CNG in Deutschland: Das Ende ist absehbar!

Mit dem CNG Ausstieg von VW wird dieser Treibstoff in Deutschland endgültig zum Auslaufmodell. Ein Analyse von Martin Franz bei Heise
https://www.heise.de/.../...echnung-fuer-Erdgas-Fahrzeuge-4688797.html

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Das wichtigste bleibt: Alle derzeit lieferbaren und geplanten CNG-Modelle (z.B. der neue VW Caddy und der neue Golf mit dem auf CNG optimierten 1,5-Motor, die neuen Skoda-, Seat- und Audi-Modelle mit CNG) werden weiter angeboten und auf den Markt kommen. VW-Vorstandschef Diess weist in dem vielfach zitierten Interview im Handelsblatt aber darauf hin, dass die weitere Entwicklung neuer Erdgasmotoren nur dann wirtschaftlich ist, wenn auch bei BioCNG-Autos der geringe CO2-Ausstoß in der Flottenbilanz angerechnet wird (und nicht nur bei E-Autos).

Die Anrechenbarkeit der CO2-Minderung bei CNG-Fahrzeugen ist besonders für die Automobilindustrie entscheidend. Mindestens genauso wichtig ist es, die ungerechte Förderung und Subventionierung von E-Autos zu hinterfragen. Andere Länder wie z. B. die Niederlanden oder China fördern nur noch Fahrzeuge nach dem tatsächlichen CO2-Ausstoß über den gesamten Lebenszyklus. Das muss auch für Deutschland gefordert werden, denn alles andere ist Augenwischerei!! Gleichzeitig würde es auch dazu führen, dass große Elektro-Fahrzeuge (z.B. auch die von Tesla!) nicht mehr empfohlen werden könnten und der Fokus mehr auf BioCNG-Fahrzeugen oder kleinen E-Autos liegen würde.

Bei uns im Kreis Soest und rundherum wird an allen CNG-Tankstellen 100% Biomethan aus Rest- und Abfallstoffen angeboten. Das Biomethan in Lippstadt wird dabei aus Abfallstoffen wie Gülle, Hühnertrockenkot und Biotonnen-Abfall hergestellt. Wer - also auch ich - mit seinem CNG-Fahrzeug dort tankt, ist nahezu KLIMANEUTRAL mobil!!

Mit 94 Prozent Biogasanteil an der CNG-Zapfsäule sind die Schweden weltweit führend. Über 30 % des Biomethans kommt dabei aus regionalen Abwasserreinigungsanlagen (!). In vielen schwedischen Städten fahren BioCNG-Busse. Aber auch die anderen europäischen Länder setzen immer mehr auf BioCNG. Ein neues Konsortium in Frankreich z. B. plant bis 2023 150 neue BioCNG-Tankstellen für „professionelle“ und private CNG-Fahrer.

In Deutschland sollen bis Ende des Jahres ca. 80 % der CNG-Tankstellen auf BioCNG umgestellt werden. Viele der Tankstellen bieten BioCNG aus Stroh (z.B. auch in Wiedenbrück und Meschede) oder anderen Abfallstoffen an, die durch Ihre Vergärung sowieso CO2 und Methan abgeben würden. Die Energie würde sonst ungenutzt bleiben. Es werden KEINE Energiepflanzen genutzt, also KEINE Tank-statt-Teller-Diskussion, kein Flächenverbrauch. Mit vier Großballen Stroh lässt sich BioCNG für ca. 12.000 km Autofahren herstellen. Insbesondere in Ostdeutschland wird auf riesigen Flächen Getreide angebaut. Dadurch fällt dort mehr Stroh an, als für den Boden und für die Tierhaltung gebraucht wird. Das übrigbleibende Stroh als Reststoff wird momentan vielfach ungenutzt untergepflügt. Aus diesem ungenutzten Stroh lässt sich Biomethan u. a. für das Autofahren herstellen. Experten gehen davon aus, dass allein durch diese bisher ungenutzten Strohreste ca. 5.000.000 (!) PKWs bewegt werden können. Insgesamt können mit BioCNG aus Rest- und Abfallstoffen ca. 12.000.000 (!) PKWs fahren. Die bei der Produktion entstehenden Rückstände werden wieder sehr gerne von den Landwirten zur Düngung benutzt. Bei dem allein in Lippstadt 2019 umgesetzten BioCNG konnten die wenigen CNG-Fahrzeuge 435 t CO2 in Lippstadt einsparen. Da ist noch viel möglich, auch Busse und LKW können mit Biomethan nahezu klimaneutral fahren.

Und, was momentan auch oft vergessen wird, ein BioCNG-Fahrzeug ist nicht nur klimafreundlicher (nahezu CO2-neutral) sondern fährt auch sehr umweltfreundlich: mit viel weniger Stickoxide (NOx), fast ohne Rußpartikel und ohne Feinstaub-Emissionen.

Gleich zu Beginn der Autoumweltliste 2020 der Schweiz (S. 5) vom Verkehrsclub der Schweiz liest man übrigens auch deshalb die entscheidende Erkenntnis, die mich nicht überrascht: Wenn man seine Mobilität nicht nur mit Rad, öffentlichen Verkehrsmitteln oder Car-Sharing bewältigen kann, dann sollte man bei einer Fahrleistung von unter 6.000 km/Jahr auf ein CNG-Auto zurückgreifen, bei mehr Kilometern entweder auf ein CNG- oder ein E-Auto mit Ökostrom. Also, egal wie viele Jahreskilometer, der BioCNG-Antrieb ist nicht nur dabei, sondern das Nonplusultra! Unter den Verbrenner-TopTen aller Klassen liegen auf den ersten sieben Plätzen ausschließlich CNG-PKWs. Übrigens auf Platz 7 liegt der neue 1,5-Octavia G-Tec!! Das zugrundeliegende Ratingsystem wurde interessanterweise vom Institut für Energie- und Umweltforschung (IFEU) in Heidelberg in Zusammenarbeit mit dem Deutschen Umweltbundesamt (!) entwickelt und wird laufend aktualisiert. Die Lieferwagen-Umweltliste 2020 erscheint leider erst im Mai, da viele Fahrzeugwerte fehlten. Aber nur zur Erinnerung: 2019 belegten auch bei Lieferwagen CNG-Fahrzeuge (z. B. von Iveco und Fiat) die Top-Plätze.
www.autoumweltliste.ch/de.html

Also nicht den Kopf in den Sand stecken sondern bitte was tun. JEDER kann bei der Dekarbonisierung Deutschlands und Europas mitmachen. Und dazu gehört zu 100% (Bio)CNG!! Schreibt an und sprecht mit mit Eure(n) (Europa)Politiker(n). Die können immer noch etwas dazulernen 😉 Und wenn wir es alle wirklich mit dem Umwelt- und Klimaschutz ernst meinen, dann bin ich mir sicher, dass dann auch die Berücksichtigung von BioCNG im europäischen „Green Deal“ nächstes Jahr kommen wird. Und dann geht’s mit CNG erst richtig los 😉

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https://www.lngindustry.com/.../

Wäre schön, wenn alle LNG Zapfstellen auch CNG anbieten.

Eine LNG Infrastruktur wäre übrigens auch eine Möglichkeit, die eher "dezentral aufgestellten Biogasanlagen" besser zu nutzen. Weil man kann Biogas durchaus verflüssigen. Und was man verflüssigen kann, das kann man auch transportieren. vor allem wenn es eh transportiert werden würde. So theoretisch.

Was praktisch dumm ist: Verflüssiger kosten richtig Geld und haben einen Skalenfaktor klar "kleiner eins". Also "doppelt so groß" ist alles außer "doppelt so teuer". Eine Biogasanlage bräuchte aber nur eine gewisse Größe weil "reicht".

Leider stehen die Biogasanlagen halt da, wo es selten Erdgasnetz gibt. Einspeisen und "zentral entnehemen bzw. verflüssigen/komprimieren" (sprich an der Tanke) ist deutlich wirtschaftlicher.

Da wär mir aber eine CNG-Tanke am Biogaserzeuger grad lieber...

Grundsätzlich spricht nichts dagegen. Dumm nur, dass die wenigsten halt an einer Autobahn stehen oder in den Städten/Vorstädten für die Pendler verfügbar sind.

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https://www.topagrar.com/.../...terverkehr-zu-reduzieren-12566174.html

Ich hoffe mal, dass die Politik langfristig weiter mitmacht. Wofür werden sich die Logistiker entscheiden? H2, BEV, CNG, LNG oder doch Diesel? Die Förderung der letzten Jahre für alternative Antriebe incl. Mautbefreiung ging zu über 95% an LNG oder CNG und nur zu einem geringen Teil an BEV und H2.

H2 ist aktuell auch hart an Unfug. Weil in der Masse aus Erdgas gewonnen, was unterm Strich absoluter Nonsense ist.

H2 ist auch hart an Unfug, wenn man es per Elektrolyse herstellt. Der Wirkungsgrad ist einfach mäßig.
Interessant finde ich die Herstellung aus Erdgas unter Abscheidung von reinem Kohlenstoff. Mal sehen, was da kommt und ob der Wirkungsgrad dann besser ist.

Nein. Grenzwirkungsgrad Wasserstoff aus Strom ist etwa 83%, praktisch eher ne tiefe 70. Immerhin. Problem ist, was mach ich mit dem H2?

* Verlustbehaftet zu Kraftstoffen, schlimmstenfalls diese aus CO2 und dieses dann mit bestenfalls 40% in mechanische Arbeit umsetzen? Kilometerleistung je kWh Akku zu E-Fuel ist etwa 7:1
* mit 95% Charge/Discharge im Akku speichern?
* Mit rund 50% in einer sackteuren Brennstoffzelle in Strom verwandeln?

Zitat:

@ciwa schrieb am 24. März 2020 um 21:02:11 Uhr:


Zu meinem großen Bedauern betrifft es auch LPG....

Schade.

Gruß

Ciwa

Aber LPG-Autos fahren munter mit Benzin weiter. Bei CNG wird das knapp.

Naja, das CNG Problem der Tankstellendichte wird irgendwann auch LPG treffen. Weil du keine 10.000 Tanken für ein paar Oldtimer bereitstellen kannst. Technisch hab ich an der Verfügbarkeit von LPG wenig Zweifel. Alleine weil ein Fuel Switch von Kohle zu Gas als Übergang und vor allem Kraftwerkstyp mit sehr steilen Gradienten kommen muss und wird. Eine Gasturbine kann etwa 15 min von Null auf nahe Nennleistung bringen, weshalb Irsching z.B. auch in der Reserve verbleibt.

50% des LPGs weltweit stammt aus den Kompressorkondensaten der Erdgasförderung. Und da die aktuellen Synthesefuelverfahren am Ende auf moderaten Crackern aufbauen, auch da fällt was an. Wobei ich persönlich beim PKW eher den Switch auf Ethanol/Biobutanol sehe.

Notfalls kippt man das Zeug aus der Flasche in den Tank.

Überall, wo Propan/Butangasflaschen aus Tanks gefüllt werden, kann man eine LPG Zapfsäule anbauen, falls das nicht eh schon passiert ist. Klar, da Verbrennungsmotoren aller Art in KFZ nach Absicht der Regierungen vom Markt verschwinden sollen, werden auch irgendwann die LPG KFZ weniger und mit ihnen die LPG Tankstellen.
Weil aber ein durchschnittliches KFZ in Deutschland weit länger als 10 Jahre genutzt wird, bevor es in ärmere Staaten weiterverkauft wird für ein 2. Leben, habe ich keine Bedenken, dass für ein heute neu gekauftes oder auf LPG umgebautes Fahrzeug auch noch die nächsten 15 Jahre mindestens eine LPG Tankstelle erreichbar bleibt.

So wie früher bei Alid, wenn die Pöler den Laden leer gekauft hatten...

Zitat:

@GaryK schrieb am 12. Mai 2021 um 09:48:25 Uhr:


Grundsätzlich spricht nichts dagegen. Dumm nur, dass die wenigsten halt an einer Autobahn stehen oder in den Städten/Vorstädten für die Pendler verfügbar sind.

Also an den Autobahnen und Hauptverkehrswegen sehe ich eigentlich genügend CNG-Tankstellen, das Problem ist durchaus das "Hinterland" - und da stehen reichlich Biogas-Anlagen.

Bislang kenne ich nur einen Bauern, der einen CNG-Traktor fährt aus eigener Biogas- und Solarenergieerzeugung. Ich wüsste aber jetzt nicht, welchen Tankstutzen so ein Traktor hat...muss ich mal fragen...

Im April legten die CNG-Zulassungen um 39,5% zu. Insgesamt wurden 399 CNG-Fahrzeuge neu zugelassen.
Quelle: https://www.kba.de/.../pm19_2021_n_04_21_pm_komplett.html

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