Unbekanntes Kind verursacht Schaden
Heute, am frühen Nachmittag, war ich betrieblich (im Auftrag des Arbeitgebers) unterwegs, als ich auf einer größeren Straße durch ein Wohngebiet fuhr, Tempolimit 30. Schon in der Kurve vernahm ich, dass auf der linken Seite der Straße zwei Jungs standen (dürften 8-12 Jahre alt gewesen sein, ich habe keine Kinder und bin daher auch relativ schlecht darin, deren Alter einzuschätzen). Einer der beiden hielt einen Fußball in der Hand, der andere blickte in meine Richtung zur Straße hin. Wegen des Fußballs rechnete ich ehrlich gesagt mit allem, weswegen ich mich bereits auf 15-20 km/h heruntergebremst hatte.
Auf Höhe der Stelle, an der der Junge am nächsten zur Straße stand, nahm ich noch einmal explizit Blickkontakt auf als dieser völlig unvermittelt einen Stein in Richtung meines fahrenden Autos warf. Die Entfernung vom Auto zum Kind dürfte etwa 5 Meter betragen haben. Der Stein traf das Fenster auf Fahrerseite und dieses ist schließlich neben mir eingebrochen. Im Schock des Moments bin ich erst noch einige Meter weitergerollt ehe ich zum Stillstand kam, die Kinder standen in diesem Moment noch an der gleichen Stelle wie zuvor. Ich blieb also stehen, schaltete die Warnblinkanlage an und öffnete die Tür und schon liefen die beiden davon, durch ein angrenzendes kleines Waldstück den Hang hinab.
Ehrlich gesagt war ich in dem Moment nicht in der Lage, die Kinder (liefen, soweit ich das sehen konnte in verschiedene Richtungen davon) zu verfolgen. Ich ging also zurück zum Auto und fuhr erstmal mit dem Rest vom Fenster, der noch vorhanden war, weiter. Nach dem Termin beim Kunden habe ich dann die Sache der örtlichen Polizei gemeldet, es wurde eine Anzeige gegen Unbekannt aufgenommen und Fotos vom Schaden gemacht, mehr aber erstmal nicht. Ich habe die Kinder bzw. deren Aussehen beschrieben und den Sachverhalt geschildert als mir der Beamte mitteilte, dass man die Täter wahrscheinlich nicht ermitteln können wird und mir riet, den Schaden meiner VK zu melden, ich habe aber gar keine VK, rechnet sich für mein Auto eigentlich auch gar nicht mehr. (Abbezahlt, kein Leasing, Brot und Butter - Fahrzeug)
Bedauerlicherweise handelt es sich um meinen privaten PKW den ich (auch steuerlich berücksichtigt) beruflich nutze. Daher ist der Schaden für mich auch von beruflicher Natur da ich für die Reparatur erstmal auf den Wagen verzichten werde müssen und ich mich dann um ein Leihfahrzeug umsehen muss, das bezahlt mir natürlich auch niemand.
Was soll ich nun unternehmen? Ich habe bereits auf dem Rückweg zur Firma die unmittelbare Nachbarschaft in dem betreffenden Wohngebiet abgeklopft, aber niemand konnte oder wollte etwas dazu sagen, wer diese Kinder denn sein könnten.
Andere Frage: kann ich dafür meinen AG in Anspruch nehmen? Es handelte sich schließlich um eine betriebliche Fahrt und nicht mein Privatvergnügen.
Tut mir leid falls der Text etwas wirr geworden ist, ich bin immer noch etwas mitgenommen und schockiert, denn ich hätte mit allem gerechnet (Kind läuft auf die Straße, schießt den Ball weg, you name it) aber nicht mit einem Steinwurf.
145 Antworten
Kann der AG überhaupt die Nutzung des privaten PKW anweisen?
Bei uns "darf" ich zwar den privaten Wagen für dienstliche Zwecke nutzen, aber es kann nicht von mir verlangt werden.
Dafür bekomme ich dann aber immerhin 0,20€ pro km und eine Haftung aus Kulanz bis zu 300€ (mit einem SB von 25%)... Da habe ich dann die Wahl mit Bus und Bahn auf Dienstreisen zu gehen, oder die Kröte zu schlucken.
Eine gebrauchte Scheibe zu organisieren ist wahrscheinlich die günstigste Lösung. Die Kinder zu ausfindig zu machen ist so gut wie unmöglich. Und selbst wenn... den Eltern wird es wahrscheinlich nicht einmal ein Schulterzucken abringen.
Zitat:
@NDLimit schrieb am 13. Juni 2022 um 21:35:57 Uhr:
Wurde schon erwähnt, dass die Kids in dem geschätzten Alter im Straßenverkehr deliktunfähig sind?Kein Delikt, keine Erstattung...
Edit: kleine Korrektur.. über 10 wären sie delikfähig...
Was du meinst ist die Haftung im Strassenverkehr. Die ist unter 7 ausgeschlossen und bis 10 eingeschränkt. Dann geht es aber um Verursachen von Unfällen und ein solcher liegt hier nicht vor. Hier hätte er TE vermutlich zivilrechtliche Ansprüche - die er aber nicht durchsetzen kann mangels Täter und Geld beim Täter.
Zitat:
@NDLimit schrieb am 13. Juni 2022 um 21:22:51 Uhr:
Meine letzte Seitenscheibe hat ca. 400 Taler gekostet... Wie viele Appels und Eier bekomme ich dafür???
Meine letzte Seitenscheibe, ist aber auch schon ein paar Jahre her, hat einen Zehner mehr als die 150€ SB der TK gekostet. War mir den Aufwand nicht wert die TK dafür in Anspruch zu nehmen.
Der erste Versuch wäre wohl einfach, einmal mit dem AG zu sprechen. Man muss ja nicht gleich den eigenen AG verklagen.
Zitat:
@NDLimit schrieb am 13. Juni 2022 um 21:22:51 Uhr:
Meine letzte Seitenscheibe hat ca. 400 Taler gekostet... Wie viele Appels und Eier bekomme ich dafür???
Und wenn du selbst bezahlt hättest, wärst du vermutlich mit 200€ davon gekommen. 🙂
Ich erlebe häufig dass Schadensfälle die über eine Versicherung abgerechnet werden deutlich mehr kosten als welche die privat bezahlt werden. Ich hatte vor 5 Jahren mal eine gesprungene Frontscheibe die über die VK abgerechnet wurde. Die Reparatur hat 1700€ gekostet (Head-Up Display, Klimakomfortverglasung, diverse Kamerasysteme, etc.)
Vier Jahre später habe ich am selben Fahrzeug, das inzwischen nur noch HP versichert war, selber die Frontscheibe gewechselt. Hat mich 450€ und 2 Stunden meiner Freizeit gekostet (inkl. initialisieren der Kamerasysteme). Die Frontscheibe war genau die gleiche (Hersteller, Typ) die mir auch die Werkstatt vier Jahre zuvor eingebaut hat.
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Das ist richtig. Der Schritt dauert aber keine 5 Minuten. Solche Kleinigkeiten machen viele Werkstätten für einen 5er für die Kaffeekasse. Und selbst wenn man nach dem Scheibentausch zum Vertragshändler fährt darf das keine 50€ kosten.
...mal abgesehen von dem Schaden.
Mal abgesehen von dem Schreck und das nicht mehr passiert ist.
Wie kann ein Kind von ca. 10 Jahren (+-) dazu in der Lage sein, solch eine Tat zu vollbringen ? Ist das nächste die AB-Brücke, von der ein Pflasterstein fliegt ?
Es ist ohne Worte, was mit den Menschen passiert.
Ich weiß nicht, scheiß auf die Scheibe, neue vom Verwerter, einbauen und gut.. ..aber den Jungen zu finden, dafür würde ich echt was geben was um einiges mehr kostet, wie sone Scheibe. Sicher kann man ihm vllt noch nicht mal was, aber dass sowas völlig ohne Folgen bleibt, würde mich nachts nicht schlafen lassen. Der nächste (der wieder ich sein könnte) kommt vllt nicht mit dem Schreck davon...
Bedenklicher Gruß,
Jörg.
erinnert mich daran, dass mir mal ein kind einen erdbrocken bei langsamer vorbeifahrt auf die beifahrertür geworfen hat. hab mich natürlich sofort eingeschliffen und bin wutentbrannt ausgestiegen und hab das mädl gefragt was das soll. währenddessen ist auch der vater der kleinen gekommen und hat das mittlerweile weinende mädchen abgeholt und sich bei mir entschuldigt. schaden ist gottseidank keiner entstanden und das mädl hat sich definitiv gemerkt, dass man sowas nicht macht. nach meiner, hat sie auch eine ordentliche standpauke von ihrem vater bekommen.
Zitat:
@63er-joerg schrieb am 14. Juni 2022 um 13:01:57 Uhr:
...mal abgesehen von dem Schaden.
Mal abgesehen von dem Schreck und das nicht mehr passiert ist.
Wie kann ein Kind von ca. 10 Jahren (+-) dazu in der Lage sein, solch eine Tat zu vollbringen ? Ist das nächste die AB-Brücke, von der ein Pflasterstein fliegt ?
Naja, Kinder "denken" nicht an Folgen, können Gefahren nicht einschätzen.
Ich heiße das keinesfalls gut aber ich denke jeder von uns halt als Kind auch die ein oder andere Dummheit gemacht.
Ich kann mich dran erinnern dass wir mal mit leeren Bierflaschen (ja, die standen damals noch kistenweise auf Baustellen rum ;-) ) auf die Hauswand (Rohbau) geschmissen hatten. Eine ging daneben und traf ein Fenster im Rohbau. War auch kaputt und wir haben die Fliege gemacht.
Warum wir das gemacht haben ? Keine Ahnung. Hat halt Spaß gemacht Flaschen zu zerdeppern und in dem Alter denkt man ganz einfach nicht drüber nach.
Und natürlich haben wir daheim nichts davon erzählt weil das ne Standpauke gegeben hätte.
Sprich: Da ich davon ausgehe dass die Kinder nicht komplett verwahlost sind war der Schreck für diese möglicherweise genauso groß wie für den Leidtragenden und die machen sowas bestimmt nicht mehr.
Wir reden hier von einem faustgrossen Stein, der auf eine Person geworfen wurde. Nicht einfach nur ein kleiner Kiesel oder was Dreck. Und das mit soviel Pfeffer, dass er die Distanz überbrückt und die Scheibe durchschlagen hat. Das kann schwere Verletzung zur Folge haben. Das ist kein Fenster im Rohbau, wo niemand ist.
Natürlich können Kinder das nicht einschätzen, daher sind sie nicht strafmündig. Aber es ist schon mehr als ein harmloser "Streich".
Soweit ich informiert bin, kann man Unfallkosten auf dem Weg zur Arbeit oder betrieblich veranlasst, von der Steuer absetzen. Checke das aber bitte nochmal von einem Steuerberater. Vor Jahren hatte ich das mal gemacht und hatte funktioniert.
Zitat:
@Amen schrieb am 14. Juni 2022 um 17:13:18 Uhr:
Wir reden hier von einem faustgrossen Stein, der auf eine Person geworfen wurde. Nicht einfach nur ein kleiner Kiesel oder was Dreck. Und das mit soviel Pfeffer, dass er die Distanz überbrückt und die Scheibe durchschlagen hat. Das kann schwere Verletzung zur Folge haben. Das ist kein Fenster im Rohbau, wo niemand ist.Natürlich können Kinder das nicht einschätzen, daher sind sie nicht strafmündig. Aber es ist schon mehr als ein harmloser "Streich".
Sag ich auch nicht das es, aus unserer Erwachsenensicht, "harmlos" ist. War mein Beispiel von oben auch nicht. War streng genommen "Diebstahl" (leere Bierpflaschen), Sachbeschädigung (Fenster und leere Pfandflaschen) und hätte theoretisch auch jemanden treffen können der hinter der Scheibe stand. Und ? Haben wir trotzdem nicht drüber nachgedacht (aber daraus gelernt und es auch nicht wieder getan).
Was willst jetzt dran ändern ?
Zitat:
@NeuerBesitzer schrieb am 14. Juni 2022 um 17:04:27 Uhr:
Naja, Kinder "denken" nicht an Folgen, können Gefahren nicht einschätzen.
ich sehe das anders.
kinder die einen 'mannsfaustgroßen' stein heben können müssen sich über die Gefahr die davon ausgeht im klaren sein.
hier wird schaden am menschen und oder dessen tod (wenn der stein blöd fliegt, oder das fenster offen ist) billigend in kauf genommen.
ich würde alles daran setzen diese kinder zu finden.
definitv ein anderes kaliber als flaschen auf einer baustelle werfen...
Zitat:
@polystyrol schrieb am 14. Juni 2022 um 17:21:18 Uhr:
ich sehe das anders.
kinder die einen 'mannsfaustgroßen' stein heben können müssen sich über die Gefahr die davon ausgeht im klaren sein.
hier wird schaden am menschen und oder dessen tod (wenn der stein blöd fliegt, oder das fenster offen ist) billigend in kauf genommen.
ich würde alles daran setzen diese kinder zu finden.
definitv ein anderes kaliber als flaschen auf einer baustelle werfen...
Steht dir zu das anders zu sehen.
Aber ich glaube nicht das die Kinder im vermutlichen Altern von zehn Jahren absichtlich einen Menschen verletzten wollten oder sich auch nur im Ansatz darüber Gedanken gemacht haben ob sie den Tod eines Menschen "billigend in Kauf" nehmen. Zum Glück sieht das der Gesetzgeber ähnlich. Sonst wären die Vollzugsanstallten voll mit Kindern und, sowohl du wie auch ich, hätten wohl auch einen Teil unserer Kindheit in einer solchen verbracht.
Und nein, ich sehe das immer noch nicht anders. Auch unsere Flaschen hätten einen Menschen treffen können. Hinter der Scheibe, sie hätte abprallen können, hätte dabei durch ein offenes Fenster eines dummerweise zu dem Moment vorbeifahrenden Autos fliegen können, den Fahrer am Kopf treffen können, ihn verletzten können, er hätte vor Schreck sein Lenkrad verreisen können, dabei auf den Fußweg gelangen, eine dort befindliche Person umfahren können usw.
Solche Folgen abwägen können Kinder noch weniger als die Geschwindigkeit eines Fahrzeugs einschätzen.