AFA+ mit Ultra Range Fernlicht (MultiBeam) erkennt weit entfernte Fahrzeuge nicht
Moin,
mein 'Adaptiver Fernlicht-Assistent Plus (AFA+)' erkennt entgegenkommende, gut beleuchtete Fahrzeuge ab einer Entfernung von ca. 400m (6-8 Leitpfosten) auf gerader Landstraße nicht! Im Nahbereich (also unter 400m) funktioniert der AFA+ einwandfrei.
Im Detail: AFA+ ist aktiviert (Lichtschalter auf ‚AUTO‘ und Fernlichthebel in Stellung ‚Fernlicht‘), es ist komplett dunkel, klare Sicht, kein Nebel oder Regen und kein Gegenverkehr. Die Frontscheibe ist sauber und die Kameras nicht beschlagen. Der AFA+ schaltet auf Fernlicht. Ab 40 km/h und gerader Landstraße schaltet das Ultra Range Fernlicht (URF) mit 650m Leuchtweite dazu (ein Feature der AFA+). Entgegenkommende Fahrzeuge, die weniger als ca. 400m entfernt sind, werden sofort erkannt: das URF wird ausgeschaltet und es wird auf Teilfernlicht umgeschaltet – alles wie es sein soll.
Sind die entgegenkommenden Fahrzeuge jedoch weiter als 400m entfernt, werden sie nicht erkannt - trotz ebenfalls hellem LED-Licht: es wird erstmal nicht auf Teilfernlicht zurückgeschaltet (man sieht es auch)! Dann wird durch Lichthupe signalisiert, daß mein Licht blendet. Durch die Lichthupe blendet mein System dann doch ab (Teilfernlicht). Ist das entgegenkommende Fahrzeug danach aber immer noch weiter als 400m entfernt, blendet mein AFA+ manchmal sogar wieder komplett auf – ein Zeichen, daß er das Licht wirklich nicht erkennt: der Assistent ist zu unempfindlich, wie kurzsichtig.
Das ILS (also die Abblendlicht-Features wie Autobahnlicht, Kurvenlicht, etc.) funktionieren einwandfrei, die Verkehrszeichenerkennung, bis auf sehr wenige Ausnahmen, auch.
Der S213 MoPf ist von 03/21 und seit 05/24 in meinem Besitz. Der AFA+ hatte anfangs allgemein nicht so gut funktioniert. Im Fehlerspeicher stand: ‚Kamera blind‘. Daraufhin wurde in 04/25 über die JS-Garantie die Streulichtblende getauscht (bekanntes Problem), ein SW-Update aufgespielt und eine Kalibrierfahrt gemacht. Danach funktionierte das dynamische Fernlicht (Multibeam und AFA+) fehlerfrei. Die beschriebene ‚Kurzsichtigkeit‘ des AFA+ fiel mir erst später auf. Ein Fehler steht momentan nicht im Fehlerspeicher (was die Fachwerkstatt leider komplett überfordert – und man hat's auch mit 'Das ist Stand der Technik' versucht).
Was kann hier das Problem in meinem System sein?
Wer hatte das Problem auch schon mal und konnte es lösen (das adaptive Fernlicht nicht mehr zu benutzen ist übrigens KEINE Lösung;-)
Was sollte zuerst gewechselt werden: Stereo-Kameras, Steuergerät? Oder einfach mal die Linsen putzen?
Da ich mich wegen der Kilometerleistung trotz JS-Garantie an den Kosten beteiligen muß (irgendwas um 50%), sollte nicht einfach alles sinnlos der Reihe nach getauscht werden. Aber um gemeinsam mit der Werkstatt das Problem zu erörtern/einzugrenzen, könnte ich ein paar Lösungsansätze, Ideen und gute Argumente gebrauchen…
Vielen Dank im Voraus!
Gruß, J.M.N
4 Antworten
Wenn die Blende getauscht wurde und die Kamera „blind“ anzeigte hätte die Kamera auch getauscht werden müssen gemäß interner Vorgabe.
Die Blende ist zwar für das Blind-Werden verantwortlich (Linse wird benetzt durch Ausgasung), das alleinige Tauschen der Blende behebt aber diesen Fehler nicht!
Deshalb wurde, wenn die Kamera nicht getauscht wurde, wohl die Kameralinse gereinigt, was nach internen Vorgaben unzulässig ist.
Wahrscheinlich ist die Linse noch nicht richtig sauber…
Also entweder das falsche Vorgehen reklamieren (ist wahrscheinlich schwierig nach der langen Zeit), oder Kamera selber tauschen oder Kamera ausbauen und Linse mit Isopropanol reinigen.
PS: 400m ist etwas wenig - aber mehr als 600-800m werden es auch im Optimalfall nicht.
Ok, danke für Deine ausführliche Antwort! Das hilft mir schon mal weiter und ist genau das Argument, was ich für die Werkstatt brauche! Vor allem das mit der ‚internen Vorgabe‘ ist gut zu wissen - denn die Kamera wurde definitiv nicht getauscht. Aber über die JS-Garantie sollte das noch drin sein - zuzahlen muß ich so oder so.
Ich war 14 Tage nach der Reparatur schon mal in der Werkstatt und habe ‚berichtet‘, daß der AFA+ jetzt wesentlich besser funktioniert, aber irgendwas immer noch nicht hinhaut - ich konnte das Problem seinerzeit leider noch nicht so richtig beschreiben/eingrenzen - daß die Probleme nur im Bereich größerer Reichweite auftreten, habe ich da noch nicht gecheckt - mich hat nur genervt, daß der Gegenverkehr immer noch gelegentlich Lichthupe gibt. Und die Werkstatt hatte auch keine Idee mehr, weil eben kein Fehler im Fehlerspeicher war.
700-800m Erkennung sollten aber ausreichen - denn wenn die Scheinwerfer richtig eingestellt sind, sollte das URF wirklich nur 650m mit der maximal zulässigen Leuchtstärke arbeiten - so die Vorschrift.
Ans ‚Linsen selber reinigen‘ hatte ich auch schon gedacht - aber eher nach der JS-Garantie. Und muß man die Kameras dann nicht wieder kalibrieren, oder haben die eine definierte Einbauposition?
Danke und Gruß, JMN
Die Einbauposition ist definiert und die Kamera kalibriert sich ständig selber nach.
Selbst bei Scheibentausch machen die meisten Werkstätten keine statische Neukalibrierung.
Sehr gut. Unter diesen Umständen würde ich mir sogar zutrauen, die Kamera selbst zu tauschen. Erst mal sehen, was die Werkstatt dazu sagt.
Kannst Du mir sagen, was die Stereo-Kamera ungefähr kostet?
Zum Material müßte ich eh 40% zuzahlen (oder es waren 60% bei Laufleistung größer 160TKm). Die Frage ist eher, was mit der Arbeitsleistung ist: beim letzten Mal wurde mir gesagt, daß Mercedes bei JS bis zu 250€ pro Fehlerfall an AL übernimmt - die wurden nun schon für das Auslesen des Fehlerspeichers, den Wechsel der Streulichtblende und die Kalibrierfahrt aufgebraucht. Ist Dir so eine 250€-Grenze bekannt, oder wurde mir das auch nur erzählt, damit ich nicht nochmal antanze…?
Mir ist sowieso nicht ganz klar, warum sich eine Fachwerkstatt nicht an ihre internen Vorgaben hält, sondern das nur als Empfehlung betrachtet. Ich kenne einige Mitarbeiter dort aus der Werkstatt und die arbeiten teilweise schon seit 20 Jahren da - so ganz ahnungslos sollten die eigentlich auch nicht sein. Entweder war die Kamera kurzfristig nicht zu beschaffen oder sie meinten, es ginge schon irgendwie mit Linsen putzen - vielleicht deshalb auch die eigentlich nicht erforderliche Kalibrierfahrt. Die wahren Gründe werde ich wohl nicht erfahren…
Im Nachhinein und mit meinem jetzigen Wissen betrachtet, war das ganze eher keine Glanzleistung dieser Werkstatt (mit Namen halte ich mich hier mal eher zurück…).