Preisschraube bei Porsche: Ab wann ist sie überdreht?

Porsche

Vor ein paar Tagen sah ich einen jetzt 12 Monate alten Test des neuen Cayenne S Coupé. Listenpreis ab € 113 k. Das war schon nach der stattlichen Preiserhöhung zum Modellwechsel auf das Facelift-Modell. 1 Jahr später steht das gleiche Fahrzeug sogar mit € 124 k in der Liste, also ca. 10% Mehrpreis, ohne dass sich irgendetwas geändert hätte (mit Ausnahme des Preisschilds).

Was sich im Vergleich zum Vorgänger allerdings geändert hat, ist der Qualitätseindruck, speziell im Interieur. Drei Beispiele: Schaltkulisse und Schaltknauf wurden durch einen fitzeligen Plastiknippel ersetzt. Die Türöffner innen waren bisher aus Aluminium, jetzt sind das billigste Plastik-Hebelchen, wie sie auch bei Seat und Cupra verbaut werden. Die Abdeckung der Armaturen wurde nicht durch eine billigere Lösung ersetzt, nein, sie wurde gleich ganz gestrichen. In der Fachsprache nennt man solche Maßnahmen De-Contenting.

Preiserhöhung bei Mehrleistung und/oder besserer Ausstattung: gekauft. Deftige Preiserhöhungen bei gleichzeitiger Produktabwertung: unangemessen.

Viele Teilnehmer in diesem Forum können sich einen Porsche leisten. Die Frage ist: Ab wann springen Kunden ab, weil sie der Preispolitik überdrüssig sind?

1873 Antworten

In dem Preissegment, in dem Porsche unterwegs ist, boten sich bisher zwei Strategien an:
1. Hochpreisig kleine Volumina anbieten (Ferrari, Lamborghini, Bentley, Aston Martin), durchweg um die 10 k Einheiten.
2. Mittelgroße Volumina im Wettbewerb zu ABM anbieten, Preis des Wettbewerbs +10%.

Jetzt passiert plötzlich folgendes: Alle Probleme, die sich bereits seit Längerem abzeichneten, kommen auf einmal zusammen und erzeugen ein hochexplosives Gemisch. Als da wären:
- maue Konjunkturaussichten;
- drohende, durch Schutzzölle induzierte, Handelskriege;
- Überkapazitäten ohne Ende;
- neue Wettbewerber, welche kein altes Geschäftsmodell verteidigen müssen (Tesla, BYD, Xiaomi);
- atemberaubend schnell erfolgender Technologiewandel mit immer kürzeren Entwicklungszyklen.

Kurzum: Disruptiv. Disruptive Zeiten erfordern disruptive Maßnahmen. Natürlich muss man mit dem Konzernbetriebsrat und der IG-Metall einen Kompromiss aushandeln. Leider werden dadurch Management-Kapazitäten gebunden, die an anderer Stelle dringend benötigt werden, nämlich: Eine der Konzernmarken raustrennen und konsequent gegen Tesla und BYD positionieren. Ohne falsche Rücksichten auf Schwestermarken, Preispolitik der Gegenwart, Konfigurationsmöglichkeiten ad infinitum: Alles von Gestern. Damit könnte man der Kundschaft wieder preiswerte Fahrzeuge anbieten, Fahrzeuge, die sich Normalverdiener leisten können.

Ein Beispiel aus einer anderen "Branche": Dubai. Chance erkennen, Plan erstellen, umsetzen. Machen statt jammern. Ein bisschen mehr Dubai statt Kleenex täte uns Europäern ganz gut.

Zitat:

@xkman schrieb am 6. Dezember 2024 um 13:40:30 Uhr:



Ein Beispiel aus einer anderen "Branche": Dubai. Chance erkennen, Plan erstellen, umsetzen. Machen statt jammern. Ein bisschen mehr Dubai statt Kleenex täte uns Europäern ganz gut.

Da hast du Recht, aber eines ist dem Deutschen eben heilig: der Bürokratius, der uns dann immer im Weg steht.

Wenn einer eine gute Idee hat, kommen 10 Bedenkenträger, die wissen, warum dies nicht umsetzbar ist.

Vielleicht sollte Deutschland das Amt der restlichen Welt werden: Bürokradeutschamt! 😁

Ich stelle mir nur vor, man hätte Ferry Porsche nach Ende des zweiten Weltkriegs die heute geltenden EU-Regularien für KFZ ausgedruckt auf den Tisch gelegt. Zwei Dinge wären passiert:
- er hätte Putins Tisch aus dem Kreml gekauft, damit alles darauf Platz findet und
- Porsche hätte niemals begonnen, Autos zu bauen.

Ist aber OT. Sorry, liebe Moderatoren.

@knolfi Ich kann natürlich nur von meiner Sicht sprechen, aber ein Audi fühlt sich garantiert nicht so an wie ein Porsche. Wenn man in einem Audi Platz nimmt, ist das gefühlt etwas ganz anderes. Und ich bezweifle aus eigener Erfahrung und eigener Wahrnehmung, dass sich Leute stärker nach einem Audi umdrehen als nach einem Porsche (bei vergleichbaren Fahrzeugkategorien). Ein Porsche ist ein Porsche. Ein Audi ein Audi.

Ich finde den aktuellen Cayenne qualitativ wirklich gut, er steht den SUVs der anderen Premiumanbietern in nichts nach. Zusätzlich zur unheimlich starken Marke gepaart mit Emotionen und dem besonderen Fahrerlebnis eines Porsche Fahrwerks bleibtauch dieser Porsche etwas besonderes. Auch das Design ist ikonisch.

Die hohen Preise helfen dabei, die Fahrzeuge insg begehrt zu machen und sind in der Gesamtheit aus meiner Sicht gerechtfertigt und sinnvoll. Nichts wäre schädlicher als die Marke mit deutlichen Preisabschlägen und noch günstigeren Einstiegsmodellen zu schaden.

Das liest sich sehr Porsche-freundlich, aber es ist einfach eine besondere Marke und ein besonderes Fahrzeug (finde ich).

Ähnliche Themen

Diesem stimme ich zu. Ein Porsche bleibt von seiner Emotionalität und von seiner Fahrweise her ein Porsche. Man sieht das auch beim Taycan. Ich bin zwar kein E-Auto Fan aber es gibt meiner Meinung nach derzeit kein E Auto auf dem Markt welches beim Taycan bzgl dieser Punkte mithalten kann. (außer bei der Reichweite) Dies wird auch immer wieder durch diverse Berichte belegt. Und bestätigt sich dann auch in der eigenen Wahrnehmung. Und beim Cayenne kann ich nur sagen, dass er auch über den anderen SUV in seiner Klasse trotzdem noch erhaben ist auch wenn man leider merkt, dass nun im Interieur analog wie beim neuen Panamera gespart wurde. Und dies Frustriert natürlich aber nach einer anderen Marke schaue ich mich trotzdem noch nicht um da es meiner Meinung nach alternativlos ist.

Ein Audi fühlt sich vielleicht nicht wie ein Porsche an, aber er fährt sich ebenfalls sehr gut. Und gerade auf Strecken, wo der Porsche seinen Vorteil nicht ausspielen kann (z. B. Autobahn) frage ich mich persönlich, ob ich gewillt bin mehr für das Porsche-Wappen auf der Motorhaube auszugeben als z. B. für vier Ringe, die unter Umständen das gleiche bieten. Das muss aber jeder für sich entscheiden.
Bei den Sportwagen bin ich bei dir: ein Porsche fährt wie ein Porsche.

Aber mit dem Interieur des Audi kann ich mich auch nicht so recht anfreunden. Ich habe gefühlt fast alle Marken gefahren bis ich damals bei Porsche gelandet bin. Und jetzt ist es so, jedes Mal wenn ich mich hineinsetze, kommt dieses oha Gefühl. Das bekomme ich woanders leider nicht mehr. Vielleicht ist ja wirklich etwas dran an dem Spruch, Einmal Porsche, immer Porsche. Zumindest bei mir.

Wenn ich mich richtig erinnere, hat @twinni neulich einen Preis von ca. € 62 k brutto für einen neuen Touareg Hybrid gepostet. Die identische Plattform mit dem identischen Antriebsstrang, aber einem anderen Logo, kann man bei Audi, Porsche und Bentley erwerben. Ist ein Bentayga vier Touareg wert? Ist ein Cayenne PHEV zwei Touareg PHEV wert?

Genau diesen Punkt wollte ich seinerzeit mit diesem Thread illustrieren: Bei aller Markenaffinität lassen sich die Porsche Preise nicht mehr nachvollziehen. Ein Cayenne e-Hybrid für € 150 k, wie er aktuell zu Hauf in den PZs steht? Einfach nur gaga.

Zitat:

@xkman schrieb am 7. Dezember 2024 um 14:44:59 Uhr:


Wenn ich mich richtig erinnere, hat @twinni neulich einen Preis von ca. € 62 k brutto für einen neuen Touareg Hybrid gepostet. Die identische Plattform mit dem identischen Antriebsstrang, aber einem anderen Logo, kann man bei Audi, Porsche und Bentley erwerben. Ist ein Bentayga vier Touareg wert? Ist ein Cayenne PHEV zwei Touareg PHEV wert?

Genau diesen Punkt wollte ich seinerzeit mit diesem Thread illustrieren: Bei aller Markenaffinität lassen sich die Porsche Preise nicht mehr nachvollziehen. Ein Cayenne e-Hybrid für € 150 k, wie er aktuell zu Hauf in den PZs steht? Einfach nur gaga.

Hier muss ich wirklich widersprechen. Ein Auto ist nicht die Summe der Einzelteile und auch nicht der Optionen. Sonst wären deutsche Autos tot und wir würden nur chinesische Autos fahren. Und ein Porsche ist kein VW, bei aller Liebe, egal ob Konzernzugehörig oder nicht. Auch ist ein Bentley weder VW noch Porsche. Auch gleiche Plattformen führen nicht zu dieser Aussage. Sonst würde ja keiner auch n ur einen Euro mehr zahlen. Aber das sind alles einfach falsche Schlüsse. Die Emotion Porsche ist unter allen deutschen Herstellern auf einem anderen Level, zurecht. Das zahlt man mit. Und wenn der Preis den einen oder anderen abschreckt, freut mich das als Porsche-Fahrer. Dann hat das Porsche-Fahren unverändert etwas exklusiveres (im Rahmen eines Massenherstellers natürlich).

Eine G Klasse ist auch massiv überteuert. Und das Image der G Klasse finde ich mittlerweile auch gaaaaanz schwierig. Einen Mercedes kann man heute aufgrund der einschlägigen Klientel kaum fahren. Und das sage ich ohne blondes Haar und blaue Augen ;-)

Aber gut, jedem das Seine.

Korrekt. Das ist ein alter Hut. Ein Touareg ist kein Cayenne. Genauso wie damals der Q5 kein Macan war. Wer diese Fahrzeuge schon gefahren und jeweils verglichen hat, würde das nicht behaupten.

Und ein Touareg Hybrid kostet mit den gleichen Ausstattungen wie der Cayenne für 150k, glaube
keine nur 62k.

Dass der Touareg kein Cayenne ist, unterschreibe ich. Nur, ich habe hier keinen Dacia Jogger mit einem Bentley Bentayga verglichen, sondern zwei Fahrzeuge eines Konzerns, die im gleichen Werk produziert werden, sich unzählige Gleichteile teilen, unter anderem die Plattform und den gesamten Antriebsstrang.

Was, bitte, rechtfertigt einen ca. 100% Preisaufschlag im Vergleich zum Touareg? Rein vom Produktinhalt (Qualität, Technik, Raumangebot) her gesehen wenig. Meinetwegen kann man die Rundenzeit auf der Nordschleife, das bessere Markenimage, das Design und die größere Variantenvielfalt anführen. Das rechtfertigt auch einen höheren Preis. Nur, die Aufschläge, die Porsche aktuell aufruft, sind zu heftig. Deshalb stehen sich in den PZs die Cayenne die Reifen platt.

Warten wir mal das Jahr 2025 ab. Dann werden dieser Thread und der "Strategiewechsel"-Thread aktueller denn je sein. Das finde ich außerordentlich ärgerlich, weil eine tolle Marke, trotz weitgehend vorhersehbarer Entwicklungen, Schaden nimmt.

Ja es sind gleiche Baugruppen aber es ist trotzdem ein anderes Fahrzeug vom Fahrverhalten her, und und und. Aber das muss jeder für sich entscheiden.

Ihr seht das glaube zu negativ. Vor Corona haben sich die Cayenne auch nicht so wie geschnitten Brot verkauft so das keine in den Verkaufsräumen verfügbar waren. Klar kommt natürlich jetzt noch die Zurückhaltung der Käuferschicht aus verschiedenen Gründen dazu. Dies spürt aber nicht nur Porsche sondern geht durch alle Marken. Wenn ich heute zu Audi gehe und einem Q7 kaufen möchte, bekomme ich den mit Sonderleasingkonditionen schon fast hinterher getragen. Mit dem Unterschied, dass dies bei Audi aber schon immer so war.

Und was die Preisaufschläge betrifft, dies geht auch durch alle Marken. Man bedenke mal was man für einen Golf 7 GTI bezahlt hat und was man jetzt für einen Golf 8 bezahlt der innen ausschaut wie ein Kassenmodell. Oder der Honda Civic Type R. Da gab es einen Preisaufschlag von gleich mal 15k beim Nachfolger.

Also ich finde die ganze Diskussion sehr "deutsch" 😁 Fehlt nur noch eine Vergleichstabelle.
Ich denke den meisten hier geht es finanziell nicht schlecht. Von daher ist es doch auch schön, sich sowas zu gönnen. Ich habe in der Ober-/Luxusklasse schon ziemlich viel durch, inkl. Audi.
Bei keinem anderen Fahrzeug habe ich mich bislang jeden Morgen darauf gefreut, mich reinzusetzen. Irgendwas ist anders 😁 Nur alleine das ist es mir wert.

Deine Antwort
Ähnliche Themen