Bremspedal fällt bei ABS-Bremsung ins Leere

VW Golf 3 (1H)

Hallo Leute,

Ich hab echt so nen Hals. Ich habe schon seit langem immer sporadische ABS-Probleme gehabt (Kontrollleuchte blieb nach Motorstart noch vor dem Losfahren an) und habe mich endlich mal um die sehr aufwändige Reparatur kümmern können. Der Defekt lag, wie vermutet, in einer defekten Platine bzw dem Flachstecker im Hydraulikblock. Ich habe einen Vento (Bj 12/1994) mit Mark 04 ABS (Teves) mit Bremskraftregler an der Hinterachse und Trommelbremsen hinten.

Mithilfe eines alten Threads im Passatforum von @PKGeorge (https://www.motor-talk.de/.../...versorgung-teves-04-t3093804.html?...) wusste ich ungefähr was ich zu tun hatte: Deckel vom Hydraulikblock entfernen, Platine auslöten, alle Anschlüsse durchmessen um die Pinbelegung zum Stecker herauszufinden und anschließend alle 10 Pins für die 8 Hydraulikventile des ABS mit neuen Kabeln verlöten. Dann ein Loch in den Deckel gebohrt, die Kabel durchgeführt und abgedichtet, den fahrzeugseitigen Stecker abgeknipst und alles mit dem passenden Gegenstück verlötet. Das alles mit eingebautem ABS-Hydraulikblock in schrecklicher Arbeitshaltung, Zeitaufwand mit allem ca 15h 😠 Die Pinbelegung war witzigerweise bei meiner Platine anders als die der anderen im Thread, sie sah auch geringfügig anders aus.

Anmerkung: Für die Montage des Deckels musste ich eine der hinteren Bremsleitungen am Hydraulikblock lösen.

Um sicher zu gehen, dass ich nichts falsch verkabele, hab ich zuerst mit Wagoklemmen einen Zwischenstecker gebaut und alle Pins in den Stecker eingesteckt. Alles war passend verkabelt, die ABS-Leuchte ging bei Zündung an kurz an und dann wieder aus. Ich habe auch die Gegenprobe gemacht: wenn ich einen der Pins abgezogen habe, blieb die Kontrollleuchte nach der Zündung an.

Anschließend habe ich alle Kabel verlötet, mit Schrumpfschläuchen isoliert, dann über alle Kabel nochmal einen dicken Schrumpfschlauch aufgeschrumpft und anschließend alles schön mit Isolierband umwickelt.

Daraufhin habe ich alle Bremsen entlüftet (Zündung an, Hebel am BKR an der Hinterachse gespannt und mit Kabelbinder fixiert), zuerst HR, dann HL, VR, VL. Alles gut soweit.

Bei der Testfahrt habe ich mich gefreut wie ein Schneekönig: auch über 15km/h bleibt die Kontrollleuchte aus!

So, kommen wir zu meinem Problem: wenn ich jetzt eine ABS-Bremsung provoziere, spüre ich dass das ABS klackert, aber mein Pedal fällt ins Leere! Es ist kaum Bremskraft da, und nach etwa 2 Sekunden leuchtet die ABS-Kontrollleuchte und schaltet das ABS dauerhaft ab (auch nach Zündungswechsel bleibt die Leuchte dauerhaft an). Im Fehlerspeicher erscheint dann: "00292 Hydraulikdruck (permanent)". Den Fehler kann ich löschen und er bleibt dann weg, bis ich wieder eine ABS-Bremsung provoziere. Genau so fühlt es sich auch an: so als würde die ABS-Pumpe keinen Druck aufbauen! Denn wenn ich anschließend mit leuchtender ABS-Kontrollleuchte (und damit auch deaktiviertem ABS) bremse, habe ich vollen Bremsdruck, ich kann die Räder locker blockieren lassen.

Meiner Meinung nach gibt es nur zwei Möglichkeiten:

1. Die ABS-Pumpe hat zufällig genau jetzt den Geist aufgegeben. Dazu aber meine Frage: wird die Pumpe nicht bereits beim Selfcheck vom Steuergerät geprüft wenn ich die Zündung anmache? Wieso erlischt die Kontrollleuchte ordnungsgemäß wenn ich die Zündung anmache? Weiß jemand, wie ich die ABS-Pumpe anständig prüfen kann?

2. Ich habe Luft in den Hydraulikblock bekommen als ich die eine Bremsleitung gelöst habe. Ich habe nach der Probefahrt nochmal per Pedalmethode zu zweit die Leitung am Hydroblock entlüftet: einer hat im Auto das Bremspedal mehrmals gepumpt, dann Zündung eingeschaltet mit gedrückter Bremse, ich habe dann die Leitung am Hydroblock gelöst bis Bremsflüssigkeit kam und das Bremspedal halb abgesunken war. Dann wieder die Leitung festgezogen und das Ganze 3 mal wiederholt. Anschließend habe ich auch hinten nochmal die Bremse entlüftet. Wenn es tatsächlich an Luft im Hydroblock liegt, hätte sich doch nach dem zweiten Entlüften was verändern müssen, oder? Ich habe ein Bild angehängt bei dem ich die Bremsleitung eingekreist habe die ich gelöst hatte.

Das Ergebnis ist leider unverändert: ich habe schönen Bremsdruck, bis zur ABS-Bremsung, da fällt dann wieder das Pedal durch und das System schaltet sich ab bis ich den Fehler wieder lösche.

Was denkt ihr darüber? Was wären eure nächsten Schritte? Ich bin sehr frustiert, dass es nach der vielen Arbeit immer noch nicht funktioniert wie es sollte.

Fehlermeldung nach ABS-Bremsung.jpg
Diagnose vor ABS-Bremsung.jpg
ABS Hydroblock mit alter Platine.jpg
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Ein Tip beim Entlüften , manche mitgelieferten Brems-Entlüftungschläuche sind innen viel zu gross im Durchmesser ! Hatte da auch immer wieder Luftblasen , als ob die Luft wieder in den Entlüftungnippel reinzieht.

Dann habe ich mir durchsichtigen Silkonschlauch geholt mit Innen weniger Durchmesser etwa 3-4mm .Damit ging eine Bremsenentlüftung Perfekt.

Habe auch mit Druckluft 1 Bar auf dem Bremesbehälter entlüftet.

Zitat:

@chris2178 schrieb am 19. Juli 2024 um 14:57:14 Uhr:


Ein Tip beim Entlüften , manche mitgelieferten Entlüftungschläuche sind innen viel zu gross im Durchmesser ! Hatte da auch immer wieder Luftblasen , als ob die Luft wieder in den Entlüftungnippel reinzieht.

Dann habe ich mir durchsichtigen Silkonschlauch geholt mit Innen weniger Durchmesser etwa 2-3mm .Damit ging eine Bremsenentlüftung Perfekt.

Ja, ein dünner Schlauch ist auch viel schneller gefüllt, so dass das "Marmeladenglas" zur Wirkung kommt.
Aber wo genau hast du die dünnen Schläuche her? Meine sind nämlich auch eher dick.

War doch 4mm Innendurchmesser.

Ebay oder bei google suchen... Silikonschlauch

https://www.ebay.de/itm/291944549179?...

oder

https://www.ebay.de/itm/186429356645?...

So, weiter geht's: neues Steuergerät ist angekommen, also fix eingebaut und Probefahrt gemacht. Jetzt sind wir einen Schritt weiter, denn die ABS-Pumpe tut wieder ihren Dienst! Bei einer Vollbremsung klackern die Ventile, und die Pumpe läuft deutlich hörbar an. Das hat sie davor nicht gemacht, daher ist wie schon vermutet während dem ABS-Eingriff der Bremsdruck rapide gefallen.

Dass sich jetzt gezeigt hat dass irgendwann innerhalb des letzten Jahres das ABS-Steuergerät offenbar ohne ersichtlichen Grund verreckt sein muss, passt ja nun wirklich wieder wie dir Faust auf's Auge bei dieser endlosen Reparaturgeschichte...

Jetzt sind wir wieder auf dem Stand wie vor einem Jahr: auf der Straße ist eine ABS-Bremsung möglich, bei einer langen ABS-Bremsung z.B. auf Schotter fällt allerdings das Bremspedal zu weit ab und der altbekannte Fehler "00292 Hydraulikdruck" wird hinterlegt, gefolgt von einer dauerhaften Abschaltung des ABS bis zum Löschen des Fehlers per OBD.

Fassen wir zusammen: alle Bremsleitungen und Schläuche neu, Hydraulikblock getauscht, ABS-Steuergerät getauscht, Relais schalten, Sicherungen i.O., Verkabelung i.O.

Was bleibt also noch übrig? Ich habe eigentlich nur noch einen Kandidaten übrig, den @PKGeorge bereits gaaanz am Anfang dieses Threads vor über einem Jahr in den Raum gestellt hat: der Hauptbremszylinder. Ich bin, seit ich den Wagen vor 3 Jahren gekauft habe, schon immer - sagen wir mal - unterwältigt von der Bremse. Ich habe das Bremsgefühl ja schon früher mal als "kaugummiartig" bezeichnet. Ich kann mir aber nicht genau erklären, wie ein vielleicht nicht mehr ganz dichter Hauptbremszylinder dem ABS seinen Bremsdruck "klaut". Falls jemand dazu eine Idee hat, wäre ich sehr interessiert. Ich denke ja mal, dass zumindest @PKGeorge sich etwas dabei gedacht hat, diese These in den Raum zu stellen.

Meine Motivation mit diesem Problem ist, wie ihr vielleicht nachvollziehen könnt, mittlerweile auf einem absoluten Tiefpunkt angelangt. Ich hab gelinde gesagt keinen Bock mehr auf das Theater. Irgendwann muss die Teiletauscherei dann auch mal aufhören. Wenn mir irgendjemand den Zusammenhang zwischen einem (vermeintlich) defekten HBZ und meinem Hydraulikdruckfehler verständlich machen kann, würde ich nochmal in den saueren Apfel beißen und eben noch diesen vermaledeiten Hauptbremszylinder tauschen. Über weitere Hilfestellung wäre ich wirklich dankbar 🙂

Hydraulikfehler ABS Mark 04 Teves.jpg
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wie sieht es denn mit der Bremsflüssigkeit im Ausgleichbehälter aus ? würde bei einen defekten Hauptbremszylinder die Bremsflüssigkeit nicht weniger werden ?

vielleicht ein paar Tage rumfahren und Bremsungen machen und den Ausgleichbehälter im Auge behalten...

Oder der ABS-Hydraulikblock hat doch noch irgendwie Luft drin...das ist schon echt merkwürdig....

Zitat:

@chris2178 schrieb am 26. Juli 2024 um 00:18:03 Uhr:


wie sieht es denn mit der Bremsflüssigkeit im Ausgleichbehälter aus ? würde bei einen defekten Hauptbremszylinder die Bremsflüssigkeit nicht weniger werden ?

Dann müsste sie an der Schubstange raustropen, richtig?

Zitat:

vielleicht ein paar Tage rumfahren und Bremsungen machen und den Ausgleichbehälter im Auge behalten...

Oder der ABS-Hydraulikblock hat doch noch irgendwie Luft drin...das ist schon echt merkwürdig....

Ob der HBZ wirlich für dieses ABS-Problem verantwortlich ist? Vielleicht für das schwammige Bremsgefühl, wobei das auch relativ sein kann.

Die Pumpe ist zutsändig, im ABS-Regelfall, den Druck aufrecht zu halten. Wurde die selbst auch schon getauscht (ist die auch beim alten ABS im Hydraulikblock?).

Oder könnte da was verstopft sein oder ist die, warum auch immer, elektrisch unterversorgt?

Zitat:

Wenn mir irgendjemand den Zusammenhang zwischen einem (vermeintlich) defekten HBZ und meinem Hydraulikdruckfehler verständlich machen kann, würde ich nochmal in den saueren Apfel beißen und eben noch diesen vermaledeiten Hauptbremszylinder tauschen.

Beim Bremsen presst der HBZ die Bremsflüssigkeit in das System und das baut den Druck auf, der die Bremsbeläge auf die Scheiben/Trommeln presst. Wenn jetzt das ABS einsetzt, reduziert es den Druck, indem es für jedes Rad einzeln den Druck abbaut, indem es Brems-Flüssigkeit über ein Rücklaufventil in einen Druckspeicher abfließen lässt. Wenn das Rad dann nicht mehr blockiert, muss der Druck wieder aufgebaut werden, was mit der Pumpe gemacht wird. Diese pumpt aus dem Druckspeicher die Bremsflüssigkeit zurück, aber nicht direkt zum betroffenen Bremskolben, sondern zum Eingang des Hydraulikblocks. Diesen Eingang nutzt aber auch der HBZ und dein Fuß und die Pumpe arbeiten zusammen, um den Bremsdruck aufzubauen (Das Vibrieren im Pedal sind die Druckspitzen der Kolbenpumpen, die der ABS-Motor antreibt und die Drucktäler, wenn das ABS die Zulaufventile zu den Brems-Kolben öffnet ). Wenn Du den Fuß nicht vom Pedal nimmst, zirkuliert bei der ABS-Bremsung also die Flüssigkeit vom Eingang über das Zulaufventil, das Rücklaufventil und die ABS-Pumpe zurück zum Eingang. WENN jetzt aber der HBZ nicht mehr richtig abdichtet, geht Flüssigkeit über ihn "verloren", indem sie in den Bremsflüssigkeitsbehälter zurückgedrückt wird. In deinem Fall müssen aber beide Kreise betroffen sein, weil sonst der "dichte" Kreis das Absinken vom Pedal verhindern würde, während der "undichte" Kreis einfach nur Druck verlieren würde und ggf. gar nicht mehr mitbremsen würde.

Ist so, dass beim Bremsen mit ABS das Bremspedal vibriert und dabei immer näher zur Spritzwand geht, bis das ABS sich wegen "Hydraulikdruck zu gering" abschaltet ?

Was passiert, wenn Du den Stecker vom ABS-Steuergerät abziehst und bei laufendem Motor (Bremskraftverstärker!) das Bremspedal lange mit voller Kraft betätigst ? Geht es dann auch aufs Bodenblech ?

Es kann also durchaus sein, dass der HBZ intern nicht mehr richtig abdichtet und beide Bremskreise betroffen sind. Das wäre aber schon echt "Pech", wenn beide Bremskreise betroffen wären.

Zitat:

@x6361 schrieb am 26. Juli 2024 um 10:46:10 Uhr:



WENN jetzt aber der HBZ nicht mehr richtig abdichtet, geht Flüssigkeit über ihn "verloren", indem sie in den Bremsflüssigkeitsbehälter zurückgedrückt wird. In deinem Fall müssen aber beide Kreise betroffen sein, weil sonst der "dichte" Kreis das Absinken vom Pedal verhindern würde, während der "undichte" Kreis einfach nur Druck verlieren würde und ggf. gar nicht mehr mitbremsen würde.

Wie würde das funktionieren? Meines Wissens verschliessen die beiden Kolben (Zweikreisanlage) bei Betätigung die Zulauföffungen vom Vorratsbehälter, aus naheliegenden Gründen. Wenn der HBZ undicht ist, sollte meiner Meinung (die durchaus falsch sein kann), die Flüssigkeit aus dem System austreten, sprich, weniger werden.

Allerdings könnte es in der Tat auch sein, dass nichts verloren geht, je nachdem wie der HBZ aufgebaut ist und wo die Undichtigkeit ist. Dazu ganz unten mehr.

Zitat:

Ist so, dass beim Bremsen mit ABS das Bremspedal vibriert und dabei immer näher zur Spritzwand geht, bis das ABS sich wegen "Hydraulikdruck zu gering" abschaltet ?

Was passiert, wenn Du den Stecker vom ABS-Steuergerät abziehst und bei laufendem Motor (Bremskraftverstärker!) das Bremspedal lange mit voller Kraft betätigst ? Geht es dann auch aufs Bodenblech ?

Guter Testvorschlag. Dennoch zwei Fragen/Anmerkungen:

1. Warum den Stecker abziehen? Wenn das Fahrzeug steht, wird das ABS eh nicht regeln

2. Wenn der Motor läuft, ist es einfacher, das Pedal tief durchzudrücken. Die Kolben kämen so in Bereiche, die sie sonst nicht sehen. Hiermit nehme ich Bezug auf die Behauptung, es würden sich Ablagerungen oder Grate im HBZ bilden. Meines Wissens gibt es eine Prüfung, bei der das Bremspedal mitttels Schubstange runtegedrückt arretiert wird und so mehrere Minuten bleiben soll.

Zitat:

Es kann also durchaus sein, dass der HBZ intern nicht mehr richtig abdichtet und beide Bremskreise betroffen sind. Das wäre aber schon echt "Pech", wenn beide Bremskreise betroffen wären.

Auf WSeitegibt es ein stark vereinfachtes Prinzipbild von der Hydraulik: Klick

Wenn an der Sache mit den Graten/Ablagerungen etwas dran ist und evtl. nur der indirekt betätigte Kolben (im Bild der, der für die Hinterräder zuständig ist) undicht ist, könnte es tatsächlich sein, dass keine Flüssigkeit verloren geht. Dann würde vermutlich im Regelfall der Abstand zwischen den beiden Kolben immer größer, evtl. so gross, dass sogar eine der Bohrungen zum Vorratsbehälter wieder frei wird. Das müsste ein eine hübsche Fontäne im Behälter geben.
Oder das System merkt, dass im zweiten (dem indirekten) Kreis der Druck zu gering ist und meldet dies als Fehler.

Edit: Auf Wikipedia gibt es auch ein Bild, welches detaillierter und aussagekräftiger ist (wieso bin ich da nicht gleich drauf gekommen?). Demnach könnte durch die dort "Equalisation Port" genannte Bohrung die Flüssigkeit zurück in den Vorratsbehälter laufen.

Fazit: Es könnte tatsächlich am HBZ liegen.
@MX_96: Du schreibst, das Problem tritt nur bei Bremsungen auf Schotter auf. Ich frage mich jetzt warum das so ist. Vermutlich werden dort alle 4 Räder in den Blockierbereich kommen (du hast ja noch den BKR ander HA, richtig?). Aber warum das den Fehler beschleunigt, ist mir noch nicht klar.
Frage in die Runde: Kriegt man einen Golf/Vento/Variant ohne ABS so stark gebremst, dass auf Asphalt auch die HA blockiert oder verhindert das der BKR zuverlässig?

Zitat:

Wie würde das funktionieren? Meines Wissens verschliessen die beiden Kolben (Zweikreisanlage) bei Betätigung die Zulauföffungen vom Vorratsbehälter, aus naheliegenden Gründen. Wenn der HBZ undicht ist, sollte meiner Meinung (die durchaus falsch sein kann), die Flüssigkeit aus dem System austreten, sprich, weniger werden.

Es gibt 2 verschiedene Dichtungen am HBZ: eine verhindert, dass Bremsflüssigkeit austritt. Die Bremsflüssigkeit würde dann am HBZ austreten, was hier wohl nicht der Fall ist.

Die andere dichtet den Druckraum ab, wenn gebremst wird. Wenn diese Dichtung nicht mehr richtig abdichtet, lässt sie beim Bremsen Bremsflüssigkeit zurück in den Ausgleichsbehälter zurückfließen: Der Bremsdruck fällt ab, es geht aber keine Bremsflüssigkeit verloren.

Zitat:

1. Warum den Stecker abziehen? Wenn das Fahrzeug steht, wird das ABS eh nicht regeln

Bei diesem alten ABS ist es wohl wirklich egal, aber neuere ABS/ESP Systeme regulieren den Druck auch, wenn das Fahrzeugt steht...

Zitat:

2. Wenn der Motor läuft, ist es einfacher, das Pedal tief durchzudrücken. Die Kolben kämen so in Bereiche, die sie sonst nicht sehen. Hiermit nehme ich Bezug auf die Behauptung, es würden sich Ablagerungen oder Grate im HBZ bilden. Meines Wissens gibt es eine Prüfung, bei der das Bremspedal mitttels Schubstange runtegedrückt arretiert wird und so mehrere Minuten bleiben soll.

Bei VW gibt es dazu eine Anweisung, man muss dann aber ein Manometer an die Entlüftung von einem vorderen Bremssattel anschließen : Mit der Schubstange den Druck an der Bremse auf 50Bar bringen. Innerhalb von 45s darf dann der Druck nicht mehr als um 4Bar abfallen.

Das Problem mit Ablagerungen tritt beim Entlüften auf, wenn die Anlage über Pedalpumpen mit Bremsflüssigkeit gefüllt wird und sich darum kein Druck aufbaut. Wenn sich das Pedal aber bis aufs Bodenblech drücken lässt und nirgendwo Bremsflüssigkeit austritt, ist der der HBZ eh kaputt und muss erneuert werden...

Zitat:

Wenn an der Sache mit den Graten/Ablagerungen etwas dran ist und evtl. nur der indirekt betätigte Kolben (im Bild der, der für die Hinterräder zuständig ist) undicht ist, könnte es tatsächlich sein, dass keine Flüssigkeit verloren geht. Dann würde vermutlich im Regelfall der Abstand zwischen den beiden Kolben immer größer, evtl. so gross, dass sogar eine der Bohrungen zum Vorratsbehälter wieder frei wird. Das müsste ein eine hübsche Fontäne im Behälter geben.
Oder das System merkt, dass im zweiten (dem indirekten) Kreis der Druck zu gering ist und meldet dies als Fehler.

Die Bremskreise sind diagonal: eine Kammer ist für vorne/rechts uns hinten/links, die andere für vorne/link und hinten/rechts.

Ich denke min. eine Dichtung auf dem Kolben, die zwischen Druckraum und Ausgleichsbohrung abdichten soll, ist nicht mehr 100% dicht.

Wenn das ABS pumpt, wird in dem betroffenen Bremskreis der Druck darum immer geringer, weil das Flüssigkeitsvolumen nicht mehr ausreicht, um den nötigen Druck aufzubauen. Es für das ABS extrem wichtig, dass die Menge der Bremsflüssigkeit im Hydraulikaggregat konstant bleibt, wenn es arbeitet. Die Druckspeicher können etwas ausgleichen, aber kein "Leck" im HBZ kompensieren.

Erstmal vielen Dank an alle dass hier nochmal so viel Schwung in den Thread kommt! 🙂

Zu dem "Pedaldruck-Test" im Stand: ich kann das Pedal schon ziemlich weit reindrücken, es fühlt sich weicher an als es sollte finde ich. Tatsächlich bis aufs Bodenblech geht es nicht, ich weiß aber auch nicht, ob der Kolben im HBZ schon auf Anschlag geht bevor das Pedal buchstäblich aufs Bodenblech geht. Bremsflüssigkeit verliere ich keine, und ich hab beim Einbau des neuen Hydraulikblocks auch den Bremskraftverstärker endoskopiert da dieser von außen rostet. Er sah innen gut aus und es war keine Bremsflüssigkeit darin.

Dass das Problem nur noch auf Schotter auftritt, würde ich jetzt mal schlicht auf die längere Betätigungsdauer schieben.

Ich könnte mir schon vorstellen, dass die Dichtungen im Hauptbremszylinder durch zu weite Betätigung des Bremspedals beschädigt wurden, weil das Steuergerät ja nicht mehr die ABS-Pumpe betätigt hat und mir dadurch das Pedal "ins Leere gefallen" ist. Das würde also Sinn ergeben. Auch hatte ich jetzt beim TÜV das Problem, dass bei mir die Bremsenwerte an der Hinterachse links und rechts zu weit abgewichen sind. Ob das jetzt direkt damit zu tun hat, wird sich nun zeigen.

Ich habe einen neuen Hauptbremszylinder von Brembo besorgt (M 85 024). @rpalmer hatte mir damals geschrieben, dass zur Teilenummer meiner ABS-Einheit ein HBZ mit 22,2mm Kolbendurchmesser gehören müsste. Diese finde ich aber nur als Variante mit 4 Anschlüssen (also ohne ABS). Bei der Variante mit 23,81mm Kolbendurchmesser gibt es zwei Ausführungen: eine bei der die zwei Anschlüsse links 90 Grad zur Seite herausgeführt sind, das wird wohl fürs Mark 20 ABS sein. Bei der anderen Ausführung sind diese so wie bei meinem alten rechts schräg nach oben rausgeführt.

Daher bin ich jetzt mal rein nach dem Erscheinungsbild gegangen. Dass meine Variante die teuerste von allen war hat mich jetzt gar nicht mehr gewundert, wie sollte es auch anders sein? 🙄

Voraussichtlich übernächste Woche werde ich den HBZ einbauen können und werde dann wieder berichten!

So ihr Lieben, der Hauptbremszylinder wurde geliefert und ich habe ihn heute eingebaut. Was soll ich sagen... ES HAT FUNKTIONIERT! 😁😁😁

Das Bremspedal ist im Stand nun deutlich härter, die Bremse fühlt sich auch besser dosierbar an. Der Pedalweg ist trotz allem relativ lang im Vergleich zu modernen Autos (ist eben auch die kleinste Bremsanlage im 3er Golf), aber ich kann es nicht mehr so tief reindrücken wie vorher. Ich habe mehrere Vollbremsungen auf einem Schotterweg aus 80km/h bis zum Stillstand gemacht, dabei war das ABS mehrere Sekunden am Arbeiten und das ABS schaltet sich nicht ab, die Kontrollleuchte bleibt aus so wie es sein soll. 😎 Das Bremspedal fällt während der ABS-Bremsung nicht mehr ins Leere, sondern bleibt hart.

Somit ist meine Odyssee mit dieser verdammten Bremsanlage wohl nun endlich vorbei.

Meine Vermutung zum Schadensbild ist mittlerweile folgende:
1. Defektes Flachbandkabel am Hydraulikblock sorgte für immer häufigere ABS-Ausfälle
2. Nachdem ich die Platine mit eingelöteten Bypassleitungen repariert habe, muss sich irgendwo unter dem (mit den zig zusätzlichen Kabeln sehr eng gewordenen) Deckel des Hydraulikblocks ein Kurzschluss eingeschlichen haben, der vom Self Check bei Zündung an nicht erfasst wurde. Das wundert mich nicht mehr, wo ich ja mittlerweile weiß dass selbst eine abgestecke ABS-Pumpe nicht vom System festgestellt wird
3. Das ABS-Steuergerät hat durch diesen Kurzschluss Schaden genommen, und konnte die ABS-Pumpe nicht mehr ansteuern
4. Dadurch dass die ABS-Pumpe bei einer ABS-Bremsung nicht mehr aktiviert wurde, ging bei einem ABS-Eingriff der Bremsdruck flöten und das Bremspedal fällt immer weiter ins Leere, bis schließlich der aufgebaute Bremsdruck komplett abgebaut ist und der Hauptbremszylinder auf Anschlag steht. Den fehlenden Hydraulikdruck erkennt das System und schaltet das gesamte ABS dauerhaft mit der bekannten Fehlermeldung ab. -> Hydraulikblock und ABS-Steuergerät wurden getauscht
5. Durch das dadurch bedingte viel zu weite Betätigen des Bremspedals und damit des Hauptbremszylinders, haben die Dichtringe Schaden genommen weil sie über den über die Jahre entstandenen Grat geschoben wurden
6. Durch die nun defekten Dichtungen im Hauptbremszylinder wurde der von der ABS-Pumpe aufgebaute Bremsdruck wieder teilweise in den Ausgleichsbehälter zurückgedrückt, wodurch im System mehr Druck verloren ging als die Pumpe nachliefern konnte (so wie @x6361 es beschrieben hat!). Dadurch ergab sich das neue Fehlerbild des langsam absackenden Pedals bis zum Abschalten des ABS

Ein wirklich SEHR unglücklicher Verlauf, die Fehlersuche hat mir noch fast den letzten Nerv geraubt. Ich konnte es mir irgendwann einfach nicht mehr erklären. @PKGeorge bekommt einen besonderen "Orden" von mir, da er bereits auf Seite 1 die richtige Vermutung mit dem Hauptbremszylinder geäußert hat. Besonders stark hat mich denke ich von der Fährte des Hauptbremszylinders die Formulierung des oft gehörten Tipps gebracht: "Wenn du im Stand das Bremspedal langsam bis zum Bodenblech drücken kannst, ist der Hauptbremszylinder defekt". Nun, so ist es aber nicht ganz. Das Pedal geht beim Golf 3 nicht annähernd bis zum Bodenblech wenn der HBZ defekt ist. Wenn man genau weiß worauf man achten muss (und das wusste ich bisher nicht), dann spürt man mit dem Fuß gaanz leicht wie der Bremskolben im Hauptbremszylinder auf Anschlag geht. Dann ist aber immer noch nicht Schluss, sondern man kann das Pedal mit Gewalt noch weiter treten - ich vermute mal, dass das von der Pedalerie selbst kommt, die elastisch etwas nachgibt. Dadurch habe ich das mit dem beschriebenen Fehlerbild für mich nicht in Einklang bringen können - es hat sich einfach anders angefühlt. Das zusätzlich defekte Steuergerät hat die Verwirrung dann nur noch komplett gemacht...😕

Ich möchte mich hiermit nochmal bei allen bedanken, die hier im Thread bei der Fehlersuche mitgeholfen haben 🙂 Dieses Fehlerbild wünsche ich selbst meinem schlimmsten Feind nicht! Ich hoffe, der Thread hier kann noch dem ein oder anderen armen Tropf weiterhelfen, der das gleiche Problem hat 🙂

Neuer Hauptbremszylinder 1
Neuer Hauptbremszylinder 2

Danke für den ausführlichen Bericht und klasse, daß der Fehler damit - hoffentlich- Geschichte ist.
Hättest du Lust, den HBZ mal der Länge nach durchzusägen?

Zitat:

@MX_96 schrieb am 4. August 2024 um 22:04:20 Uhr:



@PKGeorge bekommt einen besonderen "Orden" von mir, da er bereits auf Seite 1 die richtige Vermutung mit dem Hauptbremszylinder geäußert hat.

Ja Danke.
Das ist aber leider nicht immer so:
https://www.motor-talk.de/.../...tor-geht-aus-bei-50-gas-t7744881.html

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