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Warum Kühlflüssigkeit wechseln ?

Themenstarteram 21. März 2013 um 19:35

Hallo liebe Forengemeinde,

vor einigen Tagen haben wir im Verein über die Notwendigkeit des Wechsels von Kühlflüssigkeit kontrovers diskutiert. Keiner wusste genaues, so mein Gefühl, dafür war die Diskussion um so erregter. Echt verrückt, was Leute emotional bewegt.... :D

Wie ist das denn nun wirklich, wenn man nur die nackten technischen Fakten berücksichtigt?

1. Ist ein Austausch von Kühlflüssigkeit in bestimmten Abständen überhaupt notwendig?

2. Wenn ja, warum eingentlich? Kann doch kein Wasser ziehen, und schlecht werden doch auch nicht !?

Beste Antwort im Thema

Zitat:

@fireball112 schrieb am 21. März 2013 um 21:40:03 Uhr:

Genau, ist ja auch kein großer Kostenfaktor. Ist immer noch billiger, als Neuteile nehmen zu müssen.

Halte das mit Getriebeöl auch so. Ein Wechsel kann nicht schaden.

Sicherlich kann der auch schaden. (Ich spreche jetzt nicht vom Getriebölwechsel, sondern vom Kühlwasserflüssigkeitswechsel)

Um das zu verstehen, muss ich etwas ausholen. Ich versuche es aber trotzdem möglichst knapp zu machen, obwohl selbst die Wissenschaft auf diesem Gebiet mittlerweile nicht mehr trivial ist.

Glysantine ist immer auch ein „Kompromiss-Gemisch“. Es besteht größtenteils (>90%) aus Ethylenglycol (oder „Ethandiol“), also Alkohol, und dessen Zumischung zum Wasser hat einzig und allein die Aufgabe, den Gefrierpunkt herabzusetzen (Frostschutz). Ethylenglycol schützt keinesfalls vor Korrosion. Um der korrosiven Wirkung entgegenzusetzen werden sog. Inhibitoren beigemischt, die sich wie ein Film auf die zu schützenden Oberflächen absetzen (sollen). Dabei handelt es sich um einen ganzen Mix aus organischen und anorganischen Substanzen wie z. B. Benzotriazol, Natriumnitrit, Natriumnitrat, Silikaten etc. deren Mischungsverhältnis Firmengeheimnis ist. Denn genau hier liegt die Crux.

Diese Inhibitoren haben zahlreiche antagonistische Wirkungen. Beispiel: Natriumnitrit schützt gegen Korrosion von Eisen und Stahl, greift aber Aluminium an. Natriumnitrat schützt Aluminium, greift aber Eisen an.

Da das Innere eines Motorkühlkreislaufes aus verschiedenen Materialien (auch andere Metalle und Kunststoffen) besteht, liegt hier die große technische Herausforderung, das richtige Mischungsverhältnis zu finden. Glysantine hat also nicht allein schützende, sondern auch aggressive/korrosive Inhaltsstoffe.

Viele Hersteller haben für jeden Motortyp unterschiedliche Produkte im Programm, je nachdem, welche Materialien überwiegend in diesem Motortyp verbaut sind. Wer durch Zugabe von Glysantine seine Motor schützen will, sollte sich also zunächst im Klaren sein, ob es sich um einen Grauguss- oder Aluminiumblock handelt, ob viel Kupfer verbaut ist oder mehr Messing oder Weichlot, und dann den passenden Frostschutz suchen (sofern vorhanden).

Übrigens: Glysantine und deren Inhaltsstoffen sind farblos. Warum Glysantine trotzdem bunt ist, liegt an künstlich zugesetztem Farbstoff (wie bei Kraftstoffen).

Was bewirkt denn außer den Inhibitoren, dass Kühlwasser korrosiv ist? Es ist nicht das Wasser selbst, sondern der im Wasser gelöste Sauerstoff (und nicht der in der Molekülstruktur gebundene Sauerstoff). In frischem Wasser ist der im Wasser gelöste Sauerstoffanteil hoch, in altem abgestandenem Wasser gering, weil dieser chemisch bereits reagiert (oxidiert) hat. Wenn der Kreislauf geschlossen ist, kommt auch kein neuer Sauerstoff hinzu.

Kurzzeitiges Öffnen des Kühlwasserausgleichbehälters hat keinen nennenswerten Einfluss auf im Kühlwasser gelösten Sauerstoffanteil. Wer Anlagen zur Anreicherung von Sauerstoff kennt, weiß, dass hier ständige Umwälzung und Oberflächenvergrößerung (Aufschäumung) notwendig ist, damit Wasser überhaupt Sauerstoff aufnimmt.

Die korrosive Wirkung des Wassers lässt also mit der Zeit immer mehr nach.

Für den Kühlwasserkreislauf kann es also vorteilig sein, in diesem das alte, abgestandene und sauerstoffarmes Wasser zu belassen, weil dieses nur noch eine geringe bis keine korrosive Wirkung hat. Wer regelmäßig sein Kühlwasser wechselt, bringt regelmäßig neuen Sauerstoff und somit korrosiveres Wasser in den Kreislauf, als vorher abgelassen wurde.

Warum wird nun überall trotzdem dazu geraten, Kühlwasser regelmäßig zu wechseln? Meine Meinung: Die Hersteller haben, wie die Hersteller von Schmieröl, ein rein wirtschaftliches Interesse daran und sind nun auf den selben Zug aufgesprungen, auf dem die Ölwechsel-Fetischisten schon seit Jahren fahren. (Wobei regelmäßige Ölwechsel einen anderen Sinn haben). Man muss den Leuten nur immer wieder und überall eintrichtern, dass man seinem Motor etwas gutes tut, bis man es glaubt.

Merke: Regelmäßige Kühlwasserwechsel können auch schaden. Es kommt immer darauf an. Pauschalaussagen kann es nicht geben. Man muss stets den Einzelfall betrachten.

Gruß

Jo.

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Zitat:

@metalhead79 schrieb am 20. Januar 2021 um 09:56:37 Uhr:

Zitat:

@Sportler-69 schrieb am 20. Januar 2021 um 09:48:23 Uhr:

"Das G12+ würde ich nehmen für alles. Das ist für Fus und Alu Motoren geeignet und lange bewährt"

Das ist silikatfrei und es gibt Fahrzeuge die haben Silikatspeicher im Ausgleichsbehälter.

Weiß nicht ob das da so geschickt ist.

Gruß Metalhead

Ich habe den Text von Schmopsi das ja nur Zitiert:rolleyes:

Zitat:

@Sportler-69 schrieb am 20. Januar 2021 um 10:00:00 Uhr:

Ich habe den Text von Schmopsi das ja nur Zitiert:rolleyes:

Nee hast du nicht :rolleyes:

Aber jetzt hab ich auch realisiert daß das die Absicht war. ;)

Gruß Metalhead

Zitat:

@Go}][{esZorN schrieb am 15. Januar 2021 um 16:51:38 Uhr:

Entweder Deckel auf und laufen lassen (meistens), Entlüftungsschraube(n) auf oder Kühler auf und später den Ausgleichsbehälter auffüllen (Japaner).

Ich kenne nur wenige Autos, wo man tricksen muss, so muss man zB einen T3 vorne anheben, sonst geht die Luft nie raus.

Naja, meinen E39 entlüftet man gemäss BMW Anleitung indem man befüllt, die Entlüftungsschraube öffnet bis das Wasser blasenfrei austritt, Heizung auf Max. bei kleinster Lüfterstufe, danach Entlüftungsschraube verschliessen, Motor starten und paar Gasstösse zwischen 4000 und 5000 U/min gibt.

 

Ich hab das Auto vorne etwas angehoben, ein zwei oder drei Mal bis max. 2500 U/min Gas gegeben, und dann losgefahren. Trotz Standheizung und ein paar tückischen Wasserleitungen war es kein Problem.

 

Beim Volvo füll ich einfach auf, warte bis das Thermostat öffnet indem der Wagen im Stand warm läuft, danach nachfüllen, fahren, kontrollieren, OK.

 

Jeder Wagen ist halt anders, wie bereits erwähnt.

Zitat:

@edgar schrieb am 24. März 2013 um 18:23:35 Uhr:

gerade zu diesem thema .....

renault f motoren haben nen wechselintervall von 2 -3 jahren ....das kühlwasser kippt dann um und verwandelt so ziemlich alles im kreislauf in einen rostigen brei der spätestens nach 8-10 jahren alles zugesetzt hat .

zu finden im reno forum wenn einer so ab ende september " heizt schlecht " schreibt ......ursache ist dann meist das nicht gewechselte kühlwasser .

ich persönlich wechsel alle 2 jahre im sommerauto die flüssigkeiten ( ausser getriebe , das kommt öfter ;-) )

Hmmm habe 8 Jahre keine Kühlflüssigkeit erneuert, nachdem ich die Kühlflüssigkeit abgelassen hatte, sah sie aus wie neu. Vermutlich habe ich die falsche Kühlflüssigkeit verwendet?

Kein Rost nichts......

Die in meiner Honda XL 125 ist jetzt 19 Jahre alt und 0 Verluste oder Probleme. Selbst bei über 30 Grad und Vollgas keine Überhitzung oder sonst was auffälliges.

Das Kühlmittel hat Inhaltsstoffe, welche Oxidation verhindern. Je nachdem welche Materialien im Kühlmittelkreislauf verbaut sind, werden mehr oder weniger Inhaltstoffe aufgebraucht, bis der Oxidationschutz bei Null ist und sich Rost bildet oder sich Teile anfangen aufzulösen (oxidieren). Nachdem jeder Hersteller weiß, was er verbaut hat, und wann im ungünstigsten Fall das Kühlmittel "am Ende" ist, legt er fest, wann das Kühlmittel ersetzt werden sollte.

Auch die Konservendose, welche 1990 abgelaufen war, war noch genießbar. Sicher war sie aber 1990 genießbar. Das gleiche gilt für das Kühlmittel.

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