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SideWinder80

Mein Käfer-Blog

Sun Sep 14 22:05:38 CEST 2014    |    SideWinder80    |    Kommentare (22)    |   Stichworte: 1300, Käfer, VW

Vergaser oder Versager?

 

Jetzt sind also zwei Monate ins Land gegangen seitdem der Woody wieder auf die Straße darf. Natürlich ist nicht gleich von Anfang an alles so wie es sein soll, wenn man sein Auto bis auf jede noch so kleine Schraube auseinander hatte. Daher sind die ein- oder anderen Nacharbeiten erforderlich gewesen bzw. sie sind es teils noch. ;) Das war ja auch zu erwarten.

 

Anfangen will ich mal mit dem Thema Vergaser, da dies bis dato sicherlich eines der Themen mit den größten Nachwehen war. Im Rahmen des Neuaufbaus hatte ich für den Motor ja einen neuen 34-PICT 3 Nachbau-Vergaser von BOCAR gekauft. Was bereits bei der Einstellung des Motors und später dann auch bei der AU auffiel war, dass der Vergaser recht schlecht auf die Einstellungen reagierte. Etwaige Einstellungen an der Leerlauf- und der CO-Schraube führten kaum merklich zu Änderungen.

 

Das alles wurde begleitet von ständigen Problemen mit dem Leerlauf - sprich er ging bei jeder passenden Gelegenheit im Stand aus. :rolleyes: Nachdem ich alle anderen Komponenten ausgeschlossen hatte (Zündkerzen, Kabel, Zündspule, neue kontaktloses Zündmodul etc.), blieb eigentlich nur noch der Vergaser übrig.

 

Nach reiflicher Überlegung entschloss ich mich dazu hier nochmal tätig zu werden und auf die Suche nach einem brauchbaren original Solex Vergaser zu gehen. Nicht zuletzt dank eines Hinweises hier aus dem Forum, bin ich so an Guido Wensing gekommen. Er bietet u. a. die Überholung von Vergasern, Kaufvergaser und Tuning-Vergaser an. Nach einem netten telefonischen Beratungsgespräch entschloss ich mich seiner Empfehlung zu einem 37er Vergaser zu folgen. Beim 37er handelt es sich um einen entsprechend modifizierten 34er original Solex-Vergaser, der natürlich neben der Bearbeitung vollständig überholt wurde. Die Lieferzeit sollte zwei bis drei Wochen dauern. In der Zwischenzeit sollte ich schon einmal die CSP-Tuning-Ansaugbrücke gegen eine Serienbrücke tauschen und den Anschlussflansch für den Vergaser konisch auf 37 mm aufweiten.

 

Gesagt getan. Zunächst habe ich also ein neue Ansaugbrücke besorgt. Diesmal gleich ein aufgearbeitetes Originalteil und keine Reproduktion. Vor der Montage noch "schnell" den Flansch konisch auf 37 mm geweitet und schon war das Teil montiert. Wobei "schon" relativ ist, das hat auch ein, zwei Stündchen gedauert. ;)

 

 

Ein weiteres Thema was ich ohnehin noch auf dem Zettel hatte war das Thema Auspuff. Bislang werkelte da ja ein Serienendtopf mit TDE Endrohren. Da es für die anstehenden Einstellungs- und Abstimmungsarbeiten des Vergasers notwendig gewesen wäre einen Anschluss für die Lambdasonde einzuschweißen, ich aber ohnehin noch tätig werden wollte, habe ich das im selben Zug gleich miterledigt. Bloß welchen Auspuff nehmen? Gelandet bin ich schließlich bei der Sportversion von Vintage Speed. Komplett aus Edelstahl bei weitgehender Einhaltung der Serienoptik - sieht man mal vom Rohrdurchmesser ab. Und auf beiden Seiten einen Zugang für den Anschluss einer Lambdasonde.

 

 

Im Nachgang war der Auspuff genau die richtige Entscheidung. Tolle Optik, schöner Sound und dabei keinesfalls zu laut oder aufdringlich. Er fügt sich quasi perfekt in das ganze Fahrzeugkonzept ein wie ich finde. Aber das ist am Ende natürlich auch ein stückweit Geschmacksache und das ist auch gut so. ;)

 

Nachdem nun mittlerweile drei Wochen vergangen waren, erwartete ich langsam aber sicher auch eine Meldung darüber das mein neuer Vergaser fertig ist und wir einen Termin zum Einbau und Bedüsung machen können. Doch noch tat sich nichts - außer das die Probleme mit dem BOCAR-Vergaser immer schlimmer wurden. An ein normales Fahren war mittlerweile nicht mehr zu denken. Was insofern problematisch war, als dass einige Pflichttermine anstanden: Wertgutachten, Nacharbeiten beim Lackierer etc.

 

Was also tun? In diesem Moment kam die ganz große Hilfe mal wieder hier aus dem Forum. Wirklich ganz großes Kino! :) Kurzfristig bekam ich völlig unkompliziert leihweise einen originalen 34er Solex-Vergaser angeboten. Zum einen um sicher prüfen zu können, dass die Probleme tatsächlich vorm Vergaser herrühren und zum anderen um den Rest meiner Saison zu retten - denn noch immer war ein Liefertermin für den bestellten Vergaser nicht klar.

 

Kaum war der Leihvergaser montiert, war klar das die Probleme tatsächlich vom Vergaser kommen. Der originale 34er Solex lief schon deutlich besser als sein BOCAR-Pendant zuvor. Neben dem Leerlauf der jetzt auch funktionierte, nahm er auch die Befehle vom Gaspedal deutlich besser an.

 

Parallel versuchte ich den Kontakt zu Guido Wensing wieder aufzunehmen um mal nach dem Stand der Dinge zu hören. Schließlich waren die avisierten 3 Wochen zwischenzeitlich schon verstrichen. Hier auf MT hatte er in einem Thread noch von gerade durchgeführten Umbauarbeiten in seiner Werkstatt berichtet und das es so leider zu etwas längeren Lieferzeiten kommt.

 

Nachdem der Kontakt dann wieder hergestellt war, ging es glücklicherweise weiter. Der Vergaser sollte kurzfristig fertig sein und wir vereinbarten einen Termin für den 27.08. vor Ort in Borken. Da soll der Vergaser gleich eingebaut und auf den Motor abgestimmt werden.

 

Früh morgens also auf nach Borken, um etwa 09:00 Uhr soll es losgehen. Von mir aus sind das knapp 90 km einfache Strecke, die in knapp einer Stunde und 20 Minuten bei gemütlicher Fahrt erledigt waren. So traf ich um kurz vor neun am Ziel ein. Ein Industriegebiet in Borken-Weseke. Nach kurzer Begrüßung, einem guten Kaffee und kurzer Begehung der Räumlichkeiten war auch klar was es mit den Bauarbeiten so auf sich hat. Neben dem Bau seines Wohnhauses wird gerade auch die ganze Werkstatt umgekrempelt. Daher gerade alles in geordnetem Chaos. Also tatsächlich entsprechende Umstände vor Ort und nicht, wie so oft schon, irgendeine vorgeschobene Ausrede weshalb es mal wieder länger dauert als angekündigt. Das kenne ich ja leider auch zur Genüge.

 

Und da lag er dann - der 37er. Optisch tadellos und vermutlich sauberer als Solex ihn selbst irgendwann mal ausgeliefert hatte. Jetzt sollte es also losgehen. Wir haben ihn zunächst erstmal so, wie Guido ihn vorbedüst hatte, montiert.

 

 

Anschließend sind wir vier "Runden" über die Landstraße, natürlich samt Lambda-Tool. Die Vollast-Werte waren schon gut, so um 0,85-0,91. Beim Wechsel von Teil- auf Vollast und beim beschleunigen nach dem Gangwechsel gab's noch ein kleines Einknicken in Richtung zu mager. Was auf der Anzeige des Lambda-Tools schön zu erkennen war. Das größte Problem sollte aber der Leerlauf darstellen - den hat er nämlich gar nicht gehalten. Aber das kannte ich ja schon. ;)

 

Das Abstimmen des Leerlaufs hat so auch einen Großteil der Arbeit ausgemacht. Dafür musste Guido noch einige Male die Leerlauf- sowie die Zusatzkraftstoffdüse wechseln und die Bohrung in der Drosselklappe anpassen.

 

Als er anschließend auch im Stand lief und einstellbar war, haben wir den Leerlauf wieder auf 900 U/Min eingestellt. Dabei hat er jetzt ein Lambda-Wert von 0,98-1,0. Anschließend sind wir zurück auf die "Teststrecke" gefahren. In allen Fahrzuständen zeigte das Lambda-Tool - mal abgesehen von kurzzeitigem abmagern beim raschen beschleunigen - Werte zwischen 0,83-0,90. So sollte es sein und auch der Lauf im Stand passte jetzt. Insgesamt hat die ganze Abstimmung knapp zwei Stunden in Anspruch genommen.

 

Und jetzt kommen wir natürlich zur wichtigsten Frage, wie fährt er sich denn nun? Er fährt sich deutlich schöner als mit dem 34er BOCAR (wenn der mal lief) - aber das hatte ich quasi erwartet. :D Allerdings läuft er auch tatsächlich nochmals merklich besser, als mit dem geliehenen 34er Solex. Er entwickelt aus allen Lebenslangen einen sauberen, kraftvollen Durchzug. Auch das zuvor beschriebene kurze Einknicken nach den Gangwechseln hat Guido mit seiner Abstimmung wirklich völlig verschwinden lassen. Ich bin noch immer gleichermaßen überrascht und angetan davon, wie schön der Motor mit einem ordentlich abgestimmten Vergaser laufen kann. So muss das sein. Ich hatte die Hoffnung darauf nach dem Theater mit dem 34er BOCAR ja schon fast aufgeben. :) Über den Verbrauch kann ich mich ebenfalls nicht beklagen, der lag bei der letzten Prüfung an der Tankstelle bei etwa 9 Litern auf 100 Kilometer, bei überwiegend Landstraße und Autobahnetappen.

 

Neben dem 37er Vergaser selbst war es aber sicherlich auch nicht die schlechteste Entscheidung ihn direkt von Guido einbauen und auf den Motor abstimmen zu lassen. Schließlich kennt er sein Produkt am besten. Mir selbst hätte einerseits das Lambda-Tool, vor allem jedoch auch die Erfahrung in der Thematik gefehlt. Somit habe ich mich bei Guido an der richtigen Adresse gefühlt.

 

Am Ende hat es zwar statt 3 knappe 8 Wochen gedauert bis der Vergaser fertig und eingebaut war. Abschließend kann ich aber feststellen, dass sich das Warten auf jeden Fall gelohnt hat und ich mit dem Ergebnis mehr als zufrieden bin.