Die Moulinette – Erfahrungen mit meinem 4G Avant (245 PS)

Audi A6 C7/4G

Das Wehklagen in diesem Forum seit Einführung des aktuellen Modells hat mich nicht gänzlich unbeeindruckt gelassen: schrumpelndes Leder, eine nicht zu steuernde Lenkung, diverse böse pfeifende Fenster, dafür sind die Konstrukteure bei Bose Pfeifen, und beim nächsten Mal lieber Aspirin als ACC.

Die Liebe vieler 4G-Besitzer zu ihrem einstigen Objekt der Begierde schien in etwa so schnell erkaltet wie, sagen wir, die von Herrn Matthäus (Fußball, nicht Evangelium) zur jeweiligen Lebensabschnittsgefährtin.
Es finden sich Themen wie „Wandlung“, erst die der eigenen Meinung, anschließend das Auto, sowie „Rückgabe“, meist garniert mit juristischen Tipps, die oft keine sind. Aber wo sich so tief enttäuschte Erwartungen derart kraftvoll und vor allem unwidersprochen ihre Bahn brechen, kann das schon mal vorkommen.
Ein einzig Volk von Brüdern in diesem Forum, geeint von der Empörung, dass ihre sonst doch so verlässlich unfehlbare Wahl sich dieses Mal nicht als ebensolche erwiesen hat. Daran kann niemand anders Schuld haben, als… äh…. genau, Audi.
Ich schließe in Einzelfällen nicht aus, dass das so ist.

In weiten Teilen einig scheint man hier forumsintern zur Frage der wahren Konfiguration zu sein. Wenn, dann doch bitte 313 PS. Auch habe ich gelernt, dass S-Line gern mit einem ganzen Paket von Assistenzsystemen kombiniert wird. „Wenn ich so lenk und denk an nix“ gibt es nicht nur von Herrn Waldeck in der österreichischen Autorevue.

Denn merke: auch sportliche Fahrer in der Leistungsklasse über 300 PS freuen sich, wenn sie per Leuchtzeichen oder Lenkeingriff wieder zurück auf den rechten Weg (= die linke Spur) geführt werden, weil sie geistig vielleicht grad ein bisserl weniger präsent waren. Es ist aber auch ein Kreuz, wenn man Spotify, Connect und das patscherte Samsung Galaxy bei Tacho 230 schon wieder feinjustieren muss. Dabei hätte man bei diesem Tempo doch wirklich Besseres zu tun, schließlich will man just im Moment, die Strecke hat ja kaum Kurven, die „Breaking Bad“ DVD aus der letzten Staffel sehen.

Verzeihen Sie, ich schweife ab, zurück zum Thema. Ich habe mich schwergetan, meinen bewährten 4F Avant 2.7 TDI quattro herzugeben. Zwar war das damals versuchsweise bestellte „S-Line advanced Paket“ trotz rund 3.000 EUR Preisvorteil schlussendlich doch keine gute Idee, aber dafür kann das Auto nichts, ich hätte es ja auch einfach weglassen können. Immerhin bleibt mir auf der Habenseite die dauerhafte Erkenntnis, keinen Innenraum mehr in schwarz-schwarz-schwarz haben zu wollen.

Wie schon sein Vorgänger verrichtete auch dieser 4F seine Aufgaben über gut 120.000 Kilometer ohne sichtbare Ermüdungs- oder Abnutzungserscheinungen. Es geht mir immer ein wenig gegen den Strich, etwas, das im besten Wortsinn tadellos funktioniert, wieder abzugeben.
Indessen weiß ich aber, dass gegen Firmenwagenrichtlinien und Leasingverträge kein Kraut gewachsen ist, weshalb ich mich eher lustlos auf die Suche nach der ultimativen Konfiguration des Nachfolgers für die kommenden drei Jahre machte.

Anders, als das bei vielen Forumsteilnehmern der Fall zu sein scheint, ist mein Audi-Händler (bevor Sie fragen: Feser) im Allgemeinen und der für mich zuständige Verkauf im Besonderen sehr bemüht, mir durch Überlassung verschiedenster Varianten, Ausstattungen und Motorisierungen einen breiten Überblick zu verschaffen, was man so alles in einen A6 verbauen kann. Wie ich gesehen habe, ist das eine ganze Menge.
Inspektions- oder Reparaturtermine wurden genutzt, um mir entsprechende Fahrzeuge zu stellen und so kamen im Laufe der Zeit mit sieben verschiedenen 4G immerhin gut 3.000 Kilometer zusammen, in denen ich mir ein ausreichend erschöpfendes Urteil bilden konnte. Auch vom Wettbewerb (BMW und Mercedes) wurde ich gut und reichlich mit Probefahrgelegenheiten versorgt.

Zweckmäßigerweise gliedert man die so gewonnenen Erkenntnisse jeweils zeitnah in „was will ich, was nicht?“
Das, was dabei rauskommt, ist zumindest bei mir immer ein Kompromiss. Wenn es nicht so wäre, wäre dieses Forum nur halb so frequentiert.

Erste Erkenntnis: ich könnte mit einem 5er touring oder einem E-Klasse T-Modell genauso gut leben, wie mit dem A6.
Es ist eben ein Gebrauchsgegenstand, der nur mir ganz allein gefallen muss, und nicht Ausweis meines sozialen Status oder vermeintlich guten Geschmacks. „Alternativlos“ ist heutzutage eh nur die Rettung von zerzausten Finanzinstituten.

Am Ende sind es Kleinigkeiten, die den Ausschlag geben, und die man ein paar Monate später vielleicht schon wieder anders bewertet hätte.

BMW bietet die Sportsitze mit Belüftung, die dreigeteilte Rückbank mit verstellbarer Lehne, das separat zu öffnende Heckklappenfenster, die 8 Gang Automatik…

Mercedes hat eine wunderbar entrümpelte, wählhebelfreie Mittelkonsole, die viel besser nutzbare Laderaumkubatur, das von mir mittlerweile bevorzugte „normale“ Schiebedach, besseren Federungskomfort, mehr Kopffreiheit, serienmäßige Niveauregulierung (wie der BMW)…

Aber am Ende siegt doch die Macht der Gewohnheit und es erfolgt der Griff zur vertrauten Marke, sollen die im Forum doch über ihre Kaleschen zetern, was sie wollen. Drei A6 Avant mit insgesamt mehr als 440.000 problemlosen Kilometern bilden bei mir einen Vertrauensvorschuss, der auch durch dieses Forum nicht zu zerrütten war.

Nach mittlerweile neun Wochen und rund 10.000 Kilometern darf ich sagen: es hat sich gelohnt.

Meine Auswahl war natürlich höchst subjektiv, darin unterscheide ich mich um keinen Deut von Ihnen und allen anderen Kunden. Denn BRAUCHEN tut der Mensch keinen A6 Avant, ich erwerbe ihn, weil ich ihn WILL.
Entscheidend scheint mir, dass ich dann aber auch weiß, zweckmäßigerweise vorher, was ich nicht will und / oder nicht brauche.

Das Ergebnis hatte einen Brutto-Listenpreis von gut 82.000 EUR, steht auf 19 Zoll Rädern (15 Speichen Sterndesign), verfügt über 245 PS, havannaschwarzen Lack, Valconaleder in Nougat, einen schwarzen Dachhimmel und Dekoreinlagen in Aluminium Trigon.
Das finde ich insgesamt sehr hübsch und ich bin Ihnen überhaupt nicht böse, wenn Sie da ganz anderer Meinung sein sollten.

Als Assistenzsystem war bereits ein Tempomat serienmäßig und Parkpiepser plus Rückfahrkamera im Großkundenpaket enthalten. Mehr will ich nicht. Doch, doch, meine Herren, ich habe die Assistenzsysteme alle wirklich sehr ausgiebig probiert, daher bin ich mir meines Urteils ganz sicher.

Das Dämmglas dämmt, die Rollos rollen, das Leder knautscht wohlig leise und so, wie es ein Naturprodukt eben tut. Gute Lederpflege braucht es sowieso, aber ist kein Unterschied zu früher.
Optik und Haptik von Valcona scheinen mir gegenüber Milano deutlich überlegen und mir damit den Mehrpreis wert.

AAS, eine drollige Abkürzung übrigens, macht aus der Fuhre keine Sänfte, das war bei den Vorgängern auch nicht anders, und bleibt eine teure Niveauregulierung mit Variationsmöglichkeiten. Immerhin ist die Polterneigung verschwunden.

Bei den elektrisch einstellbaren Sitzen gibt es kein Memory für den Beifahrer mehr, was ich verschmerzen kann. Die Beifahrer wohl auch, denn die haben sich bis dato nicht beschwert.
Die Sportsitze selbst sind etwas anders als vorher, aber auch auf 700 Kilometern am Stück insgesamt ganz in Ordnung – bei meinen 2 Metern und 110 Kilo ist das ein echtes Kompliment.

Das Innenlicht (Ambiente) ist angenehm hell, die Lenkrad- und Sitzheizung (vorn und hinten) spenden bedarfsgerecht und gut dosierbar wohlige Wärme. Die Standheizung habe ich noch nicht ausprobiert.

Ich besitze keinen MP3 Player sondern höre ausschließlich CD´s und die per DVD-Wechsler, den ich gewählt habe, weil er im Gegensatz zum „normalen“ CD-Wechsler auch auf uralten Klassikaufnahmen jeden Track mit Titel ausliest und anzeigt.

Das Bose-System ist OK, aber ein kleiner Rückschritt zum Vorgänger, was den Mittenbereich angeht. Die Bässe sind gut, die Höhen etwas süßlich. Konsequenz: Bässe moderat auf Plus, Höhen neutral oder leicht im Minus, Bose-Einstellung „alle“ und Fader auf Vorderkante Rückbank. Surround nur je nach Bedarf und Aufnahme.

DAB+: Kristallklar und die Empfangseigenschaften gegenüber dem 4F sind dramatisch besser. Voller Empfang auch in Gegenden und Tunneln rund um München, wo der Vorgänger keinen Mucks mehr tat. Als Bonus gibt es ein paar Extrasender, wovon ich vor allem die Plus-Programme des BR nutze.

Das Bedienelement der Anhängerkupplung ist, euphemistisch formuliert, vereinfacht worden: `zieh am Seil´ statt `dreh am Rad´. Funktioniert, klar, aber beim Vorgänger wirkte das wertiger.

Größte Verbesserung technisch: das adaptive Xenon-Licht mit Fernlichtassistent (na, doch noch ein Assistent, den ich vorhin unterschlagen habe). Für mich perfekt.

Größte Verbesserung optisch: das braune Leder im Kontrast zum havannaschwarzen Lack und der belederte Airbag. Braucht natürlich, siehe oben, kein Mensch, aber mich freut er jeden Tag.

Milde Enttäuschung: der Motor ist in Sachen Laufkultur nicht besser als der meines seligen 2.7 TDI. Im Schubbetrieb und bei niedrigen Drehzahlen erklingt eine Art Schnarren, das wohl sportlich anmuten soll. Mein 10jähriger Sohn hat das Geräusch ziemlich treffend mit unserer Küchenmaschine vom Typ Moulinette assoziiert. Und damit hat das gute Stück seinen Namen weg.
Aber: jammern auf sehr hohem Niveau, denn insgesamt ist die Geräuschkulisse angenehm leise und sechszylindrig.

Übrigens fand ich in dieser Hinsicht den 313 PS ziemlich schwer erträglich – der tönte irgendwo zwischen künstlich und präpotent (jaja, ich weiß, Sie sehen das gaanz anders) und bot mehr Leistung, als ich zu benötigen glaube. Trotzdem ein toller Motor und sicher eine sehr gute Wahl. „Wenn Sie´s freut, freut´s mich auch“, wie man hier sagt.

Warum nicht 204 PS? Der Motorlauf bei beiden Testfahrzeugen war mir zu rau und wirkte schnell angestrengt. Auch hier akzeptiere ich widerspruchslos jede anderslautende Meinung, möchte aber meine gerne behalten.

Die Fahrleistungen mit 245 PS sind gut, der Durchzug so, wie der Name suggeriert und der Verbrauch aktuell mit glatt 8 Litern (70% BAB) einen halben Liter unter dem des Vorgängers mit nur 190 PS. Die Windgeräusche sind auch bei Tacho 240 völlig zu vernachlässigen, kein Pfeifen vernehmbar.

Bestes Set Up für mich: alles auf „auto“, die Lenkung auf „dynamic“, denn die erscheint mir sonst merkwürdig leicht und mitteilungsarm. Klima auf Eco hat bis jetzt gut gepasst, wenn die Temperaturen fallen, probiere ich „mittel“ oder auch „intensiv“.

Mein Auto wurde auf sehr leise abrollenden Contis geliefert. Die 18 Zoll Winterräder (ab Werk) liegen beim Händler, mal sehen, was ich da bekomme.

Das Sportdifferential habe ich getestet und fand es für mich leicht entbehrlich, denn bei meinem Fahrstil kommt der Effekt dieses Extras so gut wie nie zum Tragen.
Gut motorisierte Audi, BMW etc. sind naturgemäß sehr begabt, was die Längsdynamik angeht, aber mit 2 Tonnen quer? Wenn ich das will, bin ich vom neuen Cayman oder auch Boxster angetan. Derzeit warte ich mit nie für möglich gehaltener Neugier auf den Alfa Romeo 4C: Trockengewicht 900 kg, 240 PS und auch sonst wundersamer weise alles so, wie ich es mir immer gewünscht habe, inklusive Preis. Mal sehen, ob ich ohne anschließende orthopädische Behandlung reinkomme und sitzen kann.

Mein A6 würde auch mit 100 PS mehr kein Sportler für die Landstraße sondern bleibt ein Expressmobil für die Autobahn. Sportliches Abbiegen am Kamener Kreuz? Wer´s mag.

Aber wieder zurück zum Thema, Geduld, wir haben´s gleich: DSG, Navi, elektrische Heckklappe (bitte ohne diese gymnastische Fußeinlage unter der Stoßstange, ich gehe auf die 50 zu) und alle anderen nicht genannten Dinge, funktionieren so, wie erwartet.

Die Verarbeitung scheint bis jetzt ohne Fehl und Tadel, nichts klappert oder knackt und auch die qualitative Anmutung geht für mich uneingeschränkt in Ordnung. Dass früher nicht alles besser war, meine ich gut zu wissen, denn weder mein A4 Cabriolet noch unser A2 sind in dieser Hinsicht perfekt, aber insgesamt im Rahmen durchaus gehobener Erwartungen.

Der Kofferraum ist in etwa so groß, wie beim 4F, die alte Kofferraumschale passt fast ganz genau, nur in der Länge kamen etwa zwei Zentimeter dazu.

Einzig die Reichweite der Fernbedienung für die Zentralverriegelung hat gegenüber dem Vorgänger merklich gelitten, das Wort „Fern“ sollte durch „etwas enttäuschend nah“ ersetzt werden, aber das erschwert natürlich Schreibweise und Aussprache.

Unterm Strich also alles im Lot, der Kaufpreis (die Leasingrate) ist nicht billig, erscheint mir aber im Moment im besten Wortsinn als preiswert.

Mein A6 Avant ist ein sehr angenehmes Auto mit ein paar zu vernachlässigenden Schwächen. Da ich davon deutlich mehr habe, passt das.

Dies war die objektive Niederschrift meiner höchst subjektiven Meinung.
Ich danke sehr für Ihr Interesse.

Beste Antwort im Thema

Das Wehklagen in diesem Forum seit Einführung des aktuellen Modells hat mich nicht gänzlich unbeeindruckt gelassen: schrumpelndes Leder, eine nicht zu steuernde Lenkung, diverse böse pfeifende Fenster, dafür sind die Konstrukteure bei Bose Pfeifen, und beim nächsten Mal lieber Aspirin als ACC.

Die Liebe vieler 4G-Besitzer zu ihrem einstigen Objekt der Begierde schien in etwa so schnell erkaltet wie, sagen wir, die von Herrn Matthäus (Fußball, nicht Evangelium) zur jeweiligen Lebensabschnittsgefährtin.
Es finden sich Themen wie „Wandlung“, erst die der eigenen Meinung, anschließend das Auto, sowie „Rückgabe“, meist garniert mit juristischen Tipps, die oft keine sind. Aber wo sich so tief enttäuschte Erwartungen derart kraftvoll und vor allem unwidersprochen ihre Bahn brechen, kann das schon mal vorkommen.
Ein einzig Volk von Brüdern in diesem Forum, geeint von der Empörung, dass ihre sonst doch so verlässlich unfehlbare Wahl sich dieses Mal nicht als ebensolche erwiesen hat. Daran kann niemand anders Schuld haben, als… äh…. genau, Audi.
Ich schließe in Einzelfällen nicht aus, dass das so ist.

In weiten Teilen einig scheint man hier forumsintern zur Frage der wahren Konfiguration zu sein. Wenn, dann doch bitte 313 PS. Auch habe ich gelernt, dass S-Line gern mit einem ganzen Paket von Assistenzsystemen kombiniert wird. „Wenn ich so lenk und denk an nix“ gibt es nicht nur von Herrn Waldeck in der österreichischen Autorevue.

Denn merke: auch sportliche Fahrer in der Leistungsklasse über 300 PS freuen sich, wenn sie per Leuchtzeichen oder Lenkeingriff wieder zurück auf den rechten Weg (= die linke Spur) geführt werden, weil sie geistig vielleicht grad ein bisserl weniger präsent waren. Es ist aber auch ein Kreuz, wenn man Spotify, Connect und das patscherte Samsung Galaxy bei Tacho 230 schon wieder feinjustieren muss. Dabei hätte man bei diesem Tempo doch wirklich Besseres zu tun, schließlich will man just im Moment, die Strecke hat ja kaum Kurven, die „Breaking Bad“ DVD aus der letzten Staffel sehen.

Verzeihen Sie, ich schweife ab, zurück zum Thema. Ich habe mich schwergetan, meinen bewährten 4F Avant 2.7 TDI quattro herzugeben. Zwar war das damals versuchsweise bestellte „S-Line advanced Paket“ trotz rund 3.000 EUR Preisvorteil schlussendlich doch keine gute Idee, aber dafür kann das Auto nichts, ich hätte es ja auch einfach weglassen können. Immerhin bleibt mir auf der Habenseite die dauerhafte Erkenntnis, keinen Innenraum mehr in schwarz-schwarz-schwarz haben zu wollen.

Wie schon sein Vorgänger verrichtete auch dieser 4F seine Aufgaben über gut 120.000 Kilometer ohne sichtbare Ermüdungs- oder Abnutzungserscheinungen. Es geht mir immer ein wenig gegen den Strich, etwas, das im besten Wortsinn tadellos funktioniert, wieder abzugeben.
Indessen weiß ich aber, dass gegen Firmenwagenrichtlinien und Leasingverträge kein Kraut gewachsen ist, weshalb ich mich eher lustlos auf die Suche nach der ultimativen Konfiguration des Nachfolgers für die kommenden drei Jahre machte.

Anders, als das bei vielen Forumsteilnehmern der Fall zu sein scheint, ist mein Audi-Händler (bevor Sie fragen: Feser) im Allgemeinen und der für mich zuständige Verkauf im Besonderen sehr bemüht, mir durch Überlassung verschiedenster Varianten, Ausstattungen und Motorisierungen einen breiten Überblick zu verschaffen, was man so alles in einen A6 verbauen kann. Wie ich gesehen habe, ist das eine ganze Menge.
Inspektions- oder Reparaturtermine wurden genutzt, um mir entsprechende Fahrzeuge zu stellen und so kamen im Laufe der Zeit mit sieben verschiedenen 4G immerhin gut 3.000 Kilometer zusammen, in denen ich mir ein ausreichend erschöpfendes Urteil bilden konnte. Auch vom Wettbewerb (BMW und Mercedes) wurde ich gut und reichlich mit Probefahrgelegenheiten versorgt.

Zweckmäßigerweise gliedert man die so gewonnenen Erkenntnisse jeweils zeitnah in „was will ich, was nicht?“
Das, was dabei rauskommt, ist zumindest bei mir immer ein Kompromiss. Wenn es nicht so wäre, wäre dieses Forum nur halb so frequentiert.

Erste Erkenntnis: ich könnte mit einem 5er touring oder einem E-Klasse T-Modell genauso gut leben, wie mit dem A6.
Es ist eben ein Gebrauchsgegenstand, der nur mir ganz allein gefallen muss, und nicht Ausweis meines sozialen Status oder vermeintlich guten Geschmacks. „Alternativlos“ ist heutzutage eh nur die Rettung von zerzausten Finanzinstituten.

Am Ende sind es Kleinigkeiten, die den Ausschlag geben, und die man ein paar Monate später vielleicht schon wieder anders bewertet hätte.

BMW bietet die Sportsitze mit Belüftung, die dreigeteilte Rückbank mit verstellbarer Lehne, das separat zu öffnende Heckklappenfenster, die 8 Gang Automatik…

Mercedes hat eine wunderbar entrümpelte, wählhebelfreie Mittelkonsole, die viel besser nutzbare Laderaumkubatur, das von mir mittlerweile bevorzugte „normale“ Schiebedach, besseren Federungskomfort, mehr Kopffreiheit, serienmäßige Niveauregulierung (wie der BMW)…

Aber am Ende siegt doch die Macht der Gewohnheit und es erfolgt der Griff zur vertrauten Marke, sollen die im Forum doch über ihre Kaleschen zetern, was sie wollen. Drei A6 Avant mit insgesamt mehr als 440.000 problemlosen Kilometern bilden bei mir einen Vertrauensvorschuss, der auch durch dieses Forum nicht zu zerrütten war.

Nach mittlerweile neun Wochen und rund 10.000 Kilometern darf ich sagen: es hat sich gelohnt.

Meine Auswahl war natürlich höchst subjektiv, darin unterscheide ich mich um keinen Deut von Ihnen und allen anderen Kunden. Denn BRAUCHEN tut der Mensch keinen A6 Avant, ich erwerbe ihn, weil ich ihn WILL.
Entscheidend scheint mir, dass ich dann aber auch weiß, zweckmäßigerweise vorher, was ich nicht will und / oder nicht brauche.

Das Ergebnis hatte einen Brutto-Listenpreis von gut 82.000 EUR, steht auf 19 Zoll Rädern (15 Speichen Sterndesign), verfügt über 245 PS, havannaschwarzen Lack, Valconaleder in Nougat, einen schwarzen Dachhimmel und Dekoreinlagen in Aluminium Trigon.
Das finde ich insgesamt sehr hübsch und ich bin Ihnen überhaupt nicht böse, wenn Sie da ganz anderer Meinung sein sollten.

Als Assistenzsystem war bereits ein Tempomat serienmäßig und Parkpiepser plus Rückfahrkamera im Großkundenpaket enthalten. Mehr will ich nicht. Doch, doch, meine Herren, ich habe die Assistenzsysteme alle wirklich sehr ausgiebig probiert, daher bin ich mir meines Urteils ganz sicher.

Das Dämmglas dämmt, die Rollos rollen, das Leder knautscht wohlig leise und so, wie es ein Naturprodukt eben tut. Gute Lederpflege braucht es sowieso, aber ist kein Unterschied zu früher.
Optik und Haptik von Valcona scheinen mir gegenüber Milano deutlich überlegen und mir damit den Mehrpreis wert.

AAS, eine drollige Abkürzung übrigens, macht aus der Fuhre keine Sänfte, das war bei den Vorgängern auch nicht anders, und bleibt eine teure Niveauregulierung mit Variationsmöglichkeiten. Immerhin ist die Polterneigung verschwunden.

Bei den elektrisch einstellbaren Sitzen gibt es kein Memory für den Beifahrer mehr, was ich verschmerzen kann. Die Beifahrer wohl auch, denn die haben sich bis dato nicht beschwert.
Die Sportsitze selbst sind etwas anders als vorher, aber auch auf 700 Kilometern am Stück insgesamt ganz in Ordnung – bei meinen 2 Metern und 110 Kilo ist das ein echtes Kompliment.

Das Innenlicht (Ambiente) ist angenehm hell, die Lenkrad- und Sitzheizung (vorn und hinten) spenden bedarfsgerecht und gut dosierbar wohlige Wärme. Die Standheizung habe ich noch nicht ausprobiert.

Ich besitze keinen MP3 Player sondern höre ausschließlich CD´s und die per DVD-Wechsler, den ich gewählt habe, weil er im Gegensatz zum „normalen“ CD-Wechsler auch auf uralten Klassikaufnahmen jeden Track mit Titel ausliest und anzeigt.

Das Bose-System ist OK, aber ein kleiner Rückschritt zum Vorgänger, was den Mittenbereich angeht. Die Bässe sind gut, die Höhen etwas süßlich. Konsequenz: Bässe moderat auf Plus, Höhen neutral oder leicht im Minus, Bose-Einstellung „alle“ und Fader auf Vorderkante Rückbank. Surround nur je nach Bedarf und Aufnahme.

DAB+: Kristallklar und die Empfangseigenschaften gegenüber dem 4F sind dramatisch besser. Voller Empfang auch in Gegenden und Tunneln rund um München, wo der Vorgänger keinen Mucks mehr tat. Als Bonus gibt es ein paar Extrasender, wovon ich vor allem die Plus-Programme des BR nutze.

Das Bedienelement der Anhängerkupplung ist, euphemistisch formuliert, vereinfacht worden: `zieh am Seil´ statt `dreh am Rad´. Funktioniert, klar, aber beim Vorgänger wirkte das wertiger.

Größte Verbesserung technisch: das adaptive Xenon-Licht mit Fernlichtassistent (na, doch noch ein Assistent, den ich vorhin unterschlagen habe). Für mich perfekt.

Größte Verbesserung optisch: das braune Leder im Kontrast zum havannaschwarzen Lack und der belederte Airbag. Braucht natürlich, siehe oben, kein Mensch, aber mich freut er jeden Tag.

Milde Enttäuschung: der Motor ist in Sachen Laufkultur nicht besser als der meines seligen 2.7 TDI. Im Schubbetrieb und bei niedrigen Drehzahlen erklingt eine Art Schnarren, das wohl sportlich anmuten soll. Mein 10jähriger Sohn hat das Geräusch ziemlich treffend mit unserer Küchenmaschine vom Typ Moulinette assoziiert. Und damit hat das gute Stück seinen Namen weg.
Aber: jammern auf sehr hohem Niveau, denn insgesamt ist die Geräuschkulisse angenehm leise und sechszylindrig.

Übrigens fand ich in dieser Hinsicht den 313 PS ziemlich schwer erträglich – der tönte irgendwo zwischen künstlich und präpotent (jaja, ich weiß, Sie sehen das gaanz anders) und bot mehr Leistung, als ich zu benötigen glaube. Trotzdem ein toller Motor und sicher eine sehr gute Wahl. „Wenn Sie´s freut, freut´s mich auch“, wie man hier sagt.

Warum nicht 204 PS? Der Motorlauf bei beiden Testfahrzeugen war mir zu rau und wirkte schnell angestrengt. Auch hier akzeptiere ich widerspruchslos jede anderslautende Meinung, möchte aber meine gerne behalten.

Die Fahrleistungen mit 245 PS sind gut, der Durchzug so, wie der Name suggeriert und der Verbrauch aktuell mit glatt 8 Litern (70% BAB) einen halben Liter unter dem des Vorgängers mit nur 190 PS. Die Windgeräusche sind auch bei Tacho 240 völlig zu vernachlässigen, kein Pfeifen vernehmbar.

Bestes Set Up für mich: alles auf „auto“, die Lenkung auf „dynamic“, denn die erscheint mir sonst merkwürdig leicht und mitteilungsarm. Klima auf Eco hat bis jetzt gut gepasst, wenn die Temperaturen fallen, probiere ich „mittel“ oder auch „intensiv“.

Mein Auto wurde auf sehr leise abrollenden Contis geliefert. Die 18 Zoll Winterräder (ab Werk) liegen beim Händler, mal sehen, was ich da bekomme.

Das Sportdifferential habe ich getestet und fand es für mich leicht entbehrlich, denn bei meinem Fahrstil kommt der Effekt dieses Extras so gut wie nie zum Tragen.
Gut motorisierte Audi, BMW etc. sind naturgemäß sehr begabt, was die Längsdynamik angeht, aber mit 2 Tonnen quer? Wenn ich das will, bin ich vom neuen Cayman oder auch Boxster angetan. Derzeit warte ich mit nie für möglich gehaltener Neugier auf den Alfa Romeo 4C: Trockengewicht 900 kg, 240 PS und auch sonst wundersamer weise alles so, wie ich es mir immer gewünscht habe, inklusive Preis. Mal sehen, ob ich ohne anschließende orthopädische Behandlung reinkomme und sitzen kann.

Mein A6 würde auch mit 100 PS mehr kein Sportler für die Landstraße sondern bleibt ein Expressmobil für die Autobahn. Sportliches Abbiegen am Kamener Kreuz? Wer´s mag.

Aber wieder zurück zum Thema, Geduld, wir haben´s gleich: DSG, Navi, elektrische Heckklappe (bitte ohne diese gymnastische Fußeinlage unter der Stoßstange, ich gehe auf die 50 zu) und alle anderen nicht genannten Dinge, funktionieren so, wie erwartet.

Die Verarbeitung scheint bis jetzt ohne Fehl und Tadel, nichts klappert oder knackt und auch die qualitative Anmutung geht für mich uneingeschränkt in Ordnung. Dass früher nicht alles besser war, meine ich gut zu wissen, denn weder mein A4 Cabriolet noch unser A2 sind in dieser Hinsicht perfekt, aber insgesamt im Rahmen durchaus gehobener Erwartungen.

Der Kofferraum ist in etwa so groß, wie beim 4F, die alte Kofferraumschale passt fast ganz genau, nur in der Länge kamen etwa zwei Zentimeter dazu.

Einzig die Reichweite der Fernbedienung für die Zentralverriegelung hat gegenüber dem Vorgänger merklich gelitten, das Wort „Fern“ sollte durch „etwas enttäuschend nah“ ersetzt werden, aber das erschwert natürlich Schreibweise und Aussprache.

Unterm Strich also alles im Lot, der Kaufpreis (die Leasingrate) ist nicht billig, erscheint mir aber im Moment im besten Wortsinn als preiswert.

Mein A6 Avant ist ein sehr angenehmes Auto mit ein paar zu vernachlässigenden Schwächen. Da ich davon deutlich mehr habe, passt das.

Dies war die objektive Niederschrift meiner höchst subjektiven Meinung.
Ich danke sehr für Ihr Interesse.

43 weitere Antworten
43 Antworten

Stimmt wohl !!🙂

Auch ich möchte für einen ausgezeichneten, zum Teil mit der dem nüchternen Thema durchaus zuträglichen Ironie gespickten Bericht gratulieren und weiterhin allzeit gute Fahrt wünschen.

Ich bin in den letzten Monaten diesem Forum weitestgehend fern geblieben, weil das meinen Augen erträgliche Niveau beim Lesen der Themen und Kommentare längst unterirdische Dimensionen angenommen hatte.

Solche Berichte sind eine Wohltat und verlocken dann doch wieder, das Forum öfter zu besuchen.

Ergänzend möchte ich noch erwähnen, dass die meisten in diesem 4G - Forum wohl vergessen haben, dass wir bei allen Vergleichen und unserer typischen Suche nach den Möglichkeiten zur Kritik, von wahren Lusxusproblemen reden. Wir sollten dies manchmal mehr würdigen - ein Spiegelblick könnte da helfen (und damit ist nicht der Blick in den Innenspiegel gemeint, um sich an dem geschlagenen Gegner zu erfreuen), um mal wieder auf den Boden zu kommen.

Mal schauen ob man mich in diesem Forum weiter überraschen kann, mich würde es sehr freuen.

Der DC

Und die Herren Oberlehrer unter Euch, die sich daran erfreuen, Doppelpunkte, Großschreibungen und sonstige Rechtschreibefehler durch eine Antwort im Forum zu dokumentieren, auch hierfür ist dies das falsche Forum. Ich würde mich sehr freuen, wenn diese Herren sich hier durch andere Kernkompetenzen präsentieren würden. Denn wir alle verbringen hier unsere Freizeit und wollen unsere Freude in diesem Forum haben, eventuell erwarten wir gar kompetente Antworten auf unsere Fragen, oft bekommen wir allerdings inkompetente Kommentierungen, die niemand gewünscht hat und schon gar niemand braucht.

Zitat:

Original geschrieben von Der Konvertierte


Für einen Deutschlehrer fährt er jedenfalls zu viel, das falsche Auto (Volvo V70 wäre angesagt 😁) und kennt sich viel zu gut mit Autos aus...

Ein Deutschlehrer hätte wohl auch seine Liebe Mühe einen sprachlich so ausgefeilten Text zu erstellen. Mittlerweile scheint ja nicht mal mehr eine korrekte Orthographie auf dem Lehrplan zu stehen.

Von mir auch ein Danke an den TE

@drive consul
Auch ich habe mich in den letzten Jahren ziemlich zurück gezogen, denn immer öfter hatte ich das Gefühl "Es ist schon alles gesagt, nur noch nicht von allen". (Karl Valentin)

Aber: vor gut drei Jahren habe ich dann mal einen (ebenso ausführlichen) Beitrag so geschrieben, wie diesen hier und ebenfalls überwiegend sehr nette Reaktionen erhalten. Bei Interesse: http://www.motor-talk.de/.../...ift-oder-bitte-keinen-q5-t2935153.html

Dinge werden meistens nur dann besser, wenn man sich ab und ab Mühe gibt, selbst einen Beitrag in die gewünschte Richtung zu leisten.
Gemessen an Ihren / Euren Reaktion war meine "Mühe" nicht der Rede wert.
Dafür nochmals schönen Dank.

Ähnliche Themen

Zitat:

Original geschrieben von pic86


Vor gut drei Jahren habe ich dann mal einen (ebenso ausführlichen) Beitrag so geschrieben, wie diesen hier und ebenfalls überwiegend sehr nette Reaktionen erhalten. Bei Interesse: http://www.motor-talk.de/.../...ift-oder-bitte-keinen-q5-t2935153.html

Hab grade Deinen damaligen Bericht gelesen, welcher mir auch sehr gelungen erscheint. Die positive Resonanz entspricht umfänglich der heutigen. Besonders folgender Passus spiegelt mein Empfinden wider:

Zitat:

... Einige meiner liebsten Freunde bewegen mit großer Zufriedenheit Vehikel, die ich mit meinem über die Jahre entwickelten Hochmut nicht mein Eigen nennen möchte.
Solche Beobachtungen weisen mich eindrücklich darauf hin, dass Autos in meiner Welt wohl zu oft einen Platz einnehmen, der ihnen vernünftigerweise nicht zusteht ...

Zitat:

Original geschrieben von Der Konvertierte


Ein Nebenjob als Testredakteur bei der AMS täte ihm - und vor allem dem Blatt - sicher gut 😉

Trotz grundsätzlicher Zustimmung sollte man vielleicht erwähnen, dass der deutsche Motor-Blätterwald in weiten Teilen deutlich größere sprachliche Lichtungen hat als ausgerechnet die AMuS (den "Technik und Motor"-Teil der FAZ nehme ich von diesem Pauschal-Rundumschlag bewusst aus).

Ja, das mit dem Niveau ist echt auffällig. Hab den Bericht auch gerne gelesen. Objektiv wird er aber nicht durch den Schreibstil. Emotionsneutral und ohne Polemik trifft es eher.

Ich persönlich habe das mit der Ignor Möglichkeit gelöst. 🙂
Das war "subjektiv" für mich notwendig, als TE's hier als "Sich Schönredner" beschimpft wurden, nur weil sie sich positiv zum 4G äußern.

Hier schreiben die leider durch Mängel Betroffenen mit einer enorm hohen Frequenz immer das gleiche und verfärben so das Bild zum 4G.

Mein Zwischenstand. 10000km und bin immer noch traurig, wenn die Fahrt zu Ende ist. 🙂
mfg

Zitat:

Original geschrieben von xsdriver


Hab den Bericht auch gerne gelesen. Objektiv wird er aber nicht durch den Schreibstil. Emotionsneutral und ohne Polemik trifft es eher.

Danke schön. Kleiner Einwand: "Emotionsneutral" sehe ich mich eigentlich nicht. Ich bin mir aber bewusst, dass überzogene Erwartungen und nicht zielführende Kommunikation mit dem Händler immer auch mit mir selbst zu tun haben.

Nach meiner Erfahrung macht der Satz, richtiger: die Drohung, "dann regelt das mein Anwalt" die Dinge selten besser.

Zwar bestätigen Ausnahmen die Regel, aber im Allgemeinen bin ich mit insistierender Freundlichkeit weiter gekommen.

Wie bei allen langfristigen Beziehungen gilt: drum prüfe, was sich länger bindet... eine Anschaffung so wesentlicher Art wie die eines Autos, würde ich persönlich NIE bei einem Verkäufer oder Betrieb tätigen, der mir nicht sympathisch ist.

Bei meinem letzten Privatkauf eines Neuwagens (A4 Cabrio) habe ich die angebotenen 12% Nachlass ausgeschlagen und dem ziemlich fassungslosen Verkäufer gesagt, dass ich lieber 10% und dafür tadellosen Service hätte. Das ist acht Jahre her, hat mich 900 EUR "gekostet" - und hat sich perfekt bezahlt gemacht.

Zitat:

Bei meinem letzten Privatkauf eines Neuwagens (A4 Cabrio) habe ich die angebotenen 12% Nachlass ausgeschlagen und dem ziemlich fassungslosen Verkäufer gesagt, dass ich lieber 10% und dafür tadellosen Service hätte. Das ist acht Jahre her, hat mich 900 EUR "gekostet" - und hat sich perfekt bezahlt gemacht.

Super - genau die richtige Einstellung.

Gestalte ich ähnlich und kann mich nicht im geringsten über den Audiservice beschweren.

Nach dem Motto: Leben und leben lassen.

In meinem Erfahrungsbericht findet sich kein Wort zum Vierzylinder, denn vor meiner Kaufentscheidung habe ich nur die drei Sechszylinder probiert.

Diese Lücke kann ich jetzt schließen, denn heute kam ich ziemlich unversehens dazu, rund 100 Kilometer in einem wenige Wochen alten 2.0 TDI Avant mit manueller Schaltung zu fahren. Das Fahrzeug gehört einem Kollegen mit ziemlich genau 60.000 EUR Budget, also etwa 70% von meinem. Das Interessante für mich war aber, dass das Auto sich nach deutlich mehr als diesen 70% anfühlt.
Alcantara mit Lederpaket, 18 Zoll Räder, elektrische Heckklappe, Panoramadach, Vier-Zonen Klima, Privacy, adaptive light, BOSE, MMI plus, Lichtpaket – alles da.

Ja, es fehlen im direkten Vergleich zu meiner Moulinette zwei Zylinder, 68 PS, das DSG und diverse Extras wie Standheizung, AAS, Memorysitz oder Dämmglas. Aber es fehlen auch rund 22.000 EUR (brutto) auf der Rechnung.
Ich weiß, solche Gedanken disqualifizieren mich von den höheren Weihen eines S6 oder ähnlichem, denn heute orientiert sich alle Welt leistungsmäßig doch bitte nur nach OBEN. Sie erkennen übrigens leicht, dass Sie weit oben angekommen sind, wenn das neue Fahrzeug, in dem Sie sitzen, sehr tief und ziemlich laut ist.

Mein Fahreindruck: der Vierzylinder geht gut, klingt angenehm und fühlt sich viel kräftiger an, als es die Nennleistung vermuten lässt. Und obwohl ich Handschaltung für mich nicht möchte, muss ich doch zugeben, dass die des gefahrenen A6 eine sehr gute ist, leichtgängig und mit Wegen, die nicht zu kurz oder zu lang sind. Dazu kommt, dass diese Form der Interaktion zwischen Mensch und Maschine in manchen Fahrsituationen einen eigenen Reiz hat: jenseits aller Fahrleistungen kann sich dann ein engagiert gefahrener Vierzylinder auf einer winkligen Landstraße geradezu sportlich anfühlen. Wie ich heute nach langer Zeit wieder gemerkt habe, geht das auch mit Tempo 90, Normalfahrwerk und Frontantrieb.
Auf der nicht sehr leeren Autobahn stellt sich wie von selbst Tacho 150 als angenehme Reisegeschwindigkeit ein. Im 6. Gang hören Sie bei diesem Tempo – so gut wie nichts. Der Abstand zu meinem Auto mit Dämmglas ist, wenn überhaupt, nur minimal.

Will ich tauschen? Nein.
Aber ich wollte Sie doch an der heute gewonnen Erkenntnis teilhaben lassen, dass zumindest für mich der Schritt von 245 PS nach „unten“ zum Vierzylinder längst nicht so groß ist, wie von mir vermutet.

Danke für Ihr Interesse.

Zitat:

Original geschrieben von pic86


... denn heute kam ich ... dazu, ... in einem wenige Wochen alten 2.0 TDI Avant mit manueller Schaltung zu fahren. Das Fahrzeug gehört einem Kollegen mit ziemlich genau 60.000 EUR Budget,
Alcantara mit Lederpaket, 18 Zoll Räder, elektrische Heckklappe, Panoramadach, Vier-Zonen Klima, Privacy, adaptive light, BOSE, MMI plus, Lichtpaket – alles da.

Ja, es fehlen im direkten Vergleich zu meiner Moulinette zwei Zylinder, 68 PS, das DSG ... und auch rund 22.000 EUR (brutto) auf der Rechnung.
...
Mein Fahreindruck: der Vierzylinder geht gut, klingt angenehm und fühlt sich viel kräftiger an, als es die Nennleistung vermuten lässt. ... dass diese Form der Interaktion zwischen Mensch und Maschine in manchen Fahrsituationen einen eigenen Reiz hat ... Wie ich heute nach langer Zeit wieder gemerkt habe, geht das auch mit Tempo 90, Normalfahrwerk und Frontantrieb.

Genau so sah ich das eine zeitlang auch. Inzwischen fehlen mir jedoch immer öfter die 2 Zylinder bei der Moulinette. Meine Wunschkonfig wäre ein 6-Zyl. i.V. mit der 8-Gang-ZF-Automatik, auch als Fronttriebler. (Bitte hierzu keine Diskussion hinsichtlich Traktion lostreten 😉)

Zitat:

... auf der nicht sehr leeren Autobahn stellt sich wie von selbst Tacho 150 als angenehme Reisegeschwindigkeit ein. Im 6. Gang hören Sie bei diesem Tempo – so gut wie nichts. Der Abstand zu meinem Auto mit Dämmglas ist, wenn überhaupt, nur minimal.

Das kann ich nur bedingt nachvollziehen. Obwohl auch Privacy-/Dämmglas vorhanden, dringen doch erhebliche Fahrgeräusche ins Wageninnere. Dabei bleibt der Diesel tatsächlich im Hintergrund. Vornehlich Windrauschen, jedoch besonders Abrollgeräusche erscheinen doch sehr aufdringlich. Der Schwachpunkt scheint mir die Dämmung sowohl der Radkästen, als auch der Trennwand zum Motorraum zu sein. Das ist m.E. eines A6 unwürdig. Mein Sohn fährt noch unseren alten 4B aus 2001 mit S-Line-FW. Der ist im direkten Vergleich auf dem selben Asphalt leiser.

Zitat:

Original geschrieben von timilila



Das kann ich nur bedingt nachvollziehen. Obwohl auch Privacy-/Dämmglas vorhanden, dringen doch erhebliche Fahrgeräusche ins Wageninnere. Dabei bleibt der Diesel tatsächlich im Hintergrund. Vornehlich Windrauschen, jedoch besonders Abrollgeräusche erscheinen doch sehr aufdringlich. Der Schwachpunkt scheint mir die Dämmung sowohl der Radkästen, als auch der Trennwand zum Motorraum zu sein. Das ist m.E. eines A6 unwürdig. Mein Sohn fährt noch unseren alten 4B aus 2001 mit S-Line-FW. Der ist im direkten Vergleich auf dem selben Asphalt leiser.

Der 2.0 TDI des Kollegen hat kein Dämmglas, nur Privacy. Trotzdem, ich habe mir heute den Wagen nochmal geliehen, ist das Fahrzeug (zumindest für meine Ohren) sehr, sehr leise.

Null Windgeräusche, von einem ganz leisen "Rauschen" bei ca. 200 km/h abgesehen, und die Contis rollen (wie auch an meinem Auto) so ruhig ab, dass das Thema "Dämmung Radkasten" keines ist. Bei Regen und entsprechend hochgewirbeltem Wasser mag das anders sein.

Ich wollte damit Ihre Aussagen bitte keineswegs in Zweifel ziehen sondern frage mich, ob Audi hier zwischenzeitlich nachgebessert hat?
Auch bei meiner Moulinette (allerdings mit 19 Zoll und Dämmglas vorn und hinten) ist Dämmung kein Thema - und die Radkästen müssten hier doch "hubraumunabhängig" in ähnlicher Weise betroffen sein?

Nach etwas über 10 Monaten und knapp 38.000 Kilometern werde ich die Moulinette, Namenserklärung siehe Anfang dieses Threads, Ende kommender Woche an einen Kollegen abgeben.

Meinen damaligen Einschätzungen habe ich rund 30.000 Kilometer später nicht viel hinzu zu fügen. Der durchschnittliche Verbrauch hat sich bei genau 8,0 Litern eingependelt. Minimal waren es 6,0 Liter oder 1.219 km mit einem Tank – über 9,2 Litern wurden es nie.
In der Einfahrphase war einmal ein Schluck Öl fällig, weil mir die Anzeige zu nah in Richtung „Min.“ Marke zu stehen schien.
Ansonsten galt: Fahren, gelegentlich tanken und waschen, fertig.

Meine Erfahrungen sind also unverändert rundweg positiv, zumal Zuverlässigkeit und Qualität bei allen vier A6, die ich gefahren habe, sprichwörtlich tadellos war.
Mich hat es daher nie gestört, wenn der Wettbewerb zwischenzeitlich mal Dinge bot, die ich bei Audi (noch) nicht bekommen konnte. Der „Vorsprung“ den Audi mir stets bot, war nicht unbedingt einer „durch Technik“.
Ich muss mich in einem möglichst stets einwandfrei funktionierenden Auto vor allem wohlfühlen, es gerne ansehen und nach meinen Wünschen ausstaffieren können. Farbe(n), Design und Haptik sind mir wichtig. Alles Geschmackssache.
Sehr viele der heute gängigen Features, vor allem im Bereich Assistenzsysteme, sind für mich überaus entbehrlich. Die Vision vom pilotierten Fahren ist mir ein Graus. Anderen kann sie nicht schnell genug kommen, daher hat sie wohl ihre Berechtigung.
Ein paar PS mehr oder weniger sind mir wurscht, genau, wie irgendwelche Katalogangaben zu Nm oder Verbrauch. Papier ist geduldig.
Das Kriterium bei der Probefahrt ist daher: Taugt mir, oder taugt mir nicht? Irgendwer hat immer noch irgendwas, das nice to have wäre, das war schon immer so und wird wahrscheinlich auch immer so bleiben.
Entgegen der hier landläufig immer wieder anzutreffenden Grundstimmung bin ich der Meinung, dass ein bisschen weniger manchmal mehr sein kann.

Allerdings bringt mich diese meine Ansicht bringt bei meinem neuen Fahrzeug in ein ziemliches Dilemma.

Ich übernehme Anfang Juli einen neuen Verantwortungsbereich und damit zunächst einmal auch das Firmenfahrzeug von meinem Vorgänger. Selbiger hat sich zu Jahresbeginn einen Panamera 4S mit umfangreicher Ausstattung gegönnt.
Nie im Leben hätte ich mir dieses Fahrzeug ausgesucht, aber Leasingrückgabe ist zum gegenwärtigen Zeitpunkt finanziell kompletter Unfug.
Eine erste, kurze Begegnung vorletzte Woche verlief eher ernüchternd: mir gefällt das Auto nicht, zumal die Farbgebung mit schwarz / schwarz / schwarz den Namen nicht verdient. Natürlich bedarf es da keines Mitleids, aber angesichts der UPE war mein erster Gedanke, dass ein A6 auch in der seltenen Ausführung „komplett volle Hütte“ nicht so einfach auf diesen Preis zu bringen wäre. Kurz: das Ding scheint mir völlig überteuert.

Egal. Also fahre jetzt erst mal den Panamera und schaue, was das mit meinen lieb gewordenen Vorurteilen aller Art macht.
Als Kontrastprogramm habe ich nach wie vor meinen A2 mit 75 PS und das A4 Cabriolet.

Meine Erfahrungen mit der Moulinette habe ich ziemlich erschöpfend weiter gegeben. Damit bin ich aus dem 4G Forum raus.
Mangels wirklich neuer Themen hatte ich in den vergangenen Monate immer mehr den Eindruck gewonnen, dass die Community des 4G Forums sich über weite Strecken vorrangig mit sich selbst beschäftigt. Ich nehme mich da selbst leider nicht aus.

Viele Threads sind oft eher mehr oder weniger geglückte rhetorische Scharmützel – manchmal ganz amüsant, meistens eher nicht. Ironie ist ein scheues Reh und nur in Ausnahmefällen gefragt.
Es bleibt die wenig überraschende und hinreichend bekannte Erkenntnis, dass Subjekte nie objektiv diskutieren können.

Ich bin kein Bastler oder Schrauber, daher habe ich das Forum vor allem immer dann gerne frequentiert, wenn es herstellerseitig wirklich Neues zu erfahren gab und mich für die Einschätzungen und ersten Erfahrungen anderer Teilnehmer interessiert. Bis zum nächsten A6 habe ich erst mal keinen Bedarf mehr.
Ein Panamera Forum gibt es bei MT nicht, aber das kann ich gut verschmerzen.

Für den Herbst habe ich eine Einladung, den facegelifteten A7 als 272 und 320 PS Version ein paar Tage vor der Präsentation beim Händler zu fahren. Wenn das zeitlich klappt, berichte ich selbstverständlich davon.

Allen hier im 4G Forum allzeit gute Fahrt.

@pic86,

ich bedauere sehr, dass Du uns verlassen möchtest. Gerade Deine Zeilen habe ich immer sehr gerne gelesen! 🙁

Wünsche Dir auf diesem Wege alles Gute! 🙂

MfG MB-HH

Zitat:

Original geschrieben von MB-HH


@pic86,

ich bedauere sehr, dass Du uns verlassen möchtest. Gerade Deine Zeilen habe ich immer sehr gerne gelesen! 🙁

Wünsche Dir auf diesem Wege alles Gute! 🙂

MfG MB-HH

Dem kann ich mich nur anschliessen. Deine Beiträge haben mich oft schmunzeln lassen.

Viel Freude an deinem Panamera 4S! Es gibt schlimmeres 😉

Goose

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