Anfängerfrage an die Turbodiesel-Erfahrenen: Wie behandle/fahre ich meinen Motor pfleglich?
Tach auch, liebe gegenwärtige oder gewesene Dieselfahrer 🙂,
während ich mich gerade lustvoll in das Abenteuer stürze, einen augenscheinlich in der Substanz guterhaltenen und von einem Forenkollegen motormäßig aufgearbeiteten S210-Mopf 320 CDI Elegance [Fotos kommen auch noch, den Wagen habe ich gerade nicht in Reichweite] für eine hoffentlich lange Nutzungszeit klarzumachen - was überwiegend kleine Restarbeiten erfordert -, grüble ich natürlich schon darüber hinaus: da ein CDI ja nun mal offenbar was "etwas" anderes ist als ein Vorkammerdiesel - und erst recht was anderes als die mir vertrauten Benziner.
Konkret ist der Wagen nicht für den Alltag und schon gar nicht für den Winter und erst recht nicht für Kurzstrecken gedacht, sondern als Genuß-Saisonfahrzeug für gelegentliche längere Tagesreisen zwischen Frühjahr und Herbst.
So weit, so gut.
Aber: Besagte Tagesreisen werden sich nicht zuletzt auf französischen Landstraßen abspielen; und dort gilt bekanntlich weit überwiegend Tempo 80. Eher selten 90 oder 110.
Viel laufen wird der Wagen wahrscheinlich darüber hinaus vorerst nicht - ich gehe von maximal 5.000 km im Jahr aus.
Es ist also mein erster Diesel, und nach dem, was mir mein erfahrener Vorbesitzer sagte und nach dem, was ich hier im Forum gelesen habe, mag es so ein 320 CDI nicht so sehr, permanent mit 80 umhergefahren zu werden. Ich denke an sich langsam ansammelnden Ruß und Dreck im Motor, im Partikelfilter und und und 😱.
Meine Frage wäre also an die erfahrenen Dieselpiloten:
- Wie würdet ihr das handhaben, wenn ihr gezwungenermaßen weit überwiegend mit 80 unterwegs wäret - zwei Wochen am Stück mit Tagesetappen von 200 bis 300 Kilometern, und dann stünde der Wagen wieder für längere Zeit in der Garage?
- Wann und wie sollte man dem Wagen auch sonst mal bei höheren Geschwindigkeiten Auslauf geben - wie lang mindestens, wie oft mindestens, wie schnell mindestens?
- Woran kann man diesen schon etwas betagteren CDI-Motoren anmerken, daß der Rußfilter zur passiven Regeneration reif ist? Und wie mache ich diese passive Regeneration praktisch: Autobahn? Wie schnell? Wie lange?
- Wie vermeide ich unter diesen Umständen alle möglichen AGR-Probleme?
- Gibt es noch weitere Dinge, die man als CDI-Neueinsteiger beachten sollte?
Es geht mir darum, den Motor, der zwar gut läuft, aber schon eine beachtliche Laufleistung runter hat, auch künftig gut zu behandeln.
Denn es wäre sonst schade um den Wagen: er hat neben dem großen Motor eine Ausstattung, für die man fast einen Waffenschein braucht 😎 : bis hin zu COMAND und guterhaltenem Leder. Es ist einfacher aufzulisten, was er nicht hat: Standheizung, Sitzbelüftung, BOSE und CD-Wechsler.
Der Rest ist volles Programm 😋: der Erstbesitzer hat 2002 noch mal ein gutes Drittel des Listenpreises in Extras gesteckt. Der damalige Preis der Karre würde der Kaufkraft heutiger 85.000 € entsprechen.
Um mal richtig auf die Ka... zu hauen: Mein Fernziel ist, den Wagen in knapp acht Jahren reif fürs H-Kennzeichen zu haben. Schon wegen der Steuer und der möglichen künftigen Abgas-Hürden ohne "H".
Und dazu soll es dem Motor von Anfang an gutgehen 🤓.
Merci für jeden guten Tip 🙂.
19 Antworten
Zitat:
@W202mk67 schrieb am 3. September 2025 um 20:39:55 Uhr:
@Pendlerrad : Danke schön 👍. Das klingt mittelfristig auf jeden Fall interessant. Wozu ich bislang zu doof bin, es zu kapieren:
• Eine Standheizung dient also nicht nur dazu, daß ich im Innenraum bei stillstehendem Motor einen warmen Hintern behalte, sondern auch dazu, den Motor vor dem Start gezielt vorzuwärmen?
• Welche Teile braucht man für die Aufrüstung - und kann man die Arbeiten auch als nicht sonderlich versierter Schrauber selbst machen? (Ich hätte ggf. jemand sehr Versierten in Reichweite, der mir da sicher helfen könnte.)
Moin,
die Antwort auf die Frage zur Motorvorwärmung ist aktuell tatsächlich nicht mehr allgemein mit "ja" zu beantworten. Das Beispiel aus der alten S-Klasse, wo der Komfort des "chauffierten Chefs" über alles ging (Achtung , Klischee) hat sich verbreitet. Es gibt heute für Standheizungsbetrieb geteilte Kühlkreisläufen mit elektrischen oder Thermostatventilen. In diesen Fällen wird bei Standheizungsbetrieb zunächst tatsächlich der Innenraum erwärmt, der Motor nicht. Ich halte das für Schwachsinn, denn es funktioniert auch anders herum gut:
Wenn die Kühlflüssigkeit und Teile des Motors die von der Standheizung abgegebene Wärme aufgenommen haben kann der Innenraum-Wärmetauscher bei laufendem Motor in kurzer Zeit genug Wärme entnehmen um auch den Innenraum angenehmer zu temperieren oder Scheiben aufzutauen.
Für eine Aufrüstung bei einem CDI mit vorhandener Umgehungsleitung und entsprechendem Duoventil kann ich Dir einen Schaltplan und alle Teile liefern und auch einen passenden Kabelbaum anfertigen. Du musst nur wenige vorhandene Kabeladern trennen und Erweiterungen anbringen. Ich mache das mit Lötarbeit und Schrumpfschlauch, aber wenn Du eine Crimpausrüstung hast geht das selbstverständlich auch.
Das zusätzlich erforderliche Bedienelement muss die Einschaltdauer vorgeben, daher eignet sich ein einfacher Timer oder jede Standheizungssteuerung mit analogem Ausgang für den Anforderungspegel +12V zur Webasto.
Auch Einschaltsteuerung über Mobiltelefon ist gut möglich.
Da in einem Fahrzeug der Ruhestrom wichtig ist rate ich aber von GSM-China-Steuerungen wie z. B. RTU5015 ab. Bei einem solchen GSM-Empfänger habe ich 64 mA Ruhestrom gemessen, das ist für mich zu viel.
Ich habe verschiedene Standheizungsuhren und GSM-Empfänger (Webasto, DANHAG) und kenne die Ruheströme.
Über Details können wir uns gern mit PM austauschen, vorzugsweise als Konversation im C-Klasse-Forum oder email (wegen der Möglichkeit, Dateien auszutauschen).
Gruß
Pendlerrad
Zitat:
@Pendlerrad schrieb am 4. September 2025 um 14:18:01 Uhr:
Moin,
der OM646 im 203 hat etwa gleichen Wirkungsgrad und gleiches Motorgehäuse wie der 611, liefert daher auch prinzipbedingt wenig Abwärme. Für die Motorerwärmung sorgt eine Kombination aus kräftigem Generator und leistungsstarkem elektrischem Zuheizer. Die Belastung durch den Generator und die elektrische Aufheizung sorgen für die schnelle Erwärmung.
Ja, aber ich weiß nicht was du mir mit deinem Beitrag sagen willst.
Aufrüstung Zuheizer:
Wenn Du meinen Beitrag bis zum Ende liest kannst Du erkennen, das ich genau diese Aufrüstung eines kraftstoffbetriebenen Zuheizers zur Standheizung anbiete. Diese Möglichkeit gibt es also weiterhin. Nur Einbauen muss man das selbst, ist aber kein Hexenwerk.
Gruß
Pendlerrad
Gut zu wissen.
Zitat:
@W202mk67 schrieb am 2. September 2025 um 22:10:37 Uhr:
Meine Frage wäre also an die erfahrenen Dieselpiloten:
• Wie würdet ihr das handhaben, wenn ihr gezwungenermaßen weit überwiegend mit 80 unterwegs wäret - zwei Wochen am Stück mit Tagesetappen von 200 bis 300 Kilometern, und dann stünde der Wagen wieder für längere Zeit in der Garage?
• Wann und wie sollte man dem Wagen auch sonst mal bei höheren Geschwindigkeiten Auslauf geben - wie lang mindestens, wie oft mindestens, wie schnell mindestens?
• Woran kann man diesen schon etwas betagteren CDI-Motoren anmerken, daß der Rußfilter zur passiven Regeneration reif ist? Und wie mache ich diese passive Regeneration praktisch: Autobahn? Wie schnell? Wie lange?
• Wie vermeide ich unter diesen Umständen alle möglichen AGR-Probleme?
• Gibt es noch weitere Dinge, die man als CDI-Neueinsteiger beachten sollte?
Mach dir nicht zu viele Gedanken! Jetzt einmal ALLE Öl erneuern, dito ALLE Filter und die Bremsflüssigkeit, damit du über deren ALTER nicht im Unklaren bist, egal was da irgendwo eventuell vielleicht an Wartung gemacht wurde. Und dann einfach fahren. Wichtig ist halt, nicht im "kalten" Zustand "treten" und nach wirklich hoher Belastung nicht sofort Abstellen. Alle zwei Jahre oder 10tkm neues Motoröl und gut ist.
Bezüglich des Themas "Motor freifahren", dazu braucht es doch nicht zwingend eine AB. Entscheiden für das "abbrennen" von Ölkohle / Ruß etc. ist eine hohe Verbrennungstemperatur im Brennraum und dafür braucht es eine entsprechende "Last" und die dafür nötige Belastung/ Leistungsanforderung kann man auch gut Bergauf erzielen. Anstatt den Berg "hinauf zu schleichen", Gas geben max. Schub abfordern .. . Dito beim Überholen, ruhig mal ALLE PS auffordern sich gefälligst an der Kurbelwelle zu versammeln und nicht die ganze Zeit faul in der Ecke zu stehen! 😀 Übrigens Anhängerbetrieb erzeugt auch eine Ordentliche Last ...!
MfG Günter
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Danke, Günter 👍. Jep, die Suppen werden vom Vorbesitzer alle vor der Übergabe erneuert, die nächsten Wechseltermine inklusive der Filter habe ich im Auge.
Der Tip, nicht sofort nach hoher Belastung abzustellen, der hier mehrfach anklang, ist für mich als CDI-Anfänger sehr ergiebig - denn das hätte ich ohne eure Tips definitiv falschgemacht 🫣.
Eines habe ich mich allerdings gefragt: Wie haben das vor 20-25 Jahren die Taxifahrer mit ihren 210er CDI-Taxidieseln gemacht, daß ihnen die Motoren nicht zusauten? Da war doch die Kurzstrecke des Grauens plus Stillstand in Pausen der Normalfall. Nachlaufen lassen, ohne daß wir Kunden davon Notiz nahmen?