Ioniq 5: Echter Erfahrungsbericht mit haarsträubenden Mängeln

Hyundai Ioniq 5 5

Ich habe den Ioniq 5 "blind" bestellt, also ohne Probefahrt. Ich habe das Fahrzeug tatsächlich nie "in echt" gesehen, als ich es gekauft habe. Gründe waren das Design, welches mich sehr anspricht, sowie die ersten, äußertest Guten Bewertungen im Internet. Als Zweitwagen fahre ich seit 2 Jahren einen Renault Zoe z.e. 50. Der Ioniq 5 hat einen Seat Leon Cupra 300 ST 4Drive abgelöst. Mein Ioniq 5 hat das die große Batterie, Heckantrieb, Dynamiq Paket und Wärmepumpe.

Da ich jetzt 3.000 km hinter mir habe, Zeit für ein Fazit. Und da mein Fazit anders aussieht, als alle mir bekannten "Tests", möchte ich meine Erfahrungen mit Euch teilen.

Gute Eigenschaften:
- Der Antrieb ist gut und beschleunigt linear
- Während des Ladevorgangs nur leise Geräusche hörbar
- Die Sitze sind bequem und auch auf Langstrecke gut (bin 188cm)
- Die Türen öffnen weit genug für bequemen ein- und ausstieg
- Mittelkonsole fasst auch üppige Damenhandtasche
- Das Design finde ich Klasse (Geschmacksfrage)
- Der adaptive Abstandstempomat regelt fein und unaufgeregt
- Querverkehrswarner scheint gut zu funktionieren
- Soundsystem ist recht gut
- Gute Rundum- und Seitenspiegelsicht

Durchschnittliche Eigenschaften:
- Die LED Scheinwerfer leuchten OK, aber recht ungleichmäßig, der Lichtkegel ist sehr schmal
- Der Fernlichtassistent arbeitet so gut/schlecht wie in anderen mir bekannten Autos
- Das Fahrwerk ist OK, auf Querfugen aber überraschend "polterig"
- Lenkung um Mittellage recht synthetisch, aber noch ok

Schlechte Eigenschaften
- Radarsensor fällt bei leichtem Schnefall aus innerhalb von Minuten. Damit auch Tempomat und Spurwechselassistent.
- Der "Lane Keep Assist" ist ein Totalausfall:
* Er kann nicht die Spur halten, sondern pendelt wie ein Betrunkener rechts/links
* Scheint den Radstand nicht zu kennen und will grundsätzlich zu früh einlenken. Dadurch schneidet das
Heck durch Kurven.
* Will auf Landstraßen ohne Mittellinie einfach in der Mitte fahren
* Ist so energisch, dass er bei trockenen Händen das Lenkrad aus den Händen "zieht"
* Kann nicht dauerhaft auf "Nur Warnung" gestellt oder deaktiviert werden
- Die Klimaanlage hält Heck- und Seitenscheiben nicht beschlagsfrei (ECO)
- Die Heckscheibe hätte unbedingt einen Wischer mit Waschfunktion gebraucht
- Die hinteren Gurtstecker liegen auf Hartplastik Innenverkleidung auf und klappern auf Kopfsteinpflaster
- Sitzheizung während Fahrt nicht bedienbar (Untermenü Touchscreen)
- Sprachsteuerung versagt oft ab ca. 100 km/h
- Ladegeschwindigkeit bei -3°C und 35% SoC nach 1,5 Stunden Autobahn (120 km/h): 50 kW, ab 70% ca. 116 kW. Hatte mit mehr gerechnet. Was macht eigentlich die Batterieheizung aus dem Dynamiq-Paket?!
- Das Navi kennt div. Einbahnstraßen in Hamburg nicht. Routenführung durch Hamburg quasi nicht möglich.
- Häufige Spannungsgeräusche ("Knarzen"😉 Windschutzscheibe Fahrerseite
- Ladeanzeige an Ladebuchse so hell, dass man bei Dunkelheit geblendet wird und Ladebuchse ertasten muss
- Rückkamera ohne Reinigungsfunktion oder automatischer Schutzklappe ist immer verdreckt

Sonderthema Licht: Die Scheinwerfer sind nicht völlig schlecht, aber auch nicht gut. Was aber völlig schlecht ist: Es fehlen Abbiegeleuchten. Der Lichtkegel der Scheinwerfer ist so eng, dass beim Abbiegen in völliger Dunkelheit nicht gesehen werden kann, wohin man eigentlich abbiegt. Ich lebe in tiefster Provinz mit kaum "Fremdlicht" und es fällt stark auf.

Das Rücklicht bringt fast kein Licht auf die Straße. Wer nachts gerne im Außenspiegel Abstände prüft und die weiße Linie im fahlen Licht der Rückleuchten sucht, der wird kaum fündig werden.

Die Scheinwerferabdeckung vom Ioniq 5 ist senkrecht. Jeder Schnee- und Eismatsch wird vom Fahrtwind festgepresst. Dadurch verlieren die Scheinwerfer erheblich an Leuchtkraft. Selbst der Renault Zoe hat die besseren Scheinwerfer.

Fazit:
Das Auto ist OK, aber es hat auch echte Macken. Ich werde es jetzt 4 Jahre gerne fahren, aber ich werde kein Auto mehr blind kaufen. Bislang war ich damit immer gut unterwegs, auf der anderen Seite hatte ich noch nie ein Auto aus Korea. Einige der Fehler finde ich völlig absurd (Gurtstecker, Lane Keep Assist, Heckscheibenwischer) und kann mir nicht erklären, wie das so eine Freigabe bekommen konnte.

PS: Natürlich habe ich den Bericht im Hyundai-Bereich erstellt. Er wurde zu KIA verschoben. Warum auch immer.

PPS: Lenkradsymbol-Taste auf Lenkrad 5 Sekunden drücken deaktiviert den Lane Keep Assist. Man muss nicht ins Untermenü jedes Mal.

305 Antworten

Kann man eigentlich einen Zusammenhang feststellen, zwischen Produktionsmonat und Fehlerhäufigkeit? Ich könnte mir vorstellen, dass die IQ5 der ersten Serie, also die P45, stärker betroffen sind als die Modelle, die gerade jetzt kürzlich ausgeliefert wurden. Ich könnte mir vorstellen, dass gewisse Dinge, nervende Kleinigkeiten, direkt in der laufenden Produktion verbessert oder abgestellt werden. Die aktuell ausgelieferten IQ5 haben bestimmt auch durchgängig die aktuelleren Softwarestände auf allen Steuergeräten.

Deswegen vielleicht auch die teilweise unterschiedliche Wahrnehmung der IQ5 Fahrer hier im Thread. Es wäre gut, wenn immer der Produktionsmonat mit genannt werden würde, sofern er bekannt ist.

Klappernde Gurtschlosszungen, je nachdem wie der Gurt zurückgelegt wird, ist doch bei vielen Autos Standard. Wenn einen das zur Weißglut bringt und bisher nicht erfahren wurde ist es IMHO Zufall bei anderen Fahrzeugen und der Hinweis den Weg zum ÖPNV zu gehen, da sind bekanntlich keine Gurte angebracht. 😉😉

Die Beschwerden zum fehlenden Heckscheibenwischer verstehe ich. Da muss Hyundai sich mal an die Nase packen, da man das entweder mit einer kleinen Lippe und/oder mit einem elektronischen Kamera Innenspiegel lösen können. Technisch einfach und machbar, für mich sogar ein Punkt im Lastenheft eines Tech-Cars.

Dann müsste man aber auch dafür sorgen, dass die Kamera nicht verschmutzt.

Bei Jaguar/Land Rover wird die auf dem Dach in der GPS/Antennenfinne verbaut. Verschmutzt nach meinen Erfahrungen nicht. https://www.ecosia.org/images?q=jaguar%20kamera%20R%C3%BCckspiegel

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Wäre eine Möglichkeit, oder eben einen Scheibenwischer.

Zitat:

@Killed_in_Action schrieb am 7. Januar 2022 um 11:17:51 Uhr:


Wäre eine Möglichkeit, oder eben einen Scheibenwischer.

Da wird die Kameralösung die deutlich günstigere sein…
Erinnere mich in einem Auto gefahren zu sein, wo man umschalten konnte, ob im „Innenspiegel“ tatsächlich ein Spiegelbild oder ein Kamerabild angezeigt wird. Komme aber gerade nicht mehr drauf, was das war. Honda-E?
Und bei meiner Model-Y Probefahrt hat mich der fehlende Heckwischer vermutlich v.a. deshalb nicht gestört, weil man durch das winzige Loch da hinten ohnehin nix gesehen hat.
:-(

Zum Glück habe ich mich nicht wie der TE von meiner Erstbegeisterung mitreißen lassen und bin Probe gefahren. Und einige Mitbewerber seitdem auch.
(Leider) bin ich danach jedesmal wieder in mein aktuelles Auto gestiegen und fand es in Summe doch noch immer den besten Kompromiss. Elf Monate noch, die Uhr tickt.
:-((

Zitat:

@Noch ein Stefan schrieb am 7. Januar 2022 um 12:09:51 Uhr:



Zitat:

@Killed_in_Action schrieb am 7. Januar 2022 um 11:17:51 Uhr:


Wäre eine Möglichkeit, oder eben einen Scheibenwischer.

Da wird die Kameralösung die deutlich günstigere sein…
Erinnere mich in einem Auto gefahren zu sein, wo man umschalten konnte, ob im „Innenspiegel“ tatsächlich ein Spiegelbild oder ein Kamerabild angezeigt wird. Komme aber gerade nicht mehr drauf, was das war. Honda-E?

Im I-Pace ist das so geregelt. Da ist dann zusätzlich dank ausgefeilter Aerodynamik die Heckscheibe sauber und frei 😁😁 Umschalten aus dem Kameramodus macht nur dann Sinn, wenn so viel Licht in den Spiegel fällt, dass die Einblendung des Bildes (Helligkeit ist einstellbar) durch das Spiegelbild trotzdem überlagert wird. So in 1-2% der Nutzung relevant.

Zitat:

@StefanLi schrieb am 7. Januar 2022 um 13:10:24 Uhr:



Im I-Pace ist das so geregelt. Da ist dann zusätzlich dank ausgefeilter Aerodynamik die Heckscheibe sauber und frei 😁😁 Umschalten aus dem Kameramodus macht nur dann Sinn, wenn so viel Licht in den Spiegel fällt, dass die Einblendung des Bildes (Helligkeit ist einstellbar) durch das Spiegelbild trotzdem überlagert wird. So in 1-2% der Nutzung relevant.

Dann war‘s der. Danke.
Hatte es auch nicht selbst getestet, sondern nur passiv von der Beifahrerseite.

Vermutlich auch sinnvoll, wenn sich der Kofferraum-Krempel mal wieder bis zum Dach stapelt…
;-)

Ist bei Toyota schon ein alter Hut.

Hat aber einen Nachteil, eine Kamera ist eindimensional, ein Spiegel nicht.

Wenn man also nach vorn in die Ferne schaut und dann in den physischen Spiegel ist das keine Umstellung, man schaut weiterhin in die Ferne. Der Blick auf den Spiegelbildschirm jedoch ist ein Blick auf den nahen Bildschirm.
Ganz schlecht ist das für Brillenträger, die vielleicht eine Gleitsichtbrille tragen, die können in dem Display kaum was erkennen.

Oha, dann muss ich mich beim Optiker beschweren, dass er mir für teuer Geld Fenstergläser verbaut hat. 😁

Nein, theoretisch richtig, ich komme gut damit zu recht und finde es eine gute Lösung.

Leider auch praktisch richtig. Wenn Du eine normale Brille trägst magst Du damit klar kommen.

Meine heckscheibe heute auf der Autobahn 🙂

Asset.HEIC.jpg

Die Frage ist, wenn die Scheibe so aussieht, wie sieht die Kamera aus. Man hat ja die Möglichkeit die Rückfahrkamera während der Fahrt einzuschalten. Aber wenn die zu ist, bringt das auch nichts.

So sieht ein EV6 nach der Fahrt im Schneetreiben aus:
https://www.motor-talk.de/.../asset-heic-jpg-i210343507.html

Die Heckscheibe bleibt dank Abrisskante sauber, genauso wie die Karosserie oberhalb der Abrisskante.

Das wollen einige hier aber nicht hören bzw sehen :-))))

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