Wenn der Verkäufer einfach kein schriftliches Angebot machen will ...
Ich habe gerade eine etwas seltsame Erfahrung mit einem Autohaus (renommiertes AH, Vertragshändler mit mehr als 80 Mitarbeitern, seit Jahrzehnten am Ort, vor Jahren habe ich dort schon mal gekauft) und verstehe die Hintergründe nicht. Ich merke nämlich ganz deutlich, dass der Verkäufer mir aus irgendeinem mir unbekannten Grund kein vernünftiges schriftliches Leasing-Angebot machen will.
Ich kaufe gewerblich ca. 4 Neuwagen jährlich und kenne daher die normalen Abläufe. Eigentlich ist es immer gleich:
Ich beschäftige mich mit dem Konfigurator, habe am Ende eine fertige Konfiguration mit einem Code, suche mir ein Autohaus und die Kontaktdaten eines Verkäufers aus, sende per Mail eine Leasinganfrage mit der Konfiguration und den gewünschten Leasing-Parametern.
Normalerweise kommt dann sehr zeitnah eine Mail mit angehängtem mehrseitigem pdf zurück, in der noch mal das ganze Fahrzeug beschrieben ist und die Leasingdaten und die monatl. Leasingrate genannt sind. Das Angebot hat auch eine Angebotsnummer, sodass ich mich genau darauf beziehen kann, wenn ich das Angebot annehmen möchte.
Diesmal lief das ganz anders:
1. Auf meine Mailanfrage eine Woche keine Antwort.
2. Ich nehme telefonisch Kontakt zu dem Verkäufer auf, den ich per Mail angeschrieben hatte. Er entschuldigt sich für die Verzögerung und sagt zu, dass sein Kollege das Angebot gleich per Mail rausschicken würde.
3. Statt einer Mail kommt ein Telefonanruf von diesem Kollegen. Er nennt mir am Telefon die monatl. Leasingrate. Ich muss aber noch mal gezielt nachfragen, ob das auch für die von mir angefragten Leasingkonditionen gilt, was er bestätigt. Ich frage nach, ob er mir das noch mal schriftlich per Mail schicken kann, was er bejaht.
4. Er schickt mir eine Mail, allerdings leer und ohne Anhang.
5. Ich rufe wieder dort an, teile mit, dass die Mail leer war, was er nun auch bemerkt und zusichert, dass er jetzt das Angebot gleich rausschickt.
6. Es kommt wieder eine Mail, aber das "Angebot" ist eine halbe Zeile Text, in der weder das Auto beschrieben wird, noch die Leasingkonditionen genannt werden, sondern nur die monatl. Leasingrate genannt wird.
Ich habe jetzt den Eindruck, dass das nicht einfach nur schlechte Kommunikaton ist. Faulheit kann es ja auch nicht sein, denn er muss ja die Fahrzeugkonfiguration geladen haben und seinen Leasingrechner irgendwie benutzt haben. Ich vermute, dass man mir das Angebot aus irgendeinem Grund nicht schriftlich mitteilen will, aber ich verstehe nicht warum.
Ihr könnt es natürlich auch nicht wissen, aber vielleicht bessere Vermutungen anstellen als ich. Hat jemand eine Idee, was die Gründe für dieses Verhalten sein könnten?
50 Antworten
Ein Beispiel schrieb ich ja schon, Widerrufsrecht für Fernabsatzverträge. Faulheit, Überlast, …
Stell ihn zur Rede, anders wirst du keine Chance auf die Wahrheit haben. (Aber selbst dann ist unklar, ob er damit rausrückt oder was anderes vorschiebt.)
Vllt. liegt es auch daran, dass der Verkäufer somit die Möglichkeit eingrenzt, dass das Angebot ausgedruckt und damit hausieren gegangen wird, was ja leider immer häufiger gehandhabt wird, ist aber nur eine Vermutung, wird sich sicherlich noch klären 🙂
Warum leider? Das ist normales kapitalistisches Verhalten.
Zitat:
@Handschweiß schrieb am 5. Mai 2025 um 14:29:04 Uhr:
Warum leider? Das ist normales kapitalistisches Verhalten.
Absolut NICHT! Korrektes Verhalten wäre es, durch Verhandeln ein Angebot zu erhalten und dann zu entscheiden.
Dem Verkäufer ein Angebot vorzulegen um zu sagen, "kannst du das unterbieten?" hat nichts mit kapitalistischem Verhalten zu tun.
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Ich finde Gegeneinander-Ausspielen auch keine faire Verhandlungstaktik. Mehrere Angebote einholen und sich für das beste entscheiden, ist aber richtig.
Ich habe bisher 4 Autos geleast und mir jedesmal 4-5 Angebote von Händlern machen lassen. Immer wenn ich einem abgesagt hatte, hieß es, ich solle das Angebot schicken, dann könne er es unterbieten. Der Händler will Geld verdienen, ich will Geld sparen. Daher ist es für mich völlig legitim, Angebote abzugleichen und bei Bedarf dem Händler auch zu sagen, dass ich ein besseres Angebot habe.
Zitat:
@twilightpurplem3 schrieb am 5. Mai 2025 um 14:32:19 Uhr:
Zitat:
@Handschweiß schrieb am 5. Mai 2025 um 14:29:04 Uhr:
Warum leider? Das ist normales kapitalistisches Verhalten.Absolut NICHT! Korrektes Verhalten wäre es, durch Verhandeln ein Angebot zu erhalten und dann zu entscheiden.
Dem Verkäufer ein Angebot vorzulegen um zu sagen, "kannst du das unterbieten?" hat nichts mit kapitalistischem Verhalten zu tun.
Gehe ich in Teilen mit. Wie oft passiert es jedoch, dass ein Händler sagt, dass er alles mögliche getan hat und mehr nicht möglich ist. Legt man ein günstigeres Angebot vor, ist dann plötzlich doch noch Luft nach unten 😉
Ist völlig normal und wird von professionellen Einkäufern in der Industrie genau so gemacht. Ich bin schon 3mal hin und her gegangen und habe immer noch etwas herausgeholt. Und bin sicher, dass kein Verkäufer Verluste dabei machte.
Wie man das handhabt, muss jeder selber entscheiden, mir wurde es eben anders beigebracht und ich vertrete das auch nicht so. Ich wollte hier keine Grundsatzdiskussion lostreten, sondern lediglich dem Ersteller auf seine Frage antworten.
Zitat:
@Rockville schrieb am 2. Mai 2025 um 16:29:37 Uhr:
Der Verkäufer war heute nicht da, will sich aber am Montag bei mir melden. Mal sehen, ich bin skeptisch ...
Die Skepsis war berechtigt, er hat sich entgegen seiner Zusage nicht gemeldet. Das war es dann mit diesem Autohaus. Die Gründe bleiben für mich aber unerklärlich. Ich kann wirklich auf eine gewisse Erfahrung mit dem Neuwagenkauf bzw. Leasing zurückblicken, aber so einen Fall hatte ich noch nie.
Zitat:
@Favorite schrieb am 5. Mai 2025 um 09:41:38 Uhr:
Vllt. liegt es auch daran, dass der Verkäufer somit die Möglichkeit eingrenzt, dass das Angebot ausgedruckt und damit hausieren gegangen wird,
Eher unwahrscheinlich. Ich hatte ja fest zugesagt, dass ich zeitnah bestelle, sobald ich das schriftliche Angebot vorliegen habe. In allen anderen Fällen bekam ich auch immer das gewünschte Angebot zeitnah per Mail, da hatte ich noch nie das Gefühl, dass man da nichts "herausrücken" will. Und wie gesagt, hatte ich ja schon mal bei diesem AH gekauft.
Hast du denn mal mit der Verkaufsleitung bzw. Geschäftsführung gesprochen?
Zitat:
@Hemmi1953 schrieb am 6. Mai 2025 um 19:03:23 Uhr:
Hast du denn mal mit der Verkaufsleitung bzw. Geschäftsführung gesprochen?
Wozu? Sind wir echt schon so weit das wir für ein Angebot betteln müssen? Wie ist denn der Service erst nach Vertragsunterzeichnung?
Das Verhalten des Händlers schreit doch nach "geh woanders hin". Dann tut man es halt, hätte ich null Problem mit.
Bei Handwerkern läuft es übrigens auch immer so. Kommt kein Angebot, auch nach einer Nachfrage, dann halt nicht. Gibt genug andere, die sich über Aufträge freuen, da wäre/bin ich völlig schmerzfrei.
Gruß
Zitat:
@Hemmi1953 schrieb am 6. Mai 2025 um 19:03:23 Uhr:
Hast du denn mal mit der Verkaufsleitung bzw. Geschäftsführung gesprochen?
Noch nicht und ich weiß auch nicht, ob ich es mache. Möglicherweise handelt ja der Verkäufer genau so, wie es der Autohaus-Inhaber wünscht. Ein angestellter Verkäufer ist ja in der Regel weisungsgebunden und hat sicherlich vom Chef bestimmte Vorgaben. Deswegen weiß ich nicht, ob ich beim Verkaufsleiter bzw. Inhaber des Autohauses richtig wäre. Andererseits: Wenn ich nicht nachfrage, werde ich es wohl nie erfahren, was da los war.
Bekommen Verkäufer üblicherweise zum Grundgehalt eine Provision? Das ist ja eigentlich bei Verkäufern in allen Branchen so üblich. Insofern muss es schon irgendeinen Grund geben, warum der Verkäufer auf seine Provision und das Autohaus auf seine Marge verzichtet.
Kann es evtl. so sein, dass das Autohaus bzw. einer der anwesenden Verkäufer dir in der Vergangenheit des öfteren mal Angebote erstellt hat und du dann überregional gekauft/geleast hast?
So liest sich die Sachlage für mich und mein Bauchgefühl sagt mir, dass die anwesenden Herren einfach keine Motivation haben, für <300€ Provision noch Angebote zu erstellen, per Mail senden und und und.
Ich meine: Die Konfiguration hast du selbst gemacht, das Auto ist also klar. Die Leasingrate wurde dir mitgeteilt, d.h. drei oder vier aufeinanderfolgende Zahlen bzgl. der Leasingrate wirst du dir ja merken können. Wobei, musst du ja nicht, steht ja in der Mail :-)
Just my two cents…
Zitat:
@Kickdown-HH schrieb am 7. Mai 2025 um 06:40:31 Uhr:
Kann es evtl. so sein ...
Nein, das war meine erste Anfrage seit dem damaligen Kauf vor vielen Jahren. Dazwischen keine weiteren Anfragen. Anderenfalls würde ich ja auch von alleine auf die Idee kommen, dass es daran liegen würde.
Zitat:
@Kickdown-HH schrieb am 7. Mai 2025 um 06:40:31 Uhr:
mein Bauchgefühl sagt mir
Da trügt dich eben dein Bauchgefühl.
Zitat:
@Kickdown-HH schrieb am 7. Mai 2025 um 06:40:31 Uhr:
Wobei, musst du ja nicht, steht ja in der Mail
Welche Mail meinst du? Es gab eine mit der Nennung der Leasingrate, aber in dieser Mail wurde weder das Fahrzeug beschrieben, noch wurden die Leasingkonditionen wie Laufzeit, Jahresfahrleistung und Sonderzahlung genannt. Damit stand die Leasingrate "einsam" in dieser Mail, ohne jeden Zusammenhang mit einem konkreten Leasingangebot.
Das wäre so, wie wenn ich dir folgendes Angebot mache:
"Hallo Herr Kickdown-HH, die Leasingrate beträgt 410 Euro."
Das wäre doch relativ sinnlos, oder?