Muss man irgendwas beachten beim Reifenwechsel?
Also ich möchte dieses WE nun auf Winterreifen wechseln. Aktuell habe ich Bridgestone Potenza Runflat drauf, vorne 225/45/17 und hinten 255/45/17. Auf der Felge 193 oder 194, ich weiß nicht mehr genau wie die heißt.
Die Winterreifen sind Hankook Icebear auf der Styling 157. Alle vier 225/45/17. Sie haben auch dieses Metallventil, ob sie aber einen Reifendrucksensor haben weiß ich nicht.
Muss ich irgendwas beim Wechsel beachten? Vielleicht irgendwelche Systeme/Sensoren resetten oder sonstwas? Oder einfach runter die Alten, rauf die Neuen und gut is? Der Wagen ist ein 2010er 330d Touring. Ich frage nur weil dies mein erster Wagen mit Reifendrucksensor ist. Nich dass mich da irgendwelche Kabel anlachen, wenn ich den ersten Reifen runternehmen will. 😁
Vielen Dank!
Beste Antwort im Thema
Also Jungs (äh und Mädels...), wenn hier schon über das Fetten und Ölen und das Für und Wider diskutiert wird, dann sollte man auch einige Fakten hinterherschieben, damit jeder weiß, was der Kern der Diskussion ist.
Mal rein zur Theorie:
Die beste Schraubverbindung ist die gefettete/geölte. Warum? Weil die Gewindereibung dann minimal ist und sich Vorspannkräfte ideal und reproduzierbar einstellen lassen und Gewinde dabei die geringste Fressneigung haben, v.a. wenn sie regelmäßig geöffnet und wieder angezogen werden, worunter Radschrauben zweifelsfrei fallen.
Zum Ihrglauben:
Gefettete Schrauben drehen sich aufgrund der geringeren Gewindereibung nicht wieder von selbst leicht auf! Alles andere wäre eine falsche Vorstellung. Denn gefettete Verbindungen erreichen eine höhere Vorspannkraft, die letztlich die Verbindung beschreibt.
Zur Praxis:
Da in der Praxis i.d.R. drehmomentgesteuert angezogen wird (präziser wäre es drehwinkelgesteuert zu tun!), will man, dass das aufgewendete Drehmoment eine bestimmte Vorspannkraft der Radschrauben erzeugt. Schraubt man ungefettet rein, wird ein größerer Teil des Drehmoments in der Gewindereibung verbraten und es stellt sich eine Vorspannkraft ein, die BMW bei der Auslegung zugrunde gelegt hat.
Würde man die Schrauben extrem ölen oder fetten, und dann mit dem gleichen Drehmoment anziehen, würde weniger Reibung im Gewinde verbraten werden, so dass bis zum Erreichen des Endmoments mehr Umdrehungen gemacht werden können. Folge ist eine höhere Vorspannkraft. Das Risiko ist hierbei theoretisch, dass nun soviel Vorspannkraft entsteht, dass die Schraube nach der gewollten elastischen Längung (unkontrolliert) ins Fließen kommt und die Schraube Vorspannung verliert. Ein Abreißen ist theoretisch auch möglich, allerdings brauchts hierfür schon ordentlich Drehmoment/Vorspannkraft und wir reden hier von M12er-Schrauben, die man nicht gleich abdreht.
Hierin liegt übrigens der Vorteil des Drehwinkelanzugs, der die Vorspannkraft unabhängig von der Gewindereibung immer gleich einstellen lässt. Allerdings ist dafür anderes Gerät erforderlich als ein Drehmomentschlüssel für 17€ ausm Aldi.
Um den Feuchtigkeitkeitsangriff im Gewinde zu reduzieren (v.a. bei Autos die bei Wind und Wetter gefahren werden und oft draußen stehen), Korrosion im Gewinde zu vermeiden (auch Edelstahl korrodiert!) und die Radschrauben leicht wieder lösen zu können, ist es also durchaus ok, wenn man die Spitze der Schraube vor dem Einfädeln und Verschrauben einige wenige Gewindegänge in etwas Maschinenfett taucht.
Grundsätzlich sollte man dem dann aber beim Drehmomentanzug Rechnung tragen und das Moment nicht zu hoch wählen, also dann irgendwas zwischen 110 und 120Nm.
Dass in dem ganzen System Luft drin ist, beweist schon allein, dass der BMW-Drehmomentschrauber offensichtlich 130Nm liefert.
Schlagschrauber in den Werkstätten sind noch unpräziser mit dem Abschaltmoment, da bei schnellem Anzug der Schlagschrauber die Gewindereibung eine überproportional große Rolle spielt. Deshalb fordern Werkstätten auch zum Nachziehen nach 50km auf (ein Witz..., aber wenn man so verschraubt, dann kein Wunder!).
Also da in den Größenordnungen noch nichts plastisch verformt wird, geschweige denn "abgedreht" wird, ist das beschriebene Vorgehen völlig ok und schont dabei das Gewinde. Eine gefressene Schraube beim Lösen abzureißen, ist nämlich auch kein Spaß!
60 Antworten
Zitat:
Original geschrieben von Soxx83
Ein Gewinde ist physikalisch gesehen eine schiefe Ebene, bei der die Normalkraft senkrecht zur Berührungsfläche (Gewinde) steht.
Die Reibungskraft setzt sich aus der Normalkraft und der Reibungszahl zusammen (Fr=Fn x µ).
Die Reibungszahl setzt sich aus den Materialeigenschaften und der Oberflächengüte zusammen.
Da haste völlig recht. Und jetzt kommts aber noch entscheidend auf die Gewindesteigung an. Die ist mit 1,5 bei M12 ein Feingewinde. Und damit hat das Ganze genug Selbsthemmung. Vom Vergleich mit dem Glatteis biste hier daher noch weit entfernt.
Zitat:
Original geschrieben von Zimpalazumpala
Aber wenn der Hersteller ( über seine Werkstätten) sagt, Fett auf Schrauben ist bääh und dies in allen mir bekannten Werkstätten so gehandhabt wird ... dann kommen die Spezies von MT, die keiner persönlich kennt und erklären seitenweise, wieso das eben so ist oder gerade nicht.
Völlig klar, dass ein Hersteller mit den Angaben auf der sicheren Seite bleiben will und muss. Gerade wenn man bedenkt, dass auch immer mal wieder Montagefehler passieren. Damit wird einfach Sicherheit eingebaut, weil man nicht alle Interpretationen abdecken kann und will, wie hier schon geschrieben wurde (Fingerspitze Fett vs. dick eintauchen).
Und damit eben keiner komplett fettet und dann auch noch statt einem Drehmomentschlüssel eine Verlängerung am Radkreuz hernimmt und dann getreu "viel hilft viel" die Schrauben plastifiziert, versucht BMW offensichtlich hier den u.U. gefährlichen "Kundeninterpretationsspielraum" zu vermeiden.
Zitat:
Original geschrieben von Mosel-Manfred
Und nun meine Frage an die Ausbilder: Muß ich von Anfang an alle Schrauben mit 120 Nm anziehen, oder kann ich erst mal alle mit 100 anziehen und dann abschließend alle nochmals mit 120 Nm nachziehen😕
Also ich handhabe das so:
Wenn Du gedanklich im Urzeigersinn (irgendwo beginnend) die Schrauben 1-5 hast, dann heißt es ja immer gegenüberliegend verschrauben, also 1-4-2-5-3(-1 usw.).
Wenn ich das Auto angehoben hab, zieh ich nach Gefühl leicht fest. Dann lass ich das Auto ab, nehme den aufs Zielmoment eingestellten Drehmomentschlüssel und ziehe in beschriebener Reihenfolge nach Gefühl um vielleicht immer 20-30 Winkelgrad weiter. Meistens sind dann die (110-)120Nm im zweiten oder spätestens dritten Durchgang erreicht.
[ironie]
Man kann aber auch mit 100Nm anziehen und dann anschließend den Schlüssel auf 20Nm einstellen und dann die fehlenden Nm in einem zweiten Arbeitsgang schonend weiterziehen. 😁😁😁
[/ironie]
Zitat:
Original geschrieben von Downloader
Also ich handhabe das so:Zitat:
Original geschrieben von Mosel-Manfred
Und nun meine Frage an die Ausbilder: Muß ich von Anfang an alle Schrauben mit 120 Nm anziehen, oder kann ich erst mal alle mit 100 anziehen und dann abschließend alle nochmals mit 120 Nm nachziehen😕
Wenn Du gedanklich im Urzeigersinn (irgendwo beginnend) die Schrauben 1-5 hast, dann heißt es ja immer gegenüberliegend verschrauben, also 1-4-2-5-3(-1 usw.).Wenn ich das Auto angehoben hab, zieh ich nach Gefühl leicht fest. Dann lass ich das Auto ab, hab den aufs Zielmoment eingestellten Drehmomentschlüssel und ziehe in beschriebener Reihenfolge nach Gefühl um vielleicht immer 20-30 Winkelgrad weiter. Meistens sind dann die (110-)120Nm im zweiten oder spätestens dritten Durchgang erreicht.
[ironie]
Man kann aber auch mit 100Nm anziehen und dann anschließend den Schlüssel auf 20Nm einstellen und dann die fehlenden Nm in einem zweiten Arbeitsgang schonend nachziehen. 😁
[/ironie]
Hallo Downloader🙂
DANKEfür die zumindest im ersten Part sehr umfangreiche und gute Erklärung🙂 Einem Download steht nix im Wege😁
Zum fairerweise als Ironie gekennzeichneten ( nachträglich einge-fetteten 😛) Passus 😁:
🙄 ( Ich gehöre aber nicht zu der Fraktion, die ein 10er Loch bohren, indem sie erst mit einem 6er Bohrer anfangen und dann noch anschließend mit einem 4er Bohrer nach-bohren....😰😮😁
😉Das machen aber nur wahre Anfänger! Echte Expertiesen verwenden 2x einen 5mm Bohrer, das erspart nämlich lästiges Umpspannen!😛😁😁
Und ich kaufe meine Schrauben, Werkzeuge, und sonstige Tuning-Sachen auch nicht Dort 😉😛
Dem handwerklich Geschickten sei diese Seite zur Ablenkung vom Alltag empfohlen 😎😎;
dem Leichtgläubigen rate ich zur Ignoranz des Shops😰😛😁😁😁
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Zitat:
Original geschrieben von Downloader
Da haste völlig recht. Und jetzt kommts aber noch entscheidend auf die Gewindesteigung an. Die ist mit 1,5 bei M12 ein Feingewinde. Und damit hat das Ganze genug Selbsthemmung. Vom Vergleich mit dem Glatteis biste hier daher noch weit entfernt.
Es geht doch aber nicht um die Hemmung der Schraube die ja noch am Bund gehalten wird, sondern um das Anziehmoment, was bei 1/3 bis 50% der Reibung um den Faktor der Formel größer wird.
Das Glatteis bezieht sich dabei auf den Reibwert, das Du das nicht einsehen willst, finde ich schade, zumal Du mich als Laien bezeichnest und sich mehr und mehr herrausstellt, das deine Argumentation laienhaft ist!! gerade hier wieder.
Die Spannkraft Fs ist von der Umfangskraft und der Steigung abhängig, die Umfangskraft wird dabei wieder bestimmt durch die Reibkraft! Egal wie Du es wendest oder drehst, die Reibwerte passen geschmiert hinten und vorne nicht ins Bild..siehe meine Tabelle.
Ebenso würde ich die Radbolzen mit bestimmten 80Nm anziehen, bevor ich das Fahrzeug auf die Räder stellen würde, sonst verspannt sich die Geschichte doch auch wieder.
Normalerweise wird das Auto nur leicht abgelassen bis die Räder vollständig angezogen sind.
Also meiner Meinung nach sind deine Tipps für die Katz und keinesfalls praktikabel!
Grüße😉
scheint auch ein hochkomplexes thema zu sein.. deswegen haben die reifenhändler auch nur professoren und doktoren beschäftigt 😁
Zitat:
Original geschrieben von Zeiti0019
Hier wird ein einfacher, profaner Reifenwechsel zur absoluten Wissenschaft durchgekaut...
Haste recht! Und daher ist auch von meiner Seite zum Thema viel mehr gesagt/geschrieben, als es das wert ist.
Und außerdem wird unser Pierce Brosnan/James Bond hier ja auch seine Räder nicht selbst wechseln. Das macht ja der Q für ihn, und der kennt sich eh aus. 😁😁😁
Wovon Du mal ausgehen darfst!😁
Und eigentlich braucht man auch keinen Doktor dafür zu machen, wenn hier allerdings falsche Aussagen herumgeistern, weil die selbsternannten Praktikanten und Doktoranten meinen sie haben den Durchblick, kann man das auch mal korrekt erläutern.
übrigens hast Du Downloader mit einer ellenlangen Ausführung mit falschen Zusammenhängen die Runde eröffnet..
Zur Erinnerung..😁
Zitat:
Original geschrieben von Downloader
Also Jungs (äh und Mädels...), wenn hier schon über das Fetten und Ölen und das Für und Wider diskutiert wird, dann sollte man auch einige Fakten hinterherschieben, damit jeder weiß, was der Kern der Diskussion ist.
Die Frage nach der Drehmomentnuss und andere Dinge, die Du doch sehr begeistert in Frage gestellt hast, sind nach meinem Einwandt schnell im Sande verlaufen, war wohl doch nur eine Ahnung und wenig Wissen von Dir dabei.
Die versuchte Arroganz, sei es die Bezeichnung des Laienhandwerks, oder jetzt die Bond Nummer zeigt dabei nur wie deine Argumentationskette sich in Luft auflöst.
Hart aber Fair.. ansonsten, immer gut schmieren und weit aus dem Fenster lehnen, Mädels..😁
LG
Bond, James Bond
Hallo Gemeinde. Ich habe mir mal beim Radwechsel das Gewinde am Auto und die Schrauben genauer angeschaut. Die sind schon ziemlich ockerbraun. Was kann man dagegen tun bzw. wie vorbeugen? Ich habe hier ne Dose Bremsreiniger...hilft das? Danke
Danke für deine Antwort. Aber beeinflusst WD40 aufgrund seiner Gleitfähigkeit nicht den drehmoment beim anziehen der Schrauben?
WD40 schmiert ja kaum, bzw entfernt es auch keinen Rost.
Ich behaupte du hast den normalen Flugrost und man muß nichts machen.
Aber es sorgt dafür das dass Gewinde etwas sauberer wird und der Rost nicht so schnell mehr wird. Die Anzugsmomente sind für neuwertige Gewinde ausgelegt.