Teilschuld droht, was könnte ein Unfallanalytiker feststellen

Hallo zusammen,

ich habe nun eine Weile hier still mitgelesen und mich schließlich angemeldet, in der Hoffnung, dass mir hier jemand Auskunft geben oder seine Erfahrungen mit mir teilen kann und möchte...

Leider hatte ich vor einiger Zeit einen Unfall mit meinem Leasingauto, bei dem ich meiner Ansicht nach keine Schuld trage. Der Unfallgegner sieht das aber wohl anders.
Auf meinem Arbeitsweg gibt es am Ende der AB-Abfahrt u.a. zwei Spuren um rechts auf die (ebenfalls zweispurige) Hauptstraße abzubiegen. Ich stehe auf der rechten der beiden Spuren, links neben mir ein LKW. Unsere Ampel wird grün, ich folgedem vorgegebenen Bogen, um auf der rechten Spur der Hauptstraße auszukommen, und es kracht heftig.
Der LKW ist (so zumindest meine Überzeugung) zum Teil von seiner linken Spur abgekommen und hat mich im hinteren Fahrerbereich getroffen.
Die Kreuzung ist verkehrstechnisch nicht einmal besonders kompliziert, allerdings muss man dort immer höllisch aufpassen, weil es regelmäßig vorkommt, dass sich Leute von der linken Abbiegerspur nicht richtig auf der Hauptstraße einordnen und dann denen auf der rechten Spur beinnahe reinfahren.

Seine Aussage: ich bin Schuld, ich hätte die Spur (von rechts nach links) wechseln wollen.
Gut, was er mir gegenüber äußert, ist ja einerlei, aber als er das dann ggü. der Polizei wiederholte, ahnte ich, dass das Ärger geben könnte.
Polizei war also da, Fotos wurden gemacht. Zeugen gibt es keine. Also theoretisch bestimmt, denn es war beginnende Hauptverkehrszeit in einer Großstadt, aber ich habe eben keinen. Kaum war ich zuhause hab ich meine Versicherung und die Leasing informiert, wenig später auch meine RSV. Die Leasing sagte, das Auto muss begutachtet werden, also wenige Tage später ab in die Werkstatt.
Schaden am Auto: 14 TSD Euro, weitere Schäden nicht ausgeschlossen, hinzu kommen Wertminderung und Gutachterkosten.
Schäden am anderen Fahrzeug waren zumindest nicht zu sehen - Baustellenfahrzeuge sind anscheinend ziemlich robust...

Wenn der Fahrer der Versicherung ggü. bei seiner Aussage bleibt, rechne ich natürlich mit Widerstand und der Tatsache, das mir eine Teilschuld droht. Das Auto ist VK-versichert, ich habe eine RSV, die den Anwalt bezahlt. Ich würde also unmittelbar nur die 300 Euro der SB los sein, aber später dann natürlich die Hochstufung meiner Versicherung bezahlen müssen.
Gut, das nimmt mir nicht die Butter vom Brot, allerdings würde ich mir einfach ein Loch in den Bauch ärgern, wenn ich auf etwas (teil-) sitzenbleibe, was ich nicht zu verantworten habe, während der andere sich entspannt zurücklehnen kann, weil die Firmenversicherung ja zahlt.

Jetzt meine Frage an euch - wenn irgendwer einen Unfallanalytiker beauftragt, kann dieser dann anhand der Schäden feststellen, auf welcher Spur sich die Fahrzeuge befunden haben müssen?
Ich habe die Hoffnung, dass man anhand des Anprallwinkels feststellen könnte, dass ich nicht auf der linken Spur gewesen sein kann (denn dafür hätte ich natürlich einen anderen Bogen schlagen müssen als für die rechte Spur).
Oder kann es passieren, dass das nicht restlos geklärt werden kann und es auf eine Teilschuld meinerseits hinausläuft?

Danke und viele Grüße!

176 Antworten

Schaut euch doch die Szenerie hier im Street View an.
Nach meinem dafürhalten ist hier der LKW Fahrer eine erhebliche Mitschuld. Das fängt mit der Wahl der falschen Spur an und endet mit der Möglichkeit (und wie man an den alten Luftbildern erkennen kann auch angedachten) Verkehrsführung. Ganz wird man aber vermutlich nicht raus kommen.

Zitat:

@ktown schrieb am 13. Februar 2025 um 07:49:25 Uhr:Schaut euch doch die Szenerie hier im Street View an.
Nach meinem dafürhalten ist hier der LKW Fahrer eine erhebliche Mitschuld. Das fängt mit der Wahl der falschen Spur an und endet mit der Möglichkeit (und wie man an den alten Luftbildern erkennen kann auch angedachten) Verkehrsführung. Ganz wird man aber vermutlich nicht raus kommen.

Aber was hätte ich denn besser oder anders machen müssen? Ich kann doch, nach meinem Dafürhalten, nichts anders machen als mich an einer zweispurigen Abbiegespur rechts einzuordnen, wenn ich keinen Grund habe, links zu stehen und den Markierungen zu folgen und zuzusehen, dass ich auch rechts auf der Hauptstraße auskomme, so, wie die Markierungen es vorsehen und dabei meine Spur einzuhalten.

Zitat:

@Nelia82 schrieb am 13. Februar 2025 um 08:13:22 Uhr:Aber was hätte ich denn besser oder anders machen müssen? Ich kann doch, nach meinem Dafürhalten, nichts anders machen als mich an einer zweispurigen Abbiegespur rechts einzuordnen, wenn ich keinen Grund habe, links zu stehen und den Markierungen zu folgen und zuzusehen, dass ich auch rechts auf der Hauptstraße auskomme, so, wie die Markierungen es vorsehen und dabei meine Spur einzuhalten.

Das Schlagwort heißt hier Betriebsgefahr. Schon durch das bewegen des eigenen Fahrzeuges wird man in der Quotelung eine Teilschuld bekommen.

Zitat:

@Nelia82 schrieb am 13. Februar 2025 um 08:13:22 Uhr:Aber was hätte ich denn besser oder anders machen müssen? Ich kann doch, nach meinem Dafürhalten, nichts anders machen als mich an einer zweispurigen Abbiegespur rechts einzuordnen, wenn ich keinen Grund habe, links zu stehen und den Markierungen zu folgen und zuzusehen, dass ich auch rechts auf der Hauptstraße auskomme, so, wie die Markierungen es vorsehen und dabei meine Spur einzuhalten.

Du hättest A so schnell beschleunigen können das du an dem LKW vorbei bist bevor die Kurve so richtig anfängt.

Oder B dich zurück fallen lassen können so das du hinter dem LKW bist.

Ich weiß beides im Alltag nicht besonders realistisch, alles lässt sich eben nicht verhindern.

Ich versuche es zu vermeiden wo es nur geht neben LKW her zu fahren, gerade weil ich um den riesigen Toten Winkel von LKW bescheid weiß.
Dennoch lässt es sich nicht immer vermeiden und mich hätte auch schon mal beinah einer in die Leitplanke gedrückt.

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Sorry bei dieser bescheidenen Kurve sollte jeder LKW seine Spur halten können, und die riesigen Toten Winkel beim LKW sind auch Geschichte. Dank moderner Spiegel und Kameratechnik sieht man im LKW sein Umfeld besser als im PKW. Nur wenn der Auflieger abgeknickt ist, wird es etwas hackliger, aber das sollte der Lenker wissen und nicht blind die Spur wechseln.

Wenn es wirklich so war wie der TE es beschreibt sehe ich eindeutig das Versagen beim LKW, da muss man dem TE auch nicht andichten was er alles hätte machen können. Klar macht man aus weiser Voraussicht dies und jenes, das steht jetzt aber letztendlich auf einem anderen Blatt Papier.

Zitat:

@ktown schrieb am 13. Februar 2025 um 09:38:07 Uhr😁as Schlagwort heißt hier Betriebsgefahr. Schon durch das bewegen des eigenen Fahrzeuges wird man in der Quotelung eine Teilschuld bekommen.

Nun, dann müßte es immer eine Teilschuld geben.

Zitat:

@Diedicke1300 schrieb am 13. Februar 2025 um 10:57:32 Uhr:


Sorry bei dieser bescheidenen Kurve sollte jeder LKW seine Spur halten können, und die riesigen Toten Winkel beim LKW sind auch Geschichte. Dank moderner Spiegel und Kameratechnik sieht man im LKW sein Umfeld besser als im PKW. Nur wenn der Auflieger abgeknickt ist, wird es etwas hackliger, aber das sollte der Lenker wissen und nicht blind die Spur wechseln.

Wenn es wirklich so war wie der TE es beschreibt sehe ich eindeutig das Versagen beim LKW, da muss man dem TE auch nicht andichten was er alles hätte machen können. Klar macht man aus weiser Voraussicht dies und jenes, das steht jetzt aber letztendlich auf einem anderen Blatt Papier.

Das der LKW schuld ist wenn der in der Kurve die Spur wechselt ist wohl unzweifelhaft. Es lässt sich nur nachträglich kaum beweisen.

Und ich wollte den TE keine Schuld andichten,es war ja die Frage wie man so was vielleicht sich pro aktives verhalten verhindern kann also die Fehler der anderen ausgleichen.

Leider haben noch nicht alle Lkw die Spiegel und alle technischen Möglichkeiten. Aber selbst wenn muss der Fahrer die auch einsetzen, da hapert es leider auch noch sehr oft.

Zitat:

@Diedicke1300 schrieb am 13. Februar 2025 um 10:57:32 Uhr. Dank moderner Spiegel und Kameratechnik sieht man im LKW sein Umfeld besser als im PKW.

Du fährst keinen LKW, stimmts? Du hast beim Fahren gar keine Zeit alle 27 Spiegel im Blick zu behalten und die toten Winkel sind immer noch ziemlich groß. Die Verkehrsführung ist hier ziemlich murks mit den kaum noch erkennbaren Markierungen, ich glaube ich wäre auch so gefahren wie der LKW. 🙁

Wenn der aus seiner Sicht keinen Spurwechsel macht hat der auch keine Veranlassung rechts die Spiegel so genau zu beobachten. Er hat ja keinen unerwarteten abrupten Spurwechsel gemacht sondern die Kurve so gefahren dass er auf der rechten geradeausführenden Spur rauskommt. Da er das vor der Abfahrt gar nicht sehen konnte würde ich mal unterstellen dass der LKW öfter da langfährt und daher bewußt die linke Spur genommen hat um die mangels vernünftiger Markierung nicht unplausible von ihm erwartete Verkehrsführung einzuhalten.

Bei älteren Bildern sieht man wie das mal gedacht war, in der rechten Geradeausspur kann man nur noch die Reste der alten Markierung erahnen. Ohne Markierung gehen hier 2 auf 3 Spuren ... geil gemacht 🙄

Man kann IMHO über mehr oder weniger Mitschuld reden, aber ich glaube ganz raus aus der Nummer wird man nicht kommen. Ich weiß wieder warum ich versuche nie rechts neben einem LKW zu fahren wenn ich im kaum einsehbaren Bereich bin. Da ist der PKW maximal im Anfahrhilfsspiegel zu sehen.

Rein subjektiv sehe ich da auch eine Mitschuld bei der zuständigen Straßenverkehrsbehörde.

Zitat:

@ktown schrieb am 13. Februar 2025 um 09:38:07 Uhr😁as Schlagwort heißt hier Betriebsgefahr. Schon durch das bewegen des eigenen Fahrzeuges wird man in der Quotelung eine Teilschuld bekommen.

Das heißt, auch, wenn ich alles korrekt mache und ich den geltenden Regeln nach gar nicht anders handeln dürfte, bekomme ich evlt. eine Teilschuld, einfach aus dem Grund, weil ich mit meinem Auto am Straßenverkehr teilnehme? Das ist... wild.

@Turbotobi28 - es ist so, wie du sagst, recht realitätsfremd. Im Berufsverkehr einer Großstadt wohl noch mehr als auf dem Land.
Natürlich halte ich mich nicht unnötig lange neben einem LKW auf, schon allein, weil ich mich dort nicht sonderlich wohl fühle und mich immer frage, ob der mich im Zweifel überhaupt sehen würde oder könnte. Konkret an diesem Morgen hatte ich einen Sattelschlepper vor mir und der LKW eine Reihe Autos, deren Fahrer wohl auch noch müde waren und nicht zügig losfuhren... Der Weg von der Ampel bis zum Beginn der Kurve beträgt vielleicht zwei Meter, mit dem Sattelzug vor mir hätte ich es nie so schnell an ihm vorbei geschafft. Hätte ich mich von Beginn an zurückfallen lassen, hätte ich aber meine komplette Spur aufhalten müssen und den Verkehr hinter mir quasi ohne Not blockiert. Das darf ich ja auch nicht.

Alltäglich ist es so, dass es dort immer LKW gibt, die entweder direkt auf der linken Abbiegerspur stehen, weil es ihnen rechts zu eng ist oder sie einfach wissen, dass sie an der übernächsten Ampel links abbiegen müssen, um der Umleitung der gesperrten AB-Brücke zu folgen und sie keinen Bock haben, sich von ganz rechts nach links rüber zu schlängeln. Oder aus welchem Grund auch immer. Das wissen alle und das Problem hat sich durch die Sperrung der AB für alles über 3,5 Tonnen verschärft. Aber wie gesagt, das war vorher schon so und jeder Pendler hat sich damit arrangiert. Natürlich passt man da mehr auf und achtet auf die nicht nur vor, sondern auch links neben einem (eben weil da ständig welche falsch fahren). Aber dennoch muss doch jeder in seiner Spur bleiben und ich finde nicht, dass ich Teilschuld habe, wenn jemand das nicht schafft. Und wir reden hier nicht von einem LKW mit Anhänger, sondern von einem Fahrzeug "aus einem Block" ohne ausschwenkendem Anhang.

Ich weiß, es ist vielleicht nie zu beweisen, aber wo hätte ich denn links hingesollt? Da waren PWK, die bereits auf die nächste Ampel zurollten (die versetzt schaltet, so dass man zwischen den beiden Ampeln immer einen Moment warten muss und zum Stehen kommt) oder da schon standen. Da wäre gar kein Platz gewesen für mich, wie soll ich denn da die Spur wechseln? Dann hätte ich in den dicht an dicht rollenden / stehenden Verkehr reingezogen. Und ich hatte das Ende meines Bogens ja schon mit meiner Front erreicht und befand mich auf der Gerade. Nach dem Schubser stand ich komplett auf meiner Spur, und der hat mich glücklicherweise nicht meterweit nach vorne geschossen.

Wie groß ist die Wahrscheinlichkeit, dass sich ein LKW auf einer doppelspurigen AB-Abfahrt links einordnet, um beim Ampelstart dann gleich rechts herüberzuziehen?

Wie groß ist die Wahrscheinlichkeit, dass sich ein Pkw auf einer doppelspurigen AB-Abfahrt rechts einordnet, um beim Ampelstart dann gleich links herüberzuziehen?

Zitat:

@Nelia82 schrieb am 13. Februar 2025 um 11:37:44 Uhr
Das heißt, auch, wenn ich alles korrekt mache und ich den geltenden Regeln nach gar nicht anders handeln dürfte, bekomme ich evlt. eine Teilschuld, einfach aus dem Grund, weil ich mit meinem Auto am Straßenverkehr teilnehme? Das ist... wild.

Sowas passiert nach meiner Beobachtung komischerweise häufiger, wenn man keine RSV hat. 😉

Zitat:

@Taunusrenner schrieb am 13. Februar 2025 um 11:40:04 Uhr:Wie groß ist die Wahrscheinlichkeit, dass sich ein LKW auf einer doppelspurigen AB-Abfahrt links einordnet, um beim Ampelstart dann gleich rechts herüberzuziehen?

Wie groß ist die Wahrscheinlichkeit, dass sich ein Pkw auf einer doppelspurigen AB-Abfahrt rechts einordnet, um beim Ampelstart dann gleich links herüberzuziehen?

Wenn für die PKW kein Platz ist, hoffentlich nicht groß. Ich hätte nicht rechts vorbeiziehen können, um links rüber zu huschen, ich hatte einen Sattelschlepper vor mir und fahrende Autos links von mir. Wir waren nicht die ersten an der Ampel.
Der LKW hat mMn einfach den Bogen nicht ordentlich genommen.

Bitte nicht falsch verstehen, aber diese Schilderung könnte jetzt ganz anders aufgenommen werden, als gedacht.

Zitat:

@Taunusrenner schrieb am 13. Februar 2025 um 11:50:48 Uhr:Bitte nicht falsch verstehen, aber diese Schilderung könnte jetzt ganz anders aufgenommen werden, als gedacht.

Wie meinst du das?

Neben Dir ein Lkw, vor Dir ein Sattelschlepper und weitere Pkw, auch hinter Dir. Beim missglückten Spurwechsel wird der Lkw vorne rechts und Dein Fahrzeug hinten links beschädigt. Da ist allein die Wahrscheinlichkeit recht groß, dass Du nach links vor dem Lkw ausscheren wolltest, um diesen und den Sattelschlepper hinter Dich zu lassen- absolut verständliche Reaktion. Leicht verschätzt, der Lkw beschleunigt schneller als gedacht oder es gibt nur ein Missverständnis und schon ist es dann geschehen. Weniger wahrscheinlich erscheint, dass sich ein Lkw links einordnet, um dann zum Abbiegen auf die rechte Spur wechseln will und ganz sicher sieht, dass sich auf dieser Spur weitere Fahrzeuge befinden und er daher ganz besonders vorsichtig sein muss.

Natürlich war ich nicht dabei, kenne die Örtlichkeit nicht und bin auch ganz weit von jeglicher Schuldzuschreibung entfernt. Aber mit rund 2,5 Millionen Kilometer unfallfreier Fahrt im Lkw und Pkw gibt es diese Situationen sehr häufig und meist geht es gut aus- manchmal dann halt nicht. Deiner Schilderung nach -und ganz objektiv betrachtet- also ein unglücklicher Unfall, wobei der eine festhielt, der andere nicht losließ und sich einen Vorteil verschaffen wollte, in jedem Fall aber beide nicht aufgepasst haben. Von daher bin mir sicher, dass Du um eine Teilschuld nicht herumkommen wirst.

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