Es naht der Abschied - servus Phaeton GP3 & Forum

VW Phaeton 3D

Liebe Phaeton-Freunde,

so langsam nähert sich meine Zeit als Phaeton-Fahrer dem Ende. Der Verkauf meines GP3 V6 TDI steht bevor. Ich werde mich nicht ganz freiwillig trennen, sondern „opfere“ ihn, weil sich eine einmalige und unwiderstehliche Gelegenheit für einen Audi S8 D4 aufgetan hat. Der Audi ist auch bereits da, nun muss mein Schlachtschiff leider weichen.

Zum Abschied möchte ich gerne ein paar Worte zum Phaeton und zu diesem Forum loswerden.

Als ich den Phaeton im Dezember 2017 aus quasi erster Hand von einem VW-Händler in München erworben hatte, war er als Alltags- und Pendlerauto gedacht, um meinen Mercedes CL 600 zu schonen. Ich habe seinerzeit ein komfortables und preislich attraktives Fahrzeug für Arbeitsweg und Winter gesucht. Dass ich beim Phaeton gelandet bin, war purer Zufall und dem Umstand geschuldet, dass es für das Geld nichts Vergleichbares gab. Ihr erinnert euch? Diesel-Skandal, niedrige Gebrauchtwagenpreise, etc. Fürs gleiche Geld hätte ich damals auch einen gebrauchten Golf kaufen können (so ungefähr zumindest). So war es dann eine wenig emotionale Entscheidung für den Phaeton. Sollte solide sein, ist preislich okay und schneidet nicht so auf, wie eine S-Klasse.

Ich gebe zu: ich habe den Phaeton immer belächelt. Ich gehörte zu denen, die dieses Fahrzeug nie ernst genommen hatten. Und das, obwohl ich mich als Automobilenthusiasten bezeichnen würde! Eine Oberklasselimousine mit kuchentellergroßem VW-Emblem auf dem Heckdeckel?! Das kann nichts sein. Ich habe mich nur selten in meinem Leben so geirrt. Aus dem geplanten Alltagsauto wurde dann sehr schnell wieder ein Schonauto.

50.000 km später (hat jetzt 124.000 km drauf) kann ich heute sagen: Der Phaeton ist das großartigste Auto, dass ich je gehabt habe. Nicht falsch verstehen – das Auto hat seine Schwächen und Problemchen und ein Vergleich mit anderen Autos ist immer schwer, aber ja, ich würde sagen, da kommt in Summe nichts anderes ran.

Man kann sich über Details ärgern oder wundern. Wie über das unterdimensionierte ZF Getriebe, den etwas zu schwachbrüstigen V6-Diesel, den nervigen Ping-Ton aus dem KI, wenn die Außentemperatur unter 4°C sinkt, die fehlende Funkuhr, ein nicht wirklich abschaltbares Solardach, Alukorrosion und so weiter. Aber das sind alles mehr oder weniger Kleinigkeiten.

Der Phaeton ist mächtig, ohne arrogant zu sein. Das gibt es so nicht ein zweites Mal in der Automobilwelt – heute schon gleich zehnmal nicht mehr. Das massive am Auto wird an jeder Stelle deutlich. Das schwere Gefühl der 2,5 Tonnen, das dicke Wurzelholz im Innenraum. Das weiche hochwertige Leder. Der große Wählhebel in der Mittelkonsole. So muss Auto für mich sein. Ich würde tatsächlich so weit gehen zu sagen, der Phaeton war die letzte echte Oberklasselimousine. Ein Dinosaurier aus alter Zeit mit alten Werten, der sich in die Neuzeit retten konnte, bevor Jagd auf ihn gemacht wurde und er seinen Beschützer verlor. Mit einer Entwicklungsgeschichte, die einem Gänsehaut beschert. Ferdinand Piech hat sich ein Denkmal gesetzt, auch wenn kaum einer an ihn denkt, und er sitzt gefühlt in jedem Phaeton mit auf dem Beifahrersitz. Das ist schon etwas Besonderes.

Ich liebe den Phaeton.

Nun bin ich ein paar Wochen S8 gefahren und gestern wieder in den Phaeton gestiegen. Es sind zwei Welten, die sich nicht wirklich vergleichen lassen. Natürlich: der S8 ist, wenn auch fast so alt wie mein Phaeton, das „modernere“ Auto und der Motor spielt freilich in einer komplett anderen Liga. Aber sonst? Obwohl der S8 länger und breiter ist, ist es im Innenraum vergleichsweise eng und der Kofferraum ist klein. Was völlig fehlt, ist das Gefühl ein massives Auto zu fahren. Das „fahrende Wohnzimmer“ eines Phaeton ist hier nicht zu finden. Dieses Gefühl ist Geschichte. Nicht nur für mich, sondern für das Automobil im Allgemeinen. Egal wohin man heute blickt: Audi, BMW, Mercedes, „Lexus“ – alles ist ähnlich, vieles ist gleich und alles ist zwanghaft modern und hipp. In ein paar Jahren werden all die modernen Autos mit ihren Displays und dem farbigem Ambientelicht veraltet sein und auch so aussehen. Der Phaeton hingegen, wird immer zeitlos bleiben, weil er schon immer zeitlos war.

Also mein Fazit zu fünfeinhalb Jahren Phaeton GP3: eines der großartigsten und am meisten unterschätzten Autos der Geschichte des Automobils. Ich bin wahrhaft glücklich, dass ich einen mein Eigen genannt haben werde und meine Voreingenommenheit widerlegen konnte.

Das größte Problem des Phaeton? Kein Schwein kennt sich damit aus! Und das ist echt ein riesiges Problem. Ja, es gibt da wohl diese eine Werkstatt, die sich auf das Auto spezialisiert hat, aber die ist eben für viele einfach zu weit weg. VW kann man vergessen und freie Werkstätten, so bemüht sie auch sein mögen, kommen schnell an ihre Grenzen. Zum Glück gibt es dieses Forum hier. Ohne den Input begeisterter Enthusiasten, von denen einige ein bemerkenswertes Fachwissen haben, wäre man schnell aufgeschmissen und der VW-Werkstatt auf Gedeih und Verderb ausgeliefert. Also an alle hier: meinen Dank für eure Leistung, eure Zeit und euer Wissen, das ihr bereit seid, mit euresgleichen zu teilen. Ich habe hier viel gelesen, viel gelernt und bin froh, dass mein Phaeton nur kleinere Krankheiten hatte.

Nun wird also demnächst, wenn sich ein Käufer findet, Abschied genommen. Vom Phaeton-Forum nehme ich den Abschied schon jetzt.

Euch allen weiterhin eine gute, bequeme und sichere Fahrt in euren Phaetons. Genießt jeden Kilometer in diesem einzigartigen Fahrzeug und bewahrt diese Autos, so lange es geht.

Ich werde nun, jedes Mal wenn ich auf der Straße einen Phaeton sehe, wehmütig lächeln.

Herzliche Grüße aus Oberbayern!

25 Antworten

Zum Thema "fehlende Leistung" und vier 3.0 TDI hintereinander: der V8 war damals ein sehr gutes Angebot von einem VW-Händler, und er hat mir gefallen. Gasumbau war möglich, wir hatten eine eigene Gastankstelle. Und es fehlte mir ja bei dem Auto auch nicht so sehr an Leistung, ein wenig halt. Gewicht und Gas kosten halt knabbern halt ein wenig am Potential. Nachdem bei einem ebenfalls auf Gas umgebauten ML 500 meiner Frau dann aber Gas in den Innenraum entwichen ist musste ich unsere Gasfahrzeuge wieder abschaffen. Nachdem meine Frau und ich im Jahr aber damals so um die 120.000 bis 150.000 km gefahren sind kam ein großvolumiger Benziner nicht mehr in Frage. Ich hatte in der Zeit vor dem ersten Phaeton auch einige A8 Diesel, 2.5 TDI und 3.3 TDI, der letzte A8 war ein V8 4.2, dann schon auf Gas umgebaut. Als ich ihn verkauft habe hatte er 144 Werkstatteinträge! Der A8 3.3 TDI wurde so ca. alle 2 Wochen mit dem LKW abgeholt weil nichts mehr ging, ein 2.5 TDI brachte es in zwei Jahren bei ca. 170.000 km Laufleistung in dieser Zeit auf ca. 50.000 DM Reparaturen, Gott seid Dank damals alles auf Garantie. Ich war dann irgendwann von Audi geheilt, dann kam die Phaeton-Zeit. Und wie so vieles im Leben war es halt ein Kompormiss. Bei den Dieseln habe ich mir leistungsmäßig ein wenig beholfen wie ja bereits angesprochen, es war und blieb aber ein Kompormiss. Beim letzten bin ich nun ein paar Mal beim Überholen in Situationen geraten, die ich eigentlich nicht mehr erleben möchte. Es gab wohl ein Getriebeupdate, dann war es ein wenig besser. Aber der manchmal unerwartet einsetzende Leistungsmangel blieb, wenn auch in reduzierter Form. Und Reparaturen, Ersatzteilthemen sind wie ja auch bereits geschrieben immer mehr ein Thema, insbesonder dann auch bei älteren Autos. Trotzdem fällt mir eine Trennung vom Phaeton schwer. Er hat halt jede Menge andere Vorzüge, die, natürlich je nach Geschmack, andere Fahrzeuge so kaum zu bieten haben.

Viele Grüße aus Niederbayern
Wolfgang

Wolfgang,

mit einer richtig guten Optimierung des 3.0 TDI gerät man beim Überholen nicht in schwierige Situationen.
Es sei denn, man hat die Situation falsch eingeschätzt.

Der Motor beschleunigt mit der Optimierung, die meiner hat, gnadenlos, wie am Gummiband gezogen und ohne unerwartet einsetzenden Leistungsmangel.

Ich habe kürzlich einen 3.0 TDI-Fahrer, dessen Phaeton nicht optimiert ist, mit meinen Phaeton fahren lassen.
Zwar nur auf einer Landstraße mit Geschwindigkeitslimit zwischen 70 und 100, aber der Junge kam trotzdem aus dem Grinsen nicht mehr raus.

Muss man selbst erleben, wie spielend der 2,5 Tonner nach vorne schieben kann, zu beschreiben ist das schwierig.

LG
Udo

Hallo Udo,

hast du schonmal einen Phaeton V10 TDI gefahren? Das würde mich interessieren, dann bitte den Vergleich mit der gechippten V6 TDI berichten. Zum Glück habe ich bis jetzt mit meinem V10 nicht so eine Situation erlebt wie berichtet wird. Mein Fazit zum Vergleich V6 TDI <--> V10 TDI, ist so ungefähr wie Esel mit Pferd.

LG
beko

Nein, einen V10 TDI habe ich noch nicht fahren dürfen.
Klar, an dessen 750 Nm kommt meiner nicht dran. Aber so 600 Nm oder knapp darüber werden es wohl sein.
PS sind auf Augenhöhe.

Vergleich wäre eher Muli mit Pferd😉

LG
Udo

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Naja, trotzdem hast du hier lang übersetzte 5 Gang gegen kurz übersetzte 6 Gang … und wir reden von einem wandler 😁

Wird wahrscheinlich erst auf der AB ab 160 interessant

Der V8 beispielsweise liefert erst ab 3500umin sein volles Drehmoment (430nm), da ist dieses old school Getriebe schon gut gefordert

Ich vergleiche optimierte 3.0 TDI mit nicht optimierten 3.0 TDI. Denn über diese geht es vornehmlich in diesem Thread.
Und da liegen nun mal Welten zwischen, wenn es Usern um zu wenig Leistung beim 3.0 TDI geht.
Ist auch egal in welchem Geschwindigkeitsbereich, der Optimierte zieht seinen Vorwärtstrieb einfach nur durch.

Immer vorausgesetzt natürlich, dass die Leistungsoptimierung richtig gut gemacht ist.

LG
Udo

Ahso… sorry, dann habe ich das missverstanden

Zitat:

@A346 schrieb am 27. April 2023 um 13:43:46 Uhr:


richtig guten Optimierung des 3.0 TDI

Mit welcher Leistung kann man bei einem optimierten 3.0 denn rechnen?

Das hatte ich bereits weiter vorne geschrieben.
Das sind aber die Daten meiner Optimierung und von meinem Spezialisten. Für andere Optimierer kann ich nicht sprechen.

Es gibt diesen Thread, das sollten wir hier das deshalb hier nicht weiter vertiefen:
https://www.motor-talk.de/.../...ning-phaeton-v6-tdi-t4020597.html?...

LG
Udo

Ganz schön geschrieben vom TE, danke dafür. Für mich als "Phrischling" geht das runter wie Öl und ich freue mich auf die kommenden Jahre und Kilometer. Ich werde einfach kleine Urlaubstrips machen zu den beiden mir bekannten spezialisierten Werkstätten, die jeder hier wohl kennt, die aber wegen der Werberichtlinien nicht genannt werden 😉. Da wäre ein Spitzname auch mal lustig 😉. Eine kleine 500km Tour hin, 1,2 Tage am Phaeton arbeiten (lassen) und wieder schön entspannte 500km zurück. Klingt für mich verlockend. Natürlich...wenn es richtig ernste und schwere Schäden sind und das Auto wochenlang in der Werkstatt sein muss, geht das leider nicht. Aber davon gehe ich nicht aus.

Und wegen der Leistung und so...ich geniesse sehr das Konzept Phaeton mit Masse und Geborgenheit, Entspannung und Komfort. Da möchte ich persönlich gar nicht in den Kurven in den Sitzt gedrückt werden. Also nicht im Phaeton. Und weil ich ab und zu trotzdem gerne mal in einer Zentrifuge unterwegs bin...würde ich sagen, suche ich noch das passende Auto dafür. Dann fahre ich meinen Daily Driver daily, den Phaeton metaphorisch in die Oper und in 3-5 Jahren gibt es dann Nachwuchs. "Elise" soll die kleine heissen und den Rest meines automobilen Erlebnisspektrums befriedigen (sofern dann noch bezahlbar). Kurz: Es gibt keine EierlegendeWollmichsau - auch nicht in PKW Form.

Das soll nicht heissen, dass ich den TE nicht verstehe. Ich verstehe ihn absolut und bestens und wünsche nur das Beste mit dem A8 - auch ein tolles Gefährt.

Grüsse
Rob

Zitat:

@A346 schrieb am 27. April 2023 um 13:43:46 Uhr:


Wolfgang,

mit einer richtig guten Optimierung des 3.0 TDI gerät man beim Überholen nicht in schwierige Situationen.
Es sei denn, man hat die Situation falsch eingeschätzt.

Der Motor beschleunigt mit der Optimierung, die meiner hat, gnadenlos, wie am Gummiband gezogen und ohne unerwartet einsetzenden Leistungsmangel.

Ich habe kürzlich einen 3.0 TDI-Fahrer, dessen Phaeton nicht optimiert ist, mit meinen Phaeton fahren lassen.
Zwar nur auf einer Landstraße mit Geschwindigkeitslimit zwischen 70 und 100, aber der Junge kam trotzdem aus dem Grinsen nicht mehr raus.

Muss man selbst erleben, wie spielend der 2,5 Tonner nach vorne schieben kann, zu beschreiben ist das schwierig.

LG
Udo

Grinse immer noch. Aber ja recht hast du Udo. Also Leistung mit der Optimierung hat man genug. 😎

Gruß

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