Ist 5W-30 Öl immer auch Longlife Öl?
Hallo Leute,
habe kürzlich einen Passat gekauft (Bj. 2009, 170 PS, Diesel, DSG) und im Serviceheft eine komische Entdeckung gemacht:
Im Juni 2011 wurde ein Ölwechsel in einer freien Werkstatt gemacht. Angekreuzt wurde im Heft Longlife Öl "Nein". Der nächste Termin zum Ölwechsel wurde auf Juni 2012 datiert oder 30,000 km Laufleistung.
Nun habe ich wie gesagt den Passat im Sept. 2012 gekauft und das Autohaus darauf hingewiesen, dass noch den Ölwechsel gemacht werden muss. Die haben dann im Bordcomputer nachgeschaut und gesagt, dass der nächte Service erst in 20,000 km gemacht werden muss. Im Serviceheft hätte die freie Werkstatt dies falsch eingetragen.
Die Rechung dieser Werkstatt vom Juni 2011 weist das Öl 5W-30 aus (ohne Marke, etc.).
Nun sagt mein Autohaus, dass 5W-30 IMMER Longlife Öl wäre und deshalb der Service eben erst im Juni 2013 oder nach Ablauf der 30,000 km gemacht werden müsste.
Stimmt das? Ist VW 5W-30 IMMER Longlife Öl???
Danke für Eure Hilfe!
Hofi
Beste Antwort im Thema
Nun ja, mit dem LL3-Öl nach 504 00/507 00 hat VW es sich und seinen Werkstätten einfach gemacht: Es ist ein recht genau definiertes, universelles Öl, das in so ziemlich jeden VW passt und für Long- und Shortlife gleichermaßen geeignet ist. Es handelt sich dabei um ein aschearmes Öl (was praktisch nur für moderne Dieselfahrzeuge mit geschlossenem Rußpartikelfilter von Bedeutung ist, also auch für Deinen) mit starr festgelegter 5W-30-Viskosität und hochwertigem Grundöl mit vergleichsweise wenig VI-Verbesserern, um damit auch über ein längeres Intervall durchhalten zu können. Wenn Du aber bereit bist, Deinem Motor zuliebe jährlich zu wechseln, dann hast Du mehr Möglichkeiten im Bereich der Viskosität, weil Du dann ein Öl nehmen kannst, das mit Hilfe von VI-Verbesserern eine breitere Viskositätsspanne abdeckt. Diese VI-Verbesserer vermindern sich allmählich während des Betriebs, daher taugen solche Öle aus VW-Sicht nicht für den verlängerten Longlife-Intervallzeitraum (wobei es da auch andere Autohersteller gibt, die das etwas anders handhaben).
502 00 wäre die übliche Shortlife-Norm von VW, allerdings für Benziner. Da Du einen Diesel fährst, wäre für Dich stattdessen die 505 00 relevant. Bei PD-Motoren die 505 01, wobei ich das bei Verwendung eines hochwertigen Öls für belanglos halte (ich fahre selbst einen PD-Diesel und dennoch - absichtlich - ein Öl nach 505 00, allerdings halt ein sehr gutes) und die 505 01 die Viskosität auch wieder etwas einschränkt.
Löst Du Dich also von LL3 mit 5W-30, dann kannst Du z.B. ein 5W-40 nehmen. Das gäbe es nach 505 00 und auch nach 505 01. Es bietet bei hohen Temperaturen einen stabileren Schmierfilm als 5W-30. Nach 505 00 (nicht aber nach 505 01) bekommst Du auch ein 0W-40, das bei kalten Temperaturen nicht so zähflüssig ist wie ein 5W-Öl. Das Öl fließt beim Kaltstart also von Anfang an besser, und wegen des geringeren Reibungswiderstands verbrauchst Du bei kaltem Motor auch weniger Kraftstoff als bei einem 5W-Öl. Sinnvollerweise greift man dabei zu einem hochwertigen Öl, dass auch noch die MB 229.5 oder 229.51 (letztere für aschearme Öle) erfüllt.
Ein Beispiel für ein solches Öl, das aus meiner Sicht für Deinen Wagen sicherlich geeignet wäre, ist das Mobil1 ESP 0W-40.
Ehrlicherweise muss man dazusagen, dass wir hier über geringe Unterschiede auf hohem Niveau reden. Die LL3-Öle sind definitiv keine schlechten Öle. Dennoch hört man zuweilen von Berichten, dass es bei Verwendung dieser Öle Ablagerungen im Motor gegeben habe. Wie glaubwürdig diese Berichte sind kann man streiten, und sowas könnte natürlich auch mit den langen Wechselintervallen zusammenhängen. Vorstellen könnte ich mir einen Zusammenhang mit dem Öl aber im Prinzip schon, da VW bei LL3 halt auf exquisites Grundöl mit vergleichsweise wenig Additiven setzt, da Additive altern und das Öl halt doppelt so lange nicht gewechselt werden soll (bei Diesel ist sogar von bis zu 50.000km die Rede). Frische Additive jedoch können viel Positives bewirken, und wer den Gang zum jährlichen Ölwechsel nicht scheut, kann seinem Motor damit etwas Gutes tun.
Was es am Ende bringt, ist Gegenstand vieler Diskussionen. Viele Leute gehen mit Ölwahl und Ölwechsel recht liederlich um, und ihre Motoren halten dennoch sehr lange. Ob der Unterschied zwischen LL3 und einem anderen, guten Öl bei jährlichen Wechsel am Ende einen wahrnehmbaren Unterschied bei der Motorlebensdauer oder dem Kraftstoffverbrauch machen wird ist unklar.
Da das LL3-Öl aber generell zu den teuren Ölen gehört, stehe ich persönlich auf dem Standpunkt, dass ich für das Geld dann auch gleich ein anderes, genauso teures Öl kaufen kann, das bei jährlichem Wechsel noch ein paar kleine Extravorteile bringt.
Generell kann man aber sagen, dass jährlicher Wechsel für jeden Motor empfehlenswert ist und man über Longlife allenfalls dann nachdenken sollte, wenn man nur wenig Kurzstrecken fährt, so dass der Motor immer über längere Zeiträume hinweg schön warm werden kann.
44 Antworten
Zitat:
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Generell kann man aber sagen, dass jährlicher Wechsel für jeden Motor empfehlenswert ist und man über Longlife allenfalls dann nachdenken sollte, wenn man nur wenig Kurzstrecken fährt, so dass der Motor immer über längere Zeiträume hinweg schön warm werden kann.
Was ist aber wenn man insgesamt sehr sehr wenig fährt? Also etwa 3000km jährlich und davon etwa 1000km über eine 8km Kurzstrecke und den Rest über diverse Langstrecken.
Wäre dann LL alle 2 Jahre vertretbar?
Hätte im Refelex auch *ja* geschrieben. Gerade wenn es noch 8km einfach sind. Hinter dem Text steht dann ja im Grunde das das Fahrzeug sehr viele Standtage hat.
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Warum soll das nicht vertretbar sein.
Man sollte bei der Kurzstecken Fahrerei aber möglichst darauf achten keine Ölverdünnung durch Benzineintrag zu haben.
Anscheinend auch nach 12 Jahren seit Erstellung des Themas noch aktuell :-)
Motoren-Gurus raten von den Longlifeintervallen ab, auch wenn der Hersteller was anderes empfiehlt. Alle 10 tkm bis 15 tkm sollte gewechselt werden, wenigstens jährlich gerade bei Kurzstrecken. Gründe dafür sind vielfältig. In der Hauptsache sind es die Dichtungen und die Kunststoffteile im Steuertrieb und die Problematik der Ölverdünnung durch Kraftstoff, die kurze Wechselintervalle mit Laufleistung belohnen. Der Annahmemeister meiner früheren Opel-Bude sagte mal zu einer Neukundin auf deren diesbezügliche Frage: "Entweder wechseln sie regelmäßig alle 10-15 tkm das Motoröl oder halt den Motor. Öl ist günstiger." Ist zwar etwas überspitzt, aber im Kern schon zutreffend.
... zum Glück nin ich kein Guru 😁 ... bisher habe ich bei allen Motoren das gegebene Zeit-/Laufleistungsintervall immer ausgereizt. Wenn da 30tkm für 1 (oder auch 2) Jahr anstanden gab es erst weider frisches wenn einer der beiden Bedingungen erreicht war. Das konnte sowohl 30tkm nach 10 Monaten, aber auch nach 20 Monaten sein. Nun, was soll ich sagen, zumindest ahbe ich bei meinen Dieseln damit kein Pech gehabt und die benziner hatten bei uns zufällig immer nur max. 12 Monate. Inherhalb der 12 Monate haben wir aber auch zulässige Intervalle von >15tkm ausgenutzt ... funzte auch prima.
Unser aktueller Otto hat allerdings 30tkm/24Monate ... da ist mir manchmal minimal mulmig das es nichtmal einen Peilstab zu ziehen gibt 😁 ... immerhin lebt der nun auch schon 3 Jahre.
Zitat:
@Luke-R56 schrieb am 22. Juni 2024 um 14:52:35 Uhr:
Ich hätte jetzt gesagt, eher ja. Um welchen Motor geht's?
AUDI A3 Sportback (8PA) 2.0 TDI 140 PS TDI
Der ist schon tot und simuliert nur noch das Leben. 🙂
Es macht sich bei den hochgezüchteten Motoren nunmal mit der Laufleistung bemerkbar. Selbst der olle Y/Z22XE hat von Opel ein 30 tkm/ 2 Jahre Intervall. Sollte man trotzdem nicht machen.
Zitat:
@Astradruide schrieb am 22. Juni 2024 um 14:55:06 Uhr:
Hätte im Refelex auch *ja* geschrieben. Gerade wenn es noch 8km einfach sind. Hinter dem Text steht dann ja im Grunde das das Fahrzeug sehr viele Standtage hat.
Genau, die meiste Zeit steht der Wagen in der Garage. In diesem Jahr noch keine 600km gefahren aber fast ausschließlich Kurzstrecke.
Zitat:
@garssen schrieb am 22. Juni 2024 um 14:55:50 Uhr:
Warum soll das nicht vertretbar sein.
Man sollte bei der Kurzstecken Fahrerei aber möglichst darauf achten keine Ölverdünnung durch Benzineintrag zu haben.Anscheinend auch nach 12 Jahren seit Erstellung des Themas noch aktuell :-)
Wie kann man drauf achten?
Zitat:
@Petyar schrieb am 22. Juni 2024 um 15:30:24 Uhr:
Wie kann man drauf achten?
https://www.motor-talk.de/.../...immer-auch-longlife-oel-t4230439.html
😉
Man liest dazu
"Während reiner Diesel bei ca. 55 Grad Celsius verdampft (s.o.), hat Biodiesel (Methylester / Ethylester) einen höheren Siedepunkt und verdampft erst bei weit über 100 Grad Celsius. Motoröl in Dieselautos erreicht diese Temperaturen im Alltag kaum."
Also durch den Biodiesel verursachte Verdünnung wir man eh nicht los.
Durch den Kaltstart verursachte Verdünnung wird man ab 55 Grad Celsius Betriebstemperatur anscheinend wieder los, oder?
Selbst Erdöldiesel verdampf bei 55 °C nicht blitzschnell und natürlich verdampft Biodiesel da noch viel langsamer.
Motoröl das mit normalem Diesel belastet ist braucht auch schon Stunden Betriebsdauer bis das meiste verdunstet ist. Das hängt aber auch von der blow-by-rate durchs Kurbelgehäuse ab.
Zitat:
@Petyar schrieb am 22. Juni 2024 um 15:30:24 Uhr:
Zitat:
@garssen schrieb am 22. Juni 2024 um 14:55:50 Uhr:
Warum soll das nicht vertretbar sein.
Man sollte bei der Kurzstecken Fahrerei aber möglichst darauf achten keine Ölverdünnung durch Benzineintrag zu haben.Anscheinend auch nach 12 Jahren seit Erstellung des Themas noch aktuell :-)
Wie kann man drauf achten?
In dem dein Öl am Peilstab mit der Zeit immer mehr wird.
Wir hatten einen Audi A4 mit 2,0L Pumpe Düse Motor. Bei dem ist der Ölstand innerhalb von 5000 Km von mitte Peilstab auf gutes Stück über Maximal angestiegen.
Karre bald wieder verkauft.