Sehr schlechtes lauwarm-Startverhalten von 2.5l TDI nach Zahnriemenwechsel durch Einspritzfehler?
Hallo zusammen!
Es geht um einen 2.5l V6 TDI vom Typ AKN. Dieser sitzt in einem Audi A4 B5 Bj1999, was aber denke ich keine Rolle spielt. Kilometerstand ist ca. 360000 - weitestgehend Autobahnkilometer bei 3000RPM, also relativ schonend gefahren.
Ich fange am besten mit der merkwürdigen Geschichte an. In Stichpunkten:
- 2012 wurde bei Audi eine neue Einspritzpumpe eingebaut (die alte habe ich vermutlich durch Leerfahren des Tanks zerstört...).
- Seit dem gibt es seitens des Motors eigentlich keine größeren Beschwerden.
- Vor ca. 1-2 Jahren waren leichte Startschwierigkeiten bei heißem Motor aufgetaucht (längeres Orgeln). War nicht schlimm, aber auffällig. Kaltstarts waren ohne Probleme - bis auf ein paar winterliche Schwächen, welche aber klar der Batterie zuzuschreiben waren.
- Vor ca. 6 Monaten wurde die Batterie erneuert. Für mich etwas überraschend verschwanden damit auch die kleineren Warmstartprobleme.
- Ich habe mich vor ein paar Monaten dazu entschlossen, den Zahnriemen wechseln zu lassen, welcher längst überfällig war. Dies wurde nicht bei Audi durchgeführt.
- Laut ausführender Werkstatt wurde dabei festgestellt, dass die Einspritzpumpe um einen Zahn falsch eingestellt gewesen sei. Und zwar so, dass immer einen Zahn zu spät eingespritzt wurde. (Anmerkung: Ich bin nicht sicher, ob es nicht vielleicht doch ein Zahn zu früh gewesen sein könnte. Aber jedenfalls war es wohl falsch.)
- Die vermeintliche Fehlstellung der Einspritzpumpe wurde mit dem Einsatz des/der neuen Zahnriemen behoben. Also diese wurde um exakt einen Zahn verstellt. An der Feinjustierung wurde nichts geändert.
- In der Folge klingt der Motor nun weicher, ein gewisses Nageln ist verschwunden, und es scheint auch mehr Leistung da zu sein.
- Eine weitere Folge ist leider auch ein katastrophales Startverhalten unter bestimmten Bedingungen (s.u.).
Es steht hier zur Debatte, die Einspritzpumpe einfach wieder "falsch" einzubauen und es bei einem dann auf dem Papier nicht ganz richtig laufenden Motor zu belassen (so, wie er die letzten 13 Jahre gelaufen ist....). Vielleicht gibt es aber doch noch eine andere banale Erklärung. Es ist auch Stand heute nicht klar, ob es sich nicht um ein ganz anderes Problem handelt, welches wie auch immer durch den Zahnriemenwechsel getriggert wurde, und dann auch mit der alten/falschen Einspritzpumpenstellung immer noch existiert.
Zwischenzeitlich wurden ein paar Dinge versucht:
- Die Glühkerzen wurden erneuert - zumindest 4 Stück. Die alten waren wohl hinüber, aber das hat das Problem nicht gelöst.
- Der Doppeltemperaturgeber wurde erneuert. Das hat zwar etwas bewirkt (s.u.), hat aber wohl auch nichts mit dem Problem zu tun.
- Der Kurbelwellendrehzahlsensor wurde ersetzt. Hintergrund hier war, dass in der Werkstatt beim Auslesen der Fehler zuweilen auch dieser Sensor auffällig war. Außerdem hat sich bei meinen Recherchen ergeben, dass ein Defekt hier mitunter zu ähnlichen Verhaltensweisen führt. Das hat jedoch auch nichts gebracht.
Es wurden in der Werkstatt auch einmal mittels VCDS die Einspritzpunkte geprüft. Meine Theorie war gewesen, dass die Verstellung um einen Zahn doch etwas viel gewesen sein könnte. Jedoch sieht das offenbar gut aus. Es ist auch klar festzuhalten, dass der Motor ansonsten astrein läuft - wenn er denn läuft.
Aktuell sieht es so aus, dass
- der Motor absolut sauber anspringt, wenn er heiß ist.
- der Motor extrem schlecht anspringt, wenn er lauwarm ist.
- der Motor so-lala anspringt, wenn er kalt ist.
Dass der Motor "so-lala" anspringt, wenn er kalt ist, ist augenscheinlich einer längeren Vorglühzeit zuzuschreiben. Wenn der Motor etwas warm ist, wird richtigerweise kaum vorgeglüht. Aktuell habe ich einen work-around, dass ich im Falle eines lauwarmen Motors schlicht das Kabel des Doppeltemperaturgebers ziehe. Die Motorsteuerung glüht dann ewig vor, und der Motor startet dann auch zumindest in einer erträglichen Weise. Vermutlich startet er dann deswegen besser, weil er mit den heißen Glühkerzen besser mit einer vermutlich inkorrekten Einspritzung klar kommt - welche allerdings nicht sooo inkorrekt sein kann, da der Motor ansonsten sehr gut läuft.
Vor dem Wechsel des Doppeltemperaturgebers war es noch so, dass der Motor bei einem Kaltstart die größeren Probleme gemacht hat. Es scheint, dass der Wechsel das problematische Temperaturfenster etwas nach oben geschoben hat. Das kann sich auch noch mit dem Wechsel der Glühkerzen überlagert haben. Ich gehe wie gesagt nicht davon as, dass das Problem im Kern mit dem Temperatursensor zusammen hängt.
Die große Frage ist nun: Was könnte hier im Argen liegen? Was schlagen die Experten vor?
Eine Theorie, welche ich noch habe: Ich weiß aktuell nicht, wie die Einspritzpumpe im Detail arbeitet, und wie die Motorsteuerung die Einspritzpunkte ermittelt. Die aktuell von VCDS ausgegebenen Werte liegen im grünen Bereich. U.U. könnte es sein, dass bei diesem Exemplar der Einspritzpumpe irgend eine Referenz nicht korrekt eingestellt ist/war. Also in einer Weise, in welcher z.B. immer 10 Grad zuviel oder zuwenig angezeigt werden, die Pumpe aber ansonsten korrekt arbeitet (man könnte meinen, dass die Motorstuerung dann Fehler wirft, aber vielleicht ja auch nicht....). Nach dem regulären Einbau der Pumpe wurde dies bemerkt (eben durch ein schlechtes Startverhalten), und nicht durch den Ersatz der neuen Pumpe korrigiert, sondern durch eine vorsätzliche Fehlstellung des Einspritzpumpen-Zahnriemens. Zwar kann ich mir nicht vorstellen, dass man in einer großen Fachwerkstatt des Herstellers so etwas durchgehen lässt, aber wer weiß....
Danke für etwaige Ideen und Ratschläge!
Mario
16 Antworten
Ein Update zur Situation....
Es wurde an der Feineinstellung des Einspritzpumpenzahnriemens manipuliert. Allerdings in einer Weise, wie ich es nicht wollte und auch eher wenig systematisch. Leider habe ich derzeit auch keine Zahlen bzgl. der aktuellen Einspritzpunkte vorliegen.
Die Manipulation der Einstellung wurde auch ohne eine Zerlegung der Front durchgeführt. Wie ich das bei Recherchen aufgenommen habe, ist dies in der Tat auch möglich, aber auch eine Fummelei und mglw. mit Fehlerquellen behaftet.
Angeblich wurde die Feineinstellung "bis zum Anschlag" verändert. Mir liegt ein älteres Foto des Motors vor. Wie ich das einschätze, bedeutet hier "Anschlag", dass die Einspritzpumpe um ca. einen Zahn nach hinten verlegt wurde. Mein Gefühl sagt mir, dass wenn dem wirklich der Fall ist, dies wieder zu viel ist. Ich hätte zur Kontrolle gern die Werte via VCDS gehabt, aber das ging wie gesagt wohl gerade aus zeitlichen Gründen nicht....
Das Ergebnis:
- Das Problem ist generell gemildert aber nicht verschwunden - insb. in der Lauwarmphase noch präsent.
- Ich habe eine kleine Messreihe bzgl. der "Orgeldauer" durchgeführt. Heiß startet der Motor wie gehabt sofort. Nach ca. 3 Stunden (nach Abstellen mit Betriebstemperatur) dauert es schon ca. 5s. Das steigert sich bis auf so 8-9s nach ca. 5 Stunden und scheint da stabil zu sein. Im kalten Zustand ("kalt" ist relativ - bei ca. 25 Grad Umgebungstemperatur...) habe ich ca. 7s gemessen.
- Der Kaltstart scheint schlechter als vorher zu laufen, was aber auch an einer höheren Umgebungstemperatur (= kürzere Vorglühzeit?) liegen könnte.
- Ich habe auch diesemal zumindest im kalten Zustand den work-around mit abgezogenem Doppeltemperaturgeber und damit ewiger Vorglühung getestet, und dass läuft auch hier wieder deutlich besser und ich meine auch besser als der Kaltstart vor der neuerlichen Einstell-Aktion.
Ferner kann ich im Großen und Ganzen keine subjektiv feststellbare Änderung an der Motorleistung ausmachen.
Allerdings gibt es hier einen Effekt bzgl. der Geräuschkulisse. Und zwar ist mir hier beim langsamen Dahinfahren mit geringer Drehzahl ein sporadisches stärkeres Lauterwerden des Motors aufgefallen. Ich bin nicht sicher (und habe hier bisher auch keine größere Teststrecke gefahren), aber das schien mir an die Last gekoppelt gewesen zu sein. Also geringfügig mehr Gas und das Motorgeräusch geht von "weich" auf "lauter und hart", Gas wieder weg, und der Motor klingt wieder "weich". Dieser Effekt war mir auch nach dem Zahnriemenwechsel wenige Male aufgefallen. Aber wenn ich mich recht entsinne nur kurz am Anfang nach dem Losfahren aus einem Kaltstart heraus. Nun scheint dies stärker auch bei Betriebstemperatur aufzutreten. Bevor mir das aufgefallen war, habe ich aber auch eine Testrunde mit einem "heißen Reifen" gefahren, um die Leistungsabgabe bisschen zu prüfen. Dabei ist mir dieser Effekt nicht aufgefallen. Was nach diesem Test eigentlich nur gemacht wurde, war das Aufsetzen der Abdeckungen.
Das ist nur so eine Spekulation und ich muss das weiter aussortieren. Aber ist es denkbar, dass hier irgend etwas mit dem Riemenspanner für den Einspritzpumpen-Zahnriemen nicht richtig ist? Das ist wie mir scheint ein Punkt, den man ohne zerlegte Front schlecht handhaben kann.
Sollte der Einspritzpunkt nun wieder zu weit nach hinten gelegt worden sein (wie ich vermute), wäre jedoch bisschen komisch, dass die grundsätzlichen Symptome dann immer noch mehr oder weniger die gleichen sind. Intuitiv würde ich dann etwas anderes erwarten. Aber wer weiß....
Es bleibt weiter "spannend" und ich bleibe dran und berichte....
Mal wieder ein Update....
Die Sache läuft leider bisschen aus dem Ruder...
Wie ich letztens schrieb, wurde durch pauschales Einstellen der Feineinstellung eine leichte Besserung erzielt - allerdings zunächst verbunden mit einer deutlichen Änderung der Geräuschkulisse. Inzwischen hat sich allerdings herausgestellt, dass diese Geräuschkulisse (man kann es wohl als "starkes Nageln unter Last" bezeichnen) noch mit etwas anderem verbunden ist: Kaum Leistung (wirklich extrem). Warum das damals nicht bei einer kurzen Testfahrt der Fall war (nach welcher eigentlich lediglich wieder Abdeckungen aufgesetzt wurden), ist mir nach wie vor schleierhaft. Am Riemenspanner hat es wohl jedenfalls nicht gelegen.
Ich war jetzt auch in der Werkstatt zugegen, und wir haben hier diverse Versuche mit der Feineinstellung der Einspritzpumpe vorgenommen. Das Ganze "eigentlich" auch durch Kontrolle mittels VCDS. Allerdings hat sich hier gezeigt, dass das irgendwie zu nichts führt.
Eine Messung ohne Änderungen am Setup hatte zunächst einen Einspritzpunkt von irgendwas in die 17° vOT ergeben, was total falsch ist und zunächst einmal auch den enormen Leistungsverlust erklären könnte.
Merkwürdigerweise hat eine Verschiebung in die Soll-Gegend (heißt "spät" zwischen 0 und 4° nOT) nicht wirklich etwas gebracht. Also es kam dann hier auch zu massiven Startproblemen selbst bei heißem Motor. Ich vermag das nicht mehr alles zu rekapitulieren, was hier versucht wurde. Am Ende haben wir das mit dem VCDS gelassen, und die Sache so hingedreht, so dass der Motor zumindest erst einmal im heißen Zustand wieder normal anspringt. Man darf hier auch wirklich nur marginale Änderungen vornehmen.
Der aktuelle Stand sieht so aus, dass der Motor im heißen Zustand anspringt. Wie es lauwarm und kalt ist, weiß ich zur Stunde nicht. Leistungsmäßig ist allerdings auch noch etwas merkwürdig. Ich konnte dies noch nicht in Gänze ausloten, aber es hat teilweise den Anschein, als wenn der Motor unter Last in einer Art Leistungsbegrenzung ab irgendwas in die 2000RPM laufen würde. Jedenfalls ist da aktuelle Zustand noch nicht optimal - zumindest was das Laufverhalten betrifft.
Der Plan ist zunächst, das Startverhalten im kalten und dann auch lauwarmen Zustand zu prüfen, und dann je nach Situation noch einmal ein Stück weiter zu verstellen.
Was aber auch merkwürdig ist, ist dass es hier anscheinend nichts bringt, die Pumpe auf die Sollwerte laut VCDS zu bringen. Das nährt den Verdacht, dass hier generell etwas oberfaul ist, und die Einspritzpumpe generell in sich verstellt sein könnte und schon immer war. Also in einer Weise, so dass diese regelrecht falsch betrieben werden muss. Ich kann mir das zwar nicht so recht vorstellen, da die Motorsteuerung meines Wissens auch diese Werte ausliest und basierend darauf Einstellungen vornimmt. Aber wer weiß....