ForumOldtimer
  1. Startseite
  2. Forum
  3. Auto
  4. Oldtimer
  5. Originalzustand oder Restaurieren??

Originalzustand oder Restaurieren??

Themenstarteram 25. November 2008 um 15:03

Ich habe jetzt den Beitrag zu dieser Frage im aktuellen Oldtimermarkt schon mindestens drei Mal gelesen: Darf man ein altes Auto "restaurieren", was zwangsläufiger Weise auf einen Verlust echter historischer Substanz hinausläuft, oder soll man den Wagen so gut es geht nur konservieren, um einen Substanzverlust durch Abnutzung zu verlangsamen??? Die Ansicht der Fachleute dort, dass bei einer Restauerierung historische Substanz unwiederbringlich zerstört wird (auch wenn man hervorragende Replikateile verwendet), teile ich nämlich mittlerweile auch.

 

Ich selbst habe eine wirklich gut restaurierte Isetta (Bj. 1958) und einen noch nie restaurierten, aber oft schon reparierten Käfer (Bj. 1955); letzteren fahre ich (mit Unterbrechungen und neben mehreren Alltagsautos) seit 27 Jahren. Mein Gefühl: Die Isetta ist sehr schön, aber "tot", mein Käfer nicht mehr "wie neu", er erzählt aber seine Geschichte und Geschichten mit seinen Kratzern, seinen ungelenken Schweißnähten (vor 27 Jahren meine ersten Versuche), den verschlissenen Teppichen und Verkleidungen an der B-Säule und am Dachholm.

 

Wie denkt Ihr darüber? Restaurieren oder original erhalten solange es nur geht? Und: Wie verträgt sich das "Konservieren" im (z.T. verschlissenen) Originalzustand mit den Anforderungen an ein H-Kennzeichen?

Beste Antwort im Thema

Hallo,

Eine gute Restauration bedeutet immer das man so viel wie irgendwie möglich von der orginalen Substanz rettet.

Mir persönlich ist es aber beispielsweise völlig wurscht ob meine Hinterachse die Auslieferungs-Seriennummer hat oder ob ich eine gewechselte Orginale mit "falscher" Nummer drin hab. Genauso ist es auch mit der ein oder anderen Verbesserung wie zum Beispiel E-Lüftern. Es ist nunmal so das beispielsweise die Sportwagen aus den 50ern einfach nicht dafür ausgelegt sind dass du nach ner 30min Vollgasfahrt plötzlich in einen Stau reinfährst und erstmal stehst. Das dokumentieren sie gerne damit dass sie Dir die Kühlwassertemperatur in Orbit jagen. Da hilft dann einfach ein nur ein Zusatzlüfter oder eben die Optionen nicht fahren oder solche Situationen vermeiden, was eben auch nicht immer geht. Genauso bei Bremsen, in den 50er Jahren magst du bei einer Vollbremsung 2 Spuren Platz gehabt haben um die Fuhre auf Kurs zu halten wenn Du aus 180 runterbremsen musst, heute hat man diesen Platz eben meistens nicht, also sind Scheibenbremsen für mich da ein Kompromiss in Sachen Orginalzustand den ich gerne eingehe. Man sollte eben nichts übertreiben, weder den Orginal Wahn, noch den Erneuerungs Wahnsinn.

Ich finde zum Beispiel in nem Oldie muss man schwitzen, Klima gabs nich, also wird auch keine eingebaut. Ich finde auch irgendwelche AMG Motoren in Flügeltürern absolut grausam.

Es ist eben immer die Frage, will ich damit wirklich fahren, oder will ich es primär anschauen und ab und an mal laufenlassen. Für mich ist die Antwort immer und überall....fahren. Wenn es notwendig ist um es vernüftig zu benutzen Kompromisse im Bezug auf den Orginalzustand einzugehen, dann würde ich die immer eingehen, denn Orginal waren Autos einfach immer zum fahren gedacht.

Übrigens hab ich schon 2 "Replikas" mit restauriert. Von einem dieser Autos existierte im Prinzip nur noch der Orginalmotor und der Leiterrahmen. Im Endeffekt war es also eine Replika mit Orginal Fahrgestellnummer und Motor. Witzigerweise hat das Auto direkt nach der Restaurierung 2 Concours Titel geholt, obwohl quasi kein sichtbares Teil wirklich Orginal war. Im Endeffekt verrückt, oder? Aber trotz all dieser streng genommen nicht orginalen Teile hatte das Auto die Aura, das Feeling und die Fahreigenschaften des Orginals und das ist doch eigentlich alles was man von einem Oldtimer erwarten kann.

Also meine Meinung ist, Orginalzustand ja, aber nur solange er mich nicht bei dem einschränkt was am meisten Spass macht, und das ist nunmal fahren. Über Gammel kann man sich streiten, ich find es nicht prickelnd wenn es verwohnt aussieht, klar gibt es hier auch Situationen in dennen das anders aussieht, wenn ich nen Sitz hab auf dem Steve McQueen gessen hat, dann lass ich den garantiert niemals neu beziehen bis er nicht aufs Metal durch ist. Aber im Normalfall finde ich einfach einen schönen sauberen, fahrbereiten Zustand immer schöner als "Patina" sprich Gammel.

 

Grüsse

Delanye

36 weitere Antworten
Ähnliche Themen
36 Antworten

Wie oft im Leben ist der goldene Mittelweg oft der Beste. Ein von Rost durchlöcherter Oldi mag zwar original sein, aber genauso ist das für die meisten Leute dann vom Empfinden her nur alter Schrott.

Ein total steril, besser als neu restauriertes Fahrzeug ist für viele Besitzer ein Statusymbol, man zeigt was der Geldbeutel hergibt (Vorsicht, gilt nicht für alle, ist aber leider oft zu sehen).

Man kann ein Fahrzeug über sehr lange Zeit erhalten ohne es restaurieren zu müssen, das sind oft die schönsten Oldis. Die werden benutzt für das was Sie gebaut wurden, zum fahren und nicht um sich die Reifen plattzustehen und ab uns zu mal rausgezogen zu werden um bei irgendeinem Concour d'Elegance vorgeführt zu werden, aber bitte nur bei schönem Wetter.

Das Fahrzeug in der Oldtimermarkt wurde bewusst so restauriert, damit die Besucher es erleben können wie es kurz vor Ende seiner Lebenszeit mit all seinen Gebrausspuren ausgesehen hat und nicht damit es möglichst viele Originalteile hat.

Der Hype um die Originalität ist teilweise nicht auszuhalten, was ist orginial, bzw. zeitgenössisch? Die Blumenvase am Armaturenbrett im Käfer war nicht ab Werk verbaut, aber alle Leute freuen sich über dieses zeitgenössiche "Tuning".

Ein Auto aus den 70/80ern, Tiefergelegt und mit Spoiler ist genauso zeitgenössich getunt wie der Käfer mit Blumenvase....

Meinen 79er Capri fahre ich jetzt seit 23 Jahren, in dieser Zeit wurde die Motorleistung knapp verdreifacht, die Bremsanlage angepasst, das Fahrwerk umgebaut, Spoiler, Felgen usw. aber eben auch noch nie restauriert, immer nur instandgesetzt wenn notwendig. Mir gefällt das Auto wie es ist, es hat ein paar kleine "Kampfspuren" aber die gehen für knapp 30 Jahre auch in Ordnung. Obwohl kein Originalzustand ist die Resonanz auf den ganzen Veranstaltungen bei denen ich unterwegs meist sehr positiv. Ein paar "das ist aber nicht original" Nörgler gibts immer, dass sind dann die welche sich über die Blumenvase im Käfer freuen....

Die heutigen Kraftstoffe und die Verkehrssituation machen es unmöglich einen Oldtimer zu fahren.

Diesel in dem nach Monaten Algen wachsen, Benzin das Dichtungen, sogar Vergaser auflöst.

Wer will Özi zum leben erwecken...

mfG. :)

Dafür dass es unmöglich sein soll, fahren aber eine ganze Menge davon herum.

Außerdem hast Du eine seit 10 Jahren tote Leiche geschändet!

am 5. September 2018 um 23:41

Defekte Teile auszutauschen ist reparieren und kein Restaurieren.

Heile aber unschöne Teile auszutauschen ist restaurieren und tötet das Auto.

Natürlich muss ersetzt werden, was kaputt geht, und da nehme ich auch Nachbauten, wenn die Preise bei MB nicht Kontokompatibel sind.

An sonsten versuche ich ihn aber original zu belassen, also nicht wie er als Neuwagen war, sondern mit allen Spuren der Zeit.

Es kommt aber auch sehr auf das Modell an.

Ein rostiger Ford von 1932 ist cool, einen rostigen Mercedes W123 will keiner sehen.

Ich habe schon Horch-Fahrer getroffen, die stolz auf die ORIGINALEN Einschußlöcher von 1944 waren.

Der Kühler hinter dem Einschußloch wurde aber repariert . . .

Ich finde alte Autos sollen auch wie alte Autos aussehen, ich laufe auch mit grauen Haaren rum und "restauriere" sie nicht. Bei meinem alten Kombi wirkt das auch gut, daß er Gebrauchsspuren hat, wie lange sieht ein Familienkombi in freier Wildbahn schon neu aus . . . beim W126 Mercedes sieht das schon wieder etwas anders aus, diese Fahrzeuge sind immer in gepflegtem Zustand unterwegs gewesen und die Schramme in der Stoßstange ärgert mich bei dem Auto dann doch - der ist zwar kein Oldtimer in dem Sinne, denke aber, das gillt für alle Oberklasse Limousinen.

Ich denke, das ist sehr vom Fahrzeug abhängig und lässt sich nicht so pauschal in Richtig oder Falsch teilen.

Zitat:

@Matsches schrieb am 6. August 2018 um 12:20:08 Uhr:

Dafür dass es unmöglich sein soll, fahren aber eine ganze Menge davon herum.

Außerdem hast Du eine seit 10 Jahren tote Leiche geschändet!

Macht doch nichts wenns nach 10 Jahren wieder ausgebuddelt wird, ist die Frage doch auch heute noch aktuell. Und außerdem ist es auch schön zu lesen, was man vor 10 Jahren mal so geschrieben hat ;)

 

Das Thema ist immer aktuell, ganz klar.

Und es scheiden sich nach wie vor die Geister daran, wobei Patina inzwischen mehr akzeptiert wird als noch vor 10 Jahren.

Auch vom TÜV.

Original ist ein Auto nur einmal. Punkt.

Aber ich vertrete zumindest die Meinung, dass die Technik absolut in Ordnung sein muß.

"Ausgelutschte Kisten, die kaum noch geradeaus fahren und der Motor gerade so am Leben erhalten werden kann, haben auf der Strasse nix zu suchen.

Optische Mängel (auch gröbere, jedoch keine Rostlöcher) bei einem technisch Top dastehenden Fahrzeug seh ich nicht als Problem, sondern als "erfahrene" Reife an.

Ich kenne einige Kollegen, die sich nicht mal mehr trauen, Treffen anzufahren, weil ihr völlig überrestauriertes Fahrzeug ja ein Kratzerchen abbekommen könnte......

Was haben sie dann davon? Ein Garagenstandfahrzeug nur zum Anschauen?

Nö Danke ;-)

Die Frage stellt sich in der Praxis nicht. Betreibt jemand ein Originales Auto, bekommt es zwangsläufig Gebrauchsspuren und irgendwann ist es Schrottreif. Dann muss man es restaurieren, sonst kann man es nicht weiter betreiben.

Man muss m.E. zwischen 2 Arten von "Kulturgutpflege" oder wie man das Kind auch immer nennen will unterscheiden.

Zum einen zwischen dem Musealen Erhalt, zum anderen von der Erlebnisseite aus.

Das eine gehört ins Museum, es kann nicht gefahren werden, sonst würde man es kaputt machen.

Das andere gehört auf die Straße, damit Menschen und auch jüngere Generationen Geschichte erleben können, lernen können und da geht es auch ein Stück weit um Bildung.

Es hilft m.E. da mal etwas über den Tellerrand zum Denkmalschutz zu schauen.

Dort hat man auch schon lange eingesehen, dass Denkmäler / historisch Wertvolle Gebäude nur Bestand haben können, wenn sie von jemandem Benutzt werden dürfen. Deshalb darf auch dort oft im Innenbereich frei gestaltet werden, denn wenn man die Kriterien an den Erhalt wirklich eng legen würde, dann wären die Gebäude nicht mehr nutzbar und niemand würde sie erhalten.

Deine Antwort
Ähnliche Themen
  1. Startseite
  2. Forum
  3. Auto
  4. Oldtimer
  5. Originalzustand oder Restaurieren??