Emergency-Assist mit erschreckenden Systemschwächen ?!
'n Abens Jungs, Mädels und Diverse 😉
nachdem ich vor einigen Tagen auf ein vermeintliches Problem bei der Funktion des Emergency-Assist im Touran gestoßen bin, hat sich dieses unter Tagesfrist in meinen Augen zu einem ernsthaften Systembug erhoben:
Zur Funktion des Emergency-Assist für alle, die das nicht kennen:
Der Emergency-Assist erkennt anhand verschiedener Parameter einen unaufmerksamen oder gesundheitsbedingt reaktionslosen Fahrer. Das Ziel dabei ist das Vermeiden von Unfällen sowie das automatische Absetzen eines Notrufes.
Um dies zu gewährleisten, kommt es zum Zusammenspiel aller möglicher Assistenzsysteme.
Zuerst wird erkannt, dass der Fahrer nicht mehr aktiv das Lenkrad bedient. Der Lane-Assist übernimmt dabei die Lenkfunktion und orientiert sich im Rahmen der Systemgrenzen an den Fahrbahnmarkierungen. Leichte bis mittlere Kurven sowie Geraden werden insofern in Abhängigkeit des Fahrbahnzustandes recht gut gemeistert.
Nach einigen Sekunden der Inaktivität wird der Fahrer mittels relativ leisem akustischen Signal sowie anhand einer Displaymeldung "Lenkung übernehmen" gewarnt. Dieser Vorgang kann sich wiederholen.
Hält die Inaktivität an, so erhöht sich die Warnschwelle. Es kommt zu einem kurzen, nicht all zu heftigen Bremseingriff, um einen eingenickten oder bewusstlosen Fahrer zu "reanimieren". Dies geschieht in der Regel zweimal.
Während des gesamten Vorganges behält der Lane-Assist die Lenkfunktion.
Sollten diese moderaten Warnsignale nicht den gewünschten Erfolg gehabt haben und erkennen die Systeme den Fahrer als noch immer inaktiv, übernimmt der Emergency-Assist selbst.
Dabei kommt es zu einem extrem schrillen, akustischen Signal. Dieses entspricht dem des Notbremswarners. Dabei leitet das Fahrzeug in Abhängigkeit der von den Radarsensoren des Side-Assist erkannten, anderen Verkehrsteilnehmer eine Bremsung ein, die Warnblinkanlage wird eingeschaltet und das Fahrzeug wird unter Zuhilfenahme aller Assistenzsysteme am äußersten, rechten Fahrzeugrand (ggf. sogar auf dem Standstreifen) angehalten. Der Notruf wird abgesetzt.
Auch während dieses Vorganges bleibt der Lane-Assist aktiv und übernimmt die Lenkfunktion.
Von der Idee her ein geniales System und wenn es so funktioniert, wie zuvor beschrieben, gibt es keinen Grund zum Tadel. Mir ist klar, dass alle involvierten Assistenzsysteme im Rahmen ihrer physikalischen Systemgrenzen und limitiert durch Umgebungseinflüsse agieren. Insofern ist auch unstrittig, dass diese Systeme weder ein autonomes Fahren ermöglichen, noch einen aufmerksamen und leistungsfähigen Fahrer ersetzen können.
So viel zur Vorrede und "in medias res":
Das Ganze funktioniert nur und ausschließlich, wenn zusätzlich zu fehlenden Lenkimpulsen durch den Fahrer auch das Gaspedal unberührt bleibt.
Tritt jedoch der Fall ein, dass ein Fahrer beispielsweise bei einer konstanten Geschwindigkeit von 80km/h durch plötzliche, gesundheitliche Probleme ohnmächtig wird und die leichte Berührung des Gaspedals beibehält, greift der Emergency-Assist nicht ein.
Schlimmer: Zwar übernimmt anfangs der Lane-Assist die Lenkfunktion und die vergleichsweise leichten akustischen Warnsignale des Müdigkeitswarners ertönen - genau, wie im Übrigen die Displaymeldung, die erscheint und die leichten, kurzen Bremseingriffe die erfolgen - jedoch kommt es bei anhaltender Inaktivität des Fahrers hinsichtlich der Lenkaktivität zum abrupten Deaktivieren des Lane-Assist !!!
Das kann mitten in einer Kurve passieren - aber auch auf der Geraden bei deutlichsten Fahrbahnmarkierungen.
Die Folge ist ein führerloses, komplett ungesteuertes Fahrzeug, dass sich im beschriebenen Fall mit 80km/h bewegt und plötzlich nur noch physikalischen Kräften folgt.
Dies habe ich nun mehrfach mit größter Aufmerksamkeit bei verschiedenen Witterungsbedingungen und ohne umgebenden Verkehr getestet. Das Ergebnis war immer dasselbe.
Sobald ich jedoch während des Vorganges auch komplett den Fuß vom Gas hatte, funktionierte alles einwandfrei.
Sicher sind derartig ausgefeilte Systeme extremer Luxus und wahrhaft nicht in allen Fahrzeugen verbaut.
Und sicher kann der Lane-Assist auch durch Überschreitung der Systemgrenzen plötzlich deaktiviert werden; z.B. gesetzter Blinker, bereits überfahrene oder schlecht sichtbare Fahrbahnmarkierung mit daraus folgender "Orientierungslosigkeit" des Systems, "irritierende Versiegelungsnähte oder Flickstellen, Witterungseinflüsse und verschmutzter Sensorbereich oder zu geringe Fahrtgeschwindigkeit (<ca. 60km/h)
Was jedoch unter keinen Umständen passieren darf, ist , dass der Emergency-Assist durch nicht erreichen eines der Schaltparameter "unberührtes Gaspedal" nicht aktiviert wird und gleichzeitig der Lane-Assist plötzlich deaktiviert wird.
Und das auch auf der Geraden und bei deutlichsten Fahrbahnmarkierungen sowie ohne Zwang durch eine schlechte Fahrzeugpositionierung.
Dies ist saugefährlich und mindestens durch das aktiv-bleiben des Lande-Assist in vielen Fällen vermeidbar. Genau genommen dürfte die fehlende Gaspedalaktivität niemals ein "Must-Parameter" für das Inkrafttreten des Emergency-Assist sein.
Es handelt sich dabei hinsichtlich der Vielzahl an Versuchen keineswegs um eine Fehlfunktion der Systeme, sondern es scheint sich um eine fehlerhaft programmierte Software-Lösung zu handeln.
Man darf jedoch unter keinen Umständen voraussetzen, dass ein lt. o.g. Fallbeispiel handlungsunfähiger Fahrer nicht das Gaspedal berührt.
Leider sind die Auskünfte seitens des Herstellers zu dieser Reklamation als inkompetent, borniert oder einfach als naiv zu bezeichnen. Ich habe heute auf dem Nachhauseweg in dieser Hinsicht einige, unerfreuliche Telefonate (mit der Freisprecheinrichtung) geführt.
Was meint ihr dazu?
Ich für meinen Teil werde der Sache morgen weiter nachgehen.
Schönen Abend
Thomas
Beste Antwort im Thema
In dem von Dir beschriebenen Fall reagiert das Auto so, wie ein Auto ohne Assistenten reagieren würde. Ich sehe da keine *zusätzliche* Gefährdung durch das Abschalten der Assistenten, sondern einen Fall, der eben nicht abgefangen wird. Systemgrenzen halt.
19 Antworten
so ist es bei meinem Handschalter...
"Es kommt eine Meldung (Bei MFA Premium oder AID in Rot) "Emergency Assist: Lenkung übernehmen", der Warnblinker geht an, das Auto bremst bis"
nur halt bis standgas. abwürgen tut er den Motor nicht.
ich hab das große Fahrassi plus paket.
Was istn da schief gelaufen, dann geht ja auch der Stauassi? Steht ja sogar in der Beschreibung, dass das eigentlich nur mit DSG geht - was so eigentlich auch gedacht war. Naja, soll mir Recht sein *schulterzuck*
Dann scheint das System ja seine Funktion als Assistent absolut zu erfüllen. Und wenn der Assistent aufgrund von nicht erfüllbaren Systemparametern oder Grenzen beim Autonomen Fahren Level 1 seine Funktion für den ohnmächtigen Fahrer nicht erfüllen kann, so bleibt zu hoffen, dass er ein Crash-Signal auslöst und der Notruf dann dadurch ausgelöst wird.
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Wenn ich meinen LaneAssit nach 15 sek nicht Folge leiste, dann schaltet er sich aus, lässt den ACC eingeschaltet und ich fahre mit Vollgas gegen den Baum.
Hier wäre es wohl auch sinnvoller diesen gleichzeitig zu deaktivieren.
Aber zu deinem Thema. Ich fahre auf einer Autobahn eine lange gerade Strecke ohne lenken zu müssen.
Das 15 Sekunden Piepsen überhöre ich bewusst.
Passiert mir öfter so.
Nun würde bei deiner Wunsch Einstellung ja irgendwann das Auto von selber den EA einschalten.
Ich bin ja der Meinung autonom wäre ohne Weiteres möglich. (Bei Wasserflasche im Lenkrad geht's ja schon).
Soll man doch einschalten lassen was geht.