Lademöglichkeiten auszustatten, macht von der Gesamtmenge her nicht IMHO wirklich Sinn, auch weil eben viele Lademöglichkeiten an ehemaligen normalen öffentlichen Parkplätzen und an Einkaufsmöglichkeiten & Co. bereits existieren. 2. Da wo es Sinn macht, muss es ein HPC sein, weil die Tankstellen nicht soviel Platz haben bzw. die Lahmlader andere am Laden hindern würden. Das setzt aber einen ausreichend starken Stromanschluss voraus. Sowas ist je nach genauer Stromnetz-Situation schwierig. Mal ganz abgesehen davon, dass es teuer ist. 3. Ein paar wenige Supermärkte die ich kenne haben eigene Tankstellen, aber außerhalb der Tankstelle bereits Lademöglichkeiten. Wie wird das gewertet? Was denkt ihr darüber? Schönen Car-Friday morgen, äh, Karfreitag und frohe Ostern ;-) notting PS: Ich möchte an dieser Stelle Aral positiv erwähnen, die an ihren Tankstellen bereits in einigen Mittelstädten (zumindest quasi) innerorts die ersten HPC-Ladesäulen in der ganzen Gemeinde aufgestellt haben. Könnte natürlich eine Reaktion auf die o.g. Drohung von Olaf Scholz gewesen sein. |
Fri Apr 08 13:54:23 CEST 2022
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notting
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E-Auto, Kauf, Megane E-Tech Electric, Smart #1
![]() Hallo! Es ist ziemlich genau zwei Monate her, seit ich „Was für ein E-Auto wird’s - Teil 2: Megane E-Tech vs. Polestar 2“ veröffentlicht habe. Nun kommt ein Auto in meine engere Auswahl, von dem ich erst dachte, das wird nix für mich. Leider gibt’s für den Megane gerade einen Bestellstopp. Wann’s weitergeht ist aktuell unbekannt. Den Polestar 2 gibt’s wie ich dort bereits ergänzt habe nur noch für einen höheren Preis mit dem nun etwas größerem kleinsten Akku (den größeren Akku gibt's immernoch) und mit einem günstigeren weil wegen Chipmangel abgespeckten Pilot-Paket. Auch ist er deutlich länger und hat kein Schrägheck. Es wurde diese Woche auch ein Facelift des Kia Niro EV (früher e-Niro) vorgestellt, wo sich einiges getan hat, aber leider nicht das toller 800V Ladesystem der großen Brüder reinkam, sondern sogar noch quasi das Ladesystem aus der ersten Version drin ist, die für heutige Verhältnisse z. B. im Vergleich zum ID.3 oder Megane ziemlich lahm ist. Sonst wäre er auch ein Kandidat geworden. Es gibt aber immer noch neue Modelle, die mich irgendwo sehr positiv überraschen. Z. B. der Smart #1, gesprochen „hashtag one“. Es wurde zwar schon vor längerer Zeit eine Studie vorgestellt. Jetzt wurde es aber richtig offiziell, wenn auch natürlich noch nicht mit detaillierten Preisen.
560262be-ed21-4757-92ae-4d62cc559492 Denke beim Smart #1 ist auch wieder das Mercedes-Werkstatt-Netz der beste Ansprechpartner, also noch besseres Service-Netz als Renault. Preise sind beim Smart noch nicht so genau bekannt, sollten aber in einer ähnlichen Größenordnung wie der Megane sein. Hoffen wir, dass es nicht deutlich mehr wird. Die vermutlich gut ausgestattete Launch-Edition soll’s für Vorbesteller ab Ende Dez. 2022 geben. Andere derartige Editionen brandneuer Modelle hatten bisher immer zuviel Ausstattung für mich auch wegen dem Preis. Deswegen werde ich wohl mind. bis 2023 warten müssen. Zudem hoffe ich, dass z. B. die genannte Anhängelast nicht wieder doch nur für die Allrad-Variante gilt wie z. B. beim EQA. Freue mich auf die Berichte von Probefahrten der beiden Fahrzeuge in den Medien und auch in den entsprechenden Threads bzw. anderen Blogs auf MT. notting Techn. Daten Renault Megane E-Tech Electric EV60 220hp optimum charge Smart #1 Akku 60kWh Akku 66kWh Akku Motor 160kW 200kW Reichweite WLTP 450km 420-440km Verbrauch WLTP 16,1kWh/100km 15-15,7kWh/100km (anhand Akkugröße und Reichweite errechnet, evtl. nicht richtig) L/B (mit Außenspiegel)/H in mm 4200/2055/1505 4270/1822 ohne Spiegel/1636 Kofferraum (ggf. + Frunk) 440l 323-411 (verschiebbare Rücksitzbank) +15l Anhängelast 0,9t 1,6t Höchstgeschwindigkeit 160km/h 180km/h |
Sat Apr 30 15:52:32 CEST 2022 |
notting
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Elektronik, Experimentieren, Mechatronik, Robotik
Mit was für Experimentierkästen hast du in deiner Kindheit/Jugend gespielt und was bist du geworden?
Hallo!
In meinem letzten Blog-Artikel habe ich darüber gesprochen, was es für E-Auto-relevante Berufe gibt. Heute geht’s darum, wie man evtl. Kindern und Jugendlichen Mechatronik, Programmierung & Co. nahebringen kann, damit sie sich später evtl. für E-Auto-relevante Berufe interessieren. D.h. ich richte mich hier nicht nur an die Kinder und Jugendlichen selbst, sondern auch an die Eltern, Großeltern und Onkel und Tanten, die möglicherweise das dafür nötige Material mitfinanzieren würden.
[mehr]
Was ist Mechatronik?
Mechatronik ist ein Kunstwort aus Mechanik und Elektronik. In Mechatronik-Berufen (egal ob duale Ausbildung oder Studium) geht es um die Schnittstelle zwischen Mechanik und Elektronik. Also z. B. eine Elektronik steuert einen oder mehrere Motoren so an, dass er die richtigen Bewegungen vor und zurück macht, damit die Mechanik etwas sinnvolles tut. Z. B. stellen wir uns eine Waschmaschine vor. Die hat verschiedene Pumpen und Ventile, damit im richtigen Moment Wasser mit oder ohne Waschmittel kommt bzw. das Abwasser abgepumpt wird. Auch hat sie einen Motor um die Wäsche im Wasser zu bewegen bzw. das Wasser aus der Wäsche rauszuschleudern, eine Sperre z. B. für die Tür und oft auch eine elektrische Heizung.
Sie hat auch eine Steuerelektronik, damit man per Knopfdruck verschiedene Programme starten kann.
Was die Mechanik angeht, muss man auch darauf achten, dass sie so konstruiert ist, dass sie sich z. B. im Schleudergang durch die Kräfte des Motors nicht selbst zerlegt.
In diesem Dunstkreis sind auch Mechatroniker unterwegs. Oder auch als Wartungsleute von Produktionsanlagen. Denn Elektroniker haben nur begrenzt Ahnung von Mechanik und Mechaniker kriegen oft schon Panik, wenn ein E-Motor mehr als 2 Anschlussadern hat ;-)
Früher hat man sowas zwar auch ohne Leute mit einem offiziellen Beruf mit „Mechatronik“ im Namen hinbekommen. Aber es waren gerade in nicht so einfachen Fällen wohl oft eher langwierige Diskussionen, bis sich die Leute aus diesen beiden doch sehr unterschiedlichen Welten verstanden haben.
Aber auch ein Mechatroniker braucht die selben Elektronik-Grundlagen wie ein Elektroniker. Und auch immer mehr Elektroniker brauchen Programmier-Kenntnisse. Deswegen werden ich nicht nur Vorschläge bringen, die explizit auf Mechatronik abzielen, sondern auch auf „reine“ Elektronik- und Programmier-Grundlagen.
Man kann es nicht erzwingen und es muss altersgerecht sein
Möchte an dieser Stelle davor warnen zu glauben, dass man einem Kind oder Jugendlichen irgendwas schenken kann, wodurch es plötzlich riesiges Interesse dafür entwickelt. Man muss mit dem zu Beschenkenden unbedingt vorher reden. Das gilt insb. auch, wenn es sowas in der Art schon hat. Dazu später mehr.
Es gibt von den Herstellern meistens auch Altersempfehlungen. Diese würde ich nur unterschreiten, wenn man weiß, dass das Kind sich sehr dafür interessiert und geistig so weit ist. Idealerweise gibt’s auch einen kompetenten Elternteil oder sonstige Verwandte und Bekannte, die bei Bedarf helfen können.
Bei deutlicher Überschreitung der Altersempfehlung könnte das Produkt uninteressant sein, weil es zu sehr für Kinder geschrieben wurde, die auch gewisse Inhalte in der Schule noch nicht hatten, wodurch die Erklärungen nicht so tiefgehend sind.
Was mache ich, wenn ich noch mehr Fragen habe?
Evtl. gibt in der Verwandtschaft oder im Bekanntenkreis jemand, der sich mit Elektronik auskennt. Ggf. auch versuchen mit einem örtlichen Repaircafe Kontakt aufzunehmen.
Was gibt’s grundsätzlich für Produkt-Arten, die hierfür interessant sind?
Bausätze:
Vorteil: Günstig, oft gut mitnehmbar (wobei man extrem aufpassen muss, die z. T. kleinen Teilen nicht zu verlieren), oft ein zur Funktion passendes Gehäuse.
Nachteil: Sie haben meist nur genau eine Funktion und vor allem kaum Erklärungen z. B. zu elektrotechnischen Grundlagen. Für manche Bausätze benötigt man einen Lötkolben. Gibt aber auch viele Elektronik-Bausätze die nur zum Stecken sind. Wenn die Funktion nicht regelmäßig gebraucht wird, wird das schnell im Zimmer verstauben.
Kleine Experimentierkästen:
Vorteil: Nicht so teuer wie große bzw. „professionellere“ Experimentierkästen und auch handlicher zum Tragen. Höhere Wahrscheinlichkeit, dass ein gutes Handbuch mit guten Erklärungen dabei ist.
Nachteil: Z. T. nur eine sehr eingeschränkte Anzahl von Versuchen.
Große bzw. „professionellere“ Experimentierkästen:
Vorteil: Hier findet man am ehesten gute Handbücher mit guten Erklärungen und viele abwechslungsreiche Experimente.
Nachteil: Teuer und oft auch groß, nicht gut mitnehmbar, wenn kleine Teile drin sind muss man eben sehr aufpassen, dass sie nicht verloren gehen.
Fazit: Bausätze sind um z. B. Elektronik-Grundlagen zu lernen eher ungeeignet. Sie sind eher ein Spielzeug an dem man sich zudem meist schnell sattgesehen hat als dass es etwas ist, wodurch man etwas lernen kann. Man kann aber nicht ausschließen, dass sie die Lust auf einen Experimentierkasten wecken.
Zu meiner Experimentierkasten-Zeit bot z. B. Kosmos sowohl für Elektronik als auch für Chemie eine jeweils 4stufige Experimentierkasten-Reihe an. Zwischen einem Karton, in dem nur die erste Stufe bis alle 4 Stufen drin ist, gab es alles. Und man konnte auch Stufe 2-4 als einzelne „Upgrades“ kaufen. Dadurch war es egal wieviel Stufen im „Grundpaket“ waren, man könnte die fehlenden Stufen einzeln dazukaufen und es gab keinen Unterschied zum Karton mit den Komplettpaket mit allen 4 Stufen. Hatte z. B. ein „Grundpaket“ mit den ersten 2 Stufen als Gebrauchtware bekommen und zu späteren Anlässen jeweils das nächste Upgrade schenken lassen bzw. auch mit Geschenk-Gutscheinen finanziert.
Leider habe ich solche „upgradebaren“ Elektronik-Experimentierkästen nicht mehr gefunden. Allerdings kann es ich es irgendwo auch nachvollziehen:
Dadurch sind viele Elektronik-Experimente von damals nur noch bedingt sinnvoll bzw. bedingt sinnvoll durchführbar.
Kontaktsystem-Arten von Elektronik-Experimentierkästen
Es gibt verschiedene Kontaktsystem-Arten in Elektronik-Experimentierkästen mit unterschiedlichen Vor-/Nachteilen. Ich kenne die folgenden Arten:
Breadboard, auch Steckplatine genannt:
Bild siehe https://de.wikipedia.org/wiki/Steckplatine
Das ist ein Plastikteil mit vielen Löchern mit Steckkontakten drin (kein Löten erforderlich), die nach einem gewissen Schema untereinander elektrisch verbunden sind. Sowas wurde in der Vergangenheit auch für Testaufbauten in der professionelle Elektronik-Entwicklung verwendet und von Amateuren sowieso, deswegen wird es eher in größeren Stückzahlen hergestellt, was den Preis senkt.
Derartige Experimentierkästen habe ich aktuell z. B. bei Franzis entdeckt (in der Kategorie „Maker“). Beide scheinen aber nicht aufeinander aufzubauen, sondern sind zwei völlig getrennte Sets bzw. Elektronik-Bereiche.
Vorteile: Billig, da eben nicht nur für die paar Experimentierkästen produziert wird. Passende elektronische Bauteile von der Stange sind bei den übl. Elektronik-Versendern zu bekommen und können direkt eingesteckt werden. Da alles relativ eng beieinander platziert werden kann, hat man meist auch Platz z. B. für mehrere (z. B. Logik-)ICs (mein Experimentierkasten sah nur eines vor) und die Schaltung wird allgemein nicht so groß.
Nachteile: Man muss weil’s so eng zugeht stärker aufpassen, dass es keine unerwünschten elektrischen Verbindungen gibt. Man muss die Drähte immer passend zu den gewünschten Abständen biegen, ist etwas Arbeit. Der Stromverlauf kann etwas schwerer nachvollziehbar sein. Auch weil durch das Breadboard Umwege für den Strom nötig sein können.
Wenn Drehregler und Lautsprecher nicht in einer Art Gehäuse fixiert sind, lösen sich die Drähte bei Benutzung der Drehfunktion oder des Gewichts gerne aus der Schaltung. Im schlimmsten Fall geht was kaputt.
Man sieht die Schaltungssymbole nur im Handbuch.
Eher für ältere Kinder bzw. Fortgeschrittene.
Experimentierbrett mit Steckfedern:
Gab’s z. B. bei Kosmos Ende der 1980er bis Anfang oder Ende der 1990er Jahren sowohl in kleineren als auch größeren Experimentierkästen die irgendwas mit Elektrotechnik zutun hatten. Hat eine leichte Ähnlichkeit zu Breadboards. Das Experimentierbrett hat viele durch Plastik voneinander getrennte rechteckige und geschätzt 1-2cm tiefe Löcher. Dort werden die sogenannten Steckfedern eingesteckt. Das sind speziell gebogene Bleche. Wenn sie im Experimentierbrett stecken, sieht man von oben nur noch ein Metallblech mit 4 Löchern, in die man Drähte und somit auch „klassische“ Widerstände & Co. einstecken kann. Der Rest vom Blech ist auf der Unterseite so gebogen, dass es auch bei dünneren Drähten für diese Anwendungen genügend Kontakt gibt.
Vorteile: Die Schaltungen ganz so filigran wie auf einem Breadboard. Die Schaltungen sind darauf ausgelegt, dass alle Widerständen, (Elektrolyt-)Kondensatoren und Dioden und die längeren Drahtbrücken die selbe Länge haben und es bei den Drahtbrücken nur eine weitere, kürzere Länge gibt (plus die ganz langen Drähte, die kaum verwendet werden). Eine Biegelehre ist in das Experimentierbrett integriert.
Hier sind eher auch eher in einem schöneren Gehäuse gut ansteckbar an die Platine z. B. Drehregler und Lautsprecher untergebracht.
Nachteile: Die Steckfedern und das Experimentierbrett sind Spezialteile. D.h. kostet mehr als ein System mit Breadboard. Preis für Ersatzteile? Verfügbarkeit?
Das selbe gilt für die div. Spezial-Module um z. B. Transistoren oder ICs in die Schaltung zu integrieren. Dadurch kann man nicht einfach „nackte“ normal gekaufte Transistoren oder ICs verwenden. Diese verbrauchen dadurch auch relativ viel Platz bzw. man braucht evtl. spezielle Bereiche auf dem Experimentierbrett oder gar zwei gleiche Experimentierbretter, um insb. ICs verwenden zu können.
Dadurch sind die Experimentierbretter oft recht groß oder man kann recht wenig machen.
Man sieht auch abseits der Spezialmodule keine Schaltungssymbole, sondern nur im Handbuch.
„Plastik-Würfel-Schaltungen“:
Sowas hat Kosmos aktuell in seinen besseren Elektronik-Experimentierkästen.
Vorteile: Kaum filigrane Teile die man in die Hand nehmen muss. Man sieht direkt die Schaltungssymbole. Dadurch für jüngere Kinder besser geeignet.
Nachteile: Die Plastik-Würfel sind Spezialteile. D.h. kostet mehr als ein System mit Breadboard. Preis für Ersatzteile? Verfügbarkeit?
Es ist hier besonders schwierig eigene elektronische Teile bzw. Ersatzteile zu integrieren, weil man meist zuerst die Plastik-Würfel öffnen muss, was schon alleine eine gewisse Gefahr darstellt, den Würfel zu beschädigen.
Oft ist auch nicht vorgesehen, dass man z. B. zur Problemsuche mit einem Spannungsmessgerät an die Kontakte kommt, während die Würfel miteinander verbunden sind.
Theoretisch sind Würfel möglich, wo man Bauteile mit 2 längeren Beinen einfach einstecken kann. Dann sieht man aber das Schaltungssymbol nicht. Und für Bauteile mit mehr Beinen ist das keine Lösung, da wird’s noch komplizierter als bei den vorherigen Lösungen.
Aufpassen bei Gebrauchtware
Es gibt nichts nervigeres als wenn ein wichtiges Teil fehlt und teuer nachbestellt werden muss oder garnicht mehr verfügbar ist.
Generell trocknen insb. Kondensatoren gerne aus. Am besten prüft man die mit einem Multimeter mit einer Kapazitätsmessfunktion.
Im Zweifelsfall auch bei Kauf von privat die Vollständigkeit und die volle Funktionsfähigkeit schriftlich im Kaufvertrag zusichern lassen. Bei der Gewährleistung, die bei Kauf von privat ausgeschlossen werden darf (aber nur schriftlich, sonst gelten die Gewährleistungsregeln wie bei Neuware!), geht’s in der Hauptsache darum, wenn etwas in den Monaten nach dem Kauf kaputt geht.
Am besten vor dem Kauf in einem Repaircafe anfragen, ob die helfen können, den Experimentierkasten zügig zu überprüfen sobald man ihn hat. Ob sich das unterm Strich lohnt, muss man schauen.
Robotik-Experimentierkästen
Nackte Elektronik ohne Programmieren finden viele zu langweilig, auch wenn was blinkt oder Geräusche von sich gibt. Heutzutage gibt’s viele Möglichkeiten, Robotik-Experimente zu machen. D.h. man programmiert einen kleinen Roboter, dem man dann zuschaut, wie er irgendwas tut. Einer Linie auf dem Tisch folgen, Bauklötze einsammeln, was auch immer. Sowas ist ein Beispiel für eine Anwendung von Mechatronik mit einer programmierbaren Steuerung.
Hier gilt im Grunde das selbe, was ich schon über Elektronik-Experimentierkästen geschrieben habe. Es gibt vor allem einerseits Bausätze mit weniger verschiedenen Experimenten bzw. keinen Erweiterungsmöglichkeiten und eher wenigen technischen Erklärungen. Und andererseits gibt’s die teureren sehr gut erweiterbare Experimentierkästen wie z. B. von Lego (Boost mit einer Altersempfehlung von 7-12 Jahren und das etwas anspruchsvollere Mindstorms ab 10 Jahren, mit dem auch Erwachsene viel Spaß haben können) und Fischer-Technik (was sich tendenziell eher an Bildungseinrichtungen richtet).
Wenn jemand z. B. Lego Technic hat, sollte man ohne dass sich derjenige das explizit wünscht nicht z. B. mit Fischer-Technik oder etwas anderem ankommen, wo sehr wahrscheinlich sehr ähnliche Experimente drin sind. Im Zweifel fragen, welche Erweiterung bzw. Zusatz-/Ersatzteile für das aktuell von demjenigen verwendete System gewünscht wird.
Programmierung von Robotik-Experimentierkästen
Robotik-Experimentierkästen machen nur Spaß, wenn man die Steuerung vernünftig programmieren kann. Die wichtigsten Arten, wie Robotik-Experimentierkästen programmiert werden, wo der Roboter auch ein bisschen „Intelligenz“ hat:
Am besten lässt man den zu Beschenkenden die Anleitung überfliegen falls möglich und entscheiden, ob er das zu kompliziert findet.
Wo man insb. bei gebrauchten Robotik-Experimentierkästen aufpassen muss
Im Grunde gilt auch das, was ich zu gebrauchten Elektronik-Experimentierkästen geschrieben habe. Allerdings ist bei Robotik-Experimentierkästen die Elektronik meistens stärker in Plastikgehäusen versteckt, was Reparaturen erschwert.
Und wenn man etwas programmieren kann, muss man aufpassen, dass man noch den passenden Rechner bzw. Smartphone/Tablet hat und die für den Experimentierkasten nötige Software noch bekommt. Insb. wenn sie nicht auf einem Datenträger beiliegt, den man noch verwenden kann (weil z. B. ein optisches Laufwerk erforderlich ist, was heute immer weniger Rechner haben).
Es gab zwar z. B. mal das Lego Technic Control Center. Das könnte man ohne Rechner programmieren (Smartphones gab’s damals noch nicht). Allerdings konnte man dort lediglich zeitgesteuerte Abläufe ohne jeden Ansatz von Intelligenz einprogrammieren. Und selbst die waren nicht besonders präzise. Hat mir schon damals nur bedingt Spaß gemacht.
Fazit
Hoffe dieser Artikel ist für den einen oder anderen Interessierten bzw. potenzielle Schenker hilfreich. Leider ist das Thema nicht so einfach, vor allem wenn man vermeiden will, dass es das Geschenk aus Sicht des zu Beschenkten eine Langeweile-Garantie hat, weil er die meisten Versuche kennt und oder allgemein die Versuche deutlich nicht zu seinem Wissens-Level passen.
notting
PS: Es gibt wohl (auch kostenlose?) Webseiten und Apps, wo man einfach an einem Rechner bzw. Smartphone/Tablet lernen kann zu programmieren bzw. virtuelle Roboter programmiert. Falls jemand das Programmieren viel interessanter findet als die Mechatronik.