Neues Pflicht-Zubehör: ECALL

Volvo

Ab 2009 wird es in jedem Neuwagen Pflicht: Ecall. Ich kann mir vorstellen, dass die Jungelche des Jahres 2006 schon in drei Jahren nur noch mit zusätzlichen Abschlägen verkäuflich sind, wenn dieser plappernde, elektronische Notrufer nicht an Bord ist.

Die Gurke

http://ftd.de/forschung/68419.html

38 Antworten

Was interessant wäre - wie stark nehmen die Fehleinsätze zu, wie disponieren die Leitstellen die Rettungsmittel geeignet zu solchen Einsätzen, was wird hingeschickt, wie sind die Meldestufen.

Denn Notfallrettung heißt ja nicht, daß nur mal schnell eine Trage da vorbeikommt un dann rein ins Auto und ab mit Getröte, sondern es hängt ja etwas mehr dran:

- Bei eingeklemmt sollte die Feuerwehr zum Rausschneiden mitkommen.
- Hat der Elch einen Reisebus erlegt, sind wahrscheinlich mehrere Verletzte da, da wäre es sinnvoll, von Anfang an entsprechend Kräfte loszuschicken
- Zahl der Insassen => Zahl der mutmaßlich Verletzten im Fahrzeug
- notwendige Rettungsmittel, d.h. reicht der Rettungswagen aus oder muß der Notarzt auch aus den Federn

Gerade in ländlichen Gebieten sind viele Informationen möglichst früh für alle hilfreich, denn da brauchen die nachkommende Kräfte doch deutlich länger. Und mit viermal schwer kommt der Rettungswagen, der mal "zum Nachschauen" geschickt wurde, ins Schwitzen. Andererseits kann man nicht für jeden auf Verdacht den halben Landkreis leer räumen und die SEGen / Hintergrunddienste raushauen und kleine Katastrophe spielen.

Wobei natürlich ein klarer Vorteil die frühere Erkennung versteckter Unfälle ist, also dem LKW der sich im Graben versteckt oder so. (was tatsächlich geht, man glaubt's kaum) Der ist dann aber auch für Rettungskräfte schlecht zu finden.

Für mich ist die Frage, ob das dann nicht irgendwann zum "Brandmelder" entartet, die teilweise auch für 90% der Einsätze mancher Feuerwehren verantwortlich sind, der Wehren, die 90,001% Fehleinsätze haben - und entsprechende Schwierigkeiten, ihre Tagesalarmsicherheit noch sicher zu stellen.

Manchmal frag' ich mich, ob wir wirklich die Technik brauchen, oder ob es mit mehr Umsicht, Rücksicht und "Augen auf" nicht auch ohne gänge. Erste Hilfe leistet eh fast keiner mehr - "man könnte ja ausgeraubt werden", "der ist doch eh besoffen". Alte Damen schauen einen mißtrauisch an, wenn man ihnen gerade mal schnell was heruntergefallenes aufhebt. In einem anderen Fred wird diskutiert, ob man Einsatzfahrzeuge mit Blaulicht überholen darf, manche Bürger beschweren sich über die Sirenen der freiwilligen Feuerwehr und das Martinshorn, das würde ihnen den (Mittags-)Schlaf rauben. Wo sind wir gelandet?

Wäre es nicht besser, wenn einfach jeder bei Notfällen nicht wegschauen würde, sondern handeln? Vielleicht etwas Egoismus für's Gemeinwohl (natürlich nicht in der Verar...-Abzock-Steuerlogik mancher Regierungen ;-) ) opfert? Und sich vielleicht auch die Mühe machen würde, Notfälle wahr zu nehmen?

Peugeot nutzt SMS

Im FTD-Artikel heißt es, daß Peugeot SMS nutzt - tolles System.

Warum?

- SMS garantiert keine Zustellzeiten. Überspitzt gesagt, kann das Auto schon handlich zerlegt sein, wenn die SMS dann ankommt und der Rückruf scheitert. Dann fährt die ganze Rettungskarawane nochmal zum gleichen Einsatzort - mutaßlich ist der Fahrer ja bewußtlos. Warum wird nicht gleich eine Sprechverbindung aufgebaut?

- Die Sprechverbindung wird zur Peugeot-Zentrale aufgebaut. Der Ruf ist nicht in den Netzen priorisiert, bei Netzüberlastung oder fehlendem Netz geht der Notruf halt nicht. Die "echten" Notrufnummern sind im Netz priorisiert, notfalls fliegt einer raus, der mit Oma über die Einkäufe schnackt. Die echten Notrufnummern werden notfalls auch im Fremdnetz geroutet, wenn das eigene gerade nicht zur Verfügung steht. (Unfälle, die nicht schnell entdeckt werden, liegen mit erhöhter Wahrscheinlichkeit an selten besuchten Orten, die dann häufig auch eine schlechtere Netzabdeckung haben)

Insgesamt ist das Peugeot-System damit m.E. Augenwischerei und Marketing-Nonsens.

Wenn, dann sollte man so ein System flächendeckend sinnvoll anbieten - und die Notrufe direkt zu Polizei-EZ bzw. FW-/RD-Leitstelle aufschalten. Aber damit verdient Peugeot sich ja nicht an der Servicegebühr eine goldene Nase.

Re: Peugeot nutzt SMS

Zitat:

Original geschrieben von TobiV70


Insgesamt ist das Peugeot-System damit m.E. Augenwischerei und Marketing-Nonsens.

Ein Privatunternehmen wird kaum in der lage sein mit allen telefongesellschaften ein Abkommen zu treffen. Schon gar nicht wenn damit die ganzen staatlichen stellen noch mitsprechen.

Deine kritik ist in der Sache korrekt, aber dem hersteller sollte man das nicht anlasten. Es ist besser als nichts und ohne eigene Rettungszentralen gehts auch nicht viel besser.

Rapace

naja man muss es schon realistisch sehen. besser, es fährt nach 10-20 minuten ein streifenwagen vorbei (und muss dann evtl weitere kräfte anfordern), als wenn der unfallwagen mit verletztem erst am nächsten morgen durch zufall gefunden wird.

abgesehen davon wird kein autohersteller dieser welt sein selbstentwickeltes system einfach so an die rettungsleitstellen anbinden dürfen. insofern muss da erstmal überzeugungsarbeit geleistet werden. aber die ersten schritte sind halt gemacht.

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Zitat:

Original geschrieben von TobiV70


Wäre es nicht besser, wenn einfach jeder bei Notfällen nicht wegschauen würde, sondern handeln? Vielleicht etwas Egoismus für's Gemeinwohl (natürlich nicht in der Verar...-Abzock-Steuerlogik mancher Regierungen ;-) ) opfert? Und sich vielleicht auch die Mühe machen würde, Notfälle wahr zu nehmen?

Darüber habe ich kürzlich einen interessanten Artikel gelesen. In der Regel schauen Leute in Notfällen weg, wenn sie sich in der Gruppe aufhalten. Da wirkt das Prinzip: Warum soll ich eingreifen? Oder: Vielleicht stelle ich mich zu blöd an? Was meint die Gemeinschaft zu meiner Hilfe?

Sofern dir max. zwei Menschen im Notfall begegnen, werden sie in der Regel helfend eingreifen. So meinen zumindest die Psychologen. Habe das in der S-Bahn oder auch in der Straßenbahn schon erlebt. Da schauen sich zunächst alle seltsam an, ehe dann doch einer handelt.

Da spielen Gruppenpsychologie & antrainierter Individualismus angeblich eine wesentliche Rolle.

Die Gurke

Ich möchte kein EKEL-System mit Rückruf. Ich will daß nach dem Auslösen eines Rückhaltesystems sofort ein Spionagesatelit auf meine genaue Position ausgerichtet wird!
Aber mal im Ernst, ECALL hilft bei Fahrzeugen, die in ländlichen Gegenden ohne Fremdeinwirkung und ungesehen in einem tiefen Graben verschwinden. Vermutlich wird man an einem solchen Ort aber auch keinen Mobilfunkempfang haben...
Wenn ich bedenke welche Horden von Operatoren bei flächendeckender Nutzung eines solchen Systems aus der Tasche der Autofahrer zu bezahlen wären, scheint das eher eine Arbeitsbeschaffungsmaßnahme zu sein. Ein zusätzliches Plus an Sicherheit kann ich jedenfalls nicht erkennen.
Ach so... Außerdem müßte man dann nach einem Unfall im Wagen sitzenbleiben um den Rückruf in Empfang zu nehmen?

Tschüß Martin

der ob solcher Verschlimmbesserungen nur mit dem Kopf schütteln kann

Zitat:

Original geschrieben von ICU


Aber mal im Ernst, ECALL hilft bei Fahrzeugen, die in ländlichen Gegenden ohne Fremdeinwirkung und ungesehen in einem tiefen Graben verschwinden. Vermutlich wird man an einem solchen Ort aber auch keinen Mobilfunkempfang haben...

Nein, selbst im Bekanntenkreis schon erlebt. Es reicht wenn da eine Böschung ist, es ein paar meter runtergeht und noch etwas gebüsch rumsteht. Schon kann man da stundenlang liegen. Bei Nacht und Regen sieht keiner wenn da einer ins gras gefahren ist.

Ich seh eigentlich den größten Vorteil in der genauen Ortsbestimmung. Wenn ich mal die Polizei rufen muss weil es wieder einen Unfall gab weiss ich selten genug um eine gute Ortsbeschreibung abzugeben. Allerdings könnte man das mit der Ortsbestimmung auch einfacher lösen.

Rapace

Zitat:

Original geschrieben von Bucklew2


abgesehen davon wird kein autohersteller dieser welt sein selbstentwickeltes system einfach so an die rettungsleitstellen anbinden dürfen. insofern muss da erstmal überzeugungsarbeit geleistet werden. aber die ersten schritte sind halt gemacht.

Wenn man sowas einführt, dann doch bitte wenigstens seriös - und es wäre überhaupt kein Problem, den Notruf auf die 112 / 110 zu routen, wenn die Notruftaste gedrückt wird, denn dann ist die Person im Fahrzeug wahrscheinlich ansprechbar.

Und ansonsten könnte man wenigstens versuchen, einen Anruf vom Fahrzeug aus zu tätigen - da gibt's wenigstens eine garantierte Zustellzeit und das Opfer merkt im Zweifel sofort, daß das nicht funktioniert.

SMS ist nun wirklich die schlechteste denkbare Lösung.

Zitat:

Original geschrieben von Spreewald-VOLVO


Darüber habe ich kürzlich einen interessanten Artikel gelesen. In der Regel schauen Leute in Notfällen weg, wenn sie sich in der Gruppe aufhalten.

Die Regel kann ich jetzt aus der Erfahrung nicht bestätigen, aber Du hast Recht, die Ursachen für's Nichtstun sind manigfaltig. (Und häufig auch die bequeme Verdrängung: Da wird schon nichts sein...)

Also: Nochmal hinschauen und Mut haben. Kaputt machen kann man in der Regel nichts. Wegschauen ist gefährlicher.

Das System wird in der endgültigen Version bestimmt nicht per SMS oder über einen Telefonanbieter geschaltet werden. Schon jetzt steht ja ein fast komplettes Satellitensystem zur Verfügung, dass sich mit jedem modernen Mobiltelefon über den "SOS" Ruf erreichen lässt.
Der Vorteil, keine Empfangsbeeinträchtigungen durch Berge oder ähnliche Hindernisse. Also warum nicht dieses System nutzen?

Grüsse

Volvo 174

Zitat:

Original geschrieben von TobiV70


Wenn man sowas einführt, dann doch bitte wenigstens seriös - und es wäre überhaupt kein Problem, den Notruf auf die 112 / 110 zu routen, wenn die Notruftaste gedrückt wird, denn dann ist die Person im Fahrzeug wahrscheinlich ansprechbar.

Und ansonsten könnte man wenigstens versuchen, einen Anruf vom Fahrzeug aus zu tätigen - da gibt's wenigstens eine garantierte Zustellzeit und das Opfer merkt im Zweifel sofort, daß das nicht funktioniert.

Das geht nicht. Würde, zB durch einen Technikfehler, Fehlalarme ausgelöst wäre der Hersteller haftbar. Und stell dir mal vor, durch einen Bug legen die Autos die notrufe lahm indem sie immer wieder anrufen.....

Rapace

Noch ein Problem beim "routen" auf 110/112. Die Nummern gelten ja nicht einheitlich für ganz Europa. In Tschechien ist es die "152/155". Fährt man aber von Prag nach Brünn logt sich das Handy mal gerne bei einer Telefongesellschaft aus Österreich ein.
Da würde bei einem Unfall in Tschechien ein ausländischer Rettungsdienst beauftragt.

Grüsse

Volvo 174

Zitat:

Original geschrieben von TobiV70


Wenn man sowas einführt, dann doch bitte wenigstens seriös - und es wäre überhaupt kein Problem, den Notruf auf die 112 / 110 zu routen, wenn die Notruftaste gedrückt wird, denn dann ist die Person im Fahrzeug wahrscheinlich ansprechbar.

bei einem druck ja - aber bei einem automatischen notruf?

Zitat:

Original geschrieben von rapace


Das geht nicht. Würde, zB durch einen Technikfehler, Fehlalarme ausgelöst wäre der Hersteller haftbar. Und stell dir mal vor, durch einen Bug legen die Autos die notrufe lahm indem sie immer wieder anrufen.....

Das Risiko sehe ich momentan eher durch VoIP gegeben, da läßt sich der Notruf über ausreichende viele Bots hervorragend mit einem Denial of Service platt machen - und in der Zwischenzeit hat man alle Zeit der Welt für einen gepflegten Banküberfall.

Ob man die Autonotrufe auf 112 routet oder ob man stattdessen eine neue Nummer schafft, die in allen Netzen priorisiert ist und wie die 112 durch alle Netze geroutet wird, ist mir ja wurscht - bloß die Peugeot-Lösung ist halbscharig bis unbrauchbar. Und Abzocke.

BTW, zum anderen Beitrag, AFAIK ist die 112 überall (zumindest Europaweit) Kurzwahl in Mobilfunknetzen für Notruf. Und eigentlich ist es ja wurscht, bei welcher Leitstelle (ob jetzt Brünn, Bonn oder Berlin) ich rauskomme, Hauptsache man findet eine (die einen versteht), den Einsatz weitergeben können die dann auch. Ist zwar nicht optimal, aber alle mal besser als SMS.

Zitat:

Original geschrieben von Bucklew2


bei einem druck ja - aber bei einem automatischen notruf?

Dann muß irgendwie der Standort mit übermittelt werden, ggf. könnte man ja eine Sprachsoftware einbauen, die vorliest: "Hier ist das Fahrzeug mit dem amtlichen Kennzeichen BLA-FASEL. Ich bin ein ocean race blauer Dickeclch und stehe blablastr, km xy. Ich habe n Insassen transportiert, es gab einen Unfall mit Aufprallgeschwindigkeit k km/h, m Airbags wurden ausgelöst. Drücken Sie 1 um die Nachricht zu wiederholen, 2 um zu versuchen, mit den Fahrzeuginsassen zu sprechen... *piep*" (Und das ganze wird über die Car-HiFi mit ausgegeben. Natürlich in der Landessprache, die das Navi gerade festgestellt hat)

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