Drehmomentschlüssel richtig anziehen
Hallo,
ich habe vor wenigen Tagen erstmal meine Winterreifen selbst montiert, und mir dazu einen hochwertigen Drehmomentschlüssel gekauft. Mir ist klar, dass ich damit die Radschrauben bis zum ersten Klick, aber nicht weiter anziehen soll.
Jetzt ist mir aufgefallen: Zieht man die Radmuttern bis zu besagtem ersten Klick an, und hält den Druck aufrecht, dann lassen sich die Radmuttern noch ein kleines Stck weiterdrehen. Beim zweinen ansetzen wird dieses kleine Stück, das die Radmuttern quasi weiterrutschen schon kleiner, und nach vier bis fünf Anziehversuchen geht nach dem Klick quasi nichts mehr.
Frage: Habe ich die Muttern damit schon zu fest angezogen? Also was ist richtig: Einmal bis zum ersten Klick, und dann so lassen? Oder darf man ruhig mehrfach ansetzen (z.B. eine zweite oder dritte Runde ums Auto machen, um sicherzugehen, dass alle Schrauben sauber angezogen sind)? Mich wundert halt, dass nach dem ersten Klick des Drehmomentschlüssels noch nicht Schluss ist, und die Radmuttern sich noch etwas weiterdrehen lassen. Oder ist mein Drehmomentschlüssel Schrott?
Wie geht es richtig?
Beste Antwort im Thema
Immerhin kommen bisher keine Tipps wie zwei mal mit 60 Nm statt einmal 120 anzuziehen.
Spass bei Seite - wichtiger als ein oder zwei Klicks ist die Bürste, um die Radaufnahme sauber zu machen. Wenn da Dreck ist - den mit X Newtonmetern zu komprimieren macht gar keinen Sinn. Da steckt viel mehr "Fehler" als in einem billigen Schlüssel, der auch bei korrekter Bedienung sicherlich 5-10 Nm "daneben" liegen wird.
Was ich gar nicht mag - die Schlagschrauberfuzzis, die Schrauben erst mit 200 Nm anwummsen um dann alibimäßig einmal den "Klick" zu machen.
123 Antworten
Zitat:
@navec schrieb am 15. November 2019 um 09:26:43 Uhr:
Zitat:
@Kodiac2 schrieb am 14. November 2019 um 19:41:33 Uhr:
110 Nm trocken und 110 Nm geschmiert sind zwei verschieden Angaben.
Es gibt keine Vorspannkraft, quatsch ist das ,Spannkraft ist richtig,wenn du es unbedingt genau haben willst.
Und die ist bei geschmierten Schrauben höher,somit stimmt auch die Nm Angabe von 110 Nm nicht mehr.es ging um deine Aussage:
Zitat:
@navec schrieb am 15. November 2019 um 09:26:43 Uhr:
Zitat:
Bei mir z.B. soll der Kegel gefettet werden und 110 Nm angezogen werden ,da aber das Fett die Gleitreibung begünstigt ,werden da mehr als 110 rauskommen.
und nicht darum, dass 110Nm mit Schmierung eine andere Aussage sind (und eine andere Wirkung auf die Spannkraft haben) als 110Nm ohne Schmierung.
Wenn ich das richtig verstehe ,bist du der Meinung das es egal ist ob trocken oder geschmiert ,es kommt auf das gleiche raus.Irrtum!
Zitat:
@navec schrieb am 15. November 2019 um 09:26:43 Uhr:
und das ist leider schon wieder falsch, weil sich die Angabe von 110Nm nicht geändert hat und diese auch bei Opel ein zu halten ist. Von daher stimmen die 110Nm nach wie vor.
Das ist nicht falsch,denn die DMS Einstellung muss gesengt werden um ein halbwegs gleiches Ergebnis zu erzielen und nicht das Risiko einer Zerstörung etwaiger Komponenten der Verbindung ein zu gehenMit dem Drehmomentschlüssel kannst du direkt ausschließlich das Drehmoment einstellen, aber nicht die Spannkraft. Dein Drehmomentschlüssel "weiß" gar nicht, wofür das erzeugte Drehmoment benutzt wird.
Sicher kannste mit einem DMS die Spannkraft beeinflussen ,es liegt allein in der Macht des Nutzers wie der DMS eingestellt wird.
Allein schon ob trocken oder geschmiert ändert die Spannkraft nicht unerheblich.
Offenbar haben noch andere Probleme mit Schraubverbindungen.
https://www.zeit.de/.../...a400m-bundeswehr-maengel-truppentransporter
😁
@slv rider Danke für den Link. Es ist ja auch die Schraube die die Welt zusammenhält 😁.
Meine Radschrauben werden immer mit der Drahtbürste das Gewinde gereinigt bekommen. Mit der Bürste sind das 3-4 Striche und das Gewinde ist sauber. Den Stress der Zukunft schraubt man sich meist selbst rein. Seitdem habe ich nie mehr Stress gehabt mit irgendeiner Radschraube und anderen Schrauben am KFZ.
In der Werkstatt fehlt Zeit, Lust, Bock oder Verständnis dafür. Bei Neuwagen auch wenig ein Problem, aber wenn die Karren älter werden ...
Die Oberflächengüte der Schrauben ändert sich logischerweise auch mit den Jahren. Aber auf die Idee mal neue Schrauben zu nehmen wird wohl keiner kommen. Geht ja auch so.
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@Kodiac2:
Zitat:
Wenn ich das richtig verstehe ,bist du der Meinung das es egal ist ob trocken oder geschmiert ,es kommt auf das gleiche raus.Irrtum
das hast du definitiv nicht richtig verstanden (und nur sehr oberflächlich gelesen).....
Ich habe gesagt, dass 110N 110Nm bleiben, egal ob die Schraube geschmiert ist oder nicht.
Dass 110Nm bei geschmierter Schraube eine andere Wirkung auf die axiale Spannkraft der Schraube haben, als 110Nm bei trockener Schraube ist der Unterschied und von daher ist es auch nicht egal, ob mit geschmierter oder trockener Schraube mit 110Nm befestigt wird.
Nur: 110Nm bleiben immer 110Nm....
Damit das Thema nicht abstirbt, könnte man jetzt noch das Thema Schraubenkleber einführen, zumal die Hersteller das Thema ja auch schon lange umsetzen....
Moin Moin !
Zitat:
Aber in dem Sinne dieses Threads geht’s doch darum welche „Schraubenkraft“ aus den 110 Nm erzielt wird.
Soweit ich mich an meine Ausbildungsinhalte zurückerinnere ist das, bei gleichem Drehmoment, abhängig
+ von der Gewindesteigung ( Feingewinde bspw erzeugt eine höhere Schraubenkraft ggü.Normalgewinden)
Das ist richtig
Zitat:
+ von der zulässigen Streckgrenze der Schraube ( darf wohl nur max zu 70% ausgenutzt werden wg. Sicherheitszuschlag)
Das stimmt so nicht, das Drehmoment wird ja so gewählt , dass die Streckgrenze nicht überschritten wird , daher ist die Streckgrenze ohne Einfluss
Zitat:
+ von der Größe der Anpressfläche des Schraubenkopfs
nein , daraus ergibt sich nur die Flächenpressung , die darf natürlich das max. Mass nicht überschreiten , das ist aber ebenfalls konstruktiv berücksichtigt
Zitat:
UND als wohl größte Einflussgröße
+ den hemmenden Reibwerten im Gewinde und am Schraubenkonus.
Und genau das ist das Entscheidende!
Zitat:
Das überwinden der „trockenen“ Reibwerte im Gewinde, macht bis zu 70% des benötigten Drehmoments aus, um eine gewünschte Kraft in der Schraubverbindung zu erzielen........
Und bitte.....wer jetzt sagt, „wieso 70% Kraftverlust, die trockenen Schrauben lassen sich doch ganz leicht eindrehen?“ der bedenkt bitte, das die höchste Reibung erst einsetzt, wenn im Gewinde und Konus der sich aufbauenden Formschluss unter Krafteinwirkung an den Gewindeflanken zu wirken beginnt
Zitat:
Daher ist es eben ganz wesentlich bei der Berechnung solcher Schraubverbindungen, ob mit „trockener“ Haftreibzahl oder eben mit Schmierung in Gewinde und/oder im Konus vom Hersteller gerechnet wurde
Und genau weil man eben gar nicht weiss , ob es nun 70 % , oder "nur" 30 % , oder vielleicht sogar 90 % sind , weil ein "trockenes , nicht sauberes" gewinde nun einmal nicht genormt sein kann , genau darum nimmt man als einzige mögliche Grösse , die man einigermassen genau definieren kann , im Maschinenbau grundsätzlich das "saubere, leicht eingeölte" Gewinde als Berechnungsgrösse für Anzugsmomente!
Und wenn da tatsächlich in einer bedienungsanweisung etwas vom "nicht einölen" oder "trockenem Gewinde "stehen sollte , dann ist das schlicht und einfach falsch! Der Konstrukteur schreibt nämlich die Bedienungsanweisung nicht und wird die wohl auch kaum korrekturlesen.
Zitat:
Wird also geschmiert wo es nicht geplant wurde, kann sehr leicht, bei gleichem Drehmoment, eine so große Kraft erzeugt werden, die die Schraube, das Felgenmaterial, oder andere Bauteile an der Radbefestigung beschädigt
nein , da wie beschrieben grundsätzlich erstens die Berechnung mit sauberen , leichtgeölten Schrauben erfolgt und zweitens auch die Schrauben so vom Hersteller geliefert werden. Kein Autobauer entfettet die angelieferten Schrauben und packt die dann erstmal ein paar Tage in einen Eimer und lagert die bis nach dem nächsten Regenschauer draussen , um sie dann in der Halle trocknen zu lassen , einmal mit der Drahtbürste grob zu reinigen und dann einzubauen.
OT:
Selbst bei sauberen , leicht eingeölten Gewinden ist nebenbei der Fehler immer noch sehr gross , bei Verbindungen , die wirklich etwas genauer sein müssen , kommt deswegen der Drehwinkelanzug zum Einsatz und wenn es noch genauer sein muss , die Dehnungsmessung der Schraube.
MfG Volker
Da gehe ich im Großen u. Ganzen mit, dennoch, wenn BA oder sonstige technische Anweisungen trocken lauten, so sollte man sich daran halten. Ich glaube nämlich nicht, dass der Schreiberling der BA das ohne Anweisung macht.
Wenn man dann trotzdem etwas Schmiere gibt, macht man an den Rädern paar Nm weniger und der Drops ist gelutscht. Ne wissenschaftliche Abhandlung bedarf es dazu nicht.
Neue Radbolzen von VW sind nicht geschmiert, sonder phosphatiert, was auch eine Schmierwirkung aufbringt.
Viele Schrauben sind mittlerweile auch Lamellenverzinkt. Einige Hersteller verwenden für unterschiedliche Rädertypen Alu/Stahl am selben Fahrzeug sogar unterschiedliche Schraubentypen Konus/Unterlegscheiben.
Um das Chaos komplett zu machen. 😁
Zitat:
@slv rider schrieb am 16. November 2019 um 11:28:40 Uhr:
Viele Schrauben sind mittlerweile auch Lamellenverzinkt.
Denke auch, dass fabrikneue Radschrauben nicht gefettet angeliefert werden.
Also, @schreyhalz , prinzipiell scheinen wir uns ja einig zu sein. An einigen Punkten hast Du mich korrekt korrigiert. Ich hab jetzt keinen Bock auf dem Tablett hier unkomfortabel zu zitieren. Aber geht wohl auch so.
Ist schon ne Weile her, als ich mich Maschinenelementen beschäftigen musste. Du scheinst da ja besser ausgebildet zu sein.
Es geht im Grunde ja nicht um absolut genau zu erzielende Drehmomente oder Kräfte sondern nur um die Verhältnisse zwischen zwei Montagearten. Das die absolut auftretenden Fehler bei dem befestigen mit dem Drehmomentschlüssel bei beiden Montagearten relativ groß sein können, ist unbestritten.
Aber ich bin trotzdem weiterhin der Meinung, das wenn in der BA ein „leichtes Einölen, Einfetten o.ä. NICHT EXPLIZIT erwähnt oder beschrieben ist, kann man von einer „sauberen, trockenen“ Montage mit den dafür vorgesehenen Schrauben/Bolzen ausgehen.
Wie die Radschrauben für die Werksmontage angeliefert werden und mit welchen Drehmomenten die Räder in der Fertigung befestigt werden, ist hier unbekannt. Das können ganz andere Drehmomentwerte sein als nachher in der Feldpraxis. Möglicherweise aus schon genannten Gründen, die ja nicht falsch sind.
Hab nochmal ne Tabelle für Reibzahlen gesucht um die Verhältnisse zwischen trocken und geölt nochmal nachzusehen.
Dabei ergibt sich ein Faktor von ca 10
Stahl trocken hat bspw eine Reibzahl von ca 0,1xxxx, geölt dagegen von 0,01xxx.
Die Schraube dreht also um den Faktor 10 leichter was bei sonst gleichen Bedingungen und gleichem Drehmoment doch sicherlich eine enorme Krafterhöhung erzeugen dürfte, die dann ggf. Bauteile gefährlich überbeansprucht oder übersehe ich da was.
Ansonsten bin ich hier mit meinen Kenntnissen am Ende und halte daher jetzt mal die Klappe.
Zitat:
@schreyhalz schrieb am 16. November 2019 um 10:13:09 Uhr:
Und wenn da tatsächlich in einer bedienungsanweisung etwas vom "nicht einölen" oder "trockenem Gewinde "stehen sollte , dann ist das schlicht und einfach falsch! Der Konstrukteur schreibt nämlich die Bedienungsanweisung nicht und wird die wohl auch kaum korrekturlesen.
So ein Quatsch. Wer schreibt denn die BA? Die Putzfrau?
Zitat:
@Golfschlosser schrieb am 16. November 2019 um 11:18:49 Uhr:
Wenn man dann trotzdem etwas Schmiere gibt, macht man an den Rädern paar Nm weniger und der Drops ist gelutscht.
Das ist aber immer noch falsch. Das geringere Anzugsdrehmoment liefert dann einen geringeren Anpressdruck und zusätzlich bewirkt die verringerte Reibung auch noch weniger Klemmwirkung im Gewinde und am Konus, sodass sich diese falsch verwendeten Schrauben lösen können.
Zitat:
@Deti4000 schrieb am 16. November 2019 um 13:03:48 Uhr:
Das ist aber immer noch falsch. Das geringere Anzugsdrehmoment liefert dann einen geringeren Anpressdruck und zusätzlich bewirkt die verringerte Reibung auch noch weniger Klemmwirkung im Gewinde und am Konus, sodass sich diese falsch verwendeten Schrauben lösen können.
Nochmal nachdenken!
Zitat:
@Golfschlosser schrieb am 16. November 2019 um 13:10:01 Uhr:
Nochmal nachdenken!
Ich habe geahnt, dass jetzt etwas Blödes kommt. Dein Behauptung war, man könne Fett oder Öl an Schrauben durch ein etwas geringeres Anzugsdrehmoment "ausgleichen". Und das ist falsch und gefährlich.