Nicht in den Griff zu bekommende Vibrationen aus dem Antriebsstrang

Mercedes E-Klasse W124

Hallo Zusammen,

heute brauche ich mal Euren Rat und Eure Erfahrungen.

Ich habe vor ca. 2 Jahren einen C124 E320 Coupé aus 1994 gekauft. Damals mit knapp 114Tkm, inzwischen ist er bei 126Tkm. Gleich am Anfang wurden alle Flüssigkeiten getauscht, die Bremsbeläge altershalber getauscht und ein intensiver Checkup gemacht, der nur kleinere Schwächen hervorbrachte, die entweder gleich abgestellt oder für die nächste Saisonpause geplant wurden.

Das Auto fuhr super angenehm bis auf eine geschwindigkeitsabhängige Vibration, die bei knapp über 100 anfing, zwischen 120 und 130 Ihren Höhepunkt hatte und dann wieder abfiel. Von 150 bis 220km/h war wieder alles prima, das Fahrzeug gleitete und lief gerade aus wie an der Schnur gezogen.

Von Sommer 2019 bis Herbst bin ich den C124 als Alltagsauto (keine Kurzstrecken) gefahren um zu sehen ob der noch irgendwelche anderen Schwächen hatte. Im März 2020 hat er eine intensive Rostvorsorge bekommen und wurde von April bis September 2020 wieder als Alltags-Reisefahrzeug genutzt, da Corona bedingt kaum Fahraufkommen.

Nun zu den Vibrationen:

- Bei der Probefahrt bin ich nur kurz zwischen 120 und 150km/h gefahren, habe die Vibration bemerkt und dachte an eine kleine Unwucht an den Rädern.

- Nach dem Kauf neu ausgewuchtet, keine Veränderung.

- Über die Alltagsnutzung fiel auf, daß die Vibration nicht immer gleich stark war.

- Die freie Werkstatt meines Vertrauens, auf die ich sonst große Stücke halte, sagten mir, sie brauchen den mal ne Weile um das zu finden.

- Vorher wollte ich noch die Räder ausschließen. Die 17" AMG Räder (Bilder in meinem Profil) waren beim Kauf frisch aufgearbeitet und es waren noch die original 15 Zöller dabei. Nicht stark beschädigt, aber mit ein paar kleinen Kratzern und Schrammen – ok, aber nicht mehr schön. Diese Felgen habe ich über 2020 aufarbeiten lassen und neu bereift. Meine Vermutung war, daß mit den AMG Rädern etwas nicht in Ordnung war. Nach dem Radwechsel aber keine Änderung im Verhalten. Räder somit ausgeschlossen.

- Im März/April 2021 wurde dann im ersten Durchgang eine Achsvermessung gemacht und die Spurstangen erneuert. Weiterhin wurden die Hardyscheiben ersetzt (sahen noch ok aus, waren aber Glas-hart) und das Mittellager der Kardanwelle erneuert (Gummi war schon leicht rissig, aber noch nicht kritisch, das Lager selbst noch ok)
Nach dieser Aktion hat sich das Problem verändert, aber eher zum Schlechteren. Der Peek der Vibration war nicht mehr eindeutig um die 120km/h, sondern fing nun schon knapp über 80km/h an und blieb dann mit unterschiedlicher Intensität auch bis in die hohen Geschwindigkeiten. Die Antriebswelle wurde bei der Aktion markiert und korrekt wieder zusammengesteckt.
Ich habe dann nochmal die Räder gewechselt. Von 15 Zoll wieder auf die 17 Zoll. Keine Änderung.

- Kürzlich war dann die Antriebswelle nochmal draußen und wurde überarbeitet und gewuchtet. An der Stelle wo sie gesteckt ist, war Spiel, wenn auch nicht übermäßig viel.
Ergebnis ist nun, daß die Vibration wieder einen stärkeren Peek bei 110 bis 140km/h hat. Anfangen tut es schon ganz leicht knapp unter 100 (man wird bei so einer Geschichte ja auch überempfindlich….), dann steigt die Intensität wie beschrieben und wird ab 140/150km/h wieder weniger aber bleibt auf niedrigerem, aber immer noch störendem Niveau bis in die hohen Geschwindigkeiten.

Es wurde also viel Aufwand getrieben, aber am Ende eine Verschlechterung erreicht.

Am Rande noch: die Reifensätze sind beide aus 2019 und waren neu, als sie auf dem Fahrzeug zum Einsatz kamen. Das Hinterachsgetriebe wurde auch geprüft, incl Antriebswellen bis zu den Rädern. Da ist kein Spiel. Die geschwindigkeitsabhängige Vibration bleibt auch dann, wenn man die Automatik auf N stellt und damit den Großteil des Antriebs abkoppelt.

Lange Geschichte, ich weiß – nun hoffe ich auf Ideen, den Meine sind ausgegangen.

Viele Grüße und ein schönes Wochenende
Karlheinz

40 Antworten

Aber aufpassen, ist nicht einfach die zu tauschen, gibt im WIS genaue Vorgaben.

Hallo Altbenzfahrer,
von Zentrierhülsen habe ich auch schon öfter was gelesen, ich wollte aber eher auf Probleme mit den Reifen hinweisen.

Da scheint die Qualität auch abgenommen zu haben und die Streuung in der Produktion zugenommen.
Ich hatte an meinem W211 auch zwei Jahre lang nervige Vibrationen im Bereich Kardanwelle / Mitteltunnel. Zum einen waren die Reifen nicht richtig gewuchtet, es hatten sich im Laufe der Zeit Gewichte gelöst, weil der Monteur die Gewichte auf die Felge geklebt hat, ohne vorher die Felgen richtig sauber zu machen. Zudem hatte ein Reifen einen Seitenschlag vorne rechts innen. Ich habe auch bereits selber erlebt, dass Reifen nur bis auf 5 Gramm gewuchtet werden, auf 0 wuchten sei nicht nötig hieß es damals.
Zudem hatte ich mir auch mal Billigreifen von Goodride gekauft, die alle einen Höhenschlag hatten.

Seitdem fahre ich Reifen, die gerne 20/30€ mehr kosten dürfen und lasse diese bei der Montage auf 0 wuchten. Zum Glück hat ein Bekannter eine Wuchtmaschine in der Garage.

Grüße Christian

Hallo @Christian_HH

Alles richtig was Du schreibst, aber wie ganz am Anfang beschrieben wurden die Reifen/Räder schon ausgeschlossen. Daß 2 Sätze neuer und frisch gewuchteter Reifen exakt das gleiche Vibrationsverhalten verursachen ist nicht besonders wahrscheinlich.

Billigreifen habe ich noch nie gekauft und wenn ich ein gebrauchtes Auto kaufe, mache ich in der Regel sofort die Reifen neu - auch wenn die noch gut aussehen.

Mir ist vor über 30 Jahren mal bei 180 km/h ein Hinterreifen geplatzt (das war ein Pool-Fahrzeug der Firma - übrigens ein S124 300TE) und ich habe die ganze Breite der Autobahn inkl. Pannenspur gebraucht, um das Ding zum stehen zu bringen. Da waren die Schutzengel scharenweise unterwegs, daß ich da nirgends eingeschlagen bin. Seit dem bin ich mit Reifen sehr sensibel.
Entsprechend ist mein Reifenhändler selektiert - kleiner Betrieb, da kenn ich jeden beim Namen und die kennen mich, meinen Anspruch und auch meine Großzügigkeit beim Trinkgeld, wenn sie besonders penibel arbeiten.

Viele Grüße
Karlheinz

Es gibt als Anhaltspunkt die inzwischen berühmte Chryslertabelle, an der man sich bei sowas entlanghangeln kann.
Diese sagt bei den beschriebenen geschwindigkleitsabhängigen Vibrationen würde es sich um Felgenseiteneiern handeln.
Dabei können die Felgen völlig in Ordnung sein, hier wurden sie ja auch schon getauscht.
Trotzdem kann entweder die Felgenauflagefläche nicht in einwandfreiem Zustand sein...oder die Naben eiern weil es mal eine Bordsteinaufprall oder sonstwas gab.
Ich würde den Seitenschlag der Radnaben prüfen, eine Meßuhr mit Halter kostet heute nicht mehr viel.

Tabelle:
https://www.w126-wiki.de/index.php?title=Vibrationen_aufsp%C3%BCren

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Auch ein wertvoller Hinweis. Danke!

Um so wertvoller, denn es hat sich im Gespräch mit der Werkstatt herausgestellt, daß die Firma die die Kardanwelle auf Unwucht überprüft hat, die Zentrierhülsen gewechselt hat, da leicht ausgeschlagen.

Am Anfang der Aktion habe ich mit der Werkstatt auch mal über Vibrationsmessgeräte diskutiert.

Z.B. https://www.youtube.com/watch?v=CLVVFoX1nIE
(Soll keine Werbung sein, gibt bestimmt noch Andere. Weder habe ich Erfahrung damit, noch werde ich von denen bezahlt)

Meine Werkstatt meint, sie hätten zu wenig Verwendung dafür. Interessant wäre ob jemand hier Erfahrungen damit hat und jemand kennt der so etwas einsetzt. Zumindest in der Theorie könnte das weiter helfen.

Durch die herannahende Urlaubszeit muss die Werkstatt die Aktion erstmal unterbrechen. Gott sei Dank brauche ich das Auto nicht für die täglichen Notwendigkeiten....

Viele Grüße
Karlheinz

Bei mir waren 2 Sätze Reifen defekt.
Was hab ich gesucht, forum meinte achse verstellt und co.
Hab dann einfach die Spur zum v verstellt vorne per Spurstangen.
Hat dann bub bub bub gemacht beim fahren.

Ein Dritter Satz hats dann gezeigt das es die anderen Reifen waren. Nix bub bub mehr beim fahren mit diesen.

Ganze lauf Fläche rund herum war abgelöst.
Reifen Profi hat es auch nicht gesehen beim Reifen wuchten.

Hallo Zusammen,

gestern hatte ich mal die Messuhr dran. Erst an der Felge, dann an mehreren Stellen auf der Bremsscheibe, um evtl. Höhen- und Seitenschlag auf die Spur zu kommen. (Scheibe selbst und auch auf dem was man als Radträger bezeichnen könnte, wenn man nicht wüsste, dass es Teil der Bremsscheibe ist). Alles soweit unauffällig.

Ich habe keine Ahnung wie alt die hinteren Bremsscheiben sind. Auf der Reibfläche sehen sie gut aus, aber auf der Felgenauflagefläche ist eine gewisse unregelmäßige "Rauheit" im Gegensatz zu einer neuen Scheibe.

Zusätzlich habe ich die Messuhr mal noch über den Reifen laufen lassen. Der Conti hat in der Mitte einen durchgehenden Ring ohne Profil-Lamellen. Da habe ich einen Unterschied zwischen links und rechts. Rechts ist der "Höhenschlag ca. 3/10 mm, links sind es 9/10 mm. Die Aussagekraft halte ich aber für fragwürdig, da das Rad in der Luft gedreht wurde. Inwieweit dieser Unterschied noch da ist, wenn das Gewicht des Autos drauf ist - keine Ahnung.
In dieser Messposition habe ich auch mal an den Rädern gezerrt und hatte beidseitig 5/10 Veränderung durch das Wackeln - aus meiner Sicht die Summe aus Aufhängungs- und Radlagerspiel. M.E. auch nicht so schlecht....

Zu all den Messungen war das Fahrzeug mit dem Werkstatt Wagenheber so weit angehoben, daß das zu messende Rad gerade frei war. Bremse offen und Automatik auf N versteht sich von selbst....

Viele Grüße und schönen Restsonntag noch
Karlheinz

Stichwort Zentrierhülsen für die Gelenkwelle:
Da muss man auch auf die richtige Länge achten. Da gibts unterschiedlich lange, z.B. je nach Automatik oder Schalter.
Das WIS widmet der Zentrierhülse ein ganzes Kapitel (41-200).

Z.B. mit zu kurzen Hülsen kann sich das halt leicher losrappeln 😁

Bei mir ist das Mittellager platt, es wackelt und klappert. Die Welle fühlt sich in der Mitte klapprig an.
Da mache ich die Zentrierhülsen auch gleich neu, falls die durch die Vibrationen (zwischen 90 und 110 km/h) Spiel bekommen haben.

Wagen steht schon auf Böcken dafür.

Gruß
k-hm

Stell den Wagen sicher auf den hinteren Querlenkern ab das die Reifen nicht den Boden berühren und dann mal drehen lassen.

Zu wenig oder hartes Fett in den Gleichlaufwellen.

@sensor 1
das war zuerst mein Plan, Gummiklötze sind vorhanden, aber die Auflagefläche war mir zu klein - also habe ich mich nicht getraut aus Angst etwas zu verschlimmbessern. Ich habe keine Erfahrung damit ob die Querlenker-Unterseite geeignet ist das Fahrzeug-Gewicht zu tragen.

Zitat:

@Kh66 schrieb am 4. Juli 2021 um 13:59:51 Uhr:


@sensor 1
das war zuerst mein Plan, Gummiklötze sind vorhanden, aber die Auflagefläche war mir zu klein - also habe ich mich nicht getraut aus Angst etwas zu verschlimmbessern. Ich habe keine Erfahrung damit ob die Querlenker-Unterseite geeignet ist das Fahrzeug-Gewicht zu tragen.

Tut sie ja auch nicht. Sie trägt etwa 1/4 des Fahrzeug-Gewichtes.
Natürlich nicht bei einem 3-Rad 😁

Leg einfach einen großen Holzklotz unter.

Ist doch ganz einfach:
Gucke am frei stehenden Fahrzeug, wieviel Abstand der Lenker zum Boden braucht.
Dann lupfst Du den Wagen an den Hebepunkten mit dem Wagenheber und legst an der richtigen Stelle einen fetten Holzklotz oder Balken oder was weiß ich unter, der so dick ist, dass das Rad in der Luft hängt. So weit außen wie möglich, aber den Wagen bitte nicht auf einem Gelenk abstellen 😁

Dann ablassen und drauf abstellen... fertig.

Ich würde vielleicht die Vorderräder in Geradeaus-Stellung mit 4 Bremsklötzen fixieren... ist sicherer 😁

Gruß
k-hm

Die Kunststoff Verkleidung vorher abmachen. Das Auto so ausrichten das wenn er los saust nicht gleich vor die Wand fährt. Und filmen nicht vergessen.

Oder vielleicht eine Kamera unterm Auto installieren. Mini-AktionCam
https://www.amazon.de/action-cam/s?k=action+cam

@sensor 1
Du willst mir also sagen, ich solle ihn auf beiden Seiten anheben und die Räder über den Motor drehen lassen?
Das werde ich sicherlich nicht zu Hause machen.

Ursprünglicher Plan war, ihn auf dem Querlenker abzusetzen und dann von Hand zu drehen. Aber das Abmontieren der Kunstoff Verkleidung wollte ich nicht auf dem Wagenheber machen. Arbeitssicherheit geht vor.

Weitere Versuche dann erst in der Werkstatt, aber da werden ein paar Wochen ins Land gehen - die Jungs brauchen auch mal Urlaub.

Ich hatte eher darauf gehofft, daß jemand die gemessenen Werte einordnen kann.....

Weiterhin hoffe ich immer noch auf Erfahrungen mit Vibrationsmessgeräten zur Eingrenzung der Ursache.

Das kann man problemlos machen.
Ich habe meinen einfach auf Böcke gestellt und dann ordentlich die Gänge ausgefahren, es war absolut kein Problem.

Die Kardanwelle abflanschen und den Wagen ab-schleppen.

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