Tutorial / Eure Erfahrungen Gummi-Metall-Hinterachslager

[Multimeter39077]

Hallo geschätzte Forenmitglieder,

nach recht langer Abstinenz, bedingt durch Familiennachwuchs, habe ich nun wieder etwas Zeit um mich im Forum herumzutreiben. Nun aber genug von meinen privaten Umständen und zum eigendlichen Thema...

Zur Vorgeschichte: Fahre einen 88er Golf mit 1.6 RF Motor. Der Kleine ist etwas über 2 Jahren bei mir und hat in dieser Zeit ca. 40.000 km mit mir zurückgelegt. Er ist mein dritter Golf 2 und mein sechster Golf insgesammt. Die anderen waren alles 3er Gölfe. Bin also sozusagen ein Golf-Hardliner:):D

Beim letzten Tüv im Mai 2011 wurden lediglich die Domlager und die Gummi-Metall-Lager an der Hinterachse aufgelistet, jedoch ohne eine Plakettenzuteilung zu gefährden. Die Domlager habe ich in dem Folgemonat gewechselt, was sich auch als dringend nötig herausstellte, da die Lager mir in Form einzelner Kugel entgegenkamen. Die Hinterachslager machten auf mich noch einen passablen eindruck, sodass ich deren Austausch vorerst aufgeschoben habe, was uns zur vorletzten Woche bringt...

In den letzten 2 Monaten machte das Verhalten meiner Hinterachse auf mich den eindruck von "Irgendwas stimmt da nicht, so sollte das nicht sein" Das Fahrverhalten war irgendwie schwammig und auch in langen Autobahn Auf- und Abfahrten gefiel mir das Fahrverhalten garnicht. Eine genaue Beschreibung fällt mir etwas schwer, wobei es mit "schwammig" und "nicht exakt der Spur der Vorderräder folgend" noch am besten beschrieben ist. Nach einer Sichtprüfung des Hinterachskörpers und der Gummi-Metall-Lager stellten sich die Lager als potentielle Fehlerquelle heraus. Das Gummi war tief eingerissen und stark verformt, wodurch die Führung der M12er schraube nicht mehr Mittig im Lager saß und deutliches Spiel aufwies. Also stand der Wechsel ins Haus.

 

Der Wechsel der Lager:

Nach dem Studium einiger bekannten Selbsthilfebücher und den Weisheiten des Internet stellte sich heraus, das ich die Lager zwar raus, aber die neuen nicht ohne weiteres in die Achse hineinbekommen würde. Es würde mir schlicht am nötigen "Druck" fehlen um diese einzupressen. Nun stand ich vor einer kleinen Zwickmühle. Versuchen die Lager "irgendwie" zu wechseln und riskieren das Auto nicht mal mehr bewegen zu können falls das alte Lager draussen ist und das neue nicht rein will. Oder in eine Werkstatt zu fahren. Da ich wusste das es eine hydraulische Presse für diese Aufgaben gibt und ich einen guten Freund habe der in einer recht guten Tankstellenwerkstatt arbeitet, fragte ich nach ob er mir was passendes leihen könnte. Leider war dies auch nach Feierabend aufgrund der Einstellung der Chefin nicht möglich. Also selber was ausdenken...

Als Student und auch aus Schrauber-Stolz kommt der Wekstattbesuch nur als letzte Option in Frage. Mein Joker in der Sache war, das ich auch angelernter Schlosser bin und die Sache auch nicht erst seit gestern mache. Also die Lager bei Sandtler in Bochum bestellt und am nächsten Tag abgeholt. Mein erster Gedanke war dann " hm keine grade Fläche zum Pressen, deshalb wohl auch die teuren Druckgussteile an der hydraulischen Presse" Also nach Feierabend mit Segen vom Werkstattmeister etwas gebastelt.. Aber dazu hänge ich noch Bilder an..

Der Tag der Entscheidung: Diesmal fasse ich mich kurz (soweit es geht :):D )

1. Wagen einseitig aufgebockt und zusätzlich mit Kanthölzern gesichert. (eine Bühne wäre von Forteil !! für potentielle Nachahmer..)

2. Die Bremsleitung hinter der Schraube vom Lager demontiert.. ( wer hat sich das ausgedacht:confused::confused::confused: )

3. Die Mutter der M12er Schraube gelöst und die Schraube rausgetrieben ( Achse abstützen oder von Helfer fixieren lassen, da sie nach Austreiben der Schraube absackt.)

4. Nun sackt die Achse soweit ab, das das Lager komplett freiliegt. Evtl. kann es erfordelich sein, die Achse etwas nach unten zu drücken. sollte dies nicht im ausreichendem Maß möglich sein, muss der hintere Stossdämpfer gelöst werden. Dessen Schraube ist hintem am unteren Ende des Stossdämpfers zu finden, die mutter sitzt in der Achse, ist aber problemlos zu erreichen.

5. Nun folgt die Demontage des Lagers. Mit der hydraulischen Vorrichtung ist dies ein Leichtes. Die vorrichtung wird um die Achse gelegt und das lager herausgedrückt. Ohne diese dollen Werkzeuge geht es weitaus schwieriger. Die Aschse und die Aussenseite des Lagers sind beide aus Metall !!!:( Was dies in Kombination mit mehreren Jahrzehnten Witterung bewirkt brauche ich euch nicht zu erzählen. Meine Lösung sieht wie folgt aus:

Das innere Rohr des Lager habe ich mit einem handbrenner so weit erwärmt, dass das Gummi um das erwähnte Rohr angescholzen ist. Dadurch lässt sich das innere teil des Lagers in Richtung Hinterachsmitte austreiben. Da sich das Lagerinnere in Richtung Hinterachsmitte vergrössert lässt es sich nur in eine Richtung austreiben.

An dieser Stelle ein Hinweis:

DER UMGANG MIT EINER OFFENEN FLAMME AM FAHRZEUGUNTERBODEN BRING NICHT UNERHEBLICHE RISIKEN MIT SICH !!!!! GERADE WEIL ÜBER DEM LAGER AUF DER BEIFAHRERSEITE DER TANK SITZE !!!! AUCH KÖNNEN DIE BREMSLEITUNGEN UND DER BREMSKRAFTREGLER ( SOWEIT VORHANDEN) IN MITTLEIDENSCHAFT GEZOGEN WERDEN !!! EIN SICHERER UMGANG MIT DER FLAMME SOWIE EINE AUSREICHENDE HITZEABSCHIRMUNG GEFÄHRDETER TEILE IST LEBENSWICHTIG !!!! WER SICH DESSEN NICHT SICHER IST, SOLLTE DIESE OPTION NICHT IN BETRACHT ZIEHEN !!!

Anschliessend habe ich die Gummireste entfernt und mit einer Halbrundfeile die in der Achse sitzende aüssere Hülle des Lagers von innen "angefeilt". Im Anschluss habe ich die Lagerhülse mit einem flachen Meissel und einem Dorn ausgetrieben. Auch hier ist handwerkliches Geschick erforderlich, da man den Sitz des Lagers, und somit die Hinterachse beschädigen kann !!

6. Der Sitz des Lagers wird gereinigt. Meiner Meinung nach eignet sich eine feine Halbrundfeile für die Aussenkante und feines Schleifflies für die Innenseiten.

7. Das neue Lager wird zentiert und eingepresst. Es ist darauf zu Achten, das das neue Lager eine bestimmte einbauposition hat !!! Dies ist in der Regel dem "Beipackzettel" des neuen Lagers oder etlichen Nachschlagewerken zu entnehmen.

8. Jetzt wird die Achse wieder mit dem Achsträger verschraubt und ggf. der hintere Stosdämpfer mit der Achse verschraubt. die entsprechenden Drehmomente sind der Literatur zu entnehmen.

9. Jetzt nur noch die andere Seite:D Dabei ist beachten das auf einer Seite evtl. der Bremskraftregler sitzt. Ich bin dank meines 1.6er Motors davon verschont geblieben. Ob ein BKR bei eurem Golf eingebaut ist und ob dieser demontiert werden muss kann ich mangels fehlender Erfahrung leider nicht sagen.

 

Nun würde mich Interessieren wie ihr den Tausch eurer Lager auf die Kette bekommen habt ? Habt ihr noch Tipps und Tricks auf Lager

? Ein selber gebautes Wekzeug wie ich ? Habt ihr die Lager nach Genuss von Spinat einfach mit dem Daumen raus und rein gedückt ?

Ich würde mich freuen wenn ihr eure Erfahrungen mit mir und all den anderen VW-Freunden teilen würdet, damit wir hier villeicht einen tollen Fred zusammentragen, der als gute Anleitung in alle Ewigkeit bestehen wird:):D

Ich hänge Bilder meines selber gebauten werkzeugs an. Das Lager wird mithilfe dieser Vorrichtung durch drehen der Mutter in den Lagersitz hineingezogen. Die Gewindestange dient zum ausüben der kraft. Die Platte mit den aufgeschweissten Flachstählen übt die Kraft gleichmässig auf die geschwungene Seite des Lagers aus. Der "Käfig" bewirkt, dass das innere des Lagers über die Kante der Achse hinaus gezogen werden kann.

Ich hoffe ich habe euch nicht zu sehr gelangweilt, und hoffe diese Anleitung ist so weit vollständig. Für sachliche Kritik bin ich jederzeit offen.

Nun freue Ich mich auf eure Erfahrungen und Anregungen

Euer Golfliebhaber

Tim

P.S. Rechtschreibfehler bitte ich zu entschuldigen, studiere nicht Germanistik. Ja der Teppich ist hässlich.. aber ist ja nur im Hobbyraum:D

Das letzte Bild (4) zeigt die Anwendung beim Bora mit modifizierter "Zugplatte" da die Lagerfläche dort gerade ist. Der "Käfig" und die Funktionsweise sind aber gleich !

[dodo32]

Zitat:

Original geschrieben von Golfliebhaber_RF

Ich würde mich freuen wenn ihr eure Erfahrungen mit mir und all den anderen VW-Freunden teilen würdet,

Nun, ich habe 2 teilige Hinterachslager beim Claus von Essen besorgt. Der Forenkollege sony hat gut 1,5 Stunden gebraucht um die alte Achse auszubauen, und die neue samt Lagern einzubauen. :cool:

Der Schlüssel zum Erfolg lautet also wie folgt:

- sony kennenlernen

- hier bei Motor-Talk auf den Link von Claus von Essen stossen

- 2 teilige Hinterachslager bestellen

- bei sony einschleimen :D

- Hinterachse ohne Lager besorgen

- mit sony einen Termin vereinbaren

- 1,5 Stunden verschwinden wenn er da ist, und Teile holen

- zurückkommen: die alte Achse ist draussen, die neue samt Lagerung eingebaut

- veräppelt werden :D, Achse krumm und so

- im Boden versinken

- Selbstmordgedanken hegen

- dummes Gesicht machen

- und last but not least:

es war der erste April, also Achse drinn, Achse nicht krumm und sony der Held des Tages :cool:;)

[sony8v]

Zitat:

Original geschrieben von dodo32

Zitat:

Original geschrieben von Golfliebhaber_RF

Ich würde mich freuen wenn ihr eure Erfahrungen mit mir und all den anderen VW-Freunden teilen würdet,

Nun, ich habe 2 teilige Hinterachslager beim Claus von Essen besorgt. Der Forenkollege sony hat gut 1,5 Stunden gebraucht um die alte Achse auszubauen, und die neue samt Lagern einzubauen. :cool:

Der Schlüssel zum Erfolg lautet also wie folgt:

- sony kennenlernen

- hier bei Motor-Talk auf den Link von Claus von Essen stossen

- 2 teilige Hinterachslager bestellen

- bei sony einschleimen :D

- Hinterachse ohne Lager besorgen

- mit sony einen Termin vereinbaren

- 1,5 Stunden verschwinden wenn er da ist, und Teile holen

- zurückkommen: die alte Achse ist draussen, die neue samt Lagerung eingebaut

- veräppelt werden :D, Achse krumm und so

- im Boden versinken

- Selbstmordgedanken hegen

- dummes Gesicht machen

- und last but not least:

es war der erste April, also Achse drinn, Achse nicht krumm und sony der Held des Tages :cool:;)

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