Wie man eine wertvolle elektronische Schaltung kaputt-"repariert"
Die angenommene, verkürzte Historie einer Kaputt-Reparatur aus meiner persönlichen Sicht:
Das Tagfahrlicht bei einem RS6-Scheini fiel aus. In einem entsprechende Fred wurde nachgeschaut, aber nur der Anfang gelesen. Dieser F-Anfang liegt schon viele Jahre zurück und damals wurde als Geheimtipp das Auswechseln zweier Kondensatoren auf der Elektronikplatine gehandelt. Die zwei wurden also ersetzt. Leider kein Erfolg, daher Verkauf der Lampe via Inet als defekt. Der Käufer wusste mehr, testete die LEDs und fand eine defekte. Die wechselte er aus, und die anderen 9 „heilen“ ebenfalls, weil Farbveränderungen befürchtet wurden. Leider kein Erfolg.
Fehler bis dahin: 8 Stück !!!
Fehler 1: Das Tauschen der beiden Kondensatoren war überflüssig, hätte man durch einfaches Messen der wichtigsten Spannungen prüfen können.
Fehler 2: Die physikalische Größe der C‘s. Es wurden keine orig C‘s verwendet, sondern aus der Grabbelkiste zwei normale, dicke und große. Es hätten aber SMD-Ausführungen sein müssen, denn die beiden Trümmer verdeckten nun diverse SMD-Bauteile ebenso wie Testflächen und das störte, bzw. verhinderte eine spätere Fehlersuche an diesen Stellen.
Fehler 3: Mindestens einer der beiden C‘s hätte eine Spezialausführung sein müssen, wie sie in Schaltnetzteilen benötigt wird mit geringer Impedanz. War aber nicht.
Fehler 4: Zumindest Puristen könnten bemängeln, dass der Einbau von nicht-originalen und zudem technisch minderwertigen Elkos ein unzulässiger Eingriff war, und mit spitzem Finger in Richtung Betriebsgenehmigung zeigen.
Fehler 5: Die beiden Elkos wurden mechanisch stabilisiert und optisch hübsch anzuschauen mit einer Klarsicht-Vergussmasse eingedeckt, und zwar derart reichlich, dass nicht nur die C‘s, sondern zahlreiche weitere SMD-Bauteile unter der Masse begraben wurden. Damit waren die alle nicht mehr kontrollierbar, kein Zugriff auf deren Kontakte– zumindest nicht ohne großen Kratz-Aufwand (KA).
Fehler 6: ein kaum zu verhindernder Folgefehler:
Dieser große KA wurde aber notwendig, weil mindestens dieser eine Spezial-LowR-C vorhanden sein musste. Der KA und das Abhebeln des verklebten C-Trümmers bewirkte, dass ein unter diesem C verborgener und nicht sichtbarer SMD-Baustein beschädigt wurde, eines von dessen Anschlusspinnen wurde weggedrückt.
Fehler 7: Der Erst-Reparateur hatte eines der beiden Anschlusspinne eines der C‘s nicht ordentlich angelötet, die Folge: eine kalte Lötstelle, die im Alleingang die weitere Funktion des TFLs verhinderte.
Fehler 8: Der Zweit-Reparateur hatte alle 10 LEDs ausgewechselt, obwohl die eine defekte gereicht hätte. Die Furcht vor Farbveränderungen war unnötig. Bei Verwendung des orig. Typs – und der war bekannt – sind evtl. minimalste Farbänderungen mit bloßem Auge nicht sichtbar, sondern nur messtechnisch zu erfassen. Das Auswechseln dieser LEDs ist nicht nur ein zeitaufwendiger Vorgang, sondern ist technisch sehr riskant, weil die im Serienzustand vorhandene gute LED-Kühlung durch Lötung der Rückseite ausschließlich maschinell möglich ist. Bei händischem Um- u. Einlöten wird die Kühlung also schlechter, keine gute Voraussetzung, mindestens aber ein unnötig eingangenes Risiko!
Die zu empfehlende Konsequenz:
Die elektronische Schaltung dieses TFLs ist hochkomplex, da gibt’s nicht nur die LEDs mit ein paar Vorwiderständen!!! Solche TFL-Rep ist nichts für Anfänger oder Elektroniker im Bastelstadium. Von Zufallstreffern – siehe Kondensator- oder LED-Auswechseln – sollte sich niemand blenden lassen. Wir haben hier im Forum nicht viele, aber doch so manche, die bei einer geplanten Reparatur mit Wort und/oder Tat helfen können. Fragt besser vorher, statt einfach mal hier oder da irgendwas auf Verdacht oder Hörensagen oder per „ich hab‘ da einen Kumpel, der hat einen Lötkolben“ zu versuchen, und dabei der Schaltung weitere Schäden zuzufügen.
Nachtrag: die Schaltung hatte, bevor sie mich erreichte, noch zwei weitere Fehler.
Fehler 9: Die Dimm-Funktion war ausgefallen.
Fehler 10: Ein Transistor, welcher die gesamte LED-Zeile schaltete, hatte im Stress die Grätsche gemacht.
Ohne gute Kenntnis der kompletten Schaltung und ohne Schaltplan waren diese beiden Fehler unreparierbar. Unterm Strich also 10 Stück Fehler. Leute, überlegt euch genau, wo eure Talente liegen, Mut reicht nicht, und wenn da mehr Fehler rein-“repariert“ werden, ist so‘n kostbares Teil reif für den Wegwurf.
Grüße, lippe1audi
24 Antworten
Zitat:
@derSentinel schrieb am 28. März 2019 um 19:26:50 Uhr:
.......wenn es hier um die Platine eines RS6 4F geht is die Fahrzeugzuweisung falsch !
Du hast meinen ersten Beitrag hier zwar gelesen, aber in diesem einen Punkt nicht nachvollzogen. Es geht um die Behandlung jedweder Art von Elektronikplatinen. Das könnte also genau so gut diejenige sein, welche in dem Regensensor steckt. Gerne auch die von Rückleuchten, da hattte ich schon etliche hier, bei welchen die "Reparateure" als erste Maßnahme den internen Anschlussstecker vom der Platine gerissen hatten, und so Sondermüll produzierten. Oder aber die Lötübungen ausgerechnet an Folienkabeln ausprobierten und den Lötkolben erfolgreich durch das ganze Kabel bohrten: Wegwurf! Und beim "Reparieren" einer LED-Zeile allein schon optisch Gruseliges anrichteten, von der Fehlfunktion noch abgesehen.
Grüße, lippe1audi
Hallo zusammen,
wer sich über die vielen Beiträge hier wundert und sie nicht findet - ich habe hier etwas aufgeräumt. Hier war leider einiges zu finden, was dem aufwändig geschriebenen Beitrag von lippe1audi nicht gerecht wird. Gerne darf ab hier natürlich weiter zum Thema diskutiert werden!
Gruß Jürgen
MT-TEAM
Hallo!
Auch wenn dieser Thread schon bereinigt wurde möchte ich trozdem kurz mitteilen das mein Kommentar absolut falsch aufgefasst wurde und keinesfalls so gemeint war wie er anscheinend rüber kam !
Ich bitte den TE hier nochmal um Entschuldigung !
Das in solchen Arbeiten sehr viel Erfahrung, Wissen und Fleiß steckt weiß ich aus eigener Erfahrung, das wollte ich ihm nicht absprechen !
MfG Senti
Zitat:
@derSentinel schrieb am 5. April 2019 um 11:36:24 Uhr:
Hallo!
Auch wenn dieser Thread schon bereinigt wurde möchte ich trozdem kurz mitteilen das mein Kommentar absolut falsch aufgefasst wurde und keinesfalls so gemeint war wie er anscheinend rüber kam !
Ich bitte den TE hier nochmal um Entschuldigung !Das in solchen Arbeiten sehr viel Erfahrung, Wissen und Fleiß steckt weiß ich aus eigener Erfahrung, das wollte ich ihm nicht absprechen !
MfG Senti
in deinem kommentar wurde auch nichts konstruktives zum thema beigetragen.
wenn man einfach nur mal die ...........
hätte der mod wahrscheinlich auch nicht eingreifen müssen, oder ?
in diesem sinne....
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Letztlich geht es darum sich hier gegenseitig zu respektieren. Und wenn man mal daneben tritt halte ich es auch für eine faire Geste sich zu entschuldigen. Das sollte dann ebenso akzeptiert werden.
In diesem Sinne... weiter mit dem ursprünglichen Thema :-)
Gruß Jürgen
MT Team
Um das „Intermezzo“ zu einem möglichst kurzen Abschluss zu bringen: Die Entschuldigung nehme ich an, und gehe davon aus, dass ungestörte Teilnahme am Forenleben von allen Seiten angestrebt wird. Und um das auch gleich zu verifizieren, folgt auf dem Fuße eine Fortsetzung des Fred-Themas, etwas ungewollt schnell zwar, aber immerhinque.
Als Aufhänger einer der anfänglich geschilderten handwerklichen Missgriffe, das wenig gelungene Hantieren an dem speziellen SMD-Elko. So‘n SMD-Elko ist putzig, weil er auch so niedlich ist, aber gleichzeitig ist er auch schmutzig: Seine Lötanschlüsse befinden sich fast zur Gänze auf seiner Unterseite, auf der er nun mal aufsitzt: Für Handlötungen ist der nicht gedacht. Aber nicht nur das Einlöten ist so‘n Spass für sich. Gerade das Auslöten kann – wenn es denn nur ausreichend „energisch“ ausgeführt wird - zu gänzlich ungutem Vorkommen führen, siehe Bild.
Dieses stammt aus meiner Vorrats-Kiste früherer Reps, und zeigt den Zustand der Platine, wie sie mich erreichte. Da hatte also der Vor-Reparateur dem Auslöten nachhelfen wollen und zu heftig und wohl auch zu früh gezogen: Die Kupferfolie ist fast ab. Wäre sie ab, ist die Platine reif für den Müllmann.
Wie das verhindern? Das besonders Schäbbige ist genannt, an die eigentliche Lötung kommt man gar nicht ran mit dem Lötkolben, weil unter Unterseite…..?!😕
Also direkt daneben löten. Is klar, aber….
….aber einerseits sind da recht große Kupferflächen und die fressen einen Haufen Hitze weg. Mit Lötkolben weniger als 50 Watt braucht man da gar nicht erst zu versuchen. Auch die Feinlötspitze für SMD-Arbeiten ist hier unpassend, während hingegen die passende fette 3,2 mm-Lötspitze das große weiße Teil - eine Spule - anlötet.😠 Und auf derselben Seite des Probs nützt es gar nichts, wenn nur eine Anschlussseite belötet wird: der Elko rührt sich dabei nicht mal um einen einzigen Millimeter.
Wie bekommt man also diesen SMD-Elko raus? Im Moment sehe ich zwei Möglichkeiten.
- Die eine wäre meine: Mit zwei Lötkolben von zwei Seiten gleichzeitig angreifen. Dann braucht man natürlich noch seine eigene dritte Hand🙁 zum Abheben des Teils, aber lass ma…, irgendwie geht das wirklich.
- Die andere wäre das Richtige für Weniger-Motoriker: ZERSTÖRUNG des Elkos. Erst mit fetter Kneifzange soviel wie möglich vom Elkos zerbeißen, und dabei sowenig wie möglich andere Bauteile auf der Platine abreißen. Dann mit feiner Spitzzange sich weiter „nach unten“ vorarbeiten, aber immer Vorsicht, nicht die Leiterbahn abreißen. Letztendlich verbleiben die Reste an den beiden Lötanschlüssen, die man dann leicht ablöten kann.
Grüße, lippe1audi
Gleich mehreren Zufällen ist geschuldet, dass nun sofort eine weitere Fortsetzung folgt. Ein Zufall war es, dass gestern ein Paket ankam, dass nicht erwartet war.
Bislang hatte ich über „Vor-Reparateure“ gemosert, weil die handwerkliche Missgriffe abgeliefert hatten. Kritisiert oder je nach Sicht gemeckert wird auch gerne, wenn irgendein Teil am eigenen, heiligen Dicken defekt wurde, und nun gegen den Audi-Konzern verbal zu Felde gezogen wird, weil der bei solch teurem Qualitäts-Wagen doch bessere Qualität hätte verwenden müssen und überhaupt, für sein Geld hätte man/frau… Bislang stand ich solcher Kritik etwas reserviert gegenüber, aber jetzt muss ich doch mal selbst sagen, dass…..😠😉
…. dass auch der Audi-Konzern zum Ruinieren einer wertvollen elektronischen Schaltung einen Beitrag liefern kann. Es geht um die Auslegung der Elektronik in den Rückleuchten des Avants, sowohl des VFLs als auch des Fls.
Darin gibt es noch den „Klassiker“: Vor einer LED sitzt zur Strombegrenzung ein ordinärer Widerstand. Ganz so simpel ist es doch nicht, genau gibt es eine Reihenschaltung von 6 Baugruppen, welche wiederum je aus der Parallelschaltung (ps) von gleichen Bauelementen besteht. Zunächst kommen 8 ps R‘s, dann 4 ps LEDs, dann 4 ps R‘s, dann 4 ps LEDs, dann 2 ps R‘s, dann wieder 4 ps LEDs. Wem dabei schwindelig wird, der schaue sich lieber das Bild an.
Gettz ich: Was zum Henker soll solche Bauteile-Anordnung? Warum sitzen in einer einzigen Reihe mal 8 ps R‘s, und dann mal nur 2 ps R‘s. Durch alle Parallelschaltungen fließt derselbe Strom. Während sich erst gleich 8 R‘s gemütlich das Bißchen Strom untereinander aufteilen, müssen am Ende der Kette nur zwei mit derselben S-Menge zurechtkommen! Und das tun sie nur sehr, sehr schlecht, ganz häufig sind sie thermisch überlastet und sorgen für Ausfälle, die deshalb ärgerlich sind, weil die Lampengehäuse sich ohne Zerstörung nicht/kaum öffnen lassen, ein Service in Form von Auswechseln schadhafter Komponenten ist nicht vorgesehen.
So kommt es zu dem putzig-tragischen Ergebnis, dass bei Verwendung von nicht nur den zwei R‘s, sondern stattdessen gleich vier R‘s solch Ausfall perfekt und sicher vermieden würde. Und diese zwei R‘s mehr hätten einen merkantilen Wert, der erst hinter dem Cent-Komma auftaucht, also weniger als 1 Cent. Ein einziger R kostet ca. 0,006944 €, also hat er mich gekostet beim Kauf von 14.400 Stück SMD-Rs in einer kleinen Kiste. In der großindustriellen Produktion wird’s weniger sein. Und auch diese Zusatzausgabe von 0,013888 € wäre noch überflüssig, wenn man „vorne“ bei den acht 2 LEDs wegnähme, und die „hinten“ als Verstärkung einbaute.
Unverständlich auch, weil auf dem Flexkabel, auf welchem diese wundersame Mischung aus R‘s und LEDs aufgelötet ist, eine Parallelschaltung für genau 4 R‘s vorhanden ist, aber halt nur zwei der vier Plätze bestückt sind. Wäre also sowohl finanziell wie auch technisch nullkommanull ein Prob gewesen….. Warum tun die sowas, sich völlig unnötig so‘n Prob einzuhandeln?
Meine Meinung: Wenn ein Student der Elektronik im ersten Semester eine solche seltsame Schaltung als Hausarbeit abgeliefert hätte, hätte sein Proff ihn zu ernsthafterer Auffassung seines Studiums aufgefordert. Die seltsame Verteilung der Widerstände lässt eher auf das Wirken eines Kunst-Studenten schließen denn auf das eines Ek-Studenten. Denn auf das, eines Ingenieurs…..
Wer sich für weitere Zufälle technischer Art interessiert, der schaue mal in diesen Bericht der Reparatur rein: https://www.motor-talk.de/.../led-ruecklicht-defekt-t2836565.html?...
Grüße, lippe1audi