Wer klagt für weniger?
Nachdem ein am Handy spieldender Zeigenosse meiner Frau hinten ins Auto gefahren ist halt das normale Programm. Anwalt, Gutachter - fertig.
Jetzt kommt die HDI, wir haben geprüft und zahlen 57€ weniger. Wird ja langsam immer besser mit denen. Früher gab's wenigstens noch irgendwelche Möchtegernprüfberichte von carexpert, controlexpert und wie die Auftragskürzer so alle heißen. Aber nichts, selbst auf Anschreiben meines Rechtsanwaltes "nö, keine Begründung, für uns ist der Fall abgeschlossen" 😕
Rechtsanwalt freute sich schon als ich am Telefon sagte "Natürlich wird geklagt". 😛
Würde mich einfach mal interessieren, wer hat schon eine Versicherung für weniger verklagt?
271 Antworten
Zitat:
@Holgernilsson schrieb am 10. Mai 2021 um 10:38:07 Uhr:
Ein User stellte sogar fest, es handele sich um Betrug.
Mal Hand aufs Herz:
Was ist es denn sonst deiner Meinung nach, wenn die Versicherung unberechtigt und rechtswidrig etwas kürzt, obwohl es einem gesetzlich zusteht?
Zum Thema „es ist nicht wirtschaftlich, für einen kleinen Betrag zu klagen“:
Wenn also jemand dir eine Ohrfeige gibt, zeigst du ihn nicht an? Oder anspuckt (außerhalb Corona Zeit)?
Muss erst was ganz heftiges vorfallen, damit man vor Gericht zieht?
Nein, nicht mit mir.
Ich ziehe immer vor Gericht, wenn ich einen Betrug feststelle. Sowas muss und sollte sich niemand gefallen lassen. Nur so kann man diese Masche bekämpfen.
Wenn niemand sich veräppeln lassen würde und bei jeder unberechtigten Kürzung klagen würde, wäre diese Masche ruck zuck beendet, weil es exorbitante Kosten verursachen würde.
So einfach sind die Tatbestandsvoraussetzungen des § 263 StGB nicht. Dazu kommen die subjektiven Elemente, die für die Feststellung einer Strafbarkeit gegeben sein müssen. Das wäre ein schönes Thema einer Strafrechtsklausur für Studienanfänger. Aber einem Rechtsanwalt muss ich das nicht näher erläutern.
Schön, dass Du es richtig gestellt hast, dass nicht von mir die Aussagen stammen, die Du mir untergeschoben hast....
Zitat:
@Holgernilsson schrieb am 10. Mai 2021 um 13:58:12 Uhr:
@munition76So einfach sind die Tatbestandsvoraussetzungen des § 263 StGB nicht. Dazu kommen die subjektiven Elemente, die für die Feststellung einer Strafbarkeit gegeben sein müssen. Das wäre ein schönes Thema einer Strafrechtsklausur für Studienanfänger. Aber einem Rechtsanwalt muss ich das nicht näher erläutern.
Ich bin kein Rechtsanwalt und auch nicht jemand, der alle Paragraphen auswendig kennt.
Frage an dich:
Streitest du ab, dass einige Versicherungen in einigen Fällen absichtlich und rechtswidrig kürzen?
Wenn du das nicht abstreitest: Ist das dann in dem Fall kein Betrug?
Selbst wenn dieser Vorgang juristisch einen anderen Namen hat und sich nicht Betrug nennt, ist das Verhalten asozial, unverschämt und eben rechtswidrig. Oder findest du nicht?
Zitat:
Schön, dass Du es richtig gestellt hast, dass nicht von mir die Aussagen stammen, die Du mir untergeschoben hast....
Es tut mir fürchterlich leid. Ich habe leider die Beiträge von dir und new-rio verwechselt.
Entschuldigung! Hoffentlich verzeihst du mir diesen schwerwiegenden Fehler.
Ich kann es nicht abstreiten, weil ich für mich nicht in Anspruch nehme, alle Sachverhalte zu kennen. Diese Selbstreflexion unterscheidet mich von so manchem User, der hier absolute Aussage zum Besten gibt und diese als allgemeingültig darstellt.
Wenn es denn unberechtigte Kürzungen geben sollte, bin natürlich auch ich der Meinung, dass diese nicht akzeptabel sind. Es könnte sich aber auch einfach nur um Fehler handeln und ja ich bin nicht der Meinung, dass jeder, der einen Fehler macht, asozial und unverschämt ist und rechtswidrig handelt. Auf gar keinen Fall ist jemand, dem ein Fehler unterläuft, ein Betrüger.
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Zitat:
@Holgernilsson schrieb am 10. Mai 2021 um 14:30:20 Uhr:
Auf gar keinen Fall ist jemand, dem ein Fehler unterläuft, ein Betrüger.
Auch nicht, wenn ihm der gleiche oder ähnliche Fehler bei 90% der Fälle unterläuft?
Vor einiger Zeit gab es im ZDF die Reportage "Die Schadensfalle"
Insgesamt m. E. sehenswert, aber wen nur die KFZ-Sparte interessiert, der spule bis 21:55 vor 🙂
Zitat:
@Luke1637 schrieb am 10. Mai 2021 um 15:07:09 Uhr:
Zitat:
@Holgernilsson schrieb am 10. Mai 2021 um 14:30:20 Uhr:
Auf gar keinen Fall ist jemand, dem ein Fehler unterläuft, ein Betrüger.Auch nicht, wenn ihm der gleiche oder ähnliche Fehler bei 90% der Fälle unterläuft?
Woher hast Du diese Quote? Wenn sie zutreffend wäre, würde ich durchaus meine Meinung revidieren.
Zitat:
Würde mich einfach mal interessieren, wer hat schon eine Versicherung für weniger verklagt?
Bei mir war es vor ein paar Jahren ein einstelliger Eurobetrag, den die Versicherung meinte meine Honorarrechnung kürzen zu dürfen.
Inzwischen wird jede nicht berechtigte Kürzung eingeklagt. Dabei geht es in erster Linie um das Prinzip der unberechtigten Kürzungen.
In der Summe der kleinen Kürzungen die nicht vor Gericht landen sparen die Versicherungen viel Geld.
Zitat:
@Holgernilsson schrieb am 10. Mai 2021 um 15:18:45 Uhr:
Zitat:
@Luke1637 schrieb am 10. Mai 2021 um 15:07:09 Uhr:
Auch nicht, wenn ihm der gleiche oder ähnliche Fehler bei 90% der Fälle unterläuft?
Woher hast Du diese Quote? Wenn sie zutreffend wäre, würde ich durchaus meine Meinung revidieren.
Ob es nu' exakt 90% sind sei mal dahingestellt. Vielleicht sind's auch 60% oder 98%.
Dass es in einer Vielzahl von Fällen passiert, solltest du doch mittlerweile aus den Beiträgen der User hier herausgelesen haben.
Viele dieser User haben tagtäglich mit Versicherungen zu tun, sollten also schon wissen, ob es Einzelfälle sind oder nicht.
Wenn man dann z.B.
Zitat:
Bei mir war es vor ein paar Jahren ein einstelliger Eurobetrag, den die Versicherung meinte meine Honorarrechnung kürzen zu dürfen.
Inzwischen wird jede nicht berechtigte Kürzung eingeklagt.
liest, sollte dir das doch zu denken geben.
Die Leute machen das doch nicht aus Spass. Nehmen wir mal einen Stundensatz von 100€. Wenn du nun 10€ einklagen willst, wie viel Aufwand bedeutet das für dich in Stundensätzen gerechnet?
Wirtschaftlich ist was anderes. Trotzdem wird es gemacht. Und nicht, weil es alles von Anfang an Prinzipienreiter wären.
Nein, weil die Erfahrung lehrt, dass es nötig ist!
Ich schließe mich den verschiedenen Usern an, die genervt sind von dem ewigen Hickhack. Ich bleibe bei meiner Meinung, die für mich die Richtige ist. Ich habe kein Verständnis für Leute, die sich solche Kleinstbeträge streiten, aber bitte: Jeder ist seines Glücles Schmied allein. Ich bin mir recht sicher, dass es mir besser damit geht, wenn ich die eine oder andere Sache einfach abhake und mich lieber mit Dingen beschäftige, die einträglich sind.
Gleichzeitig respektiere ich die Vorgehensweise von Andersdenkenden und -handelnden.
Vielleicht könnten wir darauf eine Friedenspfeife rauchen.
Zitat:
@Holgernilsson
ich bleibe bei meiner Meinung, die für mich die Richtige ist.
Zitat:
@Holgernilsson schrieb am 10. Mai 2021 um 16:35:56 Uhr:
Ich schließe mich den verschiedenen Usern an, die genervt sind von dem ewigen Hickhack. Ich bleibe bei meiner Meinung, die für mich die Richtige ist. Ich habe kein Verständnis für Leute, die sich solche Kleinstbeträge streiten, aber bitte: Jeder ist seines Glücles Schmied allein. Ich bin mir recht sicher, dass es mir besser damit geht, wenn ich die eine oder andere Sache einfach abhake und mich lieber mit Dingen beschäftige, die einträglich sind.Gleichzeitig respektiere ich die Vorgehensweise von Andersdenkenden und -handelnden.
Vielleicht könnten wir darauf eine Friedenspfeife rauchen.
Mich würde mal interessieren, was für dich ein Kleinstbetrag ist und ab wann du den offensichtlichen, rechtswidrigen Betrug nicht mehr akzeptieren würdest.
70€?
123€
238€?
561€?
3143€?
"Viele haben immer noch net verstanden dass es dem Versicherer egal ist."
Schon komisch, diese Behauptung. Na klar, Schadenspositionen sind durchlaufende Posten und ggfls. wird "einfach" die Prämie erhöht. Man verliert dann zwar "etwas" an der Wettbewerbsfähigkeit, aber was soll's. Ein paar tausend Kunden mehr oder weniger, stört doch nicht wirklich. Oder sollte es gerade einer der größten dt. Versicherungen, bekannt für ihre ständigen Kürzungen, doch nicht so egal sein?
Und dass "ab und zu" mit falschen Begründungen gekürzt wird, hab ich mehrfach erlebt. Stundensätze der Vergleichswerkstatt zu niedrig angegeben, Verbringungskosten der Vergleichswerkstatt verschwiegen. Nur wer macht sich die Mühe, bei der genannten Vergleichswerkstatt nachzufragen? Die Krönung war dann die Kürzung der Stundensätze mit Hinweis auf eine nicht namentlich genannte Vergleichswerkstatt. Leider hatte der Geschädigte keine RS-Versicherung...
Fragt doch einfach mal die Autovermietung, Gutachtern, Werkstätten und Anwälte wie oft und wie viel gekürzt wird. Meist nur noch durch Software ohne den Schaden begutachten zu lassen, über Fotos. Warum wohl hat die Allianz sich bei ControlExpert eingekauft?
KI Schadensregulierung? Damit treten sie jedem Gutachter mit Anlauf in die Fresse. Steuerberater und Finanzbeamte können wir auch entlassen macht ne KI ab jetzt...
Mal in Kurzform, wie es bei uns meist abläuft.
Rechnung schicken.
1/3 bezahlen.
Anruf mit Callcenter.
Wir geben 1/2.
Wir wollen 2/3.
(scheinbar kennt die KI kein schwacke, frauenhofer und Mittelwert fracke)
Ja oder nein entscheidet dann ob wir selber klagen, also egal ob der Kunde RS hat.
Machen leider die wenigsten, die gehen leider eher an den Kunden und wollen von dem geschädigten das Geld. Kleiner frei Werkstätten haben teilweise schon stagniert und wollen gar keine Unfälle mehr regulieren, weil sie keine Zeit, Lust und Ahnung haben sich gegen die Kürzungen zu wehren. Hier haben sie es in meinen Augen schon geschafft. Nebenbei noch schön werkstattbindung andrehen (da steckt auch mehr dahinter wie die meisten erst meinen). Da werden Werkstätten Aufträge angeboten, die aber zu Dumpingpreisen abgerechnet werden. Aber besser, als wenn der Konkurrent die Strasse runter die Aufträge bekommt.
Ende vom Lied wird irgendwann sein, dir fährt einer in die Karre und seine Versicherung bestimmt was wie wo und wann repariert wird.....
Zitat:
@PeterBH schrieb am 10. Mai 2021 um 20:13:37 Uhr:
"Viele haben immer noch net verstanden dass es dem Versicherer egal ist."Schon komisch, diese Behauptung. Na klar, Schadenspositionen sind durchlaufende Posten und ggfls. wird "einfach" die Prämie erhöht. Man verliert dann zwar "etwas" an der Wettbewerbsfähigkeit, aber was soll's. Ein paar tausend Kunden mehr oder weniger, stört doch nicht wirklich. Oder sollte es gerade einer der größten dt. Versicherungen, bekannt für ihre ständigen Kürzungen, doch nicht so egal sein?
...
Du hast nicht vollständig gelesen. Ich habe von einer mittel- bis langfristigen Perspektive gesprochen.
Die Kfz-Versicherung wird auf einem polypolistischer Markt angeboten. Viele Anbieter, viele Nachfrager und dazu noch heiß umkämpft, da einer der Einsteigerprodukte.
Auf solchten Märkten gilt bei polypolistischer Marktpreisbildung Marktpreis = Grenzkosten. Das grundfundamentale Erkenntnisse der VWL. Dabei fallen diejenige (Versicherer) aus dem Markt, die mit den Kostenstrukturen nicht mithalten können. Das führt in der Praxis salopp gesagt, dazu, dass alle mit dem gleichen / gleichbesten Wasser kochen.
Auf der andere Seite bedeutet das auch, dass auf solchen Märkt mit sehr ähnlichen Kostenstrukturen produziert wird; und so ist es in der Tat auch. Das wiederum bedeutet eine gewisse Marktpreisgleichheit und Kostenirrelevanz. Und auch das ist der Fall, wenn man von vertriebspolitisch gesteuerten Preisen absieht und sich die Risikoprämien anschaut.
Um es dann mal am Beispiel von der Ersatzpreisentwicklung konkret zu machen:
https://www.gdv.de/.../bild-grafik-kostenantwicklung-data.jpg
Wenn der Schadenaufwand steigt, steigen die Prämie; und das marktweit gleich oder - sagne wir mal - nicht nennenswert abweichend. Wenn der BGH wieder mal Scheiße niederschreibt, gegen Grundprinzipien unseres Zivilrechts verstößt, und in Kasko dem VN auch bei alten Schrottmühlen im Falle der fiktiven Abrechnung Hersteller Stundenlöhne von 150€ netto aufwärts zuschreibt, weil der VN irgendwo ein Scheckheft herzaubert, dann kann das dem Versicherer Wumpe sein. Dann zahlt halt der Markt im Schnitt 100€ pro Schaden. Preise werden angepasst und gut ist. Der dumme Kunde zahlt.
Natürlich ist ein Unternehmen, und nichts anderes ist ein Versicherer, an Gewinn orientiert und versucht natürlich auch entsprechend zu handeln. Das ganze ist aber marktwirtschaftlich irrelvant. Das ist auch ein Theorem, dass ebenfalls auf polypolistischen Märkten gilt. Der einzelne Markteilnehmer hat keine Marktmacht. Und natürlich muss der Versicherer in einer kurzfristigen Perspektive versuchen sich zu optimieren und auch schauen, dass er mit den Prämieneinnahmen den Schadenbedarf. Und in genau diesem gleichen Handlungsfenster bewegen wir uns, wo mal n bissl was gekürzt wird. Zurecht oder zu Unrecht sei mal dahingestellt, wobei viele vergessen, dass der Forderungsinhaber beweispflichtig ist. Das heiße kürze ich im Falle der fiktive Abrechnung eines Kaskoschadens dem 12 Jahre Golf VI die Stundenverrechnungssätze ist das er mal nciht unbegründet bis mir der VN dann den Tatbestand vorlegt, aus dem sich der Anspruch begründet. Aber das verstehen auch viele nicht. Man muss sich nciht Eventualitäten entgegen halten lassen.
Im Kern bleibt es aber dabei. So relevant ist das für eine Marktentwicklung alles nicht. Da gibt es ganz andere Fehlansätze: Stichwort Selbstbedienungsladen der Automobilindustrie mit Segen der Jurisprudenz. Das hat auch politischen Dimensionen, da wir in Deutschland stark an der Automobilindustrie hängen und auch immer mehr die Versicherung mit der Automobilindustrie sich verwebt.
Ich gebe der klassischen Kfz-Versicherung noch 10-15 Jahre, dann ist es auch nur ein weiteres Produkt, was ähnlich wie Wartungsverträge, Service-Pakete, Werksgarantie einfach beim Autokauf mit verkauft und es für ein Automobilkonzern linke Tasche, rechte Tasche ist und der Kunde die 220 € Nettostundenlohn über 100€ im Monat kostende Versicherung bezahlt. Egal nun in Form von gekauften Versicherungsgesellschaften und entsprechenden Versicherungsdiensten mit Rückdeckung in den Versicherungsbranche.
Wir haben hier erhebliche zu Lasten der Versicherungsnehmer gehende Züge eines klassischen Marktversagen aus spieltheoretischen Gründen / Anreizen.
Und genau dashalb macht sich Versicherer nicht so die Hände schmutzig, wie es hier gebetsmühlenartig geprädigt wird. Die Wahrheit liegt doch eher in der Tatsache dass 80% und mehr der Vorgänge garnicht mehr per Hand bearbeitet, sondern blind weggezahlt wird. Und die restlichen 5% die Digitalisierung (zurecht) ausspuckt, landen im Netz, weil es eben Gründen hat, dass sie ausgespielt werden...
Und warum kann so vorgehen, ganz einfach: weil der dumme deutsche am Ende eh zahlt und auch nicht wirklich viel Wahl hat.