Wenn man sieht es reicht nicht mehr....
Was tun in der letzten Sekunde vor einem unausweichlichen Aufprall auf ein Hindernis, wenn man erkennt, dass es nie und immer reicht, zu bremsen und/oder auszuweichen?
Den gesamten Körper lieber locker lassen oder doch stark anspannen?
Den Kopf zurück in die Kopfstütze pressen oder nach vorne Richtung Brust?
Die Füsse von der Pedalerie wegziehen oder lieber kräftig auf der Bremse lassen?
Wohin die Hände? Weg vom Lenkrad oder Lenkrad festhalten?
Was man in diesem Moment zu tun hat, habe ich noch NIE gelsen oder gesagt bekommen, ich hoffe hier weiss einer mehr.
Beste Antwort im Thema
Dazu einfach mal zwei bekannte Sekundenprotokolle. Damit ist eigentlich schon fast alles beantwortet. ich denke, wie die meisten schon geschrieben haben: Da macht man bewusst gar nichts mehr. Wenn man es sieht ist es schon zu spät irgendwas zu machen.
"Da die Feuerwehren zumeist sehr unmittelbar mit dem Schrecken und Leiden eines Verkehrsunfalles konfrontiert werden, möchten wir an dieser Stelle über die gesamte Dramatik und auch die Grausamkeit eines Unfalles berichten. Besonders ansprechen wollen wir unsere jugendlichen Mitbürger im Alter zwischen 15 und 24 Jahren. Denn auf diese entfallen nicht weniger als 48 Prozent aller Verkehrsunfälle mit Personenschaden.
Die häufigste Unfallursache ist überhöhte Geschwindigkeit; bei einem Drittel aller Fälle ist Alkohol im Spiel. An einem Freitag ereignen sich statistisch gesehen die meisten Unfälle mit Sachschäden, "todsicher" - im traurigsten Sinne des Wortes - ist man an einem Samstag zwischen 15 und 21 Uhr unterwegs. Der "Hauptdarsteller" heißt Friedrich, doch genauso gut könnte er anders heißen - vielleicht genauso wie ...?
Sekunde Null
Friedrich fährt 90 km/h. Sein Auto wiegt 1.200 kg. Bei diesem Tempo stecken im Auto 38.226 kg Translationsenergie (nach vorne in Fahrtrichtung strebende Wucht). Das entspricht der Wucht einer aus 2.000 Meter Höhe abgeworfenen 250 kg Bombe, die mit einer Kraft (Gewicht) von 100 bis 300 Megapond (1 Megapond=1.000 kg) auf hartes Pflaster knallen würde. Friedrich tut von sich aus noch 2.230 kg Energie hinzu, weil er 70 kg wiegt und auch 90 km/h fährt. Soeben fährt er gegen einen Baum.
Sekunde 0,1
Das Zehntel einer Sekunde ist vorbei. Stoßstange und Kühlergrill sind eingedrückt, die Motorhaube beginnt sich zu kräuseln. Der Wagen hat etwa 5 km/h an Fahrt verloren. Friedrich fühlt sich deutlich nach vorne gedrängt. Neben seinem Gewicht, das mit 70 kg im Polster sitzt, hat er nun auch ein Gewicht nach vorne von 170 kg. Friedrich macht die Beine steif, um dieser Neuigkeit im wörtlichen Sinn entgegenzutreten. Und er drückt gegen das Lenkrad, damit es ihn nicht aus dem Sitz hebt. Mit den Beinen stemmt er rund 156 kg ab, mit den Armen stemmt er auch so 30 bis 35 kg. Er hätte nie geglaubt, dass er so stark ist, aber es gelang ihm, noch sitzen zu bleiben.
Da kommt der zweite harte Stoß. Noch ehe er sich besinnen kann, ist sie vorbei, die
Sekunde 0,2
Die etwas härteren Teile des Fahrzeuges, Radaufhängung und Kühler, sind soeben am Baum angekommen; die Verbindungen mit dem Wagen reißen ab, denn der übrige Wagen fährt noch sehr schnell, insbesondere hinten mit dem Kofferraum.
Friedrich fühlt jetzt einen mächtigen Schlag auf den Beinen, denn der Teil des Wagens, gegen den er sich mit den Füßen stemmt, wurde soeben auf etwa 60 km/h abgebremst. Mit den Beinen stemmt er 350 bis 420 kg ab. Wollte er jetzt noch sitzen bleiben, müsste er mit den Armen 220 kg am Lenkrad abstemmen, aber das schafft er doch nicht.
Seine Kniegelenke geben nach, sie brechen einfach knirschend oder springen aus dem Gelenk. Und deutlich spürbare Gewalt zieht ihn mit seinem Gewicht von rund 140 kg auf einer Kreisbahn nach oben in die Ecke der Sonnenblende. Alles in allem verteilt Friedrich zurzeit insgesamt 413 kg Eigengewicht auf seine Gliedmaßen.
Sekunde 0,3
Friedrich hat jetzt ein etwas leichteres Schicksal: Er ist mit Fliegen beschäftigt, er ist noch unterwegs zu den Hindernissen. Seine gebrochenen Knie kleben am Armaturenbrett, mit den Händen hält er fest das Lenkrad, das sich unter seinem Griff elastisch biegt, und ihn um weitere 5 km/h abbbremst.
Sekunde 0,4
Friedrich ist noch immer unterwegs, sein Becken stößt gegen den Lenkradkranz. Friedrich ist in diesem Moment nur etwa 100 kg schwer. Die Lenksäule biegt sich unmerklich nach oben. Da kommt der furchtbare Moment, indem der schwerste und stabilste Teil des Wagens, der Motor, an den Baum kracht.
Sekunde 0,5
ist soeben vorbei. Motor und Friedrich stehen still. Nur der Kofferraum fährt noch mit 50 oder 60 km/h. Die Seitenwände des Wagens überholen sich selbst. Die Hinterräder bäumen sich hoch auf, zwei drei Meter hoch. Aber der Wagen interessiert uns jetzt nicht: Was ist mit Friedrich in dieser Zeit passiert? Friedrich kam im Verlauf einer Zehntelsekunde zum Stillstand. Sein Gewicht wuchs auf 973 kg an. Mit dieser erbarmungslosen Gewalt wurde er auf die Lenksäule geschleudert. Das Lenkrad, an dem er sich noch immer fest hielt, brach unter dieser Stoßkraft zusammen wie ein morsches Brezel. Mit der Kraft von rund 870 bis 920 kg (je nach Stärke des Volants) dringt die Lenksäule als stumpfe Lanze in seine Brust. Gleichzeitig rammt der Kopf mit einem betäubenden Schlag die Windschutzscheibe. Hätte sich Friedrich nicht mit so übermenschlicher Kraft am Lenkrad fest gehalten, dann würde er vielleicht auch 1.300 kg schwer geworden sein, in diesem Moment. Und dabei wären ihm die festgeschnürten Schuhe von den Füßen geflogen.
Noch eine oder zwei Zehntelsekunden, dann ist Friedrich tot.
Nach sieben Zehntelsekunden steht der Wagen still. Das Unglück ist vorbei. Sagen sie einmal "einundzwanzig" das ist eine Sekunde. Und nun sagen sie "zwanzig": Das ist die Zeit in die Ewigkeit für Friedrich gewesen..."
Und
"Folgendes Dokument kam der Öffentlichkeit aus der Unfallforschung durch die Süddeutsche Zeitung in den Blick. Es handelt sich um einen rekonstruierten Countdown vor dem Unfall. Sie haben vergessen sich anzuschnallen und prallen mit Tempo 80 - ohne Airbag - frontal gegen einen Baum. Die letzte Sekunde verläuft folgendermaßen:
1,0 Sekunden
Die Bremsen haben blockiert. Sie sind starr vor Schreck. Es gibt kein Ausweichen mehr.
0,9 Sekunden
Mit weißen Knöcheln umklammern Sie das Lenkrad.
0,8 Sekunden
Die vordere Stoßstange und der Kühlergrill werden zermalmt.
0,6 Sekunden
Mit 80 km/h rast Ihr Körper nach vorne. Sie wiegen jetzt mehr als drei Tonnen und werden mit 20-facher Schwerkraft aus dem Sitz gehoben. Ihre Beine brechen am Kniegelenk.
0,5 Sekunden
Ihr Körper löst sich aus dem Sitz. Der Rumpf ist starr aufgerichtet, die gebrochenen Kniegelenke werden gegen das Armaturenbrett gepreßt. Umhüllung und Stahlfassung des Lenkrades biegen sich unter Ihren Händen.
0,4 Sekunden
60 Zentimeter des Autobugs sind total deformiert. Der Körper rast weiter mit 80 km/h; fast eine halbe Tonne schwer, stößt in das Hindernis.
0,3 Sekunden
Ihre Hände, in Todesangst starr verkrallt, biegen das Lenkrad fast vertikal, die Gelenke und Unterarme brechen. Durch die andauernde Schwerkraft werden Sie von der Lenksäule durchbohrt, Stahlsplitter dringen in den Brustkorb, reißen Löcher in die Lunge und zerfetzen die inneren Arterien. Blut dringt in die Lungenflügel.
0,2 Sekunden
Ihre Füße werden aus den Schuhen gerissen, das Bremspedal bricht ab, das Fahrgestell knickt in der Mitte ein, Bolzen lösen sich, Schrauben reißen ab. Ihr Kopf kracht gegen die Windschutzscheibe. Sie haben nicht einmal mehr die Zeit, zu schreien.
0,1 Sekunden
Das Auto krümmt sich, die Sitze haben sich aus der Verankerung gelöst, schnellen nach vorn und pressen Ihren Brustkorb gegen die gesplitterte Lenkradsäule. Blut schießt aus Ihrem Mund. Durch den Schock bleibt Ihr Herz stehen.
0,0 Sekunden
Sie leben nicht mehr."
65 Antworten
Wenn du soviel Zeit hast in dieser Situation noch nachzudenken was du am besten machst, dann hast du bestimmt auch die Zeit eine Gegenmaßnahme zu finden um glimpflich aus dieser Situation zu kommen nehme ich mal an.
Ich denke auch manchmal drüber nach was ist wenn.... aber in sollchen Situationen macht der Kopf eh was er will und das ist leider meist das falsche.
Sehe ich anders: Im voraus die möglichen Notfälle in Gedanken durchspielen und sich die richtige Reaktion fest vorzunehmen hilft mitunter schon.
Zitat:
Original geschrieben von viktor12v
Ich glaub in so einem Fall kommt man gar nicht mehr zum Denken.
Ich würd mich wahrscheinlich total anspannen,
und fest auf der Bremse stehen.Bei einem Crash haut es dir sowieso die Hände vom Lenkrad weg.
Viktor
So sieht´s aus. Denke als trainierter Motorsportler haste wahrscheinlich die geistigen Kapazitäten frei richtig reagieren zu können, aber als Otto Normalo läuft ein instinktives Programm ab.
Hatte vor ein paar Jahren einen recht heftigen Unfall auf der AB mit ca. 140. Dreispurig, ich war auf der linken Spur, vor mir wollte einer von der mittleren auf die linke Spur zum überholen, hatte aber den Wagen neben sich fast übersehen und zog verschreckt wieder nach rechts, kam dabei ins Schleudern, knallte in die Mittelleitplanke und dann zurück auf die Fahrbahn. Dabei bin ich ihm drauf geknallt.
Da ist nix mehr mit überlegen, entspannen und Arme locker lassen. Du latscht einfach voll auf die Bremse und hälst drauf. Was im nachhinein immer noch besser war, als Ausweichmanöver zu starten, evtl. selbst ins Schleudern zu kommen und noch mehr mit abzuräumen. Den einzigen Gedanken den ich in dem Moment hatte, war so schnell wie möglich auf den Standstreifen zu kommen.
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Zitat:
Original geschrieben von ichtyos
Sehe ich anders: Im voraus die möglichen Notfälle in Gedanken durchspielen und sich die richtige Reaktion fest vorzunehmen hilft mitunter schon.
Man nehme mal an, man kommt in eine sollche Situation in der man keine Zeit mehr hat auszuweichen oder zu Bremsen, meinst du wirklich da hast du noch die Zeit handlungsweisen in deinem Kopf durchzugehen und auszuführen?
Ich glaube nicht das, das ein normaler Straßennutzer kann der kein besonderes Training absolviert hat.
Mir hat einmal ein Arzt in einer Notfallambulanz erzählt, dass alkoholisierte Autofahrer meistens leichter verletzt sind als nüchterne. Alkoholisierte sind nicht angespannt weil sie den Crash nicht kommen sehen und somit nicht verkrampfen. Weniger Knochenbrücke und HWS-Trauma. Also scheint was dran zu sein locker zu bleiben. Aber ich könnte es auch nicht. Stände sicher auch mit dem Bremspedal in der Ölwanne bei durchgestreckten Beinen und würde krampfhaft das Lenkrad festhalten.
Soll aber keine Aufforderung zum Trinken während der Fahrt sein. Bitte nicht falsch verstehen.
sehe ich anders
wenn ich von hinten komme und dir vollgas eine auf den schädel mitgebe mit der faust, dann bist du erstmal außer gefecht.
wenn du aber deine nackenmuskeln und überhaupt die ganze körperspannung aufbaust, dann sind die schmerzen nicht so groß
deswegen sind boxer auch meistens muskolös 😉
ich behaupte körperspannung ist das A und O
ein natürlicher reflex der uns schützt
Zitat:
Original geschrieben von 316!RHCP
ich behaupte körperspannung ist das A und O
ein natürlicher reflex der uns schützt
Ja, das sehe ich grundsätzlich auch so. Jedoch am Lenkrad mit maximaler Körperspannung abstützen, ist definitiv der falsche Weg 😉
Hatte auch schon mal so ne Situation.
Es war Nachts und es ereignete sich kurz vor ner Kurve.
Unfallgegner fuhr Geradeaus und riss in letzter Sekunde das Steuer rum.
Hat wohl mit dem Handy gespielt.
Da er auf meiner Spur war wollte ich Links an ihm vorbei um mich zu retten.
ER zog aber auch zur Strassenmitte und wir haben uns voll getroffen.
Beide Totalschaden. Keine verletzten.
Das hat sich innerhalb von 3 bis 4 Sekunden abgespielt und da machste nix mehr mit
in den Sitz drücken usw.
Das geht so schnell.
je nach dem wie schnell man ist würde ich nach einmal ordentlich bremsen die füsse weg vom pedal nehmen da man sich da schnell einklemmen kann.
Zitat:
Original geschrieben von reom35
Hat wohl mit dem Handy gespielt.
..und beim Drahke einer mit dem CD Player. Und da regt man sich im Forum über die vermeintlichen "Raser" auf, die konzentriert schnell fahren. Willkommen im Straßenverkehr des Internetzeitalters 🙄
ich hatte mal eine Situation wo ich beinahe in die Seite eines Hummer H3 geprallt wäre. Ich fürh Tacho 60 und sie ist 10 m vor mir auf die Straße eingebogen. man sitzt angespannt und presst den Kopf gegen die Kopfstütze. Außerdem stütztman sich weg vom Steuerrad.
Ich hab gehört, dass man die Arme hochnehmen soll, weil man im Krankenhaus dann besser das hemd ausziehen kann.
Ernsthaft: Fürs Denken wird nicht mehr viel Zeit bleiben, gefragt sind Reaktionen aufgrund bereits erlebter Gefahrensituationen, die dann automatisch ablaufen. Persönlich hoffe ich auch auf die verbesserte Technik der Fahrzeuge, die in Gefahrensituationen automatisch eingreift.
ich weiß wie man sich in einer solchen Situation verhällt da selbst erlebt siehe vorherigen beitrag von mir. und du wirst die arme mit sicherheit nicht hochnehmen glaub mir. Und ausserdem können die deine arme auch selber hochnehmen im krankenhaus. oder die zerschneidend dein hemd eben.