ist ein neues Auto nicht praktisch schon von gestern?

Hallo liebe Technikfreunde

Die Autowelt verändert sich mittlerweile so schnell das man bereits nach einem Jahr als Neuwagenbesitzer sich fragt "Ist meins denn noch so aktuell?)

Kennt sich jemand in der Industrie bzw Planung aus? Ab wann wird entschieden welche Systeme und Bauteile etc eingesetzt werden? Ein neues Auto braucht soviel ich weiss mehr als 5 Jahre Entwicklungszeit?

Danke für eine spannende Diskussion

Lg

Beste Antwort im Thema

Ich hol mir immer ältere gebrauchte und find das sogar gut so ...

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Zitat:

@Tillamook schrieb am 29. August 2018 um 21:44:27 Uhr:


Ein Auto ist eine Maschine.
Ich arbeite im Maschinenbau, kleine neue Technologien brauchen locker 1 Jahr bis zur Serienreife. Komplette Neuentwicklungen locker 5 bis 10. Laufend und schleichend werden aber Fertigungsprozesse und Abläufe optimiert.

Meine Frau hat einen Focus von 2016, davor einen von 2004. Die Art und Weise wie Karosserie und Anbauteile innen und außen gefertigt und verarbeitet sind ist immens. Der neue ist viel "einfacher" und durchdachter gefertigt als der Alte. Mein Cabrio - der Golf 1 stammt von 1974 - ist wieder eine ganz andere Evolution.

Dito. Beim Umstieg vom E46 auf den F30 war der erste Einstieg ein halber Kulturschock. Soviel mehr im Auto, trotzdem soviel mehr Platz aufgrund eines durchdachteren Designs etc.

Wieso muss man denn immer das Neueste und Beste haben? Weil es der Nachbar auch hat? Grade Neuwagen (wenn es nicht grade ein limitierter Porsche ist) sind doch Geldvernichtungsmaschinen hoch 3. Das Nächste ist ja (wobei ich persönlich technikbegeistert und schon fasziniert von den heutigen Möglichkeiten bin) das Neuwägen so viel Klimbim haben die eigentlich kein Mensch braucht. Das kostet alles Geld und wenn es mal kaputt geht sogar ein zweites Mal.....
Ich habe mir z.B. vor zwei Monaten für 300.- einen Astra G Caravan mit 315tkm gekauft weil ich mein Haus renovieren muss und ein Baustellenauto brauch bei dem ich auf nichts achten muss. Die Kiste hat null Ausstattung (kann also auch nix kaputt gehen :-D ), aber der Hobel fährt und hat neuen TÜV bekommen. Braucht seine 6,x Liter Benzin und schleppt Baumaterial und Möbel zuverlässig von A nach B ohne zu murren. Klar zieht er keine Wurst vom Teller, aber ist absolut zuverlässig und es juckt halt kein bisschen wenn ein Kratzer reinkommt. Bis jetzt bin ich sowas von zufrieden mit dem Auto, hätte ich anfangs nicht gedacht. Preis/Leistung ist das glaube ich das beste Auto das ich jemals gefahren bin.

Es geht mir im allgemeinen in dieser Diskussion nicht darum ob neu besser ist oder nicht. Ich mag alte Autos auch, das hat aber Platz in einer anderen Diskussion.

Fakten wie z.B von Moers 75 und Destructor sind sehr erwünscht. ging ziemlich genau auf meine Frage ein 🙂

Was wir bis jetzt wissen ist:

- das ab der Jahrtausendwende ein Entwicklungssprung stattgefunden hat
- das bis dahin eigentlich nur Evolutionen und keine Revolutionen statt
- der Entwicklungszeitraum von 5 Jahren realistisch ist
- etwa ein halbes Jahr nach SOP man das Auto zu Gesicht kriegt.

Wenn man mal vergleicht das in den 80/90ern ein Auto über 10(!) Jahre Entwicklungszeit brauchte ist das schon ein massiver Sprung nach vorne.

Naja, es ist schon etwas komplizierter, ein Auto wird nicht per se in 5 Jahren entwickelt.
Man muss grob 3 Entwicklungsbereiche unterscheiden:
1. die Vorentwicklung, hier wird überlegt welche Technologien man verfolgen möchte und wohin die eigene Entwicklung in der Zukunft gehen sollte. Hier wird sich heute Gedanken gemacht wie 2025-2050 die Autoindustrie aussehen sollte.
2. die Konzeptentwicklung, hier werden Fahrzeugkonzepte entwickelt, und festgelegt welche Eigenschaften und Fuktionen ein neues Auto haben soll und muss. Daraufhin wird dann überlegt wie man dieses Ziel erreichen kann, es erste Konstruktionen für die Karrosserie angefertigt und die Bauteile mal grob darin positioniert etc.
3. die Serienentwicklung beginnt wenn man sich für ein Konzept festgelegt hat jetzt steigen die Fachbereiche ein und arbeiten die Konzepte in tatsächlich funktionierende Systeme um.

Die Entwicklung für ein bestimmtes Auto kann man bis in die Konzeptentwicklung zurückverfolgen, hier werden die Grundsteine gelegt, und das beginnt auch etwa 10 Jahre vor SOP, mal mehr, mal weniger je nachdem wann man den Reifegrad erreicht hat vom Konzept in die Serie zu gehen. Das sind dann häufig Management Entscheidungen ob das Konzept "gut genug" ist.
In der Entwicklungszeit hat sich in den letzten 50 Jahren wenig getan, das sieht man auch gut an den Bauzeiträumen des Modellreihen, das waren schon immer 6-10 Jahre die ein Auto auf dem Markt war und spiegelt recht gut wieder wie lange die Entwicklung des Nachfolgers gebraucht hat.
Die Entwicklung von CAD und Co. hat sich da mit der Steigerung der Kompexität der Fahrzeuge in etwa ausgeglichen.
Was es heute weniger gibt sind Prototypen und Versuchsfahrzeuge, da wurde viel durch Simulationen ersetzt und man spart sich viel von den frühen Tests und ist beim ersten Versuch deutlich näher am Ziel als früher.

Grüße
Alexander

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Ich behaupte mal, manche Produkte sind einfach fertig. So das Smartphone: da tut sich doch nichts mehr. Oder erwartet ihr wirklich, dass Apple in ein paar Tagen bahnbrechende Neuerungen vorstellt? Trotzdem kaufen wir den Krempel und manche haben in den letzten zehn Jahren mehr für ihr Smartphone ausgegeben, als für ihr Auto.

Das Auto war m.M.n. Anfang dieses Jahrtausends (mechanisch) fertig. Seitdem wurden Entwicklungen nur noch aus den folgenden Aspekten getrieben: Kosteneinsparungen, gesetzliche Vorschriften und digitale Gadgets. In Nebenaspekt noch Design.

Aber technisch hat sich doch nichts mehr getan - nehmen wir mal das "Downsizing" und Entwicklung von Turbo-Benzinern aus - was wiederum nur gesetzlichen Vorschriften (Verbrauchsnormen) geschuldet sind.

Nicht einmal die Qualität hat sich signifikant verbessert seitdem.

Die drei o.g. Megatrends werden anhalten. Mit voranschreitender Entwicklung der Elektronik wird halt in den nächsten zehn Jahren das autonome Fahren das werden, was vor zwanzig Jahren die Einführung der Navigationssysteme war.

Versteht mich nicht falsch: ich bin durchaus affin für diese Technik. Und kaufe sie mir auch regelmässig. Ja, auch Radarabstandstempomaten (welche ich dann niemals hernehme).

Trotzdem denke ich mir manchmal: wozu? Vorzugsweise, wenn ich in meinen 9 Jahre alten Land Rover Defender sitze, welcher Technik auf den Stand der 70er Jahre hat. Oder in meinem Porsche aus den 80er Jahren, welcher mit ein paar Modifikationen auch heute noch als zeitgerechtes Auto durchgehen würde.

Nehmen wir doch mal meinen alten Porsche aus 1983: der erfüllt nach wie vor die Anforderungen an einen Sportwagen. Und die Leistung reicht für unsere heutige Verkehrsdichte. Okay, es gibt keinerlei Helferlein wie Servolenkung, ABS, ESP, Navi etc. Die hat sein Nachfolger zusammen mit einem Schwung mehr Leistung und Komfort. Dazwischen stecken aber 35 Jahre Entwicklung.

Ich würde noch sagen in den letzten Jahren hat sich karosserietechnisch schon noch einiges getan. Sowohl an Materialien als auch an Rostvorsorge. Rost gibt es heute ja praktisch gar nicht mehr, egal bei welchem Hersteller (Steinschläge mal abgesehen, das lässt sich nicht vermeiden). Dafür steigt das Gewicht trotzdem weil so viel Zeug verbaut wird mittlerweile in den Autos.

Beim Rostschutz wird inzwischen teilweise wieder mehr gespart als vor 15...20 Jahren (z.B. nur noch Teil- statt Vollverzinkung) - es wird also nicht immer alles besser.

Vollverzinkung gabs auch früher kaum. Schon vor 20 Jahren waren so gut wie alle Fahrzeuge nur teilverzinkt.
Da gibts noch viel mehr was da mit rein spielt.
Das was zählt ist das Ergebnis, und da sehe ich kaum mehr Autos die wirklich Rostprobleme haben.
An meinem BMW hab ich einen Schaden der bis aufs Blech geht, rostet aber selbst dort seit letztem Sommer nicht. Soweit ich weiss ist der auch nut teilverzinkt.

Grüße
Alexander

Der Rostschutz ist nur ein Punkt.
Es gab unzählige Verschlechterungen, um ein paar Cent Ersparnis pro Auto für den Hersteller ausmachen, aber den Kunden häufig viele Tausender kosten.
Hier sei auf Suchfunktion verwiesen. Alte Autos hielten oft problemlos über 300 TKM, das wird keines der aktuellen Modelle nur ansatzweise schaffen.

Was denn z.B?

Halte ich für ein Gerücht. Wurde schon immer erzählt.
Die Tatsache ist das Gegenteil, die Lebensdauer eines Autos wird immer länger.
Auch mein BMW hat inzwischen schon 270tkm runter und der Wagen macht locker nochmal 100tkm, eher das doppelte.
Null Rost und Motor und Getriebe laufen 1A.
Auch die ganze Elektronik die immer wieder verteufelt wurde macht keine Probleme.
Bis auf einen Bruch des Kabelbaums der Heckklappe, das hatten die vorherigen Modelle aber auch schon.
Der Ersatzkabelbaum hat 37€ gekostet.

Grüße
Alexander

Zitat:

@gogool schrieb am 2. September 2018 um 22:35:06 Uhr:


Was denn z.B?

Z.B. dass in vielen Bereichen so wenig Material verwendet wird, wie möglich. Materialberechnungen sind heutzutage sehr präzise und so kann man genau berechnen, wann ein Material bricht, biegt, und so weiter. Deswegen konstruiert man Bauteile nahe an der Belastungsgrenze. Das TSI-Steuerkettendesaster ist ein gutes Beispiel.

Das ist aber ein Beispiel die deine These wiederlegt.
Hätte man das so gut berechnen können hätte es dieses "Desaster" nie gegeben.
Da stecken ganze andere Mechanismen dahinter.

Grüße
Alexander

Die Festigkeitsberechnungen sind aber keine Garantie, dass kein Desaster auftritt. Die Eigenschaften von Werkstoffen sind in der Realität nicht genauso wie in der Simulation. Man kann es genau berechnen, aber ein Werkstoff hat auch Toleranzen. Wenn ein Bauteil genau an der Grenze ausgelegt wird, und man verwendet einen schlechteren Werkstoff, dann ensteht genau so ein "Desaster".

Je schneller die Entwicklung, je eher ist Schluß damit, aber was geht mich fremdes Elend an, wenn ich heute noch schnell die Taschen füllen kann ! 😰

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