Bremsscheiben hinten zerbröselt
Hallo,
heute mal ein paar Fotos von meinen hinteren Bremsscheiben (eigentlich nur abgenommen, um mal wieder die Handbremsbeläge um weitere Kooperation zu bitten). Auf der Innenseite (also von außen nicht sichtbar) hat sich ein Ring gebildet, in dem starke Korrosion auftritt und die Oberfläche der Bremsscheibe abplatzt. Die entstehende Kante schleift dann den Bremsbelag an der Stelle weg, so dass in diesem Streifen vermutlich gar nicht mehr gebremst wird.
Habe ich so noch nicht gesehen. Und dann auch noch auf beiden Seiten. Die Bremszangen sind auf beiden Seiten leichtgängig und völlig in Ordnung. Und ich bin auch nicht der klassische Fall von Wenigbremser. Es kommt bei mir schon immer wieder mal zu kräftigen Bremsungen wenn ich mit >200km/h unterwegs bin und plötzlich auf <120 runter muss.
Die Bremsbeläge (und Scheiben) waren noch die ersten, knapp 6 Jahre alt, 110Tkm.
Kennt das jemand und kann womöglich sogar erklären, wie es kommt?
Grüße
Martin
10 Antworten
Hallo,
solche Rostringe bzw. Rostränder sind meist ein ganz "normaler" Effekt, welcher v. a. an hinteren Bremsscheiben auftritt.
Rostränder entstehen durch Rost. Ab einer gewissen Intensität und Tiefe kann der Rost auf der Reibfläche nicht mehr weggebremst werden und bleibt dort stehen. Das geschieht auf der kompletten Reibfläche oder teilweise, wodurch sich solche Bahnen bzw. Ringe bilden.
Leider ist es vor allem bei neueren Autos so, das Bremscheiben zum grössten Teil nicht wegen Verschleiss sondern wegen Vergammelung > Rost ausgetauscht werden müssen. Das betrifft wie gesagt meistens die hinteren Scheiben, die vorderen Scheiben sind davon weniger häufig betroffen.
"Bei neueren Autos" weil im Durchschnitt in den letzten 10 - 15 Jahren die Bremsscheibenformate deutlich grösser geworden und die Bremsanlagen grösser dimensioniert worden sind, natürlich auch weil die Autos schwerer und leistungsstärker geworden sind.
Daraus ergibt sich das die Bremsanlagen im normalen Alltagsverkehr wenig beansprucht werden, und deshalb der sich durch Nässe und Salz zwangsläufig bildende Rost nicht mehr ausreichend weggebremst wird. Ab einem bestimmten Stadium ist das auch nicht mehr möglich, die Bremsscheibe muss abgedreht oder ausgetauscht werden. Abdrehen ist nicht immer möglich und auch nur in manchen Fällen sinnvoll. Man kann noch versuchen durch abschleifen den Rosttod hinauszuzögern.
FP
Hallo,
die Problematik der zu geringen Beanspruchung ist mir durchaus bekannt. Nur wird unser Elch regelmäßig bewegt, fährt im Jahr über 30Tkm und die Bremse wird auch immer wieder kräftig rangenommen, sei es auf kurvenreichen Strecken im Harz oder bei sehr schnellen Autobahnfahrten, wo ab und an jemand so in den Weg fährt, dass man bei hoher Geschwindigkeit die Bremse durchtritt und in den ABS-Regelbereich kommt.
Wenn das nicht ausreicht, um die Bremse nicht vergammeln zu lassen, dann weiß ich nicht, worauf die Bremse ausgelegt ist.
Andererseits klingt 110Tkm mit einem Satz Bremsbelägen (die noch längst nicht verschlissen sind) tatsächlich nicht nach hoher Beanspruchung.
Was mich aber wirklich irritiert ist, dass es wirkt als würde die Bremsscheibe knapp unter der Oberfläche wegrosten, während die Oberfläche selbst erhalten bleibt. Ich habe da Stückchen nahezu unversehrter Oberfläche mit den Fingern abknibbeln können. So einen halben Quadratzentimeter groß und vielleicht 1-2 Zehntelmillimeter dick. Auf der Oberseite blank, dahinter verrostet.
Grüße
Martin
Hi, die Bremsanlage auf einem Bremsenprüfstand prüfen,
ich vermute dass auf der Hinterachse zu wenig Wirkung erzielt wird.
Mit freundlichen Grüßen Karl
Hallo Karl,
danke für den Tipp. Hatte ich auch dran gedacht, vor allem da ich nicht so recht wusste, ob da etwas mit dynamischer Bremskraftverteilung ist, was schiefgehen könnte.
Ich bin nach Austausch von Scheiben und Belägen bei der DEKRA auf dem Prüfstand gewesen. Alles in Ordnung.
Grüße
Martin
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Irgendwelche Probleme an der Bremskraftverteilung sind eigentlich nie Ursache von Vergammelungen der HA Bremsscheiben. Wenn solche Probleme vorhanden wären könnte man diese übrigens kaum auf einem Bremsenprüfstand diagnostizieren.
Die HA Bremsanlagen sind meist so dimensioniert, dass sie bei vollbeladenem bzw. leicht überladenem Auto mit schwerem Hänger dran und max. Stützlast immer noch Torturen wie Passabfahrten überstehen können. Dementsprechend niedrig sind die Belastungen im normalen Alltagsbetrieb. Oft zu niedrig um ein regelmässiges Freibremsen zu erreichen.
Die Blätterteig Effekte mit Rostschichten unter scheinbar intakten Oberflächenschichten sind auch typisch. Eine weitere fiese Eigenart vom Rost...
FP
Hallo FP,
oh ja, hübsches Bild.
Da scheint mein Problem ja doch nicht so exotisch zu sein.
Aber schon komisch, ich dachte immer, meine Bremse wird genug belastet, dass sowas nicht passiert.
Grüße
Martin
Das mit den "Blätterteig" Bremsscheiben ist vorzugsweise ein VW/Audi Problem, da ist es sehr gängig.
Üblich erklärung ist halt immer, das sie übersdimensioniert sind/ unzureichend belastet werden.
Allerdings hat VW meist wirklich sehr kleine Bremsscheiben hinten (oft 245mm) wärend andere z.B. BMW mit sehr grössen hinteren Bremsen wenig Probleme haben.
Bei unseren VW/Audis seit den 80ern wurden eigentlich fast immer die hinteren Bremsen aus optischen Gründen(z.T. brummt das aber auch sehr laut beim kräftigen Bremsen) getauscht.
Sehr gutes Beispiel !
Rost an den HA Bremsscheiben ist tatsächlich viel häufiger bei VW / Audi Fahrzeugen ein Problem als bei BMWs.
Der Grund dafür ist, das VW / Audi Autos im Schnitt viel kopflastiger sind als BMWs, d. h. sie haben weniger Gewicht auf der Hinterachse weshalb hinten auch viel weniger Bremskraft auf die Straße übertragen werden kann.
Ausnahme bei BMW ist der Mini, da frontangetrieben. Und der Mini ist ein wahrer Meister in der Rostproduktion an hinteren Bremsscheiben, der schafft auch mehrfachen Rost-Blätterteig nach wenigen Jahren.
FP
Zitat:
Andererseits klingt 110Tkm mit einem Satz Bremsbelägen (die noch längst nicht verschlissen sind) tatsächlich nicht nach hoher Beanspruchung.
😉richtig erkannt...die Beläge hinten meines XC90 halten max. 60.000Km
Gruß Daniel
Zitat:
Original geschrieben von daniel bullinge
😉richtig erkannt...die Beläge hinten meines XC90 halten max. 60.000Km
Na da bin ich aber beruhigt. Viel länger haben die bei meinem S60 auch nicht gehalten und am Ende des Sommers werden dann auch bei ca. 130K die Scheiben fällig.
Von daher gehe ich mal davon aus das Hinten ausreichend gebremst wird.
Vielleicht liegt es aber daran das es auch ein Automatiker ist - da wird schon mehr gebremst als mit einem Schalter.
Gruß
Marco