Corona-Hilfen für Selbstständige

Hallo zusammen,

ich kann mir vorstellen, dass viele von euch momentan um ihre Existenz bangen und sehnsüchtig darauf warten, dass die von der Bundesregierung versprochenen Hilfsmittel bei ihnen ankommen.

Die Lage ist sehr ernst. Ich bekomme das aktuell durch meinen Beruf als Kreditanalyst/Entscheider für Geschäfts- und Firmenkunden sehr deutlich zu spüren. Auch im privaten Umfeld rufen mich viele Selbstständige an und fragen nach ob ich was gehört hätte.

Die Bundesregierung hat nun mehrmals kundgetan, dass die Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) die Notfallhilfen unter das Volk bringen soll. Die KfW ist keine direkte Kundenbank. Fördermittel erhält man nur über die eigene Hausbank, welche diese Kredite über die KfW beantragt.

Aktuelle Situation:

Momentan bietet die KfW nur ihre normalen Förderdarlehen an.

www.kfw.de/.../F%C3%B6rderprodukte-(S3).html

Hierbei handelt es sich um Kreditprodukte, die meistens nur für bonitäre Bestandskunden von Banken gedacht sind.

Was ist der Vorteil für die Hausbanken? Der Haftungsausschluss. Die KfW übernimmt 80% des Risikos sollte der Kredit ausfallen.

Viele Hausbanken bieten diese KfW-Darlehen aus gutem Grund nicht an. Denn der Aufwand bei der Beantragung und Verwaltung ist immens hoch. Man darf nicht vergessen, dort sitzen Beamte. Die nehmen es sehr genau, wollen akkurate Unterlagen, etc. Auch sind oft die Fristen denkbar knapp, bei Antragsstellung dürfen keine Fehler passieren. Und die KfW will auch während der Kreditlaufzeit Unterlagen. Wenn der Selbstständige nicht liefert, dann kündigt die KfW das Programm wegen Verstoßes gegen die Auflagen. Die Hausbank trägt dann das volle Risiko und muss die Restschuld an die KfW zurückzahlen.

Momentan arbeitet meine Bank - und das wird nun auch bei den Konkurrenzgesellschaften ähnlich sein - mit Hochdruck daran diese Förderdarlehen anbieten zu können. Ich war gestern alleine schon in fünf Telefonkonferenzen.
Hier wird ein neues Produkt mit allem was dazugehört mit der Brechstange implementiert. Ganz simpel ausgedrückt: Keiner weiß aktuell wie die Beantragung laufen wird, wie man das bearbeitet, wie lange ein solcher Prozess dauern wird, wann der Kunde sein Geld bekommt, wie die Abwicklung später aussehen wird.
Das neue Programm soll ab Montag bereits bei uns laufen!

Die KfW will wohl am 14. April (!) ihr neues Corona-Produkt vorstellen. Das sind noch fast drei Wochen.

Unterdessen versuchen wir alles um den normalen Geschäftsbetrieb am Laufen zu halten. Wir haben unser Team aufgeteilt und räumlich voneinander getrennt, sodass wenn sich ein Teil des Teams infiziert, nicht der ganze Laden in Quarantäne muss. Außerdem wird bei uns nun Home Office getestet. Etwas, was der Arbeitgeber nie wollte. Jetzt in der Krise ist alles möglich! Daher versuchen wir mit aller Macht gerade jeden Prozess zu digitalisieren.

Es wird keiner weggeschickt, der arbeiten kann. Die Themen, mit denen wir uns beschäftigen, sind hochkomplex. Wir haben seit Jahren ein Problem in dem Bereich die Stellen zu besetzen, weil das Know-How fehlt. Hier rächt sich die Personalpolitik der letzten Jahre. Gute Azubis nicht übernehmen wollen, dafür Zeitarbeiter für sechs Monate befristet einstellen, die Hilfsarbeiten ausführen sollen, nur damit man die Nächsten ein halbes Jahr später wieder ausbilden darf.

Wir bekommen mit unserer kostenoptimierten Truppe ja schon das Tagesgeschäft kaum gestemmt. Zusätzlich belastet werden wir dieses Jahr durch neue Verordnungen, wie bspw. verschärfte Geldwäscheregeln (angepasster Know Your Customer-Prozess), und die Meldungen an das Transparenzregister des Deutschen Zolls.

Überstunden und Wochenendarbeit wurden bereits beim Betriebsrat beantragt. Wir wissen um den Stellenwert unserer Verantwortung und werden alles tun um unseren Kunden bestmöglich zu helfen und gerecht zu werden.

Mit jedem Tag kann sich etwas ändern!

Was kann ich als Selbstständiger tun?

Wenn noch nicht geschehen ist jetzt ein guter Zeitpunkt die wirtschaftlichen Unterlagen auf Vordermann zu bringen. Minimalanforderungen:

- Jahresabschluss 2018, am besten mit der Anlage Sonstige Konten (Minimum Anlage EÜR der Steuererklärung 2018)
- BWA Dez. 12/2019 inklusive Summen- und Saldenliste
- unter Umständen bereits eine BWA inkl. SuSa aus dem ersten Quartal.
- Einkommenssteuerbescheid 2018 sollte so langsam da sein
- Vermögensnachweise (Rücklagen, Immobilie, etc.)
- Investitionsplan, Erklärung welche Auswirkungen Corona auf den Betrieb hat
- akt. Personalausweis
- sich auf lange Wartezeiten einstellen, nach Kontokorrent bei der Hausbank nachfragen

Nochmal: Bei der KfW arbeiten Beamte. Die nehmen es sehr genau. Wer nicht liefert, bleibt auf der Strecke.

Achtet darauf, dass alles so akkurat wie möglich gebucht ist. Fehlende Anfangsbestände machen die Unterlagen bspw. nicht verwertbar.

Ich kann auch appellieren: Reicht die Brocken komplett ein. Wir Analysten können nicht jedem hinterherrennen. Reagiert auf E-Mails. Ich habe diesen Monat bereits 55 Anträge in Bearbeitung, davon 40 nicht komplett eingereicht. Ich kann mir nicht alles merken. Telefonischer Kontakt, während ich bspw. Bilanzanalyse einer GmbH & Co. KG mit mehreren Tochterunternehmen betreibe, ist einfach nicht zu leisten.
Wenn ich eine Mail bekomme, sehe ich das. Und ich werde beim nächstmöglichen Zeitpunkt reagieren. Mich ärgern Anrufe, in denen die Leute das fragen was bereits in der Mail stand. Ich weise in meinen Mails auch ausdrücklich daraufhin, dass man am besten einen Telefontermin via Mail vereinbart. Die Leute greifen stattdessen trotzdem lieber direkt zum Telefon und wollen auf Anhieb alles wissen, als ob sie meine einzigen Kunden wären. Ich glaube auch, dass die meisten sich gar nicht vorstellen können welcher Aufwand selbst hinter der Einrichtung eines Kredits von 10 TEUR steht, und wie viele Details ich klären muss.

Kontaktiert eure Ansprechpartner bei der Bank. Jeden Tag kann sich etwas ändern. Das heißt auch, dass man es ein paar Tage später wieder probieren sollte.

Ich kann an der Stelle nur spekulieren, kann mir aber vorstellen, dass diejenigen, die bereits vor der Krise knapp bei Kasse waren (hohe Kontokorrent-Dauerinanspruchnahme, negatives Eigenkapital, etc.) leer ausgehen werden. Daher ist meine Vermutung, dass diejenigen, die eh schon von der Hand in den Mund gelebt haben, reihenweise umkippen werden. Das ist für manche Banken bestimmt auch ein Problem, die jetzt schon erste Ausfälle zu verzeichnen haben werden. Meine Bank war schon immer sehr konservativ und risikobewusst. Wir haben auch ganz klar immer die aktuelle Konjunkturlage im Blick und wir waren uns sehr bewusst, dass viele Geschäftsmodelle nur aufgrund des Dauer-Booms überleben.

Neuigkeiten werde ich hier einstellen. Es kann aber durchaus sein, dass ich mehrere Tage nichts posten werde, da ich beruflich momentan sehr eingespannt bin. Ich werde heute auch von zu Hause aus ein paar Arbeiten erledigen. Ich wünsche jedem viel Kraft und Erfolg.

Beste Antwort im Thema

Hallo zusammen,

ich kann mir vorstellen, dass viele von euch momentan um ihre Existenz bangen und sehnsüchtig darauf warten, dass die von der Bundesregierung versprochenen Hilfsmittel bei ihnen ankommen.

Die Lage ist sehr ernst. Ich bekomme das aktuell durch meinen Beruf als Kreditanalyst/Entscheider für Geschäfts- und Firmenkunden sehr deutlich zu spüren. Auch im privaten Umfeld rufen mich viele Selbstständige an und fragen nach ob ich was gehört hätte.

Die Bundesregierung hat nun mehrmals kundgetan, dass die Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) die Notfallhilfen unter das Volk bringen soll. Die KfW ist keine direkte Kundenbank. Fördermittel erhält man nur über die eigene Hausbank, welche diese Kredite über die KfW beantragt.

Aktuelle Situation:

Momentan bietet die KfW nur ihre normalen Förderdarlehen an.

www.kfw.de/.../F%C3%B6rderprodukte-(S3).html

Hierbei handelt es sich um Kreditprodukte, die meistens nur für bonitäre Bestandskunden von Banken gedacht sind.

Was ist der Vorteil für die Hausbanken? Der Haftungsausschluss. Die KfW übernimmt 80% des Risikos sollte der Kredit ausfallen.

Viele Hausbanken bieten diese KfW-Darlehen aus gutem Grund nicht an. Denn der Aufwand bei der Beantragung und Verwaltung ist immens hoch. Man darf nicht vergessen, dort sitzen Beamte. Die nehmen es sehr genau, wollen akkurate Unterlagen, etc. Auch sind oft die Fristen denkbar knapp, bei Antragsstellung dürfen keine Fehler passieren. Und die KfW will auch während der Kreditlaufzeit Unterlagen. Wenn der Selbstständige nicht liefert, dann kündigt die KfW das Programm wegen Verstoßes gegen die Auflagen. Die Hausbank trägt dann das volle Risiko und muss die Restschuld an die KfW zurückzahlen.

Momentan arbeitet meine Bank - und das wird nun auch bei den Konkurrenzgesellschaften ähnlich sein - mit Hochdruck daran diese Förderdarlehen anbieten zu können. Ich war gestern alleine schon in fünf Telefonkonferenzen.
Hier wird ein neues Produkt mit allem was dazugehört mit der Brechstange implementiert. Ganz simpel ausgedrückt: Keiner weiß aktuell wie die Beantragung laufen wird, wie man das bearbeitet, wie lange ein solcher Prozess dauern wird, wann der Kunde sein Geld bekommt, wie die Abwicklung später aussehen wird.
Das neue Programm soll ab Montag bereits bei uns laufen!

Die KfW will wohl am 14. April (!) ihr neues Corona-Produkt vorstellen. Das sind noch fast drei Wochen.

Unterdessen versuchen wir alles um den normalen Geschäftsbetrieb am Laufen zu halten. Wir haben unser Team aufgeteilt und räumlich voneinander getrennt, sodass wenn sich ein Teil des Teams infiziert, nicht der ganze Laden in Quarantäne muss. Außerdem wird bei uns nun Home Office getestet. Etwas, was der Arbeitgeber nie wollte. Jetzt in der Krise ist alles möglich! Daher versuchen wir mit aller Macht gerade jeden Prozess zu digitalisieren.

Es wird keiner weggeschickt, der arbeiten kann. Die Themen, mit denen wir uns beschäftigen, sind hochkomplex. Wir haben seit Jahren ein Problem in dem Bereich die Stellen zu besetzen, weil das Know-How fehlt. Hier rächt sich die Personalpolitik der letzten Jahre. Gute Azubis nicht übernehmen wollen, dafür Zeitarbeiter für sechs Monate befristet einstellen, die Hilfsarbeiten ausführen sollen, nur damit man die Nächsten ein halbes Jahr später wieder ausbilden darf.

Wir bekommen mit unserer kostenoptimierten Truppe ja schon das Tagesgeschäft kaum gestemmt. Zusätzlich belastet werden wir dieses Jahr durch neue Verordnungen, wie bspw. verschärfte Geldwäscheregeln (angepasster Know Your Customer-Prozess), und die Meldungen an das Transparenzregister des Deutschen Zolls.

Überstunden und Wochenendarbeit wurden bereits beim Betriebsrat beantragt. Wir wissen um den Stellenwert unserer Verantwortung und werden alles tun um unseren Kunden bestmöglich zu helfen und gerecht zu werden.

Mit jedem Tag kann sich etwas ändern!

Was kann ich als Selbstständiger tun?

Wenn noch nicht geschehen ist jetzt ein guter Zeitpunkt die wirtschaftlichen Unterlagen auf Vordermann zu bringen. Minimalanforderungen:

- Jahresabschluss 2018, am besten mit der Anlage Sonstige Konten (Minimum Anlage EÜR der Steuererklärung 2018)
- BWA Dez. 12/2019 inklusive Summen- und Saldenliste
- unter Umständen bereits eine BWA inkl. SuSa aus dem ersten Quartal.
- Einkommenssteuerbescheid 2018 sollte so langsam da sein
- Vermögensnachweise (Rücklagen, Immobilie, etc.)
- Investitionsplan, Erklärung welche Auswirkungen Corona auf den Betrieb hat
- akt. Personalausweis
- sich auf lange Wartezeiten einstellen, nach Kontokorrent bei der Hausbank nachfragen

Nochmal: Bei der KfW arbeiten Beamte. Die nehmen es sehr genau. Wer nicht liefert, bleibt auf der Strecke.

Achtet darauf, dass alles so akkurat wie möglich gebucht ist. Fehlende Anfangsbestände machen die Unterlagen bspw. nicht verwertbar.

Ich kann auch appellieren: Reicht die Brocken komplett ein. Wir Analysten können nicht jedem hinterherrennen. Reagiert auf E-Mails. Ich habe diesen Monat bereits 55 Anträge in Bearbeitung, davon 40 nicht komplett eingereicht. Ich kann mir nicht alles merken. Telefonischer Kontakt, während ich bspw. Bilanzanalyse einer GmbH & Co. KG mit mehreren Tochterunternehmen betreibe, ist einfach nicht zu leisten.
Wenn ich eine Mail bekomme, sehe ich das. Und ich werde beim nächstmöglichen Zeitpunkt reagieren. Mich ärgern Anrufe, in denen die Leute das fragen was bereits in der Mail stand. Ich weise in meinen Mails auch ausdrücklich daraufhin, dass man am besten einen Telefontermin via Mail vereinbart. Die Leute greifen stattdessen trotzdem lieber direkt zum Telefon und wollen auf Anhieb alles wissen, als ob sie meine einzigen Kunden wären. Ich glaube auch, dass die meisten sich gar nicht vorstellen können welcher Aufwand selbst hinter der Einrichtung eines Kredits von 10 TEUR steht, und wie viele Details ich klären muss.

Kontaktiert eure Ansprechpartner bei der Bank. Jeden Tag kann sich etwas ändern. Das heißt auch, dass man es ein paar Tage später wieder probieren sollte.

Ich kann an der Stelle nur spekulieren, kann mir aber vorstellen, dass diejenigen, die bereits vor der Krise knapp bei Kasse waren (hohe Kontokorrent-Dauerinanspruchnahme, negatives Eigenkapital, etc.) leer ausgehen werden. Daher ist meine Vermutung, dass diejenigen, die eh schon von der Hand in den Mund gelebt haben, reihenweise umkippen werden. Das ist für manche Banken bestimmt auch ein Problem, die jetzt schon erste Ausfälle zu verzeichnen haben werden. Meine Bank war schon immer sehr konservativ und risikobewusst. Wir haben auch ganz klar immer die aktuelle Konjunkturlage im Blick und wir waren uns sehr bewusst, dass viele Geschäftsmodelle nur aufgrund des Dauer-Booms überleben.

Neuigkeiten werde ich hier einstellen. Es kann aber durchaus sein, dass ich mehrere Tage nichts posten werde, da ich beruflich momentan sehr eingespannt bin. Ich werde heute auch von zu Hause aus ein paar Arbeiten erledigen. Ich wünsche jedem viel Kraft und Erfolg.

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Mittlerweile hat sich die Lage bei uns weitestgehend entspannt. Die Anfragen hörten schlagartig auf. Das ist durchaus üblich im Kreditgeschäft. Aber auch wenn die Nachfrage drastisch zurückgegangen ist, beschäftigen uns weiterhin noch sehr viele Themen. Jetzt, wo wir etwas mehr Zeit haben, können wir die Fälle noch nachträglich "schön" machen (Systemanlage, Aktenpflege, Qualitätschecks, Fehlersuche, etc.) und uns überlegen wie es mit dem Kerngeschäft weitergeht, denn momentan kommt nur "Schrott" rein. Ich meine das nicht respektlos, aber das sind mittlerweile nur noch Kunden mit argen Problemen, die kurz vor der Insolvenz stehen, denen auch schon vor der Pandemie Pfändungen vom Finanzamt drohten, etc.

Die digitalen Prozesse haben sich jedenfalls langfristig durchgesetzt. Eine Rückkehr zum Papier schließe ich jetzt einfach mal komplett aus.

Wie geht es eigentlich unseren Kunden? Ich würde sagen, die KfW-Hilfen haben kaum einen Unterschied gemacht. Sicher, da waren mal welche dabei, die haben 250.000 EUR ausgezahlt bekommen. Die Hilfen richteten sich ja nach dem Vorjahresumsatz. Aber diejenigen, die solche Hilfen bekommen haben, hatten es im Grunde auch gar nicht richtig nötig. Die hatten in der Regel eine gute Substanz, über die sie hätten verfügen können.
Bestimmt waren auch "knappe" und existenzbedrohende Fälle dabei, das war aber absolut nicht die Mehrheit.

Die Firmen, die vor Corona schon angezählt waren, haben ohnehin keine Chance gehabt.

Auffällig war wie massiv der Vertrieb versucht hat die Hilfen durchzudrücken, oft auch mit fadenscheinigen Argumentationen. Themen wie Geldwäsche, Verwendungszwecke, Unterlagen, Plausibilitätsprüfungen sind eigentlich Aufgaben des Vertriebs, es wurde aber getrost alles durchgewunken, und es wurde versucht alles wegzuargumentieren.
Ich glaube ich habe noch nie in meiner Karriere so viele Geldwäscheverdachtsanzeigen weitergeleitet. Ich habe auch noch nie so viele Kredite wegen des falschen Verwendungszwecks abgelehnt. Es gab wirklich Selbstständige, die wollten einfach nur die günstigen Kredite haben um ihr Privatleben oder andere Dinge zu finanzieren. Da ging es nicht darum wie man den Laden retten kann, sondern nur um die eigene Haut.
Wie oft ich erklären musste, dass es sich um Subventionsbetrug handelt, und dass wir so etwas nicht machen würden. Da wurde gleich direkt mit der Kündigung sämtlicher Konten gedroht... Aber Prinzipien sind nunmal Prinzipien. Sollen die sich doch inmitten einer drohenden Wirtschaftskrise eine andere Bank suchen...

Vor allem gegen Ende dieser arbeitsreichen Phase, hatte ich überhaupt keine Nerven mehr mit den Leuten zu diskutieren oder ihnen ewig hinterherzurennen. Ich habe "ruhende" Fälle nur dann weiterbearbeitet, wenn etwas gekommen ist, es war ja auch einfach keine Zeit dafür da jeden nochmal anzurufen und nochmal darum zu bitten die angeforderten Sachen möglichst vollständig einzureichen. Ich habe mich ja schon vor der Corona-Pandemie gewundert wie manche Kunden ihre Unternehmen führen. Ein Kunde hat mal einen Jahresabschluss eingereicht, die er auf einem Löschblatt gekritzelt hatte mit einem Haufen von Buchungsfehlern drin. Damit hätte ich mir maximal den Hintern abputzen können, aber so beantragt man doch keinen Kredit?!

Es waren anstrengende Monate. Ich selbst habe mittlerweile knapp 250 Überstunden angehäuft. Ich bin ein wenig froh, dass wir jetzt auch mal etwas durchatmen können.
Mein Arbeitgeber hat als Motivationshilfe dann auch gleich angekündigt Stellen abbauen zu wollen. 😁
Wie vermutet wird es unsere Branche auch ohne Pandemie hart treffen.

Lustig ist auch, dass der Vorstand eher um seine Außenwirkung bemüht ist. Überall hört man nur "2009 waren wir Teil des Problems, jetzt sind wir Teil der Hilfe". Man solle sich also ganz genau überlegen ob man einen Kredit ablehnt. Aber konkrete Leitlinien will man auch nicht aufzeigen. Am Ende heißt es dann "Wieso hast du den damals genehmigt"?

Ich merke das jetzt auch. Vor vier Monaten hieß es noch wir sollten nicht in Schönheit sterben. Wenn mal irgendwo eine Notiz fehlt, oder bspw. Bonitätsunterlagen unter dem falschen Reiter in der Akte abgeheftet sind, dann wäre das alles nicht so tragisch. Jetzt verteilt mein Chef Arschtritte, es wäre ja Aufgabe des Analysten gewesen die Akten und Notizen ordentlich zu pflegen - und zwar noch vor Auszahlung. 🙄
Wie ein Fähnchen im Wind...

Der große Knall kommt erst noch. Und auch die Kreditwirtschaft wird es mit voller Härte treffen. Es waren schon lange vor Corona Millionen Privathaushalte überschuldet. Da rollt eine riesige Lawine an Ausfällen auf die Banken zu.

Ja, sehe ich ähnlich. Auch wenn wir sehr konservativ waren und auch immer wussten, dass die Konjunktur zu aufgeheizt ist, werden wir trotzdem sicherlich einige Ausfälle zu verschmerzen haben.

"einige Ausfälle"? Das wird für viele Banken existenzbedrohend sein.

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Zitat:

@meepmeep schrieb am 15. August 2020 um 17:12:50 Uhr:


"einige Ausfälle"? Das wird für viele Banken existenzbedrohend sein.

Ich habe ja explizit meine Bank gemeint. Nochmal lesen. 😉 Wir waren mit unserer Vergabepolitik immer sehr konservativ. Und selbst wir werden größere Ausfälle zu verschmerzen haben, das stand da. 🙂 Aber es gab natürlich auch Banken, die wollten wachsen und sich größere Marktanteile sichern, und das ging oft nur über die bonitätsschwachen Kunden.

Ich nenne das die Ruhe vor dem Sturm.

Mir hat das Geld geholfen meinen zwischenzeitlichen Engpass zu überwinden. Glücklicherweise ist für die Hotelbranche Corona so gut wie überwunden und ein gestopptes Projekt wurde wieder neugestartet. Ein anderes sollte nächstes Jahr losgehen - sofern keiner eine zweite Welle herbeiredet und einen zweiten Lockdown beschließt, denn dann ist Ende Gelände.

Zitat:

@Goify schrieb am 16. August 2020 um 18:43:49 Uhr:


Ich nenne das die Ruhe vor dem Sturm.

Mir hat das Geld geholfen meinen zwischenzeitlichen Engpass zu überwinden. Glücklicherweise ist für die Hotelbranche Corona so gut wie überwunden und ein gestopptes Projekt wurde wieder neugestartet. Ein anderes sollte nächstes Jahr losgehen - sofern keiner eine zweite Welle herbeiredet und einen zweiten Lockdown beschließt, denn dann ist Ende Gelände.

Hallo, freut mich ,auch mal was positives zu lesen und wünsche Dir das alles wieder läuft und keine weiteren Rückschläge kommen. Persönlich finde ich, das der Staat im Rahmen seiner Möglichkeiten schon richtig reagiert hat, getreu der Aussage von Ludwig Erhard," Wirtschaft ist zu 50 Prozent halt Phychologie" Das bei Hilfsprogrammen in dieser Größenordnung Streuverluste und auch Missbrauch einhergehen, ist jetzt aber auch nicht die aller neuste Erkenntniss, das gab es schon vor Corona.

Für mich gab es keine Hilfe, weil ich Depp meine Investitionen aus Rücklagen direkt getätigt habe, statt alles zu finanzieren. Bitter wenn man sieht, dass vergleichbare Unternehmen ihre Raten für den Porsche Cayenne per Soforthilfe übernommen bekommen haben.

Was hat das eine mit dem anderen zu tun? Die Corona-Hilfe gab es doch immer, wenn man einen Corona-bedingten Zahlungsausfall oder Engpass belegen konnte. Da ist es doch egal, ob man gerade investiert oder Kredite hat oder einfach nur so vor sich hin "unternimmt".

Ne, wurde abgelehnt... Ratenzahlung sind laufende Verpflichtungen. Die (einmalige) Investition in Technik für Homeoffice ist keine laufende Verpflichtung.

Und Zahlungsausfälle im privaten Bereich sind ja nicht unterstützungsfähig, so wie auch das eigene Gehalt. Ist aber jetzt auch schon egal.

Es wird mit zweierlei Maß gemessen. Konzerne wie Lufthansa müssen gestützt werden. Kleine Unternehmer, oder auch Bildung sind da nicht so weit oben in der Prio.

Vor allem passt die Stützung der Lufthansa überhaupt nicht in das Konzept der Energiewende. Meiner Meinung nach kann sich eine Lufthansa entweder selbst retten oder muss eben abgewickelt werden.

Inzwischen gibts schon erste Verhaftungen und Gerichtsverfahren bzgl. des Betrugs mit der Soforthilfe.
Staatsanwaltschaften und Steuerfahnder im Dauereinsatz.
Soll sich mal keiner zu sicher fühlen, der die Soforthilfe erhalten hat.
Nachdem der erste große Schwung SH bearbeitet war, hat man die späteren Anträge schon sehr genau durchleutet und schnell Auffälligkeiten festgestellt. In einer Vielzahl von Fällen wurden die Anträge dann zurückgezogen.

Jetzt bei der Überbrückungshilfe hat man es ja anders organisiert. Den Zugang haben nur Steuerberater und Wirtschaftsprüfer. Die hat man somit zwischengeschaltet und ins Boot geholt, um dem Missbrauch deutlich zu erschweren.

Zitat:

@PIPD black schrieb am 17. August 2020 um 14:10:00 Uhr:


Soll sich mal keiner zu sicher fühlen, der die Soforthilfe erhalten hat.

Das würde bedeuten, man sollte aus Angst die Soforthilfe zurückzahlen, egal ob man glaubt, sie rechtmäßig erhalten zu haben? Oder sprichst du die Fälle an, wo Leute Fakefirmen angegeben hatten, um das Geld zu erhalten?

Naja, hab da auch schon mitbekommen, dass man die Empfänger von Hilfen gezielt verunsichern möchte, damit jeder überlegt, ob er alles zu 100% berechtigt bekommen hat.

Zurück zahlen dann sicher vorwiegend die, die alles nach besten Wissen und Gewissen gemacht haben, aus Angst unwissentlich einen Fehler gemacht zu haben. Die die mit krimineller Energie Geld erschlichen haben, sind bestimmt auch kaltblütig genug, dass dann bis zum Ende durch zu ziehen...

Zitat:

@Goify schrieb am 17. August 2020 um 14:43:17 Uhr:



Zitat:

@PIPD black schrieb am 17. August 2020 um 14:10:00 Uhr:


Soll sich mal keiner zu sicher fühlen, der die Soforthilfe erhalten hat.

Das würde bedeuten, man sollte aus Angst die Soforthilfe zurückzahlen, egal ob man glaubt, sie rechtmäßig erhalten zu haben? Oder sprichst du die Fälle an, wo Leute Fakefirmen angegeben hatten, um das Geld zu erhalten?

Ich denke, es geht in erster Linie um die, die noch sowas wie ein Gewissen haben und wissentlich falsche Angaben zur Erschleichung der Hilfe gemacht haben, entweder um sie überhaupt oder um höhere Summen zu bekommen.

Wer die Angaben nach bestem Wissen und Gewissen gemacht hat, sollte eigentlich nichts zu befürchten haben und muss sich auch keine Gedanken machen. Nur sollte man eben auch wissen bzw. gelesen haben, was man da unterschreibt und einreicht. Man hat die Formulare auch mehrfach geändert. Auch unterscheiden sie sich von Bundesland zu Bundesland. Mal gab es Landesmittel, mal Bundesmittel, mal beides......alles sehr verwirrend.

Die zuletzt gestellten Anträge wurden eben schon bei Einreichung stärker kontrolliert als zu Beginn, wo man die Masse abfertigen mußte. Inzwischen kann man davon ausgehen, dass die gezahlten Hilfen überprüft werden. Ob das nun eine Art Rasterkontrolle wird oder welcher Art auch immer, ist mir nicht bekannt. Man merkt aber eben auch, dass es nicht beim Durchwinken bleibt.

Für die Überbrückungshilfe hat man das System ja nun auch deutlich "sicherer" gemacht. Da sollte nicht so viel Schindluder möglich sein. Zumal da auch eine spätere Kontrolle von Soll- und Istwerten vorgeschrieben ist. Die Berater riskieren bei Falschangaben ihren Job, ihre Existenzgrundlage.

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