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Corona-Hilfen für Selbstständige

Themenstarteram 21. März 2020 um 8:50

Hallo zusammen,

ich kann mir vorstellen, dass viele von euch momentan um ihre Existenz bangen und sehnsüchtig darauf warten, dass die von der Bundesregierung versprochenen Hilfsmittel bei ihnen ankommen.

Die Lage ist sehr ernst. Ich bekomme das aktuell durch meinen Beruf als Kreditanalyst/Entscheider für Geschäfts- und Firmenkunden sehr deutlich zu spüren. Auch im privaten Umfeld rufen mich viele Selbstständige an und fragen nach ob ich was gehört hätte.

Die Bundesregierung hat nun mehrmals kundgetan, dass die Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) die Notfallhilfen unter das Volk bringen soll. Die KfW ist keine direkte Kundenbank. Fördermittel erhält man nur über die eigene Hausbank, welche diese Kredite über die KfW beantragt.

Aktuelle Situation:

Momentan bietet die KfW nur ihre normalen Förderdarlehen an.

www.kfw.de/.../F%C3%B6rderprodukte-(S3).html

Hierbei handelt es sich um Kreditprodukte, die meistens nur für bonitäre Bestandskunden von Banken gedacht sind.

Was ist der Vorteil für die Hausbanken? Der Haftungsausschluss. Die KfW übernimmt 80% des Risikos sollte der Kredit ausfallen.

Viele Hausbanken bieten diese KfW-Darlehen aus gutem Grund nicht an. Denn der Aufwand bei der Beantragung und Verwaltung ist immens hoch. Man darf nicht vergessen, dort sitzen Beamte. Die nehmen es sehr genau, wollen akkurate Unterlagen, etc. Auch sind oft die Fristen denkbar knapp, bei Antragsstellung dürfen keine Fehler passieren. Und die KfW will auch während der Kreditlaufzeit Unterlagen. Wenn der Selbstständige nicht liefert, dann kündigt die KfW das Programm wegen Verstoßes gegen die Auflagen. Die Hausbank trägt dann das volle Risiko und muss die Restschuld an die KfW zurückzahlen.

Momentan arbeitet meine Bank - und das wird nun auch bei den Konkurrenzgesellschaften ähnlich sein - mit Hochdruck daran diese Förderdarlehen anbieten zu können. Ich war gestern alleine schon in fünf Telefonkonferenzen.

Hier wird ein neues Produkt mit allem was dazugehört mit der Brechstange implementiert. Ganz simpel ausgedrückt: Keiner weiß aktuell wie die Beantragung laufen wird, wie man das bearbeitet, wie lange ein solcher Prozess dauern wird, wann der Kunde sein Geld bekommt, wie die Abwicklung später aussehen wird.

Das neue Programm soll ab Montag bereits bei uns laufen!

Die KfW will wohl am 14. April (!) ihr neues Corona-Produkt vorstellen. Das sind noch fast drei Wochen.

Unterdessen versuchen wir alles um den normalen Geschäftsbetrieb am Laufen zu halten. Wir haben unser Team aufgeteilt und räumlich voneinander getrennt, sodass wenn sich ein Teil des Teams infiziert, nicht der ganze Laden in Quarantäne muss. Außerdem wird bei uns nun Home Office getestet. Etwas, was der Arbeitgeber nie wollte. Jetzt in der Krise ist alles möglich! Daher versuchen wir mit aller Macht gerade jeden Prozess zu digitalisieren.

Es wird keiner weggeschickt, der arbeiten kann. Die Themen, mit denen wir uns beschäftigen, sind hochkomplex. Wir haben seit Jahren ein Problem in dem Bereich die Stellen zu besetzen, weil das Know-How fehlt. Hier rächt sich die Personalpolitik der letzten Jahre. Gute Azubis nicht übernehmen wollen, dafür Zeitarbeiter für sechs Monate befristet einstellen, die Hilfsarbeiten ausführen sollen, nur damit man die Nächsten ein halbes Jahr später wieder ausbilden darf.

Wir bekommen mit unserer kostenoptimierten Truppe ja schon das Tagesgeschäft kaum gestemmt. Zusätzlich belastet werden wir dieses Jahr durch neue Verordnungen, wie bspw. verschärfte Geldwäscheregeln (angepasster Know Your Customer-Prozess), und die Meldungen an das Transparenzregister des Deutschen Zolls.

Überstunden und Wochenendarbeit wurden bereits beim Betriebsrat beantragt. Wir wissen um den Stellenwert unserer Verantwortung und werden alles tun um unseren Kunden bestmöglich zu helfen und gerecht zu werden.

Mit jedem Tag kann sich etwas ändern!

Was kann ich als Selbstständiger tun?

Wenn noch nicht geschehen ist jetzt ein guter Zeitpunkt die wirtschaftlichen Unterlagen auf Vordermann zu bringen. Minimalanforderungen:

- Jahresabschluss 2018, am besten mit der Anlage Sonstige Konten (Minimum Anlage EÜR der Steuererklärung 2018)

- BWA Dez. 12/2019 inklusive Summen- und Saldenliste

- unter Umständen bereits eine BWA inkl. SuSa aus dem ersten Quartal.

- Einkommenssteuerbescheid 2018 sollte so langsam da sein

- Vermögensnachweise (Rücklagen, Immobilie, etc.)

- Investitionsplan, Erklärung welche Auswirkungen Corona auf den Betrieb hat

- akt. Personalausweis

- sich auf lange Wartezeiten einstellen, nach Kontokorrent bei der Hausbank nachfragen

Nochmal: Bei der KfW arbeiten Beamte. Die nehmen es sehr genau. Wer nicht liefert, bleibt auf der Strecke.

Achtet darauf, dass alles so akkurat wie möglich gebucht ist. Fehlende Anfangsbestände machen die Unterlagen bspw. nicht verwertbar.

Ich kann auch appellieren: Reicht die Brocken komplett ein. Wir Analysten können nicht jedem hinterherrennen. Reagiert auf E-Mails. Ich habe diesen Monat bereits 55 Anträge in Bearbeitung, davon 40 nicht komplett eingereicht. Ich kann mir nicht alles merken. Telefonischer Kontakt, während ich bspw. Bilanzanalyse einer GmbH & Co. KG mit mehreren Tochterunternehmen betreibe, ist einfach nicht zu leisten.

Wenn ich eine Mail bekomme, sehe ich das. Und ich werde beim nächstmöglichen Zeitpunkt reagieren. Mich ärgern Anrufe, in denen die Leute das fragen was bereits in der Mail stand. Ich weise in meinen Mails auch ausdrücklich daraufhin, dass man am besten einen Telefontermin via Mail vereinbart. Die Leute greifen stattdessen trotzdem lieber direkt zum Telefon und wollen auf Anhieb alles wissen, als ob sie meine einzigen Kunden wären. Ich glaube auch, dass die meisten sich gar nicht vorstellen können welcher Aufwand selbst hinter der Einrichtung eines Kredits von 10 TEUR steht, und wie viele Details ich klären muss.

Kontaktiert eure Ansprechpartner bei der Bank. Jeden Tag kann sich etwas ändern. Das heißt auch, dass man es ein paar Tage später wieder probieren sollte.

Ich kann an der Stelle nur spekulieren, kann mir aber vorstellen, dass diejenigen, die bereits vor der Krise knapp bei Kasse waren (hohe Kontokorrent-Dauerinanspruchnahme, negatives Eigenkapital, etc.) leer ausgehen werden. Daher ist meine Vermutung, dass diejenigen, die eh schon von der Hand in den Mund gelebt haben, reihenweise umkippen werden. Das ist für manche Banken bestimmt auch ein Problem, die jetzt schon erste Ausfälle zu verzeichnen haben werden. Meine Bank war schon immer sehr konservativ und risikobewusst. Wir haben auch ganz klar immer die aktuelle Konjunkturlage im Blick und wir waren uns sehr bewusst, dass viele Geschäftsmodelle nur aufgrund des Dauer-Booms überleben.

Neuigkeiten werde ich hier einstellen. Es kann aber durchaus sein, dass ich mehrere Tage nichts posten werde, da ich beruflich momentan sehr eingespannt bin. Ich werde heute auch von zu Hause aus ein paar Arbeiten erledigen. Ich wünsche jedem viel Kraft und Erfolg.

Beste Antwort im Thema
Themenstarteram 21. März 2020 um 8:50

Hallo zusammen,

ich kann mir vorstellen, dass viele von euch momentan um ihre Existenz bangen und sehnsüchtig darauf warten, dass die von der Bundesregierung versprochenen Hilfsmittel bei ihnen ankommen.

Die Lage ist sehr ernst. Ich bekomme das aktuell durch meinen Beruf als Kreditanalyst/Entscheider für Geschäfts- und Firmenkunden sehr deutlich zu spüren. Auch im privaten Umfeld rufen mich viele Selbstständige an und fragen nach ob ich was gehört hätte.

Die Bundesregierung hat nun mehrmals kundgetan, dass die Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) die Notfallhilfen unter das Volk bringen soll. Die KfW ist keine direkte Kundenbank. Fördermittel erhält man nur über die eigene Hausbank, welche diese Kredite über die KfW beantragt.

Aktuelle Situation:

Momentan bietet die KfW nur ihre normalen Förderdarlehen an.

www.kfw.de/.../F%C3%B6rderprodukte-(S3).html

Hierbei handelt es sich um Kreditprodukte, die meistens nur für bonitäre Bestandskunden von Banken gedacht sind.

Was ist der Vorteil für die Hausbanken? Der Haftungsausschluss. Die KfW übernimmt 80% des Risikos sollte der Kredit ausfallen.

Viele Hausbanken bieten diese KfW-Darlehen aus gutem Grund nicht an. Denn der Aufwand bei der Beantragung und Verwaltung ist immens hoch. Man darf nicht vergessen, dort sitzen Beamte. Die nehmen es sehr genau, wollen akkurate Unterlagen, etc. Auch sind oft die Fristen denkbar knapp, bei Antragsstellung dürfen keine Fehler passieren. Und die KfW will auch während der Kreditlaufzeit Unterlagen. Wenn der Selbstständige nicht liefert, dann kündigt die KfW das Programm wegen Verstoßes gegen die Auflagen. Die Hausbank trägt dann das volle Risiko und muss die Restschuld an die KfW zurückzahlen.

Momentan arbeitet meine Bank - und das wird nun auch bei den Konkurrenzgesellschaften ähnlich sein - mit Hochdruck daran diese Förderdarlehen anbieten zu können. Ich war gestern alleine schon in fünf Telefonkonferenzen.

Hier wird ein neues Produkt mit allem was dazugehört mit der Brechstange implementiert. Ganz simpel ausgedrückt: Keiner weiß aktuell wie die Beantragung laufen wird, wie man das bearbeitet, wie lange ein solcher Prozess dauern wird, wann der Kunde sein Geld bekommt, wie die Abwicklung später aussehen wird.

Das neue Programm soll ab Montag bereits bei uns laufen!

Die KfW will wohl am 14. April (!) ihr neues Corona-Produkt vorstellen. Das sind noch fast drei Wochen.

Unterdessen versuchen wir alles um den normalen Geschäftsbetrieb am Laufen zu halten. Wir haben unser Team aufgeteilt und räumlich voneinander getrennt, sodass wenn sich ein Teil des Teams infiziert, nicht der ganze Laden in Quarantäne muss. Außerdem wird bei uns nun Home Office getestet. Etwas, was der Arbeitgeber nie wollte. Jetzt in der Krise ist alles möglich! Daher versuchen wir mit aller Macht gerade jeden Prozess zu digitalisieren.

Es wird keiner weggeschickt, der arbeiten kann. Die Themen, mit denen wir uns beschäftigen, sind hochkomplex. Wir haben seit Jahren ein Problem in dem Bereich die Stellen zu besetzen, weil das Know-How fehlt. Hier rächt sich die Personalpolitik der letzten Jahre. Gute Azubis nicht übernehmen wollen, dafür Zeitarbeiter für sechs Monate befristet einstellen, die Hilfsarbeiten ausführen sollen, nur damit man die Nächsten ein halbes Jahr später wieder ausbilden darf.

Wir bekommen mit unserer kostenoptimierten Truppe ja schon das Tagesgeschäft kaum gestemmt. Zusätzlich belastet werden wir dieses Jahr durch neue Verordnungen, wie bspw. verschärfte Geldwäscheregeln (angepasster Know Your Customer-Prozess), und die Meldungen an das Transparenzregister des Deutschen Zolls.

Überstunden und Wochenendarbeit wurden bereits beim Betriebsrat beantragt. Wir wissen um den Stellenwert unserer Verantwortung und werden alles tun um unseren Kunden bestmöglich zu helfen und gerecht zu werden.

Mit jedem Tag kann sich etwas ändern!

Was kann ich als Selbstständiger tun?

Wenn noch nicht geschehen ist jetzt ein guter Zeitpunkt die wirtschaftlichen Unterlagen auf Vordermann zu bringen. Minimalanforderungen:

- Jahresabschluss 2018, am besten mit der Anlage Sonstige Konten (Minimum Anlage EÜR der Steuererklärung 2018)

- BWA Dez. 12/2019 inklusive Summen- und Saldenliste

- unter Umständen bereits eine BWA inkl. SuSa aus dem ersten Quartal.

- Einkommenssteuerbescheid 2018 sollte so langsam da sein

- Vermögensnachweise (Rücklagen, Immobilie, etc.)

- Investitionsplan, Erklärung welche Auswirkungen Corona auf den Betrieb hat

- akt. Personalausweis

- sich auf lange Wartezeiten einstellen, nach Kontokorrent bei der Hausbank nachfragen

Nochmal: Bei der KfW arbeiten Beamte. Die nehmen es sehr genau. Wer nicht liefert, bleibt auf der Strecke.

Achtet darauf, dass alles so akkurat wie möglich gebucht ist. Fehlende Anfangsbestände machen die Unterlagen bspw. nicht verwertbar.

Ich kann auch appellieren: Reicht die Brocken komplett ein. Wir Analysten können nicht jedem hinterherrennen. Reagiert auf E-Mails. Ich habe diesen Monat bereits 55 Anträge in Bearbeitung, davon 40 nicht komplett eingereicht. Ich kann mir nicht alles merken. Telefonischer Kontakt, während ich bspw. Bilanzanalyse einer GmbH & Co. KG mit mehreren Tochterunternehmen betreibe, ist einfach nicht zu leisten.

Wenn ich eine Mail bekomme, sehe ich das. Und ich werde beim nächstmöglichen Zeitpunkt reagieren. Mich ärgern Anrufe, in denen die Leute das fragen was bereits in der Mail stand. Ich weise in meinen Mails auch ausdrücklich daraufhin, dass man am besten einen Telefontermin via Mail vereinbart. Die Leute greifen stattdessen trotzdem lieber direkt zum Telefon und wollen auf Anhieb alles wissen, als ob sie meine einzigen Kunden wären. Ich glaube auch, dass die meisten sich gar nicht vorstellen können welcher Aufwand selbst hinter der Einrichtung eines Kredits von 10 TEUR steht, und wie viele Details ich klären muss.

Kontaktiert eure Ansprechpartner bei der Bank. Jeden Tag kann sich etwas ändern. Das heißt auch, dass man es ein paar Tage später wieder probieren sollte.

Ich kann an der Stelle nur spekulieren, kann mir aber vorstellen, dass diejenigen, die bereits vor der Krise knapp bei Kasse waren (hohe Kontokorrent-Dauerinanspruchnahme, negatives Eigenkapital, etc.) leer ausgehen werden. Daher ist meine Vermutung, dass diejenigen, die eh schon von der Hand in den Mund gelebt haben, reihenweise umkippen werden. Das ist für manche Banken bestimmt auch ein Problem, die jetzt schon erste Ausfälle zu verzeichnen haben werden. Meine Bank war schon immer sehr konservativ und risikobewusst. Wir haben auch ganz klar immer die aktuelle Konjunkturlage im Blick und wir waren uns sehr bewusst, dass viele Geschäftsmodelle nur aufgrund des Dauer-Booms überleben.

Neuigkeiten werde ich hier einstellen. Es kann aber durchaus sein, dass ich mehrere Tage nichts posten werde, da ich beruflich momentan sehr eingespannt bin. Ich werde heute auch von zu Hause aus ein paar Arbeiten erledigen. Ich wünsche jedem viel Kraft und Erfolg.

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Hey Ascender,

gibt es was Neues aus der Küche, was für uns interessant wäre? Wie läuft so "der Ansturm", springen die Leute auf den "Kreditzug"?

VG,

ch.

@Ascender

Themenstarteram 29. Mai 2020 um 5:08

Ich kann nur berichten, dass wir komplett untergehen - und zwar in allen Bereichen. Die Leute bekommen nach Rückzahlung ihrer Darlehen ihre Sicherheiten nicht mehr freigegeben, weil wir es einfach nicht schaffen. Die Kalkulation meines Chefs war korrekt. Er bräuchte 42 Vollzeitkräfte um alle Arbeiten in akzeptablen Zeiträumen zu schaffen. Wir sind 14 Stammkräfte... Unterstützt werden wir derzeit von 8 abteilungsfremden Kolleginnen und Kollegen an anderen Standorten, die aus irgendwelchen Gründen "übriggeblieben" sind. Einer darf bspw. nicht mehr in die Filiale, weil er krank ist und für ihn das Infektionsrisiko zu hoch wäre. Diese Leute stehen uns zeitlich befristet zur Verfügung, und haben teilweise auch noch ihre reguläre Arbeit zu bewältigen. Wir geben denen meist einfache Tätigkeiten, von denen es leider nicht sehr viele gibt. Das ist uns so ehrlich gesagt keine Hilfe.

Kreditanalysten durchlaufen bei uns eine zusätzliche Ausbildung, und das nimmt alles Zeit in Anspruch. Aus diesem Grund muss ich auch nichts weiter tun als Analyse. Die anderen Arbeiten werden mir abgenommen (Vertragserstellung, Auszahlungsbearbeitung/Auszahlungsprüfung).

Zu allem Überfluss sollen wir bald auch noch die Vergabe der Landesmittel prüfen. Ich weiß wirklich nicht mehr weiter. Es ist so schon alles kompliziert genug. Die neuen Geldwäsche-Regeln, die normale Kreditprüfung,... die KfW hat ja momentan drei Kreditprodukte. Da kommen alle möglichen Leute auf uns zu, hochkomplexe Unternehmenskonstrukte. Die Fälle sind nicht einfach. Wir kommen auch mit den Auszahlungen der KfW-Kredite nicht mehr hinterher.

Ich habe den Eindruck ich lösche nur noch Flächenbrände mit einem Eimer Wasser. Unter einer 60-Stunden-Woche komme ich aus dem Laden nicht raus. Sehr belastend, und umso komischer wenn man durch den Park läuft, und da massenhaft Leute sitzen, die den ganzen Tag nichts zu tun haben.

Aber besser so als andersherum.

EDIT: Kundenbeschwerden zu allen möglichen Themen machen uns das Leben auch nicht leichter. Ich habe letztens einen Vorgang abgelehnt aufgrund von Geldwäscheverdacht. Da kam prompt die Aufforderung die Ablehnung schriftlich zu begründen mit der Androhung die Bank zu verklagen, weil man keine KfW-Mittel bekommt.

Themenstarteram 30. Mai 2020 um 6:50

Zitat:

@Goify schrieb am 7. April 2020 um 12:01:57 Uhr:

Zitat:

@meepmeep schrieb am 7. April 2020 um 11:56:03 Uhr:

Pandemien gehören zum unternehmerischen Risiko.

Genau so ist es.

Manche waren so klug und haben eine (oft sehr teure) Betriebsausfallversicherung abgeschlossen. Die sind weitgehend fein raus. So hat es mir zumindest der Chef von einem örtlichen sehr großen Wellnesshotel erzählt. Im Februar erst die Police nach oben angepasst und wenige Wochen später für 80 leere Zimmer samt Wellnessbehandlungen den Betriebsausfall erstattet bekommen und so kann er seine Mitarbeiter gut bezahlen, obwohl sie alle daheim sind. Glück im Unglück.

Wollte das nochmal aufgreifen, weil die Betriebsausfallversicherungen nämlich in der Regel nicht zahlen wollen. :D

Die Herren Minister haben den Versicherern dann die Pistole auf die Brust gesetzt und man hat sich am Ende geeinigt. Die Versicherungen übernehmen nun 15% des Umsatzausfalls. :D:D:D So geht Klüngelei. Vertrauen in die Branche mal wieder massiv zerstört. Toller Kundenumgang.

So geht es ,wenn man nicht zur Autoindustrie gehört, alle nicht wirklich wichtig.

Stimmt, all die Hotels, wo ich mit den Betreibern bekannt bin, beklagen sich darüber, dass deren horrend teuren Versicherungen nur 15 % des Schadens begleichen wollen. Lässt man sich auf das Angebot nicht ein, bekommt man gar nichts und kann klagen mit ungewissem Ausgang und noch ungewisserer Dauer. Also geben die meisten Hoteliers klein bei und nehmen das Spritgeld.

Das erste, was die jetzt tun werden, ist sämtliche Versicherungen zu kündigen, die sie als nicht wichtig erachten, denn mit Gaunern (=solche Versicherungen) will keiner zusammenarbeiten.

Das die nicht 100% des Umsatzes erstattet bekommen, ist selbstverständlich, denn dann würden die sich deutlich bereichern dadurch.

Jedoch finde ich 15% deutlich zu wenig.

Das wird mit Sicherheit nichtmal ansatzweise für die laufenden Kosten ausreichen.

Wer keine Reserven hat, wird schnell Pleite gehen.

Um genau sowas zu vermeiden schliesst man eine Versicherung ab, zahlt jahrelang horrende Beiträge und wird jetzt im Stich gelassen. Das ist einfach nur ekelhaft.

@munition76

Ich habe auf Danke geklickt, weil Du verurteilst, dass sich die Versicherungen vermutlich aus ihren Verpflichtungen stehlen.

Bei den 100% Umsatz bin ich nicht ganz bei Dir. Wenn 100% versichert sind, müssen auch 100% erstattet werden.

Aber das ist nur meine Meinung.

Ich wäre gespannt, wie eine Versicherung reagiert, wenn man von ihr 85% der gezahlten Beiträge zurückfordert, weil sie nur für 15% des Schadens aufkommen.

Vielleicht muss das einfach mal jemand drauf ankommen lassen.

Die Versicherungsbedingungen werden sicher keine 100% in Aussicht stellen.

Die Frage ist auch, was 100% sind?

Es sollten die vertretbaren laufenden Kosten bei Zwangsschließung erstattet werden.

@Jason_V.

Ich kenne die Versicherungsbedingungen nicht.

Aber wenn ich ein Gastgewerbe betreibe, das sich bei (Hausnummer) 120.000 € Jahresumsatz trägt, dann werde ich auch genau diese Summe versichert haben, damit ich in jedem Monat Zwangsschließung 10.000 € aus dieser Versicherung beziehen kann.

Ich würde - hätte ich so abgeschlossen - dem Versicherer einen husten, wenn er mich mit 1.500 € / Monat abspeisen wollte.

Wenn ich ein Gewerbe hätte, würde ich meine Fixkosten versichern, denn die laufen auch wenn der Laden zu ist.

Gibt es tatsächlich Versicherungen, die einen Umsatz versichern? Das fände ich krass - weil auf der einen Seite ja auch entsprechende Beiträge für sowas abgeführt werden müssen.

Themenstarteram 3. Juni 2020 um 17:19

Ja, es gibt Ertragsausfallversicherungen.

Will jetzt keine Werbung machen. Vergleichen lohnt sich da sicherlich.

https://www.allianz.de/business/ertragsausfallversicherung/

Zitat:

@WolfgangN-63 schrieb am 3. Juni 2020 um 18:31:29 Uhr:

Wenn 100% versichert sind, müssen auch 100% erstattet werden.

Aber das ist nur meine Meinung.

Exakt so sehe ich das auch.

Ich bin nur davon ausgegangen, dass man von vornherein nicht 100% des Umsatzes versichert.

Da wäre mein Spediteur Kumpel mit 8 mio Umsatz in kürzester Zeit reich. (Sofern er schliessen müsste)

Alle Mitarbeiter auf Kurzarbeit, es wird kein ml Diesel mehr verbrannt, die Verschleissreparaturen gehen nahezu auf null, aber er bekommt weiterhin 100% des Umsatzes. Das wäre doch verrückt.

Das ist eine Bereicherung von gut einer halben million Euro - jeden Monat!

Und der ist vergleichsweise nicht annähernd ein „großer Fisch“.

Ein Zwischenhändler, der Produkte für 1.000€ kauft und für 1.050€ weiterverkauft, macht auch schnell mehrere millionen Umsatz, der Gewinn ist jedoch 1-stellig. Auch da wäre die Erstattung des Umsatzes verrückt.

Man sollte soviel bekommen, dass man nach Begleichung aller Kosten den gleichen Gewinnbetrag hat wie im Vorjahresmonat und gut ist.

Eine Versicherung sollte dafür da sein, dass man bei Not Unterstützung bekommt und nicht schlechter dasteht als davor. Es sollte nicht für eine Bereicherung ausgenutzt werden, insbesondere in dieser schwierigen Zeit. Meine Meinung.

Ich habe beispielsweise die Soforthilfe nicht genommen, weil ich (Gott sei Dank) nicht darauf angewiesen war. Musste mir deswegen jedoch öfters schon anhören, wie Blöd ich sei.

Themenstarteram 3. Juni 2020 um 21:02

Je nachdem was vereinbart wurde, sind die Versicherungsbeiträge auch entsprechend hoch gebe ich zu bedenken. 100% Umsatzerstattung wird wohl kaum jemand vereinbart haben. Wohl eher so, dass man die Fixkosten noch tragen kann. Also das, was das Unternehmen zum überleben benötigt. Wie sich nun die Versicherer aus der Affäre ziehen ist mal wieder typisch. Ehrlich gesagt habe ich gar nix anderes erwartet. Deren Geschäftsmodell trägt sich aufgrund der Negativzinsen eh nicht, und jetzt sollen die Milliarden Rücklagen an ihre Kunden rauspumpen? Kann gar nicht funktionieren. Frech ist es trotzdem.

Und wie es schon jemand angesprochen hat: Entweder man nimmt die 15%, oder man bekommt gar nix und darf klagen. Klar, die Versicherung zahlt dann wahrscheinlich - irgendwann - nach langem Rechtsstreit. Bis dahin ist man längst pleite. Und darauf spekulieren die. Das ist so erbärmlich. Für die Versicherer und für diesen Staat.

Zitat:

Ein Zwischenhändler, der Produkte für 1.000€ kauft und für 1.050€ weiterverkauft, macht auch schnell mehrere millionen Umsatz, der Gewinn ist jedoch 1-stellig.

In deinem Rechenbeispiel wäre das Rohergebnis (Umsatz - Materialeinsatz) = 50.000 EUR bei 1 Mio. EUR Umsatz.

Aber angenommen der macht durch entsprechende weitere Kosten (Personal, Raumkosten, etc.) wirklich nur einen einstelligen (?!) Gewinn, dann hat er eine echt schlechte Umsatzrendite. :)

Ich weiß aber was du meinst. Wird man aber als Unternehmer wohl vermeiden wollen, da sich sonst der Aufwand für die Arbeit nicht lohnt. Da gibt es dann lukrativere Geschäftsfelder, denen man sich zuwenden könnte.

Zitat:

Ich habe beispielsweise die Soforthilfe nicht genommen, weil ich (Gott sei Dank) nicht darauf angewiesen war. Musste mir deswegen jedoch öfters schon anhören, wie Blöd ich sei.

Diese Vorwürfe dann einfach mit einem Lächeln nickend quittieren und stolz auf sich selbst sein, dass man morgens noch guten Gewissens in den Spiegel schauen kann.

https://www.cash-online.de/.../506181

Es hängt sehr (oder nur) von den Vertragsbedingungen ab. Im obigen Fall wurde vor Gericht dem Kläger Recht gegeben. Aber es gibt keine einheitlichen Vertragsbedingungen, so dass jeder Einzelfall zu prüfen ist. Manche Vertragsbedingungen schließen Pandemien sogar explizit aus. In vielen Fällen ist aber eine rechtliche Prüfung sehr wohl sinnvoll und wird im Klagefall womöglich erfolgreich sein.

https://www.asscompact.de/.../...-betriebsschlie%C3%9Fungsversicherung

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